Die Lüge eines Lebens 14

Erst mal Merci für die Reviews! Soll ich das jetzt so verstehen, dass ich keine Sexszenen mehr schreiben soll? :o) Das heutige Kapitel ist in meinem Urlaub entstanden, ich schiebe also alles auf das Meer, die Sonne und meinen Disc-Man. Das Kapitel umfasst etwa 15 handgeschriebene Seiten (will ein Lob, dass ich das abgetippt hab *g*), also gut 3600 Wörter aufwärts, ohne Vor- und Nachwort.

Also bitte keine Beschwerden, es wäre zu kurz *lach*. Das heutige Chap ist mal wieder ein "Gedanken und Gefühle" Chap, daher "passiert" nicht wirklich was. Aber dafür im übernächsten Chap umso mehr. In 15 gibt's Severus - Dumbledore (wieso wurde unser aller Sevvie Todesser? Und wieso wird er jetzt ein Spion?) und in 16 hat Voldie ein Rendezvous mit den Potters.

Aber nun viel Spass mit Kapitel 14!

Eure erholte Maia

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Die Schatten der Vergangenheit

3. August, Malfoy Manor

Vor zwei Tagen habe ich es erfahren. Lilys und James` kleine Welt ist nun endgültig perfekt. Am 31. Juli hat Lily einen kleinen Jungen geboren. Sein Name ist Harry und natürlich haben Lucius und ich einen Glückwunsch-Brief geschrieben. Sirius ist der Taufpate des Kleinen. Ich frage mich, warum sie nicht Remus genommen haben. Es hätte ihm bestimmt gut getan und vielleicht hätte er endlich wieder angefangen, richtig zu leben.

Gut zwei Monate ist es nun her, dass ich zu Lucius zurückgekommen bin. Ich meine, aus freiem Willen und liebendem Herzen. Seitdem habe ich oft über meine Entscheidung nachgedacht und sie dennoch kein einziges Mal bereut. Wieso auch? Lucius liebt mich. Nicht: "Wir lieben uns.", denn ich habe mir abgewöhnt zu lügen. Luc zählt zu meinen besten Freunden, eine Freundschaft, geboren aus Liebe.

Seltsam. Alle sagen, dass Liebe aus Freundschaft geboren werden kann, jedoch nicht umgekehrt. Auch ich habe eine Weile so gedacht, bis mir aufging, dass es wirklich nur Freundschaft ist, das ich für Lucius und Remus empfinde. Und für Severus?

Ich weiß es nicht. Ich habe immer gesagt, gerade er wäre mein bester Freund, aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Er bedeutet mir einfach wahnsinnig viel und er war immer für mich da. Manchmal denke ich sogar, er lebt, um mir zu helfen, mich zu schützen, mich zu lieben.

Doch was geschieht, wenn ich nicht mehr da bin? Wird Severus einen neuen "Sinn", eine neue Aufgabe finden? Wenn ich ihn mir heute so ansehe, dann fällt mir auf, dass Sev lange nicht so fröhlich ist wie früher.

Er ist schon seit einer Weile nicht mehr der Severus Snape, wie ich ihn kannte. Nein, er ist ein Todesser, ein Anhänger des Dunklen Lords. Und manchmal tritt ein erschreckend verbittert aussehender Ausdruck in seine Augen, lässt sie kalt funkeln und Severus grinst dann spöttisch und verachtend.

Wird mir der Dunkle Lord nach Lucius noch einen Mann nehmen? Ich will gar nicht so genau wissen, was Sev, meinen guten Sev, dazu gebracht hat, so zu werden. Ich meine, mir gegenüber benimmt er sich wie sonst auch, charmant, höflich, zuvorkommend. Es fällt mir schwer zu glauben, dass dieser Mensch kaltblütig unschuldige Muggel oder auch Zauberer umbringt.

