Lucas Wolenczak- Eine alternative Geschichte
Autor: snuggles
Disclaimer: Außer den Rechtschreibfehlern und der Idee ist nichts mir.
Teil: 2/3
@ Kiddo: Hey Alfirim! Erst mal danke für deine reviews, auch zu den anderen Geschichten. Irgendwie hat mich deine review zu `Gefangen` traurig gemacht, ich weiß auch nicht so genau warum. Vielleicht, weil sich das Lied so sehr nach Abschied anhört. Ich hatte es benutzt, nachdem Carol gestorben war. Und auch für uns wird sich noch mehr verändern. Nur noch dieses Jahr sind wir an einer Schule. Danach machst du dein Annerkennungsjahr und ich beginne die nächste Ausbildung. Aber unsere Freundschaft ist nicht durch die seaQuest oder die Schule entstanden, sondern durch ein anderes gemeinsames Hobby. Und ich denke, das ist das Besondere. Unsere gemeinsamen Interessen haben unsere Freunschaft enger gemacht. Und nur weil sich Dinge Verändern, müssen sie nicht schlechter werden, Freundschaften nicht auseinander gehen. Und weist du, ich freue mich auf die Rote! Und ich würde sehr gerne weiter Geschichten von dir hören, denn das ist etwas ganz besonderes für mich! Deine Rána.
@ Yury: Vielen Dank für deine review! Natürlich darfst du *Mr. businesss Wolenczak* übernehmen. Und ja, sein erstes Wort war Mama. Eine der Veränderungen, die entstehen, wenn sich Bridger und seine mom um ihn kümmern. (
@ Danke!!!
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Ein halbes Jahr später öffnet Lucas erstaunt die Haustür.
„Dad! Was machst du denn um die Zeit hier?"
„Na was wohl? Ich bringe dich in die Schule."
„Echt? Lucas strahlt. Heute soll er in eine neue Klasse kommen, in die dritte. Dabei war er erst vor einem halben Jahr mit knapp 5 eingeschult worden. Als die Lehrer dann dringend empfohlen hatten, ihn mindestens eine Klasse überspringen zu lassen, hatten Nathan und Cynthia lange überlegt, was sie tun sollten. Schließlich hatten sie übereingestimmt, dass es das Beste für Lucas sei, nicht zu riskieren, ihn aus der Zweiten direkt wieder rausreißen zu müssen, sondern ihn gleich in die Dritte zu geben, auch wenn ihm das viel abverlangen würde. Lawrence hatte sich diesmal ganz rausgehalten. Weitere Streitereien war es ihm nicht wert.
Seinen Gefühlen nach zu urteilen war Lucas sich sicher, mindestens tausend Hummeln im Magen zu haben. Und eben war er noch überzeugt gewesen, gar nicht in die Schule gehen zu können. Aber jetzt, mit der Aussicht nicht alleine gehen zu müssen, fühlt er sich schon viel woher. Seine Mutter hat sich heute nicht frei nehmen können und war schon vor einer Stunde aus dem Haus gegangen. An seinen Vater hatte er gar nicht erst gedacht und Nathan arbeitete um die Zeit normalerweise schließlich auch.
„Ach, Lucas..."Natahns verschmitztes Gesicht lässt Lucas etwas ahnen-
„Deine Mutter und ich haben da etwas für dich."
„Ein Geschenk? Wo ist es?"Er läuft um Nathan herum, kann aber nichts finden. Da hört er aus Nathans Wagen leise Geräusche.
„Dad?!"Er läuft zum Wagen, öffnet die Tür und sieht-
„Ein Schwein?"Lucas starrt Nathan an. Der lächelt. Genau so hatte er sich Lucas Reaktion vorgestellt.
„Kein normales Schwein, Kiddo, ein Miniatur- Hausschwein. Es ist noch ein Ferkel und wird kaum mehr wachsen. Du kannst mit ihm spazieren gehen wie mit einem Hund und es ist genauso sauber. Eigentlich bin ich in ein Tierheim gefahren um einen Hund zu holen. Da war sie und hat mir so Leid getan. Magst du es? Wenn du möchtest kannst du aber auch einen Hund haben, dann bringen wir sie zurück."Langsam fängt Lucas ungläubiges Gesicht an zu strahlen. Nein, er will keinen Hund, so ein kleines Ferkel ist etwas Besonderes, es ist unglaublich süß und seine neuen Klassenkameraden würden staunen.
„Und wie ich es mag! Sie ist total süß!"Dann fängt er an zu Grinsen und man könnte meinen, er währe Nathans leiblicher Sohn. „Und das hat Papa erlaubt? Nicht zu glauben!"
Jetzt lacht auch Nathan. „Naja, begeistert war er nicht, aber unter der Bedingung, dass es so selten wie möglich, und nur wenn du auf sie aufpasst, da ist, hat er zugestimmt. Wenn du in der Schule bist, bleibt es also auf der Insel und danach nimmst du sie mit zu euch."
„Wow, vielen, vielen dank Dad!"
„Schon gut, aber bedanke dich auch noch bei deinen Eltern."
„Jaa, aber Papa ist ja ohne hin nie da. Und ich darf es wirklich behalten, kein Scherz?"
„Nein, kein Scherz. Aber eins musst du mir versprechen!"
„Ja?"
„Du musst dich gut um sie kümmern, auch wenn sie etwas größer und nicht mehr so neu für dich ist."
„Versprochen! Wie heißt sie den?"
„Wie du möchtest, denk dir einen Namen aus, aber lass uns jetzt fahren, es wird wirklich Zeit."
„Holst du mich nach der Schule auch wieder ab?"
„Hmm..."
„Bitte!"
„Also gut, du kannst deine blauen Äuglein wieder auf normale Größe bringen, ich hol dich ab." Lucas lacht sein Kinderlachen, seine Augen glänzen und Nathan schmunzelt in sich hinein. *Er ist eben doch noch ein Kind! Wenn auch ein besonders hübsches und intelligentes Kind, aber ein Kind. Wir müssen wirklich noch mehr darauf achten, ihn das auch sein zu lassen.* Mit diesem Gedanken verabschiedet er Lucas und wünscht ihm viel Glück.
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„Und, wie ist es gelaufen?"Nathan fängt Lucas auf, der auf ihn zugerannt kommt, was nicht ganz einfach ist, da er im anderen Arm das Kleine Ferkel hält.
„Ganz gut. Sie haben gefragt, warum ich mit fünf schon in die dritte komme."
„Und was hast du geantwortet?"
„Das ich schon früh lesen und schreiben gelernt habe und deshalb schon in die dritte komme."
„Na siehst du, das wird schon. Und wenn nicht, dann sind Cynthia und ich ja auch noch da."
Vorsichtig nimmt Lucas jetzt das Schweinchen in die Arme. „Ich hab den anderen von Patricia erzählt und sie fanden es toll, keiner von ihnen hat ein Hausschwein, alle nur Vögel, Hasen und Hunde."
„Patricia ? Du hast es Patricia genannt?"
Lucas strahlt. „Ja, toll, nicht? Und rufen können wir es Pati"
„Ein Schwein das Patricia heißt? Nahten rümpft die Nase, dann lacht er. „Ja, sehr interessant."
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1 Jahr später
Lautes Geschrei aus einem der unteren Stockwerke schreckt Lucas Wolenczak aus seinem tiefen Schlaf auf. In seiner weichen, bunt gemusterten Betdecke setzt er sich auf, reibt sich die Augen und wird langsam wach. Die Stimmen von unten werden allmählich lauter.
„Jetzt spiel dich nicht so auf, Cynthia. Du hockst doch ständig bei deinem Nathan. Sogar unser Sohn nennt ihn Dad."
„Das hast du bemerkt? Nicht zu glauben!"Ihre Stimme klingt zynisch, wie Lucas sie noch nie gehört hat. „ Wo er dir sonst doch scheiß egal ist! Außerdem, was erwartest du? Nathan kümmert sich liebevoll um ihn und du bist ja nie da."
„Warum sollte ich auch? Du spielst die brave Mutter, dabei bist du nie zuhause, wo du hingehörst, wenn ich dich will bist du Arbeiten oder bei deiner idyllischen Kleinfamilie der Bridgers."
„Ach? So ist das also!"Lucas, der langsam die Treppe herunter kommt, traut sich nicht, etwas zu sagen. So wütend hatte er seine Mutter noch nie gesehen. Normalerweise ist es Lawrence, der ausflippt. Er bleibt an der Wand stehen und hört ungläubig weiter zu.
„Ich bin nicht da? Der Herr wünscht, dass ich immer für ihn bereit bin, und dabei bumst er durch die Gegend. Soll ich dir etwas sagen?"Kalt, unendlich traurig und kaputt, sieht sie ihm ins Gesicht. „Es reicht mir, endgültig. Ich lasse mich scheiden!"Damit knallt sie die Tür hinter sich zu, Lawrence geht ihr nach, schreit, knallt die Tür ebenfalls und Lucas ist wieder allein.
Die Sekunden gehen vorbei, langsam lässt er sich auf eine Stufe sinken, ganz langsam beginnt er zu begreifen, was eben passiert ist. Seine Eltern streiten sich oft, das ist es nicht. Es ist Cynthias Ton, der ihm Angst macht. Ich lasse mich scheiden. Das hatte sie noch nie gesagt, jedenfalls hatte Lucas es nie von ihr gehört. Lucas Gedanken überschlagen sich, er friert, zieht die Beine an und schlägt die Arme um sich. Was wenn seine Mutter wirklich weggehen, ihn alleine lassen würde? Oder wenn sie ihn mitnehmen würde. Weg von daheim, weg von seinem Dad.
*Dad! Er weiß bestimmt, was ich machen kann!* Kurz entschlossen steht der kleine, blonde Junge auf, zieht seine Jacke über den Schlafanzug und die Schuhe über die nackten Füße. Dann läuft er die zehn Minuten zum Hafen. Trotz der beleuchteten Straßen beschleicht ihn langsam die Angst. Dann findet er das kleine Boot der Mutter. Er war noch nie alleine gefahren, aber er spricht sich selber Mut zu, immerhin hatte er es schon viele Male bei seiner Mutter und Nathan gesehen, so schwer kann das ja nicht sein. doch das fahren erweist sich als schwieriger als gedacht, besonders im dunkeln. Ein paar mal kippt er fast um, schafft es aber bis ans andere Ufer. Erleichtert versucht er anzudocken, verpasst die niedrigste Stelle jedoch und wird vom Strudel hinunter gerissen. Das Boot rammt einen Baum, er kippt vorne über, schlägt mit dem Kopf auf und kriecht noch ans Ufer. Dann wird es schwarz um ihn.
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Nathan Bridger schaut auf die Uhr. Es ist kurz nach Mitternacht. Bis eben hat er gearbeitet, jetzt packt er seine Sachen weg, um ins Bett zu gehen. Aber ein unbestimmtes, schlechtes Gefühl lässt ihn zögern. Kann er normalerweise nicht schlafen, geht er noch am Strand spazieren, aber heute ist es schon sehr spät. Also zieht er sich um und legt sich zu Carol ins Bett. Nathan muss lächeln, als er sie sieht. Sie bewegt sich im Schlaf, morgen früh würde sie sich wieder wundern, warum sie mit den Füßen auf dem Kopfkissen liegt. Er schaltet das kleine, gedämpfte Licht, das er angeschaltet hatte, aus und versucht zu schlafen. Nach einer drei viertel Stunde gibt er es auf, zieht sich Socken, Schuhe und einen Mantel über, steckt einen Schlüssel ein und macht leise die Türen hinter sich zu. Eine Weile geht er am Strand spazieren. Als er das Boot weit unten am Strand angespült sieht, wird er Schreckens bleich. Er dreht es um, keine Spur vom Fahrer.
„Cynthia, Lucas!"Während er den Strand nach unten hin weiter absucht, gehen ihm schreckliche Bilder im Kopf herum. Wie hatte das passieren können? Cynthia war eine erfahrene Fahrerin, sie hatte das Boot auch im Dunkeln die kurze Strecke schon öfters gelenkt und allzu stark waren die Wellen auch nicht. Irgendwie musste sie zu weit nach unten geraten sein. Nathan zwingt sich zur Ruhe. Er würde Systematisch suchen müssen. Mit diesem Gedanken rennt er zurück zum Haus, weckt Caro und erklärt ihr in kurzen Sätzen was passiert ist. Erschrocken schaut sie ihren Mann an.
„Oh Gott, was soll ich tun?"
„Wir müssen den Stand zu zweit genau absuchen. Irgendwas muss passiert sein, das Cynthia die Kontrolle über das Boot verloren hat. Wenn nicht Lucas alleine...Oh nein, Lucas!"
Carol schaut ihrem Mann in das entsetzte Gesicht. „Nathan, das darfst du nicht mal denken!"
Gewaltsam reißt Nathan sich zusammen, wie er es schon hundert Male im Meer getan hatte. „Wie auch immer, sie können überall angespült worden sein, vielleicht ist das Boot auch erst gekippt und sie konnten sich noch an Land schleppen, bevor es weiter abgetrieben ist. Ich suche also alles von oben ab und du nach unten hin. Such noch mal vom Boot an, vielleicht habe ich eben etwas übersehen."
