Die Lüge eines Lebens 12
Erst mal Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber ich bin einfach im Stress und außerdem hat es mich echt Überwindung gekostet, dieses Chap zu schreiben, weil ich in einer total Depriphase war. Sprich: ich wusste nicht, ob ich überhaupt weiterschreibe. Und ein Sorry, weil meine Charas OOC sind.
Maia
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Männer
Lucs linkes Auge zuckte unmerklich. Kurz darauf auch sein rechtes. Leise seufzte der junge Mann auf. Anscheinend war es doch schon sehr spät, vielleicht sollte er wirklich bald zu Bett gehen. Aber diese Augenblicke waren so selten. Sein Blick wanderte wieder wehmütig zu der schmalen Mondsichel am nachtschwarzen Himmel. Der Mond schien silberhell in das Zimmer, zauberte einige Lichtreflexe auf Lucius` Haar und ließ es schimmern.
Es kam so selten vor, dass er Zeit für sich hatte. Doch jetzt? Eine ganze Woche. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine schmalen Lippen, von denen man gar nicht erwartete, dass sie sich überhaupt nach oben biegen konnten. Narcissa war nach Irland gefahren, zu ihrer Freundin Anacy. Draco hatte sie bei ihrem Mann zurückgelassen.
Es war schon eine seltsame Beziehung zwischen Lucius und dem Kind seiner Frau und des Mannes, den er so sehr hasste. Denn zu seiner Überraschung hatte Luc feststellen müssen, dass er das Baby mochte, ja geradezu abgöttisch liebte. Draco war das Ebenbild seiner Mutter, sah Lucius sogar ähnlich, auch wenn es gar nicht möglich war. Helle Haare, graublaue Augen.
Narcissa hatte verwundert reagiert, als sie gemerkt hatte, was ihr Mann für seinen Stiefsohn empfand. Verwundert, aber durchaus nicht abweisend. Ihr sollte es nur recht sein.
Draco. Das Lächeln auf Lucs Lippen vertiefte sich noch, ließ den starren Ausdruck in seinem Gesicht verschwinden und eine neue, unbekannte Milde trat in seine Augen. Kinder waren das Wundervollste auf der ganzen Welt und ganz offensichtlich veränderten sie einen Menschen auch.
Denn Lucius konnte nicht leugnen, dass er sich nicht mehr dazu in der Lage fühlte, unschuldige Menschen umzubringen, weil er sich jedes Mal fragte, was er fühlen würde, wenn sein Sohn das tun würde oder wenn es sein Sohn *war*, der umgebracht wurde. Ja, Draco hatte ihn verändert, wie ihn auch Narcissa einst verändert hatte. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass diese Veränderung bei dem Jungen wohl länger anhalten würde, weil er ihn nicht betrügen könnte, wie seine Frau es getan hatte.
Narcissa hatte ihm quasi Dracos Erziehung überlassen und Lucius kannte auch ihre Gründe. Ihre Erinnerungen schmerzten sie zu sehr, weil Cis jedes Mal wenn sie den Kleinen ansah, an seinen Vater denken musste. Aber Luc war sich nicht sicher, ob ihre Entscheidung so gut gewesen war. Wenn er daran dachte, wie heftig seine Frau reagiert hatte, als er mit dem Jungen gesprochen hatte.
Er wollte nicht, dass Draco ein Todesser wurde, doch es war das Einzige, was Lucius ihm beibringen konnte. Die gleiche Situation wie in seiner eigenen Kindheit. Die Mutter kümmerte sich nicht um ihn, war zu sehr mit dem eigenen Leben beschäftigt, also übernahm der Vater. Und erzog das Kind so, wie er selbst erzogen worden war. Wäre es anders geworden, wenn Dracos wahrer Vater da wäre?
Seltsamerweise fühlte Lucius keine Wut in sich, wenn er an jenen anderen Mann dachte. Nur Trauer und ein Gefühl, als ob er innen ganz leer, ganz ausgehöhlt wäre. Vielleicht, so mutmaßte er, lag es daran, dass Narcissa ihm das Herz gestohlen hatte. Sicher, sie war bei ihm geblieben, doch um welchen Preis?
Narcissa war nicht glücklich, das wusste jeder. Nun, Lucius war es auch nicht, doch die Gefühle seiner Frau berührten ihn mehr als seine eigenen. Er hatte immer gedacht, sie wäre die Stärkere von ihnen beiden, doch seit Narcissas Selbstmordversuch vor drei Jahren war er sich da nicht mehr so sicher. Natürlich, sie hatte alles überstanden: die Trennung von ihrer Mutter, von ihrem Vater, ihre unglücklichen Beziehungen und die Ehe mit einem Mann, den sie nicht liebte.
Und sie hatte nicht mehr gekonnt. Wahrscheinlich hatte sie gedacht, Lucius würde es nicht verstehen, doch genau das tat er. Und Luc war sich sicher: Hätte Narcissa das gewusst, hätte ihr Gespräch damals nie stattgefunden.
// "Lucius, ich kann nicht mehr! Mein ganzes Leben lang war ich stark. Weißt du, es heißt, dass viele Menschen an der Welt zerbrechen, aber ich bin stark genug um es zu schaffen. Aber verdammt, ich will nicht! Ich will nicht jedes Mal, wenn ich gefallen bin, wieder aufstehen! Ich will liegen bleiben, und wenn es nur ein einziges Mal ist! Und immer wieder muss ich feststellen, dass ich doch stark genug war."//
Lucius hatte nie vergessen, wie leer sich ihre Stimme angehört hatte. Nicht wie sonst bei derartigen Gesprächen voller Emotionen, hingerissen von der Leidenschaft, nein, leer. Und es gehörte zu dem Schrecklichsten, was er je gehört hatte. Niemals würde er sich verzeihen, dass nicht er es gewesen war, der ihr in diesen Stunden beiseite gestanden war.
Im Gegenteil, als er es gehört hatte, war er kurz zu ihr gegangen und danach Hals über Kopf geflohen, mit nur einem Gedanken im Kopf: `Schnell weg von hier.´ Severus war es gewesen, der ihr auch da wieder geholfen hatte, wie er es jedes Mal getan hatte, wie er es immer tun würde.
Lucs Lächeln schwand langsam, seine Gedanken wanderten von seinem Stiefsohn zu seinem besten Freund. Denn ja, das war er und wenn Sev tatsächlich der Vater von Narcissas Kind war, dann wusste Lucius nicht, was er tun sollte. Verdammt, am liebsten würde er sie umbringen, doch er wollte vor allem, dass sein Freund und auch seine Frau glücklich wurden. Und wenn sie es nur miteinander konnte, bitte. Luc liebte sie beide, auch wenn es ihn innerlich zerriss.
