Die weißen Wattewölkchen überzogen sanft den Himmel. Der Garten erstrahlte in der Blumenpracht eines sommerlichen Augustes. Es wehte ein sanft angenehmes, kühles Lüftchen. Die lieblichen Gerüche der Blumen umwogen die Nasenflügel. Das sirrend der kleinen Insekten klang wie Musik in den Ohren. Es war ein perfekter Tag.
Für gewöhnlich hätte Ginny sich an der Süße des Sommertages erfreuen können. Doch heute konnten diese schönen Eindrücke, obgleich sie sie wahrnahm, nicht so recht in ihre Seele dringen. Sie konnte sie nicht genießen – noch nicht. Sie spürte deutlich eine gewisse Aufregung. Trotz des kühlen Windes war ihr unangenehm warm. Ihre Haare waren schweißnass und ihre Bluse klebte an der Haut. Ihr Puls pochte. Ihr Herz bebte. Ihre Hand zitterte.
Nachdem sie gefrühstückt hatte wollte sie noch eine Weile in dem Teil des Gartens wandeln, der für Gryffindorschüler reserviert war. So hatte sie es sich vorgenommen. Das Schloss bereitete sich eifrig auf den bevorstehenden Ausflug nach Hogwarts vor. Niemand verstand so recht, warum sie ganz alleine in Hogwarts bleiben wollte. Aber, so dachte Ginny, sie würde ja nicht alleine bleiben.
Sie hatte noch etwa eine Stunde, bis sie zur vereinbarten Zeit. Die Worte die Draco in seinem Brief gewählt hatte, waren immer noch nicht verhallt, dumpf und lieblich klangen sie des im Kopf des jungen Mädchens nach.
Sie ging durch den Garten, traf einige Schüler, mit denen sie nur wenige Worte wechselte. Alle waren darauf bedacht, schnellstmöglich weiter zu kommen – die Gedanken waren schon in Hogmeals. Ginny war das ganz lieb – ihre Gedanken waren schon bei Draco. So spazierte sie im Garten, setzte sich hie und da auf eine Bank, konnte aber nicht lange sitzen bleiben.
Sie war eigentlich müde. Die Nacht hatte ihr natürlich kaum einem Moment Schlaf gewährt. Sie hatte wach gelegen. Hatte gehofft und gebetet. Sie wusste, als sie aufstand nicht, so Recht, ob sie überhaupt geschlafen hatte. Würde sie jemals wieder schlafen können? Bei diesem starken Gefühl der Liebe? Bei diesem dumpfen, schönen, dumpfen, zugleich unangenehmen ziehen in der Brust – würde sie noch einmal schlafen können? Wie würde es weiter gehen?
Sie schlug schließlich die Richtung ein, in welcher die vereinbarte Nische sich befand. Sie versuchte langsam zu gehen und bemühte sich, nicht aufgeregt zu wirken. Doch sie merkte, dass ihr das heute nicht gelingen wollte. Desto näher sie der vereinbarten Stelle kam, desto lauter schien ihr Herz zu pochen. Fast konnte man glauben, es wolle aus dem Körper hinaus. Hinaus springen oder vor Vorfreude und Unsicherheit zerplatzen. Sie tat schon kaum einen sicheren Schritte mehr – so sehr zitterten ihre Beine, zitterte Ginny selbst. Sie spürte, wie es ihr eiskalt über den Rücken lief. Nach der Erkenntnis dieser Nacht, war alles so klar. Sie spürte die Liebe ganz deutlich. So deutlich, dass sie es nicht mehr hätte ignorieren können. Aber sie wollte es auch nicht ignorieren.
Sie hatte Angst. Würde Draco dasselbe empfinden? Liebte er sie? Oder nicht? Sie konnte sich einfach nicht sicher sein. Was wird, wenn er ablehnt? Was wird, wenn er ‚nein' sagt? Sie liebte ihn so unendlich stark, so fest. Aber konnte er das erwidern? Konnte er? Und vor allem, würde er?
