So, hier ist der nächste Teil, ich hoffe, irgendjemand liest ihn und genießt ihn. Ihr schreibfaulen Leser! (*grummelgrummel*) r/r, sagt man da wohl. ~Regen



-SECHSTENS-

(WO THOM WIEDER AUFTRITT UND MIR VOR SCHRECK IMMER NOCH ALLE GLIEDER ZITTERN.)

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich in zusammengerollter Fötal-Stellung in der Ecke zwischen Wand und Schrank verharrte. Ich weiß nur noch, dass ich irgendwann die Augen öffnete und dass das Monster, das mich umbringen wollte, nicht mehr da war.

Und ich war noch immer im Kloster.

Der Raum, in dem ich fast gestorben wäre, war recht gemütlich eingerichtet. Hätte mich nicht alles hier an einen Feuer speienden T-Rex erinnert, hätte man die Atmosphäre wohl als heimelig bezeichnen können. - Die Wände bestanden aus großen grauen Steinquadern, die an einer Seite Platz für eine Tür, an der anderen einen Hohlraum für die Feuerstelle freiließen. Der Anblick des Feuers ließ mich schaudern und ich erkannte, dass ich vielleicht nie wieder Freude an Lagerfeuergesang beim Zelten haben würde. Das Licht der Flammen huschte über rustikale Möbel aus stabiler Eiche und über gewebte Wandvorhänge. Deren Motive deuteten klar auf eine durch Magie, Schwert und Lanze geprägte Gesellschaft hin.

Ich stellte fest, dass ich zitterte und schob dies auf den Schock. Immerhin war ich gerade erst dem Tod durch ein ausgestorbenes mutiertes Tier entgangen.

Ich konnte mich zunächst nicht rühren und starrte eine Weile dumpf ins Nichts hinein, während mein Herz heimlich und verstohlen ein verzagtes Halleluja nach dem anderen zum Himmel sandte.

Schließlich jedoch wurde ich aus meiner Apathie geweckt. Irgendetwas rüttelte unsanft an meiner Schulter und ereichte damit, dass meine Haare mir noch weiter ins Gesicht hinein fielen. Dann lachte das Etwas.

"Ziemlich beeindruckend, was? Ich geb ja zu, ich muss noch etwas an den Funktionen feilen - schließlich soll das Ding Leute vertreiben und nicht in eine Ecke drängen. Aber alles in allem war die Vorstellung doch zufriedenstellend. Du kannst dem Meister ausrichten, bis morgen bin ich voraussichtlich fertig mit diesem Teil."

Ich brauchte ungefähr fünf Sekunden, bis ich das alles erfolgreich durch die zitternden Windungen meines Gehirns gejagt hatte.

Dann atmete ich tief durch und ließ mich widerstandslos von den zerrenden Händen auf die Füße zerren, während in meinem Kopf alles durcheinander ging.

Es war nicht echt! Das Ding, das mich fast umgebracht hätte, war nicht echt gewesen! Es war eigentlich gar nichts gewesen, sondern nur so eine Art Bastelobjekt für diesen Idioten da vor mir. Und dieser Mistkerl fand das alles auch noch zum Lachen! Haha! Andrea hat gerade Todesängste ausgestanden, wie lustig! Sie dachte, sie wird gebraten und dann zum Abendbrot verspeist. Schade, dass noch keiner die Videokamera erfunden hat, dann könnten wir es uns noch mal ansehen.

Die Wut kochte ziemlich schnell in mir hoch.

Kaum hatte mich der Idiot auf die Füße gezogen, da begann ich auch schon, mit meinen Fäusten auf seinen Brustkorb einzuschlagen.

"Was fällt dir eigentlich ein, du Mistkerl? Du hast sie jawohl nicht mehr alle! Das kannst du doch nicht einfach mit mir machen!", kreischte ich ihn an. Meine Stimme begann, sich zu überschlagen.

Da ich noch immer unkontrolliert zitterte und dabei ziemlich schwach auf den Beinen war, fiel es dem Mistkerl nicht besonders schwer, meine Fäuste einzufangen. Er schloss einfach seine breiten Hände um meine und hielt sie fest. Anschließend sah er mir endlich mal in mein weiß-rot geflecktes Gesicht und schluckte hörbar.

"Oh, du bist das? Ich dachte, du wärst einer von den Novizen..."

"Ja, ich bin das, stell dir vor!"

Mir war immer mehr zum Heulen zumute. Und Thoms Reaktion half mir da auch nicht besonders weiter.

"Aber... du warst doch verschwunden und ich dachte, ich hätte dich mit meiner Wand der Macht zerstört und..."

Ich konnte einfach nicht mehr.

