Danke, vielen Dank für Eure Reviews! Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, das nächste Kapitel habe ich schon angefangen und werde es hoffentlich bald hochladen können.
Disclaimer: siehe 1. Kapitel
Viel Spaß!
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Gerade als sich Severus vom Tisch erheben wollte, um seinen Mitschülern auf ihrem Weg zum Gryffindorturm zu folgen, hörte er hinter sich eine bekannte Stimme.
"Mr. Speranza, würden Sie mir bitte folgen."
Er sah auf und blickte in McGonagalls ernstes Gesicht. Anscheinend hatte sie den ersten Schrecken überwunden und war bereit zur offenen Konfrontation. Er nickte höflich mit dem Kopf und folgte ihr, wie sie aus der großen Halle hinauseilte.
Kaum waren sie in McGonagalls Büro, fegte sie mit einer kleinen Bewegung ihres Zauberstabs die Tür zu und wandte sich zornig an den Jungen: "Was soll das, Severus? Wie kommst Du dazu, solche Spielchen anzufangen? Tu nicht so unschuldig, ich weiß genau, was Du vorhast!" Severus sah sie mit Gleichmut an. Seine ehemalige Kollegin zitterte vor Zorn, ihre Hände waren geballt, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Er hielt unter der Robe sicherheitshaber seinen Zauberstab bereit. McGonagall verfügte über viel Selbstdisziplin, aber wenn es um ihre Gryffindor ging ...
Der Junge beschloss, die Rolle des Unschuldslamms anzunehmen. "Ich habe keine Ahnung, wovon Du sprichst!", pfauchte er sie entrüstet an. "An Deiner Stelle würde ich zuerst einmal mit unserem allwissenden Schulleiter sprechen. Er ist schuld an dieser ganzen Situation und ich bin sicher, dass er es irgendwie geschafft hat, auch den Sprechenden Hut zu verhexen. Schau mich doch an: Ich bin kein verdammter Gryffindor! Ich hasse diese pathetischen, selbstaufopfernden Helden. Glaubst Du, ich würde freiwillig ein Jahr mit ihnen unter einem Dach leben wollen?"
Seine Frage verhallte unbeantwortet im Raum. Minerva war sichtlich noch zornig, sie konnte sich noch an dieses verdächtige Funkeln in seinen Augen erinnern, als er zur Sortierung kam. Doch seine Worte machten Sinn. Das war Snape, ehemaliger Hauslehrer der Slytherins, bestes Beispiel ihrer "Tugenden". Kein Körnchen Gryffindor steckte in ihm. McGonagall seufzte und wirkte mit einem Mal erschöpft und alt. "Wir werden sehen.", sagte sie schließlich. Severus drehte sich um und verließ das Büro, als er ihre Stimme noch ein letztes Mal hörte: "Ich warne Dich! Benimm Dich und lasse meine Gryffindor in Ruhe." Severus war zufrieden. Es war gut, dass er ihr Büro schon durch die Türe verlassen hatte, denn das zufriedene Grinsen, das sich jetzt auf seinem Gesicht zeigte, konnte er unmöglich unterdrücken.
Erst als er sich in den Kerkern befand, wurde ihm bewusst, dass dies nicht mehr sein Reich war. Das selbstgefällige Lächeln auf seinem Gesicht verschwand, er schnaubte missmutig und machte sich auf den Weg in den Gryffindorturm. Einen Raum mit fünf pubertierenden Teenagern zu teilen, das war die Kehrseite der Medaille. Er konnte sich noch an seine Erlebnisse mit den Slytherins erinnern und wieder stahl sich der kleinste Hauch eines Lächelns auf seine Lippen. Er hatte es erfolgreich geschafft, sich in dieser Schlangengrube zu behaupten und hatte Methoden entwickelt, effektiv in Ruhe gelassen zu werden. Er sah keinen Grund, warum dies nicht auch bei den Gryffindors erfolgreich sein sollte.
