Die Sprache der Bäume
Kapitel 3
-Der Vergessene Wasserfall & Die Sage der Schwarzaugen-

Sie waren nun seit dem gestrigen Tag unterwegs und Aragorn hatte ihnen noch immer nicht verraten, was ihr eigentliches Ziel war. Immer wenn man ihn danach fragte, sah er einen an und lächelte. Seine Augen nahmen dann einen glasigen Ausdruck an, als ob er sich an irgendetwas erinnerte, das in weiter Ferne lag.

Im Moment ritten sie in Richtung Osgiliath, doch irgendetwas sagte Gimli das dies nicht ihr eigentliches Ziel seien sollte. Er schürte den Verdacht das Legolas, der vor ihm im Sattel saß mehr Ahnung davon hatte, denn er schien immer zu wissen welche Richtung Aragorn einschlug. Diese Tatsache verwirrte ihn ziemlich, denn die beiden hatten sich mit keinen Wort über den Weg abgesprochen und wenn doch, so hatte er es nicht bemerkt.

Da sie in der ersten Nacht keine Rast eingelegt hatten, stoppten sie ihre Reise an diesem Tag sehr früh.

Ihre Pferde ließen sie frei über die Wiese streifen, die sich in der Nähe einer Baumgruppe befand. Unter einer großen Kastanie entfachten sie ein kleines Feuer, das sie mit dünnen, trockenen Ästen bei Laune hielten.

Aragorn hatte sich an den Stamm des Baumes gelehnt und sah gedankenverloren auf den letzten Rest der Dämmerung, der nun langsam am Horizont verschwand.

Seit sie von den Pferden abgestiegen waren, hatten sie kein Wort mehr geredet, was Gimli beinahe wahnsinnig machte. Legolas lief, um sich die Zeit zu vertreiben, ruhig um die Bäume die sich bei ihrem Lagerplatz befanden. Er sah sich ihre Blätter an, befühlte ihre Rinde und trat ab und zu einige Schritte zurück, wie als wolle er sich ein Kunstwerk in seiner vollen Pracht ansehen.

Nichts war zu hören, außer das Knistern der Flammen und ab und zu der Wind, der durch die Bäume streifte. Der Zwerg hielt es nicht mehr aus. Wie von einem schrecklichen Ork aufgeschreckt, sprang er auf und fing an los zu brummeln. Aragorn hob eine Augenbraue und sah Gimli verwirrt an und selbst Legolas, der gerade eingehend den Stamm einer etwa hundert jährigen Eiche studierte, ließ von seiner Beschäftigung ab. Er ging fünf Schritte auf den Zwerg zu und sah ihn erstaunt an. "Ich hab`s satt!", tönte Gimli, "wir haben jetzt seit zwei Stunden kein Wort mehr gesprochen. Was muss ich getan haben, dass ich mit zwei solch schrecklichen Weggefährten gestraft bin? Der eine, ein verdammt sturer und dazu noch schweigsamer Mensch und der andere ein Elb. Ein Elb! wie wird einem denn da?"

Unweigerlich verzogen sich Legolas Mundwinkel zu einem Lächeln, worauf ihn der Zwerg mit einem furchtbar bösen Blick bedachte.

"So mein lieber Herr Zwerg", kicherte Aragorn, "über was würdet ihr den gerne reden?"

Gimli mimte für einen Moment den Nachdenklichen, bis er nicht mehr an sich halten konnte: "Wie wäre es damit: Ihr, Herr Aragorn, sagt uns wo die Reise hin gehen soll?!"