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„Lucas, Cinthia!"Seit 10 Minuten suchen Carol und Nathan jetzt jeden Meter ab. Der Strand besteht aus mehreren Teilen, vor der übersichtlichen Andockstelle, bei der Stand direkt im Mehr verlief, sind Dünen, Gehölz und Gestrüpp. Das erschwert Nathan die Suche erheblich. Immer wieder ruft er, ohne wirklich auf eine Antwort zu hoffen. Bis er eine leise Stimme hört.
„Dad!"
„Kiddo!"Nathan rennt zu ihm und trägt den kleinen, durchgefrorenen und weinenden Jungen ins Haus.
„Carol? Carol, ich hab ihn!"seine Frau hört es und kommt ebenfalls ins Haus. Leise und beruhigend spricht er zu ihm, während Carol im Krankenhaus und bei Cynthia anruft, das Lucas alleine gefahren war, hatte Nathan inzwischen aus ihm heraus bekommen und auch die anderen Abläufe des Streites und Lucas Flucht zu ihm kann sich Nathan aus seinen, ziemlich durcheinenderen, von Schluchzen unterbrochenen Erzählungen, zusammen reimen.
Der Notarzt entscheidet, dass Lucas ins Krankenhaus muss.
„Möchten sie mitkommen?"
„Ja, kommst du auch mit, Carol?"
„Ja, ich fahre das Stück im Boot mit euch, dann fahre ich zu Cynthia. Sie ist total durcheinander, ich hab ihr gesagt, sie soll in dem Zustand auf keinen Fall selber fahren, ich hole sie ab. Robert weiß auch Bescheid, er hat versprochen, im Bett zu bleiben. In die Schule muss er morgen am Sonntag ja nicht."
„Danke, Schatz!"
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Nathan sitzt an Lucas Bett. Die Ärztin hatte den kleinen Jungen untersucht und eine Gehirnerschütterung und eine Verstauchung des linken Armes festgestellt. Lucas hatte wieder geweint und ihm von seiner Angst, fortgehen zu müssen, erzählt. Nathan hatte ihn beruhigt, ihn im Arm hin und hergewiegt und so war der blonde Junge dann eingeschlafen. Jetzt hält Nathan seine Hand und wacht über seinen Schlaf.
„Lucas!"Völlig aufgelöst kommt Cynthia in das Zimmer.
„Er schläft. Es ging ihm schlecht. Er hat euren Streit mitbekommen und hatte Angst, von hier weg zu müssen. Willst du dich wirklich scheiden lassen?"
„Ja, ich habe alles versucht, aber so geht es nicht weiter. Ich hätte das schon längst tun müssen. Aber natürlich möchte ich Lucas nicht aus seiner gewohnten Umgebung heraus reißen und schon gar nicht von dir. Aber wieso ist er nicht zu mir gekommen? Hat er so wenig Vertrauen zu mir?"
„Nein, Cynthia, er hat mitbekommen, wie sauer und verletzt du warst. Er wollte dich nicht noch mit seiner Angst belasten."
„Aber dich hat er sich anvertraut. Und es ist ja nicht nur dieses mal. Wenn ihn etwas bedrückt, kommt er immer erst zu dir. Aber das ist ja kein Wunder! Ich war so verletzt und enttäuscht von Lawrence, dass ich mich ganz der Arbeit gewidmet habe. Darüber habe ich Lucas öfters vernachlässigt. Nach der Schule bringe ich ihn zu dir, dann gehe ich wieder zur Arbeit. Und meine Versprechen, mir Zeit für ihn zu nehmen, habe ich so oft gebrochen. Ich bin nicht besser als Lawrence. Kein Wunder, das er mir nicht vertraut, du enttäuscht ihn nicht, er liebt dich so sehr."
„Carol!"Nathan steht auf, wischt ihr die Tränen aus dem Gesicht und nimmt sie in die Arme.
„Hey, du bist nicht wie Lawrence. Ihm bedeutet der Junge nichts. Er hätte sich auch nicht um ihn gekümmert, wenn ich nicht da wäre. Du weist, das er gerne auf der Insel und nicht alleine ist. Du weist das es ihm gut geht und hast begonnen, dir dein eigenes Leben, unabhängig von Lawrence aufzubauen. Lucas liebt dich, dass weiß ich."
„Danke, Nathan, ich wüsste nicht was ich ohne dich machen würde!"
Carol sitzt währenddessen neben Lucas. Sie weiß, wie schwer das für Cynthia ist. Trotzdem fällt es ihr nicht leicht, zu sehen, wie ihr Mann eine Andere so zärtlich umarmt, auch wenn es rein freundschaftlich ist.
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3 Stunden später wacht Lucas auf. Cynthia und Carol holen Kaffe, Nathan sitzt inzwischen wieder bei Lucas.
„Dad!"
„Na, Kiddo? Was machst du denn für Sachen? Wie geht es dir?"
„Es geht, mein Kopf tut weh."
„Ja, du hast eine Gehirnerschütterung, Das tut weh, ist aber weiter nicht gefährlich. Und dein Arm ist verstaucht, du bekommst Verbände darum und musst erst mal vorsichtig sein, aber das wird auch wieder. Kiddo?"
„Ja, Dad?"Etwas ängstlich schauen Lucas blaue Augen Nathan an. Würde er doch weg müssen?
„Versprich mir, so etwas nie wieder zu machen! Ich hatte solche Angst um dich! Und Carol und deine Mom auch."
Lucas lächelt etwas verschämt. „Versprochen!"Carol und Cynthia kommen ins Zimmer und Lucas ist sehr erleichtert zu erfahren, dass er und Cynthia ganz in die Nähe ziehen werden.
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2 Jahre später sind Cynthia und Lawrence geschieden. Das Verfahren ging zügig, Lawrence hatte das Sorgerecht ohne Protest an Cynthia übergeben. Die Zwei sind in einen Nebenort gezogen, so dass es mit dem Auto etwa 10 Minuten zum Hafen sind. Cynthia ist in der letzten Zeit regelrecht aufgeblüht. Sie geht wieder mehr raus und hat einen Freund. Lucas verbringt nach wie vor den Großteil seiner Freizeit auf der Insel oder mit seinen Freunden und Robert oder Nathan beim Basketball. Doch während sein Bezug zu den Bridgers immer enger wird, verliert er allmählich den Kontakt zu seiner Mutter. Hatte sie sich vor einigen Wochen noch hauptsächlich darauf konzentriert, Lucas zu helfen, mit seiner Intelligenz umzugehen und seine kindlichen Bedürfnisse durch Zoobesuche, dem Herstellen von Knete, Salzteig und Plätzchen, Faschingsveranstaltungen und Töpfern zu fördern, vernachlässigte sie ihren Sohn nun mehr und mehr zu Gunsten ihres neuen Partners. Trotz der Zuwendung, die Lucas von vielen Seiten erfährt leidet er darunter, was sein Verhältnis zu dem Freund seiner Mutter, Jhon, erschwert. In solchen Momenten verkriecht er sich am liebsten in seine Schularbeiten oder an seinen heiß geliebten Computer.
„Dad!"
„Hey Kiddo, ich hab schon auf euch gewartet. Hallo Cynthia."Nathan schmunzelt. Lucas hat seine Angewohnheit, ihn Dad zu nennen, noch nicht geändert. Wann er wohl damit aufhören, es als kindlich abtun? Und ob er ihn dann einfach Nathan nennen würde? Ein komischer Gedanke. Nathan streichelt Pati über den Kopf und schaut dann zu Cynthia hoch.
„Was war es eigentlich, was du mir am Vidphone nicht erzählen wolltest?" Etwas unbehaglich schaut sie ihn an.
„Oh, das würde ich gerne mit dir und Carol alleine besprechen."Sie schaut auf Lucas hinunter.
Der Kleine guckt von einem zum anderen und rollt mit den Augen. „Ich störe wohl?"
Nathan lächelt seinen Patensohn an. „Quatsch Kiddo, aber manchmal müssen Erwachsene eben alleine etwas besprechen."
„Ja ja!"Lucas verzieht das Gesicht und tut besonders genervt.
„Dann gehe ich eben mit Pati spazieren."
„Ok, aber geh nicht ganz so weit weg."Mit diesen Worten des Mannes gehen Nathan und Cynthia zu Carol ins Haus. „Also, was ist los?"Nathan setzt sich in einen Sessel und Carol auf seinen Schoß.
„Es ist... Jhon und ich wollen zusammen ziehen."
Erstaunt sieht Nathan sie an. „Ja und?"
„Jhon hat eine Arbeit in Santa Monika angeboten bekommen. Ich und Lucas werden mit ihm gehen."
„Wie bitte? Nathan springt so abrupt auf, dass Carlo nach vorne stolpert.
„Das ist vier Stunden Autofahrt von hier entfernt." Entschuldigend senkt sie den Kopf, dann hebt sie ihn energisch.
„Ich weiß, Nathan. Es tut mir leid, aber ich möchte mein Leben endlich in die Hand nehmen, tun was ich wirklich will. Und ich will ein Leben mit Jhon."Nathan schüttelt den Kopf, seine Augen funkeln.
„Das kannst du nicht tun Cynthia. Der Junge ist hier aufgewachsen. Es gab kaum einen Tag in seinem Leben, an dem er von mir getrennt war. Du weist das er nie einen richtigen Vater hatte und ich liebe ihn wie meinen eigenen Sohn. Du kannst ihn hier nicht einfach rausreißen!"
Plötzlich wird sein Ausbruch von flehlichen Rufen unterbrochen. Lucas steht im Türrahmen. Im Gegensatz zu dem klitschnassen Jungen haben die drei den Platzregen nicht bemerkt.
„Bitte Mom, bitte nicht! Ich will nicht weg von hier, du hast es versprochen!"Von den Sachen und dem Haar des Jungen tropft der Regen, tränen laufen ihm die Wange hinunter. Neben ihm schüttelt sich sein Schweinchen.
„Lucas!"Cynthia kniet sich vor ihren Sohn und beginnt, ihm die nassen Sachen auszuziehen.
Santa Monika liegt direkt an der Küste und ist wirklich schön! Es wird dir dort gefallen!"
Flehend schaut Lucas zu Nathan hoch, der ihn in ein Handtuch einwickelt. „Kann Dad nicht wenigstens mitkommen?"
Behutsam streicht Cynthia ihm über das Haar. „Nein, Lucas. Er und Carol haben hier Arbeit. Sie und Robert sind hier zuhause."
„Aber ich bin hier auch zuhause. Warum darf Robert bei Dad bleiben und ich muss weg? Das ist nicht fair!"
Nathan, der sich langsam wieder beruhigt hat, rubbelt ihn vorsichtig trocken und schaut ihm in die Augen. „Hör mal Kiddo. Natürlich gehörst du genauso zu mir, wie Robert. Aber deine Mutter hat auch das Recht, ihr Leben zu verändern. und du möchtest deine Mama doch nicht alleine gehen lassen?"
Erschrocken schaut Lucas Nathan an. „Nein!"
Aufmuntert und mit dumpfen Gefühl im Bauch lächelt Nathan ihm zu. „Na siehst du. Und wenn es dir nicht gut geht, bin ich ja auch noch da, egal, wie weit du weg bist. Aber jetzt wird sich erst mal geduscht."Er nimmt den, fest in das Handtuch gewickelten, Jungen auf den Arm und trägt ihn die Treppe hoch, wobei er Cynthias dankbaren Blick übersieht.
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Drei Monate später ist es dann soweit. Nathan und Carol verabschieden sich endgültig von Cynthia und Lucas. Cynthia schließt Nathan, Carol und Robert noch einmal in die Arme. Während sich Carol und Robert mit ermutigenden Sätzen von Lucas verabschieden, nimmt Nathan den blonden Jungen nur stumm in die Arme. Als Lucas anfängt zu weinen streicht er ihm beruhigend über den Rücken. Wieder realisiert er, wie schwer ihm der Abschied von seinem fröhlichen kleinen Patensohn fallen wird.
„Besuch mich bald, Kiddo, ja?"
„Ja!"
Langsam lässt er ihn los. Und richtet sich auf.
Cynthia schaut ihm in die Augen. „Ich verspreche dir, das wir dich besuchen kommen, sobald er das erste Heimweh überwunden und sich einigermaßen eingelebt hat. Nathan, du wirst immer sein Dad bleiben, das weist du."
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Doch auch acht Wochen nach ihrem Umzug hat Lucas sich nicht eingewöhnt. Vielleicht hätte er es, wenn sich seine Mutter und ihr Freund sich Zeit für ihn genommen hätten. Aber ihr fällt die neue Arbeit schwerer als gedacht und auch Jhon arbeitet den ganzen Tag. Lucas Bitten, seinen Dad besuchen zu dürfen, schiebt Cynthia immer wieder nach hinten, bis er aufhört zu fragen und sich vor allen zurückzieht. Selbst die Ausführlichen Vidphonegespräche mit Nathan können ihn nicht richtig aufmuntern. In der Schule ist er nach wie vor der Beste, wird aber immer blasser und isst kaum, bis er schließlich beim Sportunterricht umkippt.
