Allright. I finally managed to write a chapter

[b] NINE [/b] (where nothing happens. Well, not really.)



Mein erster Gedanke nach dem Lesen dieser tollen Empfehlung war: Dieses Buch will dich verarschen! Dann fiel mir auf, dass ein Buch nicht denken kann, und ergo auch keine bösen Pläne gegen mich hegen kann. Und dass der Zaubermeister, der sicherlich viel Mühe in diese verformbaren Buchstaben gesteckt hatte, bestimmt auch einen weniger aufwändigen Scherzartikel hätte produzieren können.

"Stellt euch einander vor..." wiederholte ich noch einmal etwas lauter und folgte dabei mit dem Finger der Schrift. Vielleicht war es gar keine so dumme Idee. Falls ich für längere Zeit in dieser Welt hier bleiben musste - und die Möglichkeit bestand immerhin -, so wäre es vielleicht nicht verkehrt, sich ein wenig mit dem Typen anzufreunden, der für die ganze Situation verantwortlich war.

"Wie heißt ihr, wo kommt ihr her, was sind eure...", murmelte ich leise und wandte dann den Kopf, um Thom anzuschauen. Ich kam mir ein bisschen blöd dabei vor, aber trotzdem überwand ich mich, lächelte und sagte höflich: "Ich glaube nicht, dass ich mich schon vorgestellt habe. Ich bin Andrea und ich... Wieso starrst du mich so an?"

Denn das war es, was er tat. Starrte mich mit halb zusammengekniffenen Augen an und ich schwöre: die Falte auf seiner Stirn sah aus wie ein gekrümmtes Fragezeichen.

"Du kannst lesen, was in dem Buch steht?", fragte er mich ungläubig und klopfte mit dem Zeigefinger auf Tipp Nummer Eins.

"Sicher," antwortete ich. "Als du gerade laut über mich und... deine Augenfarbe nachgedacht hast, da... Naja, die Buchstaben haben sich irgendwie verformt und jetzt sieht es so aus, als hätte jemand meine Schrift zu kopieren versucht. Sie ist ein bisschen krakelig, ich weiß", fügte ich entschuldigend hinzu, und fuhr mit der Fingerspitze ein besonders schief geratenes L nach.

"Sie haben sich verformt, und du kannst das Buch jetzt lesen?", fasste Thom noch einmal zusammen. Seine Augen sahen mich so scharf an, dass ich ihm unwillkürlich mein Gesicht zuwandte.

Er versucht schon wieder, deine Gedanken zu lesen!, flüsterte es in meinem Kopf. Und während ich trotzig Thoms violettes Starren erwiderte, dachte ich so laut wie möglich: Ja, so ist es, Idiot! Dann rutschten meine Gedanken dazu ab, ob er meine Augenfarbe wohl eher als dunkelbraun oder als schwarz beschreiben würde.

Als Thoms Stirnrunzeln sich von fragend zu ungeduldig veränderte, wurde ich mal wieder rot ('Dumme Gedanken, böse Gedanken!'), aber dann sagte er etwas völlig Unerwartetes:

"Wieso starrst du mich so an? Es wäre sehr viel höflicher, mir einfach zu antworten!"

Völlig verwirrt stotterte ich: "Hab ich doch. Also, ich hab gedacht, ich hab dir geantwortet, also... Liest du etwa gerade gar nicht meine Gedanken?"

Thoms Gesichtsausdruck war jetzt derselbe wie am Morgen, als ich ihm eine Karriere im Zirkus vorgeschlagen hatte.

"Du hast doch gesagt, ich soll deine Gedanken nicht lesen, also tue ich's auch nicht. Wieso denken eigentlich immer alle, ich würde nie auf andere Leute Rücksicht nehmen?"

"Vielleicht, weil du's normalerweise auch nicht tust?", schlug ich vor und wurde mit einem bitterbösen Blick bestraft.

"Und woher willst [i] du [/i] das wissen? Soweit ich weiß kennst du mich noch nicht gerade besonders lange."

