Besorgte und erschrockene Stimmen tuschelten. Aberdutzende Blicke hafteten auf den Ankömmlingen. Dreck, Schweiß und Blut klebten an ihnen. Ten Ten war unter den Beobachtern. Wie in Trance war sie aus dem Halbkreis hervorgetreten und sah den Zug näherkommen. Zur Salzsäule erstarrt blieb sie stehen und starrte auf einen von ihnen. Die langen, schwarzen Haare hingen wirr herunter, das Stirnband halb verrutscht. Überall in seinem Körper zeigten sich tiefe Wunden. Kiba hatte alle Mühe, selbst schlimm verletzt, den schwereren Jungen zu halten. Sein Gesicht verzerrte sich unter der Kraftanstrengung, als er Neji weiterschleppte. Der junge Hyuga blutete aus allen Wunden und sah die Welt nur noch verschwommen.

Kurz blickte er auf und erwiderte Ten Tens Blick. Er sah Sorge, Angst und Schock und interpretierte es falsch. Eilig wandte er sich ab und ließ sie hinter sich auf Naruto blicken. Auch jener war verletzt und schleppte jemanden mit sich, der die Augen halb geschlossen hatte und unter all dem Blut kaum noch zu erkennen war. „Sasuke-kun!" Ten Ten zuckte zusammen. Irgendwo hinter ihr schrie eine Mädchenstimme den Namen von Narutos Last. Kurz darauf schoben sich rosa Haare durch die Menge und stürzten auf den schwarzhaarigen Jungen zu.

Ten Ten wandte ihren Blick ab und sah wieder zu Neji. Sie musterte seinen Körper und sag Blut zwischen seinen Fingern vorquellen, die er auf die Schulter gepresst hatte. Er stöhnte leise auf und zuckte mit der Hand zurück. Ein Lichtstrahl fiel auf den Boden und berührte beinahe Ten Tens Füße. Verblüfft runzelte sie die Stirn und suchte den Ursprung der Erscheinung. Hastig zog sie die Luft ein. Tränen brannten in ihren Augen. Er hatte nicht einfach nur tiefe Wunden, Neji war förmlich durchlöchert worden. Faustgroße, blutige Löcher prangten auf seinem Körper. Kidoumarus Pfeile aus seiner metallartigen Körperflüssigkeit, hatten den Körper aufgespießt.

Erneut schaute er auf und sah in ihre moosgrünen Augen. Sie waren trüb geworden und Tränen glitzerten in ihnen. Hinter sich konnte er hören, wie Sasuke Sakura begrüßte. Schwach, wortkarg und ein wenig genervt, aber dennoch glücklich und er verstand. Er war Ten Ten egal. Sie war noch viel schlimmer auf Sasuke Uchiha fixiert, als er es geglaubt hatte. Ja, es war ihm aufgefallen. Natürlich war es ihm aufgefallen, genauso wie Lees Blicke, wenn Sakura Haruno in der Nähe war. Neji war nicht blind, nicht wenn es um sein eigenes Team ging.

Unfähig, sich von der Stelle zu rühren, stand Ten Ten einfach nur da und blickte auf ihn. Sie konnte nichts tun. Sie wollte zu ihm gehen und ihm helfen, doch nichts geschah. Sie konnte nicht. Die Angst ihn zu berühren und festzustellen, dass sein Leben aus ihm rinnt, war zu groß. Was hatten Orochimarus Oto-nins ihrem Neji nur angetan?

In Zeitlupe sah das Mädchen, wie Neji an Kibas Körper hinabrutschte. Der junge Ninja mit den tierischen Zügen sah erschrocken auf den leblosen Körper des Hyuga hinab. Ein Rinnsal dunkelroten Blutes grub sich seinen Weg in den sandigen Boden und leckte nach Ten Tens Füßen. Verzweifelt versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen.

Grob wurde sie von Neji weggeschoben, wieder hinein in die Menge murmelnder Menschen. Sie konnte nicht sehen, was mit ihm passierte und versuchte angestrengt sein Chakra zu erfassen, doch war nichts, nur absolute Leere, als wäre alles ausgelöscht.