Er erreichte schließlich das Bild der Fetten Dame und blieb etwas verloren davor stehen. Er wusste das Passwort nicht. "Hallo, wen haben wir denn hier?", säuselte sie von oben herab. "Mein hübscher Junge, hast Du Dich verlaufen?" Severus wand sich innerlich, die Fette Dame versuchte anscheinend mit ihm zu flirten. "Woher kommst Du denn? Nein, sag nichts, jetzt weiß ich es!", fuhr sie enthusiastisch fort. "Du bist der neue Gryffindor!" Bevor sie weitersprechen konnte, beugte Severus seinen Kopf näher zu ihr und flüsterte "Oder ich bin ein psychopatischer Flüchtling, der seine letzten Jahre in Azkaban verbracht hat und nur darauf wartet, Dich ungestört mit einem Messer aus diesem verstaubten Bilderrahmen herausschälen zu können." und er langte mit einer Hand in seine Roben. Die fette Dame ließ einen hysterischen Quietscher los und flüchtete nach rechts aus ihrem Bild.
Severus holte seinen Zauberstab heraus und konnte nun die Türe in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum ganz einfach öffnen. Der Raum war übervoll mit den Schülern, die lautstark ihre Sommererlebnisse mit ihren Freunden teilten und sich gegenseitig auf den neuesten Stand der Dinge brachten. Severus blickte sich kurz um und wollte sich nur noch schnellstens in seinen Schlafraum flüchten, als er beinahe mit einer Person zusammenstieß, die sich ihm in den Weg stellte. Er blickte hinunter und sah in braune Augen, die ihn aufmerksam studierten. "Hermione Granger, Schulsprecher. Ich hatte keine Gelegenheit, mich vorher vorzustellen. Herzlich willkommen auf Hogwarts." Severus sah sie an und wunderte sich, wie es dieses Mädchen immer wieder schaffte, alles so klingen zu lassen, als hätte sie es auswendig gelernt.
Jetzt erst bemerkte er ihre ausgestreckte Hand und er schüttelte sie ein bisschen unbeholfen. "Severin Speranza." antwortete er ihr und wollte sich schnellstens wieder aus dem Staub machen, als er bemerkte, wie zwei Augenpaare argwöhnisch ihre Unterhaltung beobachteten. "Ich würde ja gerne noch ein wenig plaudern," sagte er mit einem gekonnt aufgesetzten Lächeln, "aber ich fürchte, dass sich dann die zwei Herren dort drüben bei der ersten Gelegenheit auf mich stürzen werden." Er nickte kurz zum Abschied und machte sich auf den Weg in den Schlafraum.
Hermione blieb verdattert stehen, als sie ihre zwei besten Freunde erblickte, die dem neuen Gryffindor düster nachblickten. Zorn stieg in ihr hoch und sie stampfte zu ihnen. "Harry! Ron!", rief sie und schuldbewusst zogen die beiden ihre Köpfe ein. "Was soll denn das?", herrschte sie ihre Kameraden an. "Spielen wir etwa wieder einmal dieses kleine Eifersuchts-Spiel? Bekommt ihr das nicht endlich in eure blöden Holzköpfe hinein, ihr könnt euch doch nicht immer so aufführen, wenn ich mal mit einem Jungen spreche." Zornig funkelte sie die beiden an. Harry verbiss sich offensichtlich ein Kommentar und Ron betrachtete hochrot seine Fußspitzen.
Inzwischen stand Severus im Schlafraum und brauchte nicht lange, bis er seine Sachen gefunden hatte, die Hauselfen hatten alles ordentlich auf ein Bett gelegt. Er begann sich umzuziehen und faltete seine Roben mit langgeübter Präszision genau zusammen. Er blickte auf das Gryffindor-Symbol, das nach seiner Sortiertung magisch erschienen war und schüttelte in Gedanken daran abermals den Kopf. So wie er es oft getan hatte, nachdem er den Sprechenden Hut bei seiner ersten Sortierung gerade noch davon überzeugen konnte, ihn zu den Slytherins zu schicken.
Er erinnerte sich daran, wie ihm die nackte Panik ins Blut schoss, als ihm die Stimme des Hutes fragend "Gryffindor" zuflüsterte. Die Snapes waren ausschließlich Slytherins. Seit der Gründung Hogwarts, waren alle Snapes in Slytherins Haus sortiert worden, nie hatte es eine Ausnahme gegeben. Er war sich damals sicher, dass er sein erstes Jahr nicht überleben würde, sollte er ins falsche Haus sortiert werden. Sein Vater würde schon dafür sorgen.