Sie ersehnte die Zeit des Treffens mit ihm. Irgendwie meinte sie zu fühlen, dass es einen guten Ausgang haben würde. Aber dennoch hatte sie Angst. Angst wie sie sie noch nie gehabt hatte. Es war nicht die Angst die sie gehabt hatte, als sie noch ein kleines Mädchen war, sich vor bösen Geistern oder dem Sandmännchen gefürchtet hatte. Es war eine andere Angst – die Angst einer jungen Frau, die Angst davor, den Mann des Lebens zu verlieren, ohne ihn je gehabt zu haben. Die Angst davor, im Lieben zu scheitern, ehe man die Chance hat zu siegen.
Aber es war auch etwas anderes. Was es war wusste sie nicht. Es war ein dunkler Vorbote, der die Härte und das Kämpfen voraussah, ebenso wie die Leiden, die ihre Liebe implizierte. Bedeuten sollte. Es war eine Angst, die tiefer war. Die Ginny in all der aktuellen Aufregung und Momentängste kaum wahrnehmen konnte –
Es gab eigentlich keine Anhaltspunkte dafür, dass er ihre Liebe nicht erwiderte. Er interessierte sich für sie – soviel stand heute fest. Sonst hätte er nicht geschrieben. Er hatte ihr geschrieben, hatte ihr zugelächelt – warum hätte er das tun sollen, wenn er sie nicht liebte?
Sie erreichte die Nische schon früh. Es war ein kleines Dreieck. Das die Seite war die steinerne Wand der Hogwartsburg – dahinter musste wohl der Ravenclaw Tower liegen. Die andere Seite war eine Hecke, die jedoch stachelig war. Die dritte Seite war offen und lag parallel zum Weg. In der Morgensonne war das Dreieck nahezu ganz ausgestrahlt. Die roten Mauersteine ließen das Bild vollkommen werden. Es war nichts Beruhigendes an dieser Stelle, sie stand mitten in der Sonne.
Ginny sah auf die Uhr – 9:39. Sie setzte sich ins Gras und lehnte den Kopf gegen die Mauer, sodass sie den Weg im Blick hatte und Kommende schon früh sehen konnte. Sie versuchte sich selbst zu beruhigen und die Angst zu vermindern. Sie wollte sich einfach auf das kommende konzentrieren. Es ging um so viel! Sie musste, musste unbedingt alles versuchen. Musste sich beruhigen, musste ihm zeigen was sie wollte. Sie musste es schaffen. Sie versuchte den Puls herunterzuschrauben, doch es wollte ihr nicht gelingen. Sie schloss die Augen. Noch deutliche spürte sie ihren Puls durch die Adern pochen. Sie legte die zitternde Hand aufs Herz, als ob sie es beruhigen wollte. Doch es wirkte nicht. Der Puls raste und raste. Würde er überhaupt kommen? Würde er wirklich nicht nach Hogmeals gehen? Würde er sie treffen?
Er hatte in seinen Briefen überzeugend geklungen. Er hatte nicht explizit gesagt, dass er sich freute und auf jeden Fall kommen würde. Er hatte nichts dergleichen erwähnt. Es waren diese eigenartigen Worte, die Ginny den Eindruck vermittelten, dass er kommen würde. Sie versuchte, dem Brief zu vertrauen, versuchte ihrem Gefühl, Recht zu geben. Es war nicht einfach. Weder ihre Aufregung noch die Angst schienen sich zu vermindern. Sie nahm den Brief aus der Tasche und las ihn noch einmal. Die Worte waren so schön. Sie zeigten ihr, das auch Draco dies alles nicht kalt lies. Bestimmt - auch war er ziemlich berührt und verstört. Sie schloss die Augen abermals und lehnte den Kopf an die Wand.
„Ginny?" Auch Draco war zu früh gekommen. Auch er war aufgeregt und hatte kaum geschlafen. Aber ihm war die Erkenntnis nicht vergönnt gewesen, warum er so aufgeregt war und warum er nicht hatte Schlaf finden können. Er wusste nicht einmal was er überhaupt tun sollte. Ginny merkte sofort, dass er aufgeregt war. Doch das steigerte ihre Aufregung nur zusätzlich. „Hallo Ginny!" Mehr als ein verhaltenes Lächeln brachte auch er nicht über die spröden Lippen. „Hallo Draco –" Nun ging es ging es ums Ganze. Oh Gott? Was sollte sie sagen? Was nur? „Setz dich doch" war das einzige was ihr zunächst einfiel. Draco setzte sich direkt neben Ginny. Sie spürte seine Schulter. Spürte sein Wärmen. Sie traute sich nicht ihn anzusehen.
