Sssnitch: Bestimmt könnte man noch mehr zu dem Thema schreiben, aber dann müsste ich mir eines Tages ein Happy End ausdenken, und das kann ich nicht.
Nici Black, Miyazawa: Ich hoffe, ihr werdet in diesem Kapitel ein paar Antworten finden.
Come2Sin: Du hast völlig recht, meine Geschichte ‚unmöglich' zu finden, denn wie Du selber bemerkt hast, ist sie eine FF, eine Fanfiction. Das Schlüsselwort ist Fiktion. Ob mein unerhörterweise frei erfundener Plot in der ‚Realität' des Potterversums ‚möglich' wäre, spielt daher keine Rolle. Ich bin weder JKR noch der Papst, und ich erhebe daher auch keinen Anspruch auf die alleinseligmachende Wahrheit. Wenn Du die lesen möchtest, solltest Du statt im Internet rumzulungern, lieber in die nächste Stadtbücherei gehen und dir ‚Hogwarts: A History' ausleihen oder auf Band 6 warten. Mail mir doch mal, ich würde gerne die von dir angesprochenen websites sehen, die meine kleine Geschichte so eindeutig widerlegen sollen.
Liriel: Danke für dein Verständnis, sowohl für das Ende der Story nach 3 Kapiteln als auch für die etwas schwierige Snape/Harry Beziehung.
Talina: Ich muß dir zustimmen, eigentlich bin ich auch kein Freund von Harry/Snape = Vater/Sohn bzw. Lily-ist-Snapes-große-Liebe Geschichten. Trotzdem konnte mich das nicht abhalten, eine zu schreien.g Ich denke auch nicht, dass dies in den HP Büchern passieren wird. Aber hey, ich habe auch vor OotP immer fanfics verabscheut, in denen Snape von James Potter und Co. auf dem Schulhof terrorisiert wird. So kann man sich eben täuschen.
Rommy: Äh, danke. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich kann mir eben einfach nicht vorstellen, dass die zwei sich in die Arme fallen, und das versuche ich auch zu schreiben.
Danke für eure netten reviews, auxia, koryu, Cuschi11, Esta, Darinka, ChibiAngel16, sepia, Kissymouse, Eus, kathleen potter, Sandra, SB-RL-FAN, Kirilein, Mellin und Queran.
Disclaimer: Harry Potter and his world belong to JK Rowling. I merely fool around with this world while waiting for book 6.
Albus Dumbledore ahnt nichts, Severus Snape kann es nicht vergessen und Sirius Black würde sich im Grabe umdrehen, wenn er es wüßte. Aber Harry Potter sollte es nie, nie, nie erfahren.
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Zaubern mit Links
von Clio
(3) In Scherben
In den nächsten Tagen hatte Harry viel Zeit, über Snapes überraschende Eingeständnis nachzudenken. Da er mir seinem Gipsarm nur wenigen seiner üblichen Haushaltspflichten nachkommen konnte, ließen ihn die Dursleys weitestgehend in Ruhe. Auch Dudley beschränkte sich darauf, Harry giftige Blicke zuzuwerfen und ihn gelegentlich anzurempeln; vorzugsweise so, dass er mit seinem Arm schmerzhaft irgendwo anstieß. Nach etwa einer Woche war die Schonfrist vorbei. Onkel Vernon bestand darauf, dass Harry den Staubsauger auch mit einer Hand bedienen konnte. Zur großen Freude Dudleys musste Harry am Tag darauf die Kacheln im Bad putzen, bis alle Kalkflecken verschwunden waren. Da Harry nur mit Links arbeiten konnte, brauchte für jedes der beiden Bäder der Dursleys eine vollen Tag.
Durch die ungewohnte Anstrengung begannen bald die Sehnen in seiner Hand und dem Ellbogen zu schmerzen. Harry fing an, sich ernsthaft Sorgen zu machen, ob er sich nun eine Sehnenscheidenentzündung zuziehen würde. Was sollte er bloß machen, wenn dann seine linke Hand auch geschient oder eingegipst würde?
