Unentschlossenheit, Unsicherheit, mangelndes Selbstvertrauen, Angst, Hilflosigkeit hielten die beiden davon ab, sich nochmals in die Augen zu sehen oder miteinander zu reden. Obgleich beide beständig an die Augenblicke dachten, waren sie weit voneinander entfernt und mieden sich beständig.
Doch da beide einen spürbaren Drang danach empfanden, mit dem anderen über jene Augenblicke zu sprechen, um sie vielleicht zu verstehen, kam der Tag, an dem sie sich wieder sehen konnten.
Es war ein schöner Sonntag im August. Ginny hatte sich ein wenig Zeit genommen, um im Garten spazieren zu gehen. Danach wollte sie mit dem Lernen für die kommenden Klausuren und die Hausaufgaben beginnen, so wie sie es oft an freien Tagen tat.
Sie liebte die schöne Morgensonne, die sanft durch die dünnen Schleierwolken drang. Ein leichter, kühler Hauch wehte in lockeren Zügen durch ihr Haar und lies es durch ihr Gesicht schwingen. Die Blumen standen in der vollsten Pracht, die ein August zu bieten hatte - ehe sie der Herbst zum Verblühen zwingt. Ginny mochte das zarte Sirren der Bienen, Wespen und anderer Insekten, das sich zu dieser Zeit im Garten verbreitet hatte. Es waren die Töne der geschäftigen Unbekümmertheit, zu denen sie sich ein wenig zurücksehnte. Überhaupt war ihr der Garten seit dem letzten Jahr seltsam lieb geworden. Sie beobachtete die Schatten, die die mächtigen Hecken von sich warfen und die Eichhörnchen die durch die Felder hoppelten. Wenn Ginny die Wälder und Berge in der Ferne sah, erinnerte sie sich immer an die andere Welt. Sie spürte dann die Einheit der ganzen Welt, auch wenn alle noch so sehr verschieden waren. Sie fühlte sich diesem Wald, diesem Berg, diesem Tier oder dieser Pflanze verbunden. Es war eine schöne Entspannung, so kurz vor der sonntäglichen Arbeit. Und es war ein Stück Freiheit.
Ihre Klassenkameradinnen hatten nur wenig Verständnis für ihre Liebe zum Garten und zur Natur, aber auch für derartige Arbeitsphasen am Wochenende. Hermine hatte allerdings Verständnis. Anfangs hatte Hermine sogar mit ihr zusammen an einem Tisch gesessen. Aber Ginny brauchte zum Lernen Platz, außerdem mochte sie die staubige Bibliothek nicht. Sie saß lieber im Aufenthaltsraum am Fenster oder im Garten – jedenfalls weit weg von allen anderen. Außerdem wusste sie, dass sie nicht zu Hermine passte. Sie mochte Hermine, keine Frage. Aber Hermine hatte einfach eine andere Philosophie des Lernens. Hermine hatte Talent und lernte lediglich für schulische Bestnoten. Ginny hatte kein Talent und musste sich abstrampeln um mithalten zu können. Außerdem lernte sie nicht für die Schule, sondern für sich. Sie hatte eine ganz eigene Vision, von dem, was sie nach der Schule machen wollte. Sie wollte ganz in die Tiefe gehen, wollte den Grund für die Existenz von Magie und Hexerei suchen und finden. Sie wollte einfach wissen, wie es funktioniert.
Sie hatte diese Vision noch niemanden mitgeteilt. Sie fürchtete sich ein wenig ausgelacht zu werden, weil es eigentlich eine Frage war, die nicht gestellt werden durfte. Aber sie war zielstrebig und abeitete hart. Jeden freien Tag. Und da war so ein Spaziergang im Garten einfach herrlich entspannend.
Sie war im Gryffindorteil des Gartens losgegangen und wollte nun durch den allgemeinen Garten zum Haupteingang kommen. So war sie tief in Gedanken, als Draco ihr entgegenkam. Auch er war in Gedanken versunken. Fast wären sie wären sie aneinander vorbei gelaufen. Doch im letzten Moment bemerkte Ginny, das Draco gerade fast neben ihr war. „Draco? Morgen. Wie geht's?"
Ihr Herz pochte. Sie war über sich selbst erschrocken. Sie hatte einfach reagiert ohne nachzudenken.
Draco schien nachzudenken. Dann sagte er leise „Danke. Gut – dir?" Das Zittern in seiner Stimme war deutlich zu hören.
