So, jetzt habe ich den Text das dritte Mal hochgeladen. Hoffentlich klappt das jetzt endlich mit den Absätzen.
***********************************************************************************************
Danke, nochmals vielen Dank für die Reviews!
Ok, ich geb' es zu, ich wollte die Geschichte ganz ohne Voldemort und Todesser weiterschreiben. Also ein bisschen tief in die Trickkiste greifen und - schwupps - alle auf die eine oder andere Art verschwinden lassen. Vielleicht, wenn ich mal mit der ganzen Geschichte fertig bin, werde ich das alles überarbeiten und ... naja, schauen wir mal...
Ach ja, ich glaube man muss so einen Disclaimer reinschreiben: Gut, mir gehört nix, ich mache keinen Profit damit.
Also, hier geht's weiter:
***********************************************************************************************
Severus nahm den Spiegel und sah sich darin an. Ja, er war wieder jung. Nicht, dass er viel darauf gegeben hätte, denn von Äußerlichkeiten hatte er sich bisher auch nicht ablenken lassen. Er betrachtete kurz sein Gesicht, aus dem seine dunklen Augen herausstachen, strich seine Haare zur Seite und reichte dem Schulleiter den Spiegel wieder zurück.
"Offensichtlich hat der Trank seine Wirkung getan", antwortete er mit einem sarkastischen Unterton. Dumbledore seufzte, schüttelte leicht den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung. Er wusste, dass Snape nicht viel von seinem eigenen Aussehen hielt, dass er sich oft nicht mal die Mühe gab, sich morgens vor seinen Stunden einigermaßen akzeptabel herzurichten.
Dumbledore musste sich daran erinnern, wie Snape als unausgeglichener, widerspenstiger Junge nach Hogwarts kam. Wie verschlossen er war und wie er sich mit den Jahren eine Fassade aufbaute, hinter der er sich verstecken konnte. Ja, der Schulleiter ahnte von den Misshandlungen, die der Junge zuhause erleben musste, kannte Snape's Vater und sein aufbrausendes Gemüt. Seine Ahnungen wurden bestätigt, und er wusste schließlich, dass es nicht nur ein modischer Tick war, der den Jungen dazu brachte, selbst zu den wärmsten Zeiten mit hochgeschlossenen Roben herum zu laufen, als er eines Tages von Madame Pomfrey auf die Krankenstation gerufen wurde.
Kurz nach den Weihnachtsferien wurde Severus bei einem Quidditchtraining von einem Klatscher getroffen und von seinem Besen gestoßen. Er fiel zwar nicht tief, doch er hatte sich unglücklicherweise sowohl sein linkes Bein, als auch seinen linken Arm gebrochen. Ein paar Tage musste er deshalb auf der Krankenstation verbringen und nach Verabreichung eines Schlaftrunkes holte Madame Pomfrey schnellstens den Schulleiter. Dumbledore konnte sich noch genau an den Anblick des Jungen in dem Krankenbett erinnern. Er hatte das übliche Krankennachthemd an und sah darin blass und hager aus, richtig zerbrechlich. Leise traten die beiden zu dem Bett und Madame Pomfrey hob vorsichtig das Bettlaken, dass der Schulleiter einen Blick auf Snape's nackte Arme werden konnte.
Das was er sah, ließ in dem sonst so ruhigen und freundlichen Zauberer den Zorn hochsteigen. Er konnte blaue Flecken sehen, frische und schon alte, deren gelbliche Tönung schon am verblassen war, sogar Narben waren vorhanden. Auf Madame Pomfrey's Gesicht waren tiefe Sorgenfalten, als sie Snape wieder behutsam zudeckte und sich mit Dumbledore in das Nebenzimmer zurückzog. Sie erzählte ihm, dass der Junge offensichtlich regelmäßig geschlagen wurde, anscheinend manchmal sogar mit einem Gürtel, dessen Schnalle offene Wunden und schließlich Narben hinterließ. Noch viel tiefere Narben hinterließen diese Mißhandlungen aber an seiner Seele. Dieses Zurückziehen, das aggressive Verhalten gegenüber seinen Mitschülern, seine arrogante Art und die Terrorisierung schwächerer Schüler war ein Schutzmechanismus, Snape konnte und wollte sich keine Blößen geben, war nicht bereit, sich weiter verletzen zu lassen.