„Lucas, Schatz!"Aufgebracht läuft Cynthia zu ihrem Sohn. „Wie geht es dir?"In dem Moment betritt eine Lehrerin den Raum, indem die Schulkrankenschwester den Jungen kurz zuvor untersucht hatte. Es ist Lucas Klassenlehrerin. Sie gibt Cynthia die Hand und bittet sie auf den Flur. Das Gespräch der beiden Frauen dauert lange, bis sich Cynthia dankend von ihr verabschiedet, erst zum Vidphone und dann zu Lucas zurückgeht. Sie setzt sich an den Bettrand und schaut ihn eine Weile an. Als sie anfängt zu reden, klingt ihre Stimme traurig und nachdenklich.
„Du vermisst die Insel, Carol, Robert und Nathan sehr, nicht wahr?"Etwas beschämt schaut Lucas zur Seite.
„Ja."
„Hey, das brauch dir nicht peinlich zu sein. Ich vermisse sie ja auch." Groß schaut Lucas seine Mutter an.
„Echt?"
Leise lacht sie, dann wird sie wieder ernst. „Echt! Aber jetzt hör mal zu. Ich hab eben mit deiner Lehrerin gesprochen. Sie sagt, du würdest dich ausschließen und sie hätte den Eindruck, es ginge dir nicht gut."
„Oh."
„Lucas, ich weiß, das ich im Moment zu wenig Zeit für dich hab und das tut mir leid."Lucas will etwas erwidern, aber sie lässt ihn nicht. „Lucas, ich habe eben mit Nathan gesprochen, er macht sich große Sorgen."
Unglücklich sieht Lucas auf Cynthia. „Aber er soll sich doch keine Sorgen um mich machen."
Wieder lächelt sie. „Zja, ich fürchte, das ist zu spät. Er hat darauf bestanden, das wir so schnell es geht zu ihm fahren."
„Heißt das..."Ungläubig richtet Lucas sich auf, seine blauen Augen strahlen ungläubig.
Cynthia macht ein unschuldiges Gesicht. „Das müssen wir wohl, sonst kriege ich ernste Schwierigkeiten mit deinem hochgeschätzten Dad!"
Lucas lacht, dann fällt er seiner Mutter um den Hals.
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„Kiddo!"
„Dad!"Überschwänglich lässt sich Lucas von Nathan in die Luft werfen, wird aufgefangen und an den, ihm so wohlbekannten, Mann gedrückt.
„Ich bin so froh, dass du wieder da bist! Du glaubst gar nicht, wie langweilig es hier ohne dich ist, und viel zu ruhig!"
Cynthia beobachtet die Überschwängliche Begrüßung der Beiden und ihr wird schmerzlich bewusst, dass ihre Überlegungen mehr und mehr zum Entschluss werden und als das einzig Richtige erscheinen.
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„Er soll hier bleiben?"Fassungslos starrt Nathan Cynthia an.
„Aber du bist seine Mutter."
„Die sich viel zu wenig um ihn gekümmert hat. In den letzten Jahren habe ich seine Erziehung doch mehr und mehr dir überlassen. Er wird mich weniger vermissen als dich und hier hat er sein gewohntes Umfeld."
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Cynthia behält Recht. Die ersten Wochen fallen Lucas noch schwer, aber nach einigen Wochen und einer Erholungsreise mit Nathan geht es ihm wieder besser. Er wird wieder zu dem fröhlichen, meistens unbesorgten Kind das er war, und beginnt, sich wieder für Basketball, Essen und Spielen zu interessieren.
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Nathan sitzt tief versunken in einem Sessel seines Arbeitszimmers. Als der, inzwischen 10 Jährige Lucas herein kommt, hebt er den Kopf. Der Junge ist verschwitzt und hält einen Basketball in der Hand. „Na Lucas, wie war das Training?"
„Cool. Und was hast du gemacht?"
„Nichts besonderes, wieso?"
„Du siehst so nachdenklich aus. Über was grübelst du nach?"
Nathan lächelt. „ Ich grüble nicht, Kiddo. Admiral Noyce hat eben angerufen und mir ein Angebot gemacht. Aber da gibt's nichts zu grübeln. Ich habe es abgelehnt."
Lucas setzt sich und wieder fällt Nathan auf, das er manchmal viel zu erwachsen für sein Alter wirken kann. „Wieso, um was ging es denn?"
„Du weist doch, dass ich eine ganze Zeit als Captain auf U- Booten gearbeitet habe."
„Sicher, und?"
„Es geht um einen befreundeten Captain. Ihm geht es zurzeit nicht gut. Er wird nicht mehr voll arbeiten können. Aber er ist Captain eines ziemlich kleinen Militärbootes. Seine Mannschaft vertraut ihm. Deshalb hat ihm Bill Noyce angeboten, die Hälfte der zeit weiter zu arbeiten. Dann könnte er sich zwischen durch erholen und seine Crew behalten."
„Aber?"Lucas schaut Nathan fragend an.
„Nur unter der Bedingung, dass sie einen Mann finden, dem die Mannschaft genauso vertraut und der die andere Hälfte der Zeit übernehmen würde."
„Und da hat er an dich gedacht?"
„Ja. Ich kenne die meisten der Crewmitglieder. Viele waren bereiz auf einem meiner Boote und in meiner Crew."
„Was sagt Carol dazu?"
Diesmal lächelt Nathan nicht nur wegen Lucas. Carol hatte das Gespräch mitbekommen, sich an seinen Rücken gekuschelt und gemeint, er solle annehmen. Er hatte ihr und auch Robert widersprochen und kurz und knapp gesagt, dass Lucas erst zehn sei und damit noch zu Jung, um für 4 Monate im Jahr auf seinen Vater zu verzichten.
„Dad?"
„Oh, entschuldige, Kiddo. Naja..."Lucas zieht die Augenbrauen hoch und guckt nach dem Motto Ich hab dich durchschaut.
„Sie fand es OK, Robert auch und du hackst den Job nur wegen mir ab?"
Nathan schmunzelt. „Was bist du doch für ein intelligenter Junge! Ob du das von mir hast?"
Lucas lacht. „Klar, anerzogen."Dann wird er ernst. „Aber im Ernst. Du sehnst dich doch nach dem Meer. Ich finde es wirklich OK, wenn du gehst, auch wenn ich dich schrecklich vermissen werde. Aber Robbi und Carol sind ja auch noch da."
Jetzt ist es an Nathan zu lachen. „Ach gib schon zu, du vermisst nur einen würdigen Gegner beim Schach."
„Stimmt!"
Nathan schaut dem blonden, sportlichen Jungen offen ins Gesicht. „Lucas, die Mannschaft hat vier Monate Dienst, mit Pausen natürlich, 4 Monate Urlaub und dann wieder 4 Monate Dienst. Du weist, was das heißt?"
„Sicher, das heißt, dass du 8 Monate nur für uns da sein wirst."
„Du findest es wirklich in Ordnung?"
„Klar, Dad, ich bin doch kein Baby mehr. Aber nur unter einer Bedingung."
„Und die wäre?"
„Du nimmst mich mit zum Hafen."
Nathan strahlt. Er weiß, welches Risiko er eingeht, der Dienst auf einem Militär Boot ist nicht ungefährlich. Dennoch hat er sich seit langem gewünscht, wieder in der Arbeit einzusteigen, die er liebt.
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„Manilo!"
„Captain! Wie schön, dich mal wieder zu sehen! Hab mich schon gefragt, wie lange du es ohne das Meer und eine Crew um dich rum noch aushältst. Hallo Carol."
„Hallo"Carol gibt dem Freund ihres Mannes die Hand zur Begrüßung."
Dann wendet sich der kräftige Mann Robert und Lucas zu. „Sind das deine Jungs?"
Nathan antwortet. „Ja, das ist Lucas. Robert hast du ja schon mal gesehen."
„Ja, aber da war er, glaube ich, so um die acht herum. Wie alt bist du jetzt?"
„Ich bin 17, werde aber bald 18."
„Und weist du schon, was du nach der Schule machen möchtest, oder arbeitest du schon?"
„Nein, noch gehe ich zur Schule. Aber ich möchte auf einem U-Boot arbeiten, wie mein Vater."
„Na, wenn du auch ebenso gut werden möchtest wie er, hast du dir allerdings was vorgenommen. Er lächelt. „Aber ich zweifle nicht daran."
„Danke."
„Captain!"
Nathan dreht sich in die Richtung, aus der ruf kommt. Zwei Männer in Uniform und eine Frau kommen auf sie zu. Die beiden Männer grüßen und salutieren vor dem Captain, Kristen Westphalen gibt ihm die Hand und lächelt ihn an.
„Darf ich ihnen meine Frau vorstellen? Carol Bridger. Und das sind meine hoffnungsvollen Nachfolger, Robert und Lucas."
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Schließlich geht es ans Verabschieden. Trotzdem lächelt Lucas noch in sich hinein. *Diese Leute wirken alle erfahren und intelligent. Trotzdem haben sie solchen Respekt vor Dad! Er muss wirklich ein großartiger Captain sein. Sie haben mich alle für seinen Sohn gehalten. Obwohl, dieser Crocker wirkt sehr vertraut mit Dad. Er weiß sicher, dass er nicht mein leiblicher Vater ist. Aber was soll's. Er ist für mich da wie ein Vater, also ist er es auch irgendwie.*
Lucas wird aus seinen Überlegungen herausgerissen, denn Nathan hat Carol gerade den letzten Kuss gegeben und schaut jetzt Lucas und Robert an. Der scheint ebenfalls in Gedanken versunken gewesen zu sein.
„Wollt ihr euch nicht von mir Verabschieden?"Wie auf Kommando stehen die beiden stramm, salutieren und machen ernste Mienen. Nathan lacht und die Zwei stimmen ein.
„Tschüss, Pa!"
„Tschüss, Robert."Nathan umarmt seinen Ältesten. Bevor er sich richtig zu Lucas umdrehen kann, umarmt auch der ihn stürmisch.
„Tschau, Cap!"
Nathan stutzt, dann lächelt er. Anscheinend hat Lucas jetzt die passende Anrede gefunden. Aber ein bisschen traurig ist er schon. Robert würde schließlich auch nicht plötzlich aufhören, ihn Pa zu nennen. Aber er hatte es erwartet und Cap ist eine persönliche anrede, an die er sich gewöhnen wird. Und so schließt er den schlanken Jungen fest in seine Arme.
„Machs gut, Kiddo. In zwei Monaten haben wir zwei Wochen frei, also brennt das Haus nicht ab, ihr habt keine Zeit, es unbemerkt wieder auf zu bauen!" Alle lachen, obwohl ihnen der Abschied für eine so lange Zeit nahe geht.
„Ach, ehe ich es vergesse, ich hab noch etwas für euch."
„Was?"Beide schauen ihn erwartungsvoll an.
Nathan versteht es, die richtigen Geschenke zur richtigen Zeit zu machen. Er lächelt verschmitzt. „Seht in euren Zimmern nach, ich hoffe, es gefällt euch. Ach ja, und das zweite Geschenk zählt nur einmal, für euch beide zusammen. Er zwinkert ihnen zu und geht.
Lucas und Robert schauen sich verdutzt an. Dann wenden sie sich an Carrol. „Weist du, was er meint?"
„Ja, aber ich verrate es euch nicht."Damit winkt sie Nathan, der gerade in einer sealunch verschwindet, noch einmal zu.
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„Wow!"Lucas steht in seinem Zimmer und staunt. Nicht anders ergeht es Robert in seinem Raum. Beide stehen vor nagelneuen Abfahrtskiern. Lucas sind schwarz, mit kleinen, bunten Spritzern darauf. Roberts dagegen silbern mit schwarzen Formen und Zeichen. Sie probieren die Schuhe dazu an, sie passen. Auf ihren Brettern liegt jeweils eine große, weiße Karte.
Ich hoffe, wenn ich wiederkomme, habt ihr einen geeigneten Skiort für uns gefunden. Oder habt ihr keine Lust auf zwei Wochen Skifreizeit? Ich vermisse euch jetzt schon! Ich freue mich auf unsren Urlaub! Euer Dad.
Lucas grinst und Robert kommt ins Zimmer gestürzt.
„Ist das nicht genial? Zwei Wochen Skifahren!"
„Und wir suchen uns aus, wo's hingeht!"
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„Das ist doch nicht euer Ernst! Vergesst es, da kriegt ihr mich nie runter!"Entsetzt schaut der braunhaarige Teen Carol, Lucas und Nathan an. Aber auch der Frau ist die steile, teilweise hügelige Abfahrt nicht geheuer.
Lucas dagegen grinst. „Ach komm schon, Robbi. Du musst nur langsam Schlangenlinien fahren. Ein paar Mal und du fährst in 5 Minuten da runter."
Robert zieht seine Augenbrauen hoch. „Ja, ja. Ihr habt gut reden. Du und Pa wart schließlich schon mal Skifahren."
