Die Lüge eines Lebens 9
Eigentlich wollte ich ja heute die Potters sterben lassen, aber *heul* dann ist mir aufgefallen, dass Draco noch gar nicht geboren ist, also auch Harry noch nicht (remember? Draco ist bei mir älter) und dann gibt's keinen Sinn. Naja, stellt euch schon mal darauf ein, dass ich ab und zu einige Monate überspring :o).
Maia
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Erste Liebe, große Liebe, bester Freund
Es war noch früh am Morgen, die Sonne war noch nicht aufgegangen und nasser Tau benetzte das Gras vor Malfoy Manor. Narcissa streckte sich müde, die letzte Nacht war einfach zu lange gewesen. Die ganze Zeit über hatte sie wach gelegen und nachgedacht. Über ihr Leben, ihre Erinnerungen und ihre Freunde.
Sie rieb sich die Augen, erhob sich von ihrem Bett und ging zum Fenster. Ein Blick nach draußen genügte, um ihr zu sagen, dass es wirklich noch sehr früh war. Die junge Frau hätte die Chance gerne genutzt und noch etwas geschlafen, ihr Körper verlangte so sehr danach, doch ihr Geist ließ es nicht zu. Narcissas Instinkt sagte ihr, dass letzte Nacht etwas geschehen war.
Da! Die Frau kniff die Augen zusammen, sah angestrengt in den blassen Morgenhimmel. Da war doch etwas und es bewegte sich auf sie zu. Eine Eule? Ja, das musste es sein, aber wer schrieb ihr denn so früh schon? Oder war die Eule gar die Nacht über durchgeflogen? Narcissa streckte einen Arm aus, die Eule kam in Reichweite, flatterte noch einige Male und ließ sich dann hoheitsvoll flatternd auf dem Arm nieder.
Narcissa wunderte sich. Sie kannte diese Eule nicht, hatte sie noch nie gesehen. Zögernd hob sie ihre andere Hand, suchte nach dem Brief, fand ihn schließlich und band ihn los. Mit einer schnellen Bewegung schob sie der Eule ein Schälchen Wasser zu und ging dann eilig zu ihrem Schreibtisch.
Narcissa setzte sich, entzündete eine Kerze und rollte den Brief auf.
Schon beim ersten Wort bekam sie eine Gänsehaut, zitterte und ihr wurde leicht übel. Bei Merlin, sie *kannte* diese Schrift, besser als irgendeine andere, sogar besser als die von Severus oder Remus und die zwei hatten ihr weiß Gott genug Briefe geschrieben. Aber dieser hier, der war von jemand anderem.
Narcissa erschauderte. Wenn *er* ihr schrieb, war das kein gutes Zeichen, hatte er doch damals gesagt, er würde es nie wieder tun. Es musste wahrhaft etwas Schreckliches geschehen sein. Langsam fasste sich die junge Frau wieder, begann erneut, den Brief zu lesen.
"Clara,
ich weiß, ich wollte dir nie wieder schreiben, wollte dich vergessen, deinen Namen auslöschen, doch es ist etwas passiert und ich finde, du hast ein Recht, es zu erfahren, schließlich betrifft es dich auch indirekt.
Du erinnerst dich gewiss an Annick McKinnon? Remus` große Liebe? Sie haben letztes Jahr geheiratet, Annick war schwanger und beide sehr glücklich. Nun fragst du dich bestimmt *war*? Ja, leider, war. Annick hatte nicht etwa eine Fehlgeburt, nein.
Clara, Annick ist letzte Nacht gestorben, ermordet von Voldemort. Ich dachte nur, du solltest es wissen. Vielleicht kannst du Remus ja helfen.
James"
Ihr Zittern hatte sich noch verstärkt. Annick. Annick war, war *tot*. Narcissa konnte es ja kaum denken, wie sollte es also wahr sein? Ein letzter Hoffnungsschimmer brach durch die Wolkendecke, wurde jedoch sofort aufgehalten. James würde sich nie einen derartigen Spass erlauben.
James. Dunkle, widerspenstige Haare, abstehend.
James. Dunkle, abenteuerlich funkelnde Augen. (von dem weiß man's doch net, oda? Wenn doch, sorry!)
James. Lilys Mann und somit absolut tabu. Und das eigentlich schon seit immer.
Doch Narcissas Entschluss stand bereits fest. Sie würde zu Remus fahren, egal, ob sie dabei unliebsamen Erinnerungen begegnen würde und ihnen ins Auge würde sehen müssen, sie würde ihrer ersten Liebe immer helfen. Die junge Frau seufzte leise. Nun musste sie das nur noch Lucius beibringen.
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"Was hast du getan? Ja, sag mal, geht's dir zu gut? Du hast Narcissa eingeladen? Narcissa de Retrève ? Ich fass es einfach nicht." "Jetzt beruhig dich doch erst einmal! Im Übrigen heißt sie mittlerweile Narcissa Malfoy, aber das dürftest du eigentlich wissen. Und ja, ich hab sie eingeladen, weil ich finde, dass sie Remus garantiert helfen kann. Immerhin war sie seine erste Liebe." Clarence Montam, eine von Lilys besten Freundinnen, sah James Potter noch immer entgeistert an. "Ausgerechnet diese Ravenclawschlampe." Murmelte sie leise.
James machte einige schnelle Schritte, packte Clarence fest am Arm, seine Augen funkelten bedrohlich und seine Stimme war leise, mit einem gefährlichen Unterton. "Nenn sie nie wieder so, ja? Narcissa ist keine Schlampe, sie ist eine der nettesten Personen, die ich kenne. Und wahrscheinlich ein besserer Mensch als du es bist." Fügte er verächtlich hinzu und ließ sie los.