Eine Eule aus Hogwarts machte seinen Qualen ein Ende. Dumbledore gab sein Einverständnis, dass Harry den Rest der Ferien bei den Weasleys verbringen durfte. Dort stand er mit seinem natürlich Gips im Mittelpunkt. Keiner der Weasleys hatte je solches Produkt der Muggelmedizin gesehen, und alle waren gebührend beeindruckt. Während Mrs. Weasley ihn bei seiner Ankunft mit Tränen in den Augen wie einen vom Totenbett Auferstanden in den Arm nahm, und ihn fortan behandelte wie ein rohes Ei, konnte Mr. Weasley seine Neugier nicht verbergen. Wieder und wieder musste Harry ihm von der Prozedur des Eingipsens erzählen und mit ihm medizinische Lehrbücher betrachten, die Mr. Weasley in einer obskuren Ecke der Bibliothek des Zauberrei-Ministeriums gefunden hatte. Mrs. Weasley sah dies nicht gerne, denn sie glaubte, dass sich Harry bei zu langen Gesprächen überanstrengen würde. Nur mühsam hatte Harry sie überzeugen können, dass ihm außer der Beweglichkeit der rechten Hand nichts fehlte und er durchaus in der Lage war, die Treppen im Fuchsbau ohne Hilfe hinaufzusteigen und sich selber anzuziehen.
Auch die noch immer zu Hause wohnenden Weasley Kinder waren von Harrys misslicher Lage fasziniert. Fred, George und Ron fanden es ‚Cool! ', dass Harrys Knochen von alleine verheilen sollten. Ginnny dagegen fand diese Methode der Behandlung wie ihre Mutter ‚Barbarisch und unnötig!' und verließ immer, wenn die Sprache auf Harrys Hand kam, das Zimmer.
Offenbar hatte niemand aus dem Phönix-Orden die Weasleys informiert, wie es zu Harrys Verletzung gekommen war. Eine Tatsache, über die Harry unendlich dankbar war, denn er wollte vermeiden, dass Molly oder Arthur die Dursleys in irgendeiner Weise zur Verantwortung ziehen würden.
Obwohl er von sechs Weasleys umgeben war, verbrachte er viel Zeit alleine in Percys altem Zimmer oder mit Spaziergängen durch die Felder um das Haus. Mrs. Weasley versuchte mehrfach, bei einer Tasse Tee aus ihm herauszulocken, was ihn bedrückte, aber Harry konnte weder ihr noch Ron von seinen Schuldgefühlen nach Sirius Tod oder der Last der Prophezeiung oder seiner Unterredung mit Snape erzählen. Um den unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen, verbrachte Harry die Nachmittage üblicherweise auf einem mit niedrigem gelbem Ginster bedeckten Hügel, von dem man das Haus der Weasleys mit seinen Erkern und bizarren Anbauten sehen konnte.
Er hatte Snape nicht glauben wollen, als er gesagt hatte, dass er sein Vater sei, aber die Worte hatten Zweifel in ihm gesät. Wieder und wieder ging Harry in Gedanken alles durch, was er von James Potter wusste. Er war ein mutiger und beliebter Mann gewesen, ein Draufgänger, der das Abenteuer suchte. Sirius hatte in ihm, Harry, die Eigenschaften seines besten Freundes gesucht und offenbar nicht gefunden, wie er selber gesagt hatte, als er mit Harry im Feuer des Gryffindorraums sprach. Harry hatte noch immer Sirius enttäuschtes ‚Du bist nicht wie dein Vater' im Ohr. Der junge James Potter, den Harry auf Fotos und in Snapes Denkarium gesehen hatte, war ein Modellathlet gewesen, selbstsicher und muskulös. Harry war sich bewusst, dass er selber alles andere als athletisch war. Zäh und drahtig vielleicht, aber niemals athletisch. Daran konnten auch all das jahrelange Quidditch Training nichts ändern. Snape dagegen…
Wütend sprang Harry vom Stamm des umgefallenen Apfelbaums, seinem Lieblingsplatz, herab. Es konnte einfach nicht sein. Er begann sich Ähnlichkeiten einzubilden, wo keine waren.
