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Der Herbst hatte sich in diesem Jahr früh zurück gemeldet und ein respektabler Sturm umtoste das riesige Anwesen namens Malfoy Manor.
Obwohl es schon spät in der Nacht war, brannte in einem Zimmer im oberen Stockwerk noch Licht.
Draco Malfoy hatte in dieser Nacht mal wieder keinen Schlaf gefunden und sich in das Arbeitszimmer begeben, das einmal seinem Vater gehört hatte. Er saß hinter dem wuchtigen Schreibtisch und Dutzende lederbezogener Bücher stapelten sich auf und um den Tisch herum.
Lustlos blätterte er in einem der Bücher herum. Eigentlich war die Lektüre ziemlich interessant, doch Dracos Gedanken schweiften immer wieder ab. Resigniert seufzte er und legte das aufgeschlagene Buch auf den Tisch. Es hatte sowieso keinen Zweck. Er würde hier nichts finden...
Aus Draco war ein stattlicher junger Mann geworden. Er war seinem Vater Lucius in vielen Dingen sehr ähnlich, doch sie glichen sich nicht völlig. Draco hatte auch ein paar Züge seiner Mutter geerbt, die dazu beitrugen, dass sein Gesicht weniger hart und kalt aussah als das seines Vaters. Er hatte die gleiche weißblonde Mähne wie Lucius, doch Draco trug seine Haare lieber kurz. Und seine Kleidung war auch ein wenig neumodischer gehalten als die seines Vaters. Als Draco noch ein Kind gewesen war, hatte man ihn immer dazu gezwungen, Kleidung zu tragen, die der seines Vaters sehr glich. Nur dass Draco darin immer ein wenig lächerlich gewirkt hatte, weil er in jungen Jahren vom Körperbau her eher nach seiner Mutter kam. Doch jetzt erinnerte nichts mehr an den schlanken, feingliedrigen Jungen, der er einmal gewesen war. Aus Draco war ein durchtrainierter, großer schlanker Mann geworden.
Er hatte erst vor Kurzem seinen 21ten Geburtstag gefeiert. Eigentlich hatte er sich danach gesehnt, endlich „erwachsen" zu sein, denn er war die ewigen Einmischungen seines Vormunds mehr als leid. Etwas war allerdings noch wichtiger. Mit dem Erreichen seiner Volljährigkeit hatte man ihm endlich Zugang zur Familienchronik der Malfoy-Dynastie gewährt. Und über dieser brütete er nun schon seit Tagen. Emsig darauf bedacht, vielleicht einen Hinweiß auf den Verbleib seines Vaters zu finden...
Draco war gerade einmal 13 Jahre alt gewesen, als man ihm mitgeteilt hatte, dass sein Vater unter mysteriösen Umständen umgekommen war. Das war jetzt 8 Jahre her, aber Draco kam es immer noch so vor als wäre es erst gestern passiert.
Man hatte ihm sogar den großen Blutfleck auf dem Boden der Folterkammer gezeigt. Man hatte ihm den Tatort aber nur gezeigt, weil Draco eine Szene gemacht und gebrüllt hatte, er würde niemals glauben, dass sein Vater tot war.
Er hatte die Blutlache mit eigenen Augen gesehen, doch eine Leiche gab es nicht. Obwohl es reichlich absurd klang, Draco glaubte insgeheim, dass sein Vater noch am Leben war. Keine Leiche, keine eindeutigen Beweise, das war seine Auffassung.
In den Jahren die folgten, tauchten auch tatsächlich immer wieder vereinzelte Meldungen auf, dass Lucius Malfoy irgendwo lebendig gesehen worden war.
Diesen Hinweisen wurde natürlich nachgegangen, aber etwas konkretes war nie dabei herausgekommen. Ob Lucius noch am Leben war oder nicht, blieb im Dunkeln.