Clarence rieb sich den Arm, sah ihn irritiert an. "Verteidigst du die Kleine etwa auch noch? Und wenn sie so eine nette Person ist, wieso ist sie dann mit diesem Todesser verheiratet? Kannst du mir das vielleicht erklären?" Ihre Stimme hatte einen hämischen Ton angenommen, sie grinste ihn siegessicher an. Dagegen konnte er einfach keine Argumente finden.
James rieb sich müde über das Gesicht. Letzte Nacht war grauenhaft gewesen, Remus hatte nach Annicks Tod die ganze Zeit weinend in den Armen seiner alten Freunde verbracht. Sirius ging es noch schlechter als ihm, James, denn jener war dauernd wach gewesen, hatte James ab und zu schlafen lassen. Die beiden nahm der Tod von Annick ganz schön mit, und vor allem machten sie sich große Sorgen um Remus.
Und jetzt auch noch Clarence, die sich über Narcissa aufregte und sie schlecht machte. Dabei kannte sie sie gar nicht wirklich. James hatte immer gedacht, dass Lily und ihre Freundinnen mit der blonden Ravenclaw sehr gut ausgekommen waren, aber vor kurzem hatte seine Frau ihm erzählt, dass Clece (Spitzname von Clarence!) eine tiefe Abneigung gegen Narcissa hegte, warum auch immer.
James` Stimme klang so müde wie er sich fühlte. "Ich weiß nicht warum sie es getan hat, aber hast du etwa eine Ahnung? Vielleicht wollte sie ja nicht, doch sie musste es tun. Hast du jemals ihren Vater kennen gelernt? Nein? Nun, ich schon. Dem würdest du auch nicht widersprechen, glaub mir. Und ja, ich verteidige sie, werde es immer tun, denn Narcissa hat es verdient. Versprich mir nur eines, Clarence, wenn sie hierher kommt, dann lass sie deine Abneigung und deinen Hass nicht fühlen, ja?"
Clarence sah ihn überrascht an, öffnete ihren Mund um etwas zu erwidern, doch James schnitt ihr das Wort ab. "Bitte, Clece. Tu es wenigstens für Remus." Und das brachte selbst Clarence Montam zum Schweigen.
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Eingehüllt in einen riesigen, seidenen Reisemantel stand Narcissa vor dem Kamin ihres Hauses. Zum Glück war ihr Umhang so wallend, damit konnte sie gut ihren Bauch verstecken. Abgesehen davon, wusste ja keiner der dort Anwesenden von ihrer Schwangerschaft und sie würde einfach sagen können, dass Lucius der Vater war, falls tatsächlich jemand fragen sollte. Narcissa zog eine Grimasse. Nicht, dass jemand etwas derartiges von ihr denken würde. Alle würden es als Tatsache ansehen, dass ihr Mann auch der Vater ihres Kindes war.
Es war eine Heidenarbeit gewesen, Lucius davon zu überzeugen, dass sie schlicht und ergreifend zur Beerdigung fahren wollte und um Remus zu trösten. Luc hatte gleich wieder geschrieen, sie würde doch nur ihren Geliebten sehen wollen. Narcissa seufzte. Ob ihr Mann das wohl je vergessen würde?
Sie hoffte inständig, dass weder Lucius noch Severus für Annicks Tod verantwortlich waren. Wenn einer dieser beiden.., nein, sie konnte nicht einmal die Vorstellung ertragen. Und wenn doch? Würde sie schweigen, darin hatte sie ja Übung, alles stillschweigend zu ertragen.
Mit einem letzten Blick auf den Himmel dort draußen stieg Narcissa in den Kamin, das Flohpulver in der Hand und rief klar und deutlich: "Godric's Hollow"
Die junge Frau schloss die Augen, fühlte, wie sich alles um sie drehte, schneller wurde und kaum noch auszuhalten war. Doch im nächsten Moment war alles schon wieder vorbei und Narcissa streckte rechtzeitig die Arme aus um sich festzuhalten. Angekommen. Und in einem Stück, war doch schon mal ein guter Anfang.
"Hallo Narcissa." Lily sah ihre alte Freundin lächelnd an, trotz der traurigen Situation freute sie sich auf dieses Wiedersehen. "Herzlich Willkommen in meinem und James' Haus. Fühl dich ganz wie Zuhause."
Die blonde Frau erwiderte zaghaft das Lächeln, umarmte Lily kurz und sah sich neugierig um. Godric's Hollow war kein sehr großes Haus, aber gemütlich eingerichtet, man fühlte sich hier einfach wohl. Es hatte nichts von der kalten Aura von Malfoy Manor, sondern war eine Quelle der Liebe.
"Hallo Clara." Auch James tauchte auf, begrüßte Narcissa überschwänglich und umarmte sie erfreut. "Gut, dass du da bist, du kannst Remus sicher helfen." James' dunkle Augen glühten, er war so sehr davon überzeugt und die junge Frau brachte es nicht über sich, ihn zu enttäuschen, denn sie war sich alles andere als sicher, was Remus anging.
"Hoffentlich, sonst muss ich sie ganz umsonst ertragen." Eine weitere Person war aufgetaucht, eine junge Frau mit halblangen, aschblonden Haaren und verdrießlich dreinblickenden dunkelgrauen Augen. Ihre Stimme klang mürrisch, aber sehr ernst. Narcissa seufzte innerlich auf. Sicher hatte sie die Andere sofort erkannt.