Harry rannte den Hügel hinunter, in Richtung Ottery St. Catchpole, wo sich in einer Senke ein kleiner Tümpel befand. Außer Atem ließ er sich auf die Knie fallen und beuge sich über das von ein paar Weiden beschattete Wasser. Sein Spiegelbild sah aus wie immer, egal aus welchem Winkel er es betrachtete. Er starrte lange auf die Wasserfläche und versuchte mit wachsender Verzweiflung, Ähnlichkeiten mit James Potter oder Snape in seinem Gesicht auszumachen. Schließlich nahm er seine Brille ab und legte sie vorsichtig neben sich ins Gras. Zögernd und vor Anspannung zitternd beugte er sich erneut über das Wasser, aber er konnte nur Schemen erkenn, während in seinem Kopf Snapes Stimme ihn zu verspotten schien ‚Hast Du dich schon mal ohne Brille im Spiegel angeschaut?'
Zornig schlug Harry nach seinem verschwommenen Gesicht im Wasser.
An diesem Abend fing Harry Mr. Weasley vor der Tür des Fuchsbaus ab, als dieser von der Arbeit nach Hause apparierte. Er fragte nach Snape, und ob er wohl mit diesem vielleicht im Anschluss an ein Treffen des Ordens reden könnte. Mr. Weasley wirkte überrascht, aber er stellte Harry keine Fragen. Von ihm erfuhr Harry, dass niemand im Orden wusste, wo Snape sich zurzeit genau aufhielt. „Er kommt seinen Pflichten nach", murmelte Mr. Weasley vielsagend. Er versprach aber, Snape von Harrys Bitte zu erzählen, sobald er ihn sehen würde.
Eine weitere Woche verging, in der Harry die meiste Zeit alleine auf Percys Bett verbrachte und an die Decke starrte. Der Tagesprophet berichtete täglich von einer neuen Welle von Mugglüberfällen und Morden an Auroren und Ministeriumsangehörigen. Draußen regnete es beinahe ununterbrochen, und Harry fühlte sich so eingesperrt und verlassen wie seit seinen Kindertagen im Schrank unter der Treppe nicht mehr.
Dann, an einem verregneten Mittwochnachmittag, klopfte es. Mrs. Weasley betrat zögernd Percys abgedunkeltes Zimmer. „Besuch für dich, Harry."
Harry setzte sich auf. Hinter Mrs. Weasley stand unverkennbar Snape in seiner üblichen schwarzen Robe mit verschränkten Armen in der Tür und schaute sich missbilligend um. Ein Schatten von Dunkler Magie schien ihn geradezu zu umgeben, und selbst von seinem Platz auf dem Bett aus glaubte Harry die verbotenen Flüche, die auf einmal in der Luft hingen, förmlich riechen zu können.
„Soll ich einen Tee machen?" fragte Mrs. Weasley, der die Situation sichtlich unangenehm war.
Snape nickte. „Danke Molly."
Nachdem Mrs. Weasley den Raum verlassen hatte, schloss Snape die Tür, versah sie mit einem Anti-Lausch-Zauber und ging, ohne Harry mehr als eines flüchtigen Blickes zu würdigen, zum Fenster und schaute hinaus in den Regen.
„Ich hätte ..." „Professor, ich ..."
Snape schaute Harry kurz ungehalten an, bevor er sich wieder aus dem Fenster sah.
Harry seufzte. „Sie zuerst."
„Ich hätte dir das alles niemals erzählen sollen, Potter. Aber dafür ist es jetzt zu spät, obwohl ich offen gestanden gerade sehr versucht bin, dich mit einem Oblivate zu belegen."
Harry, der schon Luft geholt hatte, um zu protestieren, wurde von Snapes erhobener Hand gebremst. „Ich habe nicht vor, mich meiner Verantwortung zu entziehen. Deswegen werde ich auf deinen Namen ein Konto bei Gringotts einrichten, auf das ich, beginnend am nächsten Ersten, jeden Monat 15 Galleonen [1] überweisen werde. Du kannst über dieses Geld frei verfügen. Außerdem werde ich ein zweites Konto einrichten, das bis zu deinem Schulabschluß gesperrt ist. Auf dieses Konto werde ich sofort 500 Galleonen [2] überweisen und jeden Monat weitere 100 Galleonen [3]. Von diesem Geld werde ich dir, wenn Du Hogwarts verlässt, in London oder einem Ort deiner Wahl eine Wohnung kaufen."
