Die Lüge eines Lebens 15.2

Danke schön für alle lieben Reviews! Heute geht's dann mal endlich weiter und, quasi als Entschädigung, mit einem längeren Chap. Ein Zitat stammt übrigens aus dem Film "Teaching Mrs Tingle", ich kennzeichne es im Chap. Und bitte, bitte schreibt Reviews! Ich brauch das einfach *g*. Zwischenzeitlich wollt ich die Story mal wieder aufgeben, aber ich häng total an ihr und würde mich auch sehr freuen, wenn gewisse Freundinnen von mir, die die Story ebenfalls lesen, mir mal reviewen würden (*wütend zu Madi, Sarah und Jette schiel* *Ginger anstrahl*)

Achja, ich weiß, dass in den HP-Büchern verschiedene "Zitate" während der Todesszene von Lily und James auftauchen, aber das hier ist meine eigene, ganz persönliche Darstellung vom Tod der beiden, ich besitz genauso viel (oder wenig) Hintergrundinformation wie ihr alle.

Und noch eine Warnung: Dieses Chap ist lang, ziemlich lang :o). Also bitte keine Beschwerden, es wäre zu kurz.

Viel Spass!

Eure gestresste Maia

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Tod und Verderben

Ein schwarzer Schatten näherte sich *ihr* von hinten, umfing *sie* und bereits im nächsten Augenblick schwanden *ihr* die Sinne.

Alles war, wie es auch damals geschehen war. Nicht, dass es *sie* überraschte, im Gegenteil. Dieser Traum kehrte immer wieder zurück, mit hübscher Regelmäßigkeit. Machte *ihr* deutlich, dass *ihr* Leben genauso war. Dunkel und leer. Oder gab es einen Lichtblick?

Ja, es gab einen, das war *ihr* besonders in den letzten Monaten aufgefallen. Aber dennoch konnte *sie* nicht vergessen, was früher passiert war, schließlich gehörte es zu *ihr*, zu *ihrem* Leben. Und man konnte *sie* nur damit lieben oder es sein lassen.

Früher. Früher war alles anders gewesen. Früher hatte die Sonne noch wirklich geschienen, das Leben erhellt. Und jetzt? Nun war die Sonne nur noch ein Abklatsch ihrer selbst, eine Parodie und gewiss nicht das, was man eigentlich erwartete.

Dass die Sonne nie mehr so scheinen würde, war *ihr* klar. Zu oft hatte *sie* die Nacht gesehen um noch an das Helle zu glauben in jenem unbeirrbaren, naiven Glauben, wie man ihn bei kleinen Kindern feststellen kann. Zu oft war *sie* getäuscht worden um einen solchen Glauben noch in sich haben zu können. Und das tat *ihr* Leid.

Irgendwann, vor langer Zeit, da hatte *sie* gedacht, die Nacht, die Dunkelheit wäre *ihr* Freund, weil sie alles verbarg und nichts offenbarte. Aber dann war etwas geschehen, zu einem Zeitpunkt, an dem die Sonne besser gewesen wäre. Doch die strahlende Sonne war nicht da gewesen und das konnte *sie* ihr nicht verzeihen.

Ja, die Sonne war Schuld, dass es der Dunkelheit gelungen war, in *ihr* Leben einzudringen, es für sich zu verlangen und auch noch zu erhalten, allerdings ohne *ihre* Einwilligung. Das Dunkle hatte sich einfach genommen, was es gewollt hatte, ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne Rücksicht auf *sie*.

Genau daran wäre *sie* fast zerbrochen. Damals. Und heute. Und wahrscheinlich würde diese Zerbrechlichkeit *ihr* immer erhalten bleiben, denn es war wie ein Riss in ihrem Herzen, ein dunkler Schatten auf ihrer Seele. Dazu da, *sie* für alle Zeiten an das Geschehene zu erinnern.

Und *sie* war dazu verdammt, es ewig auszuhalten. Aufgeben? *Sie* hatte die Möglichkeit gehabt, sie genutzt und sie verloren. Ein zweites Mal gab es nicht, würde es nie geben. Weil *sie* nicht wusste, ob *sie* noch einmal den Mut dafür aufbringen konnte.

Vielleicht war es Schicksal. Vielleicht wollte die Dunkelheit, dass *sie* lebte mit diesem Schatten in sich. Ein lebendes Denkmal um die Menschen daran zu erinnern, wie viel Dunkel es gab, wie dunkel ein Mensch werden konnte.