Legolas trat jetzt auch an das Feuer heran und setzte sich zwischen seine beiden Freunde. Aragorn räusperte sich: "Wenn es dich denn so interessiert, Gimli, möchte ich dir gern erzählen, was vorerst unser Ziel sein wird. Ihr werdet euch sicherlich noch an die Raurosfälle erinnern?" Als Gimli und Legolas diese Frage mit einem Nicken bejahten fuhr er fort. "Es gibt kurz vor ihnen eine Mündung eines kleinen Flusses, der etwa fünf Meilen nach dem er auf den großen Strom trifft, ebenfalls, zu einem Wasserfall wird. Der Fuß dieses Wasserfalls ist unser Ziel, dort wird jemand auf uns warten. Dann werden wir weiter sehen." Gimli schaut etwas skeptisch zu Legolas, der nun das Wort ergriff: "Wie kommt es aber, wenn dieser Fluss ihn den Anduin mündet, dass er auf keiner Karte die ich kenne verzeichnet ist?" Aragorn schluckte und atmete tief durch: "Der Wasserfall hat einen Namen, der euch bestimmt geläufig seien wird. Mann nennt ihn auch `Den vergessenen Wasserfall´." "Was?" schrie Gimli auf. "Das ist nur eine Geschichte, ein altes Ammenmärchen, das kleinen Kindern erzählt wird, um ihnen Angst zu machen!" "Oh doch, es gibt ihn ", sagte Aragorn ruhig. "Ich kenne die Geschichte von dem vergessenen Wasserfall nicht ", sagte Legolas nachdenklich, als würde er krampfhaft versuchen sich an sie zu erinnern. "Dann lass sie dir von mir erzählen, mein Junge.", sagte Gimli. "Es wird erzählt, dass an diesem besagten Wasserfall Dämonen ihr Unwesen treiben. Mann nennt sie Schwarzaugen, denn ihre Augen sollen so dunkel sein, dass, wenn man in sie hinein sieht, einem die Seele von ihnen verschluckt wird. Sie sind groß, ihre Haut ist von schuppen bedeckt und sie sind weder Elb noch Mensch, obwohl sie aus beiden entstanden, so sagt man. Ihre Grausamkeit soll soweit reichen, dass sie ihre eigenen Stammesgenossen, wenn sie alt werden, den Wasserfall herunterstürzen. Nie würde ich einen dieser schrecklichen Wesen begegnen wollen, denn die Geschichten besagen, dass sie jeden, den sie zwischen ihre Krallen bekommen, die so groß und lang wie spitze Nägel sind, auseinander reißen und sich von ihnen ernähren. Doch manche machten sich auf die Suche nach ihnen, denn wenn man den Sagen Glauben schenken darf, ist ihr Blut wertvoller als Mithril. Es soll einen von jeder Krankheit und sogar vom Tod heilen. Doch niemand der auszog um sie zu finden, kehrte je wieder zurück. Alle sind ihnen zum Opfer gefallen, um ihren immerwehrenden Blutdurst zu stillen. Man sagt auch, dass sie eine wunderschöne Stimme haben sollen, mit der sie ihre Opfer anlocken. Ein sehr durchdachter Trick, wenn ihr mich fragt; erst singen sie ihrem Abendessen ein Schlaflied und nachdem gespeist wurde, singen sie sich selbst eins." "Wie du sagtest Gimli, dies ist bestimmt nur eine Geschichte.", meinte Legolas und mit einen müden lächeln fügte er noch hinzu: "Und wenn du mich fragst, genau die richtige zum einschlafen."

Es war Nacht geworden und der Mond stand hoch am Himmel. Aragorn lehnte sich wieder gegen die hohe Kastanie und Legolas strecket sich auf dem Boden aus. Nur Gimli, der die erste Wache in dieser Nacht zugeteilt bekam, stand manchmal auf und ging eine Runde um das Lager. Er sah nach ob die Pferde noch auf der Wiese standen und setzte sich wieder, nur um in ein paar Minuten wieder auf zu stehen und das selbe zu tun.

Er hätte es zwar nie zugegeben, aber es nagte schon an ihm, dass sie vor hatten zum vergessenen Wasserfall zu gehen. Wahrscheinlich hatte Legolas ja recht und es war wirklich nur eine schlechte Gutenachtgeschichte, aber was wäre, wenn es diese Schwarzaugen doch gäbe?

Mit diesem Gedanken fiel er in einen unruhigen Schlaf, in dem er von Albträumen nur so gejagt wurde.

Als er aufwachte, war die Sonne schon auf gegangen. Legolas und Aragorn hatten schon alles zusammen gepackt und standen, breit weiter zu ziehen, bei den Pferden. Brummend stand er auf und klopfte sich ein paar Grashalme und Spelzen von Kräutern, auf denen er gelegen hatte von seiner Kleidung.

Legolas warf ihm einen spottenden Blick zu. Jeder Zeit hätte er sich jetzt mit ihm angelegt, doch da ihm im Magen noch etwas flau von den Träumen der letzten Nacht war, verkniff er sich jegliches Kommentar.

Ihm wurde noch Zeit gelassen sich etwas die Beine zu vertreten und schon musste er wieder aufsitzen. Aragorn meinte, dass sie die Raurosfälle bestimmt am siebten Tag ihrer Reise erreicht seien würden, was leicht gesagt war, denn Aragorn legte ein scharfes Tempo vor.

Am sechsten Tag, das Rauschen des Wasserfalles war schon allgegenwärtig, legten sie ihre Pause wie immer mit Einbruch der Dämmerung ein. Als sie sich alle schlafen legten, übernahm Legolas dieses Mal die erste Wache. Als der Mond schon beinahe hinter den Bäumen untergegangen war, vernahm er ein leises rascheln. Er beugte sich zu Aragorn und stupste diesen leicht an. Er wachte sogleich auf und sah den Elb verwundert an. Dieser bedeutete ihm leise zu sein. Nach ein paar Sekunden der Stille hörte er es auch, dieses rascheln, als ob sich jemand anschleichen wollte. Aragorn beugte sich zu Legolas: "Siehst du etwas?" "Orks, etwa zwanzig Mann ", antwortete Legolas kurz angebunden. In diesem Augenblick verfiel Gimli in ein lautes Schnarchen, worauf Aragorn und Legolas sich fast gleichzeitig auf ihn stürzten und ihm Mund und Nase zuhielten, dadurch wurde der Zwerg natürlich wach und konnte nur durch das noch kräftigere zudrücken von Legolas Hand auf seinen Mund, davon abgehalten werden los zuzetern. Aragorn flüsterte Gimli nur ein Wort zu: "Orks!" und schon stand der Zwerg mit gezogener Axt auf seinen zwei Beinen und sah sich suchend um.