([1] ca.100 € , [2] ca. 3500 €, [3] ca. 700 €)
„Aber ... Nein. Ich dachte."
Snape seufzte. „Ich weiß, dass das nicht viel ist. Aber ich bin kein reicher Mann und mehr kann ich von meinem Gehalt in Hogwarts nicht erübrigen. Mein Testament lautet schon länger auf dich. Du wirst mein gesamtes Vermögen und mein Haus in Sommerset erben. Meine Zaubertrank- und Alchimie-Texte werden allerdings an die Bibliothek von Hogwarts gehen, da Du ja nie besonderes Interesse an dieser Disziplin gezeigt hast." Ein Hauch von Verbitterung schwang in Snapes Stimme mit.
„Testament? Sie haben ein Testament gemacht, falls Sie … Sie…" Harry konnte sich nicht dazu bringen, den Satz zu vollenden.
Ohne ihn anzublicken, sagte Snape: „Selbstverständlich. Ich werde in diesen Tagen oft daran erinnert, dass dieser Fall früher eintreten könnte, als mir lieb ist."
„Ich will ihr Geld nicht!" presste Harry hervor. „Ich habe schon genug tote Verwandte, von denen ich erbe."
Snape drehte sich um. Er sah gekränkt aus. „Soso. Was willst Du dann?"
Harry zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Das kommt alles so plötzlich. Als Sie mir das bei Mrs. Figg gesagt haben, war ich ganz schön geschockt. Ich glaube, ich habe ein bisschen überreagiert. Aber Sie haben nicht gelogen."
Snape verschränkte die Arme und lehnte sich gegen das Fensterbrett. „Woher der plötzliche Sinneswandel, Potter?"
„Ich habe nachgedacht."
Snape zog die Augenbrauen hoch, aber er verkniff sich jeden sarkastischen Kommentar.
„Ich bin mir gar nicht so sicher, ob ich James Potter wirklich so ähnlich bin, wie alle sagen. Gut, ich trage eine Brille, und meine Haare sind ein bisschen strubbelig. Aber ich glaube, wenn Sie sich nicht so viel Haaröl in ihre Haare täten, würden ihre auch abstehen, oder?"
Snapes Mundwinkel zuckten.
„Meine Mutter und mein Va- äh- James waren beide in Gryffindor. Der sprechende Hut wollte mich eigentlich nach Slytherin stecken, haben Sie das gewusst?"
„Ich habe es in der Okklumetik-Stunde letztes Jahr gesehen."
„Stimmt, das hatte ich schon fast vergessen. Hermine sagt, dass es beinahe immer durch die Familie bedingt ist, in welches Haus man kommt. Als ich Prof. Dumbledore gefragt habe, warum der Hut mich nach Slytherin schicken wollte, hat er gesagt, dass es wegen Voldemort ist. Weil er eine Verbindung zu mir hat. Aber es ist eigentlich wegen ihnen, oder? Sie waren doch in Slytherin."
„Ja."
„Hermine sagt auch, in traditionellen Reinblüterfamilien kommt es manchmal vor, dass jemand Parselzunge spricht. Es ist selten, aber es kommt vor. Als Sie in meinem zweiten Schuljahr Draco gesagt haben, er soll die Schlange beschwören, da habe Sie geahnt, dass ich ein Parselmund bin, oder?"
Snape nickte stumm. Zwischen seinen Augen erschien eine steile Falte.
„Sie wollten mich testen", flüsterte Harry.
„Potter, hör mal …"
„Schon gut. Irgendwann hätten es damals sowieso alle erfahren. Ich habe übrigens auch ihre Allergie gegen Bundinium geerbt. Liegt das auch in der Familie?" fragte Harry gereizt.
„Woher weißt Du, dass ich …"
„Bei Mrs. Figg", unterbrach Harry ihn, „da habe Sie keinen Abschwelltrank genommen." Snapes Hand fuhr unwillkürlich zu seinem Auge. „Sie haben auch gesagt, wir könnten auch einem Vaterschaftstest machen."
„Jetzt gleich? Hier?"
„Mmh." Harry verschränkte die Arme. Nach so vielen Stunden des Grübelns wollte endlich Gewissheit haben.