Versonnen lächelt Lucas. In der Zeit, direkt nachdem seine Mutter umgezogen war und sich entschieden hatte, ihn auf der Insel zu lassen, vermisste er sie sehr und Nathan war mit ihm weggefahren, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Diese 8 Tage, in denen Nathan sich nur für ihn Zeit genommen hatte und sie viel an der frischen Luft gewesen waren, hatten bei dem Jungen Wunder bewirkt.
Lucas reißt sich aus seinen Gedanken. „Ach komm, das war vor einem Jahr. Ich muss mich auch erst wieder rein finden."
„Also gut."Robert seufzt und stößt sich ab. Während er gerade runter fährt, merkt er, das er nicht weiß, wie man aus einer Abfahrt heraus abrupt anhält. Der Teenager überschlägt sich, seine Skistöcke fliegen in alle Richtungen und er kullert vornüber ein Stück den Berg runter.
„Robert!"Nathan und Lucas fahren, selbst noch unsicher, so schnell es geht zu ihm. Carol, die selbst noch nicht fahren kann, steht hilflos oben am Berg.
„Ist dir was passiert?"Lucas und Nathan halten bei Robert, der rappelt sich auf.
„So ein Mist! Ich fahre nie wieder Ski!"Schimpft er, während er nach seinem zweiten Brett angelt und sich den Schnee aus dem Gesicht wischt."
Lucas grinst, anscheinend war der Sturz nicht allzu schlimm. „Zja" Vielsagend schaut er nach unten zum Tal. „Einmal wirst du wohl mindestens noch fahren müssen. Aber dafür gibt's da unten auch die Liftkarte."
Robert zieht eine Flunsch, die Lucas und Nathan zum lachen bringt. Dann zeigen sie Robert die richtige Verlagerung, das wenden und Bremsen und fahren langsam zu dritt nach unten.
Oben steht die besorgte Carol, die noch besorgter wird, als nur Nathan oben ankommt. „Was ist passiert, wo sind die Jungs?"
Nathan lacht, seine Augen funkeln belustigt und etwas Schadenfroh. „Oh, sie dürften noch leben, wenn sie sich in der Zwischenzeit nicht gegenseitig erwürgt haben. Robert hatte wohl noch mit dem Gleichgewicht Probleme und dem Geschimpfe nach zu urteilen, hat Lucas seine ersten Stürze von einem Lift dieser Art erfolgreich verdrängt."Unter lachen warten die Zwei auf Lucas und Robert.
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In der nächsten Woche lernen Carol und Robert die Grundkenntnisse und das Gefühl für die Skier in einem Anfängerkurs. Lucas und Nathan unternehmen derweil in einer Fortgeschrittenen Gruppe und gelegentlich auch alleine, lange Fahrten in den Rocky Mountens, an denen in der zweiten Woche auch Carol und Robert Teilnehmen können.
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Anfang der zweiten Woche wird Roberts Aufmerksamkeit auf jemanden anderes gelenkt. Ein sportliches Mädchen mit dicken, rotgelockten Haaren und Sommersprossen, steht mit ihren Eltern am Hang.
„Na, dann fahr mal runter!"Sie grinsen.
„Sicher, wenn ihr mir sagt, wie."
Robert, der eigentlich zum Hotel zurückfahren wollte, entschließt sich spontan, noch eine Runde zu fahren, da spricht sie ihn an.
„Entschuldige, braucht man eine Karte, um mit dem Lift zu fahren?"
Er dreht sich um, sie schauen sich in die Augen. Ein Gefühl, als hätte der Blitz eingeschlagen, bei Beiden. Im nächsten Augenblick hat sie sich wieder gefangen. „Ja!"
„Und wo gibt's die Karten?"
„Unten!"Er lächelt sie an und fährt los. Inzwischen beherrscht er die Abfahrt gut. Sie lacht und folgt ihm, so gut sie kann. Unten angekommen wartet er, bis sie atemlos neben ihm steht. Sie lächelt ihn an.
„Du fährst echt super!"
„Danke! Aber das wirkt nur so, weil ich in der letzten Woche nichts anderes getan hab, als diese Abfahrt zu üben. Sind das deine ersten Skiferien?"
„Nein, ich war schon mal eine Woche Skifahren, aber das ist 2 Jahre her. Und deine?"
„Ja, ich bin mit meiner Familie hier."
„Ich auch, meine Eltern und ich sind gestern hier angekommen."
Die Zwei fahren gemeinsam den Lift hoch und die nächste Woche verbringt Robert viel Zeit mit Chantal.
Der Abschied wird umso trauriger, obwohl Chantal nur eine halbe Stunde Autofahrt von ihnen weg wohnt und sie sich in einer Woche wiedersehen können.
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3 Jahre später rennt Lucas aufgeregt ins Haus. „Dad, Carol, Robbi!"
Erschrocken über Lucas Tonfall und seine Wortwahl dreht Nathan sich um. „Hey Kiddo, was ist denn los? Carol und Robert sind doch auf dem Festland..."
Der Junge lässt ihn nicht ausreden. „Ein Delphin!"
„Was?"
„Ein kranker Delphin ist an den Strand gespült worden."Nathan reagiert prompt. Er läuft in sein Arbeitszimmer, geht an eine Schublade , nimmt eine Nummer heraus und wählt sie am Vidphone.
Eine Frau geht dran. „Ja?"
„Mein Name ist Nathan Bridger, guten Tag, sind sie Frau Jhonsen?"
„Ja, wieso?"
Mit drängender Stimme antwortet er. „Ich bin der Captain des U- Bootes, auf dem Kristen Westphalen arbeitet. Sie sagte mir vor zwei Tagen, dass sie eine Weile bei ihnen hier in der Nähe wohnen würde. Ist sie da? Es ist dringend!"
„Ja, einen Moment."Kurz darauf erscheint die Doktorin und Wissenschaftlerin auf dem Bildschirm. Hallo Captain. Ist etwas passiert?"
Nathan erklärt ihr kurz den Sachverhalt und sie sagt ihm zu, in 15 min da zu sein.
Nathan legt den Hörer auf und läuft zum Strand. Als er den Delphin sieht, vor dem der Junge kniet, wird er langsamer, um das Tier nicht zu erschrecken. Aus Jahrelanger Erfahrung in der Arbeit und Forschung von Delphinen weiß er, was zu tun ist.
„Komm, Lucas, wir müssen ihn feucht halten, dann sehe ich ihn mir genauer an."
**************
Auch Dr. Westphalen untersucht den Delphin, dann beruhigen die Erwachsenen den besorgten Jungen.
„Er hat zwei ernste Verletzungen, aber wir werden ihm helfen können, Kiddo. Ich denke, er wird überleben."Versichert Nathan ihm.
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Die nächsten Wochen geben sich Nathan, Kristen und Lucas die größte Mühe, den Delphin wieder aufzupäppeln und gesund zu pflegen. Auch Robert und Carol bemühen sich, haben durch Arbeit, Schule und Projektwoche aber nur wenig Zeit. Anfangs hat Lucas vor, die Schule wenigstens für ein paar Tage zu schwänzen, aber Carols ermahnender Blick und ein paar strengere Worte von Nathan in Richtung gerade übersprungene Klasse Bringen ihn wieder davon ab. So beschränkt er sich darauf, nach der Schule so schnell wie möglich nach hause zu kommen, ab und zu mal einzelne Stunden zu vergessen und bis abends bei dem Delphin zu bleiben.
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„Das ist echt nicht gerecht!"3 Wochen später wirft Lucas seine Tasche ins Zimmer, geht an den Strand und watet zu Nathan ins Wasser.
„Was, Kiddo?"
„Du nimmst dir frei und ich muss zur Schule."
„Lucas!"Nathan seufzt. „Darüber haben wir doch schon diskutiert. Außerdem weist du, das ich mit dem Planen des U- Boot- Projekts, der seaQuest gerade begonnen hatte, und durchaus daran weiterarbeite, sooft es geht. „Ach ja..."Er zieht eine Augenbraue hoch. „Wie war's eigentlich gestern beim Zahnarzt? Und, wie konnte ich das vergessen? Mein herzliches Beileid."
„Was?"Lucas schaut Nathan groß an, dann geht ihm ein Licht auf. „Oh, woher..."
„Einer deiner Mitschüler hat einen Rundruf beendet, du warst der Letzte, der noch nicht benachrichtigt worden war, weil du im Alphabet am Schluss deiner Klasse stehst. Ich soll dir ausrichten, dass du morgen zwei Stunden später Schule hast. Dabei hat er mir herzliches Beileid gewünscht, wegen des Todes deiner Oma, er ist davon ausgegangen, das es meine oder Carols Mutter war."
Unsicher schaut Lucas zu Nathan, aber dessen Gesicht lässt keinen Gedanken durchschauen.
„Du kannst dir sicher vorstellen, wie perplex ich war, da meine Eltern, wie du weist, bereits seit einigen Jahren Tot sind, sonst hätte ich wahrscheinlich wer weiß was gedacht. Und mit Carols Vater hatte ich fünf Minuten vorher telefoniert. Dann hat er mir noch Hausaufgaben durchgesagt, die er heute in der Schule vergessen hat dir zu geben. Also mein Junge, wie erklärst du mir das? Wo du mir doch erzählt hast, das zwei deiner Lehrer krank sein?"Nathan schaut Lucas durch dringlich in die Augen.
Lucas schaut weg. Seine Mitschüler zu belügen war etwas anderes als seinen Patenonkel. „Naja..."
„Ich höre?"
Lucas windet sich, dann antwortet er. „Du hast gesagt, ich soll in die Schule gehen, und da war ich ja auch. Aber ich wollte so gerne bei Darwin sein und Mathe kann ich doch eh. Und in EDV gebe ich sozusagen meinem Lehrer Unterricht..."
Jetzt klingt Nathans Stimme wirklich streng, er zieht auch die zweite Augenbraue hoch. „So. Und das du besser als andere bist, gibt dir das Recht, deine Mitschüler, Lehrer, Carol und mich anzulügen? Und dann eine Beerdigung. Lucas, etwas mehr Feingefühl hätte ich dir wirklich zugetraut!"
„Jaa, ich gebe ja zu, das dass keine gute Idee war. Du hast mich doch nicht verraten, oder?"Lucas schaut ihn bittend an und Nathan muss, entgegen seiner Vorsätze, lachen.
„Nein, natürlich nicht, ich hab ihm nur gesagt, das es nicht deine leibliche Oma war, sondern eine ältere Dame, die das selbe für dich bedeutet hast, und die du deshalb genannt hast."
Erleichtert atmet Lucas auf. „Danke, Cap!"
Nathan lächelt. „Schon gut, Kiddo!"Dann wird er wieder ernst. „Aber noch mal mache ich das nicht, das dass klar ist! Wie viele Stunden hast du geschwänzt?"
Diesmal schaut Lucas ihn offen an und sagt die Wahrheit. „Sechs Stunden."
„Na, dann denke ich, es ist mal wieder Zeit für eine Taschengeldaufbesserung. Der gute alte Jhonny kann sicher deine Hilfe Gebrauchen."
„Kühe ausmisten? Muss das sein?"Lucas verzieht das Gesicht, dann grinst er. „Also, ein guter Pädagoge würde seinen Sohn sicher nicht wegen Schwänzen bestrafen. Er würde eher feinfühlig versuchen herauszufinden, was der Junge für Probleme hat, warum er das getan hat...""
Nathan beherrscht sich und antwortet, ohne eine Regung. „Zja mein Sohn, zum einen habe ich nie behauptet, ein guter Pädagoge zu sein, zum anderen ist das keine Bestrafung fürs Schwänzen, sondern lediglich eine Erinnerung daran, das Lügen und saufen keine Lösung sind."
Lucas prustet los. „Ich saufe nicht!"
Nathan bleibt ernst. „Nein, aber du hast gelogen. Sicher, jeder flunkert dann und wann ein bisschen, aber versprich mir trotzdem, das nach Möglichkeit zu vermeiden, ich möchte dir nämlich gerne weiter vertrauen können."
Auch Lucas schaut Nathan jetzt ernst in die Augen. „Versprochen! Und die paar hundert Kühe mach ich mit links!"
„Na dann komm und hilf mir, die Begrenzung wegzutragen."
Erstaunt schaut Lucas auf Darwin. „Was? Ist er denn wieder völlig OK?"
„Ja, Dr. Westphalen war hier, wie sind beide der Meinung, dass er wieder fit ist."
Lucas streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Dann wird er wieder wegschwimmen?"
„Ich weis nicht, Kiddo. Er hat sich an uns gewöhnt, und ich befürchte, das seine Familie weitergezogen ist."
„Also kann es sein, das er hier bleibt?"
„Wir werden sehen."
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Lucas Hoffnung erfüllt sich. Darwin bleibt und Nathan und Lucas verwenden viel Zeit und Geduld darauf, dem jungen Delphin die Zeichensprache und verschiedene Tricks bei zu bringen. So wird Darwin neben Pati zum Familienmitglied.