Minuten saßen die beiden nebeneinander schweigend im Gras. Still. Blickten in die Finsternis des Waldes. Atmeten in unregelmäßigen, heftigen Atemzügen. Spürten den Puls, die Aufregung. Jeder kämpfte innerlich. Versuchte sich zu bändigen und den Anfang zu machen. Doch das innere Tier schien heute nicht zu bändigen, die Hürden der Gedanken waren heute überhoch. Doch Ginny kämpfte, rang. Das eigene Ich durfte sie nicht aufhalten. Schließlich zog sie es durch, ließ die Hürden liegen und schaffte es schließlich. Sie drehte sich um, beugte sich etwas vor, suchte Dracos Augen. Sah Draco direkt in die Augen.
Noch ein letztes Mal stieg die Aufregung beider ins Unerträgliche. Ginny focht einen Kampf in sich – nein, sie durfte sich nicht zurückziehen. Vorwärts. Jetzt. Durchziehen – nur diese Aktion durchziehen. Sie wollte etwas sagen. Die Worte wollten sich nicht bilden. Sie blieben stecken, die Lippen wollten sich nicht bewegen. Malfoy sah sie nur an. Ginnys vor Aufregung rotgewordene Wangen leuchteten ihm entgegen. Die Lippen waren ganz nah vor ihm. Die Tränen glitten seicht über sein Gesicht. Er sah ihr direkt in die Augen – die großen, dunklen blauen, die schönen Augen – und sie sah auch in seine. Angespannt.
In jenem Moment sahen die beiden Augenpaare direkt an. Frieden und Freiheit erfüllte sie. Wie damals im Tunnel, erstarrte die Zeit. Alles herum musste schweigen und auf die Liebe der beiden Augen sehen. Liebe!
Endlich, endlich traute sich Ginny, sie umarmte Draco! Dieser, zunächst vollkommen überrumpelt, begriff nach kurze Zeit endlich was mit ihm und somit auch was mit Ginny los war. Glücklich schloss er auch eine Arme um Ginny.
Sie umarmten sich lang. Pressten sich fest aneinander. Spürten, wie aufgeregt sie gewesen waren – ließen die Aufregung aus ihren Körpern strömen. Schafften es, sich endlich zu entspannen. Nach einer langen Zeit sahen sie sich noch einmal, diesmal völlig entspannt, tief in die Augen. Sie näherten sich, hielten kurz inne und küssten sich endlich.
Die letzte Erlösung in aller Anspannung, die dieser Kuss bewirkte, gab ihnen neue Kraft. Sie konnten sich loslassen und einfach nur hingleiten lassen – in die innigen Umarmungen und Küsse der Liebe. Die Geborgenheit, die der Nähe erwachsen konnte schützte sie vor allem Äußeren. Und es war ein tiefer Seelengenuss. Die erweckten Seelenströme flossen in heiterer Geschwindigkeit direkt ineinander – sie verband sich und strebten ab jetzt direkt in eine Richtung. Gewärmt von den Strahlen der Sonnen und bestärkt durch die Empfindung der wahren Liebe umarmten und küssten sie sich immer wieder.
Lange Zeit genossen sie dieses Glücksgefühl. Küssten sich, umarmten sich und hielten sich fest. Doch schließlich, als die Seeligkeit beide voll erfasst hatte, sahen sie sich wieder in die Augen.
Aufrechter den je sahen sie sich an. Atemlos. Schweigend. In himmlischer Stille. Es war soviel Kraft, soviel Leben in den Blicken. Bestärkt und bestätigt durch die eindeutige Liebe zu ihrem Gegenüber brachte Ginny das unwiderrufliche, herrliche Geständnis. Noch einmal küsste sie Draco – es war ein sanfter, langer und sonnenwarmer Kuss, der an Glück keinen Wunsch ausließ. Dann legte sie ihre Lippen direkt an sein Ohr und sprach jene Worte, mit denen sie die weitere Geschichte fest und unwiderruflich verankerte – „ICH LIEBE DICH!"