„NEJI!" Ihr Schrei hallte im ganzen Haus wieder. Nach Luft schnappend, schreckte Ten Ten auf und versuchte ihre Umgebung zu erfassen. Sie war zu Hause im Schlafzimmer. Kalter Schweiß klebte an ihrem Körper. Immer noch träumte sie davon, von diesem Tag. Sie konnte das Bild des durchlöcherten Neji einfach nicht vergessen und in ihren Träumen holte es sie ständig wieder ein.

Immer noch aufgelöst vergrub sie ihr Gesicht in den Händen und wischte die nassen Haare zur Seite. Eine Zeitlang blieb sie so sitzen und versuchte sich zu beruhigen, bevor sie zum Wecker schaute. Es war zu spät sich noch einmal hinzulegen und zu hoffen, diesmal besser zu träumen. Langsam stieg die junge Frau aus dem Bett und verschwand im Bad.

Die Dusche rauschte und spülte sämtliche bösen Träume und Erinnerungen fort. Eine Gestalt löste sich aus den Schatten, in der sie unbemerkt geharrt hatte und passierte das Zimmer. Ten Ten hatte die Badtür offengelassen und der Eindringling erhaschte einen Blick auf die Silhouette, die sich dem Wasserstrahl entgegenstreckte. Nachdenklich hob Neji eine seiner feinen Augebrauen. Ob er ihr sagen sollte, dass er schon länger hier war und ihren Alptraum mitbekommen hatte? Ihr Schrei hallte immer noch in seinen Ohren. Sie hatte nach ihm gerufen, nicht nach irgendjemanden, sondern nach ihm. Er würde sich selbst belügen, wenn er sich eingebildet hätte, dass es ihm egal war. Als der junge Mann seinen Namen aus ihrem Mund gehört hatte, war sein Herz stehen geblieben. Er konnte die Angst in ihren Augen sehen, als sie sich orientierungslos umgesehen hatte. Es war keine Angst vor ihm gewesen, sondern um ihn.

Irritiert und wieder an ein Gespräch denkend, welches er vor Jahren mal mit Tsunade geführt hatte, wandte er sich ab und setzte sich am Fenster nieder. Kalte Morgenluft wehte ihm entgegen, als er die großen Läden aufstieß und auf die Straße hinabblickte. Ein paar Händler eilten dort entlang, um ihre Geschäfte rechtzeitig zu öffnen.

Verwundert blieb Ten Ten in der Tür stehen und schnupperte etwas in der Luft. Es roch eklig nach Tabak. Einer Eingebung folgend blickte sie nach rechts und sah jemanden im Fenster sitzen. Ein Bein angewinkelt, die Arm darauf ruhend und eine glimmende Zigarette rauchend. Ihre Augen wanderten am Körper höher. Der Eindringling trug eine Art langer Handschuhe, die bis zur Mitte der Oberarme reichte, wo sie mit enggeschnürten Bandagen gehalten wurden. Armschilde in silbergrau ragten über die Ellenbogen hinaus. Über dem Saum des, ihr zugewandten, Handschuhs blieben Ten Tens moosgrüne Augen hängen. Die gut definierten Muskeln zuckten unter der hellen Haut, in der eine Tätowierung eingestochen worden war. Es war jene Kennzeichnung, die jedes Mitglied der Anbu trug. Die junge Kunoichi schluckte ihre Überraschung herunter. Natürlich war er bei der Attentätertruppe, wo denn auch sonst mit seinen außerordentlichen Fähigkeiten?

„Muss das sein?" Sie zeigte keinerlei Überraschung, dass er in ihrem Schlafzimmer saß, während sie tadelnd auf die Zigarette zeigte. „Und überhaupt, seit wann rauchst du?" Er antwortete nicht, warf aber stattdessen die qualmende Zigarette durchs Fenster auf die Straße. „Was willst du hier?" Neji drehte ihr sein Gesicht zu und musterte sie scheinbar gelangweilt. Wassertropfen perlten auf ihrer hellen Haut. Ihre Blöße war nur durch ein hellblaues Handtuch verdeckte und ihre nassen Haare hingen glatt über die Schultern. Selten hatte er ihre Haare offen gesehen und bemerkte erst jetzt, dass sie länger als seine eigenen waren. „Mit dir reden." Die Kunoichi nickte. „Dann rede", sagte sie gelangweilt, während sie ihren Kleiderschrank öffnete.