Severus hatte sich fertig umgezogen und ließ sich auf das Bett fallen. Er blickte auf die rotgoldenen Vorhänge und verlor sich in seinen Gedanken. Den Anfang hatte er geschafft, er hatte McGonagall aus der Fassung gebracht, den Schulleiter zweifelhaft dastehen lassen und darüber hinaus noch Zwietracht beim goldenen Trio gesät. Diese pubertierenden Jungen eifersüchtig zu machen, das war ein einfaches, unterhaltsames Spiel - falls er nur das Geschnattere dieses nervenden Mädchens lange genug ertragen konnte.
Er setzte sich wieder auf und zog die Vorhänge zu, dann nahm er seinen Zauberstab und sicherte sie, wie er es seit seiner Schulzeit nicht mehr getan hatte. Er nahm das dicke Buch, das er vorher aus seiner Tasche geholt hatte, strich einmal liebevoll über den dunklen Einband, schlug es auf und begann es wieder von Anfang an zu lesen. Er hörte es nicht, als kurz später die anderen Jungen den Schlafraum betraten und sich wilde Spekulationen über ihren neuen Kameraden zuflüsterten, sein Geräuscharm-Zauber sorgte auch dafür, dass sein Schlaf nicht von Nevilles oder Rons Schnarchen gestört wurde.
Leider hörte er aber auch nicht das Wecksignal am nächsten Morgen und auch nicht das halbherzige Rufen der anderen, dass sie nun nicht länger warten könnten und zum Frühstück in die Halle hinunter gingen. Sie stürzten sich ausgehungert an ihren Tisch und begannen, das üppig angerichtete Frühstuck gierig in sich hineinzuschaufeln. Hermione schüttelte nur den Kopf und warf Ginny einen vielsagenden Blick zu, bevor sie wieder in der neuesten Ausgabe des Tagespropheten versank.
"Wie ist er denn so?", hörte sie links neben ihr Lavender fragen. "Wer?", antwortete Ron. "Na, der Neue natürlich. Wo ist er überhaupt?" Hermione hob wieder den Kopf und sah, wie Ron mit den Schultern zückte. "Is' anscheinend ein Langschläfer." Lavender versuchte nun Harry auszufragen, doch ihm waren diese Fragen augenscheinlich unangenehm und so bekam sie nur knappe Antworten zu hören. Hermione grinste. 'Ein neuer Gockel im Hühnerstall, die Hennen gackern aufgeregt und die alten Hähne glauben, sie müssen nun ihr Revier sichern', dachte sie.
McGonagall erhob sich gerade vom Lehrertisch und verließ die große Halle. "Kommt schon, wir wollen doch nicht, dass sie uns gleich am ersten Tag Punkte abzieht." Ron packte Harry, der darüber alles andere als unglücklich war, am Ellbogen und zog ihn mit sich. Die übrigen Siebentklässler der Gryffindors verließen mit ihnen die Halle und machten sich auf den Weg zu ihrer ersten Doppelstunde "Fortgeschrittenes Verwandeln", die sie gemeinsam mit den Slytherins zu absolvieren hatten.
Ihre Hauslehrerin wartete bereits in ihrem Klassenzimmer auf sie. Nachdem der letzte Schüler die Türe hinter sich geschlossen hatte und schnell auf seinen Platz gehuscht war, blickte sie sich ernst um. "Hätte vielleicht jemand die Güte, mir zu erklären, warum Mr. Speranza nicht anwesend ist?" Ihre Frage verhallte unbeantwortet im Raum. "Potter?" Harry sah betreten auf seinen Tisch. "Weasley?" Ron murmelte etwas unverständliches und die Farbe seiner Ohren hatte jetzt verdächtige Ähnlichkeit mit der seiner Haare. Aus den Reihen der Slytherins war gehässiges Kichern zu hören.
McGonagall schüttelte missbilligend ihren Kopf. "5 Punkte Abzug von Slytherin für ihre unangebrachten Kommentare und 10 Punkte Abzug von Gryffindor dafür, dass sie sich nicht ausreichend darum gekümmert haben, dass auch ihr neuer Kollege rechtzeitig zum Unterricht erscheint." Harrys Kopf schoss in die Höhe und er wollte seinem Unmut gerade Luft machen, als ihm McGonagall ins Wort fiel. "Mr. Potter. Bitte holen Sie ihren Kollegen und machen Sie ihm klar, dass ich hier kein unentschuldigtes Fernbleiben vom Unterricht dulde." Harry stürmte wütend aus dem Zimmer und machte sich auf den Weg zu ihren Schlafkammern.