Autor: snuggles
Disclaimer: Außer den Rechtschreibfehlern und der Idee ist nichts mir.
Teil: 2/3
@ Kiddo: Hey Alfirim! Erst mal danke für deine reviews, auch zu den anderen Geschichten. Irgendwie hat mich deine review zu `Gefangen` traurig gemacht, ich weiß auch nicht so genau warum. Vielleicht, weil sich das Lied so sehr nach Abschied anhört. Ich hatte es benutzt, nachdem Carol gestorben war. Und auch für uns wird sich noch mehr verändern. Nur noch dieses Jahr sind wir an einer Schule. Danach machst du dein Annerkennungsjahr und ich beginne die nächste Ausbildung. Aber unsere Freundschaft ist nicht durch die seaQuest oder die Schule entstanden, sondern durch ein anderes gemeinsames Hobby. Und ich denke, das ist das Besondere. Unsere gemeinsamen Interessen haben unsere Freunschaft enger gemacht. Und nur weil sich Dinge Verändern, müssen sie nicht schlechter werden, Freundschaften nicht auseinander gehen. Und weist du, ich freue mich auf die Rote! Und ich würde sehr gerne weiter Geschichten von dir hören, denn das ist etwas ganz besonderes für mich! Deine Rána.
@ Yury: Vielen Dank für deine review! Natürlich darfst du *Mr. businesss Wolenczak* übernehmen. Und ja, sein erstes Wort war Mama. Eine der Veränderungen, die entstehen, wenn sich Bridger und seine mom um ihn kümmern. (
@ Danke!!!
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Ein halbes Jahr später öffnet Lucas erstaunt die Haustür.
„Dad! Was machst du denn um die Zeit hier?"
„Na was wohl? Ich bringe dich in die Schule."
„Echt? Lucas strahlt. Heute soll er in eine neue Klasse kommen, in die dritte. Dabei war er erst vor einem halben Jahr mit knapp 5 eingeschult worden. Als die Lehrer dann dringend empfohlen hatten, ihn mindestens eine Klasse überspringen zu lassen, hatten Nathan und Cynthia lange überlegt, was sie tun sollten. Schließlich hatten sie übereingestimmt, dass es das Beste für Lucas sei, nicht zu riskieren, ihn aus der Zweiten direkt wieder rausreißen zu müssen, sondern ihn gleich in die Dritte zu geben, auch wenn ihm das viel abverlangen würde. Lawrence hatte sich diesmal ganz rausgehalten. Weitere Streitereien war es ihm nicht wert.
Seinen Gefühlen nach zu urteilen war Lucas sich sicher, mindestens tausend Hummeln im Magen zu haben. Und eben war er noch überzeugt gewesen, gar nicht in die Schule gehen zu können. Aber jetzt, mit der Aussicht nicht alleine gehen zu müssen, fühlt er sich schon viel woher. Seine Mutter hat sich heute nicht frei nehmen können und war schon vor einer Stunde aus dem Haus gegangen. An seinen Vater hatte er gar nicht erst gedacht und Nathan arbeitete um die Zeit normalerweise schließlich auch.
„Ach, Lucas..."Natahns verschmitztes Gesicht lässt Lucas etwas ahnen-
„Deine Mutter und ich haben da etwas für dich."
„Ein Geschenk? Wo ist es?"Er läuft um Nathan herum, kann aber nichts finden. Da hört er aus Nathans Wagen leise Geräusche.
„Dad?!"Er läuft zum Wagen, öffnet die Tür und sieht-
„Ein Schwein?"Lucas starrt Nathan an. Der lächelt. Genau so hatte er sich Lucas Reaktion vorgestellt.
„Kein normales Schwein, Kiddo, ein Miniatur- Hausschwein. Es ist noch ein Ferkel und wird kaum mehr wachsen. Du kannst mit ihm spazieren gehen wie mit einem Hund und es ist genauso sauber. Eigentlich bin ich in ein Tierheim gefahren um einen Hund zu holen. Da war sie und hat mir so Leid getan. Magst du es? Wenn du möchtest kannst du aber auch einen Hund haben, dann bringen wir sie zurück."Langsam fängt Lucas ungläubiges Gesicht an zu strahlen. Nein, er will keinen Hund, so ein kleines Ferkel ist etwas Besonderes, es ist unglaublich süß und seine neuen Klassenkameraden würden staunen.
„Und wie ich es mag! Sie ist total süß!"Dann fängt er an zu Grinsen und man könnte meinen, er währe Nathans leiblicher Sohn. „Und das hat Papa erlaubt? Nicht zu glauben!"
Jetzt lacht auch Nathan. „Naja, begeistert war er nicht, aber unter der Bedingung, dass es so selten wie möglich, und nur wenn du auf sie aufpasst, da ist, hat er zugestimmt. Wenn du in der Schule bist, bleibt es also auf der Insel und danach nimmst du sie mit zu euch."
„Wow, vielen, vielen dank Dad!"
„Schon gut, aber bedanke dich auch noch bei deinen Eltern."
„Jaa, aber Papa ist ja ohne hin nie da. Und ich darf es wirklich behalten, kein Scherz?"
„Nein, kein Scherz. Aber eins musst du mir versprechen!"
„Ja?"
„Du musst dich gut um sie kümmern, auch wenn sie etwas größer und nicht mehr so neu für dich ist."
„Versprochen! Wie heißt sie den?"
„Wie du möchtest, denk dir einen Namen aus, aber lass uns jetzt fahren, es wird wirklich Zeit."
„Holst du mich nach der Schule auch wieder ab?"
„Hmm..."
„Bitte!"
„Also gut, du kannst deine blauen Äuglein wieder auf normale Größe bringen, ich hol dich ab." Lucas lacht sein Kinderlachen, seine Augen glänzen und Nathan schmunzelt in sich hinein. *Er ist eben doch noch ein Kind! Wenn auch ein besonders hübsches und intelligentes Kind, aber ein Kind. Wir müssen wirklich noch mehr darauf achten, ihn das auch sein zu lassen.* Mit diesem Gedanken verabschiedet er Lucas und wünscht ihm viel Glück.
**********
„Und, wie ist es gelaufen?"Nathan fängt Lucas auf, der auf ihn zugerannt kommt, was nicht ganz einfach ist, da er im anderen Arm das Kleine Ferkel hält.
„Ganz gut. Sie haben gefragt, warum ich mit fünf schon in die dritte komme."
„Und was hast du geantwortet?"
„Das ich schon früh lesen und schreiben gelernt habe und deshalb schon in die dritte komme."
„Na siehst du, das wird schon. Und wenn nicht, dann sind Cynthia und ich ja auch noch da."
Vorsichtig nimmt Lucas jetzt das Schweinchen in die Arme. „Ich hab den anderen von Patricia erzählt und sie fanden es toll, keiner von ihnen hat ein Hausschwein, alle nur Vögel, Hasen und Hunde."
„Patricia ? Du hast es Patricia genannt?"
Lucas strahlt. „Ja, toll, nicht? Und rufen können wir es Pati"
„Ein Schwein das Patricia heißt? Nahten rümpft die Nase, dann lacht er. „Ja, sehr interessant."
**************
1 Jahr später
Lautes Geschrei aus einem der unteren Stockwerke schreckt Lucas Wolenczak aus seinem tiefen Schlaf auf. In seiner weichen, bunt gemusterten Betdecke setzt er sich auf, reibt sich die Augen und wird langsam wach. Die Stimmen von unten werden allmählich lauter.
„Jetzt spiel dich nicht so auf, Cynthia. Du hockst doch ständig bei deinem Nathan. Sogar unser Sohn nennt ihn Dad."
„Das hast du bemerkt? Nicht zu glauben!"Ihre Stimme klingt zynisch, wie Lucas sie noch nie gehört hat. „ Wo er dir sonst doch scheiß egal ist! Außerdem, was erwartest du? Nathan kümmert sich liebevoll um ihn und du bist ja nie da."
„Warum sollte ich auch? Du spielst die brave Mutter, dabei bist du nie zuhause, wo du hingehörst, wenn ich dich will bist du Arbeiten oder bei deiner idyllischen Kleinfamilie der Bridgers."
„Ach? So ist das also!"Lucas, der langsam die Treppe herunter kommt, traut sich nicht, etwas zu sagen. So wütend hatte er seine Mutter noch nie gesehen. Normalerweise ist es Lawrence, der ausflippt. Er bleibt an der Wand stehen und hört ungläubig weiter zu.
„Ich bin nicht da? Der Herr wünscht, dass ich immer für ihn bereit bin, und dabei bumst er durch die Gegend. Soll ich dir etwas sagen?"Kalt, unendlich traurig und kaputt, sieht sie ihm ins Gesicht. „Es reicht mir, endgültig. Ich lasse mich scheiden!"Damit knallt sie die Tür hinter sich zu, Lawrence geht ihr nach, schreit, knallt die Tür ebenfalls und Lucas ist wieder allein.
Die Sekunden gehen vorbei, langsam lässt er sich auf eine Stufe sinken, ganz langsam beginnt er zu begreifen, was eben passiert ist. Seine Eltern streiten sich oft, das ist es nicht. Es ist Cynthias Ton, der ihm Angst macht. Ich lasse mich scheiden. Das hatte sie noch nie gesagt, jedenfalls hatte Lucas es nie von ihr gehört. Lucas Gedanken überschlagen sich, er friert, zieht die Beine an und schlägt die Arme um sich. Was wenn seine Mutter wirklich weggehen, ihn alleine lassen würde? Oder wenn sie ihn mitnehmen würde. Weg von daheim, weg von seinem Dad.
*Dad! Er weiß bestimmt, was ich machen kann!* Kurz entschlossen steht der kleine, blonde Junge auf, zieht seine Jacke über den Schlafanzug und die Schuhe über die nackten Füße. Dann läuft er die zehn Minuten zum Hafen. Trotz der beleuchteten Straßen beschleicht ihn langsam die Angst. Dann findet er das kleine Boot der Mutter. Er war noch nie alleine gefahren, aber er spricht sich selber Mut zu, immerhin hatte er es schon viele Male bei seiner Mutter und Nathan gesehen, so schwer kann das ja nicht sein. doch das fahren erweist sich als schwieriger als gedacht, besonders im dunkeln. Ein paar mal kippt er fast um, schafft es aber bis ans andere Ufer. Erleichtert versucht er anzudocken, verpasst die niedrigste Stelle jedoch und wird vom Strudel hinunter gerissen. Das Boot rammt einen Baum, er kippt vorne über, schlägt mit dem Kopf auf und kriecht noch ans Ufer. Dann wird es schwarz um ihn.
*************
Nathan Bridger schaut auf die Uhr. Es ist kurz nach Mitternacht. Bis eben hat er gearbeitet, jetzt packt er seine Sachen weg, um ins Bett zu gehen. Aber ein unbestimmtes, schlechtes Gefühl lässt ihn zögern. Kann er normalerweise nicht schlafen, geht er noch am Strand spazieren, aber heute ist es schon sehr spät. Also zieht er sich um und legt sich zu Carol ins Bett. Nathan muss lächeln, als er sie sieht. Sie bewegt sich im Schlaf, morgen früh würde sie sich wieder wundern, warum sie mit den Füßen auf dem Kopfkissen liegt. Er schaltet das kleine, gedämpfte Licht, das er angeschaltet hatte, aus und versucht zu schlafen. Nach einer drei viertel Stunde gibt er es auf, zieht sich Socken, Schuhe und einen Mantel über, steckt einen Schlüssel ein und macht leise die Türen hinter sich zu. Eine Weile geht er am Strand spazieren. Als er das Boot weit unten am Strand angespült sieht, wird er Schreckens bleich. Er dreht es um, keine Spur vom Fahrer.
„Cynthia, Lucas!"Während er den Strand nach unten hin weiter absucht, gehen ihm schreckliche Bilder im Kopf herum. Wie hatte das passieren können? Cynthia war eine erfahrene Fahrerin, sie hatte das Boot auch im Dunkeln die kurze Strecke schon öfters gelenkt und allzu stark waren die Wellen auch nicht. Irgendwie musste sie zu weit nach unten geraten sein. Nathan zwingt sich zur Ruhe. Er würde Systematisch suchen müssen. Mit diesem Gedanken rennt er zurück zum Haus, weckt Caro und erklärt ihr in kurzen Sätzen was passiert ist. Erschrocken schaut sie ihren Mann an.
„Oh Gott, was soll ich tun?"
„Wir müssen den Stand zu zweit genau absuchen. Irgendwas muss passiert sein, das Cynthia die Kontrolle über das Boot verloren hat. Wenn nicht Lucas alleine...Oh nein, Lucas!"
Carol schaut ihrem Mann in das entsetzte Gesicht. „Nathan, das darfst du nicht mal denken!"
Gewaltsam reißt Nathan sich zusammen, wie er es schon hundert Male im Meer getan hatte. „Wie auch immer, sie können überall angespült worden sein, vielleicht ist das Boot auch erst gekippt und sie konnten sich noch an Land schleppen, bevor es weiter abgetrieben ist. Ich suche also alles von oben ab und du nach unten hin. Such noch mal vom Boot an, vielleicht habe ich eben etwas übersehen."
