Kapitel 12 ist Boromir gewidmet und dem bösen Gelächter, das die Idee für diese kleine nette Wendung mit sich brachte.

Kapitel 12: Zorn

Es hörte sich an wie ein unterdrückter Schluchzer.

Elronds scharfe Elbenohren hörten es, obwohl es einige Türen weiter weg war.

Er hörte es durch das dicke Holz hinweg.

Noch ein Mal.

Eine Art Räuspern, Stöhnen.

Der Halbelb schlich sich heran, wollte ausmachen, woher das Geräusch kam, und von wem.

Es musste jemand in einem Zimmer eingeschlossen sein, der nicht an der Hochzeit teilgenommen hatte... hatte jemand gefehlt?

Ja, natürlich, schoss es Elrond in den Sinn, Legolas vom Großen Grünen Wald...

Er musste hinter der Tür sein.

Ging es ihm schlecht?

Elrond beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen, und öffnete die Tür. Es war ein Riegel vorgeschoben worden, doch Elrond hatte keine Probleme, mit einem heftigen Ruck den Holzkeil wegzuschieben, und was er sah, ließ sein Blut in den Adern erstarren.

Der jüngste Prinz von Grünwald.

Nackt an ein Bett gefesselt, versuchte er, sich zu befreien.

"Wer hat dir das angetan, Legolas?" fragte Elrond, sofort besorgt, und stürzte auf Legolas zu, um ihm bei der Befreiung behilflich zu sein.

Anstelle einer Antwort bekam der Fürst von Imladris nur ein verlegenes Grinsen und erkannte, dass es sich bei Legolas' misslicher Lage wohl eindeutig nicht um ein Gewaltverbrechen handelte, sondern eher um ein einverständliches erotisches Arrangement.

"Wer?" fragte er, als ihm die Erkenntnis dämmerte.

Legolas lächelte nur und lehnte sich wieder zurück, schwieg.

Elrond wurde ungeduldig. Zu viel war in diesen letzten Tagen und vor allem in der letzten Stunde auf ihn herabgeprasselt, zu viel hatte er ertragen. Jetzt war Schluss damit, von Legolas würde er sich nicht auch noch zum Narren halten lassen!

Er packte den blonden Elben an den langen offenen Haaren und zog ihn nahe zu sich.

"Sprich! Wer hat dich hier zurückgelassen?"

Legolas' blaue Augen kniffen sich spöttisch zusammen, dann flüsterte er, leise und verschwörerisch:

"Der König von Gondor."

"Das ist nicht wahr!" schrie Elrond und ließ Legolas los wie ein ekliges Insekt.

"Aber es ist wahr!" fuhr Legolas fort und sein Lächeln verließ ihn nicht, "Aragorn von Gondor ist mein Geliebter und er wird zurückkehren, um zu vollenden, was er begann!"

Elronds Wut kannte keine Grenzen mehr.

Seine Tochter, erniedrigt zur Ehefrau des Menschen, der sich zu seiner puren Lustbefriedigung auch noch den Sohn Thranduils als Lustknabe hielt. Machte Aragorn vor gar nichts mehr halt?

Und dann noch Glorfindel. In den Armen dieses Wilden, vermutlich, keine Sekunde, nachdem er sie allein gelassen hatte, würde das passieren. Gab es keinen Stolz mehr, keine Ehre?

Elrond beschloss, das Grinsen aus dem Gesicht des Königssohnes auszuradieren, und erneut packte er die langen Haare Legolas', dann schob er sein Gewand hoch, kniete über ihm und zischte:

"Wenn du schon die Hure des Königs bist, wird es dir nicht mehr sehr viel ausmachen, jemandem die Ehre zu erweisen, der deines Blutes wenigstens würdig wäre! Und da du eh das Festmahl verpasst, möchte ich dir wenigestens ein wenig Atzung zuteil werden lassen!"

PS: Wer nicht weiß, was das Wort "Atzung" bedeutet... der schaue bitte nach, denn ein besseres Wort hätte hier nicht gefunden werden können.