Disclaimer: siehe 1. Kapitel
Viel Spaß!
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Gerade als sich Severus vom Tisch erheben wollte, um seinen Mitschülern auf ihrem Weg zum Gryffindorturm zu folgen, hörte er hinter sich eine bekannte Stimme.
"Mr. Speranza, würden Sie mir bitte folgen."
Er sah auf und blickte in McGonagalls ernstes Gesicht. Anscheinend hatte sie den ersten Schrecken überwunden und war bereit zur offenen Konfrontation. Er nickte höflich mit dem Kopf und folgte ihr, wie sie aus der großen Halle hinauseilte.
Kaum waren sie in McGonagalls Büro, fegte sie mit einer kleinen Bewegung ihres Zauberstabs die Tür zu und wandte sich zornig an den Jungen: "Was soll das, Severus? Wie kommst Du dazu, solche Spielchen anzufangen? Tu nicht so unschuldig, ich weiß genau, was Du vorhast!" Severus sah sie mit Gleichmut an. Seine ehemalige Kollegin zitterte vor Zorn, ihre Hände waren geballt, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Er hielt unter der Robe sicherheitshaber seinen Zauberstab bereit. McGonagall verfügte über viel Selbstdisziplin, aber wenn es um ihre Gryffindor ging ...
Der Junge beschloss, die Rolle des Unschuldslamms anzunehmen. "Ich habe keine Ahnung, wovon Du sprichst!", pfauchte er sie entrüstet an. "An Deiner Stelle würde ich zuerst einmal mit unserem allwissenden Schulleiter sprechen. Er ist schuld an dieser ganzen Situation und ich bin sicher, dass er es irgendwie geschafft hat, auch den Sprechenden Hut zu verhexen. Schau mich doch an: Ich bin kein verdammter Gryffindor! Ich hasse diese pathetischen, selbstaufopfernden Helden. Glaubst Du, ich würde freiwillig ein Jahr mit ihnen unter einem Dach leben wollen?"
Seine Frage verhallte unbeantwortet im Raum. Minerva war sichtlich noch zornig, sie konnte sich noch an dieses verdächtige Funkeln in seinen Augen erinnern, als er zur Sortierung kam. Doch seine Worte machten Sinn. Das war Snape, ehemaliger Hauslehrer der Slytherins, bestes Beispiel ihrer "Tugenden". Kein Körnchen Gryffindor steckte in ihm. McGonagall seufzte und wirkte mit einem Mal erschöpft und alt. "Wir werden sehen.", sagte sie schließlich. Severus drehte sich um und verließ das Büro, als er ihre Stimme noch ein letztes Mal hörte: "Ich warne Dich! Benimm Dich und lasse meine Gryffindor in Ruhe." Severus war zufrieden. Es war gut, dass er ihr Büro schon durch die Türe verlassen hatte, denn das zufriedene Grinsen, das sich jetzt auf seinem Gesicht zeigte, konnte er unmöglich unterdrücken.
Erst als er sich in den Kerkern befand, wurde ihm bewusst, dass dies nicht mehr sein Reich war. Das selbstgefällige Lächeln auf seinem Gesicht verschwand, er schnaubte missmutig und machte sich auf den Weg in den Gryffindorturm. Einen Raum mit fünf pubertierenden Teenagern zu teilen, das war die Kehrseite der Medaille. Er konnte sich noch an seine Erlebnisse mit den Slytherins erinnern und wieder stahl sich der kleinste Hauch eines Lächelns auf seine Lippen. Er hatte es erfolgreich geschafft, sich in dieser Schlangengrube zu behaupten und hatte Methoden entwickelt, effektiv in Ruhe gelassen zu werden. Er sah keinen Grund, warum dies nicht auch bei den Gryffindors erfolgreich sein sollte.