Aber *sie* würde dagegen ankämpfen, denn *sie* wollte die Sonne wieder sehen. Nur noch einmal in ihren hellen Strahlen tanzen, nur noch einmal im Glanz der Sonne lächeln, ihr das Gesicht entgegenstrecken, nur noch einmal sich wärmen. Nur noch einmal richtig leben.

Koste es, was es wolle. Sicher, *ihr* jetziges Leben war schön, es gefiel *ihr*, aber der drohende Schatten war da, wartete nur darauf, sich auszubreiten, *ihren* Körper und *ihre* Seele einzunehmen.

Aber "richtig zu leben" bedeutete für *sie*, frei von allen Schatten zu sein, unbesorgt lachen zu können. Und das würde sie schaffen. Irgendwann.

Und irgendwie.

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"Narcissa? Was hast du denn? Ist alles in Ordnung, mein Liebling?" Besorgt wandte sich Lucius Malfoy an seine Ehefrau, umarmte sie sanft, strich ihr immer wieder beruhigend über die Haare und hauchte tausende von zarten Küssen auf ihre Wange. "Es wird alles gut, ich bin doch bei dir. Jetzt und für die Ewigkeit, das verspreche ich dir." Er wiegte sie leicht in seinen Armen, tupfte ihre Tränen ab und sah sie fragend an. Riesige, verängstigte und dennoch erschreckend leere Augen erwiderten seinen Blick.

"Es ist nichts." Antwortete die Frau mit belegter Stimme, beinahe so, als hätte sie verlernt zu sprechen. Mühsam setzte Narcissa sich aufrecht hin, klammerte sich hilfesuchend an Lucius fest und versuchte mit aller Kraft überzeugend zu wirken. "Mir geht es gut, wirklich. Ich hatte nur einen bösen Traum." Unsicher betrachtete ihr Mann ihr von Tränen überströmtes Gesicht, streichelte liebevoll ihre Wangen und drückte sie kurz an sich. "Ich bin für dich da, wenn du darüber reden willst."

Gerührt sah Cis Luc an. "Das ist sehr lieb von dir, aber es geht mir bereits besser. Es war einfach ein Schock für mich, ein wirklich schlimmer Traum. Und nein, ich möchte dir eigentlich nicht erzählen, was darin vorkam." Fügte sie beinahe entschuldigend hinzu. Verständnisvoll nickte Lucius, legte sich wieder hin und zog seine Frau in eine enge Umarmung. Narcissas blonder Schopf ruhte auf seinem Oberkörper, während Lucs Hand ihren Rücken hinunter strich, an der Wirbelsäule entlang und dann zurück zu den Schulterblättern.

"Schlaf gut, mein Engel. Ich werde dich vor allen Gefahren beschützen." Flüsterte er in ihr Ohr und schon nach kurzer Zeit spürte Lucius, wie sich der Körper seiner Frau entspannte, doch er war trotzdem derjenige, der zuerst einschlief.

Narcissas Augen starrten noch immer leicht teilnahmslos in die Dunkelheit, aber der Rhythmus von Lucs Herzklopfen beruhigte sie und nach kurzer Zeit war auch Cis wieder in einen tiefen, diesmal traumlosen Schlaf gefallen.

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"Sie hat einfach geschrieen und gemeint, es wäre nur ein schlimmer Traum gewesen?" Ungläubig sah Severus Snape seinen alten Freund Lucius Malfoy an. Bestätigend nickte der. "Ja, genauso war es. Und ich kann es mir einfach nicht erklären! Ein böser Traum wäre niemals in der Lage gewesen, sie so zu erschrecken. Du hättest es erleben müssen, es war schrecklich! Narcissa hat gezittert wie verrückt- und ihre Augen! Riesig, weit aufgerissen, entsetzt und so erschreckend emotionslos. Weißt du, was ich meine? Ich habe diese gefühllosen Blicke bisher nur bei ihr gesehen, wenn mein Vater zu Besuch kam. Und ihn kann sie nicht ausstehen."

"Merkwürdig." Meinte Severus nachdenklich. "Was kann es nur gewesen sein, dass sie so reagiert hat? Narcissa ist doch sonst so schwer zu erschüttern, trotz ihres Temperamentes." Luc lachte leise. "Ja, Temperament hat sie, ohne Zweifel; zum Glück zeigt sie es nicht allzu oft. Diese Frau wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben."

Lucs Augen blickten Sev amüsiert an, aber der Schwarzhaarige wusste, dass seine Worte wahr waren und dass die Tatsache, dass er Cis nie verstehen würde, Lucius schwer zu schaffen machte. Immerhin waren die beiden verheiratet und dennoch gab es Winkel von Claras Herzen, die sie gegenüber allem und jedem verschlossen hielt- auch gegenüber Severus.

