Ich bin platt. Niemals hätte ich gedacht, dass eine so relativ einfach gestrickte Story soviel Aufmerksamkeit bekommt. Ihr seid großartig!

Vielen Dank, Nina, Alea, sepia, Miss Parker, Miyazawa, Mierine, Kissymouse, SB-RL-FAN, Darinka, Ne-chan, Elena, Tolotos, idril.tinuviel, Morne, Nici Black, Sandra, Talina, DarkHarryFan, TheSnitch, cat-68, Auxia, anettemargarete und Esta

Mellin: Psst! Gut beobachtet. Aber noch nicht weitersagen.

Lilith11: Ich weiß, dass der Plot etwas überstrapaziert ist. Das ist auch ehrlich gesagt einer der Gründe, warum ich dir fic auf Deutsch schreibe. Ich dachte, da ist die Geschichte nur die 100ste Wiederholung, nicht die 1000ste. Leider rutscht in diesem Kapitel der Plot noch mehr ins Reich der Klischees ab. Ich musste die Geschichte aber einfach schreiben, um meinen Kopf wieder für andere Projekte frei zu kriegen.

Charika: Wegen deinem zweiten review habe ich mich extra beeilt. ; )

ChibiAngel16: Snape und Nahkampferfahrung? Naja, er ist nicht gerade Mr. Universum.

koryu: Die Geschichte wird nicht in den slash Bereich gehen. Wirst Du auch bei mir generell nicht finden.

Disclaimer: Harry Potter and his world belong to JK Rowling. I merely fool around with this world while waiting for book 6.

Albus Dumbledore ahnt nichts, Severus Snape kann es nicht vergessen und Sirius Black würde sich im Grabe umdrehen, wenn er es wüsste. Aber Harry Potter sollte es nie, nie, nie erfahren.

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Zaubern mit Links
von Clio

(2) Mrs. Figgs Veranda

Am nächsten Abend traf Harry Mrs. Figg alleine an. Sein rechter Arm war von den Fingerspitzen bis zum Ellbogen eingegipst. Lediglich den Daumen konnte er noch einigermaßen bewegen. Das erneute Ziehen und Richten seiner Finger beim Eingipsen hatte viel mehr wehgetan als die Untersuchungen gestern, und er war froh, dass er dank der Zauberermedizin den recht sperrigen Gips nicht allzu lange würde tragen müssen.

Mrs. Figg schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln. „Tut's weh, Harry?"

„Mmh, klopft ein bisschen", antwortete Harry, alle Gryffindor-Tapferkeit zusammennehmend.

„Na, dann setz dich mal. Severus hat Patrouillendienst. Er wird sicher auch gleich hier sein. Möchtest Du einen Tee? Oder vielleicht lieber eine Limonade? "

Harry stöhnte auf. „Schon wieder Snape?"

Mrs. Figg nickte. „Nach den Ereignissen gestern haben wir beschlossen, dass nur noch Mitglieder des Ordens, die sich zur Not auch ohne Magie verteidigen können, zur Patrouille im Ligusterweg eingesetzt werden."

„Großartig. Und wer ist das?"

„Tonks, Shacklebold, Charlie Weasley und Snape. "

„Moody nicht? "

Mrs. Figg kicherte. „Nein. Und Du kannst mir glauben, dass er sehr wütend war, als Albus ihn darauf aufmerksam gemacht hat, dass er keine Zwanzig mehr ist."

„Wann kann ich das Skele-Gro nehmen?" beendete Harry etwas ungeduldig den Smalltalk.

Mrs. Figg wurde ernst. "Du hast mir noch gar nicht erzählt, was mit deiner Hand los ist, Harry. Außer den Brüchen, meine ich."