Für gewöhnlich hätte Ginny sich an der Süße des Sommertages erfreuen können. Doch heute konnten diese schönen Eindrücke, obgleich sie sie wahrnahm, nicht so recht in ihre Seele dringen. Sie konnte sie nicht genießen – noch nicht. Sie spürte deutlich eine gewisse Aufregung. Trotz des kühlen Windes war ihr unangenehm warm. Ihre Haare waren schweißnass und ihre Bluse klebte an der Haut. Ihr Puls pochte. Ihr Herz bebte. Ihre Hand zitterte.
Nachdem sie gefrühstückt hatte wollte sie noch eine Weile in dem Teil des Gartens wandeln, der für Gryffindorschüler reserviert war. So hatte sie es sich vorgenommen. Das Schloss bereitete sich eifrig auf den bevorstehenden Ausflug nach Hogwarts vor. Niemand verstand so recht, warum sie ganz alleine in Hogwarts bleiben wollte. Aber, so dachte Ginny, sie würde ja nicht alleine bleiben.
Sie hatte noch etwa eine Stunde, bis sie zur vereinbarten Zeit. Die Worte die Draco in seinem Brief gewählt hatte, waren immer noch nicht verhallt, dumpf und lieblich klangen sie des im Kopf des jungen Mädchens nach.
Sie ging durch den Garten, traf einige Schüler, mit denen sie nur wenige Worte wechselte. Alle waren darauf bedacht, schnellstmöglich weiter zu kommen – die Gedanken waren schon in Hogmeals. Ginny war das ganz lieb – ihre Gedanken waren schon bei Draco. So spazierte sie im Garten, setzte sich hie und da auf eine Bank, konnte aber nicht lange sitzen bleiben.
Sie war eigentlich müde. Die Nacht hatte ihr natürlich kaum einem Moment Schlaf gewährt. Sie hatte wach gelegen. Hatte gehofft und gebetet. Sie wusste, als sie aufstand nicht, so Recht, ob sie überhaupt geschlafen hatte. Würde sie jemals wieder schlafen können? Bei diesem starken Gefühl der Liebe? Bei diesem dumpfen, schönen, dumpfen, zugleich unangenehmen ziehen in der Brust – würde sie noch einmal schlafen können? Wie würde es weiter gehen?
Sie schlug schließlich die Richtung ein, in welcher die vereinbarte Nische sich befand. Sie versuchte langsam zu gehen und bemühte sich, nicht aufgeregt zu wirken. Doch sie merkte, dass ihr das heute nicht gelingen wollte. Desto näher sie der vereinbarten Stelle kam, desto lauter schien ihr Herz zu pochen. Fast konnte man glauben, es wolle aus dem Körper hinaus. Hinaus springen oder vor Vorfreude und Unsicherheit zerplatzen. Sie tat schon kaum einen sicheren Schritte mehr – so sehr zitterten ihre Beine, zitterte Ginny selbst. Sie spürte, wie es ihr eiskalt über den Rücken lief. Nach der Erkenntnis dieser Nacht, war alles so klar. Sie spürte die Liebe ganz deutlich. So deutlich, dass sie es nicht mehr hätte ignorieren können. Aber sie wollte es auch nicht ignorieren.
Sie hatte Angst. Würde Draco dasselbe empfinden? Liebte er sie? Oder nicht? Sie konnte sich einfach nicht sicher sein. Was wird, wenn er ablehnt? Was wird, wenn er ‚nein' sagt? Sie liebte ihn so unendlich stark, so fest. Aber konnte er das erwidern? Konnte er? Und vor allem, würde er?
Sie ersehnte die Zeit des Treffens mit ihm. Irgendwie meinte sie zu fühlen, dass es einen guten Ausgang haben würde. Aber dennoch hatte sie Angst. Angst wie sie sie noch nie gehabt hatte. Es war nicht die Angst die sie gehabt hatte, als sie noch ein kleines Mädchen war, sich vor bösen Geistern oder dem Sandmännchen gefürchtet hatte. Es war eine andere Angst – die Angst einer jungen Frau, die Angst davor, den Mann des Lebens zu verlieren, ohne ihn je gehabt zu haben. Die Angst davor, im Lieben zu scheitern, ehe man die Chance hat zu siegen.