Sicher, er war ihr bester Freund, aber es war noch niemals eine besondere Eigenschaft von Narcissa de Retrève gewesen, sich anderen anzuvertrauen. Lieber schwieg sie, löste ihre Probleme alleine und behielt ihren Stolz. Sev wusste das aus eigener Erfahrung. Zu oft hatte er versucht, ihr etwas zu entlocken und jedes Mal war er gescheitert. Außerdem kam ihm ihre Art nur allzu bekannt vor, schließlich war er selbst genau so.

Severus hatte sich schon oft gefragt, warum Narcissa und er sich niemals so nahe gekommen waren, dass sie miteinander geschlafen hätten. Und nun schien es ihm, als habe er eine Antwort gefunden. Cis hatte Angst. Angst, sich ihm noch mehr zu offenbaren, als sie es sowieso schon tat. Angst, in solchen Augenblicken von Zärtlichkeiten übermannt zu werden und ihm ihre Gefühle zu zeigen. Sie hatte Angst, sich ihm zu weit zu öffnen und Angst, dass Sev das gegen sie verwenden könnte.

Oder aber sie hatte ihn einfach nie so sehr geliebt, dass ihr Sex mit ihm in den Sinn gekommen wäre. Dass Narcissa ihn mochte, wusste Severus. Sie hatte es ihm schon so oft gezeigt, er hatte ihr immer geholfen und hatte wenigstens ein Stück weit ihre Gefühle sehen dürfen. Spielte Sex überhaupt eine Rolle, wenn eine Freundschaft, oder, von Sevs Seite, eine Liebe so tief unter die Haut ging, dass sogar Worte überflüssig waren?

°Nein°, antwortete sein Herz, aber seine verletzte Männlichkeit erwiderte trotzig °Doch°. Sex wäre ein Beweis ihrer Liebe gewesen und genau das hatte Narcissa ihm nicht gegeben, ja, geradezu verweigert. Und warum? Darauf gab es nur eine Antwort: ihre Liebe zu ihm war nie so tief gewesen wie die seine zu ihr.

Severus seufzte innerlich auf. Er wusste nicht, ob seine Vermutung stimmte, aber eine kleine Stimme in seinem Kopf flüsterte ihm zu, dass sie richtig war. Er war Claras bester Freund und nicht ihre große Liebe. Obwohl er einmal nahe dran gewesen war.

"Möchtest du bei uns essen?" Lucs Stimme riss den Schwarzhaarigen aus seinen trübsinnigen Gedanken und er nickte seinem Freund zu. Eine Möglichkeit mehr, Narcissa zu sehen. "Sicher, was gibt es denn?" Lucius grinste, froh darüber, das Thema gewechselt zu haben und nicht länger darüber nachdenken zu müssen, was seine Frau so quälte. "Ich habe keine Ahnung, wir werden schon sehen."

Sev lächelte leicht, erhob sich von dem grünen Sessel im Wohnzimmer von Malfoy Manor und ging gemeinsam mit seinem Freund in das Esszimmer, wo sich beide niederließen. "Kommt Narcissa auch?" fragte Severus unschuldig, woraufhin Lucius ihn anlachte und fröhlich "Ja" erwiderte.

Der Schwarzhaarige schaute etwas gequält und überlegte, wie es wohl würde, Cis erstmals nach ihrer Versöhnung mit ihrem Ehemann gegenüber zu stehen. Würde er seine Gefühle unter Kontrolle haben? Oder Lucius anschreien, dass er eine solche Frau nicht verdient habe?

Er wusste es nicht, wirklich nicht, doch er hoffte auf das Beste. Luc musste nicht alles wissen, erst recht nicht, was sein alter Freund in Bezug auf Narcissa gerade in diesem Moment dachte. Schließlich wusste nicht einmal die blonde Frau selbst, was mit Severus los war.

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Seufzend betrachtete die blonde Frau ihr Hochzeitsfoto, bemerkte, wie sehr sie und Lucius damals gestrahlt hatten, so überirdisch. Aber wie konnte das sein? Zu diesem Zeitpunkt hatte sie ihn nicht geliebt, nicht mehr und noch nicht wieder. Alles war anders gewesen und anders gekommen als geplant.

Sie hatte vorgehabt, Luc immer zu zeigen, was sie für ihn empfand, ihren Abscheu davor, dass sie seine Frau war, die Frau eines Todessers. Und was war geschehen? Sie hatte die Möglichkeit gehabt, ihren Mann zu verlassen und sie hatte sie verstreichen lassen, war stattdessen zu Lucius zurückgekehrt.

