So, ich habe es endlich geschafft, den zweiten Teil fertig zu schreiben … Das hatte ich völlig vergessen, im ersten zu sagen: Obwohl die Teile ziemlich kurz sind, kann es recht lange dauern, bis ich den jeweils nächsten fertig habe, weil ich hieran immer nur ab und zu ein paar Sätze schreibe, wenn ich die richtige Inspiration dazu habe, und ich auch noch gleichzeitig an anderen Projekten bin. Ich hoffe, es stört euch nicht, ihr lest trotzdem weiter und es gefällt euch immer noch!

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Disclaimer & Co: siehe Teil 1

Title: Nur ein Tanz …

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A Moment's Bliss


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Nur ein Tanz …


Glückliche Gesichter, überall um mich herum. Wohin ich blicke, sehe ich die leuchtenden Augen von Elben, Menschen, Zwergen und Hobbits, die im Licht der Halle des Feuers wie Blumen aufzugehen scheinen.

Es wundert mich nicht; sie alle haben noch vor wenigen Stunden am großen Festmahl teilgenommen, haben wohl so gut gespeist wie selten zuvor in ihrem Leben, die Gastfreundschaft der Elben Rivendells genossen, sich in der Schönheit und dem Licht von vielen Sorgen zumindest vorübergehend heilen lassen.

Danach hat man sich hier eingefunden, in Elronds Halle, in dem das Feuer ewig brennt, um Musik zu hören, Geschichten zu erzählen oder zu tanzen. Wer könnte hier nicht glücklich sein?

Aus irgendeinem Grund möchte ich die Frage nicht beantwortet wissen.

Selbst in dieser Nacht der Freude und des Lachens bin ich ruhelos. Ich kann nicht lange an einem Ort verweilen, meine Augen eilen unablässig über die Gesichter derjenigen, die meinen Blicken nicht verborgen sind – vergeblich.

Ich weiß, dass du hier bist. Ich habe dich gesehen, bevor die Gesellschaft sich zum Essen niedersetzte und obwohl ich sie kaum von dir wenden konnte, haben meine Augen dich irgendwann verloren … Doch ich weiß, dass du noch immer hier bist; ich kann es noch immer spüren, dieses sanfte Kribbeln in meinem Nacken, das mir sagt, dass du in der Nähe bist.

Und doch kann ich dich nicht finden …

Ich spüre Augen auf mir, als ich mir, immer noch suchend, meinen Weg durch die Elben, Menschen oder Zwerge bahne. Unwillkürlich wird mein Blick zurück gezogen, bis er das Augenpaar findet, das mir noch immer folgt.

Und als ich meinen Vater ansehe, der mich mit seinen weisen Augen beobachtet, fühle ich mich fast schuldig. Er weiß, was in meinem Herzen vorgeht. Das wusste er immer. Ich konnte nie wirklich etwas vor ihm verbergen und als ich ihn ansehe, weiß ich, dass es auch in dieser Sache so ist.

Das leichte Stechen des Schuldgefühles wird stärker. Die Entscheidung, die wir damals trafen, trafen wir auch für ihn. Ihn jetzt zu wissen sehend, dass es für mich zu spät ist, mich von dir abzuwenden, tut seltsam weh.

Es tut mir leid, Vater.

Als ich meinen Blick wieder abwende, spüre ich, dass er langsam seine Augen schließt – welche andere Möglichkeit bleibt ihm schon, als es zu akzeptieren? Er hat es versucht.

Ebenso wie ich.

Die Geräusche um mich herum stürzen mit unverminderter Lautstärke wieder auf mich ein, als ich meine Gedanken wieder völlig meinem Ziel zuwende. Als ich sie wieder dir zuwende.

So viele Gesichter … dennoch, dich sehe ich nicht. Doch ganz plötzlich erhaschen meine Augen flüchtig den Anblick von Gold in der Menge.

Sofort, ohne dass ich ihm den Befehl dazu gegeben hätte, bewegt sich mein Körper, instinktiv der Richtung folgend, in der ich dich erhoffe. Doch selbst, wenn ich dich hier in der Menge finden würde, müsste ich, um dir das sagen zu können, was mir auf dem Herzen brennt, erst einen Ort finden, der uns vor den Augen der anderen schützt, abgeschieden von allen anderen – was ich dir zu sagen habe, ist nur für dich bestimmt. Dass mein Vater davon weiß, ist schlimm genug.