"Hallo Clarence, ich freu mich auch wahnsinnig, dich zu sehen." Erwiderte Narcissa trocken. James nahm sie eilig am Arm und zog sie zu einer Treppe. "Komm mit, Clara, wir gehen zu Remus." Mit einem letzten, warnenden Blick des Mannes zu Clarence wanderten Narcissa und ihr alter Freund die Wendeltreppe hinauf, gelangten schon bald zu einer kleinen Eichentür, an der James leise klopfte.
"Wer ist da?" Narcissa erschrak. Das war Remus' Stimme, ohne Zweifel, aber wie klang sie denn? Temperamentlos, tieftraurig, ohne jegliche Lebenslust. Hier musste man wirklich ganz dringend etwas tun. "Remus?" fragte sie sanft. James warf ihr noch einen aufmunternden Blick zu und verschwand wieder. Die junge Frau war ganz auf sich allein gestellt.
Klopfenden Herzens wartete Narcissa vor der Tür. Würde Remus öffnen? Würde er mit ihr reden? Und würde er ihr vielleicht sein Herz ausschütten und wieder beginnen zu leben. Die Minuten verstrichen, nichts geschah und die junge Frau lauschte einfach nur. Schließlich hörte sie zögerliche Schritte, ein Atmen, das immer lauter wurde und dann wurde die Tür geöffnet.
Narcissas Herz zitterte heftig, als sie Remus sah. Ihr alter Freund, ihre erste Liebe. Sein Anblick erschütterte sie zutiefst. Remus` Augen schimmerten von dem Glanz unzähliger Tränen, geweinter und solcher, die noch darauf warteten, vergossen zu werden.
"Catherine. Du bist gekommen." Seine Stimme klang gebrochen, belegt und im nächsten Augenblick schon fiel er Narcissa um den Hals, umarmte sie wimmernd und von neuem rannen Tränen über sein Gesicht. Narcissa streichelte ihm beruhigend über den Rücken, schob ihn sanft ins Zimmer, schloss die Tür hinter sich und bugsierte Remus auf das Bett. Die junge Frau nahm neben ihm Platz, legte die Arme um ihn, sein Kopf an ihrer Schulter und ließ ihn einfach weinen.
"Verzeih mir, aber die Tränen kommen immer und immer wieder." Schluchzte er. "Sh, aber nicht doch, du musst dich nicht entschuldigen." Sagte Narcissa warm. "Manchmal hilft Weinen, weißt du?" Remus versuchte sich an einem zaghaften Lächeln. "Und das aus deinem Munde? Dass ich das noch erleben darf." Die junge Frau lachte leise. "Wir haben uns alle verändert, auch ich."
Remus wischte sich mit einer Hand über die Augen, sah seine Freundin nachdenklich an. "Hat es etwa jemand geschafft, unseren Wildfang zu bändigen?" Narcissa schnaubte wütend. "Das ist wohl kaum die richtige Beschreibung. Ich lebe gefangen in einem goldenen Käfig, von `bändigen´ kann da keine Rede sein." "Ich habe etwas anderes gemeint." Setzte Remus sanft hinzu.
Narcissa seufzte, warf ihm einen langen, unergründlichen Blick zu. "Ich weiß. Und du hast Recht, ja, ich habe die Liebe meines Lebens gefunden und sie auch schon längst verloren. Sofern ich sie jemals besessen habe." Fügte sie verbittert hinzu. Ihr alter Freund legte ihr eine Hand auf die Schulter, musterte sie eindringlich. Narcissa lächelte gequält. "Entschuldige, ich bin schließlich hier, um dich zu trösten, nicht, um dir von meinem Leben zu erzählen."
Remus erwiderte das Lächeln, aber seine Augen blickten ernst drein. "Clara, hast du wirklich gelernt, zu weinen?" Narcissa schluckte. Hatte sie es nicht gewusst, dass er diese Frage stellen würde? Weinen. Ein Zur-Schau- Stellen ihrer Emotionen. Sie weinte nicht oft, hatte sich hundertmal vorgenommen, es nie wieder zu tun, und dennoch. "Weißt du noch, was du so oft gesagt hast? `Ich bin ein Fels, ich bin eine Insel. Und ein Fels spürt keinen Schmerz und eine Insel weint niemals.´ Weißt du noch?" Die junge Frau nickte. "Ach Remus, meiner Liebe hatte ich mich geöffnet, aber dann war es vorbei und ich verschloss mich mehr als jemals zuvor. Jetzt findet nur noch Severus den Weg zu meinem Herzen."
Der Mann sah sie nachdenklich an. "Er ist dein bester Freund, nicht wahr?" Narcissa nickte nachdrücklich. "Ja, das ist er. Aber jetzt sag schon, wie geht es dir?" Die junge Frau wechselte geschickt das Thema.
"Es ist einfach nur grauenhaft, Clara. Gestern abend, als ich es erfahren habe, konnte ich es nicht begreifen, das kann ich auch jetzt noch nicht. Ich fühle mich, als würde sie jeden Moment zur Tür hereinkommen, mich begrüßen und strahlen, so wie immer. Ich habe ihr mein Herz geschenkt und sie mir das ihre. Ihres ist gestorben, weil sie tot ist und meines ist mit ihr in den Tod gegangen. Und wie soll ich ohne Herz leben?" Remus verdeutlichte seine Gefühle mit Metaphern, Narcissa wusste, dass sein Herz ja noch bei ihm war, aber seine Worte berührten sie, tief drinnen.
"Ich sehe einfach keinen Hoffnungsschimmer mehr, der Himmel ist voll von grauen Sturmwolken, es gewittert und ich kann die Sonne nicht mehr erblicken." Sein Blick traf den ihren, zerfressen von Leid und Trauer. "Ich habe so viel Liebe in mir, Clara, aber wenn Annick tot ist, wem soll ich sie dann geben?"