Die einzige, die vielleicht etwas über den Verbleib von Lucius wissen konnte, war Narcissa. Doch am gleichen Tag, an dem man das Verschwinden des Hausherrn bemerkt hatte, war die Hausherrin unwiederbringlich dem Wahnsinn verfallen. Aus Narcissa war nichts vernünftiges mehr heraus zu bekommen. Die meiste Zeit über saß sie in einem Sessel am Fenster ihres Zimmers und starrte blicklos ins Leere. Sie reagierte auf nichts mehr. Sie war wie eine Puppe, die man waschen, anziehen und füttern musste. Diese Phasen der totalen Lethargie wurden nur manchmal unterbrochen von schlimmen Irrsinnsanfällen. Wenn Narcissa diese Anfälle überkamen, dann begann sie gellend zu schreien, tobte im Zimmer umher, zerstörte die Einrichtung, trat um sich und ließ niemanden an sich heran. Manchmal tat sie sich auch selbst etwas an. Wenn die Anfälle im Abklingen begriffen waren, stammelte sie wirres Zeug vor sich hin. Und dann verfiel sie wieder in diese fast totengleiche Lethargie.
Draco wusste nicht was schlimmer war. Der Tod seines Vaters oder der Zustand seiner Mutter. Er hielt sich nur noch äußerst ungern im Haus seiner Ahnen auf. Im Endeffekt war Draco an diesem Tag vor 8 Jahren zur Waise geworden.
Sein familiärer Rückhalt, auch wenn dieser manchmal äußerst fragwürdig gewesen war, war ihm mit einem Schlag genommen worden. Da Narcissa nicht mehr für ihren Sohn sorgen konnte –sie konnte ja noch nicht einmal mehr für sich selbst sorgen- hatte ein entfernter Onkel die Vormundschaft über Draco übernommen. Und auch die Verwaltung des großen Familienbesitzes. Bis zu Dracos Volljährigkeit.
Draco hatte sich mit seinem Onkel nie sonderlich gut verstanden. Ständige Streitereien waren die Folge. Auch sonst war das Leben für Draco nicht gerade leicht gewesen in den letzten Jahren. Man hatte ihm eine Last auf seine jungen Schultern gelegt, für die er mit seinen 13 Jahren noch lange nicht bereit gewesen war. Doch der frühe Tod seines Vater hatte es notwendig werden lassen.
Draco war der einzige Erbe der Malfoy-Dynastie und das bedeutete, dass von ihm einiges verlangt wurde und er viele Pflichten aufgebürdet bekam. Neben der Schule und der nachfolgenden Ausbildung blieb da nicht mehr viel Zeit übrig, die Draco für sich nutzen konnte. Wenn sich Gleichaltrige auf Partys amüsierten, musste sich Draco um anderes kümmern. Sein Liebesleben hatte sehr darunter gelitten.
Als ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen lachte Draco bitter auf. Liebesleben? Er hatte bis jetzt noch überhaupt keins gehabt. Sicher, es gab einige Mädchen, die sich ihm mehr als nur bereitwillig hingegeben hätten, denn Draco hatte das gute Aussehen und die Ausstrahlung seines Vaters geerbt. Doch er hatte bisher viel zuviel um die Ohren gehabt, um sich auf eine Affäre einzulassen. Darüber hinaus stand es ihm auch nicht zu, sich die erstbeste Frau zu greifen, um endlich Erfahrungen in der Liebe machen zu können. Käufliche Liebe kam schon gar nicht in Frage, dagegen sprach der Standesdünkel.
Verbindungen zwischen reinblütigen Magierfamilien erforderten Planung und wohldurchdachtes Kalkül. Ehen zwischen solchen Familien wurden selten aus Liebe geschlossen sondern weil sie einer, oder beiden, Parteien Vorteile brachten. Dieser Tradition musste sich auch Draco unterwerfen. Es ging nicht an, dass er sich mit Mädchen einließ, die nicht standesgemäß waren, auch wenn er es vielleicht gewollt hätte. Dass es erst gar nicht soweit kam, dafür hatte sein Onkel schon mehrfach gesorgt und alle bisherigen Bewerberinnen vergrault. Zumindest war das bisher immer der Fall gewesen. Doch dann war Dracos 21ter Geburtstag gekommen. Und jetzt lag ihm sein Onkel in den Ohren, dass er sich bald verheiraten sollte um einen Erben zu zeugen. Das war doch wirklich ein Witz.