Er erreichte schließlich das Bild der Fetten Dame und blieb etwas verloren davor stehen. Er wusste das Passwort nicht. "Hallo, wen haben wir denn hier?", säuselte sie von oben herab. "Mein hübscher Junge, hast Du Dich verlaufen?" Severus wand sich innerlich, die Fette Dame versuchte anscheinend mit ihm zu flirten. "Woher kommst Du denn? Nein, sag nichts, jetzt weiß ich es!", fuhr sie enthusiastisch fort. "Du bist der neue Gryffindor!" Bevor sie weitersprechen konnte, beugte Severus seinen Kopf näher zu ihr und flüsterte "Oder ich bin ein psychopatischer Flüchtling, der seine letzten Jahre in Azkaban verbracht hat und nur darauf wartet, Dich ungestört mit einem Messer aus diesem verstaubten Bilderrahmen herausschälen zu können." und er langte mit einer Hand in seine Roben. Die fette Dame ließ einen hysterischen Quietscher los und flüchtete nach rechts aus ihrem Bild.
Severus holte seinen Zauberstab heraus und konnte nun die Türe in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum ganz einfach öffnen. Der Raum war übervoll mit den Schülern, die lautstark ihre Sommererlebnisse mit ihren Freunden teilten und sich gegenseitig auf den neuesten Stand der Dinge brachten. Severus blickte sich kurz um und wollte sich nur noch schnellstens in seinen Schlafraum flüchten, als er beinahe mit einer Person zusammenstieß, die sich ihm in den Weg stellte. Er blickte hinunter und sah in braune Augen, die ihn aufmerksam studierten. "Hermione Granger, Schulsprecher. Ich hatte keine Gelegenheit, mich vorher vorzustellen. Herzlich willkommen auf Hogwarts." Severus sah sie an und wunderte sich, wie es dieses Mädchen immer wieder schaffte, alles so klingen zu lassen, als hätte sie es auswendig gelernt.
Jetzt erst bemerkte er ihre ausgestreckte Hand und er schüttelte sie ein bisschen unbeholfen. "Severin Speranza." antwortete er ihr und wollte sich schnellstens wieder aus dem Staub machen, als er bemerkte, wie zwei Augenpaare argwöhnisch ihre Unterhaltung beobachteten. "Ich würde ja gerne noch ein wenig plaudern," sagte er mit einem gekonnt aufgesetzten Lächeln, "aber ich fürchte, dass sich dann die zwei Herren dort drüben bei der ersten Gelegenheit auf mich stürzen werden." Er nickte kurz zum Abschied und machte sich auf den Weg in den Schlafraum.
Hermione blieb verdattert stehen, als sie ihre zwei besten Freunde erblickte, die dem neuen Gryffindor düster nachblickten. Zorn stieg in ihr hoch und sie stampfte zu ihnen. "Harry! Ron!", rief sie und schuldbewusst zogen die beiden ihre Köpfe ein. "Was soll denn das?", herrschte sie ihre Kameraden an. "Spielen wir etwa wieder einmal dieses kleine Eifersuchts-Spiel? Bekommt ihr das nicht endlich in eure blöden Holzköpfe hinein, ihr könnt euch doch nicht immer so aufführen, wenn ich mal mit einem Jungen spreche." Zornig funkelte sie die beiden an. Harry verbiss sich offensichtlich ein Kommentar und Ron betrachtete hochrot seine Fußspitzen.
Inzwischen stand Severus im Schlafraum und brauchte nicht lange, bis er seine Sachen gefunden hatte, die Hauselfen hatten alles ordentlich auf ein Bett gelegt. Er begann sich umzuziehen und faltete seine Roben mit langgeübter Präszision genau zusammen. Er blickte auf das Gryffindor-Symbol, das nach seiner Sortiertung magisch erschienen war und schüttelte in Gedanken daran abermals den Kopf. So wie er es oft getan hatte, nachdem er den Sprechenden Hut bei seiner ersten Sortierung gerade noch davon überzeugen konnte, ihn zu den Slytherins zu schicken.
Er erinnerte sich daran, wie ihm die nackte Panik ins Blut schoss, als ihm die Stimme des Hutes fragend "Gryffindor" zuflüsterte. Die Snapes waren ausschließlich Slytherins. Seit der Gründung Hogwarts, waren alle Snapes in Slytherins Haus sortiert worden, nie hatte es eine Ausnahme gegeben. Er war sich damals sicher, dass er sein erstes Jahr nicht überleben würde, sollte er ins falsche Haus sortiert werden. Sein Vater würde schon dafür sorgen.
