Die Lüge eines Lebens 7
So, heute kommen die Eltern zu Besuch und Narcissa erinnert sich wieder an etwas. Have Fun with Chapter Seven!
Maia
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Familienbesuch
Es war Morgen. Ein wunderschöner, aber kalter Morgen. Narcissa seufzte leise. Heute war der Tag X, der Tag, an dem Lucs Eltern und ihr Vater zu Besuch kommen würden. Zum Glück dauerte es noch eine kleine Weile, bis es so weit war. Sie würden frühestens in drei Stunden ankommen. Die Frau zuckte zusammen. Es hatte geklingelt. Sie würden doch nicht etwa . . . oder doch?
"Lucius, mein Sohn, lass dich umarmen!"
Sie würden.
Narcissa erhob sich, glättete die Stelle ihres Bettes, wo sie gesessen hatte, warf einen letzten, sehnsuchtsvollen Blick aus dem Fenster, denn wie gern wäre sie jetzt dort draußen, irgendwo, nur weit weg von hier. Leise schloss sie die Tür, schritt langsam die Treppe hinunter und beobachtete, wie Margarethe Lucius freudestrahlend umarmte. Andrew stand dahinter, sah die beiden gerührt an, was Narcissa dazu brachte, leicht zu schwanken.
Diese falsche Gerührtheit.
Diese falsche Geborgenheit.
Diese falsche Zärtlichkeit.
Diese falsche Liebe.
Alles nur eine Lüge. Aber sie musste gerade etwas sagen. Immerhin war sie diejenige, deren Leben aus einer einzigen, großen Lüge bestand. Lucius war jedenfalls so ehrlich, so zu leben, wie er wirklich war. Dennoch. Narcissa wurde übel, wenn sie diese scheinheilige Familienszene sah. Ihren eigenen Vater konnte sie nirgends entdecken.
Wahrscheinlich hatte er sich mal wieder gedrückt. Wäre nicht das erste Mal. Nun, ihr war es egal. Sie war gewohnt, mit Enttäuschungen, falls man das so nennen konnte, umzugehen. Davon hatte sie mehr als genug erfahren.
// Narcissa lächelte, lehnte sich, ganz benommen vor Glück, an die Steinwand hinter ihr, hatte das Gefühl, zu schweben. Er hatte ihr geschrieben. Er! Und es war so ein schöner Brief. Sicher, er strahlte nicht vor Freude, er war geschrieben im Ton eines Menschen, der einiges erlebt hatte und dennoch versuchte, es zu verbergen.
Wehmütig erinnerte sie sich an ihren ersten Liebesbrief, den sie vor einem Jahr bekommen hatte. " . . . Für ihn sind wir nur Freunde. Es liegt an dir, Narcissa. Wenn du willst, können wir Freunde bleiben. Für dich würde ich es tun, glaub mir."
Ach, Remus. Remus Lupin. Ihre erste Liebe und große Schwärmerei. Vergangen. Vergangen, wie so vieles im Leben. "Weil alles vergänglich ist, Clara." Ein Satz ihrer Mutter, den sie damals nicht verstanden hatte und auch heute noch nicht verstand.
Zwei Monate war sie mit Remus zusammen gewesen. Zwei lange, wunderbare, vor Glück strotzende Monate, in denen niemand, nicht einmal Lucius etwas gemerkt hatte. Und dann? Dann hatten sie Schluss gemacht, weil Remus sich verliebt hatte. In eine andere. Annick McKinnon. Seine große Liebe, das wussten sie alle drei, Remus, Annick und auch Narcissa. Sie war nicht wütend gewesen, als das Ende kam.
Nur traurig. Weil es so schnell vorbei gewesen war. Doch sie gönnte den beiden ihr Glück, von ganzem Herzen, und sie hoffte, dass es für immer halten würde.
Und jetzt dieser Brief von Severus. Seit nunmehr drei Monaten hatte Narcissa bemerkt, dass sie mehr für ihren schwarzhaarigen Freund empfand. Er war für sie da, immer, und das hatte sie auch genutzt. Als die Sache mit Remus war, hatte sie in Severus` Armen Trost gesucht und auch gefunden. Er war wertvoll. Sehr Wertvoll.
Und Narcissa wusste nicht, was sie machen sollte. Sicher, sie liebte Severus und offensichtlich liebte er sie auch, doch sie wollte ihre wunderbare Freundschaft nicht gefährden. Cis hatte einfach Angst, den besten Freund zu verlieren, den sie je gehabt hatte. Denn was würde geschehen, wenn sie sich trennten? Dann wäre ihre Freundschaft ja unweigerlich verloren, oder etwa nicht?
Wahrscheinlich schon. Und das Risiko war Narcissa einfach zu groß. Severus gehörte zu dem besten, was ihr im Leben je passiert war.//
Und so dachte sie auch heute noch. Severus gehörte wirklich dazu, er war ihre große Stütze und oft kam sich Narcissa schäbig vor, wenn sie sich daran erinnerte, dass er immer für sie da gewesen war und sie damals nicht für ihn. Damals. Als diese Sache passiert war, kurz bevor Severus ein Todesser geworden war. Narcissa wusste nicht, was es war, doch sie wünschte einfach, sie wäre da gewesen um ihm zu helfen.