Habe ich gar den Severus, wie ich ihn kannte, schon längst verloren? Oder existiert er noch immer, irgendwo versteckt? Ich möchte es so gerne glauben, aber mein gesunder Menschenverstand macht mir einen Strich durch die Rechnung. Vielleicht kann man Severus mit Liebe noch retten, doch wie? Ich kann es mit Sicherheit nicht, mein herz gehört längst einem anderen.

Aber irgendetwas muss ich doch tun können. Ich lasse meinen besten Freund nicht einfach abgleiten. Wer weiß, was dann aus ihm werden würde. Eine gewissenslose, verbitterte Kreatur der Dunkelheit? Könnte ich dann weiterleben? Weiterleben mit dem Wissen, Severus "umgebracht" zu haben? Ihm nicht geholfen zu haben, obwohl er immer für mich da war.

Doch nur meine reine Liebe könnte ihm helfen und die habe ich nicht. Verdammt, ich bin eine erwachsene, verheiratete Frau mit einem Kind und langsam sollte ich mich von dem Phantom meiner Jugendliebe wegreißen. Es ist vorbei, Sirius und ich, wir sind beide mit jemand anderem verheiratet. Und vor zwei Monaten bin ich endgültig zu meinem Mann zurückgekehrt.

Diese Nacht, in der Lucius und ich nach langer Zeit wieder miteinander geschlafen hatten, war einfach nur wundervoll gewesen. Zum ersten Mal habe ich mir nicht gewünscht, Luc wäre Sirius. Zum ersten Mal habe ich nicht Sirius` Bild vor meinem inneren Auge gesehen. Vielleicht klingt es kitschig, doch in dieser Nacht habe ich mir geschworen, Lucius nicht mehr zu betrügen, so lange er lebt. Zumindest nicht mehr körperlich.

Mein Herz hat Sirius geraubt und er hat es nicht wieder frei gelassen. Ich kann diese Liebe weder vergessen noch leugnen, denn sein Name ist auf ewig eingebrannt in meiner Seele. Ein heißes Brandzeichen, ein Feuer, das mich von innen verglüht. Und es tut weh, es schmerzt entsetzlich und dennoch ertrage ich stumm alles, denn es sind süße Qualen, die ich mir selbst aufgebürdet habe.

Sirius hat mich für alle anderen Männer verdorben, er hat sich selbst in mir verewigt und mich dann fröhlich fallen gelassen. Vielleicht als Rache? Dafür, dass es schon einmal nicht mit uns klappte? Dafür, dass ich einst Severus und Lucius liebte, zwei seiner Todfeinde? Oder einfach aus Spass an der Freude?

Ich weiß nicht einmal, ob Sirius nach unserer Trennung gelitten hat. Oh nein, das weiß ich nicht, denn mein ehemaliger Geliebter ist ein großartiger Schauspieler und nun denke ich sogar, dass all seine Liebesschwüre nur gespielt waren. Vorgetäuscht, um mich gefügig zu machen und mich anschließend zerbrechen zu können.

Nun, mittlerweile ist ja auch er verheiratet und vermutlich sind Gedanken an eine vergangene "Liebe" nicht gerade das, was ihn schwer beschäftigt.

Und dabei hatte ich mich nie in ihn verlieben wollen, erst recht nicht, weil er der Schwarm aller Mädchen war. Und dann, an diesem bestimmten Abend, da war er mir begegnet. Ich hatte Befriedigung meiner Lust gesucht und Liebe gefunden. Doch in dem Moment, in dem mir das klar wurde, bekam ich Angst. Angst, etwas zu verlieren, das ich nur zu gerne auf ewig an mich binden würde. Ja, an mich binden, doch niemals festhalten, denn er ist ebenso begierig nach Freiheit, wie ich es bin.

Als Sirius in dieser Nacht aufwachte, mich zuerst küsste und dann nach einer Fortsetzung verlangte, da glaubte ich, Macht über ihn zu haben, zumindest körperlich. Ich frage mich noch heute, ob unsere Trennung an den Gemeinheiten der anderen Mädchen mir gegenüber lag, obwohl ich nie viel darauf gab, oder einfach daran, dass ich für ihn nur eine Art Spielzeug gewesen war, dessen er nun überdrüssig wurde.