Lucius fragte sich einmal mehr, wer von ihnen beiden, Severus oder er, mehr trauern würde, würde Narcissa etwas zustoßen. Narcissa war eine Frau, die immer wieder lieben konnte. Doch auch in ihrem Leben gab es Personen, denen sie für immer ihre Zuneigung geschenkt hatte. Und Sev gehörte zweifellos dazu. Bei sich selbst war sich Lucius keineswegs sicher.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~
Severus Snape wälzte sich unruhig in seinem Bett. Es war bereits über zwei Wochen her, dass er Narcissa geschrieben hatte und noch immer war keine Antwort gekommen. Vielleicht hatte er sie überschätzt, ihr zu viel auf einmal zugemutet. Immerhin war es nicht gerade ein Pappenstiel, der Frau des besten Freundes zu schreiben, dass man sie liebt, also Schwarz auf Weiß.
Außerdem hatte er Idiot natürlich noch Black erwähnen müssen und dass er dachte, der ehemalige Gryffindor sei Dracos Vater. Und dann noch die Sache mit dem Gespräch! Nein, wenn Severus so darüber nachdachte, war es wirklich kein Wunder, dass Narcissa ihm nicht antwortete.
Aber was hätte er tun sollen? Sev ertrug es einfach nicht mehr, mit dieser Lüge von "Wir sind doch alle nur gute Freunde" zu leben, derartige Dinge hatte er schon immer verabscheut. Narcissa tat ihm einfach nur furchtbar Leid. Von ihnen allen hatte sie es wohl am schwersten. Denn er, Severus, litt nur wegen zwei Menschen, Cis und Lucius. Aber Narcissa? Die hatte viel mehr Sorgen.
Was sollte man denn bitte tun, wenn man sich in die Frau des besten Freundes verliebte? Stopp, korrigiere: Zu dem Zeitpunkt, als Severus sich in Narcissa verliebt hatte, war sie noch lange nicht mit Lucius verheiratet gewesen. Mittlerweile allerdings schon. Und Sevs Liebe hatte angedauert und alles überstanden.
Derartige Dreiecksgeschichten waren so alt wie die Welt. Aber es war, wie Severus schon vor längerer Zeit hatte feststellen müssen, etwas ganz anderes, wenn man selbst in dem Strudel der Gefühle lebte. Alles war auf ihn eingestürzt: Schuldgefühle, weil da ständig die kleine Stimme war, die ihm sagte, dass seine Liebe verboten war.
Die wahnsinnige Liebe, die er für Narcissa empfand, außerdem seine Freundschaft zu Lucius, alles war zerrissen. Und im Endeffekt hatten sie beide verloren, Sev und Luc. Und Clara hatte viel gewagt und alles verloren. Was blieb war ihre Freundschaft zu Severus. Und die würde ewig halten.
Ihre Liebe zu Remus? Vergangenheit
Ihre Liebe zu Lucius? Vergangenheit
Ihre Liebe zu ihm, Severus? Vergangenheit
Ihre Liebe zu Sirius? Narben, die niemals verschwinden würden.
Und alles, was blieb, war ihre Freundschaft.
Eine neue, unbändige, heiße, noch nie zuvor gekannte und erlebte Wut überkam Severus. Womit um alles in der Welt hatte Black es verdient, dass eine solch wundervolle Frau wie Narcissa ihn liebte? Gemeinsam hätten sie vielleicht glücklich werden können, vielleicht auch nicht, aber getrennt? Unmöglich, und das wussten beide.
Einsam, verbittert, enttäuscht von der Liebe, dem Leben und der Welt würden sie sterben, wenn nicht etwas geschah. Doch was? Narcissa würde niemals den ersten Schritt unternehmen. Immerhin war sie eine verheiratete Frau, vermählt mit einem nicht ungefährlichen Todesser und außerdem war sie viel zu sehr verletzt.
Und Black? War ebenfalls verheiratet, doch zu welchem Preis? Severus war sich sicher, dass es eine Vernunftehe war, geboren aus dem Wunsch, sich zu schützen. So viele Hexen und Zauberer heirateten derzeit, nur um zu wissen, dass da noch jemand war, der einem im Zweifelsfalle beschützen konnte.
Nicht wie bei James und Lily. Sevs Magen zog sich schmerzhaft und krampfartig zusammen. Der Gedanke alleine reichte schon, um ihm Übelkeit zu verursachen. Nicht aus Hass, sondern vor allem aus Neid. Eifersucht, dass die beiden Gryffindors eine solch tiefe, innige Liebe erleben und auch noch offen leben durften.
Immerhin empfand er, Severus, auch eine derartige Liebe, doch die war vergangen, würde nie wieder so existieren wie früher. Aber James und Lily. Die reine, die wahre Liebe. Verdammt, immer waren es die Gryffindors, immer diese ewigen Engel, die Lieblinge von Dumbledore.
Der Schmerz in seinem Magen wandelte sich erneut in glühenden Zorn. Saint Potter, so hatten sie, die Slytherins, James immer verächtlich genannt. Das ewige Liebchen, dem man alle Fehler gerne verzieh. Den jungen Mann mit der so vollkommen intakten Kindheit, erzogen mit Liebe und nichts sonst.
Und was stand dem gegenüber? Die Slytherins, misstrauisch, geheimnisvoll. Diejenigen, die zur Dunklen Seite gehörten, die den Dunklen Lord preisten. Denn das dachten doch alle, oder etwa nicht? Und wenn dem nicht so wahr? Würde es keiner glauben.
Jedes Haus hatte in Hogwarts seine eigenen Regeln, sein eigenes Benehmen und das erwartete man dann auch von allen. Was wäre, wenn sich ein Slytherin erhoben hätte und Freundschaft mit einem Gryffindor begonnen hätte? Er wäre geächtet worden von seinem eigenen Haus. Und die anderen? Hätten ihm unterstellt, dass er nur etwas vorhatte und den Gryffindor für seine Zwecke brauchte.
Es war, wie es war und dagegen konnte auch ein Severus Snape nichts unternehmen, obwohl er es sich wahrlich wünschte. Sie alle erfüllten bestimmte Erwartungen, Slytherin und Gryffindor würden sich wohl ewig hassen, wenn nicht etwas geschah, das beide Häuser einander näher brachte. Eine Liebe zwischen Slytherins kalten Prinzen und Prinzessinnen und zwischen Gryffindors mutigen, temperamentvollen Engeln.
