ANDY'S GEHEIMNIS
Kapitel 15
By Kiddo
~*~IN LIEBEVOLLER ERINNERUNG AN JONATHAN BRANDIS~*~
Information:
Ich besitze keine Rechte an der Serie „seaQuest DSV" und verdiene kein Geld mit dieser Geschichte.
Ein Dankeschön geht an Yury und Samusa für ihre netten Reviews.
Feedback und Reviews sind herzlich willkommen.
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Alles schwieg. Was sollte man darauf antworten? Lucas hatte die ganze Zeit diese Last alleine mit sich herum getragen. Und jetzt entschuldigte er sich dafür?
Chief Crocker schüttelte mit dem Kopf. „Nein, Lucas, es gibt nichts zu entschuldigen." Der Teenager senkte schuldig den Blick. „Wofür solltest du dich auch entschuldigen? Dass du die Aufgabe, die von die verlangt wurde, erfüllt hast? Nein, dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen."
Das jüngste Besatzungsmitglied hob den Kopf und schaute in die Runde. „Das heißt, ihr verzeiht mir?"
Einstimmiges nicken. Die rothaarige Ärztin lächelte warmherzig. „Das taten wir bereits bei deinen ersten Worten."
Benjamin Krieg nickte. Er war es gewesen, der Anfangs die Frage gestellt hatte, ob Lucas sie alle angelogen hatte und hatte dabei nicht all zu freundlich geklungen. Inzwischen hatte er deshalb ein schlechtes Gewissen, er kannte den Teenager oder hatte es zumindest geglaubt und sah wie schwer ihm das Ganze hier fiel. „Wir sind diejenigen, die sich zu entschuldigen haben, nicht du! Ich hab dich immer als einen meiner besten Freunde angesehen. Ich habe viel Zeit mit dir verbracht, ohne jemals zu merken, dass du solch ein Problem hast. Was sagt das über mich aus? Was sagt das über uns alle aus? Was sind wir doch für tolle Freunde, die es nicht einmal bemerken, wenn einer aus unserer direkten Mitte ein Problem hat? Wir sind diejenigen, die um Verzeihung bitten müssen!"
Sprachlosigkeit machte sich breit. Der Versorgungs- und Moraloffizier hatte genau das ausgesprochen was sie alle fühlten. Niemand hätte ihm das zugetraut, niemand hätte diese Seite in ihm erwartet, andererseits war er gleich nach Darwin Lucas bester Freund.
Katie Hitchcock schaute Krieg an. War dies der Mann, den sie geheiratet und sich von ihm scheiden lassen hatte?
Lucas hatte das Gefühl, als ob er gleich los heulen müsste. Keiner machte ihm Vorwürfe und sie verziehen ihm seine Lügen. Es war, als ob ihn eine Last von mehreren Zentnern von den Schultern genommen wurde. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Das einzige was er zustande brachte, war ein „Danke!" mit belegter Stimme.
Captain Bridger war Lucas Stimmung nicht entgangen und er wusste wie sehr es der Junge hasste, Gefühle in der Öffentlichkeit zu zeigen. Warum fanden es die meisten männlichen Jugendlichen peinlich zu weinen? Dies war kein Zeichen von Schwäche. Wen Lucas jetzt die Tränen kamen, würde sich dies der Junge immer vorwerfen. Nathan entschied sich, die Gesprächsrichtung zu ändern. „Weiß das FBI über die zwei Autounfälle Bescheid?"
Der Blondschopf schenkte dem Captain einen kurzen dankbaren Blick, er wusste was Bridger tat. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein!"
„Warum nicht?" fragte Ortis.
„Weil ich es ihnen nicht gesagt habe!"
Tim O'Neill schaute den Jungen durch seine Brille fragend an. „Und warum hast du es ihnen nicht gesagt?"
Das Computergenie brauchte für seine Antwort nicht lange nachzudenken. „Weil ich es nicht will!"
