Teil 9
Nur noch frisch verputzte Wände erinnerten an das Beben, als Masanori spät abends zurückkam. Die zerstörte Einrichtung war entfernt und routiniert durch neue ersetzt worden. Zufrieden liess Masa einen Blick durch sein wiederhergestelltes Büro schweifen, ehe er sich mit einem Seufzen in einem der Sessel niederließ.
Einen Augenblick schloss er erschöpft die Augen.
Als sich von hinten plötzlich zwei Arme um ihn legten, erstarrte er. Dann lockerte er seine Anspannung und lächelte leicht.
"Ihr seid noch nicht im Bett, Bon?"
"Nein.", murmelte Kai, das Gesicht auf Masas Schulter abgelegt, während er hinter dessen Sessel kniete.
"War nicht müde."
"Das hört sich aber ganz so an." Immer noch lächelnd wollte Masa sich aus Kais Umarmung lösen. Doch der Junge ignorierte seinen Fluchversuch und drückte sich nur noch fester an ihn. Masas Lächeln erstarrte.
"Bon, was ist los?"
"Das wollte ich eigentlich dich fragen, Masa." Langsam liess Kai eine seiner Hände an Masas Brust herabgleiten.
Der Mann wollte gerade aufstehen, als Kai etwas in seine Hand fallen liess.
"Was ist das?" Stirnrunzelnd betrachtete Masa den Gegenstand.
"Einer der Manschettenknöpfe, die ich dir vor 11 Jahren zum Geburtstag geschenkt habe."
"Wie seid Ihr daran gekommen?" erkundigt sich der Mann scheinbar gelangweilt.
"Das wollte ich eigentlich von dir wissen.", wehte Kais Stimme fast zärtlich an Masas Ohr.
"Wie meint Ihr das?" Erneut machte Masa Anstalten sich aus Kais Griff zu lösen. Diesmal liess der Junge ihn los. Langsam stand er auf und legte den Kopf schief in den Nacken, um Masas Augen mit seinem Blick zu treffen. Eine seltsame Sicherheit erfüllte sein Herz.
"Ich fand ihn beim Aufräumen in meinem Zimmer."
"Ihr habt aufgeräumt? Ihr solltet Euch doch ausruhen!"
"Masa..." Kai zögerte. Die folgenden Worte fielen ihm plötzlich schwer. Sehr schwer. Zu vieles war geschehen, zu vieles noch unklar. Und wenn er sich jetzt irrte, verlor er möglicherweise den letzten Kontakt zu seinem besten Freund.
"Woher... Woher wusstest du, dass es ein Buch war, das mich so verletzt hatte?"
"Was wollt Ihr, Bon?" Masas Stimme schien vor Langeweile zu triefen. Er wandte sich ab und stellte sich mit verschränkten Armen vor ein Fenster. Wie ein riesiger Berg fing er das eindringende Licht auf und liess Kais flehende Blicke an seinen Rücken abprallen.
"Eine Antwort!" Trotz seines hämmernden Herzens wagte Kai nicht, einen Rückzieher zu machen. Masa seufzte resigniert. "Warum regt Ihr Euch darüber so auf? So wie Ihr Eure Regale aufstellt, prasseln regelmäßig Bücher bei einem Erdbeben auf Euer Bett. Ich habe Euch schon mehrmals gesagt, Ihr sollt die verdammten Dinger endlich woanders aufstellen."
"Und woher wusstest du, dass ich zu diesem Zeitpunkt in meinem Bett war?" fragte Kai etwas unsicher. Er konnte Masas Lächeln bei dessen Antwort fast spüren: "Es war mitten in der Nacht, Bon! Wo solltet Ihr Euch um diese Zeit sonst aufhalten?" Fast hätte Kai aufgegeben. Diese Antworten waren zu schlüssig, als dass sie seine vage Theorie bestätigen. Dennoch war da etwas, fast unerkannt, selbst für jemanden, der ihn so gut kannte wie Kai, was diesen aufhorchen liess. Dieser Ton in Masas Stimme.... Wie er weiter konsequent zum Fenster hinausstarrte... Und sich weigerte, ihn anzusehen...