Neji hob eine Braue, als Ten Ten ihr Handtuch einfach an sich hinabgleiten ließ. Sie schien dies zu bemerken. „Was denn? Ist doch sinnlos, dir zu sagen, dass du dich umdrehen sollst- nicht? Wäre für dich doch kein Hindernis." Gelangweilt zuckte sie mit den Schultern. Der junge Mann war für einen Moment viel zu verwirrt, um darauf zu antworten. Wie gebannt blieben seine weißen Augen mit dem silbrigen Glanz an ihrem Körper hängen. Sie war wirklich äußerst weiblich geworden. Ihre Brust war weder zu groß, noch zu klein, an die schmale Taille schloss sich die schwungvolle Hüfte an, dann ein fester, runder Hintern, von denen lange Beine zum Boden reichten. Er sah ihre Schultermuskeln spannen und entspannen, als sie nach einem Kleidungsstück griff. Neji schluckte hart und versuchte den rosa Schimmer um seine Nase zu ignorieren. Mit allem hatte er gerechnet, aber das war selbst für einen so gestanden Krieger wie ihn zu viel.

Erleichterung machte sich breit, als er den Stoff ihres Kleides rascheln hörte. Weil lange hatte er sie wohl angestarrt? Nein, eigentlich wollte er das gar nicht wissen. „Magst du Tee?" Augenblicklich setzte er sein neutrales Gesicht auf und nickte knapp. Er wagte es vorerst nicht, in ihr hübsches Gesicht zu sehen. Sein Herz schlug unnatürlich oft und er hörte das Blut viel schneller als sonst in seinen Ohren rauschen.

Mit desinteressiertem Gesicht nippte der junge Mann an dem hohen, tönernen Becher, während er versuchte herauszufinden, weshalb sein Gegenüber ihn seit geraumer Zeit nahezu beleidigend anstarrte. Ten Ten maß jeden Zentimeter seines Körpers ab. Er saß im Lotussitz auf dem Boden und trank teilnahmslos seinen Tee. Bei jeder größeren Bewegung seinerseits, schlug die dünne, silbrige, taschenlose Weste, die an den Schultern nur von zwei handbreiten Trägern gehalten wurde, oberhalb der Hüfte leichte Falten. Ten Tens Augen blieben an seiner Schulter hängen, wo der Rand des schwarzen Anzugs unter dem silbernen Träger hervorschaute. Narbengewebe kroch darunter hervor. Die große Wunde, die dieser sechsarmige Freak von Kidoumaru Neji zugefügt hatte, war schlecht verheilt. Ob die anderen Wunden von damals nun ebenfalls zu solch hässlichen Narben geworden waren?

„Was ist?" Die junge Frau schaute verwirrt bei Nejis Frage auf und schüttelte verlegen den Kopf. „Äh...nichts. Es ist nur...Wie lange bist du schon ein Anbu?" Er zuckte nicht mal mit den Schultern und trank weiter genüsslich den Tee. Eins musste man ihr lassen, von Tee verstand sie etwas. „Schon länger." Sie nickte und wieder trat Schweigen ein. Es war seltsam, so mit ihm zusammenzusitzen.

„Du wolltest doch mit mir reden", unterbrach Ten Ten schon fast verzweifelt die mittlerweile unangenehme Stille. Sofort stellte Neji seinen Becher zur Seite und blickte ihr starr ins Gesicht. „Ich werde für längere Zeit Mission sein und kann deshalb meine Pflichten als Leibwächter des Hyugaoberhaupts nicht wahrnehmen." Die junge Frau gab ein verstehendes Geräusch von sich. „Ich denke Hinata wird das verstehen, aber darum geht es sicher nicht." Neji nickte. „Versteh mich nicht falsch, ich will dich nicht bitten, diese Pflicht zu übernehmen. Du bist keine Hyuga und damit ungeeignet Hinata-sama zu dienen, aber Tsunade-sama hätte es gern, wenn jemand ein Auge auf das derzeitige Hyugaoberhaupt wirft." Ten Ten zuckte zusammen. Er hatte Hinatas derzeitige Stellung innerhalb des Clans mit soviel unterschwelligem Hass ausgesprochen, dass es ihr kalt den Rücken herunterlief. „Du magst sie immer noch nicht?" Mit blitzenden Augen blickte Neji der jungen Frau ins Gesicht. „Sie ist zu schwach, um Oberhaupt zu sein. Egal, wie stark sie in den letzten Jahren geworden ist, es reicht nicht."

