Erklärung: Tolkien gehört alles, mir gehört nichts. Außer Fabienne.

...and so it (almost) ends!

Am besten ist es, sich dieses Kapitel auszudrucken!

Doch Achtung : es sind über 8000 Wörter und 18 Seiten!

Bitte nicht wundern, aber alle elbischen Wörter werden, anders als sonst, erst am Ende des Kapitels übersetzt. Seid mir nicht bös`...lasst euch einfach nur verzaubern!

Kapitel 30

Sie knieten sich auf ihr Bett und sahen sich lange nur schweigend an. Jeder ließ seine Augen über die Gesichtszüge des Anderen gleiten und versuchte, sich alle Details, alle Feinheiten, jedes kleinste Merkmal des Geliebten einzuprägen. Fabienne hatte es dabei nicht leicht. Das Feuer war erloschen und zwei einzelne Kerzen gaben ihr einfach nicht das nötige Licht, um auch nur ansatzweise sein makelloses Antlitz genießen zu können.

Legolas Augen hatten dagegen kaum Mühe, etwas zu sehen. Wie eine Katze bei Nacht, deren scharfe Augen nur minimale Beleuchtung benötigen, sah er alles! Der Elb musste bei ihrem Anblick schmunzeln...seine Geliebte saß vor ihm, runzelte die Stirn und konzentrierte sich angestrengt auf ihr Gegenüber.

„Schließ deine Augen." sprach er sanft. Daraufhin nahm er ihre Hand und führte sie an seine Wange. „Lass deine Hände deine Augen sein!"

Fabiennes Stirnrunzeln verschwand und die Waldläuferin schmunzelte. Vorsichtig umrahmte sie mit der hohlen Hand sein Gesicht. Legolas hielt den Atem an und schloss nun seinerseits die Augen. Er genoss ihre zärtlichen, federleichten Berührungen, die über die markanten Wangenknochen, seine Lider, seine Stirn bis zu den Ohrläppchen gingen. Ein Zeigefinger machte sich selbstständig und fuhr sacht eine Linie über die Stirn bis zur Nasenwurzel zurück, um dann auf der Nase langsam herunterzustreichen.

An der Nasenspitze stoppte sie, hob ihren Finger ab und wanderte mit beiden Händen zu den Ohren. Doch bevor sie ihr Ziel erreicht hatten, hielt er sie plötzlich an ihren Handgelenken fest. „Was ist...?" Fabienne war irritiert...sollte sie ihn denn nicht berühren?

„Nichts! Ich will...nur nicht so schnell. Du verstehst?" Fabiennes Lächeln war so plötzlich wieder da, wie es verschwunden war. „Elbische Ohren...ich vergaß." flüsterte sie entschuldigend. Legolas schmunzelte nur und beugte sich vor. „Dreh dich rum." wisperte er in ihr Ohr.

Der Elbenprinz ließ sie los und die Waldläuferin veränderte gewandt ihre Position. Ihre Beine platzierte sie zwischen seine und setzte sich auf ihre Unterschenkel. Dann schloss sie wieder die Augen und lehnte sich an seinen Oberkörper.

Behutsam legten sich seine Hände auf ihre Schultern und strichen ihr feines, duftendes Haar beiseite. Augenblicklich spürte sie seine weichen Lippen in ihrem Nacken - diese sandten ihr behagliche Schauer den Rücken hinab und Fabienne entspannte sich immer mehr unter seinen Berührungen ...

„Pan i eryn pêd ne gwaew…" begann er leise zu flüstern, als er ihre Schultern und Hals liebkoste, „...lass na lass orthrannad i glam,...". Fabienne wagte kaum zu atmen...eine Hand wanderte langsam ihr Rückgrat hinab, die andere streichelnd von ihren Arm zur Taille.

„...mellon in lhess aníron: Pedich gell? Pedich nui?" Seine Stimme wurde noch etwas leiser, noch etwas tiefer und unter seinen sinnlichen, forschen Berührungen sowie seiner beruhigenden Worte wurde Fabiennes Verstand trunken.

„Cabed i celf-eryn dadbenn, ...na lhend aerlinn aníron,…" raunte er liebevoll weiter, als seine Hände wieder langsam an ihrem Oberkörper empor wanderten.

„...dinen ne ind nîn: Linna gell? Linna...naig?" Die letzten gehauchten Worte verklangen mit dem leisen Aufseufzen Fabiennes, als sich seine Hände schließlich um ihre Brüste schlossen.

„Taurinnya..." atmete sie schwer und jener glaubte zu schweben vor Glück. Fabienne drängte sich an ihn heran und gewährte ihm so mehr Spielraum. Längst waren auch ihre Hände auf Wanderschaft gegangen und genossen im Stillen die Muskelpartien der Innenseiten seiner Oberschenkel. 

„Geliebte...Melisse." raunte er unter unaufhörlichen Küssen ihrer Schulter, als eine Hand unter ihr Hemd fuhr und sich wieder den Weg nach oben bahnte. Fabienne legte den Kopf in den Nacken und drängte sich genussvoll seinen Zärtlichkeiten entgegen. Seine zweite Hand begann langsam, ihre Röcke die Beine hochzuschieben, doch brach plötzlich unvermittelt ab. Sie hörte ihn leise aufseufzen und er lehnte seine Stirn ihrer Schulter an.

Fabiennes Lider flatterten auf. Sie bog ihren Oberkörper noch mehr durch, drehte den Kopf zur Seite, hob ihre Arme nach hinten und zog ihn so zu sich herunter.

„Es ist...sicher." flüsterte sie gegen seine Lippen, welche nur noch wenige Millimeter vor ihr waren. „Es kann nichts passieren, Legolas!"

Weil es zu dunkel war, konnte die Waldläuferin den Wandel seines Gesichtsausdruckes nicht wahrnehmen...und das war auch gut so! Legolas Mundwinkel bogen sich zu einem Lächeln, doch seine Augen verengten sich zu denen eines Greifvogels, welcher kurz davor stand, Beute zu erlegen!

Fließend umfingen eng seine Arme ihren Oberkörper und zogen sie geschwind an sich heran. „Bist du dir...vollkommen und absolut sicher?" schnurrte er an ihre Lippen. Seine Stimme war lauernd und Fabienne begann herausfordernd, ihr Becken sacht gegen seines zu bewegen, nur um einen lustvollen Ton aus seiner Kehle zu entlocken.

„Mach...die...Nacht...unvergesslich! Trag mich...zu den Sternen, Lai..." hauchte sie selig...und verlor sich mit ihm in ihrer abgrundtiefen Leidenschaft!

Fast lautlos glitt der Elb in das Wasser ihres hölzernen Badezubers und legte leise seufzend den Kopf zurück. Nachdem sie sich gemeinsam bis zum Rande der absolut vollendeten Ekstase gebracht hatten, war Fabienne in seinen Armen in einen tiefen Schlummer gesunken.

Nur widerstrebend hatte er sie langsam losgelassen und sich erhoben. Die Nacht war nach wie vor finster und schwarz, doch der Elb fühlte bereits das kalte Grau des nahenden Morgens. Nicht mehr lange und die Hügelketten am Horizont würden in dem Zartrosa des Sonnenaufgangs getaucht sein. Ein erneuter Seufzer entdrang seiner Brust, während er vorsichtig die feinen Zöpfe seines Haares entwirrte, um dann gänzlich unter die Wasseroberfläche zu sinken. Es war noch vom Vortag, doch wollte er sie nicht wecken, indem er das Wasser gewechselt hätte – Fabienne sah so friedlich aus, wenn sie traumlos schlief.

Zögerlich betastete er die roten Striemen seiner Arme und Schultern...sie hatte sich so fest an ihn geklammert, als wolle sie ihn niemals wieder loslassen. Legolas war klar, dass dies nicht nur ein Zeichen ihrer Leidenschaft war, vielmehr war es von außerordentlicher Symbolik.

Er wusste, es war ein Hilferuf, ein Ausdruck ihres Schmerzes, ihrer Machtlosigkeit, ihn ziehen lassen zu müssen...doch ändern konnten sie es beide nicht!

Legolas blieb nur die nötige Zeit im Wasser, dann erhob er sich, stieg aus der Wanne und hüllte sich in ihre Stola. Minutenlang stand der Elbenprinz im fahlen Mondlicht des kleinen Badezimmers und versank in ihrem Duft, der mit dem Tuch verwoben war. Doch da vernahmen seine scharfen Ohren leise Geräusche aus ihrer Kammer...Fabienne war also erwacht.