Harry seufzte. „Ich weiß auch nicht so genau. Die Gelenkkapsel vom Zeigefinger ist auf jeden Fall irgendwie kaputt. Und eine Sehne ist angerissen. Der Arzt hat gesagt, dass sie mich vielleicht sogar operieren müssen, wenn der Gips ab ist. Ich soll in vier Wochen noch mal untersucht werden." Er zuckte mit den Schultern und zwinkerte Mrs. Figg verschwörerisch zu. „Als ob das nötig wäre."

Mrs. Figg nickte bedächtig. „Poppy hat so etwas befürchtet. Unter diesen Umständen kannst Du kein Skele-Gro nehmen, Harry. Tut mir leid. Poppy hat gesagt, wenn mehr kaputt ist als die Knochen, dürfen wir nicht in die Muggelmedizin hinein pfuschen. Das ist zu riskant. Skele-Gro hat zu viele Nebenwirkungen."

„Was? Soll ich jetzt wochenlang mit diesem Gips herumlaufen? Was ist, wenn Voldemort mich angreift?" Harry holte tief Luft, um gegen die aufsteigende Panik anzukämpfen. Seitdem er in Dumbledores Büro die Prophezeiung gehört hatte, wartete er täglich darauf, dass Voldemort hinter einer Ecke hervorgesprungen käme, und ihn zum Duell auf Leben und Tod herausforderte.

„Nun mal den Teufel nicht an die Wand", versuchte Figg ihn zu beruhigen. „Sobald der Gips ab ist, untersucht dich Poppy. Du wirst schon sehen, sie wird nicht zulassen, dass dich so ein paar Muggelmedizinmänner operieren, Harry. Du kannst ja Professor Snape nach den Nebenwirkungen von Skele-Gro fragen, wenn er gleich kommt."

Das war nun wirklich das letzte, was Harry tun wollte. Große Enttäuschung machte sich in ihm breit. Nicht nur, dass er wie immer seinen Sommer bei den Dursleys verbringen musste, jetzt weigerten sich auch seine angeblichen Freunde in der Zaubererwelt, ihm zu helfen, und ließen ihn mit diesem albernen Gips herumlaufen. Abgesehen davon hatte er auch gehofft, dass das Skele-Gro die Schmerzen in seiner Hand schnell vertreiben würde, die er auf einmal doppelt stark spürte. Und wie sollte er seine Aufgaben im Haushalt erledigen, wenn er seine rechte Hand nicht gebrauchen konnte? Für Dudley würden es wahre Festtage werden.

„Ich muss an die frische Luft", murmelte Harry und flüchtete sich ohne weitere Erklärungen hinaus auf Mrs. Figgs Terrasse.

Harry saß noch nicht lange auf dem Rand der hölzernen Veranda und grübelte über die Ungerechtigkeit der Welt nach, als er Schritte hinter sich hörte. Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen wer es war.

„Hat Mrs. Figg Sie rausgeschickt, damit Sie mit mir über die Nebenwirkungen von Skele-Gro reden?" fragte er bissig.

„Sie hat mich in der Tat rausgeschickt. Aber nur, weil sie nicht will, dass ich in ihrem Wohnzimmer rauche. Ich habe nicht die Absicht, mir Ihr Wehklagen über ihre Verletzung anzuhören, Mr. Potter."

Ohne zu fragen ließ sich Snape mangels anderen Sitzgelegenheiten neben ihm auf der Verandakante nieder, streckte seine langen Beine ins Gras aus und zog ein Päckchen Zigaretten aus seiner bestimmt seit zehn Jahren aus der Mode gekommenen Muggel-Cordjacke. Auf der Packung war ein Indianer zu sehen, der im Schneidersitz eine lange Pfeife rauchte, und, während er Rauchkringel blies, von Zeit zu Zeit Harry zublinzelte. Harry betrachtete ihn fasziniert, während Snape sich eine Zigarette ansteckte. Plötzlich begann der Indianer theatralisch zu husten und fiel zuckend hintenüber. Eine Schrift erschien über dem Bild des zitternden Indianers: „Rauchen ist schlecht für die Gesundheit und gefährdet Ihre magische Potenz. Ein freundlicher Hinweis ihrer Behörde für zauberische Hygiene und okkulte Vorsorgemaßnahmen."

