Disclaimer: Nix gehört mir, nur meine Idee.. Herrn Tolkien indes gehört alles.

Das Kapitelchen ist für die liebe Sandra, weil sie den Elrond doch so gerne hat!

@megchen. Ach gottchen! So bewegt? Aber ich gebe zu, dass es mich beim Schreiben auch immer erwischt! Deine Intuition sagt die, niemandem zu trauen? Keine ganz dumme Idee! Auf jeden Fall hab ich mich unglaublich über diese super-liebe Review gefreut!

@Arsinoe4: Huhu Ari!! Siehst du, ich poste unter Mystery ! *g * Vielen Dank für deine lieben Reviews! Ich freu mich, so, dass dir meine kleine Geschichte gefällt!!

Kapitel 6: Ein verdächtiger Morgen

Elrond konnte es nicht fassen. Er spürte, dass das Zimmer leer war. Er spürte es tief in sich, und doch wusste er, dass er die Tür öffnen musste, um sich Gewissheit zu verschaffen. Zögernd ließ er seine schlanke weiße Hand auf die Klinke sinken. Langsam öffnete er die Tür. Frische kühle Luft strömte ihm entgegen, denn durch seine Westlage war das Gemach zu dieser Zeit des Tages sonnengeschützt. Das Bett war, wie er es erwartet hatte, unbenutzt. Auf der hellen Tagesdecke ausgebreitet lagen die kostbaren Gewänder sorgsam gefaltet, daneben, ebenfalls auf dem Bett der Schmuck: silberne Haarspangen, zwei schlichte Ringe, die beiden Fesselkettchen. Elrond trat an das Lager, welches einmal das seines liebsten Freundes gewesen war und ließ die Seide des Mantels, kühl wie das Wasser eines Gebirgsbaches, durch seine Finger rinnen.

"Warum?", fragte er sich. "Warum hast du das getan?" Ein brennender Schmerz stieg wie Lava in ihm auf und ein verzweifeltes Schluchzen schüttelte ihn. Als Elbenfürst konnte er es nicht zulassen, sich von Begebenheiten zu sehr berühren zu lassen. Wie oft hatte er in seinem Leben schon das leid gesehen, wie oft von Elben und Menschen, die er liebte, Abschied nehmen müssen? Er dachte an den Tod seines Bruders, der das Los der Sterblichen gewählt hatte. Er dachte an den Tag, als seine Söhne Celebrian nach Hause brachte, und an die herzzerreißende Stunde, da er an den grauen Anfurten von ihr Abschied nahm. Er dachte an den Tag, als Aragorn sein Haus verließ, einem ungewissen Schicksal entgegen. Und wie oft brachte man verwundete Elben und Menschen in sein Haus, von denen er nicht allen helfen konnte. Doch Bruchtal brauchte einen starken Herren, einen Herren der es vor den Angriffen von außen schützen konnte, der bereit war, Befehle zu geben, Entschlüsse zu fassen und kühl zu überlegen. Mit Sentimentalität konnte er seinen Aufgaben nicht gerecht werden. Außerdem, so hatte er immer gedacht, war das Herz des Elben kühler und ruhiger als das des Menschen, den Leidenschaften oft ins Verderben stürzten.

Es war lange her, seit er das letzte mal Schmerz und Trauer in sich gespürt hatte, doch diese Intensität war ihm neu. Lag es daran, dass er nun alleine war? Dass er die Bindung zu denen, die er liebte, verloren hatte? Seine Frau weilte in Valinor, seine Söhne durchstreiften die Wildnis und Arwen lebte für meist bei ihren Großeltern. Und er? Er war in seinem Haus geblieben, dem letzten gastlichen Haus, er sorgte sich um die, welche Hilfe brauchten und verzehrte sich in ihnen. Und wer verzehrte sich für ihn? Wer liebte ihn? An welche Schulter konnte er sich lehnen, wenn er spät abends aus dem Zimmer der Heilung oder der Beratungshalle kam? War es nicht Glorfindel gewesen? War er nicht immer für ihn da gewesen, Tag um Tag? Und nun?

