ANDY'S GEHEIMNIS

Kapitel 14

By Kiddo

~*~IN LIEBEVOLLER ERINNERUNG AN JONATHAN BRANDIS



Information:

Ich besitze keine Rechte an der Serie „seaQuest DSV" und verdiene kein Geld mit dieser Geschichte.

Ein Dankeschön geht an Yury und Samusa für ihre netten Reviews.

Feedback und Reviews sind herzlich willkommen.



Die Crew starrte den Teenager gespannt an, der auf einmal schwieg. Sie wollten ihn alle nicht in seiner Erzählung unterbrechen, aber es schien im Moment so, als ob er nicht von sich aus weiterreden würde. Benjamin Krieg fasste sich ein Herz. „Was ist danach passiert?"

Lucas schaute sie alle mit einem emotionslosen Gesichtsausdruck an. „Das Auto ist in die Luft geflogen. Die Bombe wurde durch das Starten des Motors aktiviert. Meine Eltern waren sofort tot. "

Die Crew schaute Lucas geschockt und mit Mitleid an. Gleichzeitig wunderten sie sich über den emotionslosen Gesichtsausdruck des Jungen.

Captain Bridger konnte nur zu gut fühlen, was Lucas durchgemacht hatte und noch durchmachte. Seine Familie zu verlieren war nie einfach, auch wenn man sich nicht gut mit ihnen verstanden hatte. Allerdings ahnte Nathan nichts Gutes, er dachte an das Gespräch mit dem Teenager zurück, das sie abends auf dem Balkon auf der Party von Lawrence Wolenczak geführt hatten. Das Computergenie hatte ihm damals erzählt, dass sein bester Freund und dessen Eltern bei einem Brand ums Leben gekommen waren. Es konnte sich dabei nur um Sean handeln. Der Junge hatte also alle Personen, die ihm in seinem alten Leben am nächsten standen, verloren.

Ohne eine Aufforderung begann Lucas weiter zu erzählen, allerdings war seine Stimme dabei erschreckend ruhig. „Nun nahm die Polizei die Drohung ernst und ich hatte auf einmal keine Eltern mehr. Anscheinend muss immer erst etwas passieren, bevor sie reagieren." Bei diesen Worten schwang Ärger in der Stimme des Blondschopfs mit, fuhr dann aber wieder ruhig und anscheinend gefasst fort. „Die Polizei war sich sicher, dass der Anschlag mir gegolten hatte. Hätte meine Mutter nicht die Karten vergessen, hätte ich mit in dem Auto gesessen. Das mit den Karten war auch so eine Sache. Mein Vater hatte sie sicherlich absichtlich geschenkt bekommen damit ich mit im Auto saß. Dies waren keine Karten, die er einfach nur von einem freundlichen Kunden geschenkt bekommen hatte. Dies waren Karten, die mich und meine Eltern umbringen sollten."

Lucas machte eine kurze Pause, sprach aber dann gleich weiter, damit ihn niemand unterbrechen konnte. „Da ich nun alleine war, bin ich in eine Wohngruppe von Jugendlichen gekommen und habe Polizeischutz bekommen. Ebenso erging es Seans Familie. Ein Streifenwagen stand ständig vor ihrer Tür. Allerdings hat ihnen dies nicht viel gebracht. Fünfzehn Tage nach dem Tod meiner Eltern, starben auch sie. Ihr ganzes Haus ist abgebrannt, Sean und seine Eltern waren bereits tot, als sie die Polizisten aus dem Haus zogen."

Die Augen der Crew wurden immer größer. Was hatte ihr jüngstes Crewmitglied alles durchmachen müssen? Sie sahen Lucas auf einmal mit ganz anderen Augen. Niemand nahm es ihm übel, dass er sie angelogen hatte.

Captain Bridger, der auf dem Stuhl neben dem Teenager saß, legte mitfühlend und tröstend seine Hand auf Lucas Schulter.

Das Computergenie schüttelte die Hand ab und schaute den Captain aus traurigen Augen an. „Nein, bitte nicht!" Er konnte jetzt einfach keinen Körperkontakt ertragen. Es war schon so schwer genug nicht zu weinen. Er wusste, dass wenn ihn jetzt jemand umarmte, es alles aus ihm herausbrechen würde und er seine Tränen nicht mehr stoppen könnte.

Bridger verstand dies.

Lucas atmete einmal tief durch, er wollte die ganze Sache endlich hinter sich bringen. „Die Polizei schaltete nun das FBI ein, sie hatten das Gefühl, als ob sie mit der ganzen Sache nicht alleine zurecht kamen. Das FBI stellte sofort Ermittlungen an und fand schnell heraus, wer hinter den ganzen Anschlägen steckte."

„Und wer war das?" fragte Chief Crocker, es war ihnen allen klar, dass die Anschläge etwas mit `Shefield&Co' zu tun hatten, aber wer es genau war, wussten sie nicht.

