Der Besuch

„Hi Krone! Was machst du denn hier? Ich dachte du wolltest bis zur Geburt eures Babys bei Lily bleiben", sagte Sirius überrascht, als er James im Hauptquartier vom Phönixorden sah.

„Ich hab ein paar Sachen fürs Baby vergessen. Ich wollte sie holen und dann muss ich Lilys Eltern vom Bahnhof abholen."

„Lilys Eltern kommen? Das hast du mir gar nicht erzählt."

„Die Eule kam gestern vormittag."James seufzte und fuhr fort, „Lily fühlt sich seit dem Anfang des 9. Monats nicht mehr wohl. Ihre Eltern wollen sie jetzt auf andere Gedanken bringen."

„Ach so. Hast du was dagegen, wenn ich dich begleite? Ich würde Lily gerne mal wieder sehen."

„Gut, dann lass uns gehen."

*~*~*

Während sie mit einem Taxi zum Bahnhof fuhren, unterhielten sie sich. „Ich dachte Lily freut sich über euer Kind. Ihr habt es euch doch so gewünscht."

„Wir freuen uns ja auch wahnsinnig. Lily hat nur kaum noch Kraft. Doktor Crusher meinte, dass wenn das Baby nur einen Tag nach dem errechneten Geburtstermin noch nicht da ist, dann wollen sie es per Kaiserschnitt holen."

„Keine Panik. Es wird schon alles gut gehen."

*~*~*

Nach einiger Zeit hatten sie den Bahnhof erreicht. Lilys Eltern warteten bereits an einem Schalter auf James.

„Jenny! Sam! Schön euch mal wiederzusehen! Wie geht es euch?"James umarmte seine Schwiegereltern.

„Uns geht es gut. Hallo Sirius", begrüßte Mr Evans Sirius.

„Hallo. Es freut mich, Sie wiederzusehen."

„James, wie geht es denn Lily? Am Telefon klang sie nicht besonders gut. Ist alles mit dem Baby in Ordnung?", fragte Mrs Evans besorgt.

„Lily ist mit ihren Kräften am Ende, aber sonst geht es ihr ganz gut. Dem Baby geht es auch gut."

„So kenn ich sie gar nicht. Sie ist doch sonst kein Kind von Traurigkeit. Das passt überhaupt nicht zu ihr", bemerkte Sam.

„Ich weiß. Deshalb habe ich euch ja auch geschrieben. Sie braucht euch wirklich sehr", erklärte James. „Wir sollten uns jetzt auf den Weg machen. Lily wartet bestimmt schon auf uns."

*~*~*

„Mum! Dad! Endlich seid ihr hier! Ich hab euch so sehr vermisst."

Jenny nahm ihre Tochter fest in den Arm. Dieser kullerten Tränen über ihr Gesicht. Sie klammerte sich förmlich an ihre Mutter.

„Mäuschen, wir sind ja da und wir bleiben erst einmal", versprach Jenny. „Bitte, hör auf zu weinen, Lily."

Langsam ließ Lily Jenny los. Nun nahm auch Sam seine Tochter in den Arm.

„Sirius! Hallo! Wie geht es dir?", fragte Lily, als sie sich wieder gefangen hatte.

„Hi. Mir geht's gut, aber wie geht es dir? Ich hab gehört, dass es dir nicht so besonders geht."

„Es geht so."Lily wandte sich ab und verschwand in die Küche.

„So verhält sie sich zur Zeit ständig", gestand James. Er sah seiner geliebten Frau nach. Er vermisste ihr fröhliches Lachen. Ihm tat es weh, seine über alles geliebte Frau so leiden zu sehen.

„Das wird bestimmt wieder werden", versuchte Sirius James auf zu heitern.

„Nein, das glaube ich nicht", meinte James niedergeschlagen und verzog sich in sein Arbeitszimmer.

*~*~*

Sam, Jenny und Sirius hatten bereits im Wohnzimmer Platz genommen, als Lily mit einem Tablett, auf dem eine Kaffeekanne, 4 Becher, 5 Kuchenteller und ein Glas Wasser stand, herein kam. Es schien sie anzustrengen das Tablett zu tragen, denn ihr dicker Babybauch war ihr im Weg.