"Also hör mal, das war ein Scherz! Und außerdem tust du's doch wirklich nicht, ich meine, du hast jetzt diese tolle Meisterprüfung, weil du unbedingt den Anhänger deiner Schwester auf seinen Ursprung hin überprüfen musstest. Egal welch Konsequenzen dabei für andere Leute herausspringen. Und dann später als... Naja, vergiss es!", unterbrach ich mich schnell, bevor ich ihm noch seine ganze zukünftige Lebensgeschichte erzählte.

"Der Anhänger meiner [i] Schwester [/i] , hm? Und dann später...?" versuchte er mich noch zu locken, aber ich hatte meinen Fehler bemerkt. Und beschloss, meinen vorlauten Mund in nächster Zeit nicht noch mal so weit aufzureißen wie eben gerade.

"Lassen wir das! Wie wär's, wenn wir jetzt mal dem Ratschlag dieses Zauberbüchleins folgen und uns näher kennen lernen? Ehrlich gesagt hab ich auch Durst. Wie wäre es, wenn du mich in irgendeine Kneipe führst und wir zusammen ein Bier trinken oder zwei und dabei erzählen wir uns was und ich les dir das Buch vor. Hm, wie wär's?", schlug ich zur Ablenkung vor.

Thom sah zunächst so aus, als wollte er ablehnen. Dann entzündete sich plötzlich irgendwo in den violetten Tiefen seiner Augen (meine Güte, bei den Augen fallen mir bloß noch kitschig-romantische Beschreibungen ein!) ein Funke, der in einer hundsgemeinen Art aufglühte. Ungefähr so, als wollte er gleich irgendjemandem hinterrücks einen Dolch zwischen die Rippen jagen.

"Du willst Bier trinken?" fragte er ganz unschuldig.

"Ich bin Deutsche. Natürlich will ich Bier trinken.", meinte ich nur und musste über meine eigene Bemerkung lächeln. Thom grinste zurück.

"Alles klar."



- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -



Weder der Weg zur Kneipe noch die Kneipe selbst sahen besonders interessant aus. Alle Gebäude hier schienen aus denselben großen Steinquadern gebaut zu sein, jegliche Türen, die vom Flur aus in irgendwelche Zimmer abgingen, waren fest geschlossen. Ich vermutete, dass es sonst einen unglaublich Zug in den Räumen geben musste. Leider bedeutete das aber auch, dass ich nicht besonders viel zu sehen bekam.

Die Kneipe lag irgendwo in den Kellergewölben des Klosters und war schlicht eingerichtet. Der Raum war in viele kleine Nischen unterteilt, in denen je ein Tisch mit zwei Bänken stand. Das gedämpfte Licht hier ging von weißlichen Kugeln aus, die mich an Heliumballons erinnerten. Die eigentliche Gemütlichkeit aber ging von den Kerzen auf den Tischen und den bunten Deckchen und seltsam geformten Kunstwerken aus, die überall herumstanden oder -lagen. Als ich eines dieser Kunstwerke berührte, sprühte es hellgrüne Funken und Thom erklärte mir, dass die gesamte Dekoration hier aus misslungenen Übungsstücken aus dem Konvent der Mutter oder den Mithranklöstern stammte.

Obwohl es gerade mal sechszehn Uhr sein konnte, war die Kneipe nicht gerade leer. Ungefähr die Hälfte der verfügbaren Plätze waren besetzt, und einige Männer hier (und ich sah keine einzige Frau in dem ganzen Raum) schienen bereits Mühe zu haben, ohne zu schwanken auf ihren Bänken zu sitzen.

Alle schienen Thom befremdete Blicke zuzuwerfen, wenn sie ihn erkannten. Obwohl ich im Nachhinein gar nicht mehr so sicher bin, ob sie nicht viel eher mich meinten.

Die Bedienung - ein vielleicht vierzehnjähriger Junge mit glattrasiertem Kopf - meinte auf jeden Fall mich mit ihrem schrägen Blick, als ich ein Alt bestellte.

"Ein was?" war seine tolle Reaktion.

"Ein Alt. Altbier. Okay?", wiederholte ich ziemlich verunsichert.

Thom warf mir einen zweifelnden Blick zu. "Was auch immer du damit meinst... Bring der Lady einfach einen Krug Bier, ja? Einen vollen!", entschloss er sich für mich zu antworten und bestellte dann für sich selbst auch einen Krug.