Ten Ten seufzte. Sie wusste, dass dieser Hass nicht wirklich Hinata galt, viel eher der Tatsache, dass es Neji, auch wenn er bereits als Kind der stärkste Hyuga gewesen war, verwehrt ist den Clan anzuführen. Das heißt, dies war es zumindest, solange das Haupthaus Erben besaß. „Neji-kun?" Weiße, wütende Augen richteten sich auf sie und zeigten sofort Verblüffung. Ein mildes Lächeln lag auf den Lippen der jungen Frau und ihre moosgrünen Augen schauten ihn besänftigend an. „Hast du dir schon mal überlegt, dass Hinata das Erbe gar nicht lange antreten wird?" Er runzelte die Stirn. Worauf wollte sie bloß hinaus? „Du bist so oft in ihrer Nähe und hast nicht bemerkt, was zwischen ihr und Naruto Uzumaki ist?" Immer tiefer gruben sich die Furchen auf seiner Stirn. Tapfer lächelte Ten Ten weiterhin. War er den wirklich so abgeschirmt von sämtlichen Gefühlen? Sie seufzte resigniert. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Naruto um ihre Hand anhält. Allerdings ist er Jondaimes Erbe und ein Kandidat für den nächsten Hokagetitel. Trotz seiner Jugend gehört er zu den besten und erfahrensten Special-jou-nin. So jemand gründet seinen eigenen Clan und heiratet nicht in einen hinein." Sie blickte in Nejis Augen und suchte Verständnis. Ein seltsamer Glanz lag in ihnen. „Verstehst du Neji? Es wäre dumm von ihm in seiner Situation auf die Gründung eines eigenen Clans, der sich auf einen Vorfahren wie Jondaime stützen kann, zu verzichten. Wenn er Hinata heiratet, und das wird er in absehbarer Zeit, wird sie sicher auf ihr Erbe verzichten. Da das Haupthaus keine weiteren Erben hat, würdest automatisch du, als engster Blutsverwandter, nachfolgen." Sie deutete gelassen auf seine Stirn, die mit einer Bandage umwickelt war. „Dann würde auch der Quatsch mit den Siegeln aufhören."

Neji ergriff ihr Handgelenk, drückte es beiseite und blickte ihr starr in die Augen. „Was macht dich so sicher, dass er sie fragt und sie verzichtet?" Die Dunkelhaarige blieb ruhig und lächelte ihn mild an. „Liebe." Verwirrung war in seinem Gesicht abzulesen. „Hast du es nicht bemerkt? Er liebt sie und wird sie deshalb fragen und da sie ihn auch liebt, wird sie verzichten. Besonders scharf war sie ja eh nie drauf und ohne Hiashi-san, steht sie auch nicht mehr unter diesem enormen Druck."

Der Schwarzhaarige ließ ihr Handgelenk los und sah mit gemischten Gefühlen zu Boden. „Auch wenn es feige von ihr ist, sich schon wieder der Verantwortung zu entziehen, so kann ich sie dennoch verstehen. Ich würde in ihrer Situation auch den Clan verlassen, anstatt es dem, den ich liebe zuzumuten ein Hyuga sein zu müssen." Nachdenklich griff er nach der Stirn, als ob der Schmerz von damals in das Siegel zurückkehrt war. „Weißt du, was es bedeutet ein Hyuga zu sein?" Ten Ten verstand nicht und sah ihn einfach nur sprachlos an. „Es bedeutet gefangen zu sein und Unterschiede machen zu müssen. Du bist ein Diener von Traditionen, Regeln und dem Haupthaus und wenn du Oberhaupt bist, wirst du irgendwann gezwungen sein, deine jüngeren Kinder zu brandmarken und sie wie Vögel in einen Käfig zu sperren."