Snape warf dem Indianer einen verächtlichen Blick zu und steckte die Packung wieder ein.

Harry räusperte sich. „Ich würde lieber allein sein, Professor."

Snape zuckte mit den Schultern. „Niemand zwingt Sie hier zu sein, Mr. Potter."

Harry schaute Snape, der seine Blicke zu ignorieren schien, missbilligend von der Seite an. Von der Prügelei mit Dudleys Gang war in seinem Gesicht nur ein kleiner Bluterguss unter dem Auge geblieben, der ihm zusammen mit der Zigarette und den Muggelkleidern ein ungewohnt verwegenes Aussehen gab.

Nach kurzem Schweigen sagte Harry. „Professor Snape? Ich würde mich gerne bedanken bei ihnen. Dafür, dass Sie mir gestern auf dem Spielplatz geholfen haben."

Snape sagte nichts.

Nach einigem Zögern fügte Harry hinzu: „Außerdem wollte ich mich bei Ihnen entschuldigen."

Snape blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, was es für Harry nicht gerade einfach machte zu sagen, was er sich in den vergangenen Wochen bei den Dursleys zurechtgelegt hatte.

„Es tut mir leid, dass ich letztes Schuljahr in ihr Denkarium geschaut habe. Es waren ihre privaten Erinnerungen da drin, und ich hätte dort nicht eindringen sollen. Wissen Sie, ich habe gedacht, Sie würden dort Informationen über die Mysterien Abteilung vor mir verbergen, wie alle anderen im Orden auch." Harry zuckte mit den Schultern. „Aber auch wenn es so gewesen wäre, hätte ich niemals ohne ihre Erlaubnis dort hineinschauen dürfen." Er holte tief Luft um ein wenig Mut zu schöpfen für den nächsten Satz. „Und außerdem wollte ich mich dafür entschuldigen, dass ich Sie für Sirius Tod verantwortlich gemacht habe. Es war allein meine Schuld."

Harry biss sich auf die Unterlippe als es endlich heraus war. Jetzt bloß vor Snape nicht die Fassung verlieren!

Snape drückte langsam seine Zigarette auf den Bohlen der Veranda aus und betrachtete nachdenklich den auf dem hellen Holz entstehenden Rußfleck. „Entschuldigung akzeptiert, Potter." Das war alles. Die spitzen Bemerkungen, für die Harry sich bereits gewappnet hatte, kamen nicht.

Harry rang weiter mit seiner Fassung. Er hatte gedacht, wenn er sich bei Snape entschuldigte, würde er sich besser fühlen und diese bleierne Schwere, die auf allem lag, würde weichen. Aber er war nicht erleichtert. Die Erinnerungen an das letzte Schuljahr und Sirius Tod lasteten noch genauso schwer auf ihm wie vorher.
Seine Worte hatten nur neue Zweifel in ihm geschürt. Irgendwie hatte es albern geklungen, dies alles laut zu sagen. Was dachte Snape jetzt bloß von ihm? Hielt er ihn für schwach? Und viel wichtiger: was hätte Sirius dazu gesagt, dass er sich bei seinen Todfeind entschuldigt hatte? Er fühlte sich, als wäre er gerade den Rumtreibern und vor allem Sirius in den Rücken gefallen. Was hatte er sich bloß dabei gedacht?

„Potter."

Harrys Gedankengang wurden unterbrochen. Er versuchte sich zusammenzureißen und brachte tatsächlich ein klägliches „Mmh?" zustande.

„Gestern auf dem Spielplatz, als Du am Boden lagst, ist deine Kleidung verrutscht."

Harry, der ahnte, worauf Snape hinauswollte, zuckte scheinbar gleichgültig mit den Schultern. „Kann sein."