Dennoch stand Kai kurz vor der Verzweiflung.
"Und was ist dann das hier?", hob er den Knopf auf, den Masa auf der Sessellehne abgelegt hatte.
"Ein Manschettenknopf, wie Ihr schon gesagt habt. Ich habe ihn wohl irgendwann mal in Eurem Zimmer verloren."
"Soweit ich weiß, trugest du ihn gestern.", bluffe Kai. "Und gestern warst du nicht in meinen Zimmer. Jedenfalls nicht bis zum Abend."
Sein Beschützer schien vor dem Fenster erstarrt zu sein.
"Masa?" Zögernd trat Kai näher, als sich der Mann nach einigen Minuten immer noch nicht rührte.
Vorsichtig legte er von hinten die Arme um ihn und schmiegte sich an den starren Rücken.
"Masa...?", flehte er.
Nach einem Augenblick rührte sich der Mann endlich. Langsam nahm er eine von Kais Händen. Den Blick durch Masas Rücken verwehrt fühlte der Junge nur, wie seine Hand langsam noch oben gezogen wurde. Kai keuchte erschrocken auf, als Masa sie vorsichtig an seine Lippen führte und sanft eine Kuss darauf hauchte.
"Masa...." Scharren von Ameisen schienen von Kais Hand aus durch seinen Arm zu rasen. Wie eine Sturmgewalt überrannten sie sein Herz.
"Masa!" hauchte er wieder und lehnte sich einen Moment schwach an den Rücken des älteren Mannes an.
"Ich wollte nie, das du es erfährst." flüsterte dieser fast lautlos und liebkoste Kais Handfläche erneut mit seinen Lippen. "Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Ich wollte dich nie verletzen. Es tut mir leid."
"Was redest du denn da? Du hast mich nie verletzt, Masa! Ich liebe dich doch!" Erschrocken hielt Kai die Luft an. Sein verfluchtes, loses Mundwerk.
Traurig lächelte Masa. "Das habe ich befürchtet. Gerade das wollte ich verhindern."
"Aber warum? Wenn du mich nicht willst, warum bist du dann so oft zu mir gekommen? Wolltest du nur den Sex?" `Und nicht mich?´
"Das kann ich nicht glauben!"
"Glaubt es ruhig, Bon." Unheimlich ruhig sagte er das. Wütend entriss Kai ihm die Hand, die Masa immer noch umfangen hielt. "Jetzt fang nicht wieder mit diesem Bon -scheiß an! Und sieh mich gefälligst an!"
Abrupt drehte Masa sich herum. Einen Moment lang stockte Kai der Atem, als er auf dessen traurige Augen traf. Fast im Zeitlupentempo strecke er eine Hand aus, die , welche Masa kurz zuvor so liebkost hatte, und streichelte dessen Wange. Mit einem Laut, der zwischen einen Schluchzen und einem Stöhnen hing, riss Masa ihn bei dieser Berührung fest an sich.
Hauchend fuhr sein Atem über Kais Hals "Bon..." ehe sein Mund der Spur seines Atems folgte.
"Seht Ihr, was Ihr mit mir macht?" Seine Lippen wanderten zu Kais Kinn. "Ich brauche Euch so sehr, dass ich dich zerstören würde, nur um dich zu bekommen." Er riss seinen Kopf hoch und küsste Kai fast brutal auf den Mund. Statt jedoch, wie von Masa beabsichtigt, zurückzuweichen, presste dieser seine Hände zu beiden Seiten an Masas Kopf und zwang diesen, seinen Kuss fortzusetzen.
Atemlos riss Masa sich schließlich aus Kais Griff los und führte den strauchelnden Jungen zu dem Sessel, in dem er selbst kurz zuvor gesessen hatte. Er kniete sich davor nieder und nahm die Hände des Jungen in seine eigene. Kai war zu perplex um irgendwie zu reagieren. Masa schien das auch nicht von ihm zu erwarten.