Draco schnaubte missvergnügt, als er sich an den letzten Streit mit seinem Onkel erinnerte, der sich um ebendieses Thema gedreht hatte. Wie sollte er denn eine zukünftige Mutter seiner Kinder finden, wenn jede Sekunde seines Tages bis ins kleinste Detail verplant und mit Arbeit gefüllt war und er gar keine Chance hatte, sich auf Freiersfüßen zu bewegen? Unwillig schüttelte er den Kopf.
Es hatte keinen Zweck, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Er rieb sich müde die Augen, doch dann griff er wieder zu dem Buch vor sich und nahm sein Studium der Chroniken wieder auf.
Draco war schon recht weit gekommen. Und es war ihm ziemlich schnell aufgefallen, dass sich in seiner Familie mysteriöse Todesfälle oder ungeklärtes Verschwinden von Familienmitgliedern häuften. Diese Vorfälle zogen sich wie ein roter Faden durch die Chroniken.
Manchmal war es nur purer Zufall gewesen, dass das Geschlecht der Malfoys nicht schon vor Jahrhunderten ausgestorben war. Immer wieder waren männliche Nachkommen vor ihrer Zeit gestorben oder einfach verschwunden. Zum Glück immer erst nachdem sie für den Fortbestand des Namens gesorgt und einen Erben gezeugt hatten. Dennoch, so manches Mal hatte es an einem seidenen Faden gehangen, der jederzeit hätte reißen können.
Auch Dracos Singledasein bedeutete ein nicht unerhebliches Risiko für den Fortbestand. Wenn er starb, ohne einen Erben zu hinterlassen, würde eine der mächtigsten und ältesten Zaubererfamilien einfach aufhören zu existieren. Das war ihm klar und deswegen konnte er die Vorhaltungen seines Onkels auch bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Doch Draco fühlte sich einfach noch nicht reif genug, um eine Ehe einzugehen. Und warum sollte er sich damit auch so beeilen? Schließlich war er erst 21 Jahre alt und hatte somit noch viele Jahre vor sich.
Er vertiefte sich wieder in seine Lektüre. Doch schon nach kurzer Zeit wurde er unsanft aus seinen Studien gerissen als eine heftige Windböe auf einmal die Fenster aufdrückte und der Herbststurm ungehindert ins Zimmer hereintoste. Fluchend stand Draco auf, warf das Buch auf den Tisch und ging hinüber zu den Fenstern, um sie zu schließen.
Danach ließ er sich wieder hinter dem Schreibtisch auf dem Sessel nieder. Doch als er gerade nach dem Buch greifen wollte, spürte er unvermittelt die kalte Berührung von Stahl an seinem Hals. Überrascht verharrte er mitten in der Bewegung.
„Guten Abend" hörte er eine dunkle Männerstimme.
„Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?" fragte Draco und versuchte seiner Stimme Festigkeit zu verleihen.
Ein leises Lachen war zu hören. Die Klinge wurde von Dracos Hals genommen und ein Mann trat um den Schreibtisch herum.
Draco musterte ihn. Ein Muggel offenbar, seiner Kleidung nach zu urteilen. Doch das Schwert, das in der Hand des Mannes lag, passte nicht so ganz ins Bild.
Wer sind Sie?" fragte Draco noch einmal.
Der Mann antwortete nicht sondern musterte ihn halb interessiert, halb amüsiert.
„Du siehst deinem Vater sehr ähnlich Draco" bemerkte er lächelnd.