Glorfindel war fort. Elrond sah im Geiste sein wunderschönes, liebes Gesicht vor Augen. Er sah die Locken aus purem Gold im warmen Sommerwind wehen. Er sah die Augen, die mal grün, mal blau leuchteten, wie die Teiche in den Gärten von Imladris. Diese Augen waren es, die ihm Halt gegeben hatten in all der Zeit, in all der Einsamkeit. Dieses Elben Schultern hatten ihn gestützt, wenn er schwach war, er hatte ihm Lieder gesungen, so sanft und klar. Was sollte aus ihm werden? wer sollte ihn jetzt noch tragen, was sollte ihn nun noch halten, an diesem Ort, an dem er sich verzehren würde wie eine brennende Kerze im Wind? Bruchtal würde vergehen und er nach Westen ziehen. Er wusste, dass er alleine niemals schaffen konnte.

Doch Glorfindel, was war mit ihm? Er hatte nichts mitgenommen, gar nichts! Elrond wandte sich schnellen Schrittes zum Schrank, durchsuchte ihn nach fehlender Kleidung, doch nichts wichtiges fehlte. Mit zwei Schritten war er an dem kleinen zierlichen Schreibtisch und öffnete die oberste Schublade: Nichts fehlte! Er riss die zweite auf: das Geld lag noch an seinem Platz! Die dritte offenbarte ihr Geheimnis: Ein kleiner silberner Dolch lag an seinem Platz.

Erschöpft ließ sich Elrond auf den Stuhl sinken. Er musste nicht erst in die Waffenkammer oder den Stall gehen. Er wusste es: Glorfindel war gegangen ohne auch nur irgendetwas mitzunehmen. Warum hatte er das getan? Wie konnte ihm dieser Elb, den er neben seinem eigenen Fleisch und Blut am innigsten liebte, solches nur antun?

Langsam führte er die Hand zum Mund, obgleich er diesen Gedanken doch gar nicht ausgesprochen hatte. Liebte? Nicht nur schätzte? Konnte es sein, dass man einen Elben liebte ohne ihn zu begehren, wahrhaft liebte und nun am liebsten um ihn weinen würde, weil man nie wieder seine Gegenwart spüren würde? Es war zu viel! All das durfte nicht sein! Er war ein Elb, ein Fürst, der Herr über viele, er war der Herold Gil-Galads gewesen, all das wäre durch überschwängliche Gefühle nie möglich geworden. Was hatte es ihm eingebracht, wenn er geliebt hatte? Die er liebte hatten ihn verlassen... nicht nur seine Frau und seine Kinder, nein, nun auch Glorfindel. Hatte Glorfindel diese Liebe denn überhaupt verdient? Warf er sie denn nicht einfach weg, indem er ohne ein Abschiedswort fortging? Wie konnte er es wagen, nach all den Jahren sich davon zu machen wie ein Dieb in der Nacht? Elrond krallte seine Hände um die Stuhllehnen, bis seine Fingerknöchel wie weißer Alabaster hervorstanden. Sein Herz raste in der Brust und Zorn mischte sich gekränktem Stolz. Sollte er nur fortgehen! Sollte er nur sehen, ob es an anderen Orten Mittelerdes schöner war! Sollte er nur sehen, ob er Menschen oder Elben fand, die ihn lieben würden, wie er ihn geliebt hatte!

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Glorfindel hatte sich erhoben und stand nun in der Küche, verlassen, wie ein Felsen im weiten Meer. Tjark lag immer noch auf den Matten am Boden und schlief eingerollt mit dem Gesicht zur Wand. Nénime war wortlos zu einer der Anrichten gegangen und hatte begonnen, Töpfe, Schalen und Krüge aus einem über ihm hängenden Bord zu holen und nach einer anscheinend nur für ihn offensichtlichen Ordnung aufzureihen. Der Elbenfürst sah sich um. Würde man ihm eine Arbeit zuweisen? Was sollte er tun?

Doch anscheinend war er hier überflüssig, hier an diesem überaus merkwürdigem Ort, an dem die Zeit still zu stehen stand. Vielleicht würde es gegen Mittag mehr Betrieb geben, doch hatte er sich eine Gasthausküche weitaus lebhafter vorgestellt. Er erinnerte sich an Bruchtal, an die fröhliche Geschäftigkeit, an den Gesang in den Korridoren, an duftende Buchenfeuer und klapperndes Geschirr. Hier aber schien alles tot zu sein. Ja, tot und unwirklich!

Nénime schien niemals ein Lied zu singen oder leichten Herzens zu sein, was immer er tat, er tat es mit einem strengen oder zumindest ernsten Blick. Ruhe lag in seinen Bewegungen, doch schien es die Ruhe vor einem entsetzlichen Sturm zu sein und was er beging glich einer Drohung an Lebendes und Materie. Glorfindel erschauerte beim Blick auf des anderen Elben Rücken. Nénime trug eine schlichte petrolblaue Tunika und anthrazitfarbene Hosen. Er ging barfuss auf dem kalten feuchten Steinfußboden, doch schien ihm dies nicht unangenehm zu sein, auch wurden seine schmalen weißen Füße nicht schmutzig. Man hätte meinen können, er streife durch einen flachen, klaren Quell.