Lange Zeit, sehr lange Zeit musterten seine fast nachtschwarzen Augen das Gesicht des Jungen.
"Ich würde für dich sterben, Kai. Das weißt du doch?"
Stumm nickte der Junge. Masa strich kurz über seine Hände.
"Was immer Ihr von mir verlangt, werde ich tun. Nur - lieben kann ich Euch nicht!"
"A- aber wieso?" kamen die Worte stotternd über Kais Lippen.
"Ihr seid zu kostbar für mich. Mein Leben ist ohne das deine nichts wert. Aber wenn ich zulange in deiner Nähe bleibe, schadet das dir nur. Ich würde dein Leben vergiften."
"Und... Und warum hast du dann...?"
Masa beugte sich kurz vor und hauchte einen Kuss auf Kais Lippen.
"Ich habe dich so lange gesucht. Und noch länger vermisst. Zu lange vielleicht...." Seine Stimme schien sich einen Augenblick zu verlieren, ehe er wieder etwas fester fortfuhr: "Euer Vater verbot mir, Euch zu suchen- ich wäre fast gestorben. Immer wieder habe ich mir ausgemalt, was Euch passiert sein könnte- wo Ihr wohl gerade seid."
`Das ist das erste Mal, dass ich Schmerz in Masas Stimme höre.´ dachte Kai betroffen. Mit vor Gefühl vibrierender Stimme fuhr Masa fort: "Ich hätte alles getan, um Euch suchen zu dürfen. Als Euer Vater starb, war ich so froh wie nie zuvor, denn das gab mir die Position und endlich die Möglichkeit, dich zu suchen."
"Nun, du hast mich ja auch gefunden." murmelte Kai etwas verwirrt.
Masa schien unbewusst ständig zwischen der förmlichen Anrede und dem vertrauten "du" zu wechseln. Ein Zeichen von Schwäche? Dabei kam Masa ihm doch immer so stark vor. Und nun war Kai offenbar derjenige, der die meiste Selbstkontrolle hatte. Na ja nicht besonders viel. Aber immerhin noch etwas mehr als der Mann, dessen ihm so vertrautes Gesicht plötzlich Emotionen zeigte, die Kai hinter der starren Fassade nie vermutet hatte.
"Durch Zufall." Bitter verzog Masa das Gesicht.
"Und wieso hast du dich dann an jenen Abend nicht zu erkennen gegeben?", stellte Kai vorsichtig die Frage, welche ihm schon seit dem ersten Verdacht hinsichtlich der Identität seines nächtlichen Liebhabers auf der Zunge brannte.
Schmerzlich lächelte der Mann. "Das wollte ich ja. Aber Ihr kamt herein und zogt Euch vor meinen Augen aus- Ihr hättet Euch doch nie mir hingegeben, wenn Ihr gewusst hättet, wer ich war. Ihr wart ja immer noch in wer-weiss-wen verliebt."
"Wenn du dich da mal nicht täuscht.", murmelte Kai sanft. Zärtlich fuhr er durch Masas streng zurück gekämmten Haare.
"Und dann bist du einfach am nächsten Morgen aufgetaucht und hast so getan, als wäre nichts? Wenn ich dir so egal bin, warum hast du mich dann überhaupt angerührt?
"Du bist mir nicht egal, Bon."
"Aber warum dann dieses Versteckspiel?" Kai verstand nun gar nichts mehr. "Du sagst, du kannst mich nicht lieben, schläfst aber gleichzeitig mit mir. Was soll das?" (Oh ja, Kai hat nicht gerade die männliche Auffassung von Liebe. = bei ihm bedeutet Sex auch = Liebe)
Masa streichelte kurz Kais Wangen. Seufzend schmiegte dieser seinen Kopf an die raue Handfläche. Masas Daumen strich kurz über Kais Unterlippe.