Aragorn gestikulierte wie wild das Gimli sich wieder ducken sollte, den noch wussten sie nicht, ob die Orks sie schon bemerkt hatten.

Legolas trat das Feuer aus, doch die Orkgestallten kamen immer näher.

Aragorn zog sein Schwert und Legolas spannte seinen Bogen und ließ einen Pfeil nach dem anderen in die Dunkelheit schnellen. Schon kamen die ersten Orks auf die Lichtung gelaufen und nicht ein paar Sekunden später hatte Gimli ihnen die Köpfe mit seiner Axt, von den Schultern gesäbelt.

Aragorn lieferte sich einen erbitterten Kampf, mit einem sehr großen Ork, der der Anführer zu seien schien. Der Ork schwang seine schwarze zweischneidige Axt, bedrohlich über seinen und Aragorns Kopf, mit so einer Geschicklichkeit, dass er fast Gimli hätte Konkurrenz machen können. Aber wie gesagt, nur fast. Während er nämlich so seine Axt über seinem Kopf kreisen ließ, was eindeutig nur zur Einschüchterung des Gegners dienen sollte, vernachlässigte er vollkommen seine Deckung, was sich Aragorn ohne zu zögern, zu nutze machte. In Null Komma nichts, hatte er den Ork einen zweiten Nabel, mit seinem Schwert, in den Bauch gestochen. Der Ork geriet ins schwanken und sein massiger Körper, neigte sich wie ein junger Baum bei einem Sturm, nach allen Seiten. Wie verzaubert, sah Aragorn eine Weile diesen Schauspiel zu, setzte ihm dann aber ein Ende, mit einem gezielten tritt gegen das Schienenbein seines Ex-Gegners.

Als er sich um sah erkannte er das auch Legolas und Gimli, in der Zeit wo er mit sich und der über ihm kreisenden Axt beschäftigt gewesen war, volle Arbeit geleistet hatten.

An ihren Sachen klebte Orkblut und die Leichen die sich um sie türmten füllten bald den Boden der ganzen kleinen Lichtung aus, die an Abend als sie an gekommen waren, doch noch so friedlich ausgesehen hatte.

Da Legolas` Pfeile aufgebraucht waren, musste er sich nun gegen den letzten Angreifer mit einem seiner zwei Elbenmessern wehren, was ihm aber auch nicht weiter störte, denn mit ihnen war er fast genau so geschickt, wie mit seinem Bogen. Der langbeinige Ork machte noch einige, sinnlose Versuche sich zu wehren, wurde dann aber nach kurzer Zeit von dem Elben einen Kopf kürzer gemacht. Auch dieser Kadaver fiel mit einem dumpfen Laut, zu Boden und gesellte sich zu seinen Leidensgenossen.

Legolas lief ein paar Schritte weiter und ließ sich neben Gimli und Aragorn ins Gras fallen. Der Elb, versuchte verzweifelt, sich das klebrige Blut, dass von dem Ork den er im letzten Kampf ins Jenseits befördert hatte, stammte aus dem Gesicht zu wischen, bevor es trocknete, was ihm aber nicht so recht gelingen wollte. Als er dieses hoffnungslose Unterfangen aufgegeben hatte, warf er einen Blick auf Gimli, der schnaufend neben ihm saß. "Na, aus der Übung gekommen?" witzelte er. "Ein Zwerg kommt nicht aus der Übung!" protestierte er lauthals, "Wir müssen uns nur hin und wieder, wenn wir uns lang nicht mehr so verausgabt haben, einkämpfen. Das ist alles!"

"Wir müssen weiter." Sagte Aragorn "Ich weiß nicht was ich von diesem Angriff halten soll. Es gibt kein Anzeichen, dass es geplant war, aber das es nicht geplant war, dafür gibt es auch keine Anzeichen."

"Und was sagt uns das?" fragte der immer noch kräftig schnaufende Zwerg.

"Das wir so schnell, wie möglich weiter reiten müssen."

Sie stapelten die Leichen, die wild verstreut zwischen den Bäumen lagen und setzten sie in Brand , dann schwangen sie sich auf ihre Pferde und ritten rasch weiter, Richtung Raurosfälle, in die Nacht hinein.

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Danke, an alle die so fleißig Reviews geschrieben haben. Ich habe echt nicht gedacht, das die FF so einen anklang findet *freu* ! Also dann, Einen guten Rutsch ins neue Jahr & lest fleißig weiter!