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Dokument 4:
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An Sauron Weltherrschaft GmbH
z. Hd. Saurons Mund
Barad-Dûr, Westflügel
Hochverehrter Saurons Mund,
Auch wenn ich hiermit meine ärztliche Schweigepflicht verletze, gebietet mir
die Sorge um meine Patienten, die Herren Nazgûl Nr. 1 bis 9, Ihnen die prekäre
Lage der Genannten zu schildern, in der Hoffnung, einen für alle Parteien
akzeptablen Ausweg aus dem gegenwärtigen Dilemma zu finden.
Seit Jahrtausenden waren die Nazgûl berüchtigt und gefürchtet. In diesem
langen Zeitraum haben sie sich – viel mehr als es bei den kurzlebigen Menschen
möglich wäre – an den damit verbundenen sozialen Status gewöhnt. Das
Verbreiten von Furcht und Schrecken ist ihnen zur Selbstverständlichkeit
geworden.
Als Folge der kürzlich erfolgten fristlosen Kündigung – über deren
Berechtigung zu urteilen mir selbstverständlich in keiner Weise zusteht –
haben sich bei den Betroffenen schwerwiegende Minderwertigkeitskomplexe
gebildet, ja, einige von ihnen sind bereits in tiefe Depressionen gesunken.
Sollte die Situation andauern, so sind bei den Labileren unter ihnen
Suizidversuche zu befürchten. Nun werden Sie, verehrter S. M., wahrscheinlich
sagen: „Sollen sie doch!" denn die Nazgûl sind ja bereits tot – oder
vielmehr untot. Ich weise jedoch darauf hin, daß auch ein erfolgloser
Suizidversuch für einen Nazgûl schwere, lebensläng– ähm, äh, zeitlich
unbegrenzte psychische Konsequenzen haben würde. Das Selbstbewußtsein wäre
dauerhaft geschädigt, das Angst-und Schrecken-Verbreiten nur noch sehr bedingt
erfolgreich und eine Verwendung in der bisherigen Funktion sicher nicht mehr möglich.
Es mag genügen, daß ich Ihnen andeute, daß der labilste meiner neun Patienten
sich bereits vor den Ratten und Spinnen zu fürchten beginnt, die seine
Unterkunft mitbewohnen.
Als ich unseren hochverehrten Dunklen Herrscher anläßlich seines letzten Migräneanfalles
auf diese Problematik hinwies, erwiderte er „Grrrrrrgh!! Machen Sie das Licht
aus und scheren Sie sich zum Henker!", woraus ich entnehme, daß ich mich in
dieser Angelegenheit an Sie zu wenden habe. Nun habe ich Ihnen die Brisanz der
Situation dargelegt und verbleibe in der Hoffnung auf eine allen Parteien
angenehme Lösung
mit ehrerbietigsten Grüßen
Dr. med. Lobo Tom
Leibpsychiater des Dunklen Herrschers
