FÜNF, ZWEITER TEIL

Die Tür war aus massiver Eiche und sah aus, als sei sie wenigstens dreißig Zentimeter dick. Um sicher zu gehen, dass Thom, sofern er gerade zuhause war, mich auch wirklich klopfen hörte, schlug also /etwas/ fester als gewöhnlich gegen das Holz vor mir.

Das Ergebnis war ein unglaublich lautes, intensives Ruummms, das durch den gesamten Flur schallte und mit Sicherheit jeden aufweckte, der irgendwo in diesem Kloster so etwas wie ein Nachmittagsschläfchen versuchen mochte. Ich zuckte zusammen und sah mich schuldbewusst um, doch niemand schien daran interessiert zu sein, aus seinem Zimmer zu stürzen und einer verwirrten Ausländerin eine Strafpredigt zu halten. Ich atmete auf, gerade als endlich die Antwort auf mein Klopfen aus dem Raum vor mir ertönte. Naja, genauer gesagt ertönte sie viel weniger, als dass sie ungefähr so laut wie mein An- die-Tür-klopfen durch den Flur bollerte und aggressiv in meinen Ohren wiederhallte.

"Ich bin beschäftigt!", fing eine verzerrte unfreundliche Stimme an. "Ich dachte eigentlich, ich hätte das auch hinreichend deutlich gemacht, heiliger Mithros! Ist es denn wirklich zu viel verlangt, dass man mal einen Tag lang ungestört arbeiten können will? Ich sitze hier an meiner Magierprüfung, bei allen Göttern, und ich habe ganz bestimmt nicht vor, zu irgendwelchen Treffen oder gemeinsamen Mittagessen zu kommen, also warum lässt man mich nicht ganz einfach mal IN RUHE???"

Autsch! Das war ja mal ziemlich unfreundlich. Ich muss gestehen, dass ich mich wohl auch ziemlich eingeschüchtert gefühlte hätte, wären aufgrund dieser Schreierei nicht meinen Kopfschmerzen von vorhin wieder zurückgekehrt. Sie waren aber nicht ganz so heftig wie zuvor, was bedeutet, dass ich mich weniger nach heulen als nach treten und beißen und schlagen fühlte.

Diese Gemütsverfassung hatte zur Folge, dass ich meine mühsam anerzogenen Manieren vergaß. Meine Mutter hatte mir immer gesagt, man müsse immer anklopfen, bevor man in fremde Zimmer gehe und man müsse die Wünsche anderer akzeptieren und man müsse Rücksicht nehmen und nett sein und zurückhaltend. Ich beschloss, keins von alledem mehr zu sein, sondern statt dessen einfach einzutreten und diesem verdammten Hexenmeister, der mich hergezaubert und mir dabei die schlimmsten Kopfschmerzen meines Lebens verursacht hatte, ordentlich die Meinung zu sagen.

Ich öffnete die Tür schwungvoll und ließ sie anschließend mit einem weiteren befriedigenden Rumms wieder in ihren Rahmen zurückfallen. Dann holte ich tief Luft und... schrie so laut ich konnte.

Vor mir befand sich ein - Vieh. Es war riesig, mit silbrig-brauner Haut, auf der die Flammen ironisch-spielerisch flackerten, verfügte über riesige rotglühende Augen und sein Atem war recht... feurig. Alles in allem könnte man seine Erscheinung zusammenfassend als T-Rex mit eingebautem Flammenwerfer beschreiben. Und das Ganze war keinesfalls lustig.

Ich fühlte auf einmal den dringenden Wunsch, irgendwann einmal Karate gelernt zu haben oder ein Messer, eine Keule oder noch lieber den Terminator persönlich in der Tasche zu haben, während ich panisch vor dem massigen Untier vor mir zu fliehen versuchte.

Einen Moment lang bestanden meine Gedanken nur noch aus Befehlen an meinen Körper wie: rechts, links, ducken, ausweichen, zur Tür, raus hier, verdammt, runter!

Mir nützten jedoch die besten Ausweichmanöver nichts, denn ich hatte keinerlei realistische Fluchtperspektiven mehr, seit mich der flammenspuckenden Dino von der Tür abgedrängt und in eine Zimmerecke gescheucht hatte. Innerhalb von ein paar Sekunden hatte ich absolut keine Chancen mehr, zu überleben.

Ich wich verzweifelt so weit in die Ecke zurück, dass sich der Griff des Schrankes dort sich schmerzhaft in meinen Rücken bohrte. Meine einzige Reaktion auf den Schmerz war der Gedanke, das Schmerz Leben bedeutet. Und das es damit wohl bald aus sei.

Dann öffnete sich der Mund des Unviehs noch einmal und kurz bevor ich die Augen schloss, sah ich den Beginn einer blauweißen Flamme in seiner weitgeöffneten Kehle aufblitzen.

"Heiliger Gott!" murmelte ich noch, bevor ich das Leben an mir vorbeiziehen ließ, das ich nun nie führen würde.

Eine Sekunde später umspülten mich die Flammen, das weiß des Feuers leuchtete blendend durch meine geschlossenen Lider. Doch ich spürte nichts.





hey, nennt man das einen Cliffhanger oder was? Und bitte, bitte gönnt mir doch noch ein Review! So als Geschenk zum Ferienanfang?

-Regen