Ich erinnere mich an eine Zeit, in der alles noch so viel einfacher war, in der es nur dich und mich gab und wir uns nicht darum kümmern mussten, was andere sahen, dachten, sagten.

Als wir frei waren.

Heute … Es tut weh, daran zu denken.

Wo ist sie heute, unsere Freiheit? Sie wurde uns genommen, so plötzlich. Viel zu früh.

Von einem Schicksal, dass keiner von uns wollte – weder du noch ich. Heute noch würde ich es ohne einen weiteren Gedanken aufgeben, wissend, was ich stattdessen gewinnen würde. Bis vor kurzem habe ich nicht geglaubt, dass beides zusammen möglich wäre.

Doch wenn sich alle Wesen danach richten müssten, was für eine Welt wäre das? Was ist mit unseren Träumen, unseren Hoffnungen? Haben sie denn gar keinen Platz hier? Müssen sie deshalb aus unseren Herzen verbannt werden?

Wenn es so ist, dann möchte ich über so eine Welt nicht herrschen, was immer mein Schicksal dazu auch sagen mag. Vielleicht ist es selbstsüchtig von mir, so etwas zu denken, doch ich möchte beides haben, kann ich meinem Schicksal doch nicht entfliehen.

Was sind wir schon ohne Hoffnungen und Träume?

Die Stelle, an der ich geglaubt habe, dich zu sehen, ist verlassen.

Hektisch suchten meine Augen nach dir, doch ich kann dich nirgends entdecken – kein Goldschimmer mehr in der Menge.

Ich glaube, meine Enttäuschung und Wut sind so groß, dass ich, hätte ich mich im letzten Moment nicht zusammenreißen können, gedankenlos nach ihnen gehandelt hätte. Ich muss die Augen schließen und tief durchatmen um das Zittern in meiner geballten Faust zu unterdrücken, die ich beinahe gegen die Rückwand des Saals, an der ich inzwischen fast angekommen war, geschlagen hätte, pure Frustration an meinen Nerven zehrend.

Nur das Bewusstsein, wer mich dabei alles sehen würde, kann mich davon abhalten.

Ein Brennen hinter meinen Lidern lässt mich die Hand heben und meine Fingerknöchel gegen meine geschlossenen Augen pressen, um es irgendwie zurückdrängen zu können.

Ich wünschte, ich könnte wie jetzt die Augen schließen und vergessen, was geschehen ist. Vergessen, wer ich bin. Sehne mich nach einer Berührung, nur einem Wort von dir.

Was würde ich dafür geben, vor den Augen der Welt nur eine einzige Träne um dich weinen zu dürfen …

Ohne wirklich zu wissen, was ich tue, kehre ich der Gesellschaft plötzlich den Rücken. Mein Weg ist hier nicht zu Ende, schmale, hohe Durchgänge, nur von schweren, dunklen Vorhängen bedeckt, führen in diesem Teil der Halle nach draußen, einige auf Balkone, eine hinunter zum Garten. Wenn du dort unten irgendwo bist, werde ich dich sehen können von hier oben.

Oh bitte, sei hier …

Der Vorhang, den meine Hand so achtlos zur Seite hebt, um auf den höchsten Balkon treten zu können, fällt hinter mir wieder, schließt damit die Tür zu einer anderen Welt, zu den Blicken der anderen – und ich erstarre.

Ob du wolltest, dass ich dich finde, hier draußen, weit weg von allen Augen, wird mir für immer ein Rätsel bleiben. Doch ob es beabsichtigt war oder nicht – du bist hier, direkt vor meinen Augen, nur wenige Schritte entfernt. Dein schlanker Körper an die Brüstung des Balkons gelehnt, mir den Rücken zugewandt, scheinst du das Licht der Sterne in dich aufzunehmen und es wiederzuspiegeln.

Als wüsstest du, dass ich es bin, wendest du dich mir zu um und als deine Augen mich finden, glaube ich zu sehen, wie für einen Augenblick etwas über dein Gesicht huscht, das ich nicht ganz definieren kann – doch schon im nächsten Moment ist es verschwunden, so schnell, dass ich mich fragen, ob ich es mir nicht eingebildet habe.

Und jetzt, da ich dich endlich gefunden habe, weiß ich plötzlich nicht mehr, was ich sagen soll. Ich sehe dich an und mein Herz lacht und weint zur gleichen Zeit. Warum fällt es mir so schwer, auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen?