Narcissa bemühte sich, sanft zu sprechen. "Mach dir keine Sorgen, es werden genügend Menschen deinen Weg kreuzen, denen du deine Liebe schenken kannst. Und du hast deine Freunde."
Freunde, von denen zwei in einigen Monaten sterben sollten.
Freunde, von denen einer für eine halbe Ewigkeit nach Askaban wandern sollte.
Freunde, von denen einer für tot gehalten werden sollte.
"Du bist stark, Narcissa, du würdest es schaffen, aber ich?" Verzweifelt wandte sich Remus an die junge Frau. "Ich wäre zufrieden gewesen, wenn ich mein ganzes Leben mit Annick hätte verbringen dürfen. Ich giere nicht nach so hochstehenden Dingen wie du." Narcissa sah ihn aufmunternd lächelnd an. "Remus, nur weil ich nach Freiheit strebe, mich danach sehne, heißt das nicht, dass mich so scheinbar einfache Dinge, wie du sie dir wünschst, kalt lassen."
Remus redete leise weiter. "Du bist ein Vogel, Narcissa, du wirst nur glücklich sein, wenn du fliegen kannst. Und ich wünsche dir, dass du den Mann findest, der dich frei sein lässt." Narcissa lächelte wieder, doch diesmal freudlos. "Beneide nicht den Adler, weil er fliegen kann, denn dafür kann er nicht schwimmen wie ein Fisch." Der Mann packte sie an den schmalen Handgelenken, sah sie direkt an. "Hör auf damit, Narcissa, das passt nicht zu dir! Du gibst doch sonst nicht auf, lässt alles ruhen, bis du bekommst, was du willst. Zahme Vögel sind zufrieden, wenn sie von Freiheit singen können, aber wilde Vögel wollen fliegen! Versuch nicht mir zu erzählen, du wärst plötzlich zahm geworden!"
Narcissa lachte leise, freudlos. "Das sagt der Richtige! Annick ist gestern gestorben und was tust du? Vergräbst dich hier, lässt deine Freunde in Sorge leben. Glaubst du, das ist es, was sie gewollt hätte? Dass du innerlich stirbst und nur noch dein Körper lebt? Ich meine nicht, dass du nicht trauern darfst, aber du fängst bereits an, dich zu isolieren! Lass es! Du hast dir Grenzen geschaffen in deinem Kopf, darin lebst du, aber das ist falsch!"
Der junge Mann sah sie nachdenklich an. Sein Gesicht glättete sich, verlor einen Teil dieses Ausdrucks, den er noch bei Narcissas Eintreten gehabt hatte. Diesen Ausdruck, als wäre er über Nacht um 30 Jahre gealtert. "Es gibt doch überall Grenzen, also warum nicht in meinem Kopf?"
Die blonde Frau warf ihm einen ernsten Blick zu. "Grenzen? Ich habe nie welche gesehen, doch ich hörte, sie existieren. In den Köpfen einiger Menschen." Ermunternd fuhr sie fort. "Moony, ich weiß, dass du sehr viel durchgemacht hast, nicht nur letzte Nacht, sondern in deinem ganzen Leben, aber es kann niemals so schlimm sein, dass du dich weigerst, weiterzuleben. Es wird dir jetzt grausam vorkommen, aber es werden andere kommen, die du lieben kannst. Wer die Kraft hat zu sterben, der hat auch die Kraft zu leben, Remus! Es führt jede Straße dem Guten zu. Die Straße ist da, aber gehen musst du."
Mit diesen Worten erhob sich Narcissa, lächelte ihren alten Freund noch einmal kurz an und ging dann durch die Tür, die Treppe hinunter, wieder zurück ins Wohnzimmer. Auf dem Sofa saß James, der sie fragend und hoffend ansah, ebenso wie Lily. Clarence warf ihr einen giftigen Blick zu und Peter, der auch noch gekommen war, hatte die Augen geschlossen.
"Guten Tag, Narcissa." Die junge Frau wirbelte herum, ihr Herz klopfte, dieser einfache Satz hatte sie erschreckt. Sie war nicht darauf vorbereitet gewesen, dass noch jemand hier war. Dort saß er, in dem Sessel. Sirius Black.
Narcissa riss sich zusammen. "Guten Tag, Sirius." Erwiderte sie kühl. Nun, offensichtlich waren die vier Marauders allesamt da. "Wie geht es Remus?" James` Frage holte sie zurück in die Gegenwart. Sie wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als schon jemand sprach.
"Danke, James, mir geht es bereits wesentlich besser." Dort, auf der Treppe, stand er, Remus Lupin, hager, bleich, die Wangen eingefallen, die Augen gerötet, aber ein Lächeln auf den Lippen.
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Naaa? Wie fandet ihrs? Übrigens, keine Beschwerden bitte, es wär zu kurz, ohne Vor- und Abspann sinds über 2500 Wörter *stolz bin*. Bald geht's dann auch weiter mit "Glück im Spiel- Pech in der Liebe". Kleine Schleichwerbung :o).
Reviews büdde!
Hab euch lieb,
Maia
P.S. Wer sich jetzt fragt, was der Titel mit dem Chap zu tun hat, bitte sehr: Erste Liebe = Remus, Bester Freund = Severus, Große Liebe = seh ich aus, als würd ich das verraten?