Doch Severus wollte ja keine Hilfe. Hatte er noch nie gewollt, denn er war selbst stark. Wehmütig dachte Narcissa an jenen Tag, an dem ihr Freund ihr einmal sein Herz ausgeschüttet hatte, wie er es so selten tat.
// "Mach dir keine Sorgen um mich. Die Welt ist hart und viele gehen daran zugrunde. Aber ich bin stark." Sein Blick wurde traurig, die schwarzen Augen strahlten eine Angst aus, wie Narcissa sie bei Severus noch nie gesehen hatte. "Wieso freust du dich dann nicht?" Severus sah ihr direkt in die Augen.
"Weil ich es satt habe, immer stark zu sein. Weißt du, wirklich stark ist der, der immer wieder aufsteht. Und ich will nicht mehr aufstehen. Ich will wenigstens einmal schwach sein, liegen bleiben. Ich denke immerzu, schlimmer kann es doch gar nicht mehr werden, dann schließe ich die Augen, falle und stelle doch nur fest, dass ich wieder aufstehen kann. Weil ich es nicht zulasse, schwach zu sein.
Außerdem habe ich Angst, dass ich an genau dieser Stärke, die mich jetzt davor bewahrt, hinzufallen und an der Welt zugrunde zu gehen, eines Tages zerbrechen werde. Weil ich mich auch zwingen werde, Gefühle zu unterdrücken, wenn es sein muss. Weil ich an erster Stelle das tue, was die anderen von mir erwarten." //
Damals hatte sie ihn nicht verstanden. Doch heute wusste sie, was er gemeint hatte, weil sie selbst ähnliches fühlte. Für ihre Freunde tat sie alles, auch wenn sie selbst dabei zu kurz kam. Und ihr Leben? Das hatten andere für sie geplant und sie hatte nichts dagegen unternommen. Wie feige sie sich vorkam.
Wie oft hatte Narcissa schon entfliehen wollen, entfliehen aus einer Scheinwelt, doch nie hatte sie getan. Und wieso nicht? Zuerst, weil ihr Vater es nicht anerkannt hätte. Er hätte sie immer wieder zurückgebracht. Zurück in ihre "heile" und "glückliche" Ehe.
Außerdem hatte sie ja niemanden, zu dem sie hätte gehen können. Ihre Freundinnen? Studierten alle oder gehörten wie Lily zu den "Anderen". Ihr Geliebter? Hatte sie verlassen, sie vergessen, weil es besser war.
Und nun blieb sie, damit ihr Baby zumindest einen Stiefvater hatte. Und, auch wenn sie es sich nicht oft eingestand, um Lucius zu helfen. Sicher, er war ein Todesser, grausam, eiskalt, arrogant. Doch dazu konnte er nichts, daran waren die beiden Menschen Schuld, die Narcissa heute in ihrem Haus begrüßen "durfte".
Lucius war immer noch ihr Mann. Und es hatte eine Zeit gegeben, da Narcissa ihn geliebt, in einer Zeit, in der "Gut" und "Böse" weder wichtig waren noch existierten. Er liebte sie noch immer, aber sie hatte verlernt, ihn vollkommen zu lieben. Weil ihr ein anderer Mann dazwischen gekommen war.
Ja, sie konnte Lucius nicht mehr lieben, da sie die einzige, die wahre Liebe erfahren hatte. Mit ihm. Hoffentlich ging es ihm gut. Hoffentlich würde er glücklich werden. Narcissa wünschte es ihm von ganzem Herzen.
Sie jedenfalls würde es nie ganz werden. Zum Glück würde ihr immer *er* fehlen. Aber bald war ja ihr Baby da. Bald. In ungefähr einem Monat und Narcissa freute sich wahnsinnig darauf. Bei jeder noch so kleinen Bewegung, die ihr Baby in ihrem Bauch machte, wurde sie durchströmt von Glücksgefühlen.
Es würde sie nie so glücklich machen wie ihr Geliebter es wohl gekonnt hätte, aber es würde ihr eine andere Art von Glück geben. Denn die Beziehung zwischen Mutter und Kind war eng.
"Hallo Narcissa." Sagte Andrew gepresst. Die Angesprochene sah den Vater ihres Ehemannes kühl lächelnd an. "Hallo Andrew. Margarethe." Sie nickte der älteren Frau zu. Beide erwiderten das Lächeln. Kalt. Gefühllos. Lügend.
°Was tue ich eigentlich hier?° Narcissa fand keine Antwort. Es würde wieder einmal ein nettes kleines Theaterstück spielen. Sie waren es schließlich gewohnt und mittlerweile perfekte Schauspieler. Und sie war besser als alle anderen.
Lucius geleitete seine Mutter in ihr Wohnzimmer, unterhielt sich nebenbei noch mit seinem Vater und Narcissa verschwand in der Küche, um noch einmal mit den Hauselfen zu sprechen, letzte Anweisungen zu geben und vor allem Maggie und Andrew zu entkommen.