Er holte tief Luft und entwirrte mit den Fingern sein langes Haar, während er langsam wieder in ihre Kammer hinüberging.

Warmer, rötlicher Feuerschein strahlte sie an, als sie mit seiner Kleidung über dem Arm am Kamin stand und auf ihn wartete. Sie wirkte müde, erschöpft, doch tapfer lächelte sie ihn an. „Komm her." flüsterte sie und Legolas bändigte seine Haare auf den Rücken, ließ ihr Tuch aufs Bett gleiten und ging zu ihr.  

Fabienne musste schlucken...deutlichst erkannte sie ihre „Handschrift" auf seinem Oberkörper und sie hatte sich fest vorgenommen, nicht in Tränen auszubrechen, um den ganzen Abschied zu erschweren. Sie schloss kurz die Augen, zählte bis drei und schaffte es dann, fest in seine glänzend blauen Augen zu blicken. Wortlos reichte sie ihm seine Hose, gab ihm die Stiefel und beobachtete ruhig, wie er hineinschlüpfte.

Dann trat sie mit seiner restlichen Kleidung auf ihn zu. „Darf ich?" Legolas breitete als Antwort die Arme leicht aus und lächelte sie an. Fabienne nahm sein silbriges Hemd und zog es ihm vorsichtig über den Kopf. Doch während sie die filigranen Schnallen des elbischen Textils verschloss, stellte sie erschrocken fest, dass ihre Finger nicht mehr gehorchen wollten und leicht zu zittern begannen. Sie spürte seinen intensiven Blick auf ihr, doch unbeirrt fuhr sie fort und schaffte es dann doch noch...nach einer halben Ewigkeit... die Schnallen zu verschließen.

Beide sprachen dabei kein einzigstes Wort!

Erneut breitete er seine Arme aus, als sich Fabienne mit der Tunika ihm näherte, um sie ihm wortlos anzulegen. Doch mit deren Verschlüssen hatte sie erst recht zu kämpfen. Schweiß bildete sich in ihren Handflächen, sie rutschte mehrere Male an den Schnüren ab und wurde zunehmendst nervöser. Tränen der Wut über ihre Unbeholfenheit wollten in ihr aufsteigen und schniefend hielt sie ihre Augen starr auf ihre Hände gerichtet.

Letztendlich schaffte sie es dann doch noch, den grünen weichen Stoff zu verschließen und nahm seinen Umhang an sich. Langsam trat sie hinter ihn, legte ihm den Stoff um die Schultern und holte dann vorsichtig seine Haare hervor. Dann trat sie wieder vor ihn, um die Blattspange aus Lorien zu verschließen.

Legolas sah sie dabei die ganze Zeit an und obwohl er ihre Berührungen und ihr Bemühen genoss, wurde sein Herz zusehendst schwerer. „Warum siehst du mich nicht an, melamin?" unterbrach er leise die Stille im Raum. Fabienne starrte auf die Spange, als ihre nunmehr unkontrolliert zitternden Hände es nicht schafften, die Nadel richtig zu platzieren. Doch antworten konnte sie ihm nicht, sie hatte sich nicht der Worte gerüstet.

`Ich habe dir doch noch soviel zu sagen, Legolas! So viel...! Doch wie?`

Als dann schmerzhaft die Nadel in ihren Daumen stach und Fabienne zusammenzuckte, hielt es Legolas nicht länger aus. Rasch griff er sich ihre Hände und hielt sie fest. Verzweifelt blickte sie stumm zu Boden und wagte es nicht, ihn anzusehen. Sie wusste, würde sie auch nur einmal in seine tieftraurigen Augen blicken, wäre es um sie geschehen, dann würde sie sich nicht mehr unter Kontrolle haben können.

„Komm her, lothamin." wisperte er liebevoll und versuchte sie an sich heranzuziehen, doch Fabienne versteifte sich. „Nnn...nein, du musst doch noch...die...deinen...Umhang...deine Waffen...Arod ist noch nicht...und ich..." stammelte sie laut schniefend. Er sollte sie auf keinen Fall so schwach und hilflos sehen...ihre einsamen dunklen Stunden lagen doch erst noch vor ihr! Erst dann wollte sie ihre Tränen vergießen...

Und er begriff sofort...stolz bewunderte er ihre Bemühungen, Haltung zu bewahren! Wortlos platzierte er einen Kuss auf ihre Knöchel, dann ließ er ihre Hände wieder los. Fabienne holte tief Luft, sah wieder auf und schaffte es mit einem einzigsten Versuch, die Blattspange zu verschließen. „Wo sind deine Armschoner?" fragte sie leise, während sie seinen Umhang zurechtzupfte.

„Ich gehe sie holen, sie sind...etwas schwierig anzulegen" Legolas lief neben das Bett und legte mit ein paar geübten Handgriffen seine Armschützer an. Fabienne hatte derweil seinen Köcher mit den Kurzschwertern und seinen Bogen an sich genommen und ging auf ihn zu.

„Nein! Erst die Haare." Verdattert blieb sie stehen, doch dann begriff sie, als er seine Hände hob und sich anschickte, das lange Haar zu entwirren. Fabienne sah etwas unschlüssig weg...ihr war es neu, einem Mann beim Zöpfe flechten zuzuschauen. Behutsam legte sie seine Waffen auf das Bett, nahm ihre Badestola an sich und ging daraufhin in das Bad, um sich auch noch etwas frisch zu machen!

„Du siehst...betörend aus." sprach Legolas, als sie dann seinen Köcher vom Bett nahm und fachmännisch die Lederriemen eng um seine Brust verschloss. Fabienne musste schmunzeln. Sie hatte sich lange ihr Gesicht mit Wasser gekühlt, dadurch auch ihre ursprüngliche Ruhe und Fassung wiedererlangt. Dann stellte sie sich hinter ihn und hielt abwartend ihre Hände über seine Schultern.

Unter schnellem Kreiseln platzierte er seine Kurzschwerter so, dass die Griffe genau in ihren Handflächen aufkamen. Blitzschnell griff sie zu, drehte die Schwerter noch einmal und steckte sie mit einem gekonnten Schwung in ihre vorgeschriebene Halterung vor den Köcher. Ein anerkennender Pfiff über die Schulter bestätigte sie in ihrer Aktion ...Fabienne war plötzlich unglaublich stolz, ihn nicht nur durch ihre Weiblichkeit gewonnen zu haben!   

Doch als sie ihm seinen Bogen vor den Köcher platzieren musste, wurde sie wieder still. Es war das Letzte, was ihn zum kompletten Krieger ausstattete...nun gab es nichts mehr für sie zu tun!

Legolas drehte sich langsam zu ihr herum und sah sie liebevoll an. Nervös verknetete Fabienne ihre Finger ineinander, schaffte es aber trotzdem, ihn offen in die Augen schauen zu können.

„Es ist Zeit." wisperte er tonlos. Die Waldläuferin nickte kaum merklich und holte tief Luft.

Fabienne trat als Erste in den Gang hinaus, der mittlerweile stark bevölkert war. Legolas jedoch verharrte auf der Schwelle, drehte sich noch einmal herum und ließ ein allerletztes Mal seinen Blick durch ihre Kammer schweifen. Zuviel war hier drin passiert, dass er nicht so ohne weiteres hinaustreten konnte. Fabienne wartete einen Moment, dann ging sie lächelnd zu ihm zurück. Der Elbenprinz zog sie an sich heran und hauchte einen Kuss auf ihre Wange. „Hannon le...*" („Ich danke dir...*") flüsterte er dabei liebevoll, dann schloss er ihre Tür.

Dunkelgrauer Himmel empfing sie, als sie Hand in Hand auf den Vorplatz hinaustraten. Bleierne Wolken zogen tief über ihre Köpfe hinweg und der Wind wehte äußerst frisch. `Wenigstens ist die Sonne nicht aufgegangen.` dachte Legolas sarkastisch, als er seinen Blick schweifen ließ. Fabienne begann augenblicklich zu frösteln, doch nicht nur ob der morgendlichen Kälte. Edoras Straßen und Plätze waren mit Pferden und Kriegern bevölkert, doch war es merkwürdig still. Diese unnatürliche Stille machte ihr zu schaffen...nirgendwo war ein lächelndes Gesicht zu sehen oder hörte man aufmunternde Worte, während sie langsam zu den Ställen schritten.