„Lily, Mäuschen, du solltest dich nicht so anstrengen! Komm, setz dich hin. Ich mach das schon!", befahl Jenny.

Lily tat wie ihr geheißen und setzte sich gequält in den Sessel, den ihre Mutter gerade frei gemacht hatte.

„Danke Mum, aber es geht wirklich. Den Kaffeetisch kann ich noch so grade eben alleine decken. Dafür brauch ich keine Hilfe!"

„Lily, du bist hochschwanger und solltest dich schonen. Es ist nicht gut für das Baby, wenn du dich so anstrengst."

„Ich streng mich doch gar nicht so viel an! Seit knapp 3 Wochen liege ich fast nur auf dem Bett und ruhe mich aus. Dann kann ich ja wohl einmal aufstehen und einen Kaffeetisch decken!", fauchte sie leicht gereizt.

Jenny sah Lily verwirrt an. Nie hatte Lily ihre Mutter so beschimpft. Nur Petunia, Lilys Schwester, war öfter mal wütend geworden.

„Bitte Lily, reg dich nicht auf. Wir sind hier um euch beiden ein wenig unter die Arme zu greifen. Zusammen werden wir das schon schaffen."

„Ja, vielleicht hast du recht."

*~*~*

Knapp eine Stunde später saßen die vier immer noch bei Kaffee und Kuchen und unterhielten sich. James war in dieser Zeit nicht zu ihnen gestoßen.

Auf einmal stand James mit einem großen, gepackten Koffer neben ihnen. „Ich werde für ein paar Tage verreisen. Ich brauche dringend eine Pause.... Lily, sei mir bitte nicht böse. Sollte irgendwas sein oder sollten bei dir die Wehen einsetzen, dann schick mir bitte mit Jekyll eine Nachricht. Er weiß, wo ich bin."James hatte sich neben Lily hin gekniet und legte ein letztes mal seine Hand auf ihren Bauch und ging.

„James! Warte! Bitte bleib hier!", rief Lily ihrem Mann hinterher, doch dieser war bereits gegangen. Auf der Treppe neben der Haustür sank sie zusammen. „James, bitte bleib. Ich brauche dich doch so! Was soll ich denn nur ohne dich machen?", weinte sie.

Sirius war ihr nach gegangen und legte freundschaftlich seine Arme um sie. „Er wird bestimmt bald wieder kommen. Er liebt dich und das Baby sehr. James könnte gar nicht ohne dich leben."

„Und warum ist er dann gegangen? Der errechnete Geburtstermin ist bereits in zwei Wochen. Was ist, wenn er bis dahin noch nicht zurück ist? Ich will das Kleine nicht alleine zur Welt bringen und groß ziehen."

„James wird sich bestimmt bald bei uns melden. Er will auf jeden Fall bei der Geburt dabei sein."

„Glaubst du wirklich?"

„Ja, das glaube ich."

„Ich bin müde und würde mich gerne ein bisschen hinlegen."

„Ich werd mich so lange um deine Eltern kümmern. Ruh du dich was aus."

„Danke Sirius. Das ist nett von dir. Bis dann mal!"Mit Sirius Hilfe stand sie auf und ging schließlich zu Bett.

Sirius hielt sein Versprechen und beschäftigte sich mit Lilys Eltern.

*~*~*

James stand vor Dumbledores Bürotür. Er wusste nicht wohin er hatte gehen sollen, deshalb hatte er beschlossen, seinen Chef zu besuchen. Er klopfte an und sofort öffnete sich die Tür automatisch.

„James! Schön dich zu sehen. Komm doch rein und setz dich. Möchtest du was trinken?"

„Hallo. Gerne. Ein Wasser bitte."

„Hier. Was führt dich hier her?"

„Ich... Lily und ich brauchen eine Pause."

„Warum denn? Ich dachte euer Kind kommt in zwei Wochen."

„Ihr geht es nicht so gut. Jenny und Sam sind heute angekommen. Die beiden kümmern sich um Lily."

„Du brauchst ein Zimmer, oder?", fragte Dumbledore lächelnd.