„Woher kennen Sie meinem Vater?" fragte Draco und benutzte weiterhin die förmliche Anrede. Es ging nicht an, dass er einen Muggel einfach duzte.
„Ist das so wichtig?" fragte der Mann zurück.
Dracos Augen verengten sich für einen Augenblick. Er schätzte es überhaupt nicht, wie ein kleines Kind behandelt zu werden und dieser Fremde hier vermittelte ihm genau dieses Gefühl. Er straffte die Schultern und blitzte den Fremden wütend an.
„ICH stelle hier die Fragen und Sie werden mir jetzt antworten. Wer sind Sie und was wollen Sie hier?" herrschte er ihn an.
Die Reaktion des Mannes war jedoch vollkommen anders als Draco es erwartet hatte. Der Fremde bekam einen Lachanfall. Er lachte lange und laut.
„Du lässt dich nicht so leicht einschüchtern. Gut so, das gefällt mir" erwiderte er, nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte.
Draco schnaubte abfällig.
Der Mann zwinkerte ihm amüsiert zu, doch dann wurden seine Züge mit einem Mal ernst und Draco rieselte es kalt den Rücken hinunter.
Er hatte sich gründlich geirrt. Vor ihm stand kein einfacher Muggel, sondern etwas ganz anderes. Etwas Brandgefährliches. Draco wusste zwar nicht wer oder was der Mann war, doch er fühlte genau, dass er in großer Gefahr schwebte. Doch so leicht ließ sich Draco tatsächlich nicht einschüchtern. Jahrelange Kämpfe um Anerkennung und einen Platz in dieser Welt hatten ihn zäh und beinahe furchtlos werden lassen.
„Ihr Name?" fragte er erneut.
In den eisblauen Augen des Mannes blitzte es kurz schalkhaft auf.
„Zachary. Zachary Blaine" antwortete er nach einer Weile.
„Und?"
Draco ließ sich nicht einfach so mit einem Namen abspeisen, der ihm nichts sagte.
„Ich bin ein Freund deines Vaters".
Nun war es Draco, in dessen Augen es überrascht aufblitzte.
„Sie kannten meinen Vater?"
„Oh Ja. Ich kenne ihn sehr gut. Besser als irgendjemand sonst auf der Welt".
Die Antwort war reichlich undurchsichtig doch Dracos wachem Verstand entging nicht, dass Zachary in der Gegenwartsform gesprochen hatte.
„Kennen? Heißt das, er ist noch am Leben? Und sie wissen wo mein Vater ist?" hakte Draco sofort nach.
Zacharys Mund umspielte ein leichtes Lächeln.
„Allerdings" erklärte er schlicht.
Draco wurde langsam ungeduldig. Die Antwort war ihm zu ungenau, denn man konnte leider nicht heraushören, ob Lucius nun noch lebte oder ob Zachary etwas über seinen Verbleib wusste.
„Ist das alles? Ich will die Wahrheit wissen! Lebt mein Vater noch oder..." weiter kam Draco nicht denn Zacharys Schwert schnellte vor und die Spitze berührte Dracos Kehle.
„Genug mein Junge. Ich bin nicht hier um mich nett mit dir zu unterhalten".
Zacharys Stimme war so kalt geworden wie sein Blick, der sich jetzt in Dracos Augen bohrte.
„Wa..was wollen Sie von mir?" würgte Draco hervor.
„Steh auf und komm hinter dem Tisch hervor. Ich will dich ansehen".
Für einen Augenblick war Draco drauf und dran aufzustehen um Zacharys Befehl -denn eine Bitte war es nicht gewesen- nachzukommen, doch dann versteifte er sich und blieb sitzen.
„Oh nicht doch Junge. Mach es dir nicht noch schwerer als es sowieso schon ist".
Draco antwortete nicht und rührte sich nicht von der Stelle. Zachary seufzte.
