Teil 11

`Ich kann nicht aufhören, an seine Küsse zu denken.´ Gedankenverloren berührte Kai seine Lippen. Nach seinem Ausbruch war er direkt auf sein Zimmer geflüchtet. Seit drei Stunden saß er schon mit angezogenen Beinen auf seinem Sessel. `Wenn er mich berührt, scheine ich in einen bodenlosen Strudel zu fallen. Nur, das ich nicht das Gefühl habe, darin verloren zu gehen. Er ist ja da. Er fängt mich auf. Auch wenn ich jetzt weiß, dass das Ganze für ihn eine komplett andere Bedeutung hatte als für mich. Er hat mich schon früher ausgesperrt. Aber nie so. Wir waren uns noch nie körperlich so nah und emotional so weit voneinander getrennt.´

Kai zögerte kurz. `Soll ich noch mal zu ihm gehen? Aber immer, wenn ich das getan habe, ging hinterher irgendetwas schief. Warum? Was habe ich dir getan ?´ seine Hände verkrampften sich. `Ich muß hier weg. Ich kann es nicht ertragen, wenn er mich noch einmal weg stösst.´

Leises Klopfen an der Tür riess ihn aus seinen Gedanken.

"Bleibt draußen!.... Verdammt, ich sagte draußen blei...." Er brach abrupt ab, als Masa sich durch die halb geöffnete Tür schob. Kai schwieg, als der Mann die Tür hinter sich schloss und langsam näher kam. Folgsam rückte er ein Stück beiseite, als sich Masa neben ihm auf den Sessel quetschte.

Es war eindeutig zu beengend. Der Großteil von Masas Gewicht lag auf der Sessellehne, wodurch das Möbelstück bedenklich kippte.

Kurzerhand hob er den überraschten Kai hoch und nahm ihn auf seinen Schoss. Seufzend legte der die Arme um Masas Hals. Er wand sich ein bisschen, bis er einen bequemen Sitz gefunden hatte. Geduldig ließ Masa Kais herum Gerutsche über sich ergehen. Endlich schien sein Schützling eine Haltung gefunden haben, die ihm behagte. Das Gesicht an Masas Brust gepresst, lauschte er dessen beruhigenden Atemzüge. Zärtlich strich Masas rechte Hand durch Kais Haare, während sein anderer Arm die Hüfte seines Geliebten fest umfing.

"Hast du das ernst gemeint?" brach Masa schließlich leise das Schweigen.

"Was?" Mit geschlossenen Augen schmiegte Kai sich immer noch an die breite Brust.

"Das, was du vorhin gesagt hast!"

"Was habe ich denn gesagt?" Nur mühsam unterdrückte Kai ein Grinsen. Er spürte deutlich, wie Masas sich wandte, die Worte auszusprechen. Schließlich ergriff Kai selbst die Initiative.

"Das du der einzige für mich bist?"

"Stimmt es?" Die Hand auf seinen Kopf zögerte kurz.

"Ist das so schwer für dich zu glauben?"

Langsam strichen Masas Finger weiter. "Wundert dich das?", fragte er stattdessen.

"Nein. Aber du kennst mich doch eigentlich gut genug, um zu wissen, dass das, was ich für Ranmaru empfinde, nicht mit dem zu vergleichen ist, was ich für dich fühle."

"Also empfindest du doch etwas für Samejima?" Masa sprach so leise, dass Kai ihn trotz der intimen Nähe kaum verstand.

"Ja. Ich mag und bewundere ihn. Und vielleicht bin ich etwas neidisch, weil Enjoji solch einen Partner hat."

"Aha1"

Fragend hob Kai den Kopf; "Du glaubst mir nicht?"

"Ach Bon..." Traurig glitt Masas rechte Hand an Kais Wange und streichelte sie sanft.

"Ich glaube, dass Ihr noch zu jung seit, um Eurer Gefühle sicher zu sein. Wie bei Samejima wisst Ihr nicht, was Ihr für mich fühlt."

"Moment mal!!!" Empört richtete sich Kai auf. Er drehte sich umständlich herum, so dass er breitbeinig auf Masas Schoss saß und diesem direkt ins Gesicht starrte.

"Willst du mir etwa vorschreiben, was ich für dich empfinde?"

"Wer könnte das?" Ein liebevoller Ausdruck trat in Masas Augen. "Das würde ja so sein, als ob ich Selbstmord begehe."

Angesichts eines wütenden funkelnden Augenpaares unterließ er weitere Scherze.