Denn etwas anderes waren sie doch nicht, nicht wahr? Engel mit Menschengesichtern, so unnahbar wie ihre himmlischen Verwandten. Aber würde eine solche Liebe je existieren können? Zwischen all den Grausamkeiten und der Gefühlskälte dieser Welt? Severus würde es so gerne glauben, doch sein inneres Gefühl antwortete ihm spöttisch, dass Träume niemals wahr wurden.
Und das stimmte. Es war das Vorrecht, das Merkmal von Träumen, das sie eben nur das waren und nie mehr, nie Wirklichkeit. Denn es war doch immer noch besser, wenn Träume nicht wirklich wurden, als wenn man nie Träume gehabt hätte. Träumen war das moderne Entfliehen aus einer grausamen Welt.
Denn lieber mit Träumen sterben als ohne Träume leben, zumindest empfand Severus das so. Es würde viele erstaunen zu erfahren, dass der eiskalte Snape Träume hatte, doch wenn man sie die Mühe machen würde, sich eingehend mit ihm zu beschäftigen, würde es jedem auffallen. Es war so eindeutig.
Doch er wusste nicht einmal, was genau er sich außer der Verbindung und der Versöhnung von Gryffindor und Slytherin wünschen würde. Dass Narcissa ihn heiraten würde? Dass sie glücklich werden würden? Oder dass Narcissa mit Lucius glücklich werden würde? Oder vielleicht doch, dass Cis mit Sirius glücklich wurde?
Obwohl letzteres wohl am unwahrscheinlichsten war. Wie Remus immer sagte, die beiden waren sich einfach zu ähnlich. Knowing me, knowing you. Aber Severus kannte niemanden, der es wohl ansonsten schaffen sollte, seine große Liebe glücklich zu machen. Warum hatte sich Narcissa ausgerechnet in Black verlieben müssen? Hätte es nicht irgendein anderer sein können?
Irgendein hirnloser Trottel, ein hässliches Monster, irgendwas. Alles, nur nicht den Mann, der versucht hatte, ihn umzubringen. Wenn Cis Black geheiratet hätte, hätte sie sich da nicht schon bald abgewandt? Getreu dem Motto: du bist wie ich, bleib fern von mir. Denn Narcissa hatte Angst, ihre Gefühle zu zeigen, wollte sich nicht selbst verlieren in der Tiefe eines männlichen Herzens.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
"Remus! Remus, jetzt wach doch endlich auf!" Remus Lupin öffnete verschlafen ein Auge, leichte Panik stieg in ihm hoch, dieses Gezische mitten in der Nacht konnte doch nichts Gutes bedeuten. Entgegen seiner Erwartungen sah er dort nicht James, der ihm verkündete, dass etwas mit Lily nicht stimmte, nein. Am Fußende seines Bettes saß seelenruhig Sirius Black und schaute ihn abwartend an.
"Na? Endlich aufgewacht?" Freundlich grinsend betrachtete Sirius, wie sich das Gesicht seines alten Freundes vor Wut verzerrte und er rot anlief. "Ganz ruhig weiteratmen, sonst erstickst du noch." Der lässig gesprochene Ratschlag ließ Remus vor Zorn erzittern, er setzte sich kerzengerade in seinem Bett auf und funkelte den Schwarzhaarigen an.
Mit leiser, ruhiger, gepresst klingender Stimme sagte er so freundlich wie möglich. "Ich hoffe, du hast einen guten Grund mich zu wecken, ansonsten wirst du es bitter bereuen." Seine Drohung erreichte nicht ganz die Wirkung, die er sich ausgemalt hatte. Im Gegenteil, Sirius` Grinsen wurde noch breiter, falls das überhaupt möglich war.
"Ganz ruhig, alter Freund. Ich wollte mit dir reden, das ist alles." Seelenruhig hatte er es gesagt, sich entspannt zurückgelehnt und beobachtete jetzt interessiert, wie sich die feinen, schmalgliedrigen Finger seines Freundes zu unkontrolliert zitternden Fäusten ballten. Eine Ader auf Remus` Stirn pulsierte, ließ ihn gefährlicher aussehen als er war und brachte Sirius dazu, amüsiert zu glucksen.
"Reden? Mit mir reden? Und dazu weckst du mich jetzt?" Die Stimme des jungen Mannes schraubte sich hoch, brach mit einem entsetzten Quieken ab, bevor Remus endgültig platzte und seinen Freund anschrie: "Bist du von allen guten Geistern verlassen? Hast du denn keinerlei Anstalt? Dir-" Sirius hatte Remus` Schwall an Flüchen abrupt beendet, indem er ihm eine Hand au den Mund presste und leise "Sht" machte.
Sirius` dunkle Augen funkelten vor unterdrücktem Lachen, als er Remus gespielt streng ansah. "Nicht so laut! Alle anderen schlafen doch schon!" Vorsichtig nahm er seine Hand wieder weg. "Dreimal darfst du raten, was ich jetzt am liebsten tun würde." Grummelte Remus, noch immer leicht verärgert, aber mittlerweile wach. "Also, wenn du mich schon geweckt hast, dann können wir auch reden."
Sirius schlüpfte am Fußende unter die Decke, zog seine Knie an und schlang seine Arme darum um sich zu wärmen. "Es geht um Clarence." Remus, dem der Spruch: "Das habe ich mir schon gedacht." Auf den Lippen lag, beobachte den Schwarzhaarigen nur schweigend. Wenn sich sein sonst so starker Freund dazu durchgerungen hatte, über seine Probleme zu reden, dann sollte er das tun, ungehindert.
Sirius vergrub sich beinahe unter der Decke, wickelte sich nervös eine Haarsträhne seiner schulterlangen Haare um den Zeigefinger und fixierte einen Punkt an der Tür. Leise und stotternd begann er zu sprechen. "Ich glaube, es, es war eine falsche Entscheidung, Clarence zu heiraten. Am Anfang dachte ich noch, ich würde sie lieben. Dann, dann kam Narcissa zu Besuch und meine Lüge fiel wie ein Kartenhaus zusammen. Dann war ich der Meinung, ich würde zumindest tiefe Freundschaft für Clarence empfinden.
Ich dachte, das würde reichen, wäre doch eine wundervolle Basis für unsere Ehe. Vollkommen überstürzt haben wir dann geheiratet, hauptsächlich so schnell, damit ich keine Zeit hatte, zu zweifeln. Und nun, kurze Zeit später, muss ich feststellen, dass da nicht einmal mehr freundschaftliche Gefühle sind. Und wieso? Wieso, Remus, wieso ist das so?"