Ginny musste lächeln und wusste das dieses Lächeln sehr verlegen aussehen musste. „Ganz OK" flüsterte sie so leise als sei es ein Geheimnis. Sie wollte ein Gespräch mit Draco anzufangen. Was sollte sie sagen? Sie konnte doch nicht gleich mit den Augenblicken anfangen – Nein das ging wirklich nicht. Sie musste etwas aussuchen, über das man einfach reden kann.
„Hast du gehört, dass Cho Chang jetzt mit Neville Longbottom zusammen sein soll?" Ginny wusste, dass die beiden nicht zusammen waren. Aber das Gerücht war im Umlauf – und es war ein gute Anfang.
„Ja" sagte Draco, der scheinbar auch erleichtert war, dass er was sagen konnte. „Aber das kann ich mir nicht vorstellen. Ich mein, ich habe mit beiden wenig zu tun, aber die passen doch nicht zusammen. Und die sind beide viel zu arrogant. Schulsprecher und Quidditchkapitän".
Ginny war nicht der Meinung, dass Neville arrogant war. Sie nutzte das Thema gleich um zu widersprechen. So baute sie ein Gespräch auf. Und so diskutierten beide nach und nach, das gesamte Gericht der Gerüchteküche zu Hogwarts durch.
Ginny war anfangs noch recht verlegen gewesen, doch mit der Zeit entspannte sie sich und unterhielt sich völlig ausgelassen. Aber keiner von beiden stellte die Fragen, die ihnen so sehr auf der Seele brannten. Trotzdem war dieses kurze Gespräch über die alltäglichen Dinge ein gewisser Ansatzpunkt. Sie tauschten das erste Mal im Leben mehr als zwei Worte, sie tauschten Gedanken und wenn sie auch nur Gerüchte betrafen, die nach Ginnys Wissen in mindestens 50% der Fälle vollkommen erlogen waren.. Das erste Mal in ihrem Leben unterhielten sich Ginny Weasley und Draco Malfoy miteinander .
Nachher kam es Ginny ziemlich seltsam vor, sie fühlte sich ein wenig unwohl. Noch vor einigen Tagen wäre es ihr im Traum nicht eingefallen, mit einem Slytherin zu reden - jetzt tat sie es einfach. Warum, konnte sie selber nicht sagen. Aber sie hatte nicht das Gefühl, das in diesem Moment ihr Charakter auf immer verdorben war - wie man nach den Beschreibungen ihrer Brüder hätte glauben können. Es war eigentlich, trotz Unwohlseins, angenehm gewesen, mit jemandem einfach so reden zu können.
Tatsächlich hatten beide nicht mehr als einen üblichen Smalltalk geführt, aber das reichte für diesen Augenblick völlig aus. Die tiefsinnigen Momente waren noch nicht gekommen - doch der Weg war geebnet.
Draco kam in den leeren Gemeinschaftsraum, nachdem er noch etwa zehn Minuten im Garten gesessen hatte und über das Gespräch mit Ginny nachgedackt hatte. Inhaltlich hatte er nicht viel erfahren. Die Gerüchte die sie diskutiert hatten, waren maximal Halbwahrheiten gewesen. Aber das war jedem Schüler bewusst. Trotzdem wurden sie freudig weitererzählt.
Aber Draco hatte etwa wichtigeres gelernt, dass ihm Angst machte und doch bestätigte es seinen Eindruck. Auch Ginny war nervös, wenn sie mit ihm sprach. Auch sie wusste nicht, wie sie über jene Augenblicke reden sollte, wie sie damit anfangen sollte. Aber sie schien auch darüber nachzudenken.
Er ging zum Fenster und blickte hinaus. Viele Schüler saßen im Garten. Einige mit Büchern oder Heften. Da entdeckte er Ginny. Sie lag etwas abseits an einer schattigen Ecke zwischen Sträuchern und Büschen. Sie lag auf dem Bauch und schien sich mit dem Zaubersprüchelehrbuch des letzten Schuljahres zu beschäftigen.
?
Case: Schönes Mädchen Fs3#3
?
Mit dieser Handlung brachte er einen kleinen Kiesel ins Rollen, der später zu den unendlich großen Lawinen führen sollte, die über ihn und Hogwarts hineinstürzten. Auch wenn es nur ein kleiner Schritt war, wenn er kaum etwas bewirkt hat, und auch wenn jeder weitere Schritt nicht von ihm sondern von Ginny ausging, so was es doch ein Anfang - der Anfang. Aber von was?