Als ein erneuter Schauer sie erzittern ließ, sah er sie prüfend an. „Du wirst doch nicht etwa krank?" Fabienne schüttelte bestimmt ihren Kopf...das Letzte was sie jetzt haben wollte, war, dass er sich Sorgen um sie machte. „Mir ist nur kalt. Ich werde mir wärmende Sachen holen, ja?" sprach sie schnell. „Beeil dich aber!"

Fabienne flitzte aus dem Stallgebäude hinaus, rannte so schnell sie konnte durch die Straßen und dann die Freitreppe hinauf. Sie stürmte in ihre Kammer, griff sich den wollenen Reiseumhang, welchen sie in Helms Klamm „gestohlen" hatte und wandte sich wieder der Türe zu...

„Eomer!!" rief sie atemlos, als sie seine breite Statur im Türrahmen gewahrte. „Ich...ich wollte mich...von dir verabschieden, Fabienne! Ich weiß nicht, ob...wir uns je wiedersehen!" begann er ohne große Umschweife. Fabienne hatte dafür jetzt keinen Nerv...für sie zählte doch jede Sekunde, die sie noch mit Legolas verbringen konnte. Doch etwas in seinem Blick und seiner Stimme ließ sie zur Besinnung kommen...er zog ja auch in den Krieg! Der Marschall der Riddermark war nicht nur gekommen, um sich von ihr zu verabschieden...er wollte alle Geschehnisse, alles was vorgefallen war, ins Reine bringen! Um nötigenfalls mit einem reinem Gewissen zu fallen...

„Eomer, ich..." begann sie leise, doch er unterbrach sie.

„Außerdem wollte ich mich gleichzeitig entschuldigen...für mein Verhalten dir und...ihm gegenüber. Es stand mir nicht zu. " Der Marschall der Riddermark sah sie aufrichtig an und Fabienne fühlte, wie ihr altes Band der Freundschaft wieder erstarkte. Doch auf einmal sah er sich hastig um und fragte nonchalant: „Wo...ist der eigentlich? Ist er nicht hier?" Fabienne blieb mitten in ihrem Schritt zu ihm stehen und sah ihn abwartend an. Sein Tonumschwung gefiel ihr nicht...und auch nicht sein umhersuchender Blick.

„Er...ist in den Ställen." antwortete sie vorsichtig. „Ich...habe leider keine Zeit mehr, Eomer. Ich war gerade auf dem Weg dahin!" wollte Fabienne die Unterhaltung beenden und versuchte, zwischen ihm und dem Türrahmen hindurchzuschlüpfen, doch Eomer fasste sie jäh an den Schultern und zog sie rasch an sich heran. „Zu ihm? Du gehst zu ihm, nicht wahr??!! Wie ist er denn so....dein kleiner...spitzohriger...ELB? Stellt er dich zufrieden?" zischte er ihr ins Ohr.

„Wie kannst du es wagen!" fauchte sie zurück. „Komm endlich zur Besinnung, EOMER!" Offensichtlich waren bei ihrem „Freund" alle Sicherungen durchgebrannt und ihm war jetzt alles egal geworden. Denn Eomer begann plötzlich, Fabienne in ihre Kammer zurückzuschieben. „Ich...kann es doch viel BESSER!" grölte er und machte sich sofort an ihrem Umhang zu schaffen.

Fabienne holte weit aus und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Danach griff sie sofort in seine Haare und ließ seinen Kopf mit ihrem Knie kollidieren. Eomer taumelte benommen zurück, hielt sich seine blutige Nase...und sah sich im nächsten Moment ihrer Schwertklinge gegenüberstehen.

„Sein Name...ist Legolas Grünblatt, Prinz...von Düsterwald! Und ich...bin seine rechtmäßige Angetraute, MARSCHALL!!! Lernt das endlich!" knurrte sie ihn eisigst an.

Eomer wischte sich ruhig mit dem Handrücken über sein Gesicht und richtete sich zu voller Größe auf.

„DU...musst noch viel lernen, WALDLÄUFERIN! Glaubst du im Ernst, dass die ausgesprochene Verlobung Theodens im Waldlandreich von irgendeiner Bedeutung ist? HÄH??!! Warum glaubst du wohl, bist du nur verlobt? Warum hat er euch nicht gleich verheiratet? Weil er es nicht kann! Und somit genauso wenig, eine Verlobung auszusprechen! Die Könige Rohans trauen nur Landsleute, daher unterliegt es dem rechtmäßigen Herrscher, euch zu trauen. Du weißt, wer das ist, nicht wahr? König Thranduil nennt er sich, nicht wahr?" Seine Stimme wurde plötzlich honigsüß. Fabiennes Schwert sank langsam herunter...doch ihr Herz klopfte wie verrückt! Sie war doch aber eine Rohirrim...oder etwa nicht?

„Hat dein kleiner Elbenprinz auch nur einmal von seinem Vater gesprochen? Hat er ihn auch nur einmal erwähnt? Denkst du, du könntest ihm einfach so den Kopf verdrehen und schon wirst du Prinzessin vom Düsterreich?" „DÜSTERWALD!" schrie sie ihn zornig an. Fabienne bebte am ganzen Leib. Seine Worte hallten in ihrem Kopf hin und her...und formierten das schrecklichschöne Gebilde der Wahrheit! Eomer hatte Recht!

„Du bist immer noch zu haben, Fabienne. Nichts hat sich seit deiner Ankunft verändert." flüsterte er, nun wieder näherkommend. Fabienne zog sofort wieder ihr Schwert und behielt den Abstand zu ihm. „Er hat seinem Vater einen Brief geschrieben! Bevor...es passiert ist!" entgegnete sie ihm mit fester Stimme. Eomer verharrte in seiner Bewegung, sah sie aber weiterhin grinsend an. „Weißt du das wirklich, Fabienne? Und wenn ja, hat er dich überhaupt in diesem Brief erwähnt?"

Fabienne reichte es. Ihre Gedanken überschlugen sich und die verstreichende Zeit saß ihr im Nacken. „Beantworte mir nur eins, Eomer, Eomunds Sohn! Nur eine Frage: Warum...hat...es Theoden...dann überhaupt getan? Warum hat er uns denn verlobt, obwohl er weiß, dass er es gar nicht darf?"

Doch Eomer ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Weißt du, was dein Herr Elb und König Theoden an diesem Morgen überhaupt besprochen haben, Fabienne? Am Tag eurer...Verlobung?!" Bei seinem letzten Wort verdrehte Eomer theatralisch die Augen und sprach es übertrieben betont aus. „Ja,... ja, das weiß ich sehr wohl!" zischte Fabienne zurück.

„Er...also Theoden...hat mir alles erzählt. Bis ins kleinste Detail!" Sie wurde nicht einmal rot bei ihrer kleinen Notlüge. In Wirklichkeit war es ja Legolas, der ihr davon berichtet hatte, doch das hätte Eomer gleich wieder gegen sie benutzen können. Dieser stutzte und zog eine Augenbraue hoch. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber dann gleich wieder.

Und Fabienne nutzte ihre Chance. „Unser Bund ist UNVERWÜSTLICH, UNERSCHÜTTERLICH UND UNANTASTBAR!!! Etwas, was du niemals begreifen könntest...und niemals erfahren wirst! " `Jedenfalls nicht durch mich!` Damit schlüpfte sie an ihm vorbei und hinaus in den Gang. Hinter der Schwelle drehte sie sich noch einmal herum. „Egal, ob wir verlobt, verheiratet oder nichts von alledem sind: Legolas und ich, wir gehören zusammen...und daran wird sich NIEMALS etwas ändern!" Damit ließ sie ihn stehen und rannte weg.

„Und wo sind dann eure Ringe, als Zeichen der ewigen Liebe und Treue zueinander?" flüsterte der Marschall der Riddermark in die nun menschenleere Kammer.

Schwer atmend stürzte Fabienne hinaus auf den Vorplatz Meduselds und traf dort prompt auf Eowyn, welche nervös und händeknetend auf dem Vorplatz stand. Überrascht stellte sie fest, dass die Wolken jetzt nur noch als Fetzen den Himmel entlang flogen und die Sonne sich hindurchkämpfte. „Fanny...was willst du denn mit dem Schwert? Gehst du etwa...auch...mit?"