„Paul Shefield. Der Sohn von Firmenchef Kevin Shefield. Das FBI verhörte Kevin Shefield und dabei fanden sie alles heraus. Paul wollte sich dafür rächen, was Sean und ich seinen Vater angetan hatte. Kevin Shefield hatte versucht, seinen Sohn von der ganzen Sache abzuhalten, schaffte es aber nicht. Er hatte keine Kontrolle über ihn. Kevin Shefield hat dem FBI gesagt, dass Paul erst ruhen wird, wenn ich auch tot bin. Das FBI handelte sofort und schon am nächsten Tag war ich im Zeugenschutzprogramm. Aus Andy Lucas Braun wurde Lucas Wolenczak."

Der blonde Teenager blickte die Senior Crew an und musterte jeden einzelnen von ihnen. Überall schlug ihm Mitgefühl und Verständnis entgegen. Keiner machte ihm Vorwürfe wegen der ganzen Sache. „Das FBI änderte Teile meines Lebenslaufes, verfrachtete mich von Florida nach Boston und steckte mich in eine fremde Familie. Mein Aussehen brauchte ich glücklicherweise nicht zu verändern. Meine Haare waren in der zeit eh schon ein ganz schönes Stück gewachsen und dies ließ mich etwas anders aussehen."

Bridger fragte sich, wie viel von Lucas Lebenslauf abgesehen von dem Namen verändert wurden war. „Was haben sie alles an deinen Lebenslauf verändert?"

„Na ja, einige Dinge blieben schon bestehen. Sie veränderten meinen Namen, Geburtsort, Eltern und natürlich auch das Datum meines Geburtstages, aber meinen Abschluss in Stanford ließen sie stehen. Allerdings veränderten sie die Angaben über meinen IQ und senkten ihn um 46 Punkte. Sie meinten mein IQ wäre sonst zu auffällig."

Nathan war sprachlos, auch jetzt war Lucas Intelligenquotient schon unglaublich und er war ein Genie, aber noch 46 Punkte mehr. Wow! Das war einfach unglaublich. Auf einmal stoppten seine Gedanken, der Teenager hatte gesagt, dass sein Geburtsdatum verändert worden war, wurde vielleicht auch das Geburtsjahr verändert? In der Berichterstattung hatte man damals von zwei 14 und 15 Jahre alten Hackern gesprochen. Wenn der Teenager inzwischen Geburtstag gehabt hätte, könnte das mit den 15 Jahren hinkommen, was aber wenn nicht? „Wie alt bist du?"

Der blonde Teen senkte kurz den Blick und sah dann den Captain an. „14!"

„WAS?" entfuhr es Benjamin, die mahnenden Blicke der anderen ließen ihn seinen nächsten Kommentar aber vergessen. „Entschuldigung!"

Lucas nickte Ben kurz zu und sprach dann weiter. „Das FBI meinte, dass sie mein Alter verändern müssten, mein Collegeabschluss würde so etwas weniger hervorstechen und sie erzählten mir auch, das sie etwas mit mir vor hatten, wozu ich mindestens 16 Jahre alt sein musste."

„Und was war das?" fragte Miguel Ortiz interessiert.

Der Blondschopf schaute den Sensor Chief etwas irritiert und belustigt an. „Kannst du dir das nicht denken?"

Der Kubaner schüttelte verneinend den Kopf.

„Er meint die seaQuest!" erklärte Lt. Co. Hitchcock.

Nathan Bridger schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Aber natürlich! Jetzt wird mir so einiges klar. Warum bin ich nicht schon eher darauf gekommen?"

Dr. Westphalen schaute den Captain besorgt an. „Ist alles in Ordnung mit dir?"

Bridger nickte. „Aber natürlich. Lawrence Wolenczak hat deinen Aufenthalt auf der seaQuest nicht wirklich organisiert. Das FBI hat das Ganze eingerichtet damit du hier in Sicherheit bist. Admiral Noyce hat von der ganzen Sache gewusst. Deshalb hat er mir was von `Erziehungsproblemen' vorgelogen. Und der Vocoder ist in Wirklichkeit nur Top Secret damit niemand erfährt, dass du dich auf der seaQuest befindest. Und bei deinen Landurlauben hast du das Boot oder das Hotel nie verlassen, damit dir nicht zufällig jemand über den Weg läuft, der dich erkennt. Und du und Dr. Wolenczak habt nicht wie Vater und Sohn gewirkt sondern wie Fremde, und das seit ihr ja in Wirklichkeit auch!"

Lucas konnte zu dem Ganzen nur mit dem Kopf nicken.

„Aber eins verstehe ich noch nicht."

„Und das ist Captain?" fragte der Teenager.

„Warum hat das FBI gerade die Wolenczaks ausgewählt?"