Bevor Draco auch nur noch einmal blinzeln konnte hatte Zachary sein Schwert blitzschnell geschwungen und die Klinge hatte sich tief in Dracos Schulter gebohrt. Der Schmerz war so heftig über ihn gekommen, dass Draco einen verhaltenen Schmerzensschrei nicht hatte unterdrücken können.
„Reicht das oder brauchst du noch eine weitere Lektion?" fragte Zachary.
Draco schluckte mühsam, schüttelte den Kopf, erhob sich und kam langsam hinter dem Tisch hervor. Etwa 1 1/2 Meter von Zachary entfernt blieb er stehen.
„Gut so. Und jetzt dreh dich. Ich will dich ansehen".
Fragend runzelte Draco die Stirn. Was wollte dieser Kerl nur von ihm? Er beschloss, stehen zu bleiben. Dass er hinter dem Tisch hervorgekommen war stellte schon ein großes Zugeständnis an Zachary dar.
Zachary rollte leicht genervt mit den Augen. Und dann machte er einen pfeilschnellen Ausfallschritt auf Draco zu und die Klinge sauste durch die Luft.
Draco behielt Nerven und rührte sich nicht von der Stelle. Das rettete ihm in diesem Augenblick das Leben, denn so durchschnitt die Schwertspitze nur wenige Millimeter vor Dracos Gesicht und Hals die Luft. Hätte er gezuckt, wäre er jetzt tot.
Zachary nickte ihm anerkennend zu und trat wieder einen Schritt zurück.
„Nicht schlecht. Du lässt dich wirklich nicht so schnell einschüchtern. Doch jetzt solltest du tun, was ich gesagt habe. Das nächste Mal hängst du auf der Klinge meines Schwerts wie ein aufgespießter Schmetterling, wenn du dich weiter weigerst. Und glaube mir, ich scherze nicht".
Obwohl sich Draco in der Regel nicht so leicht verunsichern ließ, beschloss er nun, das bizarre Spielchen mitzuspielen. Er wusste instinktiv, dass es Zacharys blutiger Ernst war. Er würde seine Drohung in die Tat umsetzen, daran bestand kein Zweifel. Die ganze Ausstrahlung dieses Mannes vermittelte das. Absolute Skrupellosigkeit, gepaart mit dem meisterlichen Umgang eines Schwerts. Das war etwas, dem Draco zur Zeit nicht viel entgegensetzten konnte. Vor allem nicht, da sich sein Zauberstab im Schlafzimmer befand und er somit nicht einmal auf die Hilfe von Magie zurück greifen konnte. Langsam drehte Draco sich einmal um sich selbst, dann heftete sich sein Blick wieder auf Zachary.
Dessen Blick hatte jeden Zentimeter von Dracos Körper mit Kennerblick betrachtet. Und jetzt leckte er sich genießerisch über die Lippen.
„Du bist wirklich eine Augenweide mein Kleiner. Fast so schön wie dein Vater. Mir fällt gerade wieder die erste Begegnung mit ihm ein. Es war genau hier in diesem Zimmer. Uh, was war das für ein Wahnsinnsgefühl, als ich Lucius das Hemd heruntergerissen und ihn auf seinem Schreibtisch genommen habe" bemerkte Zachary und seine Stimme klang leicht rau.
Draco hatte bei diesen Worten anfänglich gestutzt, doch jetzt riss er überrascht die Augen auf als ihm aufging, welcher Sinn dahinter steckte. Zachary war offensichtlich der Liebhaber seines Vaters. Und sofort fiel Draco auch wieder das letzte Gespräch ein, das er mit Lucius geführt hatte, bevor dieser verschwunden war.
Es war damals, nach diesem missglückten Quidditch-Spiel gewesen. Das Spiel, das für Draco so gründlich schief gelaufen war, weil er seinen Vater beim Liebespiel mit einem Mann auf der Zuschauertribüne gesehen hatte.