Narcissas Gedanken flogen zu der Nacht, in der sie anderen Männern abgeschworen und wieder begonnen hatte, für Luc da zu sein. In jener Nacht hatte sie nicht an Sirius gedacht, hatte sie nicht Sirius` Bild vor Augen gehabt, als Lucius mit ihr geschlafen hatte. Nein, in jener Nacht hatte sie nur gemerkt, dass Sex mit ihrer großen Liebe anders gewesen war. Und vielleicht schöner.

Aber darum ging es nicht. Der schwarzhaarige Gryffindor war Vergangenheit, doch Lucius war da, hier und jetzt, ein Mann aus Fleisch und Blut, nicht nur eine Erinnerung aus einer längst vergessenen Zeit, nicht nur ein Traum aus einer vergangenen Nacht und nicht nur eine Illusion, geboren aus Narcissas Wünschen.

Nein, Luc war lebendig und es galt zu leben, wollte Cis doch nicht in ihren Träumen verharren. Hätte sie das gewollt, wäre sie nie zu ihrem Mann zurückgekommen. Lucius war wichtig für sie, war ihr stets ein liebevoller Ehemann und guter Freund gewesen, auch wenn etwas fehlte. Etwas, das er nie erreichen könnte.

Sirius` Bild war zu tief in ihr verwurzelt um zerstört, ignoriert zu werden, aber Lucs Gesicht schwamm an der Oberfläche, prägte sich in ihren Gedanken ein und wurde immer wichtiger. Ja, ohne es richtig zu merken, hatte sich ihr Ehemann in Narcissas Leben eine tragende Rolle errungen.

Erneut fiel ihr Blick auf das Bild. Wieso konnte sie einen solch gutaussehenden Mann nicht lieben? Lucius war so vieles von dem, was sie immer gewollt hatte. Er war hübsch, intelligent, humorvoll, doch er konnte genauso gut grausam, hart, kalt und mächtig sein. Narcissa gegenüber zeigte er es nicht so sehr, erst recht nicht in letzter Zeit, aber die Frau wusste von den vielen Muggeln und Zauberern, die ihr Mann gefoltert oder gar getötet hatte.

Das war eine Sache, die sie zurückhielt. Die zweite war etwas vollkommen anderes.

Sirius. Erneut flogen die Gedanken der jungen Frau zu ihrem ehemaligen Geliebten. Ob es richtig gewesen war, ihm gestern einen Brief zu schreiben? Erst recht, wenn in diesem Brief Informationen enthalten waren, die niemand sonst wirklich kannte? Ob richtig oder falsch, es war vor allem eines: gefährlich. Wenn Luc herausbekommen würde, was seine Frau getan hatte, dann wäre der Teufel los.

Aber sie hatte doch nicht einfach zusehen können, wie die Todesser den Mord an Lily und James Potter planten! Narcissa hatte Sirius warnen müssen, das hatte ihr das Gewissen befohlen. Hoffentlich konnte Sirius die Nachricht entschlüsseln, hoffentlich wusste er, was sie meinte. Ansonsten wäre alles vergebens und verloren.

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"Du hast *was* getan?" Lucs Blick sagte noch deutlicher als seine Worte was er von der Sache hielt, die ihm sein Freund gerade erzählt hatte. "Ja, du hast schon richtig gehört. Ich bin ein Spion für Dumbledore geworden und habe den Dunklen Lord verraten." "Warum?" war alles, was der Blonde momentan hervorbrachte. Severus grinste verlegen. "Weil mir bei meinem Gespräch mit Dumbledore klar geworden ist, dass ich nur ein Todesser geworden bin, da ich mir Macht versprochen habe. Aber die besitze ich nicht und vielleicht will ich sie ja gar nicht haben!"

"Doch", fügte er leise hinzu, "ich will Macht haben, will nicht nutzlos und schwächlich sein, aber bisher war ich durch den Dunklen Lord nicht mächtiger als vorher, sondern grausam und eiskalt. Wieso sollte ich also noch bei ihm bleiben, wenn ich gar nicht an seine Ziele glaube? Ja, ihn sogar verabscheue für das, was er den Menschen antut? Denn das alles ist mir bewusst geworden wie niemals zuvor. Dass ich mich selbst verabscheue, weiß ich. Und das möchte ich nicht länger."

Lucius senkte seinen Kopf, betrachtete aufmerksam den Marmorboden, bevor er sich an seinen Freund wandte. "Und was erwartest du jetzt von mir? Warum hast du mir das alles überhaupt erzählt? Ist dir denn nicht klar, dass du dein Leben verlieren könntest, würde ich nur einen Ton sagen?" "Und ob mir das klar ist. Ich verlange nicht von dir, dass du mir hilfst, mich anders behandelst, im Gegenteil. Ich werde weiterhin den Todesser spielen, werde im Geheimen als Spion arbeiten und am Tage der dunklen Slytherin sein, den die Welt in mir sieht."