Nathan Bridger stöhnte innerlich leicht auf. Das war typisch Lucas, die Launen des Jungen konnten sich in Sekundenbruchteilen verändern. Eben konnte es nur so förmlich aus ihm heraussprudeln und jetzt musste man ihm förmlich alles aus der Nase ziehen. Vielleicht hatte der Teenager dieses Verhalten durch alles, was er erlebt hatte entwickelt, eine andere genauso plausible Erklärung wäre die Pubertät. Die liebsten Kinder entwickelten sich auf einmal zu kleinen Monstern mit riesigen Stimmungsschwankungen. Tja, und da Lucas nun 14 und nicht 16 war, also mitten in der Pubertät, war dies auch keine schlechte Erklärung. Bridger war froh, dass er bei seinem Sohn Robert nicht so viel davon mitbekommen hatte, weil er die meiste Zeit auf See gewesen war. Aber er konnte sich noch gut an manche `Horror' Stories erinnern, die ihm Carol erzählt hatte. Aber er schweifte vom eigentlichen Thema ab. „Warum willst du dem FBI nicht von den zwei Unfällen erzählen?"
Lucas überlegte, wie sollte er dies am Besten sagen, damit die anderen es auch ohne Probleme verstanden. „Sobald ich dem FBI davon berichte, wissen sie, dass Paul Shefield weiß, wo ich bin. Sie werden mich sofort von der seaQuest nehmen. Aber ich will das nicht! Ich habe hier in der kurzen Zeit ein zu Hause gefunden. Ich will das nicht verlieren! Ich möchte nicht mein Leben lang von einem Ort zum anderen transportiert werden und ständig in Angst leben müssen. Ich hab das Ganze so satt! Ich will hier bleiben und wenn Paul mich findet, hab ich eben Pech gehabt, aber ich hab dann wenigstens so gelebt wie ich es wollte! Wer gibt mir die Garantie dafür, dass er mich woanders nicht genauso schnell erwischt? Das kann niemand! Ich möchte hier auf der seaQuest bleiben!" Sein energischer Tonfall ließ keine Widerworte zu.
Captain Bridger war sprachlos und langsam hatte er das Gefühl, dass er so den ganzen Tag verbrachte. Eine Überraschung jagte die nächste. Langsam wurde er zu alt für so etwas. Und warum musste der Junge immer Recht haben? Er konnte Lucas Gefühle leider nur zu gut nachvollziehen und verstehen. Er fühlte sich zerrissen. Die eine Hälfte von ihm wollte Lucas auf der seaQuest behalten und ihn selbst beschützen, die andere Hälfte wollte ihn so schnell wie möglich in den nächsten Flieger setzen und außer Landes bringen. Wenn Lucas jetzt wieder in ein neues Zeugenschutzprogramm gehen würde, würde er nie wieder etwas von dem Jungen hören und sich immer Sorgen machen. „Okay Lucas, du kannst hier bleiben. Aber nur unter einer Bedingung..."
Ein Teil der Crew schaute Nathan entsetzt an, dass konnte er doch nicht ernst meinen? Es war viel zu gefährlich, Lucas zu erlauben hier zu bleiben. Ein anderer Teil dagegen konnte den Captain verstehen. Man hatte das Gefühl, Lucas am Besten selbst schützen zu können. Und das, was Lucas gesagt hatte, hatte sie ins Herz getroffen. Es war sein größter Wunsch, hier zu bleiben, man sollte ihn erfüllen, auch wenn es wahrscheinlich nicht das Beste war.
Der Teenager traute seinen Ohren nicht, hatte Bridger dies wirklich gesagt? Er durfte hier bleiben? „Wie lautet die Bedingung?"
„Dass du dich mit dem FBI in Verbindung setzt und das Ganze mit ihnen besprichst."
