Kapitel 3

„Was war das denn?", fragte Hermine entgeistert.

„Malfoy, wie er leibt und lebt und einer seiner tollen Slytherin Kumpels.", grummelte Ron sauer.

„Nein, den Anderen kannte ich nicht, der muss neu sein."

„Der Typ war etwa so alt wie wir, der kann nicht neu sein…"

„Ich kannte ihn trotzdem nicht, du etwa?"

„Ist mir doch egal. Auch wenn er neu war, er wird bestimmt ein Slytherin, da passt er bestimmt gut hin, so ein eingebildetes Arschloch wie der ist…"

Er kochte vor Wut.

„Vielleicht ist er ja gar nicht so… Und außerdem, ist dir aufgefallen, dass er Harry Zauberstab hatte?"

„Häh? Harrys Zauberstab? Bist du dir sicher? Es kann doch auch einer sein, der dem von Harry einfach nur ähnlich sieht…"

„Nein, es war Harrys, da bin ich mir ganz sicher. Er hatte die gleichen Schwarzen Stellen an der Spitze. Ich glaube kaum, dass es Zufall ist, dass beide Zauberstäbe aus dem gleichen Holz sind und außerdem noch die gleichen Erkennungsmerkmale besitzt."

„Hmmmm, aber warum sollte er Harrys Zauberstab haben? Was würde ihm das bringen? Ich dachte man kann nur mit dem eigenen wirklich gut Zaubern."

„Das stimmt schon, aber benutzen kannst du eigentlich jeden. Den Feinschliff kannst du aber am besten mit deinem eigenen machen. Aber wie kommt der Typ an den Stab? Ich glaube kaum, das Harry ihn freiwillig weggegeben hat…"

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Lächelnd sank Draco, Jerry auf sich ziehend zurück. Immer wieder trafen sich ihre Lippen, vereinigten sich zu einem Kuss, liebkosten sich.

Nach einiger Zeit lagen sie einfach nur noch kuschelnd nebeneinander, genossen die Nähe des anderen, streichelten und kraulten sich. Draco seufzte leise.

„Was hast du?", fragte Jerry.

„Ach… weiß nicht. Es ist schön mit dir, ich hätte noch nicht mal heute morgen gedacht, dass ich jetzt hier mit dir Arm in Arm liegen würde und nicht dabei versuchen uns umzubringen…"

Sanft lächelten sie einander an, doch dann wurde Jerrys Blick erst ernst, dann kalt. Seine Augen blitzten.

„Apropos umbringen. Würdest du mir die drei unverzeihlichen Flüche beibringen?"

„Warum denn das?", fragte Draco irritiert, „Du hast sehr starke Magid-Fähigkeiten, du brauchst doch einfach nur daran denken, was passieren wird, und es passiert!"

„Weiß ich. Aber ich will nicht, dass jemand weiß, dass ich ein Magid bin, also muss ich auch Sprüche mit dem Zauberstab lernen. Du willst doch auch nicht, dass jemand weiß was, du alles kannst."

„Stimmt schon, aber warum ausgerechnet die drei verbotenen Flüche?"

„ Sagen wir mal, ich hab noch eine Rechnung offen, die ich unter allen Umständen begleichen werde."

Grenzenlose Wut überschwemmte ihn. Wieder seufzte Draco.

„Ach, Ha… Jerry. Was ist bloß passiert, dass du so sehr hasst?"

„Erzähl ich dir vielleicht später…"

Auch er seufzte einmal, löste sich dann aber von dem Blonden und setzte sich wieder auf seinen Platz. Kurz nachdem auch Draco sich aufgesetzt hatte wurde die Abteiltür erneut aufgeschoben. Zabini stand in der Tür.

„Hey, Süßer, bist du neu?", rief er Jerry zu.

„Ja."

„Ich bin Blaise Zabini, und du?"

„Jeremy Phoenix."

„Von wo kommst du?"

„…"

„Nicht gerade der gesprächige Typ, was?"

Er ging auf Jerry zu und quetschte sich zwischen Draco und ihn auf den Sitz.

„Zabini, was wird das, wenn's fertig ist?", schnarrte der Blonde.

„Ruhig Blut, Malfoy, ich will doch bloß Phoenix begrüßen."