Mit Verzweiflung in den tiefliegenden, schwarzen Augen sah Sirius seinen Freund an. Remus lächelte ihm leicht zu, vorsichtig und zart. Es war also mal wieder an der Zeit, den ehemaligen Gryffindor zu trösten, weil da Gefühle waren, die er nicht begriff. Wie es schon immer gewesen war. Und dieser Tradition gehorchend war Sirius zu ihm gekommen, wie früher.
"Ich weiß es nicht genau, Sirius, aber ich will versuchen, es dir zu erklären, ja?" Remus` Stimme war leise, einfühlsam, wie so oft und Sirius nickte heftig. Remus Lupin seufzte innerlich. Wenn sein alter Freund etwas nicht verstand, dann war es diese Liebe, die er Narcissa entgegenbrachte.
"Du und Narcissa, ihr wart früher einmal zusammen und du hast sie natürlich gemocht. Dann, irgendwann, ich weiß nicht, wann, war eure Beziehung zu Ende, ihr habt euch getrennt und einige Zeit später kam Clara in Hogwarts mit Lucius Malfoy zusammen. Nun, wie wir beide wissen, war es damit nicht vorbei. Du hast wieder eine Affäre mit ihr angefangen, weil du dich ihrem Zauber nicht entziehen konntest, wie du es ausdrückst.
Sehr viel wahrscheinlicher ist einfach, dass du sie mehr liebst als alles andere. Dein Herz ist an sie gebunden, ob es dir Recht ist oder nicht. Ob diese Liebe gut ist, weiß ich nicht, aber ganz offensichtlich wollt ihr, du und Narcissa, sie nicht, denn ihr habt euch wieder getrennt und Clara ist endgültig bei ihrem Ehemann geblieben.
Vermutlich, Padfoot, alter Freund, suchst du Vergessen in Clarences Armen, hast dir gewünscht, an eine andere Frau denken zu können, doch in deinem Herzen schwebt noch immer Narcissas Bild und es wird dort wohl auch ewig bleiben, denn es ist für immer eingraviert in deiner Seele, so, wie Annicks Bild in der meinen. Verstehst du?"
Sirius` verzweifelter Blick zeigte ihm nur allzu deutlich, dass der Schwarzhaarige es nicht begriff, *noch nicht*. "Komm her!" sagte Remus warm, öffnete seine Arme und zog seinen Freund in eine freundschaftliche, Trost spendende Umarmung. "Es wird alles gut werden, vertrau mir. Und jetzt schlaf."
Eng an Remus geschmiegt, schlief Sirius schließlich ein, sein Gesicht von Tränen überströmt, die langen Haare über das Kissen ausgebreitet und trotz allem ein glückliches Lächeln auf den Lippen, wie es nur der tiefe Schlaf oder tiefe Gefühle dorthin zaubern konnten. "Ja", fügte Remus leise hinzu, "schlaf und vergiss wenigstens jetzt deine Sorgen."
Und wieder einmal wünschte er sich, es wäre gut geworden mit Sirius und Narcissa. Vielleicht war es schlecht, dass sie sich so ähnlich waren, doch Remus` Vermutung war, dass sie sich wohl eher gegenseitig helfen könnten. Denn er würde Sirius nicht immer zur Seite stehen können. Sirius Black, einem temperamentvollen, gutaussehenden ehemaligen Gryffindor, der nur bei seinen Freunden wahre Liebe gefunden hatte, in Form einer ewig bestehenden Freundschaft. Sirius Black, dem Jungen, der schon viel zu früh gezwungen worden war, erwachsen zu werden. Kein Wunder, wenn er seine Liebe zu Clara nicht begriff.
Doch so, wie Remus den weiteren Verlauf von Sirius` Leben einschätzte, würde er noch viel erwachsener werden müssen als er ohnehin schon war. Denn in Zeiten, in denen das Dunkle immer drohte, war jedes Leben gefährdet, besonders das von solchen Kämpfern für das Gute, wie Sirius einer war.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~
"James? Komm endlich zu Bett, es ist schon so spät." Die sanfte Stimme von Lily Potter drang hinaus in die dunkle Nacht. Dort draußen, auf dem Balkon vor ihrem Schlafzimmer, stand James, ihr Mann. "Gleich, mein Schatz, gleich." James` dunkle Augen wanderten hinaus in die unendliche Weite des nachtschwarzen Himmels, er beobachtete die Sterne, suchte nach dem hellsten und wünschte sich leise etwas, als eine Sternschnuppe vorbeiflog.
Einer der Sterne dort oben erinnerte ihn an Narcissa. James wusste, er sollte nicht an so etwas denken, er war glücklich verheiratet, aber sein Herz blutete, wenn er daran dachte, wie unglücklich Sirius war. Und natürlich, wie schlecht es Cis erging. Dieser Stern dort. Es erschien James, als würde er seinen Platz wechseln, mal in die eine Richtung, dann wieder in die anderen. Wie Clara.
Befreundet mit James, befreundet mit Remus, befreundet und verheiratet mit Lucius. Denn James war sich sicher, dass die junge Frau ihrem Mann noch immer Freundschaft entgegenbrachte, auch, wenn der das nicht wusste, auch, wenn Narcissa es vielleicht niemals zugeben würde.
Lucius tat ihm Leid. Sicher, er war nicht der einzige Mann, der Claras Liebe verloren hatte, aber auch noch ihre offensichtliche Freundschaft? Denn gegenüber ihrem Ehemann benahm sich Narcissa anders, zeigte ihm nicht, was sie ihm empfand.
"James! Jetzt komm doch endlich!" Der Angesprochene gab sich einen Ruck, gelobte innerlich, nicht mehr an Dinge zu denken, die ihm egal sein konnten und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, bevor er zu seiner Frau in ihr Bett schlüpfte.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Peter Pettigrew kniete zitternd vor seinem Herrn und Meister auf dem Boden. Er hatte den Kopf gesenkt, verharrte in seiner unterwürfigen Haltung. "Wurmschwanz!" Die grausame, kräftige Stimme verursachte eine Gänsehaut auf dem Körper des jungen Mannes. Er schwieg noch immer, wollte den Dunklen Lord nicht erzürnen, indem er ihn unterbrach. "Bring mir die Potters!" Alles, was Peter tun konnte, war, sich zu erheben, den Kopf zu beugen und ein "Jawohl, Herr." zu flüstern. Befehl war Befehl.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Na, hats euch gefallen? Hoff ich doch. Bald gibt's auch ein neues Chap zu "Glück im Spiel".