Severus hatte sich fertig umgezogen und ließ sich auf das Bett fallen. Er blickte auf die rotgoldenen Vorhänge und verlor sich in seinen Gedanken. Den Anfang hatte er geschafft, er hatte McGonagall aus der Fassung gebracht, den Schulleiter zweifelhaft dastehen lassen und darüber hinaus noch Zwietracht beim goldenen Trio gesät. Diese pubertierenden Jungen eifersüchtig zu machen, das war ein einfaches, unterhaltsames Spiel - falls er nur das Geschnattere dieses nervenden Mädchens lange genug ertragen konnte.
Er setzte sich wieder auf und zog die Vorhänge zu, dann nahm er seinen Zauberstab und sicherte sie, wie er es seit seiner Schulzeit nicht mehr getan hatte. Er nahm das dicke Buch, das er vorher aus seiner Tasche geholt hatte, strich einmal liebevoll über den dunklen Einband, schlug es auf und begann es wieder von Anfang an zu lesen. Er hörte es nicht, als kurz später die anderen Jungen den Schlafraum betraten und sich wilde Spekulationen über ihren neuen Kameraden zuflüsterten, sein Geräuscharm-Zauber sorgte auch dafür, dass sein Schlaf nicht von Nevilles oder Rons Schnarchen gestört wurde.
Leider hörte er aber auch nicht das Wecksignal am nächsten Morgen und auch nicht das halbherzige Rufen der anderen, dass sie nun nicht länger warten könnten und zum Frühstück in die Halle hinunter gingen. Sie stürzten sich ausgehungert an ihren Tisch und begannen, das üppig angerichtete Frühstuck gierig in sich hineinzuschaufeln. Hermione schüttelte nur den Kopf und warf Ginny einen vielsagenden Blick zu, bevor sie wieder in der neuesten Ausgabe des Tagespropheten versank.
"Wie ist er denn so?", hörte sie links neben ihr Lavender fragen. "Wer?", antwortete Ron. "Na, der Neue natürlich. Wo ist er überhaupt?" Hermione hob wieder den Kopf und sah, wie Ron mit den Schultern zückte. "Is' anscheinend ein Langschläfer." Lavender versuchte nun Harry auszufragen, doch ihm waren diese Fragen augenscheinlich unangenehm und so bekam sie nur knappe Antworten zu hören. Hermione grinste. 'Ein neuer Gockel im Hühnerstall, die Hennen gackern aufgeregt und die alten Hähne glauben, sie müssen nun ihr Revier sichern', dachte sie.
McGonagall erhob sich gerade vom Lehrertisch und verließ die große Halle. "Kommt schon, wir wollen doch nicht, dass sie uns gleich am ersten Tag Punkte abzieht." Ron packte Harry, der darüber alles andere als unglücklich war, am Ellbogen und zog ihn mit sich. Die übrigen Siebentklässler der Gryffindors verließen mit ihnen die Halle und machten sich auf den Weg zu ihrer ersten Doppelstunde "Fortgeschrittenes Verwandeln", die sie gemeinsam mit den Slytherins zu absolvieren hatten.
Ihre Hauslehrerin wartete bereits in ihrem Klassenzimmer auf sie. Nachdem der letzte Schüler die Türe hinter sich geschlossen hatte und schnell auf seinen Platz gehuscht war, blickte sie sich ernst um. "Hätte vielleicht jemand die Güte, mir zu erklären, warum Mr. Speranza nicht anwesend ist?" Ihre Frage verhallte unbeantwortet im Raum. "Potter?" Harry sah betreten auf seinen Tisch. "Weasley?" Ron murmelte etwas unverständliches und die Farbe seiner Ohren hatte jetzt verdächtige Ähnlichkeit mit der seiner Haare. Aus den Reihen der Slytherins war gehässiges Kichern zu hören.
McGonagall schüttelte missbilligend ihren Kopf. "5 Punkte Abzug von Slytherin für ihre unangebrachten Kommentare und 10 Punkte Abzug von Gryffindor dafür, dass sie sich nicht ausreichend darum gekümmert haben, dass auch ihr neuer Kollege rechtzeitig zum Unterricht erscheint." Harrys Kopf schoss in die Höhe und er wollte seinem Unmut gerade Luft machen, als ihm McGonagall ins Wort fiel. "Mr. Potter. Bitte holen Sie ihren Kollegen und machen Sie ihm klar, dass ich hier kein unentschuldigtes Fernbleiben vom Unterricht dulde." Harry stürmte wütend aus dem Zimmer und machte sich auf den Weg zu ihren Schlafkammern.