„Woher kommen diese Narben, Potter?"

Aus der Ahnung wurde Gewissheit. „Narben? W-was für Narben, sir?

„Diese Schnittwunden, Potter."

Harry zog, so gut das mit dem Gipsarm ging, seinen linken Ärmel hoch und hielt Snape seinen Unterarm hin. „Ich weiß nicht, was sie meinen. Ich habe keinen Narben."

„Stell dich nicht dümmer als Du bist! An deinen Beinen."

„Da ist auch nichts. Wirklich."

Snape verdrehte die Augen. Er wirkte, als ob er gleich die Geduld verlieren würde. „Potter, hör auf mit den Spielchen und zieh dein Hosenbein hoch."

Harry war noch nicht bereit aufzugeben. „N-nein."

„Dein Verhalten ist lächerlich. Krempel dein Hosenbein hoch, bevor ich es tue."

Er hatte keine andere Wahl. Ganz langsam und mit zitternden Fingern zupfte Harry an seiner Hose und legte eine Reihe von feinen Narben entlang seines Schienbeins frei. Manche waren rosa, andere noch verschorft.

Snape betrachtete sie einen Moment lang schweigend, bevor er beinahe beiläufig fragte: „Woher kommen die, Potter?"

„Das war Dudley. Er hat mit ... mit seiner Gitarre nach mir geschlagen, " antwortete Harry, sorgfältig jeden Augenkontakt mit Snape vermeidend.

„Tatsächlich."

„Naja, es war eine E-Gitarre ... mit Stahlsaiten, wissen sie."

„Lüg mich nicht an, Potter! Das war nicht dein Cousin."

Harry trat die Flucht nach vorne an. „Ja stimmt, Sie haben recht. Ich bin auf einer Wiese in Stacheldraht getreten."

Snape schüttelte den Kopf. „Du hast dir diese Verletzungen selber zugefügt. Mit einem Messer, nehme ich an?"

„W-woher wollen Sie das wissen?"

„Ich bin seit zwölf Jahren Hauslehrer von Slytherin. Glaubst Du wirklich, ich habe so etwas noch nie gesehen?" Snape wies auf Harrys Schienbein. „Du kannst dich wieder bedecken."

Harrys Puls raste als er das Hosenbein fallen ließ.

„Warum machst Du das, Potter?" fragte Snape scheinbar gleichgültig. Harry stand auf. Er konnte mit Snape beim besten Willen nicht darüber reden. Bevor Harry einen Schritt von der Veranda machen konnte, schloss sich Snapes Hand um seinen Oberarm.

„Wieso?" schnarrte er in sein Ohr.

„Sagen Sie es mir doch, wenn sie so toll Gedanken lesen können!" schrie Harry und versuchte sich loszureißen.

Snapes Hand umschloss seinen Arm wie ein Schraubstock und mit einer brutalen Bewegung riss er Harry herum, so dass er ihn anschaute. „Etwa wegen Black?"

Harry starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Seine Knie begannen zu zittern. Langsam ließ er sich wieder auf den Rand der Veranda sinken, wobei er Snape, der noch immer seinen Arm schmerzhaft festhielt, mit hinunter zog. Harry fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Snape, ausgerechnet Snape, hatte herausgefunden, was niemand erfahren sollte.

Snape sagte nichts. Ohne die Hand von Harrys Oberarm zu lösen, saß er neben ihm und wartete.

Nach einigen Minuten unangenehmer Stille flüsterte Harry, jeden Augenkontakt mit Snape vermeidend, „Alle sterben wegen mir. Sirius, Cedric, meine Eltern ..." Seine Unterlippe begann zu zittern. Harry schluckte. Wie sollte er Snape erklären, was in ihm vorging. Und wollte er das überhaupt?

Snape schwieg noch immer.

