So, hier kommt das letzte Kapitel.

„Warum?"

Nur ein Wort, doch es traf den Jungen zutiefst. Nie zuvor hatte er sich so hin und hergerissen gefühlt.

Tief atmete er durch, bevor er leise antwortete:

„Ich muss."

Damit gab sich Elrohir aber keinesfalls zufrieden. Er konnte und wollte ihn einfach nicht gehen lassen, nicht nach diesen letzten Stunden.

„Was soll das heißen, du musst? Wozu bist du dann noch hergekommen und treibst dies Spiel mit mir?"

Der Elb bemühte sich zwar beherrscht zu sprechen, doch es war für Andreas sehr gut die Enttäuschung und Verzweifelung in seiner Stimme zu erkennen.

„Ich spiele kein Spiel mit dir. Elrohir, ich, liebe dich doch auch…"

„Dann geh nicht. Bleib bei mir.", unterbrach ihn der Elb mit einem flehenden Gesichtsausdruck.

Kurz schloss Andreas die Augen um sich zueinen Augenblick Ruhe zu gönnen.

Dann sprach er leise weiter:

„Bitte Elrohir, mach es mir nicht schwerer, als es ohnehin schon ist. Ich gehöre einfach nicht hierher. Außerdem vermisse ich mein zuhause, meine Freunde, und meine Familie."

Dies konnte der  Elb verstehen. Er zwang sich zu einem Lächeln.

„Ich weiß, dass ich dich nicht zwingen kann, hier zu bleiben, obwohl ich es sehr hoffe. Wenn du es aber unbedingt willst, dann werde ich dich ziehen lassen, wenn du dort glücklicher bist."

Dankbar für diese Worte umarmte Andreas seinen Elb.

Dieser gab ihm etwas in die Hand. Es war eine Brosche, gefertigt in feinster Elbenkunst.

„Nimm es mit, als Erinnerung an mich.", flüsterte er.

Dann begleitete den Jungen nach unten. Dort wandte sich dieser noch ein letztes Mal an ihn.

„Leb wohl."

Dann drehte er sich um und ging, ohne sich umzusehen in Richtung des Palastes. Er wusste, hätte er sich noch mal umgedreht, er hätte es nicht ertragen können.

„Namarie, Andreas." Leise sprach der Elb dieses eine Wort, doch Andreas hatte es vernommen.

Schweren Herzens setzte er seinen Weg fort, bis er im Palast angekommen war.

Galadriel hatte ihn bereits erwartet.

Andreas schaute sich um. Neben Galadriel auf einem kleinen Tisch entdeckte er etwas, was ihn erschreckte.  Ein Buch lag dort, das verblüffende Ähnlichkeit mit dem Buch hatte, welches Fabienne bei dem Zauber benutzte.

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Was hatte die Elbin getan? Andreas erinnerte sich nicht mehr. Ihm war es, als schwebte er seit Stunden durch ein dunkles Nichts. Wohin er auch sah, er konnte nichts erkennen.

Dann spürte er plötzlich einen Schlag, der durch seinen ganzen Körper fuhr.

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„Hey wach auf!", hörte er eine zischende Stimme. Gleichzeitig stieß ihn jemand an.

Verwirrt öffnete er die Augen. Nachdem er sich langsam an das grelle Licht des ablaufenden Films vor ihm gewöhnt hatte, dämmerte es ihm, wo er war.

Zusammen mit seinen Freunden saß er in der ersten Reihe des Kinos, vor ihm lieferten sich die Helden eine Schlacht mit den Bösewichten.

Doch Andreas hatte im Moment kein Interesse dem Film  zu folgen. Nur langsam erinnerte er sich an das, was ihm ihn den letzten Tagen widerfahren war.

Doch war das alles wirklich geschehen? Unbewusst fasste er in seine Hosentaschen. Zum Vorschein holte er eine kunstvoll verzierte Brosche.

Lange starrte er darauf, doch die Brosche blieb.

‚Es war also doch kein Traum'.

Den Rest des Films nahm er kaum war, doch es dauerte nicht mehr lange.

Als sie draußen standen kam es ihm vor wie ein Déjà-Vu,  als er Fabienne sagen hörte:

„Wie wär's, wenn wir mein neues Zauberbuch ausprobieren?"

„Nein"; hörte er sich sagen. „Lasst uns lieber noch einmal den ersten Herr der Ringe Teil ansehen. Ich  hab den Film zuhause. Wer kommt mit?"

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Wie lange er dort gestanden hatte, wusste er nicht, doch es war ihm auch egal.

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als er noch immer in die Richtung starrte, in der Andreas verschwunden war.

Verschiedene Elben gingen im Palast ein und aus. Andreas jedoch kam nicht wieder.

„Er ist fort."

Elrohir reagierte nicht darauf. Dass sein Bruder sich genähert hatte, hatte er gar nicht mitbekommen.

„Elrohir?"

Langsam wandte er sich seinem Bruder zu.

„Vater sagt, wir können heute wieder nach Hause aufbrechen.  Wir haben unsere Aufgabe erfüllt."

„Bitte, geh schon vor, ich komme gleich nach."

Besorgt sah Elladan seinen Bruder an. Er spürte die Verzweifelung, die Trauer, die von ihm ausging. Doch er respektierte seinen Wunsch und ging.

Als Elrohir einige Stunden später zusammen mit den anderen Elben zurück nach Bruchtal aufbrach, sah man ihm nicht mehr an, dass er geweint hatte.

Wie alle anderen saß er in der stolz angehauchten Pose auf seinem Pferd, als sie losritten.

Doch seine Augen hatten den Glanz verloren, den sie einst hatten, das Feuer in  ihnen war erloschen.