"Was ist denn mit Narcissa los?" Missbilligend sah Andrew seinen Sohn an. "Ist sie nicht froh, uns zu sehen?" Lucius beeilte sich zu nicken. "Doch, doch, Vater. Aber ihr wisst doch, schwangere Frauen haben nun einmal enorme Stimmungsschwankungen." Maggie lächelte ihn mitfühlend an. "Seit du uns das vor einer Weile geschrieben hast, mache ich mir Sorgen um euch. Habt ihr Probleme miteinander?"
Lucius lachte leise. "Aber nein, Mutter, wie kommst du denn darauf? Narcissa und ich verstehen uns blendend, sie ist nur durch die Schwangerschaft nervös, gereizt und mit den Nerven ziemlich am Ende."
"Eine Frau ihres Ranges und ihrer Herkunft sollte in der Lage sein, das zu verstecken." Bemerkte Andrew kalt. Für derartige Probleme hatte er keinerlei Verständnis. Narcissa war immerhin die Frau eines Malfoys, sie hatte darauf zu achten, wie sie sich benahm. Offenbar war sie nicht richtig erzogen worden. Nun, ihr Vater war ein netter Mann, hatte in vielem die gleichen Ansichten wie Andrew, doch er lebte in Frankreich, hatte sich in ihrer Kindheit kaum um seine Tochter kümmern können.
Und die Mutter? War kurz nach der Geburt von Narcissa wieder abgehauen und hatte ihr Kind bei einer entfernten Verwandten gelassen, die es dann aufzogen.
Zum Glück von Narcissa, muss man sagen. Denn Richard und Georgia waren nette Menschen, beide Zauberer und keinesfalls Anhänger des Dunklen Lords. (das denkt jetzt nicht Andrew, ist einfach allgemein!) Ihnen war es zu verdanken, dass Narcissa sich ihr gutes Herz, ihre Intelligenz und ihre Natürlichkeit bewahrt hatte.
"Da bin ich vollkommen deiner Meinung, Vater, aber ich will sie nicht unter Druck setzen. Immerhin trägt Narcissa meinen Erben aus." Heuchlerisch stimmte Lucius Andrew zu. Wenn es sein musste, stand er auf Seiten seiner Eltern. Sie konnten Narcissa nicht ausstehen, das wusste Luc und er respektierte es.
"Wo ist eigentlich ihr Vater?" Fragend wandte er sich an seine Mutter. "Krank." Sein Vater war es, der die knappe Antwort gab. Lucius nickte nur. Er hatte sich schon gedacht, dass er nicht zu Besuch kommen würde. Narcissa und ihr Vater hatten noch nie ein besonders enges Verhältnis gehabt.
"Und du? Bist du tatsächlich glücklich mit dieser kleinen Schlampe?" "Andrew!" Maggies scharfer Ton ließ Lucius zusammenzucken, doch seinen Vater ließ es vollkommen kalt. Er konnte seine Meinung offen äußern, es war ein freies Land und niemand, erst recht nicht seine Frau, hatte ihm das vorzuschreiben.
Lucius war rot angelaufen. "Ja, ich bin glücklich mit ihr, denn ich liebe sie." Andrew schnaubte voller Verachtung. Liebe, wenn er das schon hörte. Liebe existierte nur in den Köpfen von Menschen, weil sie nicht leben konnten mit dem Gedanken, dass es auf dieser Welt keine Liebe geben sollte.
"So, da bin ich wieder." Lächelnd betrat Narcissa das Zimmer, setzte sich zu Margarethe, den Männern gegenüber, auf das Sofa. "Toll." Murmelte Andrew. Die junge Frau ignorierte ihn. Wie üblich. Sie war die herablassenden, abwertenden Kommentare von Lucs Vater gewohnt und mittlerweile waren sie ihr wirklich egal.
"Wo ist denn mein Vater?" wandte sie sich an Margarethe. "Er ist leider krank geworden und konnte deshalb nicht mitkommen. Höchst bedauerlich." "Dich hab ich nicht gefragt, Andrew." Mit blitzenden Augen sah sie ihn an. Dieser.dieser Mann brachte sie noch zum Ausrasten. Und offensichtlich war sie die Einzige, die es wagte, ihm Kontra zu bieten. Nun, Narcissa warf ihr Haar über die Schultern, dazu war sie immer bereit.
Margarethe hätte wirklich nett sein können und ihren Sohn auch anständig erziehen können, wenn sie nicht so unter der Fuchtel ihres Mannes gestanden hätte und noch immer stand. Feige, wie Narcissa fand. Und deswegen verabscheute und verachtete sie Maggie. Wenn diese Frau nur etwas mehr Mut gehabt hätte, wäre Lucius nicht so geworden und er hätte glücklich werden können.
Margarethe passte nicht recht zu den Malfoys. Lucius schlug ganz nach seinem Vater, groß, blond, graue Augen. Maggie war eher klein, hatte dunkelblonde bis hellbraune kurze Haare und ebenfalls graue Augen. Allerdings konnten diese manchmal noch warmherzig blicken, im Gegensatz zu denen von Andrew.
Wie die von Lucius. Lucius sah sie ab und zu so an, so voller Wärme, voller Zuneigung, ja, voller Liebe. Narcissa fiel wieder einmal auf, dass sie nicht wusste, ob Lucius in Hogwarts ein paar Freundinnen gehabt hatte.