Der attraktive, junge Mann blickte verwirrt auf, als er spürte, wie warme Hände seinen Arm von der Stirn entfernten. Moosgrüne Augen blickten ihn sanft an. „Dann kannst du das doch ändern." Bei der Art, wie sie es sagt, mochte er fast glauben, dass es so einfach war. Einen Moment lang blickte er ihr einfach nur in die Augen und schwieg. Hatte sie früher auch schon derartig tiefgründige Augen gehabt?

Abrupt stand er auf. „Ich hab mich schon viel zu lange hier aufgehalten. Ich sollte besser gehen." Verstört nickte Ten Ten. Sie konnte den Stimmungswechsel des jungen Mannes nicht nachvollziehen. Hatte sie etwas falsch gemacht?

Mit gemischten Gefühlen beobachtete die junge Kunoichi, wie der Anbu sich ein langes Schwert mit gebundenem Griff auf den Rücken schnallte und nach einer Maske griff. Es war, für die Anbu obligatorisch, eine weiße Tiermaske mit roten Mustern. Tsunade hatte ihm das für ihn passendste Tier zugewiesen, einen Adler, dessen Augen Nejis Fähigkeiten wohl am Nähesten kamen.

Einen Moment schaute der Schwarzhaarige auf die Maske, bevor er sich an Ten Ten wandte, die immer noch irritiert hinter ihm stand und wartete, die Tür wieder hinter ihm schließen zu können. Sie folgte ihm, bis er im Türrahmen erneut stehen blieb und sie diesmal genauer musterte. Ihm war nie aufgefallen, dass sie gut einen Kopf kleiner war und eigentlich immer zu ihm aufschauen musste. Er schien zu überlegen und sich die richtigen Worte zurechtzulegen. „Uhm...danke für den Tee und das Gespräch." Sie blinzelte ihn fragend an. Neji Hyuga bedankte sich? Schon wieder? „Würdest du ein Auge auf Hinata-sama haben, bis Naruto oder ich wieder da sind?" Die Dunkelhaarige nickte langsam. Wusste sie doch, dass er sich in seinem Inneren doch Sorgen um seine scheue und verletzliche Cousine machte. „Natürlich", antwortete sie lächelnd. Auf seine Reaktion war sie nicht gefasst. Er beugte sich tiefer und einige seiner Haare, die sich aus dem strengen Zopf gelöst hatten, fielen in ihr Gesicht. Sein Atem streifte ihre Haut, als er ein „Danke" flüsterte. Im nächsten Moment konnte sie nur noch schockiert die Augen aufreißen. Ten Ten spürte seine sanften Lippen auf ihren, doch gerade, als sie sich an das angenehme Prickeln gewöhnt hatte, war auch schon alles vorbei und Neji verschwunden.

Wie in Trance versetzt blieb die junge Frau stehen und berührte ihre Lippen. Es war ihr erster Kuss gewesen. Verdammt, sie hatte solange gewartet, weil sie immer gehofft hatte, er würde der Erste sein und dann war alles so schnell vorbei und er verschwunden. Wütend schlug sie die Tür zu, damit diese krachend in die Angeln flog. Was dachte er sich eigentlich? Er konnte ihr doch nicht einfach den ersten Kuss rauben und dann einfach so verschwinden.

„Du kommst spät." Neji zuckte mit den Schultern, als der etwas jüngere Mann mit den schwarzen Augen und den noch dunkleren Augen ihn tadelnd ansah. „Hatte noch was wichtiges zu erledigen." Unbemerkt leckte er sich kurz über die Lippen. Erdbeeren. Er wusste gar nicht, dass Küsse nach Erdbeeren schmeckten. Überhaupt wusste er eigentlich gar nichts über Küssen, außer dass man sie Menschen gab, die man auf eine bestimmte Art mochte.

Der andere grummelte leise. „Ich hoffe es war wirklich so wichtig." Der Hyugaabkömmling setzte sich die Maske auf und passte sie seinem Gesicht genau an. „Natürlich, auch wenn es dich nichts angeht." Schmeckten Erdbeeren wirklich so gut oder hatte er sie nur zum Vergleich herangenommen, weil er sonst nichts kannte, was für ihn so gut schmeckte? Neji schüttelte, mit einem versteckten Lächeln, den Kopf. „Hatte Tsunade-sama also doch Recht."