Über viele Jahre bildete sich Snape seine Vorstellung der Welt, so wie er sie aus seinem Elternhaus kennengelernt hatte. Es war kein gutes Weltbild, es bestand aus agressiver Dominanz, Vorurteilen, psychischer und physischer Gewalt und die ideale Grundlage, dass die Saat der kranken Ideen Voldemorts gedeihen und aufblühen konnte. Nur sehr langsam, mit sanfter Behutsamkeit konnte Dumbledore das Vertrauen des Jungen gewinnen. Aber ihm war der Gehorsam gegenüber seinem Vater so einbläut worden, dass er sich sofort nach Schulabschluss auf dessen Wunsch, ohne das geringste Zögern, den Todessern anschloss.
Damit verschwand Snape aus Dumbledore's Leben, verschwand in der gesichtslosen Masse von Voldemort's Anhängern. Schließlich tauchte er eines Abends wieder auf. Unangekündigt kam er in Dumbledore's Büro, in einem mieserablen Zustand. Nicht körperlich, aber geistig war er ein Wrack, ein Häufchen Elend. Unnötig zu erwähnen, dass man es ihm äußerlich nicht ansah. Er hatte seine Maske vollendet, perfektioniert. Sie führten ein langes Gespräch, der Schulleiter und der Todesser.
Snape hatte seinen eigenen Vater getötet. Nach Jahren der Misshandlungen, der Schläge, der psychischen Versklavung und seelischer Grausamkeiten hatte er sich einmal gewehrt. Er hatte nicht vor gehabt, seinen Erzeuger zu töten, doch all der aufgestaute Hass, die ohnmächtige Wut überwältigten ihn. Mit den trainierten Reflexen eines Todessers reagierte er auf den Angriff seines Vaters, stoppte die Hand, die ihn wieder schlagen wollte und bevor er es sich ein zweites Mal überlegen konnte, flammte der Zorn in ihm auf und er hatte mehr Flüche ausgesprochen, als es notwendig war, um ein einzelnes Menschenleben zu beenden.
Nun saß er in Dumbledore's Büro, noch immer aufgewühlt von den Ereignissen und fest davon überzeugt, mehr denn je sein Recht auf Leben endgültig verwirkt zu haben. In seiner Seele klaffte ein Loch, er fühlte sich wertlos, ungeliebt, seine ganze Existenz war ihm zur Qual geworden. Snape hatte sich in diesem Moment selbst aufgegeben. Dumbledore sah es, sah durch die Fassade der Arroganz und Missmutigkeit hindurch, sah, wie der Funke der Hoffnung, der Wille zu Leben zu erlöschen drohte und musste nun handeln. Er wusste, dass es noch lange dauern würde, bis Snape begriff, dass auch er ein wertvoller Mensch war. Dass auch ihm die Welt offenstand, wenn er nur den Mut hatte, sein eigenes, selbst gewähltes Gefängnis zu verlassen.
Also tat Dumbledore das einzige, das ihm in diesem Moment logisch schien. Wenn Snape nicht davon zu überzeugen war, dass er selbst für die Welt wertvoll war, dann musste der Schulleiter zu einem Trick greifen. Er beauftragte den Todesser mit einer gefährlichen Mission, so gefährlich, aber auch gleichzeitig so wichtig und notwendig für die Welt der Muggel und der Zauberer.