Doch da beide einen spürbaren Drang danach empfanden, mit dem anderen über jene Augenblicke zu sprechen, um sie vielleicht zu verstehen, kam der Tag, an dem sie sich wieder sehen konnten.
Es war ein schöner Sonntag im August. Ginny hatte sich ein wenig Zeit genommen, um im Garten spazieren zu gehen. Danach wollte sie mit dem Lernen für die kommenden Klausuren und die Hausaufgaben beginnen, so wie sie es oft an freien Tagen tat.
Sie liebte die schöne Morgensonne, die sanft durch die dünnen Schleierwolken drang. Ein leichter, kühler Hauch wehte in lockeren Zügen durch ihr Haar und lies es durch ihr Gesicht schwingen. Die Blumen standen in der vollsten Pracht, die ein August zu bieten hatte - ehe sie der Herbst zum Verblühen zwingt. Ginny mochte das zarte Sirren der Bienen, Wespen und anderer Insekten, das sich zu dieser Zeit im Garten verbreitet hatte. Es waren die Töne der geschäftigen Unbekümmertheit, zu denen sie sich ein wenig zurücksehnte. Überhaupt war ihr der Garten seit dem letzten Jahr seltsam lieb geworden. Sie beobachtete die Schatten, die die mächtigen Hecken von sich warfen und die Eichhörnchen die durch die Felder hoppelten. Wenn Ginny die Wälder und Berge in der Ferne sah, erinnerte sie sich immer an die andere Welt. Sie spürte dann die Einheit der ganzen Welt, auch wenn alle noch so sehr verschieden waren. Sie fühlte sich diesem Wald, diesem Berg, diesem Tier oder dieser Pflanze verbunden. Es war eine schöne Entspannung, so kurz vor der sonntäglichen Arbeit. Und es war ein Stück Freiheit.
Ihre Klassenkameradinnen hatten nur wenig Verständnis für ihre Liebe zum Garten und zur Natur, aber auch für derartige Arbeitsphasen am Wochenende. Hermine hatte allerdings Verständnis. Anfangs hatte Hermine sogar mit ihr zusammen an einem Tisch gesessen. Aber Ginny brauchte zum Lernen Platz, außerdem mochte sie die staubige Bibliothek nicht. Sie saß lieber im Aufenthaltsraum am Fenster oder im Garten – jedenfalls weit weg von allen anderen. Außerdem wusste sie, dass sie nicht zu Hermine passte. Sie mochte Hermine, keine Frage. Aber Hermine hatte einfach eine andere Philosophie des Lernens. Hermine hatte Talent und lernte lediglich für schulische Bestnoten. Ginny hatte kein Talent und musste sich abstrampeln um mithalten zu können. Außerdem lernte sie nicht für die Schule, sondern für sich. Sie hatte eine ganz eigene Vision, von dem, was sie nach der Schule machen wollte. Sie wollte ganz in die Tiefe gehen, wollte den Grund für die Existenz von Magie und Hexerei suchen und finden. Sie wollte einfach wissen, wie es funktioniert.
Sie hatte diese Vision noch niemanden mitgeteilt. Sie fürchtete sich ein wenig ausgelacht zu werden, weil es eigentlich eine Frage war, die nicht gestellt werden durfte. Aber sie war zielstrebig und abeitete hart. Jeden freien Tag. Und da war so ein Spaziergang im Garten einfach herrlich entspannend.
Sie war im Gryffindorteil des Gartens losgegangen und wollte nun durch den allgemeinen Garten zum Haupteingang kommen. So war sie tief in Gedanken, als Draco ihr entgegenkam. Auch er war in Gedanken versunken. Fast wären sie wären sie aneinander vorbei gelaufen. Doch im letzten Moment bemerkte Ginny, das Draco gerade fast neben ihr war. „Draco? Morgen. Wie geht's?"
Ihr Herz pochte. Sie war über sich selbst erschrocken. Sie hatte einfach reagiert ohne nachzudenken.
Draco schien nachzudenken. Dann sagte er leise „Danke. Gut – dir?" Das Zittern in seiner Stimme war deutlich zu hören.