P.P.S. Ich hab nix dagegen, wenn ihr schon wisst, wer der Vater ist, immerhin besteht meine Story nicht nur aus der Frage. Wahrscheinlich wisst ihr es schon sehr bald, aber Draco eben noch nicht :o). Lest ihr trotzdem zu Ende? *ganz lieb guck*
Eigentlich wollte ich ja heute die Potters sterben lassen, aber *heul* dann ist mir aufgefallen, dass Draco noch gar nicht geboren ist, also auch Harry noch nicht (remember? Draco ist bei mir älter) und dann gibt's keinen Sinn. Naja, stellt euch schon mal darauf ein, dass ich ab und zu einige Monate überspring :o).
Maia
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Erste Liebe, große Liebe, bester Freund
Es war noch früh am Morgen, die Sonne war noch nicht aufgegangen und nasser Tau benetzte das Gras vor Malfoy Manor. Narcissa streckte sich müde, die letzte Nacht war einfach zu lange gewesen. Die ganze Zeit über hatte sie wach gelegen und nachgedacht. Über ihr Leben, ihre Erinnerungen und ihre Freunde.
Sie rieb sich die Augen, erhob sich von ihrem Bett und ging zum Fenster. Ein Blick nach draußen genügte, um ihr zu sagen, dass es wirklich noch sehr früh war. Die junge Frau hätte die Chance gerne genutzt und noch etwas geschlafen, ihr Körper verlangte so sehr danach, doch ihr Geist ließ es nicht zu. Narcissas Instinkt sagte ihr, dass letzte Nacht etwas geschehen war.
Da! Die Frau kniff die Augen zusammen, sah angestrengt in den blassen Morgenhimmel. Da war doch etwas und es bewegte sich auf sie zu. Eine Eule? Ja, das musste es sein, aber wer schrieb ihr denn so früh schon? Oder war die Eule gar die Nacht über durchgeflogen? Narcissa streckte einen Arm aus, die Eule kam in Reichweite, flatterte noch einige Male und ließ sich dann hoheitsvoll flatternd auf dem Arm nieder.
Narcissa wunderte sich. Sie kannte diese Eule nicht, hatte sie noch nie gesehen. Zögernd hob sie ihre andere Hand, suchte nach dem Brief, fand ihn schließlich und band ihn los. Mit einer schnellen Bewegung schob sie der Eule ein Schälchen Wasser zu und ging dann eilig zu ihrem Schreibtisch.
Narcissa setzte sich, entzündete eine Kerze und rollte den Brief auf.
Schon beim ersten Wort bekam sie eine Gänsehaut, zitterte und ihr wurde leicht übel. Bei Merlin, sie *kannte* diese Schrift, besser als irgendeine andere, sogar besser als die von Severus oder Remus und die zwei hatten ihr weiß Gott genug Briefe geschrieben. Aber dieser hier, der war von jemand anderem.
Narcissa erschauderte. Wenn *er* ihr schrieb, war das kein gutes Zeichen, hatte er doch damals gesagt, er würde es nie wieder tun. Es musste wahrhaft etwas Schreckliches geschehen sein. Langsam fasste sich die junge Frau wieder, begann erneut, den Brief zu lesen.
"Clara,
ich weiß, ich wollte dir nie wieder schreiben, wollte dich vergessen, deinen Namen auslöschen, doch es ist etwas passiert und ich finde, du hast ein Recht, es zu erfahren, schließlich betrifft es dich auch indirekt.
Du erinnerst dich gewiss an Annick McKinnon? Remus` große Liebe? Sie haben letztes Jahr geheiratet, Annick war schwanger und beide sehr glücklich. Nun fragst du dich bestimmt *war*? Ja, leider, war. Annick hatte nicht etwa eine Fehlgeburt, nein.
Clara, Annick ist letzte Nacht gestorben, ermordet von Voldemort. Ich dachte nur, du solltest es wissen. Vielleicht kannst du Remus ja helfen.
James"
Ihr Zittern hatte sich noch verstärkt. Annick. Annick war, war *tot*. Narcissa konnte es ja kaum denken, wie sollte es also wahr sein? Ein letzter Hoffnungsschimmer brach durch die Wolkendecke, wurde jedoch sofort aufgehalten. James würde sich nie einen derartigen Spass erlauben.
James. Dunkle, widerspenstige Haare, abstehend.
James. Dunkle, abenteuerlich funkelnde Augen. (von dem weiß man's doch net, oda? Wenn doch, sorry!)
James. Lilys Mann und somit absolut tabu. Und das eigentlich schon seit immer.
Doch Narcissas Entschluss stand bereits fest. Sie würde zu Remus fahren, egal, ob sie dabei unliebsamen Erinnerungen begegnen würde und ihnen ins Auge würde sehen müssen, sie würde ihrer ersten Liebe immer helfen. Die junge Frau seufzte leise. Nun musste sie das nur noch Lucius beibringen.
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"Was hast du getan? Ja, sag mal, geht's dir zu gut? Du hast Narcissa eingeladen? Narcissa de Retrève ? Ich fass es einfach nicht." "Jetzt beruhig dich doch erst einmal! Im Übrigen heißt sie mittlerweile Narcissa Malfoy, aber das dürftest du eigentlich wissen. Und ja, ich hab sie eingeladen, weil ich finde, dass sie Remus garantiert helfen kann. Immerhin war sie seine erste Liebe." Clarence Montam, eine von Lilys besten Freundinnen, sah James Potter noch immer entgeistert an. "Ausgerechnet diese Ravenclawschlampe." Murmelte sie leise.
James machte einige schnelle Schritte, packte Clarence fest am Arm, seine Augen funkelten bedrohlich und seine Stimme war leise, mit einem gefährlichen Unterton. "Nenn sie nie wieder so, ja? Narcissa ist keine Schlampe, sie ist eine der nettesten Personen, die ich kenne. Und wahrscheinlich ein besserer Mensch als du es bist." Fügte er verächtlich hinzu und ließ sie los.