"Warum ich dir das erzählt habe?" fuhr Severus fort, "weil du mein Freund bist, weil ich dir, so unsinnig und idiotisch es auch klingen mag, vertraue, denn zu viel haben wir schon gemeinsam durchstanden. Zu viel ist geschehen, als dass du mich einfach verraten könntest. Ich habe mein Leben in deine Hände gelegt. Tu damit, was du willst. Aber gib der Welt die Chance zu überleben!"

"Und was, wenn du einen Fehler machst? Wenn ich dich bestrafen muss? Du weißt, dass der Dunkle Lord so etwas durchaus verlangen wird." Sev sah sein Gegenüber freudestrahlend an, im Wissen, ihn überzeugt zu haben. "Dann wirst du tun, was er befiehlt. Von mir wirst du niemals Klagen hören, niemals Beschuldigungen, denn ich habe eingewilligt dieses Spiel zu spielen, mit allen Regeln und mit dem Risiko, am Ende als Verlierer dazustehen. Ich danke dir, Lucius."

Der Blonde winkte lässig ab. "Ich lebe so weiter wie bisher, denke ja nicht, ich würde dich nun anders behandeln, nur weil du mich eingeweiht hast. Wir wissen doch beide, dass alles von unserem Benehmen abhängt, nicht wahr? Du bist ein sehr guter Schauspieler, Sev, also verdirb es nicht." "Und du?" fragte Severus leise. "Vielleicht hast du ja keine Angst um dich, aber ich mache mir Sorgen. Wenn dir etwas geschieht, ist es meine Schuld."

"Nein!", fuhr Luc ihn an, "ich bin erwachsen, ich weiß, was ich tue. Du hast mir alles erzählt, aber die Entscheidung, was ich tun werde, habe ich getroffen und ich übernehme die Verantwortung für meine Taten. Vor dem Dunklen Lord kann ich dir nicht helfen oder dich decken, doch du sollst wissen, dass dir mein Haus immer offen steht. Und dir muss klar sein, dass ich tausende von unsichtbaren Tränen vergießen werde, wenn ich dich bestrafen muss."

Severus sah ihn gerührt an, bekam allerdings nur ein harsches "Ach, werd mir bloß nicht sentimental auf deine alten Tage!" zu hören, woraufhin er anfing zu grinsen. "Nun gut, dann will ich mal mit meiner Spionagearbeit beginnen. Dass der Mord an den Potters unmittelbar bevorsteht, wissen wir alle. Und uns ist auch bekannt, dass der Dunkle Lord das mit dem Geheimniswahrer irgendwie geschafft hat. Aber wer ist der Verräter? Kannst du es mir sagen?"

Lucius schüttelte den Kopf. "Nicht einmal ich weiß es. Das ist das Einzige, was der Lord geheim hält; genauso gut könnte es auf einem Pergament geschrieben stehen, das bei Gringotts liegt, denn so gut geschützt ist es. Glaub mir, er misstraut allem und jedem, auch uns, seinen Todessern und sogar mir, seinem vielleicht treuestem Anhänger." "Also hältst du daran fest?" unterbrach ihn Severus.

"Natürlich. Ich bin mit den Idealen der Todesser aufgewachsen, sie sitzen fest in meinem Kopf, seit ich ein Kind bin, was erwartest du da schon von mir? Gewiss bin ich ein Anhänger von ihm und ich glaube an das, was er sagt, aber du dürftest mich gut genug kennen um zu wissen, dass ich meistens vorgebe auf der legalen Seite zu stehen. Es würde schwer sein zu beweisen, dass ich ein Vertrauter des Dunklen Lords bin. Vielleicht interessiere ich mich einfach nur stark für die Dunklen Künste, wer weiß das schon?"

Der Schwarzhaarige lachte leise. "Aalglatt wie eh und je, nicht wahr, Luc? Du wirst dich nie ändern! Du wirst stets mit deinen Redekünsten beeindrucken, dich von jeder Anschuldigung lossagen, ewig jung bleiben und für immer deine Frau behalten." Lucius sah seinen alten Schulfreund irritiert an. "Was ist denn mit dir los? So melancholisch heute? Du wirst deine Fee schon noch finden, glaub mir."

Severus lächelte leicht gequält. Seine Fee- Luc hatte ja keine Ahnung, wie sehr er sich genau das wünschte.