Er schickte ihn zu Voldemort, er übertrug ihm die Aufgabe, Informationen zu sammeln, Bericht zu erstatten von den grausamen Plänen des Dunklen Lords. Snape's verdrehte Logik griff diese Idee auf und sein Selbstbewusstsein stärkte sich angesichts dieser Mission. Die Wichtigkeit seiner Handlungen übertrug sich auf ihn selbst. Nur er war es, der diese Aufgabe erfüllen konnte. Seine Tätigkeit war wertvoll, wurde geschätzt. Er selbst wurde dadurch wertvoll und geschätzt. Snape war seit langer Zeit wieder einmal mit sich selbst zufrieden. Er hatte seinen Platz in der Welt gefunden, von vielen verabscheut und gefürchtet, doch innerlich wusste er endlich mit Gewissheit, dass auch er wichtig war und eine Aufgabe zu erfüllen hatte.
Der Schulleiter erinnerte sich an diese Geschehnisse, als er den trotzigen Blick und die ablehnende Körperhaltung seines Tränkemeisters beobachtete. Er konnte ahnen, was nun passieren könnte, da Voldemort und damit Snape's Aufgabe verschwunden waren. Zwar musste er nicht mehr befürchten, dass sich sein Tränkemeister bei der nächsten Gelegenheit selbst das Leben nehmen würde, doch er war sicher, dass sich Snape zurückziehen, verkriechen und weiter leiden würde. Das würde Dumbledore auf keinen Fall zulassen. Er würde noch dafür sorgen, dass auch sein griesgrämiger, verbitterter Tränkemeister ein neues Leben anfangen würde. Voldemort's Entscheidung und der illegale, dunkelmagische Trank konnten unvorhergesehener Weise für einen einzelnen Menschen einen neuen Anfang bedeuten, eine einmalige Chance, die sich Snape nicht so einfach entgehen lassen durfte.
Dumbledore drückte seinem widerstrebenden Tränkemeister nochmals den Spiegel in die Hand. "Schau genau hinein.", sagte er sanft. "Sieh' doch den Unterschied."
Snape sah sich im Spiegel an. Das erste Mal sah er genau hin, betrachtete seine Gesichtszüge. Er war wieder jung, das überraschte ihn keineswegs. Er hatte keine Falten mehr, nicht einmal mehr die steile Falte zwischen seinen Augenbrauen war zu sehen. Er versuchte, düster zu schauen, setzte einen wohlgeübten Blick auf, der sonst in sämtlichen Schülern, angefangen von den Erstklässlern bis zur Abschlussklasse, das nackte Entsetzen hervorrief. Doch dieses Mal sah Snape nur sein eigenes, ernstes Gesicht, die funkelnden tiefschwarzen Augen, doch nichts mehr war von all seiner Grausamkeit und Kälte zu sehen. Ein ganzes Leben voller Verbitterung hatte sich in sein Gesicht gegraben, doch das alles war nun weg. Der Tränkemeister war so überrascht davon, dass er seine ganze Verteidigung fallen ließ und sich nun neugierig von allen Seiten betrachtete.
Seine Gesichtszüge waren ebenmäßig, fast sanft sahen sie aus. Verglichen mit früher konnte er nun den Unterschied deutlich sehen, erkennen wie sich die Verbitterung sich im Laufe der Jahre immer tiefer in sein Gesicht eingeprägt hatte. Nicht einmal die fahle Gesichtsfarbe war ihm geblieben, er war nur noch blass, wie ein junger Mensch, der mehr zuhause herumsitzt und weniger in der Sonne und an der frischen Luft sportelt. Er reckte das Kinn in die Höhe, drehte den Kopf nach rechts und nach links, betrachtete sich von allen Seiten. Er beobachtete, wie sein Mund zuckte und ein ganz kleines Lächeln zeigte, als er feststellte, dass sogar die kleine Narbe an seinem Kinn verschwunden war, die er sich zugezogen hatte, als er in der ersten Klasse von Mitschülern herum geschubst wurde, bis er schließlich gegen einen Tisch fiel und sich daran aufgeschlagen hatte.