"Vielleicht... seid Ihr einfach ein guter Liebhaber. Man findet selten einen Partner, der so gut im Bett zu einem passt."
Bei diesen Worten verschwand der verklärte Blick, der bis jetzt in Kais Augen leuchtete.
"Du willst mich nur im Bett?" quietschte er entsetzt auf.
"Bon!" Beruhigend versuchte Masa den aufgebrachten Jungen in den Sessel zurück zu drücken. "Gerade deshalb verschwieg ich es Euch. Ihr beabsichtigt wieder mal, mehr in eine Sache hinein zu interpretieren, als eigentlich dran ist."
"Versteh ich dich dann richtig?" wütete Kai.
"Du schläfst mit mir- unbeabsichtigt, es gefällt dir, und du beschließt, die Scharade weiterzutreiben, nur damit ich nichts hinein dichte? Warum hast du mich dann nicht ganz in Ruhe gelassen?"
"Wie gesagt, Kai. Du bist verdammt gut im Bett."
"Pfft!" verächtlich schnaubend schubste der Junge Masa beiseite. "Du kannst mich Mal!" mit einem lauten Krachen warf er im Hinausstürmen die Tür hinter sich zu.
TBC
A/N: Ihr dachtet doch nicht, dass unsere beiden Süßen schon fertig wären mit ihrem Gefühlswirrwarr? *hähä* Man sollte mich nie in den Urlaub schicken und mir ein paar Blöcke zur Hand geben. Aber wenn ich Teil 10 geschafft habe, ist der erste Block auch -endlich- zu Ende. Dann dürften- äh- nur noch ein Teil und zwei Epiloge kommen. Wenn ich mal so weit vorgreifen darf.
UUNNNNNNDDDDDDDDDDD ein riesendankesschön an all die fleißigen FB- Schreiber. Ohne euch hätte ich den ganzen Kram schon beim Umzug in `ne Ecke geschmissen.
*knuddel*
Nur noch frisch verputzte Wände erinnerten an das Beben, als Masanori spät abends zurückkam. Die zerstörte Einrichtung war entfernt und routiniert durch neue ersetzt worden. Zufrieden liess Masa einen Blick durch sein wiederhergestelltes Büro schweifen, ehe er sich mit einem Seufzen in einem der Sessel niederließ.
Einen Augenblick schloss er erschöpft die Augen.
Als sich von hinten plötzlich zwei Arme um ihn legten, erstarrte er. Dann lockerte er seine Anspannung und lächelte leicht.
"Ihr seid noch nicht im Bett, Bon?"
"Nein.", murmelte Kai, das Gesicht auf Masas Schulter abgelegt, während er hinter dessen Sessel kniete.
"War nicht müde."
"Das hört sich aber ganz so an." Immer noch lächelnd wollte Masa sich aus Kais Umarmung lösen. Doch der Junge ignorierte seinen Fluchversuch und drückte sich nur noch fester an ihn. Masas Lächeln erstarrte.
"Bon, was ist los?"
"Das wollte ich eigentlich dich fragen, Masa." Langsam liess Kai eine seiner Hände an Masas Brust herabgleiten.
Der Mann wollte gerade aufstehen, als Kai etwas in seine Hand fallen liess.
"Was ist das?" Stirnrunzelnd betrachtete Masa den Gegenstand.
"Einer der Manschettenknöpfe, die ich dir vor 11 Jahren zum Geburtstag geschenkt habe."
"Wie seid Ihr daran gekommen?" erkundigt sich der Mann scheinbar gelangweilt.
"Das wollte ich eigentlich von dir wissen.", wehte Kais Stimme fast zärtlich an Masas Ohr.
"Wie meint Ihr das?" Erneut machte Masa Anstalten sich aus Kais Griff zu lösen. Diesmal liess der Junge ihn los. Langsam stand er auf und legte den Kopf schief in den Nacken, um Masas Augen mit seinem Blick zu treffen. Eine seltsame Sicherheit erfüllte sein Herz.