Auch heute noch fühle ich mich in seiner Gegenwart gering, unbedeutend und hässlich. Vielleicht, weil er selbst diese anziehenden Schönheit besitzt, diese Attraktivität, diesen Blick aus glühenden Augen, der jede Frau zum Schmelzen bringt. Sirius Black ist und bleibt ein Frauenheld, ein Casanova. Und ich blöde Kuh habe einmal gedacht ihn ändern zu können.

Sicher, die Blicke vieler Männer beweisen mir, dass ich durchaus nicht so hässlich bin, wie ich mir in Sirius` Anwesenheit vorkomme, aber trotzdem. Es ist nur Platz für eine Sonne, wenn es zwei gibt, überstrahlt eine die andere.

Und ich will nicht mein Leben lang im Schatten eines schönen Mannes stehen. Ich möchte mein Leben so verbringen, wie ich es mir wünsche und mich nicht immer nur um die Sonne kümmern, als Zentrum meines Lebens. Natürlich, mit Lucius kann ich auch nicht so leben, wie ich es gerne hätte, aber er vergöttert mich und das macht es mir leicht und schön.

Nicht etwa, dass Sirius egoistisch ist, oh nein, nicht egoistischer als jeder andere von uns auch. Aber er merkt es nicht, wenn sich alles nur um ihn dreht. Er ist ein starker Mann und es nicht gewohnt, allzu sehr Rücksicht zu nehmen. Vielleicht, weil er immer für das gekämpft hat, was er haben wollte, ohne Rücksicht auf Verluste.

Nun, dann will er mich ganz offensichtlich nicht, sonst würde er ja kämpfen, oder etwa nicht? Oh, es ist so schwer, Sirius` Absichten, Gedanken und Gefühle zu erkennen, weil jeder Blick von Außenstehenden und auch vielen Vertrauten an seinen glänzenden, funkelnden schwarzen Augen abgleitet.

Dunkle Augen hat er, genau wie Severus und doch ist das die einzige Gemeinsamkeit der beiden. Achja, und, dass ich sie einst beide liebte, heute jedoch in veränderter Form. Allerdings braucht Severus diese Liebe, zumindest in Form von Freundschaft. Vielleicht steht er mir auch deswegen so nahe, weil er mich braucht. Ist es dieses Wissen, das mich bei ihm hält? Oder all das, was wir miteinander durchgemacht haben, was wir gefühlt haben?

Bei Sirius bin ich mir überhaupt nicht sicher, ob er irgendwas von mir braucht. Starke Lichtquellen werden nun einmal von Motten umschwirrt und ich bin es ja gewohnt, dass sich die meisten schönen und attraktiven Frauen um meine große Liebe scharen. Ja, daran bin ich gewohnt....

Ich glaube, ich bin erwachsen geworden. Ich kann sogar ein, zwei kleine Fältchen in meinem Gesicht erkennen und wahrscheinlich würde ich auch graue Haare finden, hätte ich nicht so eine helle Haarfarbe.

Liegt es vielleicht auch an Draco, dass ich erwachsen geworden bin? Ich musste lernen, Verantwortung zu tragen, denn nun entscheide ich nicht mehr nur für mich selbst, sondern auch für ein kleines, hilfloses Kind. Für *mein* Kind.

Ich habe einige Zeit mit dem Gedanken gespielt, Lucius das Baby erziehen zu lassen und einfach wegzugehen, irgendwohin, ein neues Leben zu beginnen, ohne die erdrückenden Schatten der Vergangenheit. Denn obwohl ich Draco liebe, erscheint doch jedes Mal, wenn ich ihn ansehe, das Bild seines Vaters vor meinen Augen. Und dabei hatte ich fest vor, ihn zu vergessen....