Fabiennes Augen durchsuchten rastlos Edoras, doch bei den Worten Eowyns stockte sie und sah die Schildmaid unvermittelt an. „Nein...nein...ich...Moment mal! Was heißt hier denn auch, hmm? Heißt das, du reitest mit den Männern nach Dunharg?" Eowyns Augen huschten in jede mögliche Richtung. „Naja, ich, ja,...ja, ich reite mit!"

„Du weißt, das die Frauen Edoras dies nur als Vorwand nutzen, um...na, du weißt schon?" wisperte Fabienne schnell. Eowyn nickte flüchtig. „Natürlich weiß ich das." flüsterte sie genauso hastig zurück. „Doch wenn ich nicht bei ihm bin, dann...!"

„Eowyn! Jetzt hör doch mal auf an Herrn Aragorn zu denken! Denk an die Vision im Spiegel! Denk doch nur EINMAL daran!" herrschte sie Fabienne an. Langsam wurde es der Waldläuferin zu bunt. Sie hatte doch keine Zeit mehr...

„Ich denke soviel wie ich will an ihn!" schnappte Eowyn beleidigt zurück. „Ich fühle, dass die Vision irgendetwas mit ihm zu tun hat. Irgendeine Verbindung gibt es...und das muss ich herausfinden. Fabienne? Fabienne??" Doch die Waldläuferin war zu sehr abgelenkt. Ihre Augen hatten Legolas erspäht und langsam setzte sie sich bereits in Bewegung. „Na schön, wenn mir sonst keiner zuhören will, erzähle ich es halt dem Wind!!!" schrie ihr Eowyn hinterher.

Fabienne stoppte, rannte zur Schildmaid zurück und drückte ihr ohne Umschweife das Schwert in die Hand. „Hier! Verwahre es bitte kurz für mich!" Damit drehte sie sich auf dem Absatz herum und stürmte die Freitreppe hinunter, eine vor Wut schnaubende Schildmaid zurücklassend.

Doch kaum hatte sie die Treppe hinter sich gelassen, war sie auch schon von Reitern eingekesselt und musste sich langsam hindurchkämpfen. Dabei beruhigte sich wieder ihre Atmung und ihr Gedankenchaos konnte sich etwas formieren. `Was, wenn Eomer Recht hat? Was, wenn alles nur ein Spiel war? Was, wenn Legolas Vater gar nichts weiß? Ach, Nonsens!!! Was aber, wenn doch?`

Legolas stand mit Aragorn, Gimli und Merry zusammen und kehrte ihr den Rücken zu, als sie sich langsam näherte. Gimlis Augen glänzten auf, als er sie erblickte und daraufhin zwinkerte er seinen elbischen Freund zu. Legolas drehte sich mit einem Lächeln auf dem Lippen um, welches aber erstarb, als er ihren Gesichtsausdruck sah.

Fabienne gab ihm mit einem kurzen seitlichen Kopfnicken ein Zeichen, dass sie ungestört sein wolle und Legolas wandte sich besagter Richtung zu, welches mit Gepfeife von Merry und Gimli quittiert wurde. Der Elb drehte sich daraufhin scharf zu ihnen rum...und die Pfiffe verstummten!

Sie lehnte an der sonnigen Wand an einer Stallmauer und wartete, bis er ihr gegenüberstand. „Was ist passiert?" Legolas Stimme war ruhig und beherrscht, doch gleichzeitig hörte sie den lauernden Unterton heraus, welches ihr Gehör mittlerweile schon vermochte zu unterscheiden.

„Hast du den Brief an deinen Vater geschrieben, Legolas? In der Nacht, bevor unsere...Hochzeit...stattfinden sollte?" Der Elbenprinz runzelte wegen dieser Frage leicht die Stirn, doch nickte ihr zu. „Was hast du geschrieben?" flüsterte sie hastig und lehnte sich etwas vor. „Von der Reise! Von den Kämpfen! Von dir und...unserem Kind. Das ich dich zu meiner Frau nehmen werde...und mir dessen Entscheidung sicher bin!"

Fabienne lehnte sich wieder an die Mauer und schloss kurz die Augen. „Wusstest du, dass König Theoden gar keine Befugnisse hat, uns zu trauen?" Legolas hob eine Augenbraue und schüttelte den Kopf. Bei den Elben hatte jeder König die Macht dazu, ewige Bündnisse zu beschließen...warum sollte das bei den Menschen anders sein?

Fabienne öffnete ihre Augen wieder und schickte sich an, etwas zu sagen...doch gewahrte aus dem Augenwinkel Eomer! Er lief in geraumer Entfernung zwischen den Reitern hindurch und schenkte ihr keine Beachtung. Legolas verfolgte ihren gebannten Blick bis zu ihm...und seine Augen verdunkelten sich.

„Was ist hier los, Fabienne?" flüsterte er. Seine Stimme klang jetzt drohend und er stellte sich sehr nah an sie heran, indem er sich mit beiden Händen neben ihren Kopf abstützte. Fabienne presste sich so flach wie möglich rücklings an die Wand, doch ihre Nasenspitze berührte trotzdem fast sein Kinn. „Behalte...ihn...im Auge, Legolas." wisperte sie. Eomer würde ihr nichts mehr tun, dessen war sie sich sicher. Doch das hieß noch lange nicht, dass er sich demzufolge nicht versuchen würde, an Legolas zu rächen. Die Waldläuferin wusste nur zu gut, wie gefährlich Eomer war, wenn er erstmal die Chance bekam zu kämpfen!

„Beantworte meine Frage, Fabienne!" raunte Legolas, weiter mit Nachdruck an ihr Ohr. Er hatte sich ihren Abschied anders vorgestellt. Voller Versprechungen und voller Hoffnung...und nicht mit gegenseitigem Misstrauen und ausweichendem Verhalten.

Fabienne seufzte tief auf und hob ihren Blick. Es würde zu lange dauern, ehe sie ihm alles erklären würde...und der Abschied würde in einem Desaster enden, wenn ihr Geliebter erst einmal erfuhr, was Eomer mit ihr vorgehabt hatte! Denn schon kam Bewegung in ihr Umfeld...Krieger schwangen sich auf ihre Rösser und vereinzelte Befehle erschallten. Ihre Zeit war gekommen...

„Egal, was passiert ist, Legolas...komm zu mir zurück! Komm einfach zurück." Ihre Stimme war ein einzigstes Flehen, von ihrer Machtlosigkeit unterstrichen. Dabei fuhren ihre Hände federleicht über seinen Oberkörper bis zur Brust hoch und legten sich auf seine Schultern. „Legolas! Es ist Zeit!" rief im selben Moment Aragorn zu ihnen hinüber.

Der Elbenprinz löste sich langsam von der Stallmauer und sah die Waldläuferin lange prüfend an. Dann nahm er sie mit einer einzigsten geschmeidigen Bewegung in die Arme und presste ihren schlanken Körper an sich. „Ich verspreche es dir...ich komme zurück! Solange du nur auf mich wartest!"  Seine Stimme war voller Sehnsucht und gleichzeitig so voller Hoffnung...und Fabienne konnte einen kleinen Schluchzer nicht unterdrücken.

„Ich werde die Stunden zählen, bis wir uns wiedersehen." flüsterte sie an seiner Brust und da umarmte er sie noch fester. „Dann verzähl dich nicht...denn ich werde dich danach fragen." antwortete er liebevoll und schaffte es, dass sich ein flüchtiges Lächeln auf ihren Lippen zeigte.       

„So möge ihre Zahl klein sein..." wisperte sie noch flüchtig, bevor ihre Lippen zu einem innigen Kuss verschmolzen. Keiner von beiden schaffte es abzubrechen. Immer und immer wieder fing einer von ihnen an, den anderen mal sanft, mal leidenschaftlich zu küssen.

„Legolas...es ist genug. Komm..." hörte er plötzlich leise Aragorns Stimme.

Sofort hob er den Kopf und seine Augen suchten nach Aragorn. Dieser hatte nur geflüstert, doch der Elbenprinz hatte es gehört. Der zukünftige König Gondors saß schon auf seinem stolzen Hengst und seine Augen sprachen Bände. `Ich verstehe dich ja. Doch je länger, desto schwieriger wird es!` gab er ihm damit zu verstehen.