Aber es war auch etwas anderes. Was es war wusste sie nicht. Es war ein dunkler Vorbote, der die Härte und das Kämpfen voraussah, ebenso wie die Leiden, die ihre Liebe implizierte. Bedeuten sollte. Es war eine Angst, die tiefer war. Die Ginny in all der aktuellen Aufregung und Momentängste kaum wahrnehmen konnte –
Es gab eigentlich keine Anhaltspunkte dafür, dass er ihre Liebe nicht erwiderte. Er interessierte sich für sie – soviel stand heute fest. Sonst hätte er nicht geschrieben. Er hatte ihr geschrieben, hatte ihr zugelächelt – warum hätte er das tun sollen, wenn er sie nicht liebte?
Sie erreichte die Nische schon früh. Es war ein kleines Dreieck. Das die Seite war die steinerne Wand der Hogwartsburg – dahinter musste wohl der Ravenclaw Tower liegen. Die andere Seite war eine Hecke, die jedoch stachelig war. Die dritte Seite war offen und lag parallel zum Weg. In der Morgensonne war das Dreieck nahezu ganz ausgestrahlt. Die roten Mauersteine ließen das Bild vollkommen werden. Es war nichts Beruhigendes an dieser Stelle, sie stand mitten in der Sonne.
Ginny sah auf die Uhr – 9:39. Sie setzte sich ins Gras und lehnte den Kopf gegen die Mauer, sodass sie den Weg im Blick hatte und Kommende schon früh sehen konnte. Sie versuchte sich selbst zu beruhigen und die Angst zu vermindern. Sie wollte sich einfach auf das kommende konzentrieren. Es ging um so viel! Sie musste, musste unbedingt alles versuchen. Musste sich beruhigen, musste ihm zeigen was sie wollte. Sie musste es schaffen. Sie versuchte den Puls herunterzuschrauben, doch es wollte ihr nicht gelingen. Sie schloss die Augen. Noch deutliche spürte sie ihren Puls durch die Adern pochen. Sie legte die zitternde Hand aufs Herz, als ob sie es beruhigen wollte. Doch es wirkte nicht. Der Puls raste und raste. Würde er überhaupt kommen? Würde er wirklich nicht nach Hogmeals gehen? Würde er sie treffen?
Er hatte in seinen Briefen überzeugend geklungen. Er hatte nicht explizit gesagt, dass er sich freute und auf jeden Fall kommen würde. Er hatte nichts dergleichen erwähnt. Es waren diese eigenartigen Worte, die Ginny den Eindruck vermittelten, dass er kommen würde. Sie versuchte, dem Brief zu vertrauen, versuchte ihrem Gefühl, Recht zu geben. Es war nicht einfach. Weder ihre Aufregung noch die Angst schienen sich zu vermindern. Sie nahm den Brief aus der Tasche und las ihn noch einmal. Die Worte waren so schön. Sie zeigten ihr, das auch Draco dies alles nicht kalt lies. Bestimmt - auch war er ziemlich berührt und verstört. Sie schloss die Augen abermals und lehnte den Kopf an die Wand.
„Ginny?" Auch Draco war zu früh gekommen. Auch er war aufgeregt und hatte kaum geschlafen. Aber ihm war die Erkenntnis nicht vergönnt gewesen, warum er so aufgeregt war und warum er nicht hatte Schlaf finden können. Er wusste nicht einmal was er überhaupt tun sollte. Ginny merkte sofort, dass er aufgeregt war. Doch das steigerte ihre Aufregung nur zusätzlich. „Hallo Ginny!" Mehr als ein verhaltenes Lächeln brachte auch er nicht über die spröden Lippen. „Hallo Draco –" Nun ging es ging es ums Ganze. Oh Gott? Was sollte sie sagen? Was nur? „Setz dich doch" war das einzige was ihr zunächst einfiel. Draco setzte sich direkt neben Ginny. Sie spürte seine Schulter. Spürte sein Wärmen. Sie traute sich nicht ihn anzusehen.