Der Blondschopf dachte über den Vorschlag des Captains nach. Das klang fair. Andererseits hatte er keine große Lust auf ein Gespräch mit Andrews. Der FBI Agent würde sicherlich nicht darüber erfreut sein, dass er sich erst so spät bei ihm meldete. Er hätte es gleich nach dem ersten Unfall tun sollen. Aber damals war er sich einfach noch nicht sicher gewesen. Es hätte ja genauso gut dem Admiral oder dem Captain gelten können. „Okay, ich werde noch heute mit dem FBI Kontakt aufnehmen."
Bridger nickte. „Du kannst das Vidphone in der Offiziersmesse benutzen." Er nickte dem Rest seiner Crew zu.
Die Senior Crew der seaQuest verstand den Wink und stand auf, nacheinander verließen sie den Raum, aber nicht ohne Lucas noch einmal einen aufmunternden Blick zu zuwerfen.
Zum Schluss war der Captain der Einzige, der sich außer dem Teenager in der Offiziersmesse befand. „Soll ich hier bleiben oder möchtest du das lieber alleine machen?"
Das Computergenie wusste, dass dies Gespräch nicht einfach werden würde, er brauchte dann nicht noch jemanden, der sich einmischte, auch wenn er ihm helfen wollte. „Allein ist es für mich einfacher."
Nathan Bridger nickte und stand auf. „Gut, ich gehe davon aus, dass O'Neill dir das Gespräch nicht durchstellen muss."
Lucas lächelte. „Da haben sie Recht."
In der Tür drehte sich der Captain noch einmal um. „Du weißt, meine Tür ist immer für dich offen und sage mir Bescheid wie das Gespräch verlaufen ist."
Der Teenager nickte, ein paar Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. „Ja und Captain...Danke!"
Das Danke galt nicht dem letzten Angebot des Captains und Bridger wusste dies. Das Danke meinte viel mehr.
Nathan schloss die Tür hinter sich und schlug den Weg zur Brücke ein.
Bei der nächsten Abbiegung stellte sich Dr. Westphalen in seinen Weg. Ihre Hände hatte sie energisch in die Hüften gestemmt. „Nathan Hale Bridger, was hast du dir eigentlich dabei gedacht?"
Der Captain setzte einen unschuldigen Blick auf. „Was meinst du?" Manchmal half dies, die Ärztin zu beruhigen, diesmal lief der Versuch aber fehl und Bridger ärgerte sich in selben Moment schon über seinen Versuch. Warum klappte das immer nur bei Lucas? Wie machte der Junge das bloß? Er hatte diese Taktik gegenüber der Ärztin schon oft bei dem Teenager beobachtet. Und sie war nie fehlgeschlagen. Innerlich stöhnte Bridger auf, er hatte etwas Entscheidendes vergessen. Den unschuldigen Hundeblick, den Lucas dabei immer aufsetzte. Kein Wunder das es bei ihm nicht klappte.
„Verscheißern kann ich mich alleine, du weißt genau, was ich meine! Du kannst Lucas nicht erlauben, hier zu bleiben, dass ist viel zu gefährlich für ihm!" Ihr Ärger funkelte aus ihren Augen.
Bridger nickte, er konnte sie sehr gut verstehen. Eine Hälfte von ihm sagte genau das gleiche. Aber die andere Hälfte sagte etwas anderes und sie hatte die Oberhand gewonnen. „Ich kann dich sehr gut verstehen, Kristin. Ein Teil von mir will ihn auch schnellst möglich in Sicherheit bringen, ich würde sogar mitkommen, wenn er dies wollte. Aber du hast gehört, was er sich wünscht. Er möchte hier bleiben, hier bei uns allen auf der seaQuest. Er hat in seinen Leben schon so viel verloren, willst du, dass er jetzt auch noch sein neues zu Hause verliert? Ich kann ihm das nicht antun und ich weiß, dass du dies genauso wenig kannst. Wir alle möchten, dass er in Sicherheit ist, aber er hat Recht, wer kann schon sagen, wo er am Sichersten ist? Er ist ein unglaublicher Junge und weiß genau was er will! Willst du ihm etwa sagen, dass er nicht hier bleiben kann?"