"Wie wagst du es eigentlich mit mir zu reden, du kleine Schlampe?" Andrews Stimme war leise, er war durch und durch ein Malfoy. Nur diejenigen schreien, die verunsichert sind und sich dadurch überlegen vorkommen. Wer wirklich etwas zu sagen hat, kann es auch leise tun. Wenn es wichtig ist, wird man ihm schon zuhören.
Andrew erhob sich, Narcissa ebenfalls, die flehenden Blicke von Maggie und Lucius ignorierend.
Wütende, kalte, graue Sturmaugen trafen auf ehrliche, zornige Funken sprühende, blaue Himmelsaugen.
"Ich rede mit dir, wie es viel mehr Menschen hätten tun sollen, dann wärst du heute nicht so eingebildet und arrogant! Und du würdest die anderen auch akzeptieren und nicht so auf sie herabblicken, nur weil du ein verdammter Reinblüter bist!"
Andrew konnte sich nur noch mit Mühe beherrschen. Sein Sohn hing an seinem Arm, zog ihn mit sanfter Gewalt wieder auf das Sofa zurück und Lucius flüsterte ihm beruhigend ins Ohr: "Bitte, Vater, bleib ganz ruhig! Du weißt doch, die Schwangerschaft."
Narcissas Stimme zitterte vor unterdrückter Wut, als sie wieder redete. "Das hat mit meiner Schwangerschaft nichts, aber auch gar nichts zu tun, Lucius. Ich kann deinen Vater und seine Art nicht ausstehen, und das darf gerne jeder wissen! Ich jedenfalls gehe jetzt in mein Zimmer, bleib du doch hier und spiel deinen Eltern weiter Happy Family vor!"
Mit diesen Worten rauschte Narcissa aus dem Zimmer, rannte die Treppe hoch, verschloss eilig die Tür und warf sich auf ihr Bett. Die Tränen brannten in ihren Augen, doch zornig ballte die junge Frau ihre Hände zu Fäusten, drückte sie sich ins Gesicht. Nie wieder. Nie wieder weinen wegen Andrew Malfoy. Denn er war es einfach nicht wert.
"Es tut mir entsetzlich Leid, Vater, sie ist ganz durcheinander, gleich morgen wird sie dir einen Entschuldigungsbrief schreiben." Andrew sah seinen Sohn an.
Grau auf Grau. Der alte Kampf. Und wie immer gab der Jüngere nach, senkte den Blick.
"Wir werden jetzt gehen, mein Sohn. Du hast deine Frau nicht mehr unter Kontrolle. Bring das in Ordnung."
Lucius nickte stumm, sah, wie seine Eltern das Haus verließen. Ein wundervoller Tag war es gewesen. Und jetzt noch der Befehl seines Vaters. Er behandelte ihn noch immer wie ein kleines Kind und Luc wusste, dass er selbst dumm war, wenn er es zuließ. Aber er war es so *gewohnt*.
Narcissa unter Kontrolle bringen. Lucius wusste, was das bedeutete. Frauen hatten zu schweigen, ihren Mann zu lieben, ihrem Mann zu gehorchen, seine Kinder großzuziehen und noch einmal zu schweigen. Narcissa tat das nicht. Hatte es noch nie getan. Sie war viel zu eigenwillig, zu temperamentvoll, um sich anzupassen und sich freiwillig und lebendig in einen goldenen Käfig sperren zu lassen.
Lucius wusste wenig von seiner Frau. Aber eines, das er mit Sicherheit wusste, war, dass Narcissa von der Freiheit träumte. Frei sein wollte. Sicher, das wollten viele Menschen, Severus auch, doch Luc hatte keinen getroffen, der sich so sehr danach sehnte, wie Narcissa. Er erinnerte sich, was sie so oft gesagt hatte.
"Ich wünsche mir Flügel, Luc, Flügel. Denn kann ich fliegen, meinen Problemen entkommen, die Welt hinter mir lassen und endlich frei sein. Freundschaft ist wie Liebe, nur ohne Flügel. Deshalb lieben die Menschen, Luc, weil sie fliegen und frei sein wollen." Ihr Gesicht hatte geglüht, die Wangen rot gebrannt, als sie das gesagt hatte und noch einen Spruch zitiert hatte, der jemand ihr einmal gesagt hatte. "Ich werde deine Hand halten, wenn du mich brauchst. Sie streicheln, wenn du traurig bist. Sie wärmen, wenn dir kalt ist. Und sie loslassen, wenn du frei sein willst."
Und Narcissas manchmal so emotionslose Augen, wenn sie ihre Gefühle nicht zeigen wollte, hatten geredet. Geredet von der Melancholie, die sie umgab, von der Traurigkeit, mit der sie lebte, von der Liebe, die sie gab, von der Sehnsucht nach Freiheit. Denn ihre Augen hatten geglänzt vor Tränen.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~
Und? Reviews? Büdde :o). Achja, nur so viel: es gibt noch mindestens ein Wiedersehen mit Maggie und Andrew. Sorry, dass dieses Chap nicht ganz so lang geworden ist.