Demonstrativ legte er seinen Arm um Jerrys Schultern und setzte sich dann auf dessen Schoß.

„Sei doch bloß nicht immer so spießig…"

„Ich bin nicht spießig, aber musst du immer alles antatschen, was bei drei nicht auf den Bäumen ist?"

Jerry grinste ein wenig.

„Parkinson würd ich nie anfassen.", meinte Blaise jedoch nur grinsend und strich Jerry durch die Haare. Dieser wurde auch sogleich von einem zornig-eifersüchtigen Blick von Seiten Dracos getroffen.

„Wenn ihr rummachen wollt geht woanders hin.", zischte er.

Entschlossen schob Jerry Blaise von sich runter.

„Schon gut, Malfoy, nicht so gereizt. Du bist doch wohl nicht eifersüchtig, oder?", meinte Blaise grinsend.

„Lass einfach deine Finger von ihm, klar?"

„Du tust gerade so, als gehöre er dir."

„Hallo! Ich bin auch noch da und ich gehöre niemandem. Wenn ihr euch weiterstreiten wollt, dann seh ich mich solange im Zug um."

Jerry stand auf und verließ das Abteil.

Als die Tür wieder zu war sprang Draco auf, packte Zabini am Kragen und drückte ihn gegen die Wand.

„An deiner Stelle würde ich gut aufpassen, Zabini. Mit einem Malfoy legt man sich nicht an ohne es zu bereuen. Also lass deine dreckigen Finger von ihm. Verstanden?"

„Klar, bin ja nicht taub.", sagte Zabini kalt und wand sich aus dem Griff.

Wieder wurde die Tür geöffnet, Jerry stand im Rahmen und trat ein.

Langsam ging er auf die beiden zu, die ihm stumm entgegen blickten.

„Seid ihr fertig?", fragte er kalt. Beide nickten.

„Schön. Hast du vor hier zu bleiben, Zabini?"

Der blickte nun doch ein wenig unsicher auf Draco, welcher finster auf Jerry starrte. Dieser erwiderte den Blick mit einem kleinen Lächeln.

„Dray, sei doch nicht immer so schrecklich eifersüchtig.", sagte er leise und zog ihn in eine sanfte Umarmung. Erst grummelte er noch, doch dann ließ er sich gegen Jerrys Schulter sinken und seufzte. Zabini blickte die beiden an und lächelte verträumt.

„Süß, ihr beiden seid echt süß. Keine Angst, Malfoy, ich spann ihn dir schon nicht aus, dafür seid ihr beiden zusammen einfach zu niedlich…"

Nach einer Weile dann verschwand Zabini wieder und sie hatten ihre Ruhe.

„Warum nennt ihr euch beim Nachnamen? Das tut ihr doch sonst auch nicht.", erkundigte sich Jerry.

„Wir nennen uns untereinander immer beim Nachnamen, nur vor den anderen Häusern nicht. Damit zeigen wir, dass wir zusammen gehören, auch wenn wir uns nicht mögen. Wir kommen immer als Gruppe zu den Unterrichtsstunden und streiten auch nie vor anderen. Das wird alles unter uns aus gemacht. Wir würden nie in aller Öffentlichkeit zeigen, dass wir jemanden aus unserem Haus nicht mögen, wie es die Gryffindors schon mehrmals mit dir gemacht haben. Das gilt als Zeichen der Schwäche und ein Slytherin ist einfach nicht schwach. Vor anderen halten wir immer zusammen, das macht uns so stark. Beim Vornamen nennen sich nur sehr gute Bekannte, ein Zugeständnis, das nicht so einfach gemacht wird wie bei euch Löwen."

„Löwen?", Jerry lachte.

„Ihr nennt uns doch auch Schlangen. Wir nennen euch eben Löwen."

„Und ich darf dich beim Vornamen nennen?"

„Ja, du schon."

„Darf das noch wer bei euch?"

„Nein."

„Parkinson?"

Draco stöhnte genervt auf.

„Lass mich mit der bloß in Ruhe… die geht mir tierisch auf den Keks, mit ihrem Dracilein-gelabere. Zum Glück macht sie das nur vor anderen, auch wenn das schon peinlich genug ist."

„Och Dracilein, nun hab dich doch nicht so…", witzelte Jerry.