Kristin schüttelte den Kopf, nein das wollte sie nicht. Tränen stiegen in ihr hoch und rollten ihre Wangen herunter.
Captain Bridger nahm sie tröstend in den Arm, obwohl er im Moment selbst jemand brauchte, der ihn tröstete, der ihm sagte, dass er richtig entschieden hatte. Er würde sich nie verzeihen können, wenn Lucas auf der seaQuest etwas passieren würde, wenn er sterben würde, weil er hier geblieben war. Aber Lucas gegen seinen Willen wegschicken brachte er auch nicht übers Herz. Er konnte den Wunsch des Jungens nicht ignorieren. Wenn es Lucas Wunsch war, auf der seaQuest zu bleiben und den Rest seines Lebens hier zu verbringen, würde er ihn erfüllen.
Bridger dachte an einen Spruch aus dem Buch „Der träumende Delphin" von Sergio Bambaren. „Es kommt eine Zeit im Leben, da bleibt einem nichts anderes übrig, als seinen eigenen Weg zu gehen." Vielleicht war diese Zeit jetzt für Lucas gekommen. Der Junge musste jetzt endlich seine eigene Entscheidung treffen dürfen. Niemand sollte ihm mehr vorschreiben, was er mit seinen Leben zu tun hatte. Nicht das FBI oder sonst jemand. Der Teenager sollte sich selber entscheiden und somit seinen eigenen Weg gehen. Und wenn seine Entscheidung bedeutete, dass er auf der seaQuest bleiben würde, war dies Lucas Weg.
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Fortsetzung Folgt...
Written Dezember2003
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Kurze Frage:
Ich habe eine seaQuest Geschichte „An Interesting Shoreleave" die nur auf Englisch existiert. Besteht bedarf das ich sie ins Deutsche übersetzten soll?
Kapitel 15
By Kiddo
~*~IN LIEBEVOLLER ERINNERUNG AN JONATHAN BRANDIS~*~
Information:
Ich besitze keine Rechte an der Serie „seaQuest DSV" und verdiene kein Geld mit dieser Geschichte.
Ein Dankeschön geht an Yury und Samusa für ihre netten Reviews.
Feedback und Reviews sind herzlich willkommen.
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Alles schwieg. Was sollte man darauf antworten? Lucas hatte die ganze Zeit diese Last alleine mit sich herum getragen. Und jetzt entschuldigte er sich dafür?
Chief Crocker schüttelte mit dem Kopf. „Nein, Lucas, es gibt nichts zu entschuldigen." Der Teenager senkte schuldig den Blick. „Wofür solltest du dich auch entschuldigen? Dass du die Aufgabe, die von die verlangt wurde, erfüllt hast? Nein, dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen."
Das jüngste Besatzungsmitglied hob den Kopf und schaute in die Runde. „Das heißt, ihr verzeiht mir?"
Einstimmiges nicken. Die rothaarige Ärztin lächelte warmherzig. „Das taten wir bereits bei deinen ersten Worten."
Benjamin Krieg nickte. Er war es gewesen, der Anfangs die Frage gestellt hatte, ob Lucas sie alle angelogen hatte und hatte dabei nicht all zu freundlich geklungen. Inzwischen hatte er deshalb ein schlechtes Gewissen, er kannte den Teenager oder hatte es zumindest geglaubt und sah wie schwer ihm das Ganze hier fiel. „Wir sind diejenigen, die sich zu entschuldigen haben, nicht du! Ich hab dich immer als einen meiner besten Freunde angesehen. Ich habe viel Zeit mit dir verbracht, ohne jemals zu merken, dass du solch ein Problem hast. Was sagt das über mich aus? Was sagt das über uns alle aus? Was sind wir doch für tolle Freunde, die es nicht einmal bemerken, wenn einer aus unserer direkten Mitte ein Problem hat? Wir sind diejenigen, die um Verzeihung bitten müssen!"