Snape schien seine Entschlossenheit zu spüren. „Gut", sagte er. „Es gibt da einen Zauberspruch, der keine Vorbereitungen erfordert, aber er ist leicht zu manipulieren. Wenn Du also eine andere Methode vorziehen würdest …"
„Nein, ist schon gut."
Snape nickte. Er schaute sich im Zimmer um, und nahm dann zwei Bleistifte von Percys Schreibtisch und eine kleinen, messinggerahmten Spiegel von der Wand. Er platzierte den Spiegel auf dem Nachttisch neben Harry und verwandelte die Bleistifte in zwei Stecknadeln. Eine reichte er Harry. „Es braucht ein wenig Blut für den Spruch." Ohne zu zögern stach sich Snape mit der Nadel in den Finger und ließ einen Blutstropfen auf den Spiegel fallen.
Harry versuchte, die Nadel festzuhalten, indem er sie mit dem Daumen gegen den Gips drückte. Er schaffte es jedoch nicht, sich in einen der Finger seiner linken Hand zu stechen.
„Soll ich?"
Harry nickte. Snape setzte sich neben Harry auf das Bett und griff nach der Nadel. Er nahm Harrys Hand fest in seine, und mit einem entschlossenen Piekser ließ er aus Harrys Finger einen Blutstropfen hervorquellen, den er auf ebenfalls auf den Spiegel fallen ließ. Dann zückte er seinen Zauberstab und murmelte einen komplizierten Spruch auf Latein. Die Blutstropfen liefen aufeinander zu und vermischten sich. Fasziniert beobachtete Harry, wie das Blut kurz in allen Farben schillerte wie eine Öllache. bevor es sich in viele kleine Tröpfchen aufteilte und diese voneinander weg flossen. Die winzigen Blutströpfchen bildeten eine Zahl auf dem Spiegel.
„Fünfzig? Was heißt das?" fragte Harry nervös.
„Fünfzig Prozent Übereinstimmung."
„Wie, nur fünfzig Prozent? Müssten das nicht Hundert sein, wenn Sie …"
Snape brachte Harry mit einem frostigen Blick zum Schweigen. „Offenbar hast Du weder in Sprouts Kräuterzucht Stunden noch im Biologieunterricht in deiner Muggelschule aufgepasst. Deine Gene stimmen zu fünfzig Prozent mit meinen überein. Die andere Hälfte stammt von deiner Mutter."
„Oh. Ja, natürlich."
Eine peinliche Stille entstand. Dann fragte Harry: „Aber meine Mutter war doch mit James Potter verheiratet. Wie kann das sein?"
Snape zögerte einen Moment bevor er sagte: „Manche … Dinge … passieren eben. Ungeplant."
Harry biss sich auf die Lippen. Mehrfach war ihm in den letzten Tagen ein unerträglicher Gedanke gekommen. „Haben Sie … haben Sie meine Mutter. Ich meine, haben Sie sie vergewaltigt?"
„Was?" Snape stand vom Bett auf und machte ein paar Schritte in den Raum hinein, bevor er sich wieder zu Harry umdrehte. „Wie kannst Du das denken? Niemals hätte ich Lily …" Er beendete den Satz nicht.
„Ich verstehe das nicht." Harry spürte Zorn in ihm hochsteigen. Er wollte endlich Antworten. "Meine Mutter hat James Potter betrogen?"
Snape griff nach der Lehne von Percys altem Schreibtischstuhl und stützt sich darauf auf. Er schaute Harry gedankenverloren an, bevor er sagte: „Die Ehe von James und Lily war nicht besonders glücklich. Am Anfang zumindest nicht. James war viel unterwegs, für Dumbledore oder mit seinen Freunden. Lily war häufig allein."
„Trotzdem, ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Sie und meine Mutter, ein Paar."
„Nein, nein. Kein Paar." Snape schaute zu Boden. „Lily hat das Abenteuer gesucht. Geliebt hat sie nur James Potter."
„Und Sie?"
„Potter! Das spielt doch jetzt alles keine Rolle mehr."
„Doch, für mich schon", antwortete Harry trotzig. „Und hören Sie endlich auf, mich Potter zu nennen!"