Maia
So, heute kommen die Eltern zu Besuch und Narcissa erinnert sich wieder an etwas. Have Fun with Chapter Seven!
Maia
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Familienbesuch
Es war Morgen. Ein wunderschöner, aber kalter Morgen. Narcissa seufzte leise. Heute war der Tag X, der Tag, an dem Lucs Eltern und ihr Vater zu Besuch kommen würden. Zum Glück dauerte es noch eine kleine Weile, bis es so weit war. Sie würden frühestens in drei Stunden ankommen. Die Frau zuckte zusammen. Es hatte geklingelt. Sie würden doch nicht etwa . . . oder doch?
"Lucius, mein Sohn, lass dich umarmen!"
Sie würden.
Narcissa erhob sich, glättete die Stelle ihres Bettes, wo sie gesessen hatte, warf einen letzten, sehnsuchtsvollen Blick aus dem Fenster, denn wie gern wäre sie jetzt dort draußen, irgendwo, nur weit weg von hier. Leise schloss sie die Tür, schritt langsam die Treppe hinunter und beobachtete, wie Margarethe Lucius freudestrahlend umarmte. Andrew stand dahinter, sah die beiden gerührt an, was Narcissa dazu brachte, leicht zu schwanken.
Diese falsche Gerührtheit.
Diese falsche Geborgenheit.
Diese falsche Zärtlichkeit.
Diese falsche Liebe.
Alles nur eine Lüge. Aber sie musste gerade etwas sagen. Immerhin war sie diejenige, deren Leben aus einer einzigen, großen Lüge bestand. Lucius war jedenfalls so ehrlich, so zu leben, wie er wirklich war. Dennoch. Narcissa wurde übel, wenn sie diese scheinheilige Familienszene sah. Ihren eigenen Vater konnte sie nirgends entdecken.
Wahrscheinlich hatte er sich mal wieder gedrückt. Wäre nicht das erste Mal. Nun, ihr war es egal. Sie war gewohnt, mit Enttäuschungen, falls man das so nennen konnte, umzugehen. Davon hatte sie mehr als genug erfahren.
// Narcissa lächelte, lehnte sich, ganz benommen vor Glück, an die Steinwand hinter ihr, hatte das Gefühl, zu schweben. Er hatte ihr geschrieben. Er! Und es war so ein schöner Brief. Sicher, er strahlte nicht vor Freude, er war geschrieben im Ton eines Menschen, der einiges erlebt hatte und dennoch versuchte, es zu verbergen.
Wehmütig erinnerte sie sich an ihren ersten Liebesbrief, den sie vor einem Jahr bekommen hatte. " . . . Für ihn sind wir nur Freunde. Es liegt an dir, Narcissa. Wenn du willst, können wir Freunde bleiben. Für dich würde ich es tun, glaub mir."
Ach, Remus. Remus Lupin. Ihre erste Liebe und große Schwärmerei. Vergangen. Vergangen, wie so vieles im Leben. "Weil alles vergänglich ist, Clara." Ein Satz ihrer Mutter, den sie damals nicht verstanden hatte und auch heute noch nicht verstand.
Zwei Monate war sie mit Remus zusammen gewesen. Zwei lange, wunderbare, vor Glück strotzende Monate, in denen niemand, nicht einmal Lucius etwas gemerkt hatte. Und dann? Dann hatten sie Schluss gemacht, weil Remus sich verliebt hatte. In eine andere. Annick McKinnon. Seine große Liebe, das wussten sie alle drei, Remus, Annick und auch Narcissa. Sie war nicht wütend gewesen, als das Ende kam.
Nur traurig. Weil es so schnell vorbei gewesen war. Doch sie gönnte den beiden ihr Glück, von ganzem Herzen, und sie hoffte, dass es für immer halten würde.
Und jetzt dieser Brief von Severus. Seit nunmehr drei Monaten hatte Narcissa bemerkt, dass sie mehr für ihren schwarzhaarigen Freund empfand. Er war für sie da, immer, und das hatte sie auch genutzt. Als die Sache mit Remus war, hatte sie in Severus` Armen Trost gesucht und auch gefunden. Er war wertvoll. Sehr Wertvoll.
Und Narcissa wusste nicht, was sie machen sollte. Sicher, sie liebte Severus und offensichtlich liebte er sie auch, doch sie wollte ihre wunderbare Freundschaft nicht gefährden. Cis hatte einfach Angst, den besten Freund zu verlieren, den sie je gehabt hatte. Denn was würde geschehen, wenn sie sich trennten? Dann wäre ihre Freundschaft ja unweigerlich verloren, oder etwa nicht?
Wahrscheinlich schon. Und das Risiko war Narcissa einfach zu groß. Severus gehörte zu dem besten, was ihr im Leben je passiert war.//
Und so dachte sie auch heute noch. Severus gehörte wirklich dazu, er war ihre große Stütze und oft kam sich Narcissa schäbig vor, wenn sie sich daran erinnerte, dass er immer für sie da gewesen war und sie damals nicht für ihn. Damals. Als diese Sache passiert war, kurz bevor Severus ein Todesser geworden war. Narcissa wusste nicht, was es war, doch sie wünschte einfach, sie wäre da gewesen um ihm zu helfen.