Draco zog ihn an seine Lippen und küsste ihn zärtlich.

„Das darfst ganz allein du.", flüsterte er sanft, bevor sie in einen liebevollen Kuss versanken.

Ja, liebevoll. Weder Draco noch Jerry hätten gedacht, dass sie dazu noch in der Lage wären.

Seufzend kuschelten sie sich aneinander, machten es sich bequem und schliefen so nach einer Weile ein.

Er erwachte als er leises Getuschel vernahm und spannte sich sofort bereit zur Abwehr an. Ohne sich zu rühren lag er weiterhin da und lauschte den Worten.

„…mal, der Neue und Malfoy. Wer hätte gedacht, dass Malfoy ‚ne kleine Schwuchtel ist?"

Wiedereinmal keimte Zorn in ihm auf.

„Ist doch jetzt egal, mit wem er rummacht. Hauptsache sie schlafen. Und so sehen sie doch eigentlich ganz niedlich aus, oder? So… unschuldig…", flüsterte eine weibliche Stimme.

‚Hermine? Ron?', fragte er sich verwundert, ‚Was wollen die denn hier?'

Der erste Sprecher, Ron, schnaubte verächtlich.

„Pah, ein Slytherin und unschuldig…"

Er spürte wie er berührt und vorsichtig auf den Rücken gedreht wurde. Dann ein Tasten an seinen Taschen.

„Da ist er.", flüsterte die Person, die wahrscheinlich Ron war und zog an seinem Zauberstab.

„Vorsichtig, nicht das er aufwacht…", wisperte die andere Gestalt als Antwort.

„Natürlich, bin ich doch immer."

Jerry musste ein grinsen unterdrücken. Ron und vorsichtig?

Der Rotschopf hatte den Zauberstab nun ein Stückchen aus der Tasche gezogen.

„Das ist eindeutig Harrys Zauberstab. Wie kommt der ausgerechnet zu so einem arroganten Slytherin wie dieser Kerl?"

Wieder wurde an dem Stab gezogen, doch diesmal griff Jerry blitzschnell zu und hielt die Hand fest. Erschrocken quiekte der Gefangene auf, was Draco weckte. Sofort verdüsterte sich sein Blick, als er die zwei Eindringlinge bemerkte.

„Was wollt ihr hier?", schnarrte er.

„Harrys Zauberstab.", keifte Ron zurück.

Der blonde zog eine Augenbraue hoch.

‚Mist, war ja klar, das wir was übersehen hatten…'

„Was sollten wir denn bitte mit Potters Zauberstab machen? Kannst du mir das sagen?"

„Keine Ahnung, aber der da hat ihn."

Aufgebracht deutete Ron auf Jerry.

„So, hab ich?"

„Ja!"

„Sicher, dass du nicht einfach nur schlechte Augen hast oder so? Ein Zauberstab kann einem andere ähnlich sein und trotzdem ist es nicht der gleiche."

„Ach so? Dann zeig mal deinen!", forderte Ron Jerry auf.

Mit einem süffisanten Lächeln zog der Schwarzhaarige den Stab hervor, jedoch nicht ohne dabei noch ein paar dunkle Flecken in das Holz zu Zaubern.

„Bitte sehr.", sagte er und hielt ihn dem Rotschopf unter die Nase. Der griff danach, doch Jerry zog ihn weg.

„Flossen weg, ich will ihn nicht schon wieder putzen müssen, nur weil so jemand wie du ihn angefasst hat. Wer weiß ob sich deine Eltern überhaupt eine Dusche leisten können und selbst wenn wirst du wohl nicht allzu oft in deren genuss kommen, da der Rest deiner Familie auch mal will. Wer weiß, wann du dich das letzte mal richtig gewaschen hast, so wie es hier riecht…", er rümpfte die Nase. Ron war kurz davor ihm an die Kehle zu springen, doch wiedereinmal verhinderte Hermine das schlimmste.

„Es ist wirklich nicht Harrys Stab, Ron, hätt'  mich auch wirklich gewundert wenn. Er würde ihn niemals so einer Person geben. Beruhig dich wieder."

„Na wenn ihr euren Harry da mal nicht unterschätzt…", grinste Draco nur.

„Was soll das bitte heißen?"

„Ach nichts…"

Dracos grinsen wurde breiter.