Während er noch so in die Betrachtung Nénimes versunken war, spürte er, wie sich hinter ihm etwas regte. Tjark war aufgewacht und erhob sich. Er wischte sich mit müder Geste das buschige Haar aus dem Gesicht und grinste Glorfindel an. "Na, mein Schöner, hast du gut geschlafen?" Eben noch war der Elbenlord froh gewesen seinen Blick von dem kühlen Nénime wenden zu können, nun spürte er erneut Furcht. Er wusste, dass der zierliche Elb an der Anrichte ihm niemals körperlich gefährlich werden könnte, doch fürchtete er dessen klaren Geist, der so scharf war wie ein zweischneidiges Schwert. Dieser Mann aber, der nun auf ihn zutrat, mit einem Wuchs wie ein starker Baum und Händen, die ihn zerbrechen konnten mit ihrem- Griff, ließ ihn zurückweichen. Er hatte keine Waffen mitgenommen, er wollte sich nicht wehren. Glorfindel hatte sich ganz dem Willen Ilúvatars anbefohlen, dem Schicksal und der Gnade der Valar. Sollte er für seine Flucht bestraft werden, so lag sein Geschick in höheren Händen als den seinen. Trotzdem fühlte er Angst in sich aufsteigen. Was würde dieser Mann ihm noch alles antun?

Mächtig ließ Tjark seine linke Hand auf Glorfindels Schulter sinken, während er mit der rechten sanft über des Elben Wange streichelte. "Was hast du geträumt, mein Schönster? Nein, sag es nicht mir... sag es Nénime. Er wird deine Träume zu deuten wissen. Er kann in Seelen schauen, weißt du?" Wieder ließ Tjark seine rauen Finger über Glorfindels Wange gleiten. Der Elb erzitterte stumm und sah in das Gesicht des Menschen. "Ja, er kann in Seelen schauen.... und er kann noch viel mehr bewirken. Du solltest keine Angst vor ihm haben. Aber fürchte ihn. Ja... fürchte ihn, oder er wird dich lehren, ihn zu fürchten." Tjark beugte sich weiter zu Glorfindel hinab.

"Du hast von Wasser geträumt." Nénimes Stimme war von einer unglaublichen Gleichgültigkeit erfüllt. "Von Wasser. Und von Wald. Der Wald war so sicher, aber du musstest ihn verlassen. Du gingst zum Strand. Nicht wahr, der Himmel war grau? Aber grauer noch war das Wasser, das gurgelnd stieg und flutete und dich zu ertränken suchte. Voll von Holz und Algen und totem Getier war es und du konntest nicht fliehen. Und den Wald? Den schien es lange, lang schon nicht mehr zu geben.... und du, du standest da, unfähig an Land zu fliehen, die Augen nur auf das bleierne, tödliche Meer gerichtet, in dem zu verderben drohtest. »

Nénime drehte sich um und blickte Glorfindel an, dem der Schweiß über den Körper rann. Lag Trauer in Nénimes Blick? Wie dunkel seine Augen waren!

"Du kannst es nicht ändern. Die Flut wird kommen. Der Wald ist vergangen. Fürchte dich, oder lass es bleiben. Die Wasser werden trotzdem steigen."

Damit wandte sich Nénime wieder seinen Schalen zu, immer noch gleichmütig diese sinnentleerte Arbeit verrichtend.

Immer noch lag Tjarks Hand auf Glorfindels Schulter, schwer wie Blei und heiß wie Feuer. Der Mensch blickte zu Nénime, sagte aber nichts. Frage lag in seinem Blick.

"Du solltest etwas zu dir nehmen, Schönster." Sagte der Mann schließlich. "Wasser. Ja, du solltest entschieden einen Schluck Wasser trinken."

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So, Teil 6 des mysteriösen Kammerspiels...

Keine Angst, die Geschichte hat auch noch ne Handlung und es wird auch noch was passieren, ehrlich!!!

Ach ja..... nur zwei Reviews für Kapitel 5? Kinder, dass muss aber besser werden! ;-)

Chapter 7 ist auch schon in Bearbeitung und jetzt geht die Action bald richtig los, ehrlich!