Hinterher war Lucius auf ihn zugestürmt und hatte ihm schwerste Vorwürfe gemacht. Und Draco hatte dagegen gehalten und seinem Vater offenbart, was er gesehen hatte. Sie hatten sich wüst angeschrieen und waren danach im Streit auseinander gegangen. Es war das letzte Mal gewesen, dass Draco vor dessen vermeintlichem Tod mit seinem Vater gesprochen hatte und er grämte sich deshalb bis heute. Wenn er gewusst hätte, dass er niemals wieder die Gelegenheit zu einem Gespräch mit seinem Vater haben würde, hätte er damals anders reagiert. Aber er hatte schließlich nicht ahnen können, dass sein Vater so bald darauf sterben würde.
Wenn er denn tatsächlich tot war. Das hatte Draco schon immer bezweifelt, doch mehr als einer sentimentalen Hoffnung heraus. Jetzt war er sich ziemlich sicher, dass Lucius noch lebte und dass Zachary wusste wo er war.
„Bitte, sagen Sie mir wo mein Vater ist". Draco konnte nicht verhindern, dass in seiner Stimme eine tiefe Trauer mitschwang.
Draco hatte seinen Vater geliebt, auch wenn dieser ihm selten Gefühle entgegengebracht und sich wenig um ihn gekümmert hatte. Draco war bereit, viel dafür zu tun, nur um noch ein einziges Mal mit Lucius reden zu können.
„Bitte, ich tue alles was Sie wollen, aber sagen Sie mir endlich, ob mein Vater noch lebt" bat Draco, als Zachary nach einer Weile immer noch nicht geantwortet hatte.
Zachary hob verwundert eine Augenbraue, als er Dracos Worte vernahm.
„Tatsächlich? Du tust alles was ich von dir verlange? Hm, was für ein verlockendes Angebot" bemerkte er und ließ seinen Blick nochmals über Dracos Körper wandern.
Draco wand sich unbehaglich unter Zacharys intensivem Blick. Zachary würde nicht mit sich handeln lassen, soviel war sicher. Und was er von ihm wollte, war sonnenklar. Draco schluckte hart. Wenn das der Preis war...musste er ihn wohl zahlen. Er wollte unbedingt herausfinden wo Lucius sich aufhielt, auch wenn das bedeutete, sich dafür von Zachary verführen zu lassen.
„Tun Sie mit mir was sie wollen. Ich werde alles schweigend ertragen. Aber dafür verlange ich, dass Sie mir sagen wo mein Vater ist".
Zachary lachte leise.
Es war ein kaltes, beinahe seelenlos anmutendes Lachen, das Draco Kälteschauer über den Rücken jagte.
„Oh Draco, ich würde nur zu gerne dein Angebot annehmen. Es wäre mir eine echte Freude, dich über den Schreibtisch gelegt durchzuficken, aber das geht leider nicht mein süßer kleiner Schmetterling. Du nützt mir nur unberührt etwas" erklärte Zachary.
„Was, wie...woher wissen Sie das?" stammelte Draco und eine feine Röte stieg ihm in die Wangen. Der Umstand, dass er noch eine männliche Jungfrau war, plagte ihn schon länger aber zum Glück wusste niemand darüber Bescheid. Wie Zachary es herausgefunden hatte, war Draco schleierhaft. Zachary machte nicht den Eindruck, als hätte er einfach einen Schuss ins Blaue riskiert und geraten. Nein, dieser Mann mit dem Schwert war aus einem ganz bestimmten Grund heute hier. Er hatte es so geplant, das wusste Draco instinktiv.
„Ich weiß mehr über dich als dir lieb ist mein Kleiner" erwiderte Zachary gönnerhaft.
„Was wollen Sie von mir?" fragte Draco matt.
„Nur dein Herzblut" kam die lapidare Antwort, doch die Worte ließen Dracos Blut in den Adern gefrieren.
Die kalte Hand des Todes streckte sich nach ihm aus und es gab keine Chance zu entkommen. Mit dem Tod konnte man nicht handeln, er holte einen wann es ihm beliebte. Doch Draco wollte es zumindest versuchen.