„Ihr habt Harry nicht wirklich gut gekannt, oder? Was wisst ihr denn schon von ihm?"

Jerrys Stimme war ernst.

„Ach, aber du kennst ihn so gut, ja? Wer bist du eigentlich?"

„Phoenix, Jeremy Phoenix. Und glaub mir, ich kenne Harry sehr gut. Sogar Draco kennt Harry besser als ihr…"

So langsam wurde auch Hermine sauer.

„Ach so? Wenn du ihn so gut kennst dann weißt du auch sicher wo er jetzt steckt, nicht wahr?"

„Na, aber natürlich. Aber ihr nicht, stimmts?"

Jerry grinste böse als er ihre Gesichter sah.

„Los, sagt schon! Ihr, als seine angeblich besten Freunde! Was wisst ihr über Harry?"

„Wir wissen eine Menge über Harry! Wir wissen wie seine Eltern gestorben sind, wie schlecht es ihm bei seinen Verwandten geht, wir wissen, was beim Trimagischen Turnier wirklich geschah, wer sein Patenonkel ist, wir haben schon viele Abenteuer mit ihm erlebt!"

„Falsch, Wiesel, jeder weiß, wie seine Eltern gestorben sind, jeder weiß, dass seine Verwandten jegliche Art von Abnormalem hassen und damit auch Harry, wir wissen auch was beim Trimagischen Turnier wirklich passiert ist, zum Beispiel als du ihn einfach wegen deiner Eifersucht allein gelassen hast, wir wissen auch, dass sein Patenonkel unser aller ach so gefürchteter Sirius Black ist und jeder hat mit ihm schon Abenteuer erlebt, er zieht sie nämlich nahezu magisch an. Also was weißt du, was wir nicht wissen? Nichts. Du weißt ja nicht mal alles, was wir wissen. Wir wissen, warum er jetzt nicht hier ist und wir wissen, wie er es immer wieder geschafft hat Voldemort zu entkommen. Glaub mir, keiner hat einfach nur Glück, wenn er dem dunklen Lord so oft entkommt. Wir wissen, was wirklich in ihm steckt, wir kennen den Jungen, der er wirklich ist, wenn er mal nicht den Freundlichen spielt. Wir wissen, wie er wirklich fühlt, wir kennen sowohl seine Probleme, als auch die wenigen Momente seines Glücks. Wir kennen IHN. Ihr kennt nur Harry Potter, den-Jungen-der-lebt. Wie alle Leute seht ihr nur das an ihm, was ihr auch sehen wollt, aber nicht denjenigen, der er wirklich ist. Ihr seht nur jemanden, mit dem es sich lohnt befreundet zu sein. Ihr habt keine Ahnung, was es wirklich für ihn bedeutet so berühmt zu sein. Ihr habt keine Ahnung, wie sehr er es gehasst hat, wenn so viele Menschen um ihn herum waren und immer nur Harry Potter gesehen haben, nie IHN, ihr habt keine Ahnung, wie einsam er in Wirklichkeit war, oder wie schlecht es ihm so oft ging. Ihr wusstet ja nicht einmal, dass er fast ein Slytherin geworden ist und nur nach Gryffindor gekommen ist, weil er den Hut darum gebeten hat.

Ihr wisst gar nichts über IHN!"

Seines plötzlichen Ausbruchs bewusst geworden drehte Jerry sich abrupt um, zog sich die Kapuze über den Kopf und setzte sich wieder auf seinen Platz.

Ron und Hermine standen nur mit offenen Mündern da und rührten sich nicht.

„Mund zu, es zieht. Könntet ihr jetzt bitte gehen? Wir hätten gern unsere Ruhe.", sagte Draco mit ruhiger Stimme und schob die beiden raus, wobei sie sich nicht einmal wehrten.

Seufzend schloss er die Abteiltür, verschloss sie mit einem Zauber und ging dann zu Jerry um ihn in den Arm zu nehmen bis er sich wieder beruhigt hatte. Er schaukelte ihn sanft hin und her, während er ihm zärtliche Worte zuflüsterte bis das schluchzen verebbte. Dann lagen sie einfach nur nebeneinander und genossen die Nähe des anderen, während jeder seinen Gedanken nachhing und hin und wieder ein kleines Seufzen ausstieß.