Minuten saßen die beiden nebeneinander schweigend im Gras. Still. Blickten in die Finsternis des Waldes. Atmeten in unregelmäßigen, heftigen Atemzügen. Spürten den Puls, die Aufregung. Jeder kämpfte innerlich. Versuchte sich zu bändigen und den Anfang zu machen. Doch das innere Tier schien heute nicht zu bändigen, die Hürden der Gedanken waren heute überhoch. Doch Ginny kämpfte, rang. Das eigene Ich durfte sie nicht aufhalten. Schließlich zog sie es durch, ließ die Hürden liegen und schaffte es schließlich. Sie drehte sich um, beugte sich etwas vor, suchte Dracos Augen. Sah Draco direkt in die Augen.
Noch ein letztes Mal stieg die Aufregung beider ins Unerträgliche. Ginny focht einen Kampf in sich – nein, sie durfte sich nicht zurückziehen. Vorwärts. Jetzt. Durchziehen – nur diese Aktion durchziehen. Sie wollte etwas sagen. Die Worte wollten sich nicht bilden. Sie blieben stecken, die Lippen wollten sich nicht bewegen. Malfoy sah sie nur an. Ginnys vor Aufregung rotgewordene Wangen leuchteten ihm entgegen. Die Lippen waren ganz nah vor ihm. Die Tränen glitten seicht über sein Gesicht. Er sah ihr direkt in die Augen – die großen, dunklen blauen, die schönen Augen – und sie sah auch in seine. Angespannt.
In jenem Moment sahen die beiden Augenpaare direkt an. Frieden und Freiheit erfüllte sie. Wie damals im Tunnel, erstarrte die Zeit. Alles herum musste schweigen und auf die Liebe der beiden Augen sehen. Liebe!
Endlich, endlich traute sich Ginny, sie umarmte Draco! Dieser, zunächst vollkommen überrumpelt, begriff nach kurze Zeit endlich was mit ihm und somit auch was mit Ginny los war. Glücklich schloss er auch eine Arme um Ginny.
Sie umarmten sich lang. Pressten sich fest aneinander. Spürten, wie aufgeregt sie gewesen waren – ließen die Aufregung aus ihren Körpern strömen. Schafften es, sich endlich zu entspannen. Nach einer langen Zeit sahen sie sich noch einmal, diesmal völlig entspannt, tief in die Augen. Sie näherten sich, hielten kurz inne und küssten sich endlich.
Die letzte Erlösung in aller Anspannung, die dieser Kuss bewirkte, gab ihnen neue Kraft. Sie konnten sich loslassen und einfach nur hingleiten lassen – in die innigen Umarmungen und Küsse der Liebe. Die Geborgenheit, die der Nähe erwachsen konnte schützte sie vor allem Äußeren. Und es war ein tiefer Seelengenuss. Die erweckten Seelenströme flossen in heiterer Geschwindigkeit direkt ineinander – sie verband sich und strebten ab jetzt direkt in eine Richtung. Gewärmt von den Strahlen der Sonnen und bestärkt durch die Empfindung der wahren Liebe umarmten und küssten sie sich immer wieder.
Lange Zeit genossen sie dieses Glücksgefühl. Küssten sich, umarmten sich und hielten sich fest. Doch schließlich, als die Seeligkeit beide voll erfasst hatte, sahen sie sich wieder in die Augen.
Aufrechter den je sahen sie sich an. Atemlos. Schweigend. In himmlischer Stille. Es war soviel Kraft, soviel Leben in den Blicken. Bestärkt und bestätigt durch die eindeutige Liebe zu ihrem Gegenüber brachte Ginny das unwiderrufliche, herrliche Geständnis. Noch einmal küsste sie Draco – es war ein sanfter, langer und sonnenwarmer Kuss, der an Glück keinen Wunsch ausließ. Dann legte sie ihre Lippen direkt an sein Ohr und sprach jene Worte, mit denen sie die weitere Geschichte fest und unwiderruflich verankerte – „ICH LIEBE DICH!"