"Aber du bist wirklich noch sehr jung. Du bist gerade erst 21. Deine Gefühle sind noch flatterhaft."

"Flatterhaft???" Kai bohrte wütend seine Fäuste in Masas Oberschenkel. "Wie kommst du darauf, dass ich flatterhaft bin???"

Trotz der Malträtierungen verzog Masa keine Miene.

"Denk doch mal nach, Kai. Erst verliebst du dich Knall auf Fall in Samejima, dann in irgendjemand anderen. So sehr, dass du wegen ihn wegläufst. Und dann behauptest du, mich zu lieben..." Rasch legte er eine Hand auf Kais mund, ehe dieser wütend losschnauben konnte. "Ihr könnt körperliche Anziehung immer noch nicht von emotionaler unterscheiden." Sein Gesicht blieb ausdruckslos, als Kai ihm aufgebracht in die Hand biss.

"Alleine Euer verhalten in den letzten Tagen zeigt das. Ihr könnt Euch noch nicht mal mit mir in Ruhe unterhalten. Jedesmal, wenn ich etwas sage, dass Euch nicht passt, haust du einfach ab."

`Kann er sich nicht mal entscheiden, wie er mich anredet? Dieses ewige Wechseln ist ja schrecklich.´ Grummelnd ließ Kai zu, dass Masa seine Hand von Kais Mund entfernte. Rote bisswunden zeichneten sich auf der Handfläche ab.

"Das hältst du mir vor? Du bist doch derjenige, der immer wegrennt!"

"Schreit nicht so. Sonst gehe ich." Ruhig konfrontierte Masa Kai mit seinen entschlossenen blick.

"Was ich gesagt habe. Du willst gar nicht mit mir reden. Du hörst mir ja noch nicht mal richtig zu." Etwas leiser fuhr Kai fort; "Du maßt dir an, meine Handlungen zu interpretieren. Wie falsch du damit liegst, interessiert dich nicht!" Es war ihm unmöglich, weiter so nah an Masa zu bleiben. Ungeschickt rutschte er von dessen Schoß herunter. Nur die helfende Hand Masas verhinderte, dass er in seiner Hast stolperte. Aufgebracht schüttelte er sie ab.

"Laß mich doch einfach gehen. Ich halte es nicht länger hier aus. Das habe ich befürchtet, als ich..." Er biß sich auf die Lippen. Fast wäre ihm zuviel heraus gerutscht. Hastig fuhr er fort: "Aber du hast recht. Wir kommen offenbar nicht miteinander reden. Zuviel steht zwischen uns. Würdest du also dann jetzt bitte gehen?" Ohne Masa weiter zu beachten stampfte Kai zum nächsten Schrank und suchte hektisch nach einem Trainingsanzug. Er musste sich abreagieren. Als er das Türschloss nach einer Weile immer noch nicht hörte, fauchte er:

"Bist du noch immer da? Geh endlich!"

Er fand einen Anzug und zerrte ungeduldig daran. Der darüberliegende Kleidungsstapel schwankte bedrohlich.

"Verdammt!" Kai fuhr zurück. Und prallte direkt mit Rücken gegen Masa. Geschickt streckte der Mann seine Arme an Kai vorbei und rettete die Kleidung vorm herabfallen. Dann löste er Kais Hand bestimmt aus ihren verkrampften Griff um den Trainingsanzug.

"Was machst du noch hier? Ich sagte doch, du solltest gehen." Trotz all seinen Bemühungen konnte Kai ein Sschluchzen nicht unterdrücken. Masa trat einen Schritt zurück, Prüfend musterte er Kai.

"Du wolltest vorhin sagen, warum du weggelaufen bist, stimmt's?"

"Und wenn? Das interessiert doch keinen mehr." Kais trotzig verschränkten Arme verfehlten jedoch ihren Zweck. Masa kam wieder näher. Reflexartig wich der Junge einen Schritt zurück, so dass er fast im Schrank gelandet wäre. Den Rücken an die Schrankboarde gepresst, versucht er angestrengt, Masa finsteren Blick auszuweichen. Warum war er plötzlich so böse geworden?

TBC

A/N: Gomen nasai bei allen, die solange gewartet haben. Leider bin ich in den letzten Wochen kaum zum Weiterschreiben gekommen. *in Schreibarbeit erstick* Konnte ja noch nicht mal diesen Teil komplett fertig schreiben. Na ja, dann kommen eben noch ein paar Teile dazu. *grins*