Kapitel 10: Elronds Schmerz

Immer noch spürte der Fürst von Imladris weißglühende Wellen in sich pulsieren.

Die Wut bahnte sich in ihm einen Weg und er beherrschte sich mühsam, den König von Rohan nicht öffentlich anzugehen, sondern er verließ mit wehendem Gewand und bebendem Herzen den Saal, sein Kopf schmerzte, sein Herz blutete, seine Eingeweide brannten, seine Seele verschmorte.

'Sie müssen alle verrückt geworden sein!' hämmerte es in ihm, 'alle vollkommen verrückt, sehen sie denn nicht, was sie tun? Arwen... meine Arwen, mein Abendstern, mein Juwel, meine Einzige... sich an einen Menschen ketten, dazu noch Isildurs Erbe, Isildur, ISILDUR...' der Name pochte in Elrond und plötzlich war er wieder jung, stand mit Isildur am Schicksalsberg und -

nein, es konnte doch nicht sein, er musste träumen.

Arwen hatte ihn nicht geheiratet, den Erben seines Todfeindes... und Glorfindel hatte nicht Blicke auf diesen verwahrlosten Wilden der Riddermark geworfen. Es konnte nicht angehen, dass das Erste Volk sich so erniedrigte, sich so einließ mit den Menschen, die nichts anderes waren als schwach! So schwach wie einst Isildur... noch immer pochte diese Scham in seinen Adern und er griff sich an die Schläfen, um das Pochen zu beseitigen, doch es war in ihm, überall, überall pochte es, schrie es seine Niederlage heraus, er war ein einziges schmerzvolles Pochen, und es hämmerte: Schande und Demütigung über das Erste Volk, Erniedrigung und Schmach...

Wo waren die Zeiten, in denen die Elben die Edlen und Reinen waren...?

Was war aus ihnen geworden?

Ein Volk der Lustsklaven und Verbündeten, in Hinsichten, in denen es einfach nicht schicklich war...

Arwen - Königin von Gondor... wie unangemessen...

Glorfindel - Geliebter eines Wilden der Riddermark... wie peinlich...

Elrond schloss seine Augen, hoffend, dass alles nur ein böser Traum war.

Und da hörte er es...