"Hör auf zu denken, verdammt, und umarm mich gefälligst!"

Er rührte sich nicht, sondern starrte mich nur perplex an.

"Verdammt, Thom, ich fang gleich an zu heulen, und alles was ich will, ist, dass du mich festhältst. Ist das denn so schwer?"

Meine letzten Worte konnten kaum mehr als ein Schluchzen gewesen sein.

Thom ließ hilflos die Arme sinken und ich riss meine Hände aus seinen Griff. Ich fühlte, wie die Hysterie in mir hochstieg und wusste nicht, wie ich sie bekämpfen sollte. Nicht, solange ich mich so hilflos und verzweifelt fühlte, wie noch nie zuvor in meinem Leben.

Ich konnte in dem Moment einfach nichts anderes tun, als mich an Thom festzuhalten und zittrig ein und aus zu atmen. Mir war furchtbar kalt.

Die tröstlich warme unbeweglich steife Statue, an der ich mich festhielt, erschien mir wie das Sinnbild des Lebens selbst und ich klammerte mich an ihr fest, als fürchte ich, sonst das Leben selbst aus den Händen gleiten zu lassen.

Nach einigen Momenten rührte sich Thom schließlich doch und legte mir seine Hände auf den Rücken. Wärme begann meinen Körper zu durchfließen und hinter meinen geschlossenen Augenlidern spielten warme Violett-Töne. Mir wurde langsam wieder warm und das Zittern in meinem Körper hörte auf. Ich entspannte mich soweit, dass ich sogar wieder Thoms Eigengeruch direkt vor meiner Nase genießen konnte.

Allerdings hielt dieser absolute Entspannungszustand nur so lange an, bis ich spürte, wie sich vorsichtige lilafarbene Finger in meinem Gehirn zu schaffen machten.

"Thom!", begann ich mit drohender Stimme und öffnete die Augen. "Wenn du nicht sofort wieder deine Tentakel aus meinem Kopf herausziehst, setzt es Ärger!"

Den Bruchteil einer Sekunde später war mein Kopf wieder leer. Naja, leer von fremden Fingern zumindest.

Thom löste vorsichtig, als könne ich jeden Augenblick in die Luft fliegen, meine Finger, die ich hinter seinem Rücken miteinander verflochten hatte. Dann schaute er mich nachdenklich an.

"Du bist ein ganz normaler Mensch.", begann er. "Aber woher wusstest du..."

Ich konnte nicht anders, ich unterbrach in aufgebracht, weil mir gerade wieder eingefallen war, dass ich immer noch sauer auf ihn sein sollte.

"Ja, danke, es geht mir wieder gut. Nett, dass du fragst. Besonders, wo es schließlich dein verdammtes Monster gewesen ist, dass mich geröstet hätte, wenn es nur genügend Substanz dazu gehabt hätte!

Es tat wirklich unglaublich gut, ihn anzuschreien, geräuschvoll durch den Raum zu stampfen, mich mit Wucht auf den Schreibtischstuhl fallen zu lassen und anschließend noch einmal heftig auf die Tischplatte zu hauen.

Dann atmete ich tief durch und begann zu lachen. Zu meiner Freude handelte es sich dabei um kein hysterisches Lachen, sondern vielmehr um ein echtes, fröhliches. Ich lachte über mich selbst, weil ich furchtbar lächerlich gewirkt haben musste bei dieser Durchs-Zimmer-Stampf-Aktion. Ich lachte aus Freude, weil ich noch am Leben war und ich lachte, weil mir diese ganze Situation so furchtbar zum Lachen erschien. Ich unterhielt mich mit einem Buchcharakter, lieber Himmel noch mal.

Einem Buchcharakter, der sich so ganz nebenbei gerade am Kopf kratzte und sich offensichtlich fragte, ob ich gerade durchgeknallt war. Ob ich vielleicht doch kein 'ganz normaler Mensch' war, wie er vorhin gesagt hatte.

Um seinetwillen raffte ich meinen letzten Rest Selbstbeherrschung zusammen und strahlte Thom an, der schließlich zu guter Letzt doch ganz nett zu mir gewesen war, mit seinen Lila-Wogen, die durch mich hindurch geschwappt waren.

"Ist schon in Ordnung. Ich hab mich jetzt abreagiert und es geht mir wieder gut. Ich hab sogar meine Selbstironie wiedergefunden. Aber wie wäre es, wenn du mir jetzt mal endlich freundlicherweise erklären würdest, wieso ich hier bin und was das für ein T-Rex war, der mich eben angefallen hat und wieso du mich heute morgen als erstes gefragt hast, was ich bin und nicht wer."