************
„Lucas, Cinthia!"Seit 10 Minuten suchen Carol und Nathan jetzt jeden Meter ab. Der Strand besteht aus mehreren Teilen, vor der übersichtlichen Andockstelle, bei der Stand direkt im Mehr verlief, sind Dünen, Gehölz und Gestrüpp. Das erschwert Nathan die Suche erheblich. Immer wieder ruft er, ohne wirklich auf eine Antwort zu hoffen. Bis er eine leise Stimme hört.
„Dad!"
„Kiddo!"Nathan rennt zu ihm und trägt den kleinen, durchgefrorenen und weinenden Jungen ins Haus.
„Carol? Carol, ich hab ihn!"seine Frau hört es und kommt ebenfalls ins Haus. Leise und beruhigend spricht er zu ihm, während Carol im Krankenhaus und bei Cynthia anruft, das Lucas alleine gefahren war, hatte Nathan inzwischen aus ihm heraus bekommen und auch die anderen Abläufe des Streites und Lucas Flucht zu ihm kann sich Nathan aus seinen, ziemlich durcheinenderen, von Schluchzen unterbrochenen Erzählungen, zusammen reimen.
Der Notarzt entscheidet, dass Lucas ins Krankenhaus muss.
„Möchten sie mitkommen?"
„Ja, kommst du auch mit, Carol?"
„Ja, ich fahre das Stück im Boot mit euch, dann fahre ich zu Cynthia. Sie ist total durcheinander, ich hab ihr gesagt, sie soll in dem Zustand auf keinen Fall selber fahren, ich hole sie ab. Robert weiß auch Bescheid, er hat versprochen, im Bett zu bleiben. In die Schule muss er morgen am Sonntag ja nicht."
„Danke, Schatz!"
***************
Nathan sitzt an Lucas Bett. Die Ärztin hatte den kleinen Jungen untersucht und eine Gehirnerschütterung und eine Verstauchung des linken Armes festgestellt. Lucas hatte wieder geweint und ihm von seiner Angst, fortgehen zu müssen, erzählt. Nathan hatte ihn beruhigt, ihn im Arm hin und hergewiegt und so war der blonde Junge dann eingeschlafen. Jetzt hält Nathan seine Hand und wacht über seinen Schlaf.
„Lucas!"Völlig aufgelöst kommt Cynthia in das Zimmer.
„Er schläft. Es ging ihm schlecht. Er hat euren Streit mitbekommen und hatte Angst, von hier weg zu müssen. Willst du dich wirklich scheiden lassen?"
„Ja, ich habe alles versucht, aber so geht es nicht weiter. Ich hätte das schon längst tun müssen. Aber natürlich möchte ich Lucas nicht aus seiner gewohnten Umgebung heraus reißen und schon gar nicht von dir. Aber wieso ist er nicht zu mir gekommen? Hat er so wenig Vertrauen zu mir?"
„Nein, Cynthia, er hat mitbekommen, wie sauer und verletzt du warst. Er wollte dich nicht noch mit seiner Angst belasten."
„Aber dich hat er sich anvertraut. Und es ist ja nicht nur dieses mal. Wenn ihn etwas bedrückt, kommt er immer erst zu dir. Aber das ist ja kein Wunder! Ich war so verletzt und enttäuscht von Lawrence, dass ich mich ganz der Arbeit gewidmet habe. Darüber habe ich Lucas öfters vernachlässigt. Nach der Schule bringe ich ihn zu dir, dann gehe ich wieder zur Arbeit. Und meine Versprechen, mir Zeit für ihn zu nehmen, habe ich so oft gebrochen. Ich bin nicht besser als Lawrence. Kein Wunder, das er mir nicht vertraut, du enttäuscht ihn nicht, er liebt dich so sehr."
„Carol!"Nathan steht auf, wischt ihr die Tränen aus dem Gesicht und nimmt sie in die Arme.
„Hey, du bist nicht wie Lawrence. Ihm bedeutet der Junge nichts. Er hätte sich auch nicht um ihn gekümmert, wenn ich nicht da wäre. Du weist, das er gerne auf der Insel und nicht alleine ist. Du weist das es ihm gut geht und hast begonnen, dir dein eigenes Leben, unabhängig von Lawrence aufzubauen. Lucas liebt dich, dass weiß ich."
„Danke, Nathan, ich wüsste nicht was ich ohne dich machen würde!"
Carol sitzt währenddessen neben Lucas. Sie weiß, wie schwer das für Cynthia ist. Trotzdem fällt es ihr nicht leicht, zu sehen, wie ihr Mann eine Andere so zärtlich umarmt, auch wenn es rein freundschaftlich ist.
*************
3 Stunden später wacht Lucas auf. Cynthia und Carol holen Kaffe, Nathan sitzt inzwischen wieder bei Lucas.
„Dad!"
„Na, Kiddo? Was machst du denn für Sachen? Wie geht es dir?"
„Es geht, mein Kopf tut weh."
„Ja, du hast eine Gehirnerschütterung, Das tut weh, ist aber weiter nicht gefährlich. Und dein Arm ist verstaucht, du bekommst Verbände darum und musst erst mal vorsichtig sein, aber das wird auch wieder. Kiddo?"
„Ja, Dad?"Etwas ängstlich schauen Lucas blaue Augen Nathan an. Würde er doch weg müssen?
„Versprich mir, so etwas nie wieder zu machen! Ich hatte solche Angst um dich! Und Carol und deine Mom auch."
Lucas lächelt etwas verschämt. „Versprochen!"Carol und Cynthia kommen ins Zimmer und Lucas ist sehr erleichtert zu erfahren, dass er und Cynthia ganz in die Nähe ziehen werden.
***********
2 Jahre später sind Cynthia und Lawrence geschieden. Das Verfahren ging zügig, Lawrence hatte das Sorgerecht ohne Protest an Cynthia übergeben. Die Zwei sind in einen Nebenort gezogen, so dass es mit dem Auto etwa 10 Minuten zum Hafen sind. Cynthia ist in der letzten Zeit regelrecht aufgeblüht. Sie geht wieder mehr raus und hat einen Freund. Lucas verbringt nach wie vor den Großteil seiner Freizeit auf der Insel oder mit seinen Freunden und Robert oder Nathan beim Basketball. Doch während sein Bezug zu den Bridgers immer enger wird, verliert er allmählich den Kontakt zu seiner Mutter. Hatte sie sich vor einigen Wochen noch hauptsächlich darauf konzentriert, Lucas zu helfen, mit seiner Intelligenz umzugehen und seine kindlichen Bedürfnisse durch Zoobesuche, dem Herstellen von Knete, Salzteig und Plätzchen, Faschingsveranstaltungen und Töpfern zu fördern, vernachlässigte sie ihren Sohn nun mehr und mehr zu Gunsten ihres neuen Partners. Trotz der Zuwendung, die Lucas von vielen Seiten erfährt leidet er darunter, was sein Verhältnis zu dem Freund seiner Mutter, Jhon, erschwert. In solchen Momenten verkriecht er sich am liebsten in seine Schularbeiten oder an seinen heiß geliebten Computer.
„Dad!"
„Hey Kiddo, ich hab schon auf euch gewartet. Hallo Cynthia."Nathan schmunzelt. Lucas hat seine Angewohnheit, ihn Dad zu nennen, noch nicht geändert. Wann er wohl damit aufhören, es als kindlich abtun? Und ob er ihn dann einfach Nathan nennen würde? Ein komischer Gedanke. Nathan streichelt Pati über den Kopf und schaut dann zu Cynthia hoch.
„Was war es eigentlich, was du mir am Vidphone nicht erzählen wolltest?" Etwas unbehaglich schaut sie ihn an.
„Oh, das würde ich gerne mit dir und Carol alleine besprechen."Sie schaut auf Lucas hinunter.
Der Kleine guckt von einem zum anderen und rollt mit den Augen. „Ich störe wohl?"
Nathan lächelt seinen Patensohn an. „Quatsch Kiddo, aber manchmal müssen Erwachsene eben alleine etwas besprechen."
„Ja ja!"Lucas verzieht das Gesicht und tut besonders genervt.
„Dann gehe ich eben mit Pati spazieren."
„Ok, aber geh nicht ganz so weit weg."Mit diesen Worten des Mannes gehen Nathan und Cynthia zu Carol ins Haus. „Also, was ist los?"Nathan setzt sich in einen Sessel und Carol auf seinen Schoß.
„Es ist... Jhon und ich wollen zusammen ziehen."
Erstaunt sieht Nathan sie an. „Ja und?"
„Jhon hat eine Arbeit in Santa Monika angeboten bekommen. Ich und Lucas werden mit ihm gehen."
„Wie bitte? Nathan springt so abrupt auf, dass Carlo nach vorne stolpert.
„Das ist vier Stunden Autofahrt von hier entfernt." Entschuldigend senkt sie den Kopf, dann hebt sie ihn energisch.
„Ich weiß, Nathan. Es tut mir leid, aber ich möchte mein Leben endlich in die Hand nehmen, tun was ich wirklich will. Und ich will ein Leben mit Jhon."Nathan schüttelt den Kopf, seine Augen funkeln.
„Das kannst du nicht tun Cynthia. Der Junge ist hier aufgewachsen. Es gab kaum einen Tag in seinem Leben, an dem er von mir getrennt war. Du weist das er nie einen richtigen Vater hatte und ich liebe ihn wie meinen eigenen Sohn. Du kannst ihn hier nicht einfach rausreißen!"
Plötzlich wird sein Ausbruch von flehlichen Rufen unterbrochen. Lucas steht im Türrahmen. Im Gegensatz zu dem klitschnassen Jungen haben die drei den Platzregen nicht bemerkt.
„Bitte Mom, bitte nicht! Ich will nicht weg von hier, du hast es versprochen!"Von den Sachen und dem Haar des Jungen tropft der Regen, tränen laufen ihm die Wange hinunter. Neben ihm schüttelt sich sein Schweinchen.
„Lucas!"Cynthia kniet sich vor ihren Sohn und beginnt, ihm die nassen Sachen auszuziehen.
Santa Monika liegt direkt an der Küste und ist wirklich schön! Es wird dir dort gefallen!"
Flehend schaut Lucas zu Nathan hoch, der ihn in ein Handtuch einwickelt. „Kann Dad nicht wenigstens mitkommen?"
Behutsam streicht Cynthia ihm über das Haar. „Nein, Lucas. Er und Carol haben hier Arbeit. Sie und Robert sind hier zuhause."
„Aber ich bin hier auch zuhause. Warum darf Robert bei Dad bleiben und ich muss weg? Das ist nicht fair!"
Nathan, der sich langsam wieder beruhigt hat, rubbelt ihn vorsichtig trocken und schaut ihm in die Augen. „Hör mal Kiddo. Natürlich gehörst du genauso zu mir, wie Robert. Aber deine Mutter hat auch das Recht, ihr Leben zu verändern. und du möchtest deine Mama doch nicht alleine gehen lassen?"
Erschrocken schaut Lucas Nathan an. „Nein!"
Aufmuntert und mit dumpfen Gefühl im Bauch lächelt Nathan ihm zu. „Na siehst du. Und wenn es dir nicht gut geht, bin ich ja auch noch da, egal, wie weit du weg bist. Aber jetzt wird sich erst mal geduscht."Er nimmt den, fest in das Handtuch gewickelten, Jungen auf den Arm und trägt ihn die Treppe hoch, wobei er Cynthias dankbaren Blick übersieht.
****************
Drei Monate später ist es dann soweit. Nathan und Carol verabschieden sich endgültig von Cynthia und Lucas. Cynthia schließt Nathan, Carol und Robert noch einmal in die Arme. Während sich Carol und Robert mit ermutigenden Sätzen von Lucas verabschieden, nimmt Nathan den blonden Jungen nur stumm in die Arme. Als Lucas anfängt zu weinen streicht er ihm beruhigend über den Rücken. Wieder realisiert er, wie schwer ihm der Abschied von seinem fröhlichen kleinen Patensohn fallen wird.
„Besuch mich bald, Kiddo, ja?"
„Ja!"
Langsam lässt er ihn los. Und richtet sich auf.
Cynthia schaut ihm in die Augen. „Ich verspreche dir, das wir dich besuchen kommen, sobald er das erste Heimweh überwunden und sich einigermaßen eingelebt hat. Nathan, du wirst immer sein Dad bleiben, das weist du."
******************
Doch auch acht Wochen nach ihrem Umzug hat Lucas sich nicht eingewöhnt. Vielleicht hätte er es, wenn sich seine Mutter und ihr Freund sich Zeit für ihn genommen hätten. Aber ihr fällt die neue Arbeit schwerer als gedacht und auch Jhon arbeitet den ganzen Tag. Lucas Bitten, seinen Dad besuchen zu dürfen, schiebt Cynthia immer wieder nach hinten, bis er aufhört zu fragen und sich vor allen zurückzieht. Selbst die Ausführlichen Vidphonegespräche mit Nathan können ihn nicht richtig aufmuntern. In der Schule ist er nach wie vor der Beste, wird aber immer blasser und isst kaum, bis er schließlich beim Sportunterricht umkippt.