"Sev!" Der freudige Schrei unterbrach den ehemaligen Slytherin in seinen Gedankengängen. "Du bist noch hier? Wie schön!" Schon im nächsten Moment fühlte der Mann, wie sich ein warmer Frauenkörper an ihn schmiegte, wie ein federleichter Kuss auf seine Wange gehaucht wurde und Narcissa ihn anstrahlte.

"Ja, wie du siehst bin ich noch bei euch." Brachte er hervor und lächelte sie etwas verlegen an. "Lucius hat mich eingeladen zum Essen zu bleiben. Natürlich nur, wenn dir das recht ist." Fügte er besorgt schauend hinzu. Die blonde Frau lachte fröhlich. "Und ob mir das recht ist! Schließlich haben wir uns so lange nicht mehr gesehen und ich will doch auch etwas von meinem besten Freund haben."

Luc beobachtete seine Frau und den anderen Mann genau, mit einem kleinen Anflug von Eifersucht, bis er sich ins Gedächtnis rief, dass diese Schlacht bereits geschlagen war. Und er war als Sieger hervorgegangen.

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Ein helles Läuten durchschnitt die Ruhe in Godric`s Hollow und veranlasste James Potter dazu, seine Frau verwundert zu fragen, ob sie noch jemanden erwarte. Lily schüttelte den Kopf, wiegte sanft ihren Sohn um ihn zu beruhigen. "Nein, ich hab keine Ahnung, wer das sein könnte. Sh, Harry, ganz ruhig, das war doch nur die Türklingel..."

"Remus!" Erstaunt sah James seinen Freund an. "Komm doch rein!" "Danke." Erwiderte dieser kühl und betrat das Haus. "Hallo, Lily, schön dich zu sehen. Na, wie geht es denn Harry?" "Ganz gut", lächelte Lily, "was verschafft uns die Ehre deines Besuches?" "Leider nichts Erfreuliches", seufze Remus, "und ich würde gerne mit James alleine darüber reden, wenn es dich nicht stört?" "Schon verstanden!" war alles, was die rothaarige Frau dazu sagte, bevor sie im Nebenzimmer verschwand und die Tür schloss.

"Was gibt es denn? Du siehst so ernst aus, Remus. Was ist geschehen?" Die beiden Männer nahmen auf zwei Stühlen Platz und musterten sich gegenseitig. "Du bist blass." Sagte James leise. "Bitte, du musst mir sagen, was los ist." Remus nickte. "Ich hatte nichts anderes vor. Nun, ich schätze, ich weiß, wer der Verräter ist. Du erinnerst dich gewiss daran, dass Sirius im Moment bei mir wohnt?"

"Natürlich, aber was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Oder glaubst du etwa, dass Sirius der Verräter ist? Ich bitte dich, Moony, genauso gut könntest du es sein! So etwas Absurdes habe ich schon lange nicht mehr gehört." "Und wie erklärst du dir dann, dass Padfoot weiß, wo Lily und du sich aufhalten? Ich weiß es nur, wenn du es mir mitteilst, verlasse ich dieses Haus, ist es in meinem Gedächtnis gelöscht, aufgrund von Dumbledores Zauber. Aber Sirius weiß es ständig. Zumindest kommt es mir so vor."

"Eben! Da hast du es!" rief James, der es in diesem Moment aufrichtig bedauerte keinem seiner Freunde erzählen zu können, wer sein Geheimniswahrer geworden war, erregt, "du glaubst nur, dass er es weiß, doch du kannst es nicht mit Sicherheit sagen! Du hast keine Beweise dafür, dass Sirius etwas anderes als Lilys und mein Überleben im Sinn hat. Wie kommst du überhaupt darauf, ihn zu verdächtigen? Ihr seid doch Freunde! Oder wart es, nach allem, was du hier erzählst."

"Beruhige dich, Prongs, beruhige dich. Glaubst du wirklich, ich würde einen solchen Verdacht ohne Beweise aussprechen? Ja, Sirius und ich waren Freunde, aber ich bin schon seit einiger Zeit misstrauisch und nun scheint es mir, dass dieses Misstrauen berechtigt war. Schau her, das ist gestern Abend für Sirius gekommen!"

Mit zitternder Hand holte Remus einen Umschlag aus seiner Jackentasche und reichte ihn James. "Was soll ich damit?" Fragend wendete er den Briefumschlag. "Was ist das denn?" Erstaunt warf er erst Remus, dann dem Brief einen verwunderten Blick zu. "Genauso habe ich auch reagiert." Erwiderte der Angesprochene grimmig. "Hast du das Wappen gesehen? Malfoy!"