Sprachlosigkeit machte sich breit. Der Versorgungs- und Moraloffizier hatte genau das ausgesprochen was sie alle fühlten. Niemand hätte ihm das zugetraut, niemand hätte diese Seite in ihm erwartet, andererseits war er gleich nach Darwin Lucas bester Freund.
Katie Hitchcock schaute Krieg an. War dies der Mann, den sie geheiratet und sich von ihm scheiden lassen hatte?
Lucas hatte das Gefühl, als ob er gleich los heulen müsste. Keiner machte ihm Vorwürfe und sie verziehen ihm seine Lügen. Es war, als ob ihn eine Last von mehreren Zentnern von den Schultern genommen wurde. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Das einzige was er zustande brachte, war ein „Danke!" mit belegter Stimme.
Captain Bridger war Lucas Stimmung nicht entgangen und er wusste wie sehr es der Junge hasste, Gefühle in der Öffentlichkeit zu zeigen. Warum fanden es die meisten männlichen Jugendlichen peinlich zu weinen? Dies war kein Zeichen von Schwäche. Wen Lucas jetzt die Tränen kamen, würde sich dies der Junge immer vorwerfen. Nathan entschied sich, die Gesprächsrichtung zu ändern. „Weiß das FBI über die zwei Autounfälle Bescheid?"
Der Blondschopf schenkte dem Captain einen kurzen dankbaren Blick, er wusste was Bridger tat. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein!"
„Warum nicht?" fragte Ortis.
„Weil ich es ihnen nicht gesagt habe!"
Tim O'Neill schaute den Jungen durch seine Brille fragend an. „Und warum hast du es ihnen nicht gesagt?"
Das Computergenie brauchte für seine Antwort nicht lange nachzudenken. „Weil ich es nicht will!"
Nathan Bridger stöhnte innerlich leicht auf. Das war typisch Lucas, die Launen des Jungen konnten sich in Sekundenbruchteilen verändern. Eben konnte es nur so förmlich aus ihm heraussprudeln und jetzt musste man ihm förmlich alles aus der Nase ziehen. Vielleicht hatte der Teenager dieses Verhalten durch alles, was er erlebt hatte entwickelt, eine andere genauso plausible Erklärung wäre die Pubertät. Die liebsten Kinder entwickelten sich auf einmal zu kleinen Monstern mit riesigen Stimmungsschwankungen. Tja, und da Lucas nun 14 und nicht 16 war, also mitten in der Pubertät, war dies auch keine schlechte Erklärung. Bridger war froh, dass er bei seinem Sohn Robert nicht so viel davon mitbekommen hatte, weil er die meiste Zeit auf See gewesen war. Aber er konnte sich noch gut an manche `Horror' Stories erinnern, die ihm Carol erzählt hatte. Aber er schweifte vom eigentlichen Thema ab. „Warum willst du dem FBI nicht von den zwei Unfällen erzählen?"
Lucas überlegte, wie sollte er dies am Besten sagen, damit die anderen es auch ohne Probleme verstanden. „Sobald ich dem FBI davon berichte, wissen sie, dass Paul Shefield weiß, wo ich bin. Sie werden mich sofort von der seaQuest nehmen. Aber ich will das nicht! Ich habe hier in der kurzen Zeit ein zu Hause gefunden. Ich will das nicht verlieren! Ich möchte nicht mein Leben lang von einem Ort zum anderen transportiert werden und ständig in Angst leben müssen. Ich hab das Ganze so satt! Ich will hier bleiben und wenn Paul mich findet, hab ich eben Pech gehabt, aber ich hab dann wenigstens so gelebt wie ich es wollte! Wer gibt mir die Garantie dafür, dass er mich woanders nicht genauso schnell erwischt? Das kann niemand! Ich möchte hier auf der seaQuest bleiben!" Sein energischer Tonfall ließ keine Widerworte zu.
