Kapitel 4

Als es Tag wurde, hatten sie eine beachtliche Strecke hinter sich gelassen.

Mittlerweile befanden sie wieder auf offener bewachsener Fläche. Dúwath gefiel dies, denn zum einen tat der Wind ihm gut, zum anderen wurden seine Hufe durch die weiche Fläche geschont.

Sein Reiter hatte mittlerweile aufgehört an den Zügeln zu reißen, er ließ sie jetzt länger. So konnte der Hengst sich auch strecken, und somit war das Laufen gleich einfacher.

Auch die anderen Pferde konnten sich freier bewegen, da die anderen Nazgul dem Beispiel ihres Anführers folgten.

Es war einfach, die Ebene zu überblicken, denn kaum ein Baum versperrte die Sicht. Dennoch waren die Reiter sich nicht sicher, wo sie nun weiter nach dem Hobbit suchen sollten.

So beschlossen sie, erst einmal die Ebene abzusuchen, nach Spuren.

Dies stellte sich jedoch als gar nicht so einfach heraus, denn die Suren waren meisterlich verwischt worden.

Aber die Ringgeister hatten Zeit, auf ein paar Wochen mehr oder weniger würde es nicht ankommen, irgendwann würden sie den Hobbit finden, denn dieser würde sich nicht ewig verstecken können.

Plötzlich hob Dúwath den Kopf und lauschte. In der Ferne vernahm er deutlich ein Wiehern, welches zwischen den Bäumen hervorkam.

Neugierig wieherte er zurück, noch bevor sein Reiter ihm befehlen konnte, still zu bleiben.

Wenige Sekunden später sah er einen weißen Hengst hinter den Bäumen hervorgaloppieren.

Auf seinem Rücken trug dieser eine kleine Gestalt.

Der Hexenkönig stieß seinem Pferd ungeduldig in die Flanken, um es zum Vorwärtsstürmen zu bewegen.

Dúwath kam der Aufforderung nach, dabei wieherte er dem Schimmel erneut zu. Dieser blieb darauf stehen um auf den Rappen zu warten, was dieser freudig registrierte und noch schneller lief. Er kannte ja kaum andere Pferde, so war die Gelegenheit günstig, sich mit einem anzufreunden.

Bevor er ihn jedoch erreichte erschallte aus dem Dickicht ein lauter Ruf: „Noro lim, noro lim Asfaloth!"

Augenblicklich gehorchte der Schimmel dem Ruf und rannte los.

Zornig trieb der Hexenkönig Dúwath weiter an, doch dieser hatte ziemliche Probleme, mit der Schnelligkeit des fremden Pferdes mitzuhalten.

All seine Kraft aufwendend schaffte er es schließlich, als einziger der  schwarzen Pferde, zu dem Schimmel aufzuschließen.

Die kleine Gestalt blickte ihn, und seinen Reiter darauf furchtsam an, unternahm aber weiter nichts.

Mit zurückgelegten Ohren wieherte Asfaloth Dúwath etwas zu.

Dieser verstand zwar nicht, warum der Schimmel das von ihm verlangte, doch um ihm einen Gefallen zu tun, verlangsamte er sein Tempo merklich.

Erneut fühlte er einen Schlag seines Herrn, der über die Verlangsamung nicht sehr erfreut war.

Dennoch hatte die Verzögerung durch Dúwath dem Schimmel einen Vorteil verschafft. Elegant lief er zwischen den Bäumen des Waldes hindurch, sprang mit einem eleganten Satz über einen Baumstamm und auf einen Fluss zu.

Als Die Nazgul an diesem Fluss ankamen, hatte der weiße Hengst das andere Ufer erreicht, und drehte sich mit seinem Reiter zu ihnen um. Er scharrte mit dem Huf und wieherte ihnen auffordernd entgegen.

Diese kamen der Aufforderung sogleich nach, indem sie ihre Schwerter zogen und ihre Pferde antrieben.

Auch Dúwath trat einen Schritt vor in das Wasser des Bruinen, blieb dann aber stehen.

Irgendetwas stimmte nicht, er witterte deutlich Gefahr und weigerte sich auch nur einen Schritt weiterzugehen.  Verzweifelt bäumte er sich gegen seinen Reiter auf, doch dieser flüsterte dem Tier Worte in dunkler Sprache zu.

Ohne, dass  er selbst Einfluss darauf nehmen konnte, schritt Dúwath nun auch weiter in den Fluss hinein.

Plötzlich Hörte er ein wildes Rauschen. Dieses Geräusch riss ihn aus seiner Willenlosigkeit  heraus. Entsetzt starrte er in Richtung der hohen Wellen, die unaufhaltsam auf die Gruppe zurollte.

Panisch drehte er sich, ihm war egal, was sein Reiter nun tat, er wollte nur noch raus aus dem Wasser, bevor in die reißenden Fluten erreichten.

Einen  Huf  setzte er bereits ans Ufer, da wurde er von dem Nazgul herumgerissen.

Auf der Anhöhe vor dem Ufer erblickte Dúwath aus dem Augenwinkel die helle Gestalt eines Elben.

Unwillkürlich ging er ein paar Schritte wieder zurück.