„Nein." Snape war ärgerlich. "Du bist als Sohn von Lily und James Potter aufgewachsen. Dass ich dir unvorsichtigerweise gesagt habe, dass ich dein biologischer Vater bin, ändert nichts daran. Du bist jetzt fast 16, beinahe erwachsen. Ich will mich nicht in dein Leben einmischen. Und außerdem darf niemand von unserer verwandtschaftlichen Beziehung wissen. Niemand, hörst Du? Auch nicht Dumbledore oder deinen Freunde. Es würde uns beide in größte Gefahr bringen."
„Unvorsichtigerweise?" brach es aus Harry heraus. „Sie sind angekommen und haben mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Einfach so."
„Das lag nicht in meiner Absicht
Harry platzte der Kragen. „Macht ja nichts. Ich bin es doch gewöhnt, dass irgendwelche Leute ankommen und mir Dinge über mich sagen. Als ich Drei war, zum Beispiel, hat Tante Petunia mir verboten, sie Mama zu nennen, und sie hat mir gesagt, dass meine Eltern tot sind. Als ich elf war stand auf einmal Hagrid vor der Tür, und hat mir gesagt, dass ich ein Zauberer bin. Einfach so. Und als ich dreizehn war hatte ich auf einmal einen Patenonkel, von dem mir nie jemand was erzählt hat. Letztes Jahr habe ich erfahren, dass ich auserwählt bin, Voldemort zu töten." Trotz seiner Rage entging Harry nicht, dass Snape zusammenzuckte. "Ja, Voldemort. Und jetzt kommen Sie, und sagen mir, dass Sie mein Vater sind. Unvorsichtigerweise."
Snape fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht. „Glaub mir, es ist mir nicht leicht gefallen, dir das zu sagen. Ich weiß, dass das ein bisschen überraschend kommt."
„Und um das wieder gut zu machen, bieten Sie mir Geld an?" fragte Harry.
„Nein!" Snape richtete sich auf. Seine Augen funkelten.
„Gut. Diese lächerliche Summe würde auch nicht reichen. Sie verhalten sich nämlich gar nicht wie mein Vater. Sie behandeln mich in der Schule wie Dreck."
„Nein, das tue ich nicht. Ich versuche, dich aus deinen verdammten Abenteuern herauszuhalten", widersprach Snape ihm entschieden.
„Doch! Sie terrorisieren mich und meine Freunde." Harrys Stimme wurde zu einem Flüstern. „Sie hassen mich." Das bisschen an Vertrauen zu Snape, das Harry sich während seiner Grübeleien in den Ferien eingeredet hatte, war verschwunden.
„Was? Das glaubst Du doch nicht wirklich? Ich …" Snape ließ sich schwer auf Percys Stuhl fallen. „Ich ziehe dich nicht vor, oder erlaube dir irgendwelche Privilegien. Aber nur, damit niemand eine Verbindung zwischen uns herstellen kann. Niemand soll auf die Idee kommen, Du wärest jemand anders als James Potters Sohn."
Harry schenkte ihm ein zynisches Grinsen. „Toll, das ist Ihnen ja gelungen."
Snape sah betroffen aus, aber Harry fand es irgendwie befreiend, seine Wut loszuwerden. Eine nagende Stimme sagte ihm, dass Snape tatsächlich immer versucht hatte, ihn zu beschützen - als Quirrel ihn vom Besen hexen wollte, oder als er Sirius in der heulenden Hütte getroffen hatte. Und es war sicher auch nicht Hass gewesen, der Snape dazu getrieben hatte, das Schulgelände abzusuchen, als Harry und Ron mit dem fliegenden Ford Anglia der Weasleys in die Peitschende Weide gerast waren. So schnell beruhigte sich der Zorn, der in Harry tobte, jedoch nicht. Endlich konnte er jemanden für alle Ungerechtigkeiten verantwortlich machen. Er schaute Snape herausfordernd an.
„Warum haben Sie zugelassen, dass ich bei den Dursleys aufwachse?"
„Was meinst Du damit?"
„Sie haben doch letztes Jahr bei der Okklumentik-Stunde gesehen, wie sie mich behandeln."
Snape schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass Du es bei den Dursleys nicht leicht hast. Aber Du hast nie jemanden davon erzählt. Albus, oder Minerva zum Beispiel."
„Sie aber auch nicht."