Harry gab den Kampf mit seinen Tränen auf. „M-manchmal hilft es, wenn es weh tut ... wenn ich mich schneide. V-verstehen Sie das? Alles andere tut dann nicht mehr so weh. Wenn ... wenn ich blute, meine ich." Er schluckte und fügte hinzu: „Es ist allein meine Schuld, dass Sirius tot ist."

Snape schaute in Mrs. Figgs Garten hinaus und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Das ist es nicht wert."

„D-das sagen Sie nur, weil Sie Sirius gehasst haben."

Snape schaute Harry eindringlich an. „Kein Mensch ist es wert, dass Du dir wegen ihm Verletzungen zufügst, Harry. Niemand! Auch nicht Sirius Black. Das hat mit meiner Beziehung zum ihm überhaupt nichts zu tun."

Harry erwiderte nichts. Er zeichnete trotzig schweigend mit seinem Finger den Verlauf der Gipsbinden an seinem Arm nach.

Nach einer Weile sagte Snape in einem beinahe geschäftsmäßigen Ton: „Dir ist klar, Potter, dass ich den Direktor und deinen Hausvorstand über deine selbstzerstörerischen Tendenzen informieren muss, oder?"

„Nein. Das geht nicht." Harry richtete sich ruckartig auf, wobei sein Gipsarm, der auf seinem Knie gelegen hatte, herunter rutschte und schmerzhaft auf die Holzbohlen auftraf. „Au."

Snape blickte ungehalten zu ihm herüber. „Warum nicht?"

„Das könne Sie keinem sagen! Dumbledore darf es auf keinen Fall wissen. Und Professor McGonagall, wenn sie das erfährt ... sie würde sich solche Vorwürfe machen. Und Dumbledore wäre so unheimlich enttäuscht, weil ..." Harry wusste nicht weiter. „Können Sie das denn nicht für sich behalten? Bitte." flehte er.

Die Falte zischen Snapes Augenbrauen vertiefte sich. „Ich glaube, Du verkennst die Lage, Potter. Es ist offensichtlich, dass Du hast ernsthafte Probleme hast. Du brauchst jemanden, mit dem Du darüber reden kannst."

„Wir reden doch."

„Nicht mit mir, Potter. Mit jemanden, dem Du vertraust." Snape wurde ungeduldig.

„Woher wollen Sie denn wissen, dass ich Professor Dumbledore vertraue?" fragte Harry trotzig. „Er hat mich schließlich die ganze Zeit angelogen."

„Dann sprich mit Minerva McGonagall. Sie ist schließlich deine Hauslehrerin."

„Nein, auf keinen Fall. Sie würde das so ... persönlich ... nehmen. Und sie würde es auch nicht verstehen."

Harry glaubte, damit wäre die Sache erledigt, aber Snape schien weiter nachzudenken. „St. Mungos hat ausgebildete Psychomagier für solche Fälle, aber es wäre viel zu gefährlich, wenn Du dich jemanden außerhalb des Ordens anvertrauen würdest. Was ist mit Lupin?"

„Er hat mir nicht einmal geschrieben, seit er nach meinem dritten Schuljahr Hogwarts verlassen musste. Glauben Sie wirklich, er würde jetzt mit mir reden wollen, nachdem Sirius ..."

„Verdammt noch mal, Potter. Dann unterhalte dich mit Molly, oder Arthur, oder irgendeinem anderen aus der Weasley Brut, " herrschte Snape ihn an.

„Mit Ron?" Harry konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen.

„Einem Erwachsenen, Potter!"

„Die Weasleys haben genug Probleme, jetzt wo Fred und George die Schule geschmissen haben, und Percy so komisch ist."

Snape widersprach ihm nicht. Scheinbar ging er im Kopf die restlichen Mitglieder des Phoenixordens durch.

„Können Sie das Ganze nicht einfach für sich behalten?" Harry suchte krampfhaft nach einem Ausweg. „Ich könnte doch, wenn ich in Hogwarts bin, mit Ihnen reden. So wie jetzt."