"Vielleicht nur ein Liebesbrief von Narcissa." Vermutete James, nicht bereit zu glauben, dass Sirius ein Verräter war. "Öffne den Umschlag und schau nach!" riet ihm Remus. "Na los, worauf wartest du? Er ist bereits offen, du musst also nichts befürchten." Seufzend holte James ein Blatt Pergament hervor, faltete es auf und begann zu lesen.

"Das, wovon du weißt, dass der Dunkle Lord es plant, wird bald geschehen. Halte dich bereit, denn sie brauchen dich jetzt."

Ganz blass geworden sah James seinen Freund an. "Ich weiß nicht, ob es stimmt, was du vermutest, aber es könnte sein." Seine Stimme war ganz ruhig und fest, doch seine Hand, die den Brief hielt, zitterte und zeigte Remus, wie sehr die Nachricht ihn getroffen hatte. "Es tut mir Leid, Prongs." Sachte legte er eine Hand auf die Schulter seines Gegenübers und erhob sich langsam. "Vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt gehe." Aufmunternd nickte er seinem Freund zu und verließ dann beinahe fluchtartig das Haus, einen verwirrten James zurücklassend.

"Ist Remus schon gegangen? Was wollte er denn?" Noch immer mit Harry auf dem Arm betrat Lily Potter erneut das Zimmer und sah ihren Mann fragend an. "Was hast du, James? Du bist ja leichenblass! Was ist denn geschehen?" Als Antwort reichte er ihr den Brief und begann zu reden. "Das hat Sirius gestern Abend bekommen. Remus glaubt, dass er der Verräter ist."

Geschockt starrte die junge Frau erst das Pergament, dann den schwarzhaarigen Mann an. "Was? Padfoot? Das ... Das ist ja wohl ein schlechter Scherz! Sirius würde uns doch niemals verraten, niemals dem Dunklen Lord ausliefern. Was geht nur in Remus` Kopf vor?!" James zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Irgendetwas ist zwischen den beiden vorgefallen, wenn sie sich jetzt so misstrauen. Denn vor ein paar Tagen meinte Padfoot noch zu mir, dass Moony der Verräter wäre. Wenn ich nur wüsste, was mit den beiden los ist."

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// "Was ist? Schaust du dir schon wieder alte Fotos an? Moony, hör doch endlich auf in der Vergangenheit zu leben!" Seufzend betrachtete Sirius seinen Freund. Bereits seit Tagen ging das so. Remus schloss sich in seinem Zimmer ein, kam nicht einmal zum Essen hinunter und verbrachte Stunden damit, Fotos von Annick anzusehen. So konnte es doch nicht weitergehen!

"Lass mich in Ruhe! Du verstehst nichts davon, wie es mir geht! Du hast mich noch nie verstanden! Also hau endlich ab!" Mit einem bitteren Ausdruck auf dem Gesicht wandte sich Sirius von der Tür ab und schlich wieder hinunter in das Wohnzimmer von Remus` Wohnung, in dem Peter auf ihn wartete. "Und? Hast du etwas erreicht?" "Nichts", meinte Sirius mit hängendem Kopf. Es schmerzte ihn, dass einer seiner besten Freunde nicht mit ihm reden wollte, obwohl er nicht wusste, wieso nicht.

"Hat Remus etwas gegessen?" erkundigte sich Wormtail. "Ach was", winkte Sirius ab, "er sitzt nur oben in seinem Zimmer und trauert der alten Zeit mit Annick hinterher. Verdammt, ich versteh ja, dass es ihm weh tut, dass sie tot ist, aber er kann sich doch nicht einfach aufgeben! Glaubt er etwa, dass es das wäre, was sie gewollt hätte? Dass er abmagert und sich von allem isoliert? Nee, Annick hätte sich gewünscht, dass er wieder glücklich wird, das sag ich dir."

Peter nickte seinem Freund zu. "Davon bin ich auch überzeugt, doch Remus ist es offensichtlich nicht. Ich habe gedacht, er wäre darüber hinweg. Naja, so kann man sich täuschen." "Das haben wir wohl alle gedacht! Sicher, es ist immer schwer, `ne Liebe zu verlieren, glaub mir, mit so was kenn ich mich aus." Sirius grinste schief. "Aber was Moony da veranstaltet geht über normale Trauer hinaus! Ich befürchte schon, er will sich umbringen."

"Glaubst du wirklich?" Geschockt sah Wormtail seinen alten Schulfreund an. "Vielleicht. Keine Ahnung, was in seinem Gehirn vorgeht, offen gestanden. Ich weiß es ehrlich nicht. Es würde mich jedoch interessieren, warum er nicht einmal mit mir reden will."