"Ich fand ihn beim Aufräumen in meinem Zimmer."
"Ihr habt aufgeräumt? Ihr solltet Euch doch ausruhen!"
"Masa..." Kai zögerte. Die folgenden Worte fielen ihm plötzlich schwer. Sehr schwer. Zu vieles war geschehen, zu vieles noch unklar. Und wenn er sich jetzt irrte, verlor er möglicherweise den letzten Kontakt zu seinem besten Freund.
"Woher... Woher wusstest du, dass es ein Buch war, das mich so verletzt hatte?"
"Was wollt Ihr, Bon?" Masas Stimme schien vor Langeweile zu triefen. Er wandte sich ab und stellte sich mit verschränkten Armen vor ein Fenster. Wie ein riesiger Berg fing er das eindringende Licht auf und liess Kais flehende Blicke an seinen Rücken abprallen.
"Eine Antwort!" Trotz seines hämmernden Herzens wagte Kai nicht, einen Rückzieher zu machen. Masa seufzte resigniert. "Warum regt Ihr Euch darüber so auf? So wie Ihr Eure Regale aufstellt, prasseln regelmäßig Bücher bei einem Erdbeben auf Euer Bett. Ich habe Euch schon mehrmals gesagt, Ihr sollt die verdammten Dinger endlich woanders aufstellen."
"Und woher wusstest du, dass ich zu diesem Zeitpunkt in meinem Bett war?" fragte Kai etwas unsicher. Er konnte Masas Lächeln bei dessen Antwort fast spüren: "Es war mitten in der Nacht, Bon! Wo solltet Ihr Euch um diese Zeit sonst aufhalten?" Fast hätte Kai aufgegeben. Diese Antworten waren zu schlüssig, als dass sie seine vage Theorie bestätigen. Dennoch war da etwas, fast unerkannt, selbst für jemanden, der ihn so gut kannte wie Kai, was diesen aufhorchen liess. Dieser Ton in Masas Stimme.... Wie er weiter konsequent zum Fenster hinausstarrte... Und sich weigerte, ihn anzusehen...
Dennoch stand Kai kurz vor der Verzweiflung.
"Und was ist dann das hier?", hob er den Knopf auf, den Masa auf der Sessellehne abgelegt hatte.
"Ein Manschettenknopf, wie Ihr schon gesagt habt. Ich habe ihn wohl irgendwann mal in Eurem Zimmer verloren."
"Soweit ich weiß, trugest du ihn gestern.", bluffe Kai. "Und gestern warst du nicht in meinen Zimmer. Jedenfalls nicht bis zum Abend."
Sein Beschützer schien vor dem Fenster erstarrt zu sein.
"Masa?" Zögernd trat Kai näher, als sich der Mann nach einigen Minuten immer noch nicht rührte.
Vorsichtig legte er von hinten die Arme um ihn und schmiegte sich an den starren Rücken.
"Masa...?", flehte er.
Nach einem Augenblick rührte sich der Mann endlich. Langsam nahm er eine von Kais Händen. Den Blick durch Masas Rücken verwehrt fühlte der Junge nur, wie seine Hand langsam noch oben gezogen wurde. Kai keuchte erschrocken auf, als Masa sie vorsichtig an seine Lippen führte und sanft eine Kuss darauf hauchte.
"Masa...." Scharren von Ameisen schienen von Kais Hand aus durch seinen Arm zu rasen. Wie eine Sturmgewalt überrannten sie sein Herz.
"Masa!" hauchte er wieder und lehnte sich einen Moment schwach an den Rücken des älteren Mannes an.
"Ich wollte nie, das du es erfährst." flüsterte dieser fast lautlos und liebkoste Kais Handfläche erneut mit seinen Lippen. "Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Ich wollte dich nie verletzen. Es tut mir leid."
