Disclaimer: siehe Kapitel 1

Als er vor dem Wald stand, zögerte Andreas. In unmittelbarer Nähe betrachtet, sah der Wald auf einmal gar nicht so schutzbietend aus. Eher wirkte er bedrohlich, so schien es dem Jungen. Viele unbekannte Gestalten schienen ihm darin aufzulauern, so kam es ihm jedenfalls vor. Schließlich gab er  sich aber einen Ruck. „Die ganze Zeit nur davor stehen bringt mir auch nichts und wenn ich wirklich in Mittelerde bin, was soll mich dann schon schlimmes erwarten?", fragte er sich und betrat den Wald.

Obwohl er sich die ganze Zeit einredete, das alles in Ordnung sei,  wurde ihm immer unheimlicher zumute, je weiter er hineinging. Plötzlich hörte er ein Geräusch, das wie ein Klackern klang. Etwas Unbekanntes huschte ganz in seiner Nähe vorbei. Hastig drehte er sich um, erblickte im ersten Moment jedoch gar nichts. Dann, für den Bruchteil einer Sekunde, glaubte Andreas etwas Haariges neben einem der Bäume zu sehen.

 Erneut ein Blick in Richtung des Geräusches, das nun aus einer anderen Richtung kam. Was er dort sah, ließ ihn beinahe vor Schreck erstarren. Kleine Spinnen krabbelten in Scharen am Boden, während im Unterholz das lauerte, was ihm einen solchen Schrecken eingejagt hatte. Viele große Augen saßen dort, und schauten ihn an.

Wie auf ein geheimes Zeichen hin strömten die kleinen Spinnen auseinander, während das Unterholz anfing sich zu bewegen.

„Nein", schrie Andreas erschrocken auf, als er erkannte, was da auf ihn zutrappelte, schon gierig mit den Zangen klackte. Die Spinne hatte ihn schon fast erreicht, als er sich aus seiner Erstarrung löste und panisch davonrannte.

Hinter sich hörte er das Zischen seines Verfolgers, der nicht damit rechnete, dass sein Abendessen  das Weite suchen würde, und diesem nun hinterher eilte.

Ein  Schlag von hinten brachte Andreas aus dem Gleichgewicht. Im Fallen fühlte er die Beine der Spinne, die ihn festzuhalten schienen. Er wollte sich nicht umdrehen und genauer sehen, was ihn töten würde. Er wollte eigentlich gar nicht sterben. „Verdammt, wie bin ich nur hierher geraten?", dachte er, während er verzweifelt versuchte, sich aus dem Griff des Ungetüms zu befreien. Neben ihm stach unerwartet etwas in die Erde. Seine Angst wurde noch größer, als sich dieses Etwas wie von selbst wieder herauskam. Entsetzt erkannte er, dass es der Stachel der Spinne war, die ihn damit offensichtlich hatte treffen wollen. Sie gab einen wütend klingenden Laut von sich, als sie sich  mit  den schnappenden Zangen näherte. Laut schrie der Junge auf, als sich die Zangen der Spinne um ihn schlossen. Gedanklich schloss er mit seinem Leben schon ab. Das Zurren in der Luft hörte er noch, bevor seine Sinne zu schwinden begannen.

Die Spinnen waren nicht die einzigen, die seine Ankunft in dem Wald bemerkt hatten. Ein Wachposten hatte den Menschen schon lange vor dem Betreten des Waldes entdeckt. Zwar hatte es ihn gewundert, was ein junger Mensch, noch dazu unbewaffnet an solch einem gefährlichen Ort zu suchen hatte, doch er hatte seine Befehle, die Grenze zu bewachen. Zudem  sah der Mensch ziemlich desorientiert aus, schien nicht von hier zu kommen. Die Wache entnahm dies zum einen der Tatsache, dass  sich der Fremde ständig um die eigene Achse drehte, und zum anderen lief er ohne Waffen auf freier Fläche herum, wo ihn jederzeit irgendwelche Wesen abschlachten konnten.

Der Elb beobachtete den Neuankömmling weiterhin und sah nach einigen Minuten, wie dieser auf den Wald zuhielt. Sogleich kletterte er von seinem Beobachtungspunkt herunter, um seinen Begleitern Bescheid zu geben.

Zusammen gingen sie in die Richtung, aus der der Junge in den Wald eingedrungen war. Sie fanden ihn jedoch schneller als erwartet, er lief ihnen geradezu entgegen, was er aber nicht wusste, immerhin hatte er genug damit zu tun, vor einer riesigen Spinne zu fliehen.

Auch die Elben bemerkten die Gefahr sehr wohl, doch trotz ihrer Schnelligkeit konnten sie den Biss der Sinne nicht verhindern. Den Pfeilen, die wohlgezielt  herangezurrt kamen, konnte sie allerdings nichts entgegensetzten. Sich schüttelnd ließ sie von ihrem Opfer ab.

Während sich zwei der Elben mit der Spinne beschäftigten, kümmerte sich der Rest der Anwesenden um Andreas. Sie wussten, dass eine solche Verletzung, wie sie der Junge erfahren hatte, nicht leicht war. Deshalb gab es auch keine großen Diskussionen darum, ob sie ihn mitnehmen sollten. Das hätten  sie ohnehin getan, da er sich ja unerlaubt in diesem Reich aufhielt. Nun aber mussten sie außerdem sicher gehen, dass das getötete Tier die einzigste Spinne gewesen war, die  den Menschen verfolgt hatte.

Langsam lichtete sich der dunkle Schleier über seiner Augen. Sein Kopf schmerzte, doch immerhin war er am Leben. Andreas lag ruhig da, darauf wartend, dass sich sein Blick ganz geklärt hatte. Er fühlte, dass er in einem Bett lag. „Man, war das ein grausiger Alptraum." Er fasste sich an die Seite, und stellte verwundert fest, dass sich dort ein Verband befand. Zischend atmete er die Luft ein, als ihn die Erkenntnis traf, dass es doch kein böser Traum, sondern grausame Realität war. Er war wirklich von einer Monsterspinne verfolgt worden. „Aber, wie bin ich dann hierher gekommen?", sagte er zu sich. „ich müsste doch tot sein."

„Die Wachen haben euch hier her gebracht, um eure Frage zu beantworten. Und wahrlich ward ihr dem Tod näher als dem Leben. Jetzt da ihr wach seid, werdet ihr schnell wieder auf den Beinen sein"

Andreas hatte niemanden im Raum gehört und drehte seinen Kopf  blitzschnell in die Richtung des Sprechers und kniff dann die Augen zusammen um sie gleich darauf wieder zu öffnen. Das konnte nicht sein, hallte  es in seinen Gedanken wieder. Neben seinem Bett stand das wohl schönste Wesen, dass er in seinem Leben je gesehen hatte. Sein Herz begann schneller zu schlagen, er hatte zwar angenommen, Elben zu treffen, doch war er auf diesen nicht gefasst gewesen. Selbst die Aufforderung des eingetretenen Heilers,  sich wieder ganz hinzulegen, damit er nach der Wunde sehen könne, nahm er erst beim zweiten Ansprechen wahr.

Verwundert registrierte er die Ähnlichkeit der beiden Elben, wobei der Heiler älter zu sein schien.