„Nein. Ich wusste damals auch nicht, welche Ausmaße das Ganze hatte."
Eine unangenehme Stille entstand. Dann sagte Harry: „Dumbledore hätte mich bestimmt nie dahin geschickt, wenn er gewusst hätte, dass Sie mein Vater sind."
Snape schaute ihn nachdenklich an. „Wer weiß. Ich war zwei Monate in Azkaban, nachdem der dunkle Lord verschwunden war. Als ich vor dem Wizengamot freigesprochen wurde, war alles schon entschieden."
„Sie hätten dann immer noch mit Dumbledore reden können."
„Nein. Er hatte mich als Lehrer eingestellt; er hatte endlich aufgehört an mir zu zweifeln. Ich hätte ihm nicht einfach erzählen können, dass James nicht dein Vater war."
„Warum nicht?" fragte Harry unerbittlich.
„Ich konnte es nicht." Snape wirkte gequält. „Außerdem bestand die Möglichkeit, dass der dunkle Lord zurückkehrt. Er hätte mich auf der Stelle getötet, wenn er davon erfahren hätte. Oder einer seiner Totesser."
„Und deswegen musste ich bei den Dursleys bleiben?"
„Ja."
„Sie sind ein Feigling, Professor."
„Deswegen bin kein Gryffindor", antwortete Snape müde.
Tränen stiegen auf einmal in Harry hoch. „Sie hätten alles ändern können" Sein Hals schnürte sich zu, als er an die verpassten Möglichkeiten dachte. Ein Leben ohne Dudleys Tritte! Er hielt seinen Gips hoch. „Das hier wäre nie passiert", flüsterte er.
Snapes Gesicht nahm einen seltsamen Ausdruck an. „Ich kann das Vergangene nicht ändern. Davon abgesehen … ich glaube nicht, dass ich ein guter Vater gewesen wäre."
Harry sah vor seinem geistigen Augen den hakennasigen Mann mit dem zum Schlag erhobenen Gürtel, den er in Snapes Erinnerungen gesehen hatte.
„Sie hätten mich nicht geschlagen. Sie nicht", murmelte er unter Tränen. Bevor Snape etwas erwidern konnte, drehte Harry sich um und verbarg sein Gesicht in den Kissen auf Percys Bett.
Harry weinte stumm in sein Kissen. Nach einer Weile spürte er neben sich auf der Matratze ein Gewicht, und kurz drauf legte sich eine Hand auf seine Schulter.
„Harry."
Harry reagierte nicht auf die ungewohnte Anrede. Stur vergrub er weiter sein Gesicht im Kissen. Snape blieb ratlos neben ihm sitzen. Nach einer Weile sagte er: „Es tut mir leid, Harry, aber ich muss jetzt gehen."
„Nein", nuschelte Harry zu seiner eigenen Verwunderung in das Kissen.
„Ich habe einen Termin mit jemand, der es nicht gewohnt ist, zu warten"
Voldemort! schoss es durch Harrys Kopf. Er richtete sich auf und drehte sich zu Snape um, der wegsah, als sich ihre Blicke trafen.
„Molly hat mir gesagt, sie macht sich Sorgen um dich. Versuch ein bisschen netter zu den Weasleys zu sein. Sie wollen nur dein Bestes", sagte Snape.
„Was ist denn mein Bestes?" Der Trotz war noch nicht verflogen.
„Harry, bitte, fang nicht wieder an."
Harry schmiss sich wieder auf das Kissen. Snape stand auf und zog seine Robe zurecht. Er stand einen Moment unentschlossen im Halbdunkel, bevor er ohne ein weiteres Wort das Zimmer verließ.
Harry sah auf. Er starrte unglücklich gegen die Tür, die Snape leise hinter sich geschlossen hatte. Eigentlich hatte er sich das erste Gespräch mit seinem Vater etwas anders vorgestellt. Aber immerhin, es war ein Anfang.
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So, das war's. Jetzt habe ich den Kopf wieder frei für neue Geschichten, und für meine Arbeit auch. Was denkt ihr?
Ein Wort noch zu den Geldangaben – laut ist eine Galleone ungefähr 5 Britische Pfund. Wenn ich mich nicht total verrechnet habe, entspricht eine Galleone also ungefähr 7 €.