Langsam begann sich dann, Fabienne von seinen Schultern zu lösen und legte nur noch ihre Hände leicht auf seine Brust. Nun war es endgültig soweit...ihre Zeit war vorbei!

„Mögen deine Pfeile die schnellsten sein...und dein Schwert todbringend. So wie immer..." sprach sie leise.

Da lehnte er seine Stirn an ihre. „Und mögen deine einsamen Stunden niemals von Verzweiflung und Kummer verdunkelt, sondern durch silbernen Glanz erhellt sein..." Damit nahm er ihre rechte Hand und Fabienne hielt den Atem an, als er etwas Kühles über ihren Ringfinger streifte. Langsam hob sie ihre Hand ins Licht...und ihr verschlug es den Atem. `Er ist es!` erkannte sie und fasziniert starrte sie den silbernen Ring aus ihrer Vision an.

Ungläubig blinzelte sie Legolas in seine himmelblauen Augen, die voller Liebe auf sie hinabsahen. „Hannon le…" flüsterte sie gepresst und ihre Augen glänzten verräterisch feucht.

„Ni meleth gwainna alim... egal, wohin!" sprach er mit fester, ruhiger Stimme und hob ihre rechte Hand an, um den Ring zu küssen. Dabei verfing sich gleißendes Sonnenlicht an seiner Hand...er trug denselben silbernen Ring wie sie. Fabienne konnte nur noch glücklich lächeln, zu mehr war sie nicht mehr in der Lage.

Und als er sanft seine Lippen auf ihre Stirn brachte, um sie zum allerletzten Mal zu küssen hüllte sich ein Mantel inneren Seelenfriedens um sie herum.

Und so war es der Waldläuferin das vorher Unvorstellbare möglich - ohne Überwindung ihrer Selbst den Elben loszulassen, so dass er sich wortlos umdrehen konnte und langsam erhobenen Hauptes von ihr entfernte.

Arod begrüßte ihn mit einem eleganten Kopfnicken und stand ruhig, während sein Herr sich auf ihn schwang. Nachdem er Gimli hochgeholfen hatte, suchte sein Blick sofort wieder nach Fabienne. Doch die sonnenbeschienene Stallmauer war verwaist. Verwirrt ließ er seine Augen wandern, während er Arod Schritt gehen ließ. Doch durch die losziehenden Reiter konnte er sie nicht sofort entdecken und Unruhe stieg in ihm hoch...

Doch dann atmete er auf ...Fabienne hatte sich nur durch die Reiter hindurchgekämpft und war auf den großen Podest der Freitreppe geklettert. Nun stand sie neben Eowyn und ihre Röcke wölbten sich sacht in der Morgenbrise. Schwarze und blonde lange Haare umspielten sanft bewegt ihre Gesichter und beide lächelten tapfer!

Plötzlich kam Bewegung in die Massen...melodische Horntöne erklangen mehrmals laut und gaben das endgültige Signal zum Aufbruch! Theoden und Eomer riefen einige kurze Befehle, dann formierten sie die Spitze des Zuges. Aragorn hob seine Hand und entsandte einen stummen Gruß zu den beiden Frauen empor. Daraufhin hoben Eowyn und Fabienne synchron die Hände und flüsterten ebenfalls einen Abschied, dann folgte der dunkle Dunedaín König Theoden.

Und Eowyn rannte ohne ein weiteres Wort in die goldene Halle hinein...

Legolas war noch nicht losgeritten und hielt seine Augen fest auf Fabienne gerichtet! Doch dann kam langsam seine rechte Hand hoch und legte sich über sein Herz. Die Waldläuferin schmunzelte...und tat es ihm gleich. Elb und Menschenfrau entboten stumm den einfachen Gruß, senkten gleichzeitig ihre Köpfe und richteten sich wieder auf.

Dann nahm er seine Hand vom Herzen weg und streckte sie in die kalte Luft. Fabienne lächelte immer noch und streckte auch ihre Hand aus... hell blitzten ihre Ringe in der strahlenden Morgensonne auf! „Mögen die Valar mit euch sein,..." flüsterte sie bewegt und feierlich, als Arod lostrabte, „...und mögen sie dich beschützen!"

Donnernde Hufe ließen die Straßen Edoras erzittern, als sich das gesamte Feld der Krieger in Bewegung setzte. Fabienne verfolgte seine kleiner werdende Gestalt, bis er sich bis zur Spitze durchgekämpft hatte und von nachfolgenden Reitern überdeckt wurde. Erst dann setzte sie sich in Bewegung und lief langsam die breiten Stufen von Meduseld hinab, während das breite Feld unter ihr immer schneller vorwärts ritt.

Eine steinerne Figur auf dem ersten Podest gab ihr Halt, als sie vergebens versuchte, seinen Hengst nochmals zu entdecken! Doch so sehr sie sich auch reckte und streckte, durch den aufwirbelnden Staub und die gewaltige Kavallerie konnte sie ihn nicht mehr ausfindig machen. Trotz alledem blieb sie noch lange stehen und beobachtete ruhig die davonreitende Schar.

Als einige Zeit später die letzten Reiter das Tor passierten, stieg Fabienne langsam die steinernen Stufen wieder hinauf. Seufzend hob sie ihr Schwert auf, welches Eowyn aufs Podest gelegt hatte und ließ nochmals ihren Blick über die weite Ebene Rohans schweifen, welche jetzt unter den Hufen der Rohirrim erzitterte und durch ihrem Staub vernebelt wurde.

„Fanny?" flüsterte da Eowyn plötzlich nah bei ihr. Blinzelnd wandte sich Fabienne zur Schildmaid um. Ihr abwesender Gesichtsausdruck wich einem erstaunten, während sie die Kleidung der Schildmaid musterte. Doch dann stahl sich Erkenntnis in ihr schönes Gesicht und sie musste lächeln.

Unsicher sah die Schildmaid an sich herab und befingerte nervös ihren Helm. „Männerkleidung steht dir gut, Eowyn." schmunzelte Fabienne und trat einen Schritt auf ihre beste Freundin zu. „Du weißt, was du tust? Du bist dir ganz sicher?" flüsterte sie. Eowyn nickte nur stumm und sah ihre Freundin aufrichtig an. Dann warf sie sich in ihre Arme und die beiden Frauen umarmten sich lange schweigend.

„Pass auf dich auf, ja? Pass bloß auf dich auf!" sprach Fabienne nach geraumer Weile leise in ihr Haar...sie wusste plötzlich, Eowyn würde aus Dunharg nicht mehr wiederkommen!

Die blonde zarte Frau schluckte, als sie sich von ihr löste. „Es...ist meine Bestimmung! Ich fühle es." antwortete sie mit fester Stimme. „Und wenn...mir etwas passieren sollte, dann sei es..." fügte sie leise hinzu. Da drehte Fabienne ihr Langschwert plötzlich schwunghaft nach oben. Die eindrucksvolle Klinge warf einen leuchtenden Streifen auf das Antlitz der Schildmaid, welche fasziniert den glänzenden Stahl bewunderte.

„Möge dir mein Schwert in dunkelster Stunde zur Seite stehen. Es ist alles, was ich dir geben kann! Jedoch auch alles, was du brauchst!" Eowyns Augen leuchteten auf und ergriffen schlossen sich langsam ihre behandschuhten Finger um den ledernen Waffenknauf.

Das Schwert wog massig in ihrer Hand, doch geschickt fand sie seinen Schwerpunkt und balancierte es aus. „Es wird in deinem Namen kämpfen...und in deinem Namen soll es Tod und Verderben unseren Feinden bringen!" sprach sie feierlich und sah Fabienne stolz und dankbar an. Ein letzter fester Händedruck und die grazile blonde Frau in Hosen lief schnell die Treppe hinab zu den Ställen.

Zurück blieb eine große, schlanke Frau, deren lange Haare und Röcke nun wild im Wind flatterten. Fabienne schmunzelte – Waldläuferin und Schildmaid hatten also unbewusst die Rollen getauscht! Sie blieb noch solange stehen, bis sie Eowyns davonreitende Gestalt nicht mehr sehen konnte, nur noch einen winzigen Punkt am Horizont, der sich alsbald mit den Farben der Erde verband und unsichtbar für jedes menschliche Auge, verschwand.