Aber dann wurde mir plötzlich bewusst, was ich da vorhatte und ich schämte mich zutiefst. Einfach wegzulaufen, wie der letzte Feigling, das war doch keine Lösung. Schon gar nicht für eine Mutter.

Also überlegte ich mir Alternativen und die Lösung, eine glückliche Familie zu werden, hatte in meinen Augen etwas ungeheuer Überzeugendes. Mir fiel auf, dass es mir schwer fiel, ohne mein Kind zu leben, Sirius hin oder her. Ich liebe Draco, Lucius tut es auch und beide wollen wir glücklich werden. Wieso sollten wir es nicht zusammen versuchen?

Ich werde wohl nie Lucius` Gesichtsausdruck vergessen, als ich nach Hause zurückkehrte. Nun, ich kann es ihm nicht verübeln. In letzter Zeit habe ich mich ihm gegenüber entsetzlich benommen. Ich war gereizt, wütend, mürrisch und Luc war der perfekte Blitzableiter. Er hat alles über sich ergehen lassen, mir anschließend verziehen und die Sache vergessen. Weil er mich liebt.

Noch vor kurzem hätte ich über solche Gefühle nur spöttisch gelacht, doch mittlerweile ist mir klar geworden, dass Lucs Liebe eines der wertvollsten Dinge in meinem Leben ist. Es ist etwas Wahres, Ehrliches in unser beider Leben voller Lügen.

Meine Tante Jacky, Mutters Schwester, die sich vor langer Zeit entschieden hat, als Fee in unserer Welt zu leben, hat mir einmal etwas gesagt: "Das Glück schenkt nichts, es leiht nur." Es waren die wehmütigen Wort einer erfahrenen Frau, und dennoch habe ich diesen Spruch schon vor langer Zeit als Wahrheit angenommen und akzeptiert.

Jacky ist ein wundervoller Mensch, obwohl "Mensch" durchaus nicht korrekt ist. Sie ist lieb, klug -manchmal zu sehr- und hilfsbereit. Ich sehe sie nicht oft, leider, denn sie wohnt unten in Wales. Als Kind habe ich öfter ein paar Tage bei ihr verbracht, auch, weil sie meiner Mutter so ähnlich ist. Jacky sieht aus wie eine ganz normale Frau, schlank, mittelgroß, hellblonde Haare und blaue Augen.

Meine Mutter ist auch blond, eine Seltenheit bei den Feen, die normalerweise klein, dunkelhaarig und auch eher dunkelhäutig sind. Soweit ich weiß, liegt das bei uns an einem meiner Ahnen, der aus der Reihe tanzte und seine Gene uns allen vererbte.

Anacy, meine verheiratete Freundin in Irland hat auch ein wenig Feenblut in ihren Adern. Ana ist gänzlich anders als ich, sowohl vom Äußeren als auch vom Inneren.

Und wenn ich Severus wäre, hätte ich Anacy genommen, bevor mir irgendwer dieses bezaubernde Mädchen wegschnappen könnte. Und was hat Sev stattdessen getan? Er hat mir sein Herz zu Füßen gelegt und gehofft, dass ich es nicht zertreten würde.

Doch vergeblich, auch wenn ich es nicht absichtlich tat.

Clara

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"Aber warum, Lucius, warum? Habe ich irgendetwas getan, das dir missfallen hat? Liegt es an mir? Bin ich dir zu hässlich? Zu dick? Soll ich meinen Mann und unser Kind verlassen?" Mit einem dramatischen Augenaufschlag sah die mollige Frau ihren Geliebten an, die Unterlippe zitternd vorgeschoben, wie bei einem kleinen Kind.

Der Mann lachte leise und betrachtete sie dann mit zusammengekniffenen Augen. Er hob eine Hand, strich sich eine lange, silberblonde Haarsträhne aus dem Gesicht und streckte sich anschließend. Seiner ehemaligen Geliebten sah man die vergangene Schwangerschaft auch jetzt noch an, sieben Monate nach der Geburt ihres Sohnes.