„Bitte, wenn Sie mich jetzt töten, dann stirbt der Name Malfoy mit mir. Das dürfen Sie nicht tun. Bitte verschonen sie mein Leben. Um meines Vaters Willen" flehte Draco.
Er hasste sich dafür, dass er hier so vor Zachary kroch und um sein Leben flehte wie ein widerwärtiger Feigling, aber es blieb ihm gar keine andere Wahl. Er musste überleben. Er musste weiterleben und einen Erben zeugen. Danach war es egal was mit ihm passierte, ob er lebte oder starb. Doch nicht jetzt.
„Das hast du aber hübsch gesagt mein kleiner Schmetterling. Aber leider, leider kann ich deiner Bitte nicht nachkommen. Aber keine Angst, du wirst schnell und fast schmerzfrei sterben, das verspreche ich dir".
„Aber warum....?" weiter kam Draco nicht.
Zachary bewegte sich so rasend schnell, dass man seinen Bewegungen mit dem Auge nicht mehr folgen konnte. Die Klinge drang in Dracos Brustkorb ein als bestünde er aus Luft und durchbohrte zielsicher sein Herz.
Draco riss die Augen auf und schnappte röchelnd nach Luft. Dann klammerte er sich haltsuchend an Zachary fest, denn seine Knie drohten unter ihm nachzugeben. Er verspürte nichts außer einen gewaltigen Druck, der ihn am Atmen hinderte. Keine Schmerzen, Zachary hatte Wort gehalten. Langsam sank Draco in sich zusammen. Zachary ging mit ihm in die Knie und ließ den sterbenden jungen Mann nicht aus den Augen.
„Wa...warum..." krächzte Draco heiser.
„Hab keine Angst mein Kleiner. Geh in Frieden und sei versichert, du stirbst nicht umsonst. Der Name Malfoy wird niemals untergehen. Durch deinen Tod wird dein Vater ewig leben" sagte Zachary leise und strich Draco zärtlich eine Träne von der Wange, die sich aus seinen Augen gelöst hatte.
Dracos Atem wurde flacher und flacher. Sein Herzschlag flatterte bereits und Zachary konnte in seinen Augen erkennen, dass der Tod nicht mehr fern war.
Zu oft schon hatte er diesen Ausdruck in den Augen seiner Opfer gesehen. Er wusste genau, wann es vorbei war.
Ein letzter Atemzug entwich aus Dracos Mund und dann hörte sein Herz auf zu schlagen. Zachary sah den gebrochenen Blick und seufzte.
Es war vorbei. Es war vollbracht.
Vorsichtig ließ er Dracos Leichnam zu Boden gleiten und zog mit einem Ruck die Schwertklinge aus dem Körper heraus. Er verharrte noch einen Moment und blickte auf die sterblichen Überreste des letzten legitimen Erben der Malfoy-Dynastie hinunter. Dann wandte er sich ab und ging in Richtung der Fensterflügel.
Als hätte der Sturm nur auf dieses Zeichen gewartet, drückte der Wind die Fenster wieder schwungvoll auf und wehte ins Zimmer. Die Vorhänge bauschten sich und das Licht flackerte kurz. So lautlos wie er gekommen war, verschwand Zachary wieder.
Zurück blieb Dracos toter Körper.
Und aus dem hinteren Flügel des Gebäudes ertönte Narcissas irres Kreischen, die begonnen hatte, wie eine wildgewordene Furie in ihrem Zimmer zu toben...
****************to be continued******************************
Und, wer von euch hatte schon vermutet, dass Draco durch Zacharys Hand den Tod finden wird, hm? ;-)
Ich kann mir denken, dass ihr euch jetzt fragt, warum Draco sterben musste. Eine Antwort darauf liefern die nächsten Kapitel.
Das nächste Update kommt in zwei Tagen (sofern ff.net nicht rumzickt).
Wäre zwischenzeitlich vielleicht ein kleines review drin? *lieb guck*