Erst dann drehte sie sich langsam um und betrat die riesige, dunkle Halle Meduseld. Schweigsam und lautlos lief sie durch die menschenleere Halle, öffnete eine Seitentüre und schlüpfte in einen der Gänge, welcher sie zu ihrer Kammer führen sollte. Geräuschlos, gleich eines Schattens, bewegte sich die schlanke Frau langsam durch die finsteren Gänge der Anlage. Niemand begegnete ihr...und niemanden wollte sie sehen.

„Du fehlst mir schon jetzt..." wisperte sie, nachdem sie in ihre Kammer getreten war und minutenlang einfach nur wie gelähmt auf der Stelle stand. Doch niemand antwortete ihr und die Stille hüllte sie wie ein Kokon ein, legte sich über sie, nahm ihr den Atem.

Nach Luft ringend griff sie zur Beruhigung sofort zu seinem Ring und drehte ihn einige Male am Finger hin und her. Er passte ihr wie angegossen. „Woher du das nur gewusst hast?" wunderte sie sich, als sie ihre Hand hob und sich zum ersten Mal ihren Ring von Nahem betrachtete. Äußerst feine, filigrane Linien waren eingezogen...gleich einer Blattranke schlängelten sie sich verspielt über den ganzen Ring, bis sie in der Mitte zusammentrafen...und dort ein wappenähnliches Gebilde umkränzten. Fabienne trat ans Fenster und hielt ihre Hand hoch ins Licht und so nah wie möglich an ihre Augen. Kein Zweifel...es war ein Symbol eingraviert. Doch welches? Sie hatte es nie zuvor gesehen, so sehr sie sich auch bemühte, daran zu erinnern. Fabienne begutachtete den Ring nochmal intensivst...und gab auf. Sie erkannte das Zeichen nicht!

Resigniert ließ sie ihre Hand sinken und ihren Blick durchs Zimmer schweifen. Es kam ihr alles so kalt vor, so unwirklich. Doch da viel ihr Blick auf ihr einfaches Holzkästchen und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie darauf zu ging. Zeit, alte Sitten wiederzubeleben. Zeit, seine Strähne hervorzuholen und sie wieder ihrem `Stammplatz` zuzuweisen.

Nur langsam begriffen ihre Augen das Unglaubliche, als sie das Kästchen geöffnet hatte. Unter der goldenen Strähne lag ein ordentlich zusammengefaltetes Stück Pergament. Fabienne musste schlucken, nahm vorsichtig seine Strähne hinaus und platzierte sie behutsam unter ihrem Hemd. Dann wandte sie sich wieder dem Inhalt des Kästchens zu und zog mit zitternden Fingern den Zettel heraus.

`Er ist von ihm! Er hat mir einen Abschiedsbrief geschrieben!` durchfuhr es sie und eiligst begann sie, den Zettel auseinander zu falten. Sie holte tief Luft und breitete ihn auf ihrem Schoss aus. Tränen der Freude schossen ihr in die Augen, als sie die feingeschwungenen Linien des Elbenprinzen erblickte.

Lhend êlnya,

ich weiß, dass Dein wunderschönes Gesicht Tränen voller Glück zieren, während Du diese Zeilen liest. Und ich weiß, dass ich selbige  erblicken darf, bei unserem Wiedersehen.
Das erfüllt mich mit Freude!

Während Du nebenan Dein erhitztes Gesicht von vergangener Nacht kühlst, schreibe ich Dir diese Zeilen, um noch einiges zu erklären. Ich spüre, dass unsere Abschiedszeit zu kurz sein wird, deshalb der Brief!

Der Ring, der nun Deine Hand zieren darf,  ist mein Verlobungsgeschenk an Dich. Der fähigste  Silberschmied Edoras fertigte ihn nach meinen Wünschen an. Doch er ist nicht nur ein Verlobungsring, Fabienne. Er trägt das Wappen des Reiches meines Vaters  und repräsentiert mein Volk! Trage ihn mit Würde...denn würdevoll bist Du als seine Trägerin!

In der Nacht, als Du dem Tode nahe warst, nahm ich Deine hölzerne Haarspange an mich und verbarg sie  in meinem Gewand. Dort befindet sie sich immer noch und Du erhältst sie am Tag meiner Rückkehr unbeschadet wieder, das verspreche ich Dir. Doch ist sie für mich ein Stück von Dir, etwas, was Du einmal besessen hast...und dadurch von noch viel größerer Bedeutung als ein silberner, kalter Ring!

Mein Schwert und mein Bogen kämpfen bald  für M ittelerde, für den Düsterwald...und für Dich! Ich werde zählen...die Zahl derer, die versuchen werden, sich zwischen unsere Zukunft zu stellen. Ihre Zahl wird groß sein...

Hab Vertrauen in Deinem Herzen  und lass Dir von niemandem etwas vormachen... egal wo Du Dich befindest! Du weißt, wer Du bist...und zu wem Du gehörst!

Im  mella le, Fabienne Laegolas... or ilya!

Legolas Thranduilionn, Ernil o Eryn Lasgalen
Edoras, Rohan; Nelui Andrann

Heftig atmend und schniefend, doch gleichzeitig überglücklich las sich Fabienne den Brief immer und immer wieder durch. Sämtliche Gefühle überschlugen sich bei ihr, tanzten einen Reigen, ebbten ab und erstarkten wieder. Jedes Wort, jeder schwungvolle Bogen seiner Feder und jede kleinste Unregelmäßigkeit der Tinte brannte sich in ihr Gedächtnis ein.

Langsam stand sie auf und presste den Brief an ihre Brust. „Das Wappen Düsterwalds." flüsterte sie zu sich. „Das ich da nicht gleich darauf gekommen bin..." murmelte sie weiter, während sie nochmals den Ring studierte. „Düsterwald...Düsterwald...seine... Heimat." summte sie vor sich hin und lief langsam durch den Raum.

Doch plötzlich blieb sie stehen und ein Schatten verdüsterte ihre Miene. Noch einmal sah sie kurz auf den Brief, dann wieder hoch und ihr Blick richtete sich in die Ferne. „Auch hier nicht...auch hier sprach er nicht von seinem Vater! Alles ist noch unklar...solange Thranduil nicht gesprochen hat...und ich..."

Mitten im Satz brach sie ab und umklammerte den Brief fest. Auf einmal erkannte sie die Lösung...es war doch so einfach! „Deine Reise ist noch nicht beendet, Fabienne!" sprach sie bestimmt, als sie sich ihrem Wandschrank zuwandte und ihre robuste Waldkleidung hervorholte.

Mit leuchtenden Augen überflog sie das Leder und schmunzelte. „Hallo, Waldläuferin!" lachte sie, dann wechselte sie geschwind ihre Kleidung. Mit ein paar raschen Handgriffen packte sie noch einige Sachen in einen leichten Beutel, steckte sich das Haar zurück, schnallte ihr einzigstes Schwert um, verstaute ihre Stiefelmesser und legte sich ihren Reiseumhang um die Schultern. Zuletzt platzierte sie behutsam seine Strähne unter ihrer engen Jacke und steckte seinen Brief in eine kleine Brusttasche, welche verschließbar war.

Ohne ihre Kammer einen weiteren Blick zu schenken trat die schöne Waldläuferin hinaus in den Gang und lief geschwind zur Küche, um sich mit Reiseproviant zu versorgen. Und wieder nahm sie nur Äpfel, kleinere Brote und füllte sich den Lederschlauch mit Wasser. „Wie vor Helms Klamm." lachte sie zu sich selbst und sprang leichten Fußes die Freitreppe hinunter, gen Stallung.

Fabiennes bedrückende Stimmung war wie weggepustet...sie hatte wieder eine Aufgabe! Sie konnte etwas mit sich anfangen, ihre Zeit nutzen. Und sich so von dem nagendem Gefühl in ihrem Herzen ablenken, welches sie im Augenblick seiner Abreise sofort ergriffen hatte.

Leise summend betrat sie die Stallung und schlug den Weg in die Sattelkammer ein. „Bevor wir uns auf den Weg machen, müssen wir doch noch dein Zaumzeug pflegen, Horas!" sprach sie zu sich selbst...doch dann stockte sie und sah sich verwundert um. Kein einzigster Sattel und nicht ein Halfter war zu finden – sämtliche Wandhalterungen waren leer!