„Wenn es hier ein leeres Zimmer gibt, dann ja."

„Natürlich gibt es hier ein leeres Zimmer, bzw. Wohnung. Du weißt, dass du als Lehrer von Hogwarts hier eine Wohnung hast. Du, Lily und das Baby könnt jederzeit ihr wohnen."

„Wir haben unser Haus in Grodics Hollow. Zum Unterricht kann ich auch per Flohpulver kommen."

„Gut."

„Danke. Ich geh mal."Er blieb in der Tür stehen und fügte hinzu, „Könnten Sie vielleicht zwischendurch mal bei Lily vorbei schauen und gucken wie es ihr geht?"

„Natürlich."

*~*~*

„Professor Potter? Ich dachte Sie sind im Urlaub", bemerkte eine Schülerin am nächsten Morgen zu Unterrichtsbeginn.

„Nun, das bin ich auch. Allerdings musste ich ihn kurzfristig abbrechen.... So, nun aber auf die Besen!"

*~*~*

„Mum! Könntest du bitte die Tür öffnen? Ich komme gleich runter, aber ich brauch ein bisschen Zeit!", rief Lily nach unten, denn es hatte an der Tür geläutet und sie hatte große Mühe sich vom Bett zu erheben.

Jenny öffnete die Haustür und begrüßte Albus Dumbledore. Sie setzten sich ins Wohnzimmer und wenige Minuten später stieß Lily zu ihnen. Schwerfällig atmend ließ sie sich in einem Sessel nieder.

„Hallo Albus! Schön Sie zu sehen!"

„Hallo. Wie geht es dir Lily?"

„Es geht. So langsam wird alles ein bisschen anstrengend."

„Verständlich. Mrs Evans, würden Sie uns beide bitte ein wenig alleine lassen?"

„Ja, natürlich. Ach Lily, streng dich nicht so an."Jenny verließ ohne Wiederrede den Raum.

„Lily, man sieht dir an, dass da mehr ist, als die üblichen Schwangerschaftsbeschwerden. Was ist los?", fragte freundlich und ruhig.

„Ich habe wegen dieser Prophezeiung Angst. Mein Baby soll nicht gegen Voldemort kämpfen. Das Kleine hat etwas besseres verdient. Gut, ich wünsche es auch Alice nicht, dass ihr Baby gegen Voldemort kämpfen soll, aber es soll einfach nicht meines sein. Ihm soll nicht passieren."

„Das glaube ich dir. Ich tu alles um euch drei vor Voldemort zu schützen. Und auch der Phönixorden hilft mit. Wir werden nicht zu lassen, dass etwas schlimmes geschieht."

„Wissen Sie wo James ist?"

„Nein, leider nicht. Wieso denn?"

„Er ist gestern gegangen und ich weiß nicht wohin er ist."

„Da kann ich dir leider nicht weiter helfen, aber ich werde meine Augen offen halten. Versprochen!"

Nach einigen Stunden ging Dumbledore wieder und Lily legte sich erneut auf ihr Bett.

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Nach dem Unterricht saß James für den Rest des Tages in der kleinen Wohnung und dachte sehnsüchtig an Lily. Er wäre jetzt gerne bei ihr und würde ihr über den dicken Bauch streicheln, sie küssen und ihr sagen, wie sehr er sie liebte, doch er war nicht bei ihr. Trotzdem war er sich sicher, dass es gut gewesen war, für ein paar Tage zu gehen. Beide brauchten ein wenig Zeit für sich selber, auch wenn das hieß, den anderen alleine zu lassen.

Es klopfte an der Tür und Minerva McGonagall trat ein.

„'lo Minerva."

„James, ist alles in Ordnung mit Ihnen?"

„Ja, alles in Ordnung."

„Sie waren heute bei keiner Mahlzeit. Ich dachte, ich bringe Ihnen etwas zu essen."

„Danke Minerva."

„Bitte. Ich geh dann mal wieder."

Minerva überließ James wieder seinen Gedanken. Er rührte das Essen gar nicht an. Die Sehnsucht nach Lily schnürte ihm die Kehle ab.

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