Maia
Erst mal Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber ich bin einfach im Stress und außerdem hat es mich echt Überwindung gekostet, dieses Chap zu schreiben, weil ich in einer total Depriphase war. Sprich: ich wusste nicht, ob ich überhaupt weiterschreibe. Und ein Sorry, weil meine Charas OOC sind.
Maia
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Männer
Lucs linkes Auge zuckte unmerklich. Kurz darauf auch sein rechtes. Leise seufzte der junge Mann auf. Anscheinend war es doch schon sehr spät, vielleicht sollte er wirklich bald zu Bett gehen. Aber diese Augenblicke waren so selten. Sein Blick wanderte wieder wehmütig zu der schmalen Mondsichel am nachtschwarzen Himmel. Der Mond schien silberhell in das Zimmer, zauberte einige Lichtreflexe auf Lucius` Haar und ließ es schimmern.
Es kam so selten vor, dass er Zeit für sich hatte. Doch jetzt? Eine ganze Woche. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine schmalen Lippen, von denen man gar nicht erwartete, dass sie sich überhaupt nach oben biegen konnten. Narcissa war nach Irland gefahren, zu ihrer Freundin Anacy. Draco hatte sie bei ihrem Mann zurückgelassen.
Es war schon eine seltsame Beziehung zwischen Lucius und dem Kind seiner Frau und des Mannes, den er so sehr hasste. Denn zu seiner Überraschung hatte Luc feststellen müssen, dass er das Baby mochte, ja geradezu abgöttisch liebte. Draco war das Ebenbild seiner Mutter, sah Lucius sogar ähnlich, auch wenn es gar nicht möglich war. Helle Haare, graublaue Augen.
Narcissa hatte verwundert reagiert, als sie gemerkt hatte, was ihr Mann für seinen Stiefsohn empfand. Verwundert, aber durchaus nicht abweisend. Ihr sollte es nur recht sein.
Draco. Das Lächeln auf Lucs Lippen vertiefte sich noch, ließ den starren Ausdruck in seinem Gesicht verschwinden und eine neue, unbekannte Milde trat in seine Augen. Kinder waren das Wundervollste auf der ganzen Welt und ganz offensichtlich veränderten sie einen Menschen auch.
Denn Lucius konnte nicht leugnen, dass er sich nicht mehr dazu in der Lage fühlte, unschuldige Menschen umzubringen, weil er sich jedes Mal fragte, was er fühlen würde, wenn sein Sohn das tun würde oder wenn es sein Sohn *war*, der umgebracht wurde. Ja, Draco hatte ihn verändert, wie ihn auch Narcissa einst verändert hatte. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass diese Veränderung bei dem Jungen wohl länger anhalten würde, weil er ihn nicht betrügen könnte, wie seine Frau es getan hatte.
Narcissa hatte ihm quasi Dracos Erziehung überlassen und Lucius kannte auch ihre Gründe. Ihre Erinnerungen schmerzten sie zu sehr, weil Cis jedes Mal wenn sie den Kleinen ansah, an seinen Vater denken musste. Aber Luc war sich nicht sicher, ob ihre Entscheidung so gut gewesen war. Wenn er daran dachte, wie heftig seine Frau reagiert hatte, als er mit dem Jungen gesprochen hatte.
Er wollte nicht, dass Draco ein Todesser wurde, doch es war das Einzige, was Lucius ihm beibringen konnte. Die gleiche Situation wie in seiner eigenen Kindheit. Die Mutter kümmerte sich nicht um ihn, war zu sehr mit dem eigenen Leben beschäftigt, also übernahm der Vater. Und erzog das Kind so, wie er selbst erzogen worden war. Wäre es anders geworden, wenn Dracos wahrer Vater da wäre?
Seltsamerweise fühlte Lucius keine Wut in sich, wenn er an jenen anderen Mann dachte. Nur Trauer und ein Gefühl, als ob er innen ganz leer, ganz ausgehöhlt wäre. Vielleicht, so mutmaßte er, lag es daran, dass Narcissa ihm das Herz gestohlen hatte. Sicher, sie war bei ihm geblieben, doch um welchen Preis?
Narcissa war nicht glücklich, das wusste jeder. Nun, Lucius war es auch nicht, doch die Gefühle seiner Frau berührten ihn mehr als seine eigenen. Er hatte immer gedacht, sie wäre die Stärkere von ihnen beiden, doch seit Narcissas Selbstmordversuch vor drei Jahren war er sich da nicht mehr so sicher. Natürlich, sie hatte alles überstanden: die Trennung von ihrer Mutter, von ihrem Vater, ihre unglücklichen Beziehungen und die Ehe mit einem Mann, den sie nicht liebte.
Und sie hatte nicht mehr gekonnt. Wahrscheinlich hatte sie gedacht, Lucius würde es nicht verstehen, doch genau das tat er. Und Luc war sich sicher: Hätte Narcissa das gewusst, hätte ihr Gespräch damals nie stattgefunden.
// "Lucius, ich kann nicht mehr! Mein ganzes Leben lang war ich stark. Weißt du, es heißt, dass viele Menschen an der Welt zerbrechen, aber ich bin stark genug um es zu schaffen. Aber verdammt, ich will nicht! Ich will nicht jedes Mal, wenn ich gefallen bin, wieder aufstehen! Ich will liegen bleiben, und wenn es nur ein einziges Mal ist! Und immer wieder muss ich feststellen, dass ich doch stark genug war."//
Lucius hatte nie vergessen, wie leer sich ihre Stimme angehört hatte. Nicht wie sonst bei derartigen Gesprächen voller Emotionen, hingerissen von der Leidenschaft, nein, leer. Und es gehörte zu dem Schrecklichsten, was er je gehört hatte. Niemals würde er sich verzeihen, dass nicht er es gewesen war, der ihr in diesen Stunden beiseite gestanden war.
Im Gegenteil, als er es gehört hatte, war er kurz zu ihr gegangen und danach Hals über Kopf geflohen, mit nur einem Gedanken im Kopf: `Schnell weg von hier.´ Severus war es gewesen, der ihr auch da wieder geholfen hatte, wie er es jedes Mal getan hatte, wie er es immer tun würde.
Lucs Lächeln schwand langsam, seine Gedanken wanderten von seinem Stiefsohn zu seinem besten Freund. Denn ja, das war er und wenn Sev tatsächlich der Vater von Narcissas Kind war, dann wusste Lucius nicht, was er tun sollte. Verdammt, am liebsten würde er sie umbringen, doch er wollte vor allem, dass sein Freund und auch seine Frau glücklich wurden. Und wenn sie es nur miteinander konnte, bitte. Luc liebte sie beide, auch wenn es ihn innerlich zerriss.