Fabienne stand wie vom Donner gerührt und überlegte kurz. „Aber ich habe doch deinen Sattel hierher...." Plötzlich machte sich ein flaues Gefühl in ihrer Magengegend breit. „Was, wenn...?" Abrupt machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte in den Stall. Laut hallten ihre Stiefel in der Stallgasse nach, als sie den langen Gang zu seiner Box hinunter rannte.

Doch was sich als Gefühl eingestellt hatte, was sie befürchtet hatte, war tatsächlich eingetreten...Horas Box war leer!

Panik ergriff die junge Frau. „Mein Pferd! Wo ist mein Pferd...wo...wo sind denn alle Pferde?!" rief sie laut, während sie sich langsam um sich selber drehte und es erst da bemerkte: ALLE Boxen waren leer, sämtliche Pferde waren verschwunden!

„HORAS!!!" jammerte sie verzweifelt auf. Zornesbebend trat sie ein paar Pferdeäpfel mit dem Stiefel weg, krümmte sich zusammen und schlug die Hand vor den Mund, um ihrer aufwallende Panik Herr zu werden. `Ruhig, ganz...ruhig, Fabienne...nur ruhig.` redete sie sich selber ein und atmete mehrere Male tief ein und aus. „Du hast dich eben nur im Stall geirrt, das wird es sein, du..."

„Sie sind alle weg! Alle weg." sprach plötzlich eine dünne Stimme hinter ihr. Die Waldläuferin erstarrte und wirbelte herum. „Alle Pferdchen weg." lispelte nochmals eine Gestalt, die im Halbdunkel des Ganges stand. Fabienne verengte die Augen und trat einen Schritt auf ihn zu.

„Was? Wer seid ihr?" sprach sie zögerlich und langsam wanderte ihre Hand zum Schwertknauf. „Das wird nicht nötig sein, meine Liebe." sprach dann wieder ruhig die Gestalt. „Wir kennen uns schon. Wir sind uns schon einmal begegnet." Fabienne hielt in ihrer Bewegung inne. Sie kannte diese Stimme wirklich!

Und als der alte Mann aus dem Schatten ins schräge Sonnenlicht schlurfte, da erkannte sie ihn. „Ihr seid es!" entfuhr es ihr laut und augenblicklich ließ sie den Schwertknauf los. „Ihr...habt an dem Abend gar nicht aufgegessen...nachdem er euch den Wein eingeschenkt hatte." begann der alte Mann leise, während er ihr sich langsam näherte. Er hatte diesmal einen Umhang um, stützte sich auf einen Stock und trug einen zerbeulten Hut, doch erkannte sie ihn genau. Selbst sein Geruch von damals haftete noch immer an ihm.

„Was wollt ihr von mir?" Ihre Stimme war fest und ruhig, obwohl es in ihr rumorte. Irgendetwas stimmte hier nicht...Fabienne wusste nur noch nicht, was! „Habt ihr meine Nachricht empfangen, Fabienne?"

„Woher wisst ihr meinen Namen?" fuhr sie ihn laut an.  „Tsts, das Waldläuferdasein ist eurem Gedächtnis aber nicht gerade sonderlich wohlbekommen. Erkennt ihr mich denn wirklich nicht?" Damit nahm er seinen Hut ab und richtete sich zu voller Größe auf. Auf einmal war er nicht mehr ein alter, gebrechlicher, sondern ein kräftiger Mann.

„5 JAHRE... sind doch gar keine solange Zeit!!" lachte er sie nun aus voller Kehle an.

Fabienne wurde kreidebleich und stolperte ein paar Schritte zurück. „Ih....ihr?" stammelte sie entsetzt. Er war es! Er, der ihr die Kräuter für den Sud verkauft hatte. Er, der ihr den Fluch auflastete.

„Warum so schreckhaft, meine Liebe? Bin ich denn ein Gespenst?" Fabienne musste schlucken und stellte sich wieder gerade. „Nein, nein...ich war nur...mir war nur kurzzeitig übel." flüsterte sie benommen.

„Ja, so sah es mir auch aus. Hier, ich habe da ein Mittel dagegen, ist ganz neu..."

„OH NEIN, bleibt mir bloß mit eurem HEXENZEUG VOM LEIB!!" schrie sie ihn an und wich noch ein paar Schritte zurück. „Ihr habt schon mehr als genug Schaden angerichtet! VERMALEDEITER BASTARD!"

„Schaden? SCHADEN??" fuhr sie jetzt auch der Mann an. „Wer war es denn, der des nachts an meiner Hütte lärmte und schrie, ich solle ihn einlassen, sie werde auch alles tun, damit ich ihr das Balg wegschaffe, damit alles wieder so sei wie früher, nur solle ich sie ja einlassen und ihr das stärkste Kraut geben, was ich hätte?! Jawohl, meine Liebe, das warst DU!"

Fabienne ballte die Fäuste, blickte zu Boden und biss sich ihre Unterlippe rot. Der Mann hatte Recht...SIE hatte danach verlangt...SIE wollte das Kind weggemacht haben...SIE war zu ihm gegangen!

„Ich war noch jung...was hätte ich denn tun sollen?" flüsterte sie gepresst. Wollte er sie jetzt immer jagen, ihr immer wieder ihre Tat vorbeten und ihr damit das Leben zur Hölle machen? „Ihr hättet auf mich hören sollen, Fabienne." antwortete er leise und sanft.

Fabienne sah auf. „Wie bitte?" „Ich sagte, ihr hättet genau auf mich hören sollen...," begann er nochmal vorsichtig. Er hatte sie die letzten Jahre verfolgt und gesucht, doch immer wieder aus den Augen verloren. Jetzt hatte er sie in Edoras endlich gefunden...und hatte sich für diesen Augenblick seine Worte sorgfältigst parat gelegt.

„...auf mich hören sollen im Bezug auf die genaue Benutzungsweise des Mittels! Auf die Dosierung! Ich schlug vor, es für euch zu brauen. Doch ihr lehntet dagegen ab und..."

„Ich war arm! Mein Geld reichte doch nur für das Gift! Und ich hatte keine ZEIT mehr!!" warf sie empört ein. Der Mann hob beschwichtigend die Hände und sah sie aus großen Augen entschuldigend an. „Solch ein Heißblut." murmelte er unter seinem Bart und Fabienne warf ihm einen ungeduldigen Blick zu.

„Also gut, ihr hattet kaum Geld und nochweniger Zeit. Nichtsdestotrotz habt ihr nicht auf mich gehört, habt mir das Mittel förmlich aus den Händen gerissen und seit in der Nacht verschwunden." Dabei warf der Mann seine Hände in die Luft und machte eine theatralische Geste. „Und habt gleich die doppelte Menge davon genommen, nicht wahr?"

Fabienne nickte matt. Soweit sie sich erinnern konnte war sie aus seiner Hütte in ihre Höhle gerannt, die ihr damals als Versteck diente und hatte sofort mit der Herstellung des Giftes begonnen. 3 Tage hatte sie sich unter Krämpfen gewunden, bis sie mehr tot als lebendig das beginnende Leben völlig aus sich ausgestoßen hatte...

Zitternd und schwankend lehnte sich Fabienne an eine Wand an, um nur wenig später schluchzend in sich zusammenzusinken.

„Ich...kann nicht...mehr. Das ist zuviel für mich!" weinte sie auf. „Erst zieht er...in den Krieg und ich...weiß nicht, wann wir uns wiedersehen... und ob überhaupt,... alle meine Freunde sind...weg und...Horas...Horas ist auch verschwunden...und jetzt...jetzt..." Jetzt kam nochmals ihre Vergangenheit hoch...mit voller Wucht! Die Waldläuferin spürte sogar ein bekanntes Ziehen im Bauch...es wurde schon zum Phantomschmerz für sie! Völlig aufgelöst weinte und schluchzte sie nun laut vor sich hin... das Maß der Dinge war voll, Fabienne war nervlich am Ende!

Der Mann senkte den Blick und gab der jungen Frau die nötige Zeit, um wieder Herr der Lage zu werden. Nach einer Weile, als sie nur noch schluchzend vor sich hinstarrte kniete er sich neben sie, legte eine Hand auf ihre Schulter und rüttelte sie sanft. „Es gibt immer Hoffnung." flüsterte er. Doch sie schüttelte nur verstört ihren Kopf...

