Kapitel 13: Ungeschehen

Der Prinz des Großen Grünen Waldes war wie gelähmt vor Schreck, als ihm ins Bewusstsein drang, was Elrond sich drohte anzuschicken. Und auch in dem Moment, wo er nicht nur ahnte, sondern auch wusste und spürte, was geschah, weigerte er sich anzuerkennen, dass es wirklich geschah.

Elrond strafte ihn.

Der Fürst von Imladris ließ all seinen Zorn in ihn fließen, mit heftigen, harten Bewegungen, heiß und glühend, wütend und schäumend.

Dann war es vorbei, so schnell, wie es begonnen hatte, und Elrond warf Legolas einen letzten vernichtenden Blick zu.

Legolas atmete stoßweise.

Seine Augen verfolgen das dunkle Haar des Elbenlords, als er ihm den Rücken zuwandte und wenig später die schwere Tür hinter ihm zufiel.

Die starke Anspannung, die seine Muskeln schon zittern machte, ließ langsam nach, bis er wieder völlig auf dem Bett auflag. Vorsichtig versuchte er die Arme zu bewegen, sich auf den Schmerz der wundgescheuerten Handgelenke zu konzentrieren, um nicht den leicht bittersüßen Geschmack in seinem Mund zu sehr wahrzunehmen, der wieder die Furcht und Hilflosigkeit der gerade vergangenen Momente heraufbeschwor und seine Sinne zu lähmen trachtete.

Der blonde Elb begann, leise mit sich selbst zu sprechen.

'Es ist nichts passiert...', redete er sich ein und wiederholte den Satz wieder und wieder.

Er beschloss, den Vorfall als Phantasie zu betrachten, als böse Idee, die sich ihm wie ein Angsttraum auf die Brust gesetzt hatte und in dem Moment verflog, wo die Sonne die Nacht bezwang.

'Er war nicht wirklich da', flüsterte er und leugnete seine eigenen Sinneswahrnehmungen.

Legolas schloss seine Augen und wischte das Bild Elronds weg.

Elrond, sein Lehrmeister, sein Vorbild.

Thranduil hatte ihn nach Imladris geschickt, um von dem weisen Halbelben zu lernen. Dabei hatte er Aragorn kennen- und liebengelernt, was Elrond allerdings entgangen war. Nichtsdestotrotz hegte Legolas eine stille Verehrung für den dunklen Elbenfürsten.

Elrond, der ihn nun geschändet hatte.

Benutzt.

Missbraucht.

Liegengelassen.

Liegengelassen mit aufgescheuerten Handgelenken und diesem Geschmack im Mund.

Das konnte nicht Elrond gewesen sein.

Legolas schüttelte den Kopf und versuchte den Gedanken zu verdrängen.

Nicht Elrond.

Nicht Elrond....!

Und dann hörte er es.

Ein leises Gelächter und Flüstern drang in den Raum, als sich die Tür wieder leise öffnete, erst einen Spalt, dann weiter.

Ein dunkelhaariger Schopf erschien und Legolas' Herz drohte einen Moment zu erstarren - mitten im Schlag -

nein, nicht schon wieder Elrond!

Das war doch nicht geschehen...

Dann ein zweiter Schopf.

Legolas sank zurück ins Kissen.

Ausgerechnet!

Die Zwillinge.