Kapitel 25: Befehl des Herzens
Euch allein ein gutes neues Jahr! Hier ist ein vollkommen warnfreies Kapitel, kein Sex, nur Romanze. Für meinen Eomer!
Glorfindel wich zurück und starrte Elrond an, dessen Hand immer noch ausgestreckt war.
"Nein..." flüsterte er, und tastete blind nach dem König neben sich, dessen Gesicht vollkommenes Entsetzen wiederspiegelte.
"Was sagt er da, Glorfindel? Was spricht er von Schwinden und - ich verstehe kein Wort.... bist du sein Geliebter?" Eomers Augen waren weit aufgerissen und er sah von einem zum anderen Elben, irritiert und nicht verstehend, was Elrond da eben gesagt hatte.
"Nein, das bin ich nicht, und das war ich nie", entgegnete Glorfindel und schüttelte bekräftigend sein Haupt, "und ich habe mich entschieden, mein Herz hat sich entschieden, noch nie habe ich geliebt und ich weiß nicht, ob es recht ist, doch ich möchte es wagen und niemand wird mich davon abhalten!"
Elrond zog die Hand zurück.
"So wählst du den Schmerz und die Vergänglichkeit, wenn er stirbt. Dann wird auch dein Leben enden. Du wirst an gebrochenem Herzen dahinsiechen und Kälte wird in dich einziehen, bis du tot bist wie er. Du, ein Elb des ersten Zeitalters, wirst keine weiteren Zeitalter mehr sehen, du wirst sterben, wie ein Mensch. Es ist deine Wahl, Glorfindel, Fürst von Gondolin, und ich wünsche dir viel Glück!"
Die letzten Worte klangen wie Peitschenschläge, doch sie verfehlten ihre Wirkung vollkommen. Glorfindel trat einen Schritt an Elrond heran und hielt dem Blick der dunkelbraunen Augen stand. Dann begann er zu sprechen.
"Schwinden? Ich werde nicht schwinden. Ich werde jeden Tag, jede Stunde, das Leben von Eomer bewachen und an seiner Seite sein. Und wenn er einst die Augen für immer schließt, so werde ich ihm folgen! Und zwar auf der Stelle! Es wird mein Wille sein und meine Hand, die mich in Mandos Hallen bringt. Und ich werde nicht wiederkehren, sondern bei ihm bleiben, den ich zu mir holen werde, in Leben und Tod vereint. Es wird mein Dolch sein, dieser Dolch hier-" Glorfindel zückte seinen schmalen, sehr spitzen Dolch, den er immer an seinem Gürtel trug, "der mein Herz durchbohrt und mein Blut wird die letzte Gabe sein, die ich ihm schenken werde. Schwinden? Du hast keine Ahnung, Elrond von Imladris, du hast mich nie gekannt, du weißt nicht, wer ich bin!"
"Das scheint sich in der Tat so zu verhalten, Glorfindel von Gondolin!" flüsterte Elrond mit zusammengebissenen Zähnen, dessen porzellanfarbene Haut noch eine Spur blasser geworden war. Er bemühte sich, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten, was ihm aber nicht gelang. Er zitterte vor Zorn.
"Möchtest du diesen Saal hier verlassen?" fragte der König des Pferdereiches, der das Gespräch mit bassem Staunen verfolgt hatte. Und auf ein nur angedeutetes Nicken Glorfindels führte er diesen hinaus, in den Flur, zu seinem Gemach, wo er kurz anhielt.
"Kommst du mit mir hier herein oder willst du lieber wieder in den Garten? Ich will dich zu nichts drängen, ich möchte einfach nur mit dir zusammen sein, egal wo, und das für möglichst immer."
Diese Worte hätten sich aus dem Munde jedes anderen lächerlich und übertrieben angehört, aber aus Eomers Mund klangen sie ernst und liebevoll, und Glorfindel nickte wiederum nur und wies in Richtung Türe, die Eomer mit ungestümer Handbewegung aufstieß und den Elben als ersten in sein nur als königliches Gemach zu bezeichnenden Schlafraum eintreten ließ.
Aragorn hatte sich nicht lumpen lassen. Der König von Rohan war gebührend aufgenommen worden.
Helle bestickte Decken zierten ein breites Bett mit leichten elbischem Schnitzwerk und Blumen verströmten überall ihren betörenden Duft. Das Zeichen des Königs von Rohan hing über dem Bett und zahllose Kerzen, die Eomer aber nicht anzündete, konnten mit ihrem Licht dieses Zimmer erleuchten.
Der Mond war das einzige Licht, das durch ein offenes Fenster in das Gemach fiel.
Glorfindel sah sich um und fand eine Karaffe mit hellrotem Wein und leichte Gläser, sicherlich der Machart nach ebenfalls aus Bruchtal, daneben stehend. Er goss zwei Gläser halb voll mit dem duftenden Getränk und reichte eines Eomer.
"Da sind wir also", sagte Glorfindel, ließ sein Glas leicht an das des Königs klingen, und nahm dann einen großen Schluck.
"Noch gestern hätte ich nicht geahnt, was ich hier tue. Oder was ich im Begriff bin zu tun. Oder was ich schon getan habe. Ich werde nicht zurückschauen. Ich bereue nicht. Schon jetzt weiß ich, dass es gut so ist. Doch bist du dir ebenso sicher, Eomer von Rohan? Was willst du von mir? Diese eine Nacht hier - oder dieses ganze Leben?"
Das Glas fiel zu Boden, das der Elb in seinen Händen hatte, als der König von Rohan ihn ungestüm an sich drückte. Es zersplitterte zwischen ihnen, roter Wein spritzte auf und ihre Lippen vereinten sich zu einem innigen und tiefen Kuss, der beide atemlos auftauchen ließ aus einer Welle schwindelerregender Gefühle.
"Komm mit mir nach Rohan, goldener Elb... und sei an meiner Seite... ich würde dir meinen Thron geben, wenn es möglich wäre... vielleicht ist es möglich... alles ist unwichtig, wenn ich nur mit dir zusammen sein kann... so lange du es willst, Unsterblicher. Doch stirb nicht für mich einst, ich bitte dich, es macht mir Angst!"
Glorfindel lächelte.
"Was ich tun werde und tun will, das werde ich tun. Ich kannte niemanden, dem mein Herz so zuflog. Und ich kannte niemanden, der es halten wollte. So lass mich, Eomer, das tun, das leben, was mein Herz mir befiehlt."
"Und was befiehlt es dir jetzt?" fragte Eomer, verunsichert durch die Nähe des Elben, durch seine Worte, durch alles, was gerade geschah.