Clarence rieb sich den Arm, sah ihn irritiert an. "Verteidigst du die Kleine etwa auch noch? Und wenn sie so eine nette Person ist, wieso ist sie dann mit diesem Todesser verheiratet? Kannst du mir das vielleicht erklären?" Ihre Stimme hatte einen hämischen Ton angenommen, sie grinste ihn siegessicher an. Dagegen konnte er einfach keine Argumente finden.
James rieb sich müde über das Gesicht. Letzte Nacht war grauenhaft gewesen, Remus hatte nach Annicks Tod die ganze Zeit weinend in den Armen seiner alten Freunde verbracht. Sirius ging es noch schlechter als ihm, James, denn jener war dauernd wach gewesen, hatte James ab und zu schlafen lassen. Die beiden nahm der Tod von Annick ganz schön mit, und vor allem machten sie sich große Sorgen um Remus.
Und jetzt auch noch Clarence, die sich über Narcissa aufregte und sie schlecht machte. Dabei kannte sie sie gar nicht wirklich. James hatte immer gedacht, dass Lily und ihre Freundinnen mit der blonden Ravenclaw sehr gut ausgekommen waren, aber vor kurzem hatte seine Frau ihm erzählt, dass Clece (Spitzname von Clarence!) eine tiefe Abneigung gegen Narcissa hegte, warum auch immer.
James` Stimme klang so müde wie er sich fühlte. "Ich weiß nicht warum sie es getan hat, aber hast du etwa eine Ahnung? Vielleicht wollte sie ja nicht, doch sie musste es tun. Hast du jemals ihren Vater kennen gelernt? Nein? Nun, ich schon. Dem würdest du auch nicht widersprechen, glaub mir. Und ja, ich verteidige sie, werde es immer tun, denn Narcissa hat es verdient. Versprich mir nur eines, Clarence, wenn sie hierher kommt, dann lass sie deine Abneigung und deinen Hass nicht fühlen, ja?"
Clarence sah ihn überrascht an, öffnete ihren Mund um etwas zu erwidern, doch James schnitt ihr das Wort ab. "Bitte, Clece. Tu es wenigstens für Remus." Und das brachte selbst Clarence Montam zum Schweigen.
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Eingehüllt in einen riesigen, seidenen Reisemantel stand Narcissa vor dem Kamin ihres Hauses. Zum Glück war ihr Umhang so wallend, damit konnte sie gut ihren Bauch verstecken. Abgesehen davon, wusste ja keiner der dort Anwesenden von ihrer Schwangerschaft und sie würde einfach sagen können, dass Lucius der Vater war, falls tatsächlich jemand fragen sollte. Narcissa zog eine Grimasse. Nicht, dass jemand etwas derartiges von ihr denken würde. Alle würden es als Tatsache ansehen, dass ihr Mann auch der Vater ihres Kindes war.
Es war eine Heidenarbeit gewesen, Lucius davon zu überzeugen, dass sie schlicht und ergreifend zur Beerdigung fahren wollte und um Remus zu trösten. Luc hatte gleich wieder geschrieen, sie würde doch nur ihren Geliebten sehen wollen. Narcissa seufzte. Ob ihr Mann das wohl je vergessen würde?
Sie hoffte inständig, dass weder Lucius noch Severus für Annicks Tod verantwortlich waren. Wenn einer dieser beiden.., nein, sie konnte nicht einmal die Vorstellung ertragen. Und wenn doch? Würde sie schweigen, darin hatte sie ja Übung, alles stillschweigend zu ertragen.
Mit einem letzten Blick auf den Himmel dort draußen stieg Narcissa in den Kamin, das Flohpulver in der Hand und rief klar und deutlich: "Godric's Hollow"
Die junge Frau schloss die Augen, fühlte, wie sich alles um sie drehte, schneller wurde und kaum noch auszuhalten war. Doch im nächsten Moment war alles schon wieder vorbei und Narcissa streckte rechtzeitig die Arme aus um sich festzuhalten. Angekommen. Und in einem Stück, war doch schon mal ein guter Anfang.
"Hallo Narcissa." Lily sah ihre alte Freundin lächelnd an, trotz der traurigen Situation freute sie sich auf dieses Wiedersehen. "Herzlich Willkommen in meinem und James' Haus. Fühl dich ganz wie Zuhause."
Die blonde Frau erwiderte zaghaft das Lächeln, umarmte Lily kurz und sah sich neugierig um. Godric's Hollow war kein sehr großes Haus, aber gemütlich eingerichtet, man fühlte sich hier einfach wohl. Es hatte nichts von der kalten Aura von Malfoy Manor, sondern war eine Quelle der Liebe.
"Hallo Clara." Auch James tauchte auf, begrüßte Narcissa überschwänglich und umarmte sie erfreut. "Gut, dass du da bist, du kannst Remus sicher helfen." James' dunkle Augen glühten, er war so sehr davon überzeugt und die junge Frau brachte es nicht über sich, ihn zu enttäuschen, denn sie war sich alles andere als sicher, was Remus anging.
"Hoffentlich, sonst muss ich sie ganz umsonst ertragen." Eine weitere Person war aufgetaucht, eine junge Frau mit halblangen, aschblonden Haaren und verdrießlich dreinblickenden dunkelgrauen Augen. Ihre Stimme klang mürrisch, aber sehr ernst. Narcissa seufzte innerlich auf. Sicher hatte sie die Andere sofort erkannt.