„Lucas, Schatz!"Aufgebracht läuft Cynthia zu ihrem Sohn. „Wie geht es dir?"In dem Moment betritt eine Lehrerin den Raum, indem die Schulkrankenschwester den Jungen kurz zuvor untersucht hatte. Es ist Lucas Klassenlehrerin. Sie gibt Cynthia die Hand und bittet sie auf den Flur. Das Gespräch der beiden Frauen dauert lange, bis sich Cynthia dankend von ihr verabschiedet, erst zum Vidphone und dann zu Lucas zurückgeht. Sie setzt sich an den Bettrand und schaut ihn eine Weile an. Als sie anfängt zu reden, klingt ihre Stimme traurig und nachdenklich.
„Du vermisst die Insel, Carol, Robert und Nathan sehr, nicht wahr?"Etwas beschämt schaut Lucas zur Seite.
„Ja."
„Hey, das brauch dir nicht peinlich zu sein. Ich vermisse sie ja auch." Groß schaut Lucas seine Mutter an.
„Echt?"
Leise lacht sie, dann wird sie wieder ernst. „Echt! Aber jetzt hör mal zu. Ich hab eben mit deiner Lehrerin gesprochen. Sie sagt, du würdest dich ausschließen und sie hätte den Eindruck, es ginge dir nicht gut."
„Oh."
„Lucas, ich weiß, das ich im Moment zu wenig Zeit für dich hab und das tut mir leid."Lucas will etwas erwidern, aber sie lässt ihn nicht. „Lucas, ich habe eben mit Nathan gesprochen, er macht sich große Sorgen."
Unglücklich sieht Lucas auf Cynthia. „Aber er soll sich doch keine Sorgen um mich machen."
Wieder lächelt sie. „Zja, ich fürchte, das ist zu spät. Er hat darauf bestanden, das wir so schnell es geht zu ihm fahren."
„Heißt das..."Ungläubig richtet Lucas sich auf, seine blauen Augen strahlen ungläubig.
Cynthia macht ein unschuldiges Gesicht. „Das müssen wir wohl, sonst kriege ich ernste Schwierigkeiten mit deinem hochgeschätzten Dad!"
Lucas lacht, dann fällt er seiner Mutter um den Hals.
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„Kiddo!"
„Dad!"Überschwänglich lässt sich Lucas von Nathan in die Luft werfen, wird aufgefangen und an den, ihm so wohlbekannten, Mann gedrückt.
„Ich bin so froh, dass du wieder da bist! Du glaubst gar nicht, wie langweilig es hier ohne dich ist, und viel zu ruhig!"
Cynthia beobachtet die Überschwängliche Begrüßung der Beiden und ihr wird schmerzlich bewusst, dass ihre Überlegungen mehr und mehr zum Entschluss werden und als das einzig Richtige erscheinen.
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„Er soll hier bleiben?"Fassungslos starrt Nathan Cynthia an.
„Aber du bist seine Mutter."
„Die sich viel zu wenig um ihn gekümmert hat. In den letzten Jahren habe ich seine Erziehung doch mehr und mehr dir überlassen. Er wird mich weniger vermissen als dich und hier hat er sein gewohntes Umfeld."
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Cynthia behält Recht. Die ersten Wochen fallen Lucas noch schwer, aber nach einigen Wochen und einer Erholungsreise mit Nathan geht es ihm wieder besser. Er wird wieder zu dem fröhlichen, meistens unbesorgten Kind das er war, und beginnt, sich wieder für Basketball, Essen und Spielen zu interessieren.
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Nathan sitzt tief versunken in einem Sessel seines Arbeitszimmers. Als der, inzwischen 10 Jährige Lucas herein kommt, hebt er den Kopf. Der Junge ist verschwitzt und hält einen Basketball in der Hand. „Na Lucas, wie war das Training?"
„Cool. Und was hast du gemacht?"
„Nichts besonderes, wieso?"
„Du siehst so nachdenklich aus. Über was grübelst du nach?"
Nathan lächelt. „ Ich grüble nicht, Kiddo. Admiral Noyce hat eben angerufen und mir ein Angebot gemacht. Aber da gibt's nichts zu grübeln. Ich habe es abgelehnt."
Lucas setzt sich und wieder fällt Nathan auf, das er manchmal viel zu erwachsen für sein Alter wirken kann. „Wieso, um was ging es denn?"
„Du weist doch, dass ich eine ganze Zeit als Captain auf U- Booten gearbeitet habe."
„Sicher, und?"
„Es geht um einen befreundeten Captain. Ihm geht es zurzeit nicht gut. Er wird nicht mehr voll arbeiten können. Aber er ist Captain eines ziemlich kleinen Militärbootes. Seine Mannschaft vertraut ihm. Deshalb hat ihm Bill Noyce angeboten, die Hälfte der zeit weiter zu arbeiten. Dann könnte er sich zwischen durch erholen und seine Crew behalten."
„Aber?"Lucas schaut Nathan fragend an.
„Nur unter der Bedingung, dass sie einen Mann finden, dem die Mannschaft genauso vertraut und der die andere Hälfte der Zeit übernehmen würde."
„Und da hat er an dich gedacht?"
„Ja. Ich kenne die meisten der Crewmitglieder. Viele waren bereiz auf einem meiner Boote und in meiner Crew."
„Was sagt Carol dazu?"
Diesmal lächelt Nathan nicht nur wegen Lucas. Carol hatte das Gespräch mitbekommen, sich an seinen Rücken gekuschelt und gemeint, er solle annehmen. Er hatte ihr und auch Robert widersprochen und kurz und knapp gesagt, dass Lucas erst zehn sei und damit noch zu Jung, um für 4 Monate im Jahr auf seinen Vater zu verzichten.
„Dad?"
„Oh, entschuldige, Kiddo. Naja..."Lucas zieht die Augenbrauen hoch und guckt nach dem Motto Ich hab dich durchschaut.
„Sie fand es OK, Robert auch und du hackst den Job nur wegen mir ab?"
Nathan schmunzelt. „Was bist du doch für ein intelligenter Junge! Ob du das von mir hast?"
Lucas lacht. „Klar, anerzogen."Dann wird er ernst. „Aber im Ernst. Du sehnst dich doch nach dem Meer. Ich finde es wirklich OK, wenn du gehst, auch wenn ich dich schrecklich vermissen werde. Aber Robbi und Carol sind ja auch noch da."
Jetzt ist es an Nathan zu lachen. „Ach gib schon zu, du vermisst nur einen würdigen Gegner beim Schach."
„Stimmt!"
Nathan schaut dem blonden, sportlichen Jungen offen ins Gesicht. „Lucas, die Mannschaft hat vier Monate Dienst, mit Pausen natürlich, 4 Monate Urlaub und dann wieder 4 Monate Dienst. Du weist, was das heißt?"
„Sicher, das heißt, dass du 8 Monate nur für uns da sein wirst."
„Du findest es wirklich in Ordnung?"
„Klar, Dad, ich bin doch kein Baby mehr. Aber nur unter einer Bedingung."
„Und die wäre?"
„Du nimmst mich mit zum Hafen."
Nathan strahlt. Er weiß, welches Risiko er eingeht, der Dienst auf einem Militär Boot ist nicht ungefährlich. Dennoch hat er sich seit langem gewünscht, wieder in der Arbeit einzusteigen, die er liebt.
***************
„Manilo!"
„Captain! Wie schön, dich mal wieder zu sehen! Hab mich schon gefragt, wie lange du es ohne das Meer und eine Crew um dich rum noch aushältst. Hallo Carol."
„Hallo"Carol gibt dem Freund ihres Mannes die Hand zur Begrüßung."
Dann wendet sich der kräftige Mann Robert und Lucas zu. „Sind das deine Jungs?"
Nathan antwortet. „Ja, das ist Lucas. Robert hast du ja schon mal gesehen."
„Ja, aber da war er, glaube ich, so um die acht herum. Wie alt bist du jetzt?"
„Ich bin 17, werde aber bald 18."
„Und weist du schon, was du nach der Schule machen möchtest, oder arbeitest du schon?"
„Nein, noch gehe ich zur Schule. Aber ich möchte auf einem U-Boot arbeiten, wie mein Vater."
„Na, wenn du auch ebenso gut werden möchtest wie er, hast du dir allerdings was vorgenommen. Er lächelt. „Aber ich zweifle nicht daran."
„Danke."
„Captain!"
Nathan dreht sich in die Richtung, aus der ruf kommt. Zwei Männer in Uniform und eine Frau kommen auf sie zu. Die beiden Männer grüßen und salutieren vor dem Captain, Kristen Westphalen gibt ihm die Hand und lächelt ihn an.
„Darf ich ihnen meine Frau vorstellen? Carol Bridger. Und das sind meine hoffnungsvollen Nachfolger, Robert und Lucas."
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Schließlich geht es ans Verabschieden. Trotzdem lächelt Lucas noch in sich hinein. *Diese Leute wirken alle erfahren und intelligent. Trotzdem haben sie solchen Respekt vor Dad! Er muss wirklich ein großartiger Captain sein. Sie haben mich alle für seinen Sohn gehalten. Obwohl, dieser Crocker wirkt sehr vertraut mit Dad. Er weiß sicher, dass er nicht mein leiblicher Vater ist. Aber was soll's. Er ist für mich da wie ein Vater, also ist er es auch irgendwie.*
Lucas wird aus seinen Überlegungen herausgerissen, denn Nathan hat Carol gerade den letzten Kuss gegeben und schaut jetzt Lucas und Robert an. Der scheint ebenfalls in Gedanken versunken gewesen zu sein.
„Wollt ihr euch nicht von mir Verabschieden?"Wie auf Kommando stehen die beiden stramm, salutieren und machen ernste Mienen. Nathan lacht und die Zwei stimmen ein.
„Tschüss, Pa!"
„Tschüss, Robert."Nathan umarmt seinen Ältesten. Bevor er sich richtig zu Lucas umdrehen kann, umarmt auch der ihn stürmisch.
„Tschau, Cap!"
Nathan stutzt, dann lächelt er. Anscheinend hat Lucas jetzt die passende Anrede gefunden. Aber ein bisschen traurig ist er schon. Robert würde schließlich auch nicht plötzlich aufhören, ihn Pa zu nennen. Aber er hatte es erwartet und Cap ist eine persönliche anrede, an die er sich gewöhnen wird. Und so schließt er den schlanken Jungen fest in seine Arme.
„Machs gut, Kiddo. In zwei Monaten haben wir zwei Wochen frei, also brennt das Haus nicht ab, ihr habt keine Zeit, es unbemerkt wieder auf zu bauen!" Alle lachen, obwohl ihnen der Abschied für eine so lange Zeit nahe geht.
„Ach, ehe ich es vergesse, ich hab noch etwas für euch."
„Was?"Beide schauen ihn erwartungsvoll an.
Nathan versteht es, die richtigen Geschenke zur richtigen Zeit zu machen. Er lächelt verschmitzt. „Seht in euren Zimmern nach, ich hoffe, es gefällt euch. Ach ja, und das zweite Geschenk zählt nur einmal, für euch beide zusammen. Er zwinkert ihnen zu und geht.
Lucas und Robert schauen sich verdutzt an. Dann wenden sie sich an Carrol. „Weist du, was er meint?"
„Ja, aber ich verrate es euch nicht."Damit winkt sie Nathan, der gerade in einer sealunch verschwindet, noch einmal zu.
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„Wow!"Lucas steht in seinem Zimmer und staunt. Nicht anders ergeht es Robert in seinem Raum. Beide stehen vor nagelneuen Abfahrtskiern. Lucas sind schwarz, mit kleinen, bunten Spritzern darauf. Roberts dagegen silbern mit schwarzen Formen und Zeichen. Sie probieren die Schuhe dazu an, sie passen. Auf ihren Brettern liegt jeweils eine große, weiße Karte.
Ich hoffe, wenn ich wiederkomme, habt ihr einen geeigneten Skiort für uns gefunden. Oder habt ihr keine Lust auf zwei Wochen Skifreizeit? Ich vermisse euch jetzt schon! Ich freue mich auf unsren Urlaub! Euer Dad.
Lucas grinst und Robert kommt ins Zimmer gestürzt.
„Ist das nicht genial? Zwei Wochen Skifahren!"
„Und wir suchen uns aus, wo's hingeht!"
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„Das ist doch nicht euer Ernst! Vergesst es, da kriegt ihr mich nie runter!"Entsetzt schaut der braunhaarige Teen Carol, Lucas und Nathan an. Aber auch der Frau ist die steile, teilweise hügelige Abfahrt nicht geheuer.
Lucas dagegen grinst. „Ach komm schon, Robbi. Du musst nur langsam Schlangenlinien fahren. Ein paar Mal und du fährst in 5 Minuten da runter."
Robert zieht seine Augenbrauen hoch. „Ja, ja. Ihr habt gut reden. Du und Pa wart schließlich schon mal Skifahren."