Lucius fragte sich einmal mehr, wer von ihnen beiden, Severus oder er, mehr trauern würde, würde Narcissa etwas zustoßen. Narcissa war eine Frau, die immer wieder lieben konnte. Doch auch in ihrem Leben gab es Personen, denen sie für immer ihre Zuneigung geschenkt hatte. Und Sev gehörte zweifellos dazu. Bei sich selbst war sich Lucius keineswegs sicher.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~
Severus Snape wälzte sich unruhig in seinem Bett. Es war bereits über zwei Wochen her, dass er Narcissa geschrieben hatte und noch immer war keine Antwort gekommen. Vielleicht hatte er sie überschätzt, ihr zu viel auf einmal zugemutet. Immerhin war es nicht gerade ein Pappenstiel, der Frau des besten Freundes zu schreiben, dass man sie liebt, also Schwarz auf Weiß.
Außerdem hatte er Idiot natürlich noch Black erwähnen müssen und dass er dachte, der ehemalige Gryffindor sei Dracos Vater. Und dann noch die Sache mit dem Gespräch! Nein, wenn Severus so darüber nachdachte, war es wirklich kein Wunder, dass Narcissa ihm nicht antwortete.
Aber was hätte er tun sollen? Sev ertrug es einfach nicht mehr, mit dieser Lüge von "Wir sind doch alle nur gute Freunde" zu leben, derartige Dinge hatte er schon immer verabscheut. Narcissa tat ihm einfach nur furchtbar Leid. Von ihnen allen hatte sie es wohl am schwersten. Denn er, Severus, litt nur wegen zwei Menschen, Cis und Lucius. Aber Narcissa? Die hatte viel mehr Sorgen.
Was sollte man denn bitte tun, wenn man sich in die Frau des besten Freundes verliebte? Stopp, korrigiere: Zu dem Zeitpunkt, als Severus sich in Narcissa verliebt hatte, war sie noch lange nicht mit Lucius verheiratet gewesen. Mittlerweile allerdings schon. Und Sevs Liebe hatte angedauert und alles überstanden.
Derartige Dreiecksgeschichten waren so alt wie die Welt. Aber es war, wie Severus schon vor längerer Zeit hatte feststellen müssen, etwas ganz anderes, wenn man selbst in dem Strudel der Gefühle lebte. Alles war auf ihn eingestürzt: Schuldgefühle, weil da ständig die kleine Stimme war, die ihm sagte, dass seine Liebe verboten war.
Die wahnsinnige Liebe, die er für Narcissa empfand, außerdem seine Freundschaft zu Lucius, alles war zerrissen. Und im Endeffekt hatten sie beide verloren, Sev und Luc. Und Clara hatte viel gewagt und alles verloren. Was blieb war ihre Freundschaft zu Severus. Und die würde ewig halten.
Ihre Liebe zu Remus? Vergangenheit
Ihre Liebe zu Lucius? Vergangenheit
Ihre Liebe zu ihm, Severus? Vergangenheit
Ihre Liebe zu Sirius? Narben, die niemals verschwinden würden.
Und alles, was blieb, war ihre Freundschaft.
Eine neue, unbändige, heiße, noch nie zuvor gekannte und erlebte Wut überkam Severus. Womit um alles in der Welt hatte Black es verdient, dass eine solch wundervolle Frau wie Narcissa ihn liebte? Gemeinsam hätten sie vielleicht glücklich werden können, vielleicht auch nicht, aber getrennt? Unmöglich, und das wussten beide.
Einsam, verbittert, enttäuscht von der Liebe, dem Leben und der Welt würden sie sterben, wenn nicht etwas geschah. Doch was? Narcissa würde niemals den ersten Schritt unternehmen. Immerhin war sie eine verheiratete Frau, vermählt mit einem nicht ungefährlichen Todesser und außerdem war sie viel zu sehr verletzt.
Und Black? War ebenfalls verheiratet, doch zu welchem Preis? Severus war sich sicher, dass es eine Vernunftehe war, geboren aus dem Wunsch, sich zu schützen. So viele Hexen und Zauberer heirateten derzeit, nur um zu wissen, dass da noch jemand war, der einem im Zweifelsfalle beschützen konnte.
Nicht wie bei James und Lily. Sevs Magen zog sich schmerzhaft und krampfartig zusammen. Der Gedanke alleine reichte schon, um ihm Übelkeit zu verursachen. Nicht aus Hass, sondern vor allem aus Neid. Eifersucht, dass die beiden Gryffindors eine solch tiefe, innige Liebe erleben und auch noch offen leben durften.
Immerhin empfand er, Severus, auch eine derartige Liebe, doch die war vergangen, würde nie wieder so existieren wie früher. Aber James und Lily. Die reine, die wahre Liebe. Verdammt, immer waren es die Gryffindors, immer diese ewigen Engel, die Lieblinge von Dumbledore.
Der Schmerz in seinem Magen wandelte sich erneut in glühenden Zorn. Saint Potter, so hatten sie, die Slytherins, James immer verächtlich genannt. Das ewige Liebchen, dem man alle Fehler gerne verzieh. Den jungen Mann mit der so vollkommen intakten Kindheit, erzogen mit Liebe und nichts sonst.
Und was stand dem gegenüber? Die Slytherins, misstrauisch, geheimnisvoll. Diejenigen, die zur Dunklen Seite gehörten, die den Dunklen Lord preisten. Denn das dachten doch alle, oder etwa nicht? Und wenn dem nicht so wahr? Würde es keiner glauben.
Jedes Haus hatte in Hogwarts seine eigenen Regeln, sein eigenes Benehmen und das erwartete man dann auch von allen. Was wäre, wenn sich ein Slytherin erhoben hätte und Freundschaft mit einem Gryffindor begonnen hätte? Er wäre geächtet worden von seinem eigenen Haus. Und die anderen? Hätten ihm unterstellt, dass er nur etwas vorhatte und den Gryffindor für seine Zwecke brauchte.
Es war, wie es war und dagegen konnte auch ein Severus Snape nichts unternehmen, obwohl er es sich wahrlich wünschte. Sie alle erfüllten bestimmte Erwartungen, Slytherin und Gryffindor würden sich wohl ewig hassen, wenn nicht etwas geschah, das beide Häuser einander näher brachte. Eine Liebe zwischen Slytherins kalten Prinzen und Prinzessinnen und zwischen Gryffindors mutigen, temperamentvollen Engeln.