Was soll ich dir sagen?

Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe. Ich habe so viel getan, bereits so viel gesagt, was ich nun bitter bereue. Doch das scheint die Art der Menschen zu sein.

Und du siehst mich nur an, sprichst kein Wort und ich frage mich, ob du mich dessen beschuldigst. Ich kann es dir nicht verdenken, du hast jedes Recht dazu. Und obwohl ich dir seit Ewigkeiten nicht mehr so nah war wie ich es jetzt bin, scheint plötzlich so viel zwischen uns zu liegen, dass eine eisige Leere mein Herz ergreift, die ich bisher immer zurückdrängen konnte.

Ich weiß nicht, ob du mir jemals verzeihen kannst. Ob du noch immer fühlst wie damals.

Aber ich brauche dich.

Ich weiß nicht, wie ich dir all das sagen soll. Valar, wie lange stehe ich nun schon hier und sehe dich an, ohne auch nur ein Wort gesprochen zu haben? Was du von mir denken musst, möchte ich überhaupt nicht wissen. Mein einziger Trost ist, dass du noch hier bist, dass du mich noch nicht abgewiesen hast, weder mit Worten, noch mit Gesten.

Nur einmal möchte ich mich noch in deinen Augen verlieren. Deine Stimme hören. In deinen Armen alles andere vergessen. Nur einmal.

Ich weiß, dass ich dir für dieses Geschenk alles geben würde. Es zählt nicht mehr, ob es richtig ist oder falsch – was wir haben könnten, das zählt.

Bitte sag mir nicht, dass es nicht wert ist, dafür zu kämpfen …

So viel, das ich dir sagen muss – warum ist es so schwer?

Vergib mir …

Tränen? Nein, bitte … Ich will dich nicht verletzen, nicht mehr als ich es schon getan habe. Warum glitzert es in deinen Augen? Fast wie damals …

Doch erst, als du den Abstand, den du die ganze Zeit zu mir gewahrt hast, endlich aufgibst und ich den Ausdruck in deinen Augen sehe, wird mir klar, dass ich sie ausgesprochen habe – diese Bitte um Vergebung. Du stehst plötzlich vor mir und über deine Lippen kommt mein Name, du hebst eine Hand und ich kann spüren, wie sie zittert, als sie die Seite meines Gesichtes berührt.

Und erst jetzt begreife ich. Deine Berührung schickt eine Wärme durch meinen Körper, ein Feuer, das in meinen Adern brennt und alles scheint auf mich einzustürzen – ich traue mich nicht zu blinzeln, aus Angst, dass du, wenn ich meine Augen wieder öffne, verschwunden bist. Wie so oft.

Es ist, als hättest du plötzlich alle Barrieren gebrochen und ich kann dich wieder spüren – nicht nur deine Hand auf meiner Wange, nein, so wie ich es früher konnte, tief in mir – ich kann dich fühlen.

Ich hatte mich gefragt, ob deine Seele noch immer so willig und mühelos zu meiner spricht wie sie es damals tat. Erst jetzt weiß ich es. Ich weiß plötzlich, dass durch diese Hölle, die ich durchlebt habe, auch du gegangen bist. Dass du versucht hast, mich zu vergessen, ebenso wie ich dich. Dass du diese Narben ebenso schmerzhaft spürst wie ich.

Und mit diesem Wissen wird mir auch klar, dass ich noch nie etwas so schönes gesehen wie deine Tränen, die keine Spur Leid in sich tragen wie ich erst dachte – kein Schmerz. Ich kann nicht sagen ‚Weine nicht', denn ich würde es nicht so meinen. Ich bringe es nicht über mich, die Hand zu heben und diese silbern glitzernden Tränen, die langsam ihren Weg über deine Wangen suchen, wegzuwischen – sie scheinen viel zu kostbar zu sein.

Von der Festhalle dort drinnen weht Musik zu uns herüber, süße Klänge, die Körper und Geist verzaubern und ich weiß, dass für sie die Zeit zum Tanzen gekommen ist.

Ich sollte dort drinnen mit der Herrin des Abendsterns tanzen.

Das sollte ich wirklich.