Doch Severus wollte ja keine Hilfe. Hatte er noch nie gewollt, denn er war selbst stark. Wehmütig dachte Narcissa an jenen Tag, an dem ihr Freund ihr einmal sein Herz ausgeschüttet hatte, wie er es so selten tat.
// "Mach dir keine Sorgen um mich. Die Welt ist hart und viele gehen daran zugrunde. Aber ich bin stark." Sein Blick wurde traurig, die schwarzen Augen strahlten eine Angst aus, wie Narcissa sie bei Severus noch nie gesehen hatte. "Wieso freust du dich dann nicht?" Severus sah ihr direkt in die Augen.
"Weil ich es satt habe, immer stark zu sein. Weißt du, wirklich stark ist der, der immer wieder aufsteht. Und ich will nicht mehr aufstehen. Ich will wenigstens einmal schwach sein, liegen bleiben. Ich denke immerzu, schlimmer kann es doch gar nicht mehr werden, dann schließe ich die Augen, falle und stelle doch nur fest, dass ich wieder aufstehen kann. Weil ich es nicht zulasse, schwach zu sein.
Außerdem habe ich Angst, dass ich an genau dieser Stärke, die mich jetzt davor bewahrt, hinzufallen und an der Welt zugrunde zu gehen, eines Tages zerbrechen werde. Weil ich mich auch zwingen werde, Gefühle zu unterdrücken, wenn es sein muss. Weil ich an erster Stelle das tue, was die anderen von mir erwarten." //
Damals hatte sie ihn nicht verstanden. Doch heute wusste sie, was er gemeint hatte, weil sie selbst ähnliches fühlte. Für ihre Freunde tat sie alles, auch wenn sie selbst dabei zu kurz kam. Und ihr Leben? Das hatten andere für sie geplant und sie hatte nichts dagegen unternommen. Wie feige sie sich vorkam.
Wie oft hatte Narcissa schon entfliehen wollen, entfliehen aus einer Scheinwelt, doch nie hatte sie getan. Und wieso nicht? Zuerst, weil ihr Vater es nicht anerkannt hätte. Er hätte sie immer wieder zurückgebracht. Zurück in ihre "heile" und "glückliche" Ehe.
Außerdem hatte sie ja niemanden, zu dem sie hätte gehen können. Ihre Freundinnen? Studierten alle oder gehörten wie Lily zu den "Anderen". Ihr Geliebter? Hatte sie verlassen, sie vergessen, weil es besser war.
Und nun blieb sie, damit ihr Baby zumindest einen Stiefvater hatte. Und, auch wenn sie es sich nicht oft eingestand, um Lucius zu helfen. Sicher, er war ein Todesser, grausam, eiskalt, arrogant. Doch dazu konnte er nichts, daran waren die beiden Menschen Schuld, die Narcissa heute in ihrem Haus begrüßen "durfte".
Lucius war immer noch ihr Mann. Und es hatte eine Zeit gegeben, da Narcissa ihn geliebt, in einer Zeit, in der "Gut" und "Böse" weder wichtig waren noch existierten. Er liebte sie noch immer, aber sie hatte verlernt, ihn vollkommen zu lieben. Weil ihr ein anderer Mann dazwischen gekommen war.
Ja, sie konnte Lucius nicht mehr lieben, da sie die einzige, die wahre Liebe erfahren hatte. Mit ihm. Hoffentlich ging es ihm gut. Hoffentlich würde er glücklich werden. Narcissa wünschte es ihm von ganzem Herzen.
Sie jedenfalls würde es nie ganz werden. Zum Glück würde ihr immer *er* fehlen. Aber bald war ja ihr Baby da. Bald. In ungefähr einem Monat und Narcissa freute sich wahnsinnig darauf. Bei jeder noch so kleinen Bewegung, die ihr Baby in ihrem Bauch machte, wurde sie durchströmt von Glücksgefühlen.
Es würde sie nie so glücklich machen wie ihr Geliebter es wohl gekonnt hätte, aber es würde ihr eine andere Art von Glück geben. Denn die Beziehung zwischen Mutter und Kind war eng.
"Hallo Narcissa." Sagte Andrew gepresst. Die Angesprochene sah den Vater ihres Ehemannes kühl lächelnd an. "Hallo Andrew. Margarethe." Sie nickte der älteren Frau zu. Beide erwiderten das Lächeln. Kalt. Gefühllos. Lügend.
°Was tue ich eigentlich hier?° Narcissa fand keine Antwort. Es würde wieder einmal ein nettes kleines Theaterstück spielen. Sie waren es schließlich gewohnt und mittlerweile perfekte Schauspieler. Und sie war besser als alle anderen.
Lucius geleitete seine Mutter in ihr Wohnzimmer, unterhielt sich nebenbei noch mit seinem Vater und Narcissa verschwand in der Küche, um noch einmal mit den Hauselfen zu sprechen, letzte Anweisungen zu geben und vor allem Maggie und Andrew zu entkommen.
