Kapitel 16: Gefunden
Er brauchte frische Luft.
Er musste raus aus dem stickigen Saal, in dem die Menschen und Elben feierten, die Zwerge und Hobbits, ganz Mittelerde schien ihre Hochzeit zu feiern, SEINE Hochzeit...
Seine Hochzeit.
Welch Farce.
Eben hatte ihm seine Braut erklärt, dass es keine Hochzeitsnacht geben würde. Heute nicht und morgen nicht und nie. Und sie war mit Arwen verschwunden, in irgendeines der endlosen Gemächer der Königsburg, und Aragorn hatte es nicht mal gemerkt, vermutlich, so betrunken wie er jetzt schon war.
Es schien ihm egal zu sein.
Er war doch auch der Betrogene - er kam doch auch nicht zu seinem Recht...
Seinem Recht, was für ein Unsinn. Er war mal wieder der Zweite, der Verlierer, selbst jetzt, an dem Tag, wo er sich hätte freuen müssen, wo die Hoch-Zeit seines Lebens war. Stattdessen wählte seine Frau eine andere, ja - ganz recht, einE andere, sie zog ihm eine Frau vor, wie erbärmlich war er eigentlich...?
Bloß raus hier.
Am besten ganz weg hier, denn was erwartete ihn denn...?
Aragorn hatte ihm Ithilien zugeworfen wie ein Spielzeug, wie man einen Knochen einem Hund zuwirft, dass er Ruhe gibt und Beschäftigung hat. Und Eowyn mit ihm verheiratet, damit die Schildmaid Rohans ihn selbst in Frieden ließe. Dass sie sich nun ausgerechnet Arwen zugewandt hatte, war etwas, womit selbst der König von Gondor nicht gerechnet hatte, aber er hatte ja immer noch seinen Legolas, den blonden Hübschen, der ihm willenlos ergeben war...
In Faramirs Kopf überschlugen sich die Gedanken und er verließ den Saal, seine Schritte wurden rascher, als er den Gang erreichte, und er suchte den Ausgang in den Garten.
Plan- und kopflos steuerte er tränenblind direkt auf ein engumschlungenes Paar zu, das ihn überhaupt nicht wahrnahm. Erst unmittelbar vor ihnen stehend erkannte er, dass es sich um den König von Rohan und Glorfindel von Imladris handelte und Entschuldigungen murmelnd entfernte sich der rothaarige Mann aus Gondor, noch mehr verwirrt durch den Anblick der beiden, die er vollkommen ungewollt gestört hatte.
Wieder in den Palast herein, bevor er über weitere Paare stolperte.
An einer Tür angekommen, die etwas abgelegener war, hörte er leises Stöhnen und leise Flüche. Elbische Flüche. Ohne nachzudenken öffnete er die Tür und was er sah, ließ seinen Atem stocken.
Er schloss die Tür hinter sich, ohne den Blick von Legolas abzuwenden, der ihn wütend anstarrte.
