An die Reviewer! Danke für all die witzigen und aufbauenden, auch fragenden Rückmeldungen! Und - oh, ein Faramir-Fan, der erste, der mir begegnet, außer meiner Wenigkeit, wenn man mich denn als "Fan" bezeichnen kann, ich mag Faramir einfach. Dementsprechend wird's bei mir auch keinen bösen Fara geben, das ist klar. Fara-Lego-Freunde muss ich aber auf das nächste Kapitel vertrösten - oder sogar noch weiter, denn jetzt geht's erstmal weiter mit einer massiven Romantic-Warnung... (ja, auch das gibt es! Wer nur auf brutalen NC-17-Sex wartet, der braucht dieses Kapitel nicht zu lesen... denn hier ist das nicht zu finden...!)

Kapitel 21: Entscheidung

Eomers Augen sahen ihn so voller Gefühl an, dass sein Herz auf der Stelle zu brechen drohte, würde der König von Rohan jetzt gehen und ihm erklären, dass alles nur ein kleiner netter Zeitvertreib, ein Spiel gewesen wäre.

Noch nie hatte sich der Noldo so schwach gefühlt, so ausgeliefert, so einem anderen Wesen vertraut, und ausgerechnet einem Menschen war sein Herz zugeflogen, einem sterblichen Menschen, dessen Zeitspanne auf der Welt begrenzt war und -

Glorfindel spürte, wie sein Herz sich verkrampfte, als er den Gedanken auch nur wagte in sich hereinzulassen, und es war ihm sehr bewusst, was mit ihm geschehen war.

Er hatte sich verliebt.

All die Jahrtausende, all die drei Zeitalter hindurch war es ihm gelungen, sein Herz für sich zu bewahren, und nun, an der Schwelle des Vierten Zeitalters, galoppierte ein blondgelockter Menschenkönig aus Rohan in sein Innerstes, küsste ihn schüchtern, hielt seine Hände umfangen wie ein Jugendlicher, der noch nie geküsst hatte... der noch nie geküsst hatte....? Eomer hatte noch nie geküsst.

Der Balrogschlächter von Gondolin, dem sagenhaften untergegangenen Gondolin, uralt in den Augen der Menschen und selbst uralt in den Augen Ardas, hatte sich in einen unschuldigen jugendlichen König verliebt, der noch nicht einmal geküsst hatte.

Er hatte ihm überhaupt keinen Anlass gegeben, ihm nichts versprochen, ihn nicht verführt - er hatte nur ein wenig frech unter Tische auf seine Provokation reagiert und nun stellte sich auch noch heraus, dass er trotz seiner Frechheit unbedarft und unschuldig war... und die rauhe Schwerthand des Königs strich jetzt über seine Wange, die bartlose, elbische, für den Menschen sicherlich so seltsam fremde Haut, fühlte sich so gut an und dann senkte der König wieder seine vollen Lippen auf die seinen und küsste ihn, fast keusch, sein blonder Bart rieb an seinem glatten Gesicht, und Glorfindel erlaubte sich einen Seufzer, der all dies enthielt: Überraschung, Wohlgefühl, Hingabe, aber auch - Angst.

Angst vor sich selbst, Angst vor dem, was folgen würde, Angst davor, dass der König ihn verlassen würde, eines Tages, oder in weiter Ferne - besser wäre es, jetzt gleich zu gehen, bevor es wirklich schlimm würde, bevor sein Herz brechen würde, jetzt könnte er sicherlich noch gehen, ohne großen Schaden bei beiden anzurichten, es hatte außer Faramir auch noch keiner gesehen und der König würde es für sich behalten, als süße Erinnerung, später seinen Kindern und Enkeln erzählen können, er habe einst, auf der Hochzeit des Königs Elessar von Gondor, einen Elben geküsst, um genauer zu sein, Glorfindel von Imladris, den legendären Balrogschlächter, den Wiedergekehrten aus Mandos Hallen, ja genau, den, der bei Elrond lebt, der blonde Noldo, man hat noch nie gehört, dass jener jemanden geküsst hätte, nicht wahr, Kinderchen? Und ich habe es getan, ich durfte ihn eine ganze Nacht lang im Garten küssen, und ich sage euch, es war wunderschön...

Glorfindel schloss seine Augen und die innere Stimme pochte in ihm, verschaffte sich Gehör, durch Eomers Zärtlichkeiten hindurch, und dann fasste er sich sein widerstreitendes Herz, griff in die langen blonden Locken des Rohirrims und drückte ihn wild an sich.

Mit klaren blauen Augen und leiser, bebender Stimme flüsterte der Elb: "Was auch immer es mich kosten mag, Eomer von Rohan, Mensch... ich sage Ja dazu, und ich spiele nicht. Ich weiß nicht, ob du weißt, was das bedeutet, für mich, aber ich vermag mein Herz nicht mehr zurückzuholen, es ist dir zugeeilt und es ist dein... welchen Zauber auch immer du über mich geworfen hast, er ist wirkmächtig und ich werde dir folgen, wo auch immer du hingehen wirst."

Eomer verstand nicht, was Glorfindel sagte. Er verstand nur, dass der Elb ihn - lieben würde. Warum, verstand er wiederum nicht, denn ihre Begegnung war so kurz, vor einer Stunde war der Elb nur eine Gestalt gewesen, die er von weitem angestarrt hatte, und jetzt hielt er ihn in seinen Armen, lebend, atmend, zitternd... so gar nicht der starke unfehlbare und überlegene Elb, für den er ihn gehalten hatte... eher ein überwältigtes, von Gefühlen, die er teilte, oh ja, und wie er sie teilte, geschütteltes Wesen, dessen blaue Augen ihm Dinge verhießen, die er sich nie zu träumen gewagt hatte... Elronds Warnung verhallte in seinem Inneren und er richtete seine volle und ganze Aufmerksam keit auf Glorfindel.

Seine Antwort bestand aus einem langen sanften Kuss.

Wie konnte er auch wissen, dass der Elb eben seine Unsterblichkeit für ihn aufgegeben hatte.