Snape fuhr herum. „Auf keinen Fall, Potter."

„Warum nicht?" Harry begann Gefallen an der Idee zu finden. Niemand außer Snape würde von seinem Geheimnis erfahren. „Sie könnten mir wieder Okklumentik Unterricht geben. Dann fragt sich Professor Dumbledore nicht, warum ich Zeit mit ihnen verbringe. Und alle anderen denken, ich habe wieder Zaubertränke-Nachhilfe."

„Bist Du von allen guten Geistern verlassen, Potter? Innerhalb weniger Stunden würdest Du mich wieder bis aufs Blut reizen."

Harry verlegte sich aufs Betteln. „Ich tue alles was Sie wollen, aber erzählen Sie keinem von den Schnitten! Bitte!"

„Was soll das, Potter? Du musst mit jemanden reden, dem Du vertraust."

„Warum glauben Sie, dass ich ihnen nicht traue?"

Snape sah Harry verblüfft an. „Wie bitte?"

„Ich habe viel nachgedacht in den Ferien. Ich glaube, Sie sind der einzige, der mir immer die Wahrheit gesagt hat. Und Sie haben mich nie als Werkzeug behandelt, so wie Dumbledore."

Harry dachte an die Szenen, die er in Snapes Denkarium gesehen hatte, und an den Mann mit dem Ledergürtel in der erhobenen Faust, den er gesehen hatte, als Snape am Vortag in seine Gedanken eingedrungen war. Er war sich sicher, dass dies Snapes Erinnerungen an seinen eigenen Vater gewesen sein mussten. Vermutlich war es kein Zufall, dass ausgerechnet Snape sich auf einmal so für Harrys Familienleben interessierte, nachdem er gesehen hatte, mit welcher Selbstverständlichkeit Dudley ihm Gewalt antat.

Harry seufzte. „Ich glaube, Sie verstehen mich ... jedenfalls besser als Professor McGonagall."

Snape schaute auf seine Schuhspitzen. „Nein. Es geht nicht, Potter. Sieh das doch ein."

„Bitte", Harry suchte Snapes Blick und versuchte ihn dazu zu bringen, seine Gedanken zu lesen, um ihn von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen.

Snape schien in der Tat nachzudenken. Nach einer Weile sagte er: „Gut. Aber sobald meine Position im Kreis der Totesser oder als Hausvorstand von Slytherin durch dich in irgendeiner Weise gefährdet wird, ist Schluss. Dann werde ich mit Minerva reden. Oder wenn ich merke, dass Du mir gegenüber nicht ehrlich bist."

„Aber ich vertraue Ihnen wirklich. Naja, bis zu einem gewissen Grad. Das heißt, eins würde mich schon interessieren ..."

„Aha. Und was ist das?"

„Warum haben Sie eigentlich damals die Totesser verlassen?"

Snape betrachtete schweigend Mrs. Figgs Kürbisse, und Harry dachte schon, er wäre zu weit gegangen, als Snape mit ungewohnt rauer Stimme sagte: „Ich wurde Vater."

„Was?"

„Du hast mich schon richtig verstanden. Ich habe damals erfahren, dass ich Vater werden würde."

„Das begreife ich nicht. Deswegen sind sie zu Dumbledore übergelaufen?"

Snape schüttelte den Kopf „Natürlich habe ich schon vorher Zweifel gehabt. Aber ich wollte auf keinen Fall, dass mein Kind als Sohn eines Verbrechers zur Welt kommt."

Harry starrte Snape sprachlos an. Mit einem solchen aufrichtigen und menschlichen Geständnis hatte er keinesfalls gerechnet.

Snape verzog die Mundwinkel in der ironischen Andeutung eines Lächelns. „Überrascht?"

Harry nickte.