"Was redest du denn da? Du hast mich nie verletzt, Masa! Ich liebe dich doch!" Erschrocken hielt Kai die Luft an. Sein verfluchtes, loses Mundwerk.
Traurig lächelte Masa. "Das habe ich befürchtet. Gerade das wollte ich verhindern."
"Aber warum? Wenn du mich nicht willst, warum bist du dann so oft zu mir gekommen? Wolltest du nur den Sex?" `Und nicht mich?´
"Das kann ich nicht glauben!"
"Glaubt es ruhig, Bon." Unheimlich ruhig sagte er das. Wütend entriss Kai ihm die Hand, die Masa immer noch umfangen hielt. "Jetzt fang nicht wieder mit diesem Bon -scheiß an! Und sieh mich gefälligst an!"
Abrupt drehte Masa sich herum. Einen Moment lang stockte Kai der Atem, als er auf dessen traurige Augen traf. Fast im Zeitlupentempo strecke er eine Hand aus, die , welche Masa kurz zuvor so liebkost hatte, und streichelte dessen Wange. Mit einem Laut, der zwischen einen Schluchzen und einem Stöhnen hing, riss Masa ihn bei dieser Berührung fest an sich.
Hauchend fuhr sein Atem über Kais Hals "Bon..." ehe sein Mund der Spur seines Atems folgte.
"Seht Ihr, was Ihr mit mir macht?" Seine Lippen wanderten zu Kais Kinn. "Ich brauche Euch so sehr, dass ich dich zerstören würde, nur um dich zu bekommen." Er riss seinen Kopf hoch und küsste Kai fast brutal auf den Mund. Statt jedoch, wie von Masa beabsichtigt, zurückzuweichen, presste dieser seine Hände zu beiden Seiten an Masas Kopf und zwang diesen, seinen Kuss fortzusetzen.
Atemlos riss Masa sich schließlich aus Kais Griff los und führte den strauchelnden Jungen zu dem Sessel, in dem er selbst kurz zuvor gesessen hatte. Er kniete sich davor nieder und nahm die Hände des Jungen in seine eigene. Kai war zu perplex um irgendwie zu reagieren. Masa schien das auch nicht von ihm zu erwarten.
Lange Zeit, sehr lange Zeit musterten seine fast nachtschwarzen Augen das Gesicht des Jungen.
"Ich würde für dich sterben, Kai. Das weißt du doch?"
Stumm nickte der Junge. Masa strich kurz über seine Hände.
"Was immer Ihr von mir verlangt, werde ich tun. Nur - lieben kann ich Euch nicht!"
"A- aber wieso?" kamen die Worte stotternd über Kais Lippen.
"Ihr seid zu kostbar für mich. Mein Leben ist ohne das deine nichts wert. Aber wenn ich zulange in deiner Nähe bleibe, schadet das dir nur. Ich würde dein Leben vergiften."
"Und... Und warum hast du dann...?"
Masa beugte sich kurz vor und hauchte einen Kuss auf Kais Lippen.
"Ich habe dich so lange gesucht. Und noch länger vermisst. Zu lange vielleicht...." Seine Stimme schien sich einen Augenblick zu verlieren, ehe er wieder etwas fester fortfuhr: "Euer Vater verbot mir, Euch zu suchen- ich wäre fast gestorben. Immer wieder habe ich mir ausgemalt, was Euch passiert sein könnte- wo Ihr wohl gerade seid."
`Das ist das erste Mal, dass ich Schmerz in Masas Stimme höre.´ dachte Kai betroffen. Mit vor Gefühl vibrierender Stimme fuhr Masa fort: "Ich hätte alles getan, um Euch suchen zu dürfen. Als Euer Vater starb, war ich so froh wie nie zuvor, denn das gab mir die Position und endlich die Möglichkeit, dich zu suchen."
"Nun, du hast mich ja auch gefunden." murmelte Kai etwas verwirrt.