Da dämmerte in ihm die Erkenntnis, dass dieser Trank doch vielleicht mächtiger war, als sie es sich anfangs vorgestellt hatten. Hastig schob er seine Ärmel hoch und holte hörbar vor Überraschung tief Luft. Nichts. Er konnte keine einzige Narbe mehr sehen, er fuhr mit einer Hand über die Haut seines Arms, über sein helle, glatte, wunderschöne Haut. Fasziniert drehte er seinen Arm, da fiel ihm plötzlich Voldemort's Dunkles Mal ein. Er zog schnell den anderen Ärmel hoch und konnte nichts finden. "Albus", stammelte er. "Wie ist das möglich?" Er sah den alten Zauberer an und in seinen Augen funkelte es verdächtig. Seine Emotionen stiegen hoch, in seinem Hals bildete sich ein Klumpen. "Wie kann das sein? Er hat uns gezeichnet, nichts kann das Dunkle Mal entfernen, nicht einmal sein Tod!"
Dumbledore sah seinen Tränkemeister an, auch in seinen Augen stand die Rührung. Severus Snape saß vor ihm auf dem Bett und sah aus, wie ein Junge auszusehen hatte. Keine Narben, keine äußerlichen Zeichen der Qualen, die er erleiden musste. Er strahlte Hoffnung aus und auf seinem Gesicht spiegelte sich ungläubiges Erstaunen. Der Trank hatte mehr getan, als ihn nur zu verjüngen. Er hatte all seine Wunden geheilt, all die Ungerechtigkeiten ungeschehen gemacht, die sich auf dem Körper des Tränkemeisters widergespiegelt hatten. Snape's Körper hatte sich nicht einfach zurückverwandelt in einen früheren Zustand. Nein, er wurde wiedergeboren, in seiner reinsten Form. In einer Form, die hätte sein sollen, die nicht durch schlechte Erfahrungen verunstaltet wurde. Er war das erste Mal in seinem Leben er selbst. Und er war schön.
***********************************************************************************************
Danke, nochmals vielen Dank für die Reviews!
Ok, ich geb' es zu, ich wollte die Geschichte ganz ohne Voldemort und Todesser weiterschreiben. Also ein bisschen tief in die Trickkiste greifen und - schwupps - alle auf die eine oder andere Art verschwinden lassen. Vielleicht, wenn ich mal mit der ganzen Geschichte fertig bin, werde ich das alles überarbeiten und ... naja, schauen wir mal...
Ach ja, ich glaube man muss so einen Disclaimer reinschreiben: Gut, mir gehört nix, ich mache keinen Profit damit.
Also, hier geht's weiter:
***********************************************************************************************
Severus nahm den Spiegel und sah sich darin an. Ja, er war wieder jung. Nicht, dass er viel darauf gegeben hätte, denn von Äußerlichkeiten hatte er sich bisher auch nicht ablenken lassen. Er betrachtete kurz sein Gesicht, aus dem seine dunklen Augen herausstachen, strich seine Haare zur Seite und reichte dem Schulleiter den Spiegel wieder zurück.
"Offensichtlich hat der Trank seine Wirkung getan", antwortete er mit einem sarkastischen Unterton. Dumbledore seufzte, schüttelte leicht den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung. Er wusste, dass Snape nicht viel von seinem eigenen Aussehen hielt, dass er sich oft nicht mal die Mühe gab, sich morgens vor seinen Stunden einigermaßen akzeptabel herzurichten.
Dumbledore musste sich daran erinnern, wie Snape als unausgeglichener, widerspenstiger Junge nach Hogwarts kam. Wie verschlossen er war und wie er sich mit den Jahren eine Fassade aufbaute, hinter der er sich verstecken konnte. Ja, der Schulleiter ahnte von den Misshandlungen, die der Junge zuhause erleben musste, kannte Snape's Vater und sein aufbrausendes Gemüt. Seine Ahnungen wurden bestätigt, und er wusste schließlich, dass es nicht nur ein modischer Tick war, der den Jungen dazu brachte, selbst zu den wärmsten Zeiten mit hochgeschlossenen Roben herum zu laufen, als er eines Tages von Madame Pomfrey auf die Krankenstation gerufen wurde.