"Um ehrlich zu sein: ja, es liegt auch an dir und ja, du bist mir zu dick und zu hässlich.", erwiderte der Mann gelassen mit einem kalten Lächeln im Gesicht. Geschockt und mit tränennassen Augen sah ihn die Frau an. "Mein Gott, Tamara", Lucius Malfoy wurde ungehalten und wütend, "jetzt stell dich gefälligst nicht so an und hör auf zu heulen! Du hast einen Mann und mit ihm ein Kind. Also kehre dahin zurück, wo du hin gehörst."

"Und ich dachte, du würdest mich lieben....", brach es aus Tamara Dill hervor. Als Antwort erntete sie zuerst einen fassungslosen Blick und dann ein spöttisches Lachen. "Wie naiv du doch bist! Ja, du warst ein hübsches Spielzeug, ganz nett im Bett, aber ich liebe Narcissa und ihr wirst du niemals das Wasser reichen können. Finde dich damit ab!"

Verächtlich schnaubend verließ Lucius die kleine Blockhütte mitten im Wald und ließ eine gebrochene Frau zurück. Doch dafür zeigte der blonde Mann keinerlei Interesse. Er hatte von vorneherein klar gemacht, dass er nur Sex suchte. Was Tamara sich dachte, war ihre eigene Sache.

Außerdem hatte sie drei entscheidende Fehler begangen.

Erstens: Sie hatte geglaubt, ihm vorschreiben zu können, wann und wie oft sie sich trafen.

Zweitens: Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn liebte. Eine Schwäche, die für Lucius sehr passend gewesen war.

Drittens: Sie hatte vor ihm geweint, sich gehen gelassen.

Lucius bevorzugte und bewunderte stolze Frauen, die sich selbst zumindest so weit im Griff hatten, dass sie in der Öffentlichkeit oder vor ihm nicht losheulten. So wie Narcissa eben.

Auch, wenn er es sich nicht gerne eingestand, entsprach es dennoch der Wahrheit, dass Luc jede andere Frau mit seiner großen Liebe verglich. Und bisher hatte jede schlecht abgeschnitten. Nun, das lag nun mal daran, dass Narcissa so wundervoll war.

Vor ihrer Hochzeit hatten sich viele Menschen gewundert. Zum einen darüber, dass Cis Lucius Malfoy heiratete, obwohl sie jeden hätte haben können. Und zum anderen darüber, dass Luc eine Ravenclaw zur Frau nahm. Es hatte Lucius viel Überredungskraft gekostet, seine Eltern davon zu überzeugen, dass es ihm total egal war, ob sie in Slytherin gewesen war oder nicht.

Denn leider hatten seine Eltern die Sache etwas anders gesehen. Für sie war es wichtig, dass ihr Sohn eine ihm würdige Frau bekam. Aber Lucius hatte immer nur seine Jugendliebe aus Hogwarts gewollt. Das Mädchen, das ihm beinahe den Verstand geraubt hätte.

Am Anfang hatte Luc selbst noch gemeint, dass er Narcissa nur wollte, weil sie sich ihm entzog. Doch mit der Zeit hatte er feststellen müssen, dass sein Jagdinstinkt einer wahnsinnigen Liebe gewichen war. Und seit diesem Zeitpunkt hatte sein Entschluss festgestanden und sich bis heute nicht geändert. Diese- oder keine!

Warum dann die Affäre mit Tamara? Wie er ihr schon gesagt hatte: Sie war ein hübsches Spielzeug gewesen. Clara hatte sich ihm verweigert, also hatte er sich woanders ein bisschen Ersatz gesucht. Ersatz für Sex, wohlgemerkt, niemals für Liebe. Die konnte nur Narcissa ihm geben und nun endlich tat sie es wieder.

Zum ersten Mal seit langem glaubte Lucius wieder daran, dass ihre Ehe doch noch glücklich werden könnte. Immerhin war Cis zu ihm zurückgekehrt. Er hatte seine große Liebe wiederbekommen und Luc hatte nicht vor, sie jemals noch einmal gehen zu lassen. Sicher, wenn sie ihre Freiheit haben wollte, würde er sie loslassen, schon allein deshalb, weil er sie liebte und nun endlich die Gewissheit hatte, dass sie immer zurückkehren würde.