Captain Bridger war sprachlos und langsam hatte er das Gefühl, dass er so den ganzen Tag verbrachte. Eine Überraschung jagte die nächste. Langsam wurde er zu alt für so etwas. Und warum musste der Junge immer Recht haben? Er konnte Lucas Gefühle leider nur zu gut nachvollziehen und verstehen. Er fühlte sich zerrissen. Die eine Hälfte von ihm wollte Lucas auf der seaQuest behalten und ihn selbst beschützen, die andere Hälfte wollte ihn so schnell wie möglich in den nächsten Flieger setzen und außer Landes bringen. Wenn Lucas jetzt wieder in ein neues Zeugenschutzprogramm gehen würde, würde er nie wieder etwas von dem Jungen hören und sich immer Sorgen machen. „Okay Lucas, du kannst hier bleiben. Aber nur unter einer Bedingung..."
Ein Teil der Crew schaute Nathan entsetzt an, dass konnte er doch nicht ernst meinen? Es war viel zu gefährlich, Lucas zu erlauben hier zu bleiben. Ein anderer Teil dagegen konnte den Captain verstehen. Man hatte das Gefühl, Lucas am Besten selbst schützen zu können. Und das, was Lucas gesagt hatte, hatte sie ins Herz getroffen. Es war sein größter Wunsch, hier zu bleiben, man sollte ihn erfüllen, auch wenn es wahrscheinlich nicht das Beste war.
Der Teenager traute seinen Ohren nicht, hatte Bridger dies wirklich gesagt? Er durfte hier bleiben? „Wie lautet die Bedingung?"
„Dass du dich mit dem FBI in Verbindung setzt und das Ganze mit ihnen besprichst."
Der Blondschopf dachte über den Vorschlag des Captains nach. Das klang fair. Andererseits hatte er keine große Lust auf ein Gespräch mit Andrews. Der FBI Agent würde sicherlich nicht darüber erfreut sein, dass er sich erst so spät bei ihm meldete. Er hätte es gleich nach dem ersten Unfall tun sollen. Aber damals war er sich einfach noch nicht sicher gewesen. Es hätte ja genauso gut dem Admiral oder dem Captain gelten können. „Okay, ich werde noch heute mit dem FBI Kontakt aufnehmen."
Bridger nickte. „Du kannst das Vidphone in der Offiziersmesse benutzen." Er nickte dem Rest seiner Crew zu.
Die Senior Crew der seaQuest verstand den Wink und stand auf, nacheinander verließen sie den Raum, aber nicht ohne Lucas noch einmal einen aufmunternden Blick zu zuwerfen.
Zum Schluss war der Captain der Einzige, der sich außer dem Teenager in der Offiziersmesse befand. „Soll ich hier bleiben oder möchtest du das lieber alleine machen?"
Das Computergenie wusste, dass dies Gespräch nicht einfach werden würde, er brauchte dann nicht noch jemanden, der sich einmischte, auch wenn er ihm helfen wollte. „Allein ist es für mich einfacher."
Nathan Bridger nickte und stand auf. „Gut, ich gehe davon aus, dass O'Neill dir das Gespräch nicht durchstellen muss."
Lucas lächelte. „Da haben sie Recht."
In der Tür drehte sich der Captain noch einmal um. „Du weißt, meine Tür ist immer für dich offen und sage mir Bescheid wie das Gespräch verlaufen ist."
Der Teenager nickte, ein paar Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. „Ja und Captain...Danke!"
Das Danke galt nicht dem letzten Angebot des Captains und Bridger wusste dies. Das Danke meinte viel mehr.
Nathan schloss die Tür hinter sich und schlug den Weg zur Brücke ein.