"Was ist denn mit Narcissa los?" Missbilligend sah Andrew seinen Sohn an. "Ist sie nicht froh, uns zu sehen?" Lucius beeilte sich zu nicken. "Doch, doch, Vater. Aber ihr wisst doch, schwangere Frauen haben nun einmal enorme Stimmungsschwankungen." Maggie lächelte ihn mitfühlend an. "Seit du uns das vor einer Weile geschrieben hast, mache ich mir Sorgen um euch. Habt ihr Probleme miteinander?"
Lucius lachte leise. "Aber nein, Mutter, wie kommst du denn darauf? Narcissa und ich verstehen uns blendend, sie ist nur durch die Schwangerschaft nervös, gereizt und mit den Nerven ziemlich am Ende."
"Eine Frau ihres Ranges und ihrer Herkunft sollte in der Lage sein, das zu verstecken." Bemerkte Andrew kalt. Für derartige Probleme hatte er keinerlei Verständnis. Narcissa war immerhin die Frau eines Malfoys, sie hatte darauf zu achten, wie sie sich benahm. Offenbar war sie nicht richtig erzogen worden. Nun, ihr Vater war ein netter Mann, hatte in vielem die gleichen Ansichten wie Andrew, doch er lebte in Frankreich, hatte sich in ihrer Kindheit kaum um seine Tochter kümmern können.
Und die Mutter? War kurz nach der Geburt von Narcissa wieder abgehauen und hatte ihr Kind bei einer entfernten Verwandten gelassen, die es dann aufzogen.
Zum Glück von Narcissa, muss man sagen. Denn Richard und Georgia waren nette Menschen, beide Zauberer und keinesfalls Anhänger des Dunklen Lords. (das denkt jetzt nicht Andrew, ist einfach allgemein!) Ihnen war es zu verdanken, dass Narcissa sich ihr gutes Herz, ihre Intelligenz und ihre Natürlichkeit bewahrt hatte.
"Da bin ich vollkommen deiner Meinung, Vater, aber ich will sie nicht unter Druck setzen. Immerhin trägt Narcissa meinen Erben aus." Heuchlerisch stimmte Lucius Andrew zu. Wenn es sein musste, stand er auf Seiten seiner Eltern. Sie konnten Narcissa nicht ausstehen, das wusste Luc und er respektierte es.
"Wo ist eigentlich ihr Vater?" Fragend wandte er sich an seine Mutter. "Krank." Sein Vater war es, der die knappe Antwort gab. Lucius nickte nur. Er hatte sich schon gedacht, dass er nicht zu Besuch kommen würde. Narcissa und ihr Vater hatten noch nie ein besonders enges Verhältnis gehabt.
"Und du? Bist du tatsächlich glücklich mit dieser kleinen Schlampe?" "Andrew!" Maggies scharfer Ton ließ Lucius zusammenzucken, doch seinen Vater ließ es vollkommen kalt. Er konnte seine Meinung offen äußern, es war ein freies Land und niemand, erst recht nicht seine Frau, hatte ihm das vorzuschreiben.
Lucius war rot angelaufen. "Ja, ich bin glücklich mit ihr, denn ich liebe sie." Andrew schnaubte voller Verachtung. Liebe, wenn er das schon hörte. Liebe existierte nur in den Köpfen von Menschen, weil sie nicht leben konnten mit dem Gedanken, dass es auf dieser Welt keine Liebe geben sollte.
"So, da bin ich wieder." Lächelnd betrat Narcissa das Zimmer, setzte sich zu Margarethe, den Männern gegenüber, auf das Sofa. "Toll." Murmelte Andrew. Die junge Frau ignorierte ihn. Wie üblich. Sie war die herablassenden, abwertenden Kommentare von Lucs Vater gewohnt und mittlerweile waren sie ihr wirklich egal.
"Wo ist denn mein Vater?" wandte sie sich an Margarethe. "Er ist leider krank geworden und konnte deshalb nicht mitkommen. Höchst bedauerlich." "Dich hab ich nicht gefragt, Andrew." Mit blitzenden Augen sah sie ihn an. Dieser.dieser Mann brachte sie noch zum Ausrasten. Und offensichtlich war sie die Einzige, die es wagte, ihm Kontra zu bieten. Nun, Narcissa warf ihr Haar über die Schultern, dazu war sie immer bereit.
Margarethe hätte wirklich nett sein können und ihren Sohn auch anständig erziehen können, wenn sie nicht so unter der Fuchtel ihres Mannes gestanden hätte und noch immer stand. Feige, wie Narcissa fand. Und deswegen verabscheute und verachtete sie Maggie. Wenn diese Frau nur etwas mehr Mut gehabt hätte, wäre Lucius nicht so geworden und er hätte glücklich werden können.
Margarethe passte nicht recht zu den Malfoys. Lucius schlug ganz nach seinem Vater, groß, blond, graue Augen. Maggie war eher klein, hatte dunkelblonde bis hellbraune kurze Haare und ebenfalls graue Augen. Allerdings konnten diese manchmal noch warmherzig blicken, im Gegensatz zu denen von Andrew.
Wie die von Lucius. Lucius sah sie ab und zu so an, so voller Wärme, voller Zuneigung, ja, voller Liebe. Narcissa fiel wieder einmal auf, dass sie nicht wusste, ob Lucius in Hogwarts ein paar Freundinnen gehabt hatte.