"Hallo Clarence, ich freu mich auch wahnsinnig, dich zu sehen." Erwiderte Narcissa trocken. James nahm sie eilig am Arm und zog sie zu einer Treppe. "Komm mit, Clara, wir gehen zu Remus." Mit einem letzten, warnenden Blick des Mannes zu Clarence wanderten Narcissa und ihr alter Freund die Wendeltreppe hinauf, gelangten schon bald zu einer kleinen Eichentür, an der James leise klopfte.
"Wer ist da?" Narcissa erschrak. Das war Remus' Stimme, ohne Zweifel, aber wie klang sie denn? Temperamentlos, tieftraurig, ohne jegliche Lebenslust. Hier musste man wirklich ganz dringend etwas tun. "Remus?" fragte sie sanft. James warf ihr noch einen aufmunternden Blick zu und verschwand wieder. Die junge Frau war ganz auf sich allein gestellt.
Klopfenden Herzens wartete Narcissa vor der Tür. Würde Remus öffnen? Würde er mit ihr reden? Und würde er ihr vielleicht sein Herz ausschütten und wieder beginnen zu leben. Die Minuten verstrichen, nichts geschah und die junge Frau lauschte einfach nur. Schließlich hörte sie zögerliche Schritte, ein Atmen, das immer lauter wurde und dann wurde die Tür geöffnet.
Narcissas Herz zitterte heftig, als sie Remus sah. Ihr alter Freund, ihre erste Liebe. Sein Anblick erschütterte sie zutiefst. Remus` Augen schimmerten von dem Glanz unzähliger Tränen, geweinter und solcher, die noch darauf warteten, vergossen zu werden.
"Catherine. Du bist gekommen." Seine Stimme klang gebrochen, belegt und im nächsten Augenblick schon fiel er Narcissa um den Hals, umarmte sie wimmernd und von neuem rannen Tränen über sein Gesicht. Narcissa streichelte ihm beruhigend über den Rücken, schob ihn sanft ins Zimmer, schloss die Tür hinter sich und bugsierte Remus auf das Bett. Die junge Frau nahm neben ihm Platz, legte die Arme um ihn, sein Kopf an ihrer Schulter und ließ ihn einfach weinen.
"Verzeih mir, aber die Tränen kommen immer und immer wieder." Schluchzte er. "Sh, aber nicht doch, du musst dich nicht entschuldigen." Sagte Narcissa warm. "Manchmal hilft Weinen, weißt du?" Remus versuchte sich an einem zaghaften Lächeln. "Und das aus deinem Munde? Dass ich das noch erleben darf." Die junge Frau lachte leise. "Wir haben uns alle verändert, auch ich."
Remus wischte sich mit einer Hand über die Augen, sah seine Freundin nachdenklich an. "Hat es etwa jemand geschafft, unseren Wildfang zu bändigen?" Narcissa schnaubte wütend. "Das ist wohl kaum die richtige Beschreibung. Ich lebe gefangen in einem goldenen Käfig, von `bändigen´ kann da keine Rede sein." "Ich habe etwas anderes gemeint." Setzte Remus sanft hinzu.
Narcissa seufzte, warf ihm einen langen, unergründlichen Blick zu. "Ich weiß. Und du hast Recht, ja, ich habe die Liebe meines Lebens gefunden und sie auch schon längst verloren. Sofern ich sie jemals besessen habe." Fügte sie verbittert hinzu. Ihr alter Freund legte ihr eine Hand auf die Schulter, musterte sie eindringlich. Narcissa lächelte gequält. "Entschuldige, ich bin schließlich hier, um dich zu trösten, nicht, um dir von meinem Leben zu erzählen."
Remus erwiderte das Lächeln, aber seine Augen blickten ernst drein. "Clara, hast du wirklich gelernt, zu weinen?" Narcissa schluckte. Hatte sie es nicht gewusst, dass er diese Frage stellen würde? Weinen. Ein Zur-Schau- Stellen ihrer Emotionen. Sie weinte nicht oft, hatte sich hundertmal vorgenommen, es nie wieder zu tun, und dennoch. "Weißt du noch, was du so oft gesagt hast? `Ich bin ein Fels, ich bin eine Insel. Und ein Fels spürt keinen Schmerz und eine Insel weint niemals.´ Weißt du noch?" Die junge Frau nickte. "Ach Remus, meiner Liebe hatte ich mich geöffnet, aber dann war es vorbei und ich verschloss mich mehr als jemals zuvor. Jetzt findet nur noch Severus den Weg zu meinem Herzen."
Der Mann sah sie nachdenklich an. "Er ist dein bester Freund, nicht wahr?" Narcissa nickte nachdrücklich. "Ja, das ist er. Aber jetzt sag schon, wie geht es dir?" Die junge Frau wechselte geschickt das Thema.
"Es ist einfach nur grauenhaft, Clara. Gestern abend, als ich es erfahren habe, konnte ich es nicht begreifen, das kann ich auch jetzt noch nicht. Ich fühle mich, als würde sie jeden Moment zur Tür hereinkommen, mich begrüßen und strahlen, so wie immer. Ich habe ihr mein Herz geschenkt und sie mir das ihre. Ihres ist gestorben, weil sie tot ist und meines ist mit ihr in den Tod gegangen. Und wie soll ich ohne Herz leben?" Remus verdeutlichte seine Gefühle mit Metaphern, Narcissa wusste, dass sein Herz ja noch bei ihm war, aber seine Worte berührten sie, tief drinnen.
"Ich sehe einfach keinen Hoffnungsschimmer mehr, der Himmel ist voll von grauen Sturmwolken, es gewittert und ich kann die Sonne nicht mehr erblicken." Sein Blick traf den ihren, zerfressen von Leid und Trauer. "Ich habe so viel Liebe in mir, Clara, aber wenn Annick tot ist, wem soll ich sie dann geben?"