Bei der nächsten Abbiegung stellte sich Dr. Westphalen in seinen Weg. Ihre Hände hatte sie energisch in die Hüften gestemmt. „Nathan Hale Bridger, was hast du dir eigentlich dabei gedacht?"
Der Captain setzte einen unschuldigen Blick auf. „Was meinst du?" Manchmal half dies, die Ärztin zu beruhigen, diesmal lief der Versuch aber fehl und Bridger ärgerte sich in selben Moment schon über seinen Versuch. Warum klappte das immer nur bei Lucas? Wie machte der Junge das bloß? Er hatte diese Taktik gegenüber der Ärztin schon oft bei dem Teenager beobachtet. Und sie war nie fehlgeschlagen. Innerlich stöhnte Bridger auf, er hatte etwas Entscheidendes vergessen. Den unschuldigen Hundeblick, den Lucas dabei immer aufsetzte. Kein Wunder das es bei ihm nicht klappte.
„Verscheißern kann ich mich alleine, du weißt genau, was ich meine! Du kannst Lucas nicht erlauben, hier zu bleiben, dass ist viel zu gefährlich für ihm!" Ihr Ärger funkelte aus ihren Augen.
Bridger nickte, er konnte sie sehr gut verstehen. Eine Hälfte von ihm sagte genau das gleiche. Aber die andere Hälfte sagte etwas anderes und sie hatte die Oberhand gewonnen. „Ich kann dich sehr gut verstehen, Kristin. Ein Teil von mir will ihn auch schnellst möglich in Sicherheit bringen, ich würde sogar mitkommen, wenn er dies wollte. Aber du hast gehört, was er sich wünscht. Er möchte hier bleiben, hier bei uns allen auf der seaQuest. Er hat in seinen Leben schon so viel verloren, willst du, dass er jetzt auch noch sein neues zu Hause verliert? Ich kann ihm das nicht antun und ich weiß, dass du dies genauso wenig kannst. Wir alle möchten, dass er in Sicherheit ist, aber er hat Recht, wer kann schon sagen, wo er am Sichersten ist? Er ist ein unglaublicher Junge und weiß genau was er will! Willst du ihm etwa sagen, dass er nicht hier bleiben kann?"
Kristin schüttelte den Kopf, nein das wollte sie nicht. Tränen stiegen in ihr hoch und rollten ihre Wangen herunter.
Captain Bridger nahm sie tröstend in den Arm, obwohl er im Moment selbst jemand brauchte, der ihn tröstete, der ihm sagte, dass er richtig entschieden hatte. Er würde sich nie verzeihen können, wenn Lucas auf der seaQuest etwas passieren würde, wenn er sterben würde, weil er hier geblieben war. Aber Lucas gegen seinen Willen wegschicken brachte er auch nicht übers Herz. Er konnte den Wunsch des Jungens nicht ignorieren. Wenn es Lucas Wunsch war, auf der seaQuest zu bleiben und den Rest seines Lebens hier zu verbringen, würde er ihn erfüllen.
Bridger dachte an einen Spruch aus dem Buch „Der träumende Delphin" von Sergio Bambaren. „Es kommt eine Zeit im Leben, da bleibt einem nichts anderes übrig, als seinen eigenen Weg zu gehen." Vielleicht war diese Zeit jetzt für Lucas gekommen. Der Junge musste jetzt endlich seine eigene Entscheidung treffen dürfen. Niemand sollte ihm mehr vorschreiben, was er mit seinen Leben zu tun hatte. Nicht das FBI oder sonst jemand. Der Teenager sollte sich selber entscheiden und somit seinen eigenen Weg gehen. Und wenn seine Entscheidung bedeutete, dass er auf der seaQuest bleiben würde, war dies Lucas Weg.
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Fortsetzung Folgt...
Written Dezember2003
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Kurze Frage:
Ich habe eine seaQuest Geschichte „An Interesting Shoreleave" die nur auf Englisch existiert. Besteht bedarf das ich sie ins Deutsche übersetzten soll?