"Wie wagst du es eigentlich mit mir zu reden, du kleine Schlampe?" Andrews Stimme war leise, er war durch und durch ein Malfoy. Nur diejenigen schreien, die verunsichert sind und sich dadurch überlegen vorkommen. Wer wirklich etwas zu sagen hat, kann es auch leise tun. Wenn es wichtig ist, wird man ihm schon zuhören.
Andrew erhob sich, Narcissa ebenfalls, die flehenden Blicke von Maggie und Lucius ignorierend.
Wütende, kalte, graue Sturmaugen trafen auf ehrliche, zornige Funken sprühende, blaue Himmelsaugen.
"Ich rede mit dir, wie es viel mehr Menschen hätten tun sollen, dann wärst du heute nicht so eingebildet und arrogant! Und du würdest die anderen auch akzeptieren und nicht so auf sie herabblicken, nur weil du ein verdammter Reinblüter bist!"
Andrew konnte sich nur noch mit Mühe beherrschen. Sein Sohn hing an seinem Arm, zog ihn mit sanfter Gewalt wieder auf das Sofa zurück und Lucius flüsterte ihm beruhigend ins Ohr: "Bitte, Vater, bleib ganz ruhig! Du weißt doch, die Schwangerschaft."
Narcissas Stimme zitterte vor unterdrückter Wut, als sie wieder redete. "Das hat mit meiner Schwangerschaft nichts, aber auch gar nichts zu tun, Lucius. Ich kann deinen Vater und seine Art nicht ausstehen, und das darf gerne jeder wissen! Ich jedenfalls gehe jetzt in mein Zimmer, bleib du doch hier und spiel deinen Eltern weiter Happy Family vor!"
Mit diesen Worten rauschte Narcissa aus dem Zimmer, rannte die Treppe hoch, verschloss eilig die Tür und warf sich auf ihr Bett. Die Tränen brannten in ihren Augen, doch zornig ballte die junge Frau ihre Hände zu Fäusten, drückte sie sich ins Gesicht. Nie wieder. Nie wieder weinen wegen Andrew Malfoy. Denn er war es einfach nicht wert.
"Es tut mir entsetzlich Leid, Vater, sie ist ganz durcheinander, gleich morgen wird sie dir einen Entschuldigungsbrief schreiben." Andrew sah seinen Sohn an.
Grau auf Grau. Der alte Kampf. Und wie immer gab der Jüngere nach, senkte den Blick.
"Wir werden jetzt gehen, mein Sohn. Du hast deine Frau nicht mehr unter Kontrolle. Bring das in Ordnung."
Lucius nickte stumm, sah, wie seine Eltern das Haus verließen. Ein wundervoller Tag war es gewesen. Und jetzt noch der Befehl seines Vaters. Er behandelte ihn noch immer wie ein kleines Kind und Luc wusste, dass er selbst dumm war, wenn er es zuließ. Aber er war es so *gewohnt*.
Narcissa unter Kontrolle bringen. Lucius wusste, was das bedeutete. Frauen hatten zu schweigen, ihren Mann zu lieben, ihrem Mann zu gehorchen, seine Kinder großzuziehen und noch einmal zu schweigen. Narcissa tat das nicht. Hatte es noch nie getan. Sie war viel zu eigenwillig, zu temperamentvoll, um sich anzupassen und sich freiwillig und lebendig in einen goldenen Käfig sperren zu lassen.
Lucius wusste wenig von seiner Frau. Aber eines, das er mit Sicherheit wusste, war, dass Narcissa von der Freiheit träumte. Frei sein wollte. Sicher, das wollten viele Menschen, Severus auch, doch Luc hatte keinen getroffen, der sich so sehr danach sehnte, wie Narcissa. Er erinnerte sich, was sie so oft gesagt hatte.
"Ich wünsche mir Flügel, Luc, Flügel. Denn kann ich fliegen, meinen Problemen entkommen, die Welt hinter mir lassen und endlich frei sein. Freundschaft ist wie Liebe, nur ohne Flügel. Deshalb lieben die Menschen, Luc, weil sie fliegen und frei sein wollen." Ihr Gesicht hatte geglüht, die Wangen rot gebrannt, als sie das gesagt hatte und noch einen Spruch zitiert hatte, der jemand ihr einmal gesagt hatte. "Ich werde deine Hand halten, wenn du mich brauchst. Sie streicheln, wenn du traurig bist. Sie wärmen, wenn dir kalt ist. Und sie loslassen, wenn du frei sein willst."
Und Narcissas manchmal so emotionslose Augen, wenn sie ihre Gefühle nicht zeigen wollte, hatten geredet. Geredet von der Melancholie, die sie umgab, von der Traurigkeit, mit der sie lebte, von der Liebe, die sie gab, von der Sehnsucht nach Freiheit. Denn ihre Augen hatten geglänzt vor Tränen.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~
Und? Reviews? Büdde :o). Achja, nur so viel: es gibt noch mindestens ein Wiedersehen mit Maggie und Andrew. Sorry, dass dieses Chap nicht ganz so lang geworden ist.
Maia