Narcissa bemühte sich, sanft zu sprechen. "Mach dir keine Sorgen, es werden genügend Menschen deinen Weg kreuzen, denen du deine Liebe schenken kannst. Und du hast deine Freunde."
Freunde, von denen zwei in einigen Monaten sterben sollten.
Freunde, von denen einer für eine halbe Ewigkeit nach Askaban wandern sollte.
Freunde, von denen einer für tot gehalten werden sollte.
"Du bist stark, Narcissa, du würdest es schaffen, aber ich?" Verzweifelt wandte sich Remus an die junge Frau. "Ich wäre zufrieden gewesen, wenn ich mein ganzes Leben mit Annick hätte verbringen dürfen. Ich giere nicht nach so hochstehenden Dingen wie du." Narcissa sah ihn aufmunternd lächelnd an. "Remus, nur weil ich nach Freiheit strebe, mich danach sehne, heißt das nicht, dass mich so scheinbar einfache Dinge, wie du sie dir wünschst, kalt lassen."
Remus redete leise weiter. "Du bist ein Vogel, Narcissa, du wirst nur glücklich sein, wenn du fliegen kannst. Und ich wünsche dir, dass du den Mann findest, der dich frei sein lässt." Narcissa lächelte wieder, doch diesmal freudlos. "Beneide nicht den Adler, weil er fliegen kann, denn dafür kann er nicht schwimmen wie ein Fisch." Der Mann packte sie an den schmalen Handgelenken, sah sie direkt an. "Hör auf damit, Narcissa, das passt nicht zu dir! Du gibst doch sonst nicht auf, lässt alles ruhen, bis du bekommst, was du willst. Zahme Vögel sind zufrieden, wenn sie von Freiheit singen können, aber wilde Vögel wollen fliegen! Versuch nicht mir zu erzählen, du wärst plötzlich zahm geworden!"
Narcissa lachte leise, freudlos. "Das sagt der Richtige! Annick ist gestern gestorben und was tust du? Vergräbst dich hier, lässt deine Freunde in Sorge leben. Glaubst du, das ist es, was sie gewollt hätte? Dass du innerlich stirbst und nur noch dein Körper lebt? Ich meine nicht, dass du nicht trauern darfst, aber du fängst bereits an, dich zu isolieren! Lass es! Du hast dir Grenzen geschaffen in deinem Kopf, darin lebst du, aber das ist falsch!"
Der junge Mann sah sie nachdenklich an. Sein Gesicht glättete sich, verlor einen Teil dieses Ausdrucks, den er noch bei Narcissas Eintreten gehabt hatte. Diesen Ausdruck, als wäre er über Nacht um 30 Jahre gealtert. "Es gibt doch überall Grenzen, also warum nicht in meinem Kopf?"
Die blonde Frau warf ihm einen ernsten Blick zu. "Grenzen? Ich habe nie welche gesehen, doch ich hörte, sie existieren. In den Köpfen einiger Menschen." Ermunternd fuhr sie fort. "Moony, ich weiß, dass du sehr viel durchgemacht hast, nicht nur letzte Nacht, sondern in deinem ganzen Leben, aber es kann niemals so schlimm sein, dass du dich weigerst, weiterzuleben. Es wird dir jetzt grausam vorkommen, aber es werden andere kommen, die du lieben kannst. Wer die Kraft hat zu sterben, der hat auch die Kraft zu leben, Remus! Es führt jede Straße dem Guten zu. Die Straße ist da, aber gehen musst du."
Mit diesen Worten erhob sich Narcissa, lächelte ihren alten Freund noch einmal kurz an und ging dann durch die Tür, die Treppe hinunter, wieder zurück ins Wohnzimmer. Auf dem Sofa saß James, der sie fragend und hoffend ansah, ebenso wie Lily. Clarence warf ihr einen giftigen Blick zu und Peter, der auch noch gekommen war, hatte die Augen geschlossen.
"Guten Tag, Narcissa." Die junge Frau wirbelte herum, ihr Herz klopfte, dieser einfache Satz hatte sie erschreckt. Sie war nicht darauf vorbereitet gewesen, dass noch jemand hier war. Dort saß er, in dem Sessel. Sirius Black.
Narcissa riss sich zusammen. "Guten Tag, Sirius." Erwiderte sie kühl. Nun, offensichtlich waren die vier Marauders allesamt da. "Wie geht es Remus?" James` Frage holte sie zurück in die Gegenwart. Sie wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als schon jemand sprach.
"Danke, James, mir geht es bereits wesentlich besser." Dort, auf der Treppe, stand er, Remus Lupin, hager, bleich, die Wangen eingefallen, die Augen gerötet, aber ein Lächeln auf den Lippen.
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Naaa? Wie fandet ihrs? Übrigens, keine Beschwerden bitte, es wär zu kurz, ohne Vor- und Abspann sinds über 2500 Wörter *stolz bin*. Bald geht's dann auch weiter mit "Glück im Spiel- Pech in der Liebe". Kleine Schleichwerbung :o).
Reviews büdde!
Hab euch lieb,
Maia
P.S. Wer sich jetzt fragt, was der Titel mit dem Chap zu tun hat, bitte sehr: Erste Liebe = Remus, Bester Freund = Severus, Große Liebe = seh ich aus, als würd ich das verraten?
P.P.S. Ich hab nix dagegen, wenn ihr schon wisst, wer der Vater ist, immerhin besteht meine Story nicht nur aus der Frage. Wahrscheinlich wisst ihr es schon sehr bald, aber Draco eben noch nicht :o). Lest ihr trotzdem zu Ende? *ganz lieb guck*