Und dennoch stehe ich hier draußen – vor dir. Elbereth, was tue ich hier nur? Ich beantworte die Frage, die sich mein Gewissen stellt, selbst, als ich deine Hand nehme, unsere Körper plötzlich wieder vereint im stillen Rhythmus, der wie ein Fluss tief in uns fließt und wir uns ohne Worte zur Musik bewegen. Vorsichtig zuerst, die Berührungen noch so ungewohnt und doch vertrauter als alles, was ich bisher kannte … und als ich deinen Körper so nah an meinem spüren kann, meine Arme leicht, fast fragend um ihn schlingend und ich mich wie als Antwort in deiner Umarmung wieder finde, fühle ich mich, als würde ich in dir ertrinken.

Ein Glücksgefühl, so stark, dass es mich trunken macht, stürzt wie eine Flut auf mich ein – alles, was ich wahrnehme, ist, wie du dein Gesicht an meiner Schulter vergräbst, deine Tränen meine Tunika nässen … und ich schließe die Augen, atme tief den Duft deiner Haare ein, spüre das Brennen hinter meinen Lidern.

Halte dich ein wenig fester.

Was kann ich dir schon sagen außer, dass ich dich liebe?

Ich habe in meinem Leben so viel erfahren, so viel gesehen, gehört und erlebt. Aber nichts, das die Sorgen der Welt völlig von meiner Seele nahm, auch nur für einen kurzen Augenblick. Nichts, das in einem ruhelosen Krieger wie mir ein Gefühl tiefen Friedens ausgelöst hat – allein durch deine Gegenwart. Nichts, das mich so mit Leben erfüllte, wie dein Herz im Einklang mit meinem schlagen zu spüren.

Süße Nichtigkeiten verlassen flüsternd meine Lippen, dich ebenso beruhigen wollend wie mich selbst – ich weiß nicht einmal, was ich sage. Spielt es eine Rolle?

Und mit allem, was ich bin, mit Herz und Seele danke ich allen Göttern, die willig sind, mich zu hören. Ich glaube, in diesem Moment lächeln sie auf uns herab, eng umschlungen im Licht der Sterne tanzend, nur für uns allein.

Letztendlich sind es doch unsere eigenen Entscheidungen, die wir treffen, was immer wir tun. Ich habe meine Entscheidung getroffen.

Und du … wenn du mich immer noch haben willst – ich gehöre dir.

Für immer.


Would you dance
If I asked you to dance?
Or would you run
And never look back?
Would you cry
If you saw me crying?
Would you save my soul
Tonight?


Would you tremble
If I touched your lips?
Would you laugh?
Oh, please tell me this
Now would you die
For the one you love?
Hold me in your arms
Tonight


Would you swear
That you'll always be mine?
Or would you lie?
Would you run and hide?
Am I in too deep?
Have I lost my mind?
I don't care …
You're here
Tonight


Oh, I just want to hold you
I just want to hold you
Am I in too deep?
Have I lost my mind?
I don't care …
You're here
Tonight


I can be
Your hero, baby
I can kiss
Away the pain
I will stand by you
Forever
You can take
My breath away


I can be your hero


Enrique Iglesias ~ Hero


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Sky9: Vielen Dank!! Das erste Review bei einer Story ist immer ein ganz besonders schönes … ;-) Ich bin froh, dass es dir gefallen hat und, dass ich es geschafft habe, die Personen (oder eben nur den einen *g*) gut rüberzubringen – und da hast du recht, die von Evanescence sind sowieso klasse!

Janina: Dir auch nochmal danke für dein Doppel-Review! ;-) Ja, es gibt definitiv noch einige Teile mehr, an einige hab ich auch schon einiges geschrieben – wie oben schon gesagt, entsteht diese Story irgendwie Satzweise, immer an einem anderen Teil. Deshalb kann es sein, dass es bei dem einen sehr lange dauert, bei dem anderen überhaupt nicht. Und ja, im Buch fand ich Arwen toll. Oder ich hatte keine große Meinung zu ihr, weil sie ja wirklich kaum vorgekommen ist und nicht gestört hat. *fg* Dankeschön nochmal!

Lady-of-Gondor: Oh … wow … also, ich muss sagen, dass deins das schönste Review war, dass ich in meinem ganzen bisherigen Leben bekommen habe. Vielen, vielen, vielen Dank! Ich glaube, bei mir waren die Tränen auch nicht weit, als ich ihn gelesen habe. ;-) Ich bin sehr glücklich, dass es dir so gefällt und hoffe, das bleibt so und, dass meine Geschichte dich noch weiterhin berührt … fast nur aus diesem Grund schreibe ich!