Ginny musste lächeln und wusste das dieses Lächeln sehr verlegen aussehen musste. „Ganz OK" flüsterte sie so leise als sei es ein Geheimnis. Sie wollte ein Gespräch mit Draco anzufangen. Was sollte sie sagen? Sie konnte doch nicht gleich mit den Augenblicken anfangen – Nein das ging wirklich nicht. Sie musste etwas aussuchen, über das man einfach reden kann.
„Hast du gehört, dass Cho Chang jetzt mit Neville Longbottom zusammen sein soll?" Ginny wusste, dass die beiden nicht zusammen waren. Aber das Gerücht war im Umlauf – und es war ein gute Anfang.
„Ja" sagte Draco, der scheinbar auch erleichtert war, dass er was sagen konnte. „Aber das kann ich mir nicht vorstellen. Ich mein, ich habe mit beiden wenig zu tun, aber die passen doch nicht zusammen. Und die sind beide viel zu arrogant. Schulsprecher und Quidditchkapitän".
Ginny war nicht der Meinung, dass Neville arrogant war. Sie nutzte das Thema gleich um zu widersprechen. So baute sie ein Gespräch auf. Und so diskutierten beide nach und nach, das gesamte Gericht der Gerüchteküche zu Hogwarts durch.
Ginny war anfangs noch recht verlegen gewesen, doch mit der Zeit entspannte sie sich und unterhielt sich völlig ausgelassen. Aber keiner von beiden stellte die Fragen, die ihnen so sehr auf der Seele brannten. Trotzdem war dieses kurze Gespräch über die alltäglichen Dinge ein gewisser Ansatzpunkt. Sie tauschten das erste Mal im Leben mehr als zwei Worte, sie tauschten Gedanken und wenn sie auch nur Gerüchte betrafen, die nach Ginnys Wissen in mindestens 50% der Fälle vollkommen erlogen waren.. Das erste Mal in ihrem Leben unterhielten sich Ginny Weasley und Draco Malfoy miteinander .
Nachher kam es Ginny ziemlich seltsam vor, sie fühlte sich ein wenig unwohl. Noch vor einigen Tagen wäre es ihr im Traum nicht eingefallen, mit einem Slytherin zu reden - jetzt tat sie es einfach. Warum, konnte sie selber nicht sagen. Aber sie hatte nicht das Gefühl, das in diesem Moment ihr Charakter auf immer verdorben war - wie man nach den Beschreibungen ihrer Brüder hätte glauben können. Es war eigentlich, trotz Unwohlseins, angenehm gewesen, mit jemandem einfach so reden zu können.
Tatsächlich hatten beide nicht mehr als einen üblichen Smalltalk geführt, aber das reichte für diesen Augenblick völlig aus. Die tiefsinnigen Momente waren noch nicht gekommen - doch der Weg war geebnet.
Draco kam in den leeren Gemeinschaftsraum, nachdem er noch etwa zehn Minuten im Garten gesessen hatte und über das Gespräch mit Ginny nachgedackt hatte. Inhaltlich hatte er nicht viel erfahren. Die Gerüchte die sie diskutiert hatten, waren maximal Halbwahrheiten gewesen. Aber das war jedem Schüler bewusst. Trotzdem wurden sie freudig weitererzählt.
Aber Draco hatte etwa wichtigeres gelernt, dass ihm Angst machte und doch bestätigte es seinen Eindruck. Auch Ginny war nervös, wenn sie mit ihm sprach. Auch sie wusste nicht, wie sie über jene Augenblicke reden sollte, wie sie damit anfangen sollte. Aber sie schien auch darüber nachzudenken.
Er ging zum Fenster und blickte hinaus. Viele Schüler saßen im Garten. Einige mit Büchern oder Heften. Da entdeckte er Ginny. Sie lag etwas abseits an einer schattigen Ecke zwischen Sträuchern und Büschen. Sie lag auf dem Bauch und schien sich mit dem Zaubersprüchelehrbuch des letzten Schuljahres zu beschäftigen.
?
Case: Schönes Mädchen Fs3#3
?
Mit dieser Handlung brachte er einen kleinen Kiesel ins Rollen, der später zu den unendlich großen Lawinen führen sollte, die über ihn und Hogwarts hineinstürzten. Auch wenn es nur ein kleiner Schritt war, wenn er kaum etwas bewirkt hat, und auch wenn jeder weitere Schritt nicht von ihm sondern von Ginny ausging, so was es doch ein Anfang - der Anfang. Aber von was?