Versonnen lächelt Lucas. In der Zeit, direkt nachdem seine Mutter umgezogen war und sich entschieden hatte, ihn auf der Insel zu lassen, vermisste er sie sehr und Nathan war mit ihm weggefahren, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Diese 8 Tage, in denen Nathan sich nur für ihn Zeit genommen hatte und sie viel an der frischen Luft gewesen waren, hatten bei dem Jungen Wunder bewirkt.
Lucas reißt sich aus seinen Gedanken. „Ach komm, das war vor einem Jahr. Ich muss mich auch erst wieder rein finden."
„Also gut."Robert seufzt und stößt sich ab. Während er gerade runter fährt, merkt er, das er nicht weiß, wie man aus einer Abfahrt heraus abrupt anhält. Der Teenager überschlägt sich, seine Skistöcke fliegen in alle Richtungen und er kullert vornüber ein Stück den Berg runter.
„Robert!"Nathan und Lucas fahren, selbst noch unsicher, so schnell es geht zu ihm. Carol, die selbst noch nicht fahren kann, steht hilflos oben am Berg.
„Ist dir was passiert?"Lucas und Nathan halten bei Robert, der rappelt sich auf.
„So ein Mist! Ich fahre nie wieder Ski!"Schimpft er, während er nach seinem zweiten Brett angelt und sich den Schnee aus dem Gesicht wischt."
Lucas grinst, anscheinend war der Sturz nicht allzu schlimm. „Zja" Vielsagend schaut er nach unten zum Tal. „Einmal wirst du wohl mindestens noch fahren müssen. Aber dafür gibt's da unten auch die Liftkarte."
Robert zieht eine Flunsch, die Lucas und Nathan zum lachen bringt. Dann zeigen sie Robert die richtige Verlagerung, das wenden und Bremsen und fahren langsam zu dritt nach unten.
Oben steht die besorgte Carol, die noch besorgter wird, als nur Nathan oben ankommt. „Was ist passiert, wo sind die Jungs?"
Nathan lacht, seine Augen funkeln belustigt und etwas Schadenfroh. „Oh, sie dürften noch leben, wenn sie sich in der Zwischenzeit nicht gegenseitig erwürgt haben. Robert hatte wohl noch mit dem Gleichgewicht Probleme und dem Geschimpfe nach zu urteilen, hat Lucas seine ersten Stürze von einem Lift dieser Art erfolgreich verdrängt."Unter lachen warten die Zwei auf Lucas und Robert.
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In der nächsten Woche lernen Carol und Robert die Grundkenntnisse und das Gefühl für die Skier in einem Anfängerkurs. Lucas und Nathan unternehmen derweil in einer Fortgeschrittenen Gruppe und gelegentlich auch alleine, lange Fahrten in den Rocky Mountens, an denen in der zweiten Woche auch Carol und Robert Teilnehmen können.
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Anfang der zweiten Woche wird Roberts Aufmerksamkeit auf jemanden anderes gelenkt. Ein sportliches Mädchen mit dicken, rotgelockten Haaren und Sommersprossen, steht mit ihren Eltern am Hang.
„Na, dann fahr mal runter!"Sie grinsen.
„Sicher, wenn ihr mir sagt, wie."
Robert, der eigentlich zum Hotel zurückfahren wollte, entschließt sich spontan, noch eine Runde zu fahren, da spricht sie ihn an.
„Entschuldige, braucht man eine Karte, um mit dem Lift zu fahren?"
Er dreht sich um, sie schauen sich in die Augen. Ein Gefühl, als hätte der Blitz eingeschlagen, bei Beiden. Im nächsten Augenblick hat sie sich wieder gefangen. „Ja!"
„Und wo gibt's die Karten?"
„Unten!"Er lächelt sie an und fährt los. Inzwischen beherrscht er die Abfahrt gut. Sie lacht und folgt ihm, so gut sie kann. Unten angekommen wartet er, bis sie atemlos neben ihm steht. Sie lächelt ihn an.
„Du fährst echt super!"
„Danke! Aber das wirkt nur so, weil ich in der letzten Woche nichts anderes getan hab, als diese Abfahrt zu üben. Sind das deine ersten Skiferien?"
„Nein, ich war schon mal eine Woche Skifahren, aber das ist 2 Jahre her. Und deine?"
„Ja, ich bin mit meiner Familie hier."
„Ich auch, meine Eltern und ich sind gestern hier angekommen."
Die Zwei fahren gemeinsam den Lift hoch und die nächste Woche verbringt Robert viel Zeit mit Chantal.
Der Abschied wird umso trauriger, obwohl Chantal nur eine halbe Stunde Autofahrt von ihnen weg wohnt und sie sich in einer Woche wiedersehen können.
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3 Jahre später rennt Lucas aufgeregt ins Haus. „Dad, Carol, Robbi!"
Erschrocken über Lucas Tonfall und seine Wortwahl dreht Nathan sich um. „Hey Kiddo, was ist denn los? Carol und Robert sind doch auf dem Festland..."
Der Junge lässt ihn nicht ausreden. „Ein Delphin!"
„Was?"
„Ein kranker Delphin ist an den Strand gespült worden."Nathan reagiert prompt. Er läuft in sein Arbeitszimmer, geht an eine Schublade , nimmt eine Nummer heraus und wählt sie am Vidphone.
Eine Frau geht dran. „Ja?"
„Mein Name ist Nathan Bridger, guten Tag, sind sie Frau Jhonsen?"
„Ja, wieso?"
Mit drängender Stimme antwortet er. „Ich bin der Captain des U- Bootes, auf dem Kristen Westphalen arbeitet. Sie sagte mir vor zwei Tagen, dass sie eine Weile bei ihnen hier in der Nähe wohnen würde. Ist sie da? Es ist dringend!"
„Ja, einen Moment."Kurz darauf erscheint die Doktorin und Wissenschaftlerin auf dem Bildschirm. Hallo Captain. Ist etwas passiert?"
Nathan erklärt ihr kurz den Sachverhalt und sie sagt ihm zu, in 15 min da zu sein.
Nathan legt den Hörer auf und läuft zum Strand. Als er den Delphin sieht, vor dem der Junge kniet, wird er langsamer, um das Tier nicht zu erschrecken. Aus Jahrelanger Erfahrung in der Arbeit und Forschung von Delphinen weiß er, was zu tun ist.
„Komm, Lucas, wir müssen ihn feucht halten, dann sehe ich ihn mir genauer an."
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Auch Dr. Westphalen untersucht den Delphin, dann beruhigen die Erwachsenen den besorgten Jungen.
„Er hat zwei ernste Verletzungen, aber wir werden ihm helfen können, Kiddo. Ich denke, er wird überleben."Versichert Nathan ihm.
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Die nächsten Wochen geben sich Nathan, Kristen und Lucas die größte Mühe, den Delphin wieder aufzupäppeln und gesund zu pflegen. Auch Robert und Carol bemühen sich, haben durch Arbeit, Schule und Projektwoche aber nur wenig Zeit. Anfangs hat Lucas vor, die Schule wenigstens für ein paar Tage zu schwänzen, aber Carols ermahnender Blick und ein paar strengere Worte von Nathan in Richtung gerade übersprungene Klasse Bringen ihn wieder davon ab. So beschränkt er sich darauf, nach der Schule so schnell wie möglich nach hause zu kommen, ab und zu mal einzelne Stunden zu vergessen und bis abends bei dem Delphin zu bleiben.
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„Das ist echt nicht gerecht!"3 Wochen später wirft Lucas seine Tasche ins Zimmer, geht an den Strand und watet zu Nathan ins Wasser.
„Was, Kiddo?"
„Du nimmst dir frei und ich muss zur Schule."
„Lucas!"Nathan seufzt. „Darüber haben wir doch schon diskutiert. Außerdem weist du, das ich mit dem Planen des U- Boot- Projekts, der seaQuest gerade begonnen hatte, und durchaus daran weiterarbeite, sooft es geht. „Ach ja..."Er zieht eine Augenbraue hoch. „Wie war's eigentlich gestern beim Zahnarzt? Und, wie konnte ich das vergessen? Mein herzliches Beileid."
„Was?"Lucas schaut Nathan groß an, dann geht ihm ein Licht auf. „Oh, woher..."
„Einer deiner Mitschüler hat einen Rundruf beendet, du warst der Letzte, der noch nicht benachrichtigt worden war, weil du im Alphabet am Schluss deiner Klasse stehst. Ich soll dir ausrichten, dass du morgen zwei Stunden später Schule hast. Dabei hat er mir herzliches Beileid gewünscht, wegen des Todes deiner Oma, er ist davon ausgegangen, das es meine oder Carols Mutter war."
Unsicher schaut Lucas zu Nathan, aber dessen Gesicht lässt keinen Gedanken durchschauen.
„Du kannst dir sicher vorstellen, wie perplex ich war, da meine Eltern, wie du weist, bereits seit einigen Jahren Tot sind, sonst hätte ich wahrscheinlich wer weiß was gedacht. Und mit Carols Vater hatte ich fünf Minuten vorher telefoniert. Dann hat er mir noch Hausaufgaben durchgesagt, die er heute in der Schule vergessen hat dir zu geben. Also mein Junge, wie erklärst du mir das? Wo du mir doch erzählt hast, das zwei deiner Lehrer krank sein?"Nathan schaut Lucas durch dringlich in die Augen.
Lucas schaut weg. Seine Mitschüler zu belügen war etwas anderes als seinen Patenonkel. „Naja..."
„Ich höre?"
Lucas windet sich, dann antwortet er. „Du hast gesagt, ich soll in die Schule gehen, und da war ich ja auch. Aber ich wollte so gerne bei Darwin sein und Mathe kann ich doch eh. Und in EDV gebe ich sozusagen meinem Lehrer Unterricht..."
Jetzt klingt Nathans Stimme wirklich streng, er zieht auch die zweite Augenbraue hoch. „So. Und das du besser als andere bist, gibt dir das Recht, deine Mitschüler, Lehrer, Carol und mich anzulügen? Und dann eine Beerdigung. Lucas, etwas mehr Feingefühl hätte ich dir wirklich zugetraut!"
„Jaa, ich gebe ja zu, das dass keine gute Idee war. Du hast mich doch nicht verraten, oder?"Lucas schaut ihn bittend an und Nathan muss, entgegen seiner Vorsätze, lachen.
„Nein, natürlich nicht, ich hab ihm nur gesagt, das es nicht deine leibliche Oma war, sondern eine ältere Dame, die das selbe für dich bedeutet hast, und die du deshalb genannt hast."
Erleichtert atmet Lucas auf. „Danke, Cap!"
Nathan lächelt. „Schon gut, Kiddo!"Dann wird er wieder ernst. „Aber noch mal mache ich das nicht, das dass klar ist! Wie viele Stunden hast du geschwänzt?"
Diesmal schaut Lucas ihn offen an und sagt die Wahrheit. „Sechs Stunden."
„Na, dann denke ich, es ist mal wieder Zeit für eine Taschengeldaufbesserung. Der gute alte Jhonny kann sicher deine Hilfe Gebrauchen."
„Kühe ausmisten? Muss das sein?"Lucas verzieht das Gesicht, dann grinst er. „Also, ein guter Pädagoge würde seinen Sohn sicher nicht wegen Schwänzen bestrafen. Er würde eher feinfühlig versuchen herauszufinden, was der Junge für Probleme hat, warum er das getan hat...""
Nathan beherrscht sich und antwortet, ohne eine Regung. „Zja mein Sohn, zum einen habe ich nie behauptet, ein guter Pädagoge zu sein, zum anderen ist das keine Bestrafung fürs Schwänzen, sondern lediglich eine Erinnerung daran, das Lügen und saufen keine Lösung sind."
Lucas prustet los. „Ich saufe nicht!"
Nathan bleibt ernst. „Nein, aber du hast gelogen. Sicher, jeder flunkert dann und wann ein bisschen, aber versprich mir trotzdem, das nach Möglichkeit zu vermeiden, ich möchte dir nämlich gerne weiter vertrauen können."
Auch Lucas schaut Nathan jetzt ernst in die Augen. „Versprochen! Und die paar hundert Kühe mach ich mit links!"
„Na dann komm und hilf mir, die Begrenzung wegzutragen."
Erstaunt schaut Lucas auf Darwin. „Was? Ist er denn wieder völlig OK?"
„Ja, Dr. Westphalen war hier, wie sind beide der Meinung, dass er wieder fit ist."
Lucas streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Dann wird er wieder wegschwimmen?"
„Ich weis nicht, Kiddo. Er hat sich an uns gewöhnt, und ich befürchte, das seine Familie weitergezogen ist."
„Also kann es sein, das er hier bleibt?"
„Wir werden sehen."
***************
Lucas Hoffnung erfüllt sich. Darwin bleibt und Nathan und Lucas verwenden viel Zeit und Geduld darauf, dem jungen Delphin die Zeichensprache und verschiedene Tricks bei zu bringen. So wird Darwin neben Pati zum Familienmitglied.