Kurz nach den Weihnachtsferien wurde Severus bei einem Quidditchtraining von einem Klatscher getroffen und von seinem Besen gestoßen. Er fiel zwar nicht tief, doch er hatte sich unglücklicherweise sowohl sein linkes Bein, als auch seinen linken Arm gebrochen. Ein paar Tage musste er deshalb auf der Krankenstation verbringen und nach Verabreichung eines Schlaftrunkes holte Madame Pomfrey schnellstens den Schulleiter. Dumbledore konnte sich noch genau an den Anblick des Jungen in dem Krankenbett erinnern. Er hatte das übliche Krankennachthemd an und sah darin blass und hager aus, richtig zerbrechlich. Leise traten die beiden zu dem Bett und Madame Pomfrey hob vorsichtig das Bettlaken, dass der Schulleiter einen Blick auf Snape's nackte Arme werden konnte.
Das was er sah, ließ in dem sonst so ruhigen und freundlichen Zauberer den Zorn hochsteigen. Er konnte blaue Flecken sehen, frische und schon alte, deren gelbliche Tönung schon am verblassen war, sogar Narben waren vorhanden. Auf Madame Pomfrey's Gesicht waren tiefe Sorgenfalten, als sie Snape wieder behutsam zudeckte und sich mit Dumbledore in das Nebenzimmer zurückzog. Sie erzählte ihm, dass der Junge offensichtlich regelmäßig geschlagen wurde, anscheinend manchmal sogar mit einem Gürtel, dessen Schnalle offene Wunden und schließlich Narben hinterließ. Noch viel tiefere Narben hinterließen diese Mißhandlungen aber an seiner Seele. Dieses Zurückziehen, das aggressive Verhalten gegenüber seinen Mitschülern, seine arrogante Art und die Terrorisierung schwächerer Schüler war ein Schutzmechanismus, Snape konnte und wollte sich keine Blößen geben, war nicht bereit, sich weiter verletzen zu lassen.
Über viele Jahre bildete sich Snape seine Vorstellung der Welt, so wie er sie aus seinem Elternhaus kennengelernt hatte. Es war kein gutes Weltbild, es bestand aus agressiver Dominanz, Vorurteilen, psychischer und physischer Gewalt und die ideale Grundlage, dass die Saat der kranken Ideen Voldemorts gedeihen und aufblühen konnte. Nur sehr langsam, mit sanfter Behutsamkeit konnte Dumbledore das Vertrauen des Jungen gewinnen. Aber ihm war der Gehorsam gegenüber seinem Vater so einbläut worden, dass er sich sofort nach Schulabschluss auf dessen Wunsch, ohne das geringste Zögern, den Todessern anschloss.
Damit verschwand Snape aus Dumbledore's Leben, verschwand in der gesichtslosen Masse von Voldemort's Anhängern. Schließlich tauchte er eines Abends wieder auf. Unangekündigt kam er in Dumbledore's Büro, in einem mieserablen Zustand. Nicht körperlich, aber geistig war er ein Wrack, ein Häufchen Elend. Unnötig zu erwähnen, dass man es ihm äußerlich nicht ansah. Er hatte seine Maske vollendet, perfektioniert. Sie führten ein langes Gespräch, der Schulleiter und der Todesser.