~*~*~*

"Lass mich in Ruhe! Du verstehst nichts davon, wie es mir geht! Du hast mich noch nie verstanden! Also hau endlich ab!" Schrie Remus wütend, hörte, wie sich Sirius von seinem Zimmer wegbewegte und warf sich auf sein Bett. So gefühllos konnte sein Freund doch gar nicht sein, dass er einfach zu ihm ging und mit ihm sprach, so als wäre nichts geschehen. So, als wüsste er nicht, was mit ihm los war.

Heiße Tränen liefen über das Gesicht des jungen Mannes, ließen ihn noch zerbrechlicher scheinen als er ohnehin schon war und verliehen seinen bernsteinfarbenen Augen einen leichten Glanz. Was zum Teufel hatte sich Sirius dabei gedacht? Sicher, er war schon immer so gewesen, spontan, hatte gehandelt ohne nachzudenken, in den Tag hineingelebt, aber bei dieser bestimmten Sache hätte Remus ihm doch etwas mehr Taktgefühl zugetraut. Ja, Sirius war ein Weiberheld, daran konnte man nichts ändern, jedoch... hatte es Annick sein müssen? Hatte er Remus` große Liebe nicht in Ruhe lassen können?

Nein, stattdessen machte er mit ihr rum, nutzte ihre offensichtliche Betrunkenheit aus und flirtete schamlos. Und für Remus war das besonders schlimm, weil Sirius damit das reine Andenken seiner verstorbenen Liebe im Nachhinein beschmutzte. Was war nur in dem Schwarzhaarigen vorgegangen? Hatte er Selbstbestätigung gesucht? Großer Gott, hätte es nicht jemand anders sein können? Egal wer, nur nicht Remus` geliebte Annick.

Und wieso hatte sie es ihm nicht erzählt? War sie etwa zu betrunken gewesen um sich überhaupt erinnern zu können? Oder hatte sie es genossen, sich auch weiterhin mit Sirius getroffen? Remus wusste es nicht genau, aber die Briefe der beiden, die Peter ihm ebenso wie die Fotos hatte zukommen lassen, sprachen ihre eigene Sprache. Hatte Sirius Annick gar geliebt? Ungläubig schüttelte Remus den Kopf.

Das gewiss nicht. Er hatte so oft mit seinem Freund über Narcissa gesprochen, dass er sich sicher war, dass Sirius die blonde Schönheit liebte. Was war es dann? Wütend und verzweifelt hob Remus seine Hand, ballte sie zu einer Faust und schlug mit voller Wucht gegen die Wand.

Er hatte Sirius einiges zugetraut, aber nicht, dass er sich sogar an die große Liebe seines Freundes ranmachte. Das war ja so, als würde er mit Lily flirten.

Und Sirius hatte kein Wort darüber verloren, weder über die Fotos noch über die Briefe, so schnulzig, voller Leidenschaft und Liebe, dass Remus wieder anfing zu schluchzen, als er nur einen Blick darauf warf. Schlimm genug, dass Padfoot es gewagt hatte, sich an Annick heranzumachen. Aber sollte er nur mit ihren Gefühlen gespielt haben, würde er es mit Remus zu tun bekommen. Niemand machte seine große Liebe unglücklich.

°Aber Remus° wisperte eine Stimme in seinem Kopf, °Annick ist tot, man kann sie nicht mehr traurig machen. Nur du trauerst noch um sie. Hast du gesehen, dass Sirius seit Monaten in Schwarz herumläuft? Nein. Denn er tut es nicht. Er lebt normal weiter. Also kann er sie nicht sehr geliebt haben, meinst du nicht auch?°

Wütend heulte der junge Mann auf, trommelte auf sein Kopfkissen, mit ganzer Kraft, wollte seine Wut abreagieren, wollte seiner Trauer freien Lauf lassen. Und zum ersten Mal nach langer Zeit wünschte er sich wieder, dass Narcissa bei ihm wäre.

Narcissa, die ihn so wunderbar trösten konnte. Narcissa, mit der er über alles reden konnte. Aber auch Narcissa, deren Mann ein Todesser war. Und Narcissa, die Sirius einst so sehr geliebt hatte.

Remus` Tränen wollten nicht enden, im Gegenteil, immer mehr liefen über sein Gesicht, bedeckten seine Haut und erinnerten ihn daran, dass es ihm offensichtlich unmöglich war, ein glückliches Leben zu führen.

~*~*~*

"Ich wünschte, Narcissa wäre hier." Brummte Sirius. "Aber Padfoot", rügte Peter, "das ist nun wirklich nicht der Augenblick um an vergangene Lieben und Sex zu denken!" "Tu ich doch