Das Computergenie nickte verstehend, er konnte die Frage gut nachvollziehen. „Das FBI wollte eine Familie, in der sich ein Genie befindet, damit meine Intelligenz nicht so auffallen würde. Außerdem wollten sie auch eine, die nicht mehr so ganz in Takt war, damit ich selber nicht so viel Lügen müsste und meine Tarnung einfacher war. Lawrence und Cynthia Wolenczak schienen sich ähnlich gut zu verstehen wie meine Eltern, mit dem einen Unterschied, dass sie sich nach langer Zeit scheiden ließen. Solch ein Familienhintergrund machte für mich die Sache mit den Lügen einfacher. Ich konnte die einfachste Form der Lüge benutzen: Die Wahrheit zu erzählen, aber das Wesentliche dabei weglassen. Dass sich meine Eltern nicht leiden konnten, stimmte schließlich, aber dass meine Eltern nicht die Wolenczaks waren, erwähnte ich nicht ausdrücklich."

Commander Ford hatte sich auf der Party bei Lawrence Wolenczak lange mit dem Wissenschafter unterhalten und hatte das Gefühl einen kleinen Eindruck von ihm bekommen zu haben. „Wie hat das FBI es geschafft, dass Dr. Wolenczak der ganzen Sache zugestimmt hat? Er hat auf mich nicht wie jemand gewirkt, der anderen gerne einen Gefallen tut oder ohne an den eigenen Profit zu denken, hilft."

Der Blondschopf nickte mit dem Kopf. „Da haben sie Recht Commander. Lawrence Wolenczak hat das Ganze auch nicht ganz freiwillig gemacht. Das FBI ist sofort auf die Wolenczaks gekommen, weil der Doktor gerade ein Problem mit dem Gesetz hatte. Er hat Steuern hinterzogen, und das anscheinend gar nicht so knapp. Das FBI hat mit ihm einen Deal gemacht, die Wolenczaks werden zu meiner Familie und dafür bekommt er keinen Ärger wegen der Steuerhinterziehung und das Ganze wird aus seiner Akte gelöscht. Er muss anscheinend ziemlich schnell eingewilligt haben."

„Und was ist mir Cynthia Wolenczak? Schließlich geht die ganze Tarnung ja nicht ohne sie." fragte Dr. Westphalen.

Lucas zuckte mit den Schultern. „Wie das genau abgelaufen ist, weiß ich nicht. Jedenfalls sind ihre monatlichen Unterhaltszahllungen von Dr. Wolenczak um einiges erhöht worden. Im Gegenzug erzählt sie jetzt, dass ich ihr Sohn wäre."

Der Teenager wusste, dass er die Unterhaltung wieder in eine andere Richtung lenken musste, wenn er heute auch noch irgendwann einmal fertig werden wollte. „ Na ja, ich war dann ungefähr zwei Wochen bei Dr. Wolenczak in der Villa. Das FBI hat dann Kontakt mit Admiral Noyce aufgenommen und ihn im Groben in die Sache eingeweiht. Das FBI war der Meinung, dass es keinen Ort gab, auf dem ich sicherer und schwerer zu finden sei, als auf der seaQuest. Die Aufgabe des Admirals war es dann, ihnen zu erzählen, dass Lawrence Wolenczak mein Vater sei, und seine Beziehungen spielen lassen hatte um mich wegen Erziehungs- und Diziplinproblemen auf die seaQuest zu verfrachten. Und wie man gesehen hat, hat das Ganze bis vor kurzen ja auch ganz gut funktioniert."

Diese Tatsache konnte keiner von ihnen verleugnen. Bridger hatte sich in letzter Zeit zwar viele Gedanken wegen Lucas gemacht, aber auf solch eine Geschichte wäre er nie im Leben gekommen.

Das Computergenie blickte ein Crewmitglied nach dem anderen an. „Es tut mir leid, dass ich euch alle angelogen habe, aber es ging nicht anders. Ich habe ein verdammt schlechtes Gewissen deshalb und das Ganze ist nicht einfach für mich. Als ich euch alle näher kennen gelernt habe, merkte ich, dass ich euch vertrauen kann. Aber ich konnte und vor allem durfte ich euch nicht einweihen. Die Vorfälle in der letzten Zeit haben diese Tatsache aber verändert. Paul Shefield hat irgendwie heraus bekommen, wo ich bin und was für eine Identität ich habe. Der Autounfall mit den angeschnittenen Bremsen und der zweite Unfall bei dem ich angefahren worden bin, waren kein Zufall. Paul will mich umbringen. Wenn ich weiterhin in Sicherheit leben will, brauche ich eure Hilfe aber entscheidend ist etwas anderes. Ihr habt mich immer fair behandelt und habt mir eure Freundschaft angeboten. Ihr habt die Wahrheit verdient! Ich kann mich bloß für meine Lügen entschuldigen und euch um Verzeihung bitten."

Alles schwieg. Was sollte man darauf antworten?



Fortsetzung Folgt...

Written Dezember2003



Kurze Frage:

Meine erste bei fanfiction.net veröffentlichte Geschichte „Musik des Herzens" ist sehr schwer zu lesen, da ich damals noch nicht wusste wie viele Leerzeichen ich einfügen muss. Hat jemand daran Interesse, dass ich sie noch einmal online stelle in einer gut lesbaren Form? Ich würde sie dann einfach als drittes Kapitel veröffentlichen. Meldet euch einfach deshalb. Ein kleiner Hinweis im Review reicht aus.