Masa schien unbewusst ständig zwischen der förmlichen Anrede und dem vertrauten "du" zu wechseln. Ein Zeichen von Schwäche? Dabei kam Masa ihm doch immer so stark vor. Und nun war Kai offenbar derjenige, der die meiste Selbstkontrolle hatte. Na ja nicht besonders viel. Aber immerhin noch etwas mehr als der Mann, dessen ihm so vertrautes Gesicht plötzlich Emotionen zeigte, die Kai hinter der starren Fassade nie vermutet hatte.
"Durch Zufall." Bitter verzog Masa das Gesicht.
"Und wieso hast du dich dann an jenen Abend nicht zu erkennen gegeben?", stellte Kai vorsichtig die Frage, welche ihm schon seit dem ersten Verdacht hinsichtlich der Identität seines nächtlichen Liebhabers auf der Zunge brannte.
Schmerzlich lächelte der Mann. "Das wollte ich ja. Aber Ihr kamt herein und zogt Euch vor meinen Augen aus- Ihr hättet Euch doch nie mir hingegeben, wenn Ihr gewusst hättet, wer ich war. Ihr wart ja immer noch in wer-weiss-wen verliebt."
"Wenn du dich da mal nicht täuscht.", murmelte Kai sanft. Zärtlich fuhr er durch Masas streng zurück gekämmten Haare.
"Und dann bist du einfach am nächsten Morgen aufgetaucht und hast so getan, als wäre nichts? Wenn ich dir so egal bin, warum hast du mich dann überhaupt angerührt?
"Du bist mir nicht egal, Bon."
"Aber warum dann dieses Versteckspiel?" Kai verstand nun gar nichts mehr. "Du sagst, du kannst mich nicht lieben, schläfst aber gleichzeitig mit mir. Was soll das?" (Oh ja, Kai hat nicht gerade die männliche Auffassung von Liebe. = bei ihm bedeutet Sex auch = Liebe)
Masa streichelte kurz Kais Wangen. Seufzend schmiegte dieser seinen Kopf an die raue Handfläche. Masas Daumen strich kurz über Kais Unterlippe.
"Vielleicht... seid Ihr einfach ein guter Liebhaber. Man findet selten einen Partner, der so gut im Bett zu einem passt."
Bei diesen Worten verschwand der verklärte Blick, der bis jetzt in Kais Augen leuchtete.
"Du willst mich nur im Bett?" quietschte er entsetzt auf.
"Bon!" Beruhigend versuchte Masa den aufgebrachten Jungen in den Sessel zurück zu drücken. "Gerade deshalb verschwieg ich es Euch. Ihr beabsichtigt wieder mal, mehr in eine Sache hinein zu interpretieren, als eigentlich dran ist."
"Versteh ich dich dann richtig?" wütete Kai.
"Du schläfst mit mir- unbeabsichtigt, es gefällt dir, und du beschließt, die Scharade weiterzutreiben, nur damit ich nichts hinein dichte? Warum hast du mich dann nicht ganz in Ruhe gelassen?"
"Wie gesagt, Kai. Du bist verdammt gut im Bett."
"Pfft!" verächtlich schnaubend schubste der Junge Masa beiseite. "Du kannst mich Mal!" mit einem lauten Krachen warf er im Hinausstürmen die Tür hinter sich zu.
TBC
A/N: Ihr dachtet doch nicht, dass unsere beiden Süßen schon fertig wären mit ihrem Gefühlswirrwarr? *hähä* Man sollte mich nie in den Urlaub schicken und mir ein paar Blöcke zur Hand geben. Aber wenn ich Teil 10 geschafft habe, ist der erste Block auch -endlich- zu Ende. Dann dürften- äh- nur noch ein Teil und zwei Epiloge kommen. Wenn ich mal so weit vorgreifen darf.
UUNNNNNNDDDDDDDDDDD ein riesendankesschön an all die fleißigen FB- Schreiber. Ohne euch hätte ich den ganzen Kram schon beim Umzug in `ne Ecke geschmissen.
*knuddel*
