"Snape." Ein Zischen hallte durch die verlassene Halle. Wasser tropfte von den Wänden und bildete schlammige Lacken auf dem aufgebrochenen Boden. Das war also Voldemorts Versteck, hier herrschte der gefürchtete dunkle Lord.

Snape warf sich auf die Knie und rutschte näher zu seinem Meister. "Mein Lord. Ich habe es vollendet." Er holte aus einer Tasche eine Phiole, die im Zwielicht grünlich schimmerte. "Bitte, Meister." sagte er mit unterwürfiger Stimme und streckte seinen Arm aus, um Voldemort den Trank zu überreichen.

Dessen rote Augen glühten, als er Snape durchdringend anstarrte. Er machte keine Anstalten, die Phiole zu nehmen, stattdessen starrte er weiter auf seinen Zaubertränkemeister. Snape wunderte sich. Wo waren die anderen Todesser? Wieso waren sie alleine? Warum nahm Voldemort nicht endlich diesen verdammten Trank?

Er spürte, wie sein Arm zu brennen begann, wie das Blut der Schwerkraft folgend hinabfloss. "Meister?" fragte er schließlich.

Voldemort betrachtete Snape genau und versuchte ihn einzuschätzen. Aber Snape war ein Felsen, zeigte keine Regung. Er war wie ein zweischneidiges Schwert, denn so mächtig und gehorsam er als sein Werkzeug fungierte, konnte er sich seiner doch nie sicher sein. Es hatte lange gedauert, diesen Trank zu vollenden und Voldemort war ungeduldig, ihn endlich zu bekommen. Doch - was wäre, wenn sein treuer Untertan schließlich doch die Seiten gewechselt hätte? Was wäre, wenn er sich von dem alten Narren Dumbledore mehr versprach? Severus war ein Slytherin in Vollkommenheit, ohne zu zögern würde ihn verraten, sobald es seinem eigenen Vorteil nützte.

Dies war die Nacht der Entscheidung. Voldemort wollte Snape auf die Probe stellen, wollte wissen wo seine Loyalität lag. Er hatte seine Todesser hinaus geschickt, sie warteten auf sein Zeichen. Entweder Snape's toten Körper zu entsorgen, oder ihm Ehre zu erweisen, da er zur neuen rechten Hand des dunklen Lords befördert wurde.

Voldemort starrte Snape in die dunklen Augen und sprach schließlich mit seiner zischenden Stimme: "Trink."

Da zeigte sich das erste Mal für einen kurzen Moment eine menschliche Regung in dem sonst so versteinerten Gesicht des Tränkemeisters bevor es in seine übliche Form zurückfiel. Erstaunen. Überraschung und Erstaunen. Voldemort war kurz in Versuchung, seinen Zauberstab zu zücken, als Snape mit einer raschen Bewegung die Flasche öffnete, Gehorsam murmelte und den Inhalt in einem Schwall hinunterstürzte.

Für einen Moment herrschte Stille. Dann fiel die Flasche mit einem dumpfen Geräusch auf den schlammigen Boden. Snapes Hand, die eben noch die Flasche gehalten hatte, zitterte. Er blickte auf seine langen, bleichen Finger, dann zu Voldemort. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und das Zittern breitete sich auf seinen ganzen Körper aus. Dann kam der Schmerz. Zuerst kroch er in Wellen über die Haut, dann brannte er sich tief in sein Fleisch. Snape hörte kaum seinen eigenen Schrei, spürte nicht, wie er zusammengekrümt in den Schmutz fiel.

Voldemort wich einige Schritte zurück, konnte seine Augen aber nicht von der Szene fortreißen. Die Todesser, die vor der Halle warteten, hörten Snape's Schreie und ihnen rannten kalte Schauer über den Rücken. Der Tränkemeister wand sich auf dem Boden, als ob ihn mehrere Crucios getroffen hätten, schlug wild um sich und krallte seine Finger in die schmutzige Erde. Immer wieder überfluteten ihn Wellen aus Schmerz, die Abstände dazwischen wurden immer kürzer, bis es sich zu einem durchgehenden Gefühl wandelte, als ob er lebendig verbrennen würde.

Dann war es plötzlich aus. Sein letzter Schrei verhallte. Snape brach zusammen, ein regloses Bündel Mensch am Boden. Voldemort fluchte und stürmte aus der Halle. Seine Todesser zuckten zusammen, als er plötzlich vor ihnen auftauchte. "So ein Narr!" Voldemort war außer sich. Er konnte nicht glauben, dass Snape freiwillig solch einen Tod gewählt hatte. Nun musste er sich einen neuen Tränkemeister suchen.

"Wir verschwinden von hier." schnauzte er seine Todesser an und apperierte. Eingeschüchtert folgten ihm seine Untergebenen, nur ein paar wagten einen kurzen Blick in die Halle.