Aber er würde nicht zulassen, dass sich wieder ein anderer Mann zwischen sie drängte.

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3. August, Snape Manor

Mittlerweile ist es August und schon beinahe zwei Monate her, seit ich jenen verhängnisvollen Brief bekommen habe. Zwei Monate und dennoch verkrieche ich mich noch immer. Warum? Weil ich enttäuscht bin. Und weil ich nachdenke.

Langsam aber sicher kann ich diesen verfluchten Brief nicht mehr sehen. Und jedes Mal, wenn ich ihn erneut in die hand nehme und lese, zerbricht ein weiterer Teil meines Herzens, verschwindet ein Teil meines alten Ichs. Dabei verstehe ich es selbst nicht. Es ist ein ganz einfacher Brief, weniger noch. Nur eine Mitteilung.

"Severus, ich bin zu Lucius zurückgekehrt. Clara"

Das war alles, keine Gefühlsduselei, keine Tränenspuren, kein "Es tut mir Leid für uns". Aber das wundert mich nicht, denn eine derartige Melodramatik passt nicht zu Narcissa. Trotzdem. Irgendwie hätte ich es mir fast gewünscht. Nur eine winzige Andeutung, ein kleines, gemaltes Herzchen. Nichts.

Sicher, sie will mir keine falschen Hoffnungen machen, aber ich brauche sie! Ja, verdammt, ich brauche Narcissa zum leben, wie ich noch niemals zuvor jemanden gebraucht habe. Allein ihre Anwesenheit würde mir helfen. Und ich weiß, sie wird sie mir nicht verwehren, dazu stehen wir uns zu nahe. Auch, wenn ich nicht weiß, wie lange ich das noch durchhalte, auf dem schmalen Grat zwischen Liebe und Freundschaft zu wandeln.

Und ich spüre, wie ich mich innerlich verhärte, nur noch für den Dunklen Lord lebe, denn es ist keine Narcissa da, die mir sanft, aber bestimmt den richtigen Weg weist. Und gleichzeitig hasse und verabscheue ich mein Dasein als Todesser. Ja, ich ekele mich vor mir selbst, weil ich dem Lord diene. Narcissas Liebe hätte mich vor dieser Schlangengrube bewahren können, doch sie kann sie mir nicht geben, weil für mich nur noch Freundschaft übrig ist.

Ich will und kann ihr keinen Vorwurf machen, dazu bin ich nicht berechtigt. Narcissa ist erwachsen und führt ihr eigenes Leben, ohne mich, dafür mit Lucius an ihrer Seite. Natürlich, sie hat es nicht gesagt, doch ich würde mir wünschen, dass wir drei uns nicht mehr allzu oft sehen würden. Luc wird es zu verhindern wissen, dass ein anderer die Liebe seiner Frau bekommt.

Denn er weiß von unserer Romanze in Hogwarts, weiß von den Liebesbriefen und trotz Lucius` und meiner Freundschaft traut er mir nicht vollständig. Kann ich es ihm verdenken?

Warum nur kann ich diese Frau nicht vergessen? Ich habe es schon so oft versucht und bin immer wieder kläglich gescheitert. Denn die Schatten der Vergangenheit lasten zentnerschwer auf meiner Seele, erdrücken mich und wollen nicht weichen. Was um alles in der Welt habe ich verbrochen, dass mich die Frau meines besten Freundes noch immer verfolgt? Sogar bis in meine Träume....

Und wie es aussieht, werde ich wohl nie von den Malfoys loskommen. Lucius ist und bleibt mein bester Freund. Und als "Beste Freunde" werden wir uns auch des öfteren gegenseitig besuchen. Luc wird wollen, dass Narcissa mitkommt. Und wenn ich Glück habe, wird er keinerlei Verdacht schöpfen, dass ich sie noch immer liebe.