Snape hatte seinen eigenen Vater getötet. Nach Jahren der Misshandlungen, der Schläge, der psychischen Versklavung und seelischer Grausamkeiten hatte er sich einmal gewehrt. Er hatte nicht vor gehabt, seinen Erzeuger zu töten, doch all der aufgestaute Hass, die ohnmächtige Wut überwältigten ihn. Mit den trainierten Reflexen eines Todessers reagierte er auf den Angriff seines Vaters, stoppte die Hand, die ihn wieder schlagen wollte und bevor er es sich ein zweites Mal überlegen konnte, flammte der Zorn in ihm auf und er hatte mehr Flüche ausgesprochen, als es notwendig war, um ein einzelnes Menschenleben zu beenden.
Nun saß er in Dumbledore's Büro, noch immer aufgewühlt von den Ereignissen und fest davon überzeugt, mehr denn je sein Recht auf Leben endgültig verwirkt zu haben. In seiner Seele klaffte ein Loch, er fühlte sich wertlos, ungeliebt, seine ganze Existenz war ihm zur Qual geworden. Snape hatte sich in diesem Moment selbst aufgegeben. Dumbledore sah es, sah durch die Fassade der Arroganz und Missmutigkeit hindurch, sah, wie der Funke der Hoffnung, der Wille zu Leben zu erlöschen drohte und musste nun handeln. Er wusste, dass es noch lange dauern würde, bis Snape begriff, dass auch er ein wertvoller Mensch war. Dass auch ihm die Welt offenstand, wenn er nur den Mut hatte, sein eigenes, selbst gewähltes Gefängnis zu verlassen.
Also tat Dumbledore das einzige, das ihm in diesem Moment logisch schien. Wenn Snape nicht davon zu überzeugen war, dass er selbst für die Welt wertvoll war, dann musste der Schulleiter zu einem Trick greifen. Er beauftragte den Todesser mit einer gefährlichen Mission, so gefährlich, aber auch gleichzeitig so wichtig und notwendig für die Welt der Muggel und der Zauberer.
Er schickte ihn zu Voldemort, er übertrug ihm die Aufgabe, Informationen zu sammeln, Bericht zu erstatten von den grausamen Plänen des Dunklen Lords. Snape's verdrehte Logik griff diese Idee auf und sein Selbstbewusstsein stärkte sich angesichts dieser Mission. Die Wichtigkeit seiner Handlungen übertrug sich auf ihn selbst. Nur er war es, der diese Aufgabe erfüllen konnte. Seine Tätigkeit war wertvoll, wurde geschätzt. Er selbst wurde dadurch wertvoll und geschätzt. Snape war seit langer Zeit wieder einmal mit sich selbst zufrieden. Er hatte seinen Platz in der Welt gefunden, von vielen verabscheut und gefürchtet, doch innerlich wusste er endlich mit Gewissheit, dass auch er wichtig war und eine Aufgabe zu erfüllen hatte.
Der Schulleiter erinnerte sich an diese Geschehnisse, als er den trotzigen Blick und die ablehnende Körperhaltung seines Tränkemeisters beobachtete. Er konnte ahnen, was nun passieren könnte, da Voldemort und damit Snape's Aufgabe verschwunden waren. Zwar musste er nicht mehr befürchten, dass sich sein Tränkemeister bei der nächsten Gelegenheit selbst das Leben nehmen würde, doch er war sicher, dass sich Snape zurückziehen, verkriechen und weiter leiden würde. Das würde Dumbledore auf keinen Fall zulassen. Er würde noch dafür sorgen, dass auch sein griesgrämiger, verbitterter Tränkemeister ein neues Leben anfangen würde. Voldemort's Entscheidung und der illegale, dunkelmagische Trank konnten unvorhergesehener Weise für einen einzelnen Menschen einen neuen Anfang bedeuten, eine einmalige Chance, die sich Snape nicht so einfach entgehen lassen durfte.
Dumbledore drückte seinem widerstrebenden Tränkemeister nochmals den Spiegel in die Hand. "Schau genau hinein.", sagte er sanft. "Sieh' doch den Unterschied."