Denn etwas anderes waren sie doch nicht, nicht wahr? Engel mit Menschengesichtern, so unnahbar wie ihre himmlischen Verwandten. Aber würde eine solche Liebe je existieren können? Zwischen all den Grausamkeiten und der Gefühlskälte dieser Welt? Severus würde es so gerne glauben, doch sein inneres Gefühl antwortete ihm spöttisch, dass Träume niemals wahr wurden.
Und das stimmte. Es war das Vorrecht, das Merkmal von Träumen, das sie eben nur das waren und nie mehr, nie Wirklichkeit. Denn es war doch immer noch besser, wenn Träume nicht wirklich wurden, als wenn man nie Träume gehabt hätte. Träumen war das moderne Entfliehen aus einer grausamen Welt.
Denn lieber mit Träumen sterben als ohne Träume leben, zumindest empfand Severus das so. Es würde viele erstaunen zu erfahren, dass der eiskalte Snape Träume hatte, doch wenn man sie die Mühe machen würde, sich eingehend mit ihm zu beschäftigen, würde es jedem auffallen. Es war so eindeutig.
Doch er wusste nicht einmal, was genau er sich außer der Verbindung und der Versöhnung von Gryffindor und Slytherin wünschen würde. Dass Narcissa ihn heiraten würde? Dass sie glücklich werden würden? Oder dass Narcissa mit Lucius glücklich werden würde? Oder vielleicht doch, dass Cis mit Sirius glücklich wurde?
Obwohl letzteres wohl am unwahrscheinlichsten war. Wie Remus immer sagte, die beiden waren sich einfach zu ähnlich. Knowing me, knowing you. Aber Severus kannte niemanden, der es wohl ansonsten schaffen sollte, seine große Liebe glücklich zu machen. Warum hatte sich Narcissa ausgerechnet in Black verlieben müssen? Hätte es nicht irgendein anderer sein können?
Irgendein hirnloser Trottel, ein hässliches Monster, irgendwas. Alles, nur nicht den Mann, der versucht hatte, ihn umzubringen. Wenn Cis Black geheiratet hätte, hätte sie sich da nicht schon bald abgewandt? Getreu dem Motto: du bist wie ich, bleib fern von mir. Denn Narcissa hatte Angst, ihre Gefühle zu zeigen, wollte sich nicht selbst verlieren in der Tiefe eines männlichen Herzens.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
"Remus! Remus, jetzt wach doch endlich auf!" Remus Lupin öffnete verschlafen ein Auge, leichte Panik stieg in ihm hoch, dieses Gezische mitten in der Nacht konnte doch nichts Gutes bedeuten. Entgegen seiner Erwartungen sah er dort nicht James, der ihm verkündete, dass etwas mit Lily nicht stimmte, nein. Am Fußende seines Bettes saß seelenruhig Sirius Black und schaute ihn abwartend an.
"Na? Endlich aufgewacht?" Freundlich grinsend betrachtete Sirius, wie sich das Gesicht seines alten Freundes vor Wut verzerrte und er rot anlief. "Ganz ruhig weiteratmen, sonst erstickst du noch." Der lässig gesprochene Ratschlag ließ Remus vor Zorn erzittern, er setzte sich kerzengerade in seinem Bett auf und funkelte den Schwarzhaarigen an.
Mit leiser, ruhiger, gepresst klingender Stimme sagte er so freundlich wie möglich. "Ich hoffe, du hast einen guten Grund mich zu wecken, ansonsten wirst du es bitter bereuen." Seine Drohung erreichte nicht ganz die Wirkung, die er sich ausgemalt hatte. Im Gegenteil, Sirius` Grinsen wurde noch breiter, falls das überhaupt möglich war.
"Ganz ruhig, alter Freund. Ich wollte mit dir reden, das ist alles." Seelenruhig hatte er es gesagt, sich entspannt zurückgelehnt und beobachtete jetzt interessiert, wie sich die feinen, schmalgliedrigen Finger seines Freundes zu unkontrolliert zitternden Fäusten ballten. Eine Ader auf Remus` Stirn pulsierte, ließ ihn gefährlicher aussehen als er war und brachte Sirius dazu, amüsiert zu glucksen.
"Reden? Mit mir reden? Und dazu weckst du mich jetzt?" Die Stimme des jungen Mannes schraubte sich hoch, brach mit einem entsetzten Quieken ab, bevor Remus endgültig platzte und seinen Freund anschrie: "Bist du von allen guten Geistern verlassen? Hast du denn keinerlei Anstalt? Dir-" Sirius hatte Remus` Schwall an Flüchen abrupt beendet, indem er ihm eine Hand au den Mund presste und leise "Sht" machte.
Sirius` dunkle Augen funkelten vor unterdrücktem Lachen, als er Remus gespielt streng ansah. "Nicht so laut! Alle anderen schlafen doch schon!" Vorsichtig nahm er seine Hand wieder weg. "Dreimal darfst du raten, was ich jetzt am liebsten tun würde." Grummelte Remus, noch immer leicht verärgert, aber mittlerweile wach. "Also, wenn du mich schon geweckt hast, dann können wir auch reden."
Sirius schlüpfte am Fußende unter die Decke, zog seine Knie an und schlang seine Arme darum um sich zu wärmen. "Es geht um Clarence." Remus, dem der Spruch: "Das habe ich mir schon gedacht." Auf den Lippen lag, beobachte den Schwarzhaarigen nur schweigend. Wenn sich sein sonst so starker Freund dazu durchgerungen hatte, über seine Probleme zu reden, dann sollte er das tun, ungehindert.
Sirius vergrub sich beinahe unter der Decke, wickelte sich nervös eine Haarsträhne seiner schulterlangen Haare um den Zeigefinger und fixierte einen Punkt an der Tür. Leise und stotternd begann er zu sprechen. "Ich glaube, es, es war eine falsche Entscheidung, Clarence zu heiraten. Am Anfang dachte ich noch, ich würde sie lieben. Dann, dann kam Narcissa zu Besuch und meine Lüge fiel wie ein Kartenhaus zusammen. Dann war ich der Meinung, ich würde zumindest tiefe Freundschaft für Clarence empfinden.
Ich dachte, das würde reichen, wäre doch eine wundervolle Basis für unsere Ehe. Vollkommen überstürzt haben wir dann geheiratet, hauptsächlich so schnell, damit ich keine Zeit hatte, zu zweifeln. Und nun, kurze Zeit später, muss ich feststellen, dass da nicht einmal mehr freundschaftliche Gefühle sind. Und wieso? Wieso, Remus, wieso ist das so?"