„Das war Albus auch." Das Lächeln verschwand wieder aus Snapes Gesicht. „Ich war sehr jung damals. Das erste Mal, dass ich für etwas Verantwortung übernehmen musste."

Harry schluckte. Er wusste, dass seine nächste Frage sehr persönlich war. „Was ist denn aus ihrer Frau und dem Kind geworden? Ich meine, ich habe noch nie gehört, dass Sie Familie haben."

Snape schnaubte verächtlich. „Das kannst Du auch nicht. Sie war mit einem anderen verheiratet. Der Junge ist als sein Sohn aufgewachsen."

Harry brauchte einen Moment, um die ganze Tragweite von Snapes Worten zu verstehen. „Oh, tut mir Leid, sir."

Snape winkte ab. Er schaute Harry einen Moment lang unverwandt mit seltsam glänzenden Augen an bevor er sich wieder abwandte.

„Professor Snape? Lebt ihr Sohn in Großbritannien? Wenn er ein Zauberer ist, dann muss er doch nach Hogwarts gehen. Müsste er nicht etwa in meinem Alter sein?"

Snape reagierte nicht. Er schaute in die Dämmerung hinaus, die sich langsam über die Gärten im Ligusterweg senkte.

„Vielleicht kenne ich ihn ja!"

„Hör auf!" herrschte Snape ihn plötzlich an. „Hör endlich auf, zu fragen. Das geht dich alles überhaupt nichts an!" Er stand hastig auf und verschwand ohne weitere Erklärungen in Mrs. Figgs Haus. Harry schaute ihm verwirrt hinterher. War er doch zu weit gegangen mit seinen Fragen?

Er sah nicht, wie sein Lehrer sich im dunklen Flur mit beiden Händen an der Wand abstützt und seine Stirn langsam gegen den Putz sinken ließ. Snape verharrte einige Sekunden in dieser Stellung. Dann stieß er sich von der Wand ab, zog seine Jacke gerade und ging wieder auf die Veranda hinaus.

„Setzt dich hin, Harry." Harry der gerade im Begriff gewesen war, Snape ins Haus zu folgen gehorchte verblüfft. Hatte Snape ihn gerade beim Vornamen genannt?

Snape setzt sich neben ihn und fixierte einen Moment seine Schuhspitzen, bevor er aufschaute und sagte, „Harry, James Potter ist nicht dein Vater. Du bist mein Sohn."

„Nein!" Harry sprang auf. „Das kann nicht sein. Sie lügen! "

„Harry, bitte setzt dich wieder und lass mich ..."

„Nein." Harry wich vor Snape zurück. „Das kann nicht stimmen! Alle sagen, dass ich meinem Vater unheimlich ähnlich sehe."

„Manchmal sehen die Leute, was sie sehen wollen. Hast Du dich schon mal ohne Brille im Spiegel angeschaut?"

„Wie denn?" fauchte Harry, „Ich sehe nichts ohne Brille, weil ich die Augen meines Vaters geerbt habe! Sie lügen!"

„Harry, es gibt Vaterschaftstests. Muggel- oder Zauberermethoden, was Du willst."

„Dumbledore sagt auch, dass mein Vater mein Vater ist."

„Dumbledore ist nicht allwissend, Harry. Ich bin dein Vater."

„Warum sagen Sie so was? Das ist nicht wahr. Mein Vater ist tot!" Harry drehte sich um und rannte in Mrs. Figgs Garten, wo er durch eine Lücke in Buchsbaumhecke schlüpfte und im angrenzenden Garten verschwand.

Severus Snape blieb noch lange auf der Kante der Veranda sitzen. Erst als es ihn in der kühlen Sommernacht zu frösteln begann, erhob er sich und ging hinein.

„Du bist ein sentimentaler Schwachkopf, Severus!" murmelte er, als er die Glastür hinter sich zuschob.

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Wird es ein Happy End geben? Schreibt bitte weiter so schön fleißig reviews! : )