„Es gibt immer Hoffnung!" wiederholte er, nun schon lauterwerdend. „Ihr habt doch meinen Brief erhalten? Der...Dunedaín gab ihn euch, richtig?" Fabienne schniefte laut, wischte sich mit dem Ärmel unter der Nase lang und sah ihn aus großen Augen an. „Töchter sterben,...Söhne..."

 „...leben!" beendete er kopfnickend für sie den Satz. „Ihr nahmt die doppelte Dosis! Somit hat sich das Mittel in sich selber aufgehoben ...umgekehrtes Prinzip, ich kann es mir nicht erklären, doch genau so ist es, Fabienne. Eure Söhne...werden leben!"

Stocksteif sah sie ihn an und blinzelte ungläubig. Sie musste sich soeben verhört haben...oder nicht? „Was?" krächzte sie heißer. „Ich sagte doch," lächelte er sie an, „es gibt immer einen Hoffnungsschimmer." Damit erhob er sich, nahm seinen Hut und wandte sich zum Gehen. Leises „Tock...tock...tock" seines Stockes begleitete ihn, als er summend den Gang hinunterlief und im Dunkel verschwand.

„WARTET!!" schrie sie laut auf und kam hinter ihm hergerannt. Kurz vor ihm stoppte sie scharf und packte ihn an den Schultern. „Ist das wahr?" flüsterte sie erregt. Der Mann lächelte immer noch und zwinkerte ihr zu. „So wie ich hier stehe. Nun lebt wohl, meine Suche ist beendet. Ich habe euch ja gefunden!" wollte er sich von ihr verabschieden, doch sie hielt ihn immer noch auf.

„Wartet bitte! Ich weiß noch nicht mal euren Namen. Ich...ich weiß...gar nichts über euch!"

„Warum wollt ihr das wissen? Habt ihr nicht noch etwas vor? Stehle ich euch nicht kostbare Zeit?" Fabienne nickte leicht mit dem Kopf, doch ihr Blick nahm wieder etwas trauriges an. „Ich wollte auf eine Reise gehen...ja,...doch...mein Pferd ist gestohlen worden! Samt Sattel und..."

„Gestohlen?" lachte der Fremde laut auf. „Euer Pferd, werte Dame, darf im Krieg gegen Saurons Macht kämpfen! Jedes Pferd Rohans, das stark genug war, wurde für den Krieg eingezogen." Dann wanderte sein Blick über die leeren Boxen. „Also alle!" schloss er trocken und sah sie wieder an.

Doch Fabienne ballte die Fäuste. „Na, das wird ja immer besser..." murmelte sie zu sich, „...erst stiehlt mir der Krieg Legolas...und jetzt auch noch mein Pferd!"

„Außerdem sehe ich hier zwei sehr gesunde Beine, ein großes Schwert, einen Beutel voller Proviant und ein entschlossenes Herz. Was hält euch denn noch, hmm?" Fabiennes Gesicht hellte sich unter dieser Erkenntnis wieder auf. „Ihr habt Recht..." flüsterte sie. „Ihr habt so Recht!"

„Wohin, wenn ich fragen darf, führt euch euer Weg, Fabienne?" Seine Stimme war neugierig und Fabienne lächelte ihn schief an, während sie durch die Stalltür ins Freie traten.

„Düsterwald...ich gehe in den Düsterwald!" sprach sie feierlich. „Ich ersuche dort um eine Audienz bei König Thranduil..." `Um endlich alles zu klären,...dann kehre ich so schnell wie möglich wieder zurück!`

Unter der mächtigen hölzernen Pforte drehte sich Fabienne nochmals zu ihm um und sah den Fremden dankbar an. „So schnell, wie ihr mich fandet, so schnell trennen wir uns schon wieder. Sagt mir wenigstens noch euren Namen. Bitte!" Doch der Fremde lächelte sie nur schief an und lehnte sich zurück.

„Ihr seid euch sicher, eine derart gefährliche Reise zu Fuß und zudem noch allein, in den DÜSTERWALD zu machen? Kennt ihr überhaupt den Weg?"

Doch Fabienne verschränkte die Arme vor der Brust und nahm einen gelassenen Gesichtsausdruck an. „Ihr vergesst, wer ich bin. Ich bin eine Waldläuferin, ich kenne mich aus in der Wildnis! Ich fürchte mich nicht. Und der Düsterwald liegt...nordwestlich von hier!"

„FALSCH! Thranduils Reich liegt hoch im Norden, fast schon im Nordosten!" Fabienne sah ihn verdutzt an...und dann verlegen nach unten. „Also dann eben Nordosten." murmelte sie betreten. „Mir scheint, ihr kennt euch ganz gut aus, da oben?"

„Kein Kunststück! Ich reise schon mein ganzes Leben...ihr dagegen doch nur einen Bruchteil davon." Fabienne nickte, holte tief Luft und ließ ihren Blick zum Horizont wandern. „Ich muss jetzt wirklich los. Die Sonne steht schon hoch."

„Lasst mich euch begleiten, was meint ihr? Wie es scheint ist euch dieses Gebiet neu? Zumindest kann ich euch bis an die Grenzen führen." schlug er ihr vor. Fabienne runzelte die Stirn und wog seinen Vorschlag ab. Sie kannte ihn nicht...und bis jetzt war sie immer alleine unterwegs gewesen. Wenn man mal von Horas absah...doch es war richtig, dass sie sich im Norden wirklich nicht auskannte. Und da war gut, nicht alleine zu sein. Und außerdem bekam sie es ja freiwillig angeboten...

Die Waldläuferin hielt ihm die Hand hin. „Angenehm, Fabienne! Waldläuferin!" Der Mann schmunzelte, nahm ihre ausgestreckte Hand und machte eine übertriebene Verbeugung. „Thoralf, angenehm! Quacksalber, Pulvermischer und Kräuterkundige. Zu ihren Diensten!" plapperte er fröhlich drauflos, während sie gemeinsam den Gräberhügel hinunter in die weite Ebene liefen.

„Aber ich gehe wirklich nur bis zur Grenze mit." hörte man ihn dann noch weit entfernt. „Denn die Spinnen sind mir einfach zu groß dort."

„Spinnen??!" „Ach, ich mache doch nur Scherze...man sollte einem altem Mann nicht unbedingt alles abkaufen!" Dann verloren die zwei Gestalten sich im aufwirbelndem Staub, doch helles Gelächter wehte noch lange zurück...



Ende „Fabienne" Teil 1


Elbische Übersetzungen:

Legolas Gedicht an Fabienne, nachts:

„Pan i eryn pêd ne gwaew
lass na lass orthrannad i glam,
mellon in lhess aníron: Pedich gell? Pedich nui?

Cabed i celf-eryn dadbenn
Na lhend aerlinn aníron
Dinen ne ind nîn:
Linna gell? Linna naig?"

("Wenn der Wind im Walde rauscht, Blatt mit Blatt die Rede tauscht, möcht ich gern die Blätter fragen: Tönt ihr Wonne? Tönt ihr Klagen?

Springt der Waldbach Tal entlang mit melodischem Gesang, frag ich still in meinem Herzen: Singt er Wonne? Singt er Schmerzen?") (Danke, Connatica!!!)

Fabienne: „Taurinnya..." („Mein Prinz...")

Legolas: „Ni meleth gwainna alim...egal, wohin!"  („Deine Liebe reist mit mir...egal, wohin!")

Legolas Brief: „ Lhend êlnya,..." („Mein lieblicher Stern,...")

„Im mella le, Fabienne Laegolas...or ilya!" ("Ich liebe dich, Fabienne Grünblatt…über alles!")

„Legolas Thranduilionn, Ernyl o Eryn Lasgalen; Nelui Andrann"

("Legolas, Sohn Thranduils, Prinz Düsterwalds; Drittes Zeitalter")


An alle Leser und liebe Reviewer!

Ich verneige mich tief! Nur allein durch euch sind diese Zeilen entstanden, nur allein durch euch ist dieses Werk vollendet! Das heißt, Teil 1! Denn alle guten Geschichten sind bekanntlich...richtig: Trilogien!!!

Also: Soll Fabienne fortgesetzt werden?

Damit verabschiede ich mich bis zu den großen Ferien und hoffe auf zahlreiche reviews, die mir bestätigen, dass meine bisherige Arbeit nur der Anfang war...für eine große Geschichte!