Mit Verzweiflung in den tiefliegenden, schwarzen Augen sah Sirius seinen Freund an. Remus lächelte ihm leicht zu, vorsichtig und zart. Es war also mal wieder an der Zeit, den ehemaligen Gryffindor zu trösten, weil da Gefühle waren, die er nicht begriff. Wie es schon immer gewesen war. Und dieser Tradition gehorchend war Sirius zu ihm gekommen, wie früher.
"Ich weiß es nicht genau, Sirius, aber ich will versuchen, es dir zu erklären, ja?" Remus` Stimme war leise, einfühlsam, wie so oft und Sirius nickte heftig. Remus Lupin seufzte innerlich. Wenn sein alter Freund etwas nicht verstand, dann war es diese Liebe, die er Narcissa entgegenbrachte.
"Du und Narcissa, ihr wart früher einmal zusammen und du hast sie natürlich gemocht. Dann, irgendwann, ich weiß nicht, wann, war eure Beziehung zu Ende, ihr habt euch getrennt und einige Zeit später kam Clara in Hogwarts mit Lucius Malfoy zusammen. Nun, wie wir beide wissen, war es damit nicht vorbei. Du hast wieder eine Affäre mit ihr angefangen, weil du dich ihrem Zauber nicht entziehen konntest, wie du es ausdrückst.
Sehr viel wahrscheinlicher ist einfach, dass du sie mehr liebst als alles andere. Dein Herz ist an sie gebunden, ob es dir Recht ist oder nicht. Ob diese Liebe gut ist, weiß ich nicht, aber ganz offensichtlich wollt ihr, du und Narcissa, sie nicht, denn ihr habt euch wieder getrennt und Clara ist endgültig bei ihrem Ehemann geblieben.
Vermutlich, Padfoot, alter Freund, suchst du Vergessen in Clarences Armen, hast dir gewünscht, an eine andere Frau denken zu können, doch in deinem Herzen schwebt noch immer Narcissas Bild und es wird dort wohl auch ewig bleiben, denn es ist für immer eingraviert in deiner Seele, so, wie Annicks Bild in der meinen. Verstehst du?"
Sirius` verzweifelter Blick zeigte ihm nur allzu deutlich, dass der Schwarzhaarige es nicht begriff, *noch nicht*. "Komm her!" sagte Remus warm, öffnete seine Arme und zog seinen Freund in eine freundschaftliche, Trost spendende Umarmung. "Es wird alles gut werden, vertrau mir. Und jetzt schlaf."
Eng an Remus geschmiegt, schlief Sirius schließlich ein, sein Gesicht von Tränen überströmt, die langen Haare über das Kissen ausgebreitet und trotz allem ein glückliches Lächeln auf den Lippen, wie es nur der tiefe Schlaf oder tiefe Gefühle dorthin zaubern konnten. "Ja", fügte Remus leise hinzu, "schlaf und vergiss wenigstens jetzt deine Sorgen."
Und wieder einmal wünschte er sich, es wäre gut geworden mit Sirius und Narcissa. Vielleicht war es schlecht, dass sie sich so ähnlich waren, doch Remus` Vermutung war, dass sie sich wohl eher gegenseitig helfen könnten. Denn er würde Sirius nicht immer zur Seite stehen können. Sirius Black, einem temperamentvollen, gutaussehenden ehemaligen Gryffindor, der nur bei seinen Freunden wahre Liebe gefunden hatte, in Form einer ewig bestehenden Freundschaft. Sirius Black, dem Jungen, der schon viel zu früh gezwungen worden war, erwachsen zu werden. Kein Wunder, wenn er seine Liebe zu Clara nicht begriff.
Doch so, wie Remus den weiteren Verlauf von Sirius` Leben einschätzte, würde er noch viel erwachsener werden müssen als er ohnehin schon war. Denn in Zeiten, in denen das Dunkle immer drohte, war jedes Leben gefährdet, besonders das von solchen Kämpfern für das Gute, wie Sirius einer war.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~
"James? Komm endlich zu Bett, es ist schon so spät." Die sanfte Stimme von Lily Potter drang hinaus in die dunkle Nacht. Dort draußen, auf dem Balkon vor ihrem Schlafzimmer, stand James, ihr Mann. "Gleich, mein Schatz, gleich." James` dunkle Augen wanderten hinaus in die unendliche Weite des nachtschwarzen Himmels, er beobachtete die Sterne, suchte nach dem hellsten und wünschte sich leise etwas, als eine Sternschnuppe vorbeiflog.
Einer der Sterne dort oben erinnerte ihn an Narcissa. James wusste, er sollte nicht an so etwas denken, er war glücklich verheiratet, aber sein Herz blutete, wenn er daran dachte, wie unglücklich Sirius war. Und natürlich, wie schlecht es Cis erging. Dieser Stern dort. Es erschien James, als würde er seinen Platz wechseln, mal in die eine Richtung, dann wieder in die anderen. Wie Clara.
Befreundet mit James, befreundet mit Remus, befreundet und verheiratet mit Lucius. Denn James war sich sicher, dass die junge Frau ihrem Mann noch immer Freundschaft entgegenbrachte, auch, wenn der das nicht wusste, auch, wenn Narcissa es vielleicht niemals zugeben würde.
Lucius tat ihm Leid. Sicher, er war nicht der einzige Mann, der Claras Liebe verloren hatte, aber auch noch ihre offensichtliche Freundschaft? Denn gegenüber ihrem Ehemann benahm sich Narcissa anders, zeigte ihm nicht, was sie ihm empfand.
"James! Jetzt komm doch endlich!" Der Angesprochene gab sich einen Ruck, gelobte innerlich, nicht mehr an Dinge zu denken, die ihm egal sein konnten und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, bevor er zu seiner Frau in ihr Bett schlüpfte.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Peter Pettigrew kniete zitternd vor seinem Herrn und Meister auf dem Boden. Er hatte den Kopf gesenkt, verharrte in seiner unterwürfigen Haltung. "Wurmschwanz!" Die grausame, kräftige Stimme verursachte eine Gänsehaut auf dem Körper des jungen Mannes. Er schwieg noch immer, wollte den Dunklen Lord nicht erzürnen, indem er ihn unterbrach. "Bring mir die Potters!" Alles, was Peter tun konnte, war, sich zu erheben, den Kopf zu beugen und ein "Jawohl, Herr." zu flüstern. Befehl war Befehl.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Na, hats euch gefallen? Hoff ich doch. Bald gibt's auch ein neues Chap zu "Glück im Spiel".
Maia