Warum muss das Leben so verflucht schwierig sein? Ich habe genug davon. Wenn Narcissa mich bisher nicht retten konnte, wird sie es vielleicht nie können. Und wenn sie es nicht schaffte, wird es niemandem gelingen, da bin ich mir leider sehr sicher. Offensichtlich ist auf dieser Welt niemand alleine, nur ich.

Narcissa hat Lucius, ihren Mann, Draco, ihren Sohn, und verschiedene Freunde. Lucius hat seine Familie. Und wen habe ich? Ich meine, so richtig. So, wie ich es mir wünsche. Vielleicht bin ich egoistisch, vielleicht zu sehr. Denn Claras Freundschaft könnte mir eines Tages nicht mehr reichen.

Ja, ich weiß, viele denken, ich hätte keine Wünsche. Aber das ist nicht wahr. Ich wünsche mir, Lucius endlich wieder in die Augen schauen zu können, ohne Angst zu haben, dass er in meinem Blick meine Liebe zu seiner Frau erkennen kann.

Es bleibt dabei. Ich habe auf dieser Welt nur mich selbst und ich verabscheue, hasse mich aufrichtig. Ich könnte mehr Menschen haben, doch ich lasse sie nicht an mich heran. Warum? Vielleicht aus falschem Stolz und verletzter Eitelkeit. Bei Narcissa trifft das jedenfalls zum Teil zu. Was ist los mit mir? Habe ich verlernt zu verlieren? Oh, Moment. Verlieren. War das nicht das, das ich noch niemals konnte?

Verlieren. Ein Wort, eine Tätigkeit, etwas, das mein Vater nicht kennt, nicht akzeptiert. Also habe ich das einfach so übernommen, ohne es zu hinterfragen. Vielleicht ein Fehler, vielleicht auch nicht, wer weiß das schon? Als kleiner Junge wusste ich es jedenfalls definitiv nicht und kleine Kinder lieben ja ihre Eltern über alles und stellen nichts in Frage, was sie tun. Wieso sollte es bei mir anders gewesen sein?

Weil ich Snape heiße? Weil meine Eltern Todesser sind? Oh nein, bestimmt nicht deshalb! Was wisst ihr schon, was sich hinter den geschlossenen Türen von Snape Manor abgespielt hat? Und die Tatsache, dass meine Eltern Todesser sind, machte es für sie nur noch bedeutender, mir Gehorsam beizubringen.

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3. August, 21 Uhr 38 Minuten

Ich sehe es noch heute vor meinem inneren Auge. Jener Abend, an dem ich erfuhr, dass mein Onkel gestorben war. Jener Abend, an dem Narcissa mich tröstete, so einfühlsam, so sanft, so liebevoll.

Es ist schon so lange her, es erscheint mir wie tausend Jahre und dennoch erinnere ich mich an jede winzige Einzelheit. Wie weiß ihre langen, schmalen Finger im Kerzenlicht schimmerten. Jene Finger, mit denen sich mich an diesem Abend so zärtlich tröstete.

Ihre Hände haben mich von jeher fasziniert. Feingliedrige Finger, eine derart blasse Haut, dass die Adern bläulich hindurchschimmerten und fein säuberlich geschnittene, blassrosa Fingernägel. Alles in allem wunderbar gepflegt, denn Narcissa kümmerte sich sorgfältig darum, dass die zarte Haut ihrer Hände nicht trocken war. Jene Hände, die an diesem Abend noch nichts erzählten, keine Narben, die von Claras Verzweiflung zeugten.

Wenn ich Cis ärgern wollte, bezeichnete ich ihre Hände immer spöttisch als Pianistenhände. Das passte zwar nicht ganz, weil sie nur Geige spielte und sang, doch mir war das egal, denn es brachte sie immer wieder leicht in Rage, wie ich amüsiert bemerkte.

