Kapitel 3: Arwens Wandlung
Unter ihren Augen verwandelte sich die Elbe.
Wo eben noch Tränen in den großen ausdrucksvollen blauen Augen standen, groß und weise und älter, als es sich Eowyn überhaupt vorstellen konnte, da schien auf einmal Feuer zu sein. Saphirfarbene Flammen und die elfenbeinweiße Haut Arwens färbte sich leicht rosig. Auch ihre Lippen veränderten sich. Eben noch zusammengepresst und nur mühsam ein Schluchzen unterdrücken könnend öffneten sie sich plötzlich und der Frau aus Rohan bot sich ein unglaublicher Anblick - Arwen, die Rivalin, nun eine Verkörperung von Verführung und blühender weiblicher Schönheit.
Eowyn erschauerte.
Diese Lippen luden sie ein. Doch - das war unmöglich. Sie konnte unmöglich tun, nach was es sie augenblicklich verlangte.
Sie konnte nicht einfach Arwen Abendstern küssen.
Und doch verlangte sie nichts mehr als das.
Blut durchpochte ihre Adern und Eowyn trat einen Schritt zurück, ihre Augen weit aufgerissen.
Vor dem Hexerkönig von Angmar in seiner abscheulichen Nazgul-Gestalt war sie nicht gewichen, aber vor dieser intensiven Schönheit, dieser Fleischwerdung von Weiblichkeit, dieser Blüte aller Frauen, sterblicher und unsterblicher, vor der floh sie.
Rückwärts taumelnd suchten ihre Füße unsicher Halt auf schwankendem Boden, während ihr Blick auf nichts anderes gerichtet war als auf diese unglaublichen Lippen - gerötet, pulsierend, leicht feucht und einladend geöffnet.
Arwens Zungenspitze trat hervor, leckte leicht, wie zufällig, ihren rechten Mundwinkel und Eowyn spürte, wie diese kleine Geste in ihr Widerhall fand - an einer Stelle, wo sie es nicht vermutet hatte. Es pochte zwischen ihren Schenkeln, es glühte, es vibrierte, und sie tastete sich weg, weg von Arwen, denn würde sie jetzt nicht gehen, würde Unaussprechliches geschehen, was ihr Leben für immer verändern würde.
War sie nicht immer schon anders gewesen...?
War sie nicht immer schon eher ein Mann in ihrem Wesen, eher ein Krieger?
Doch beinhaltete dies, auch eine Frau - zu küssen...? Oder gar...?
Eowyn verbot sich weitere Gedanken, obwohl in ihr ein Orkan tobte.
Nicht einmal Aragorn gegenüber hatte sie je so gefühlt.
Ihre kleinen festen Brüste gingen schnell im Takt ihres aufgeregten Atems und ihre Füße strauchelten an einer Bodenvase, die umfiel, mit einem Lärm, den sie gar nicht hörte, denn Arwen hatte ihre Hände nach ihr ausgestreckt und ihre Schultern umfasst und zog sie an sich und -