Snape sah sich im Spiegel an. Das erste Mal sah er genau hin, betrachtete seine Gesichtszüge. Er war wieder jung, das überraschte ihn keineswegs. Er hatte keine Falten mehr, nicht einmal mehr die steile Falte zwischen seinen Augenbrauen war zu sehen. Er versuchte, düster zu schauen, setzte einen wohlgeübten Blick auf, der sonst in sämtlichen Schülern, angefangen von den Erstklässlern bis zur Abschlussklasse, das nackte Entsetzen hervorrief. Doch dieses Mal sah Snape nur sein eigenes, ernstes Gesicht, die funkelnden tiefschwarzen Augen, doch nichts mehr war von all seiner Grausamkeit und Kälte zu sehen. Ein ganzes Leben voller Verbitterung hatte sich in sein Gesicht gegraben, doch das alles war nun weg. Der Tränkemeister war so überrascht davon, dass er seine ganze Verteidigung fallen ließ und sich nun neugierig von allen Seiten betrachtete.
Seine Gesichtszüge waren ebenmäßig, fast sanft sahen sie aus. Verglichen mit früher konnte er nun den Unterschied deutlich sehen, erkennen wie sich die Verbitterung sich im Laufe der Jahre immer tiefer in sein Gesicht eingeprägt hatte. Nicht einmal die fahle Gesichtsfarbe war ihm geblieben, er war nur noch blass, wie ein junger Mensch, der mehr zuhause herumsitzt und weniger in der Sonne und an der frischen Luft sportelt. Er reckte das Kinn in die Höhe, drehte den Kopf nach rechts und nach links, betrachtete sich von allen Seiten. Er beobachtete, wie sein Mund zuckte und ein ganz kleines Lächeln zeigte, als er feststellte, dass sogar die kleine Narbe an seinem Kinn verschwunden war, die er sich zugezogen hatte, als er in der ersten Klasse von Mitschülern herum geschubst wurde, bis er schließlich gegen einen Tisch fiel und sich daran aufgeschlagen hatte.
Da dämmerte in ihm die Erkenntnis, dass dieser Trank doch vielleicht mächtiger war, als sie es sich anfangs vorgestellt hatten. Hastig schob er seine Ärmel hoch und holte hörbar vor Überraschung tief Luft. Nichts. Er konnte keine einzige Narbe mehr sehen, er fuhr mit einer Hand über die Haut seines Arms, über sein helle, glatte, wunderschöne Haut. Fasziniert drehte er seinen Arm, da fiel ihm plötzlich Voldemort's Dunkles Mal ein. Er zog schnell den anderen Ärmel hoch und konnte nichts finden. "Albus", stammelte er. "Wie ist das möglich?" Er sah den alten Zauberer an und in seinen Augen funkelte es verdächtig. Seine Emotionen stiegen hoch, in seinem Hals bildete sich ein Klumpen. "Wie kann das sein? Er hat uns gezeichnet, nichts kann das Dunkle Mal entfernen, nicht einmal sein Tod!"
Dumbledore sah seinen Tränkemeister an, auch in seinen Augen stand die Rührung. Severus Snape saß vor ihm auf dem Bett und sah aus, wie ein Junge auszusehen hatte. Keine Narben, keine äußerlichen Zeichen der Qualen, die er erleiden musste. Er strahlte Hoffnung aus und auf seinem Gesicht spiegelte sich ungläubiges Erstaunen. Der Trank hatte mehr getan, als ihn nur zu verjüngen. Er hatte all seine Wunden geheilt, all die Ungerechtigkeiten ungeschehen gemacht, die sich auf dem Körper des Tränkemeisters widergespiegelt hatten. Snape's Körper hatte sich nicht einfach zurückverwandelt in einen früheren Zustand. Nein, er wurde wiedergeboren, in seiner reinsten Form. In einer Form, die hätte sein sollen, die nicht durch schlechte Erfahrungen verunstaltet wurde. Er war das erste Mal in seinem Leben er selbst. Und er war schön.