Ich konnte es mir in der Tat nie vorstellen, dass diese sanften Hände dazu in der Lage sein sollen, einen Zauberstab zu halten, um grausame Flüche zu hexen und noch heute habe ich mit dieser Vorstellung Probleme. Aber bei Cis wundert mich schon lange nichts mehr. Doch vielleicht sollte ich am Anfang beginnen...

Narcissa war schon immer für Überraschungen gut gewesen. Ausgestattet mit blonden Locken und blauen Augen verstand sie es, sich in Szene zu setzen. Es gibt viele Frauen, die körperlich schöner sind als sie und dennoch... Cis hat eine Art inneres Feuer, das sie erstrahlen lässt. Wenn sie es will, kann sie die Blicke aller auf sich ziehen. Und mit ihrem Charme, ihrem Witz, ihrer Intelligenz und ihrer Liebenswürdigkeit versteht sie es auch, ihre Gesprächspartner zu fesseln. (Author` s Note: das ist, bevor, die beiden zusammenkommen)

Ist es da ein Wunder, dass ich ihr nicht widerstehen konnte? Nein, vermutlich nicht und ich schäme mich sogar etwas, wenn ich zugebe, dass ich zuerst nur Sex von ihr wollte. Sie schaffte es, mich zu befriedigen, wie noch niemand zuvor. Ja, Narcissa ist eine hervorragende Liebhaberin und sie stillte meine Bedürfnisse, aber ich wollte mehr.

Denn irgendwann beim Frühstück, als ich beobachtete, wie ein paar Jungen sie umringten und mit ihr scherzten, da befiel mich ein ganz seltsames Gefühl. Eifersucht, wie ich mir eingestehen musste. Nicht der verletzte Stolz eines One-Night-Stands, nein. Eifersucht eines Mannes auf diejenigen, die seine Frau anmachten.

Und da bemerkte ich, dass ich sie liebte und dass ich von nun an aufpassen musste. Wenn ich heute darüber nachdenke, hat mir wohl schon damals mein Gefühl verraten, dass die Liebe zu einer Frau einen Mann in Gefahr bringen kann. Und, dass Lucius Malfoy so schnell nicht aus meinem Leben verschwinden würde.

Nur mit dem kleinen Unterschied, dass er nicht weiß, dass ich Narcissas Liebhaber war, es mir aber sehr wohl bekannt ist, dass die beiden verheiratet sind. Was mich so sicher macht, dass Lucius nichts ahnt? Wenn er es wüsste oder nur eine Vermutung hätte, würde ich jetzt nicht mehr leben.

Lucius mag viele Fehler haben, doch in meinen Augen ist der schwerwiegendste, dass er einen Adler in einen Käfig aus Gold gesperrt hat, lebendig begraben. Und als der Adler entkommen konnte, kehrte er freiwillig zurück. Oh, Clara...

Wenn ich heute ganz ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich damals in Hogwarts aus Feigheit mit Narcissa Schluss gemacht habe. Ich hatte Angst. Angst, dass ich wahnsinnig würde, wenn mir jemand diese Frau nähme. Angst, dass Lucius Malfoy mir etwas antun würde. Ja, so feige war ich...

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"Weißt du, dass irgendwo am Himmel unser Stern leuchtet? Er wurde geboren, als wir uns das erste Mal küssten und er wird sterben, wenn wir uns für immer trennen. Hilf mir, den Stern niemals sterben zu lassen."

Der junge Mann stand mitten in der Nacht auf dem Friedhof, verharrte vor einem weißen Marmorgrabstein und wiederholte leise und beständig diese Worte. Ihr Stern existierte gerade noch, doch er würde unweigerlich untergehen. Doch die Schatten der Vergangenheit würden noch lange bestehen und sein Herz beschweren und traurig machen.

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Tadaa! Kapitel 14, bitte sehr! Hat ohne Vor- und Nachspann gut 4800 Wörter *stolz bin*. Jetzt vielleicht ein Review? Oder mehrere? Büdde! *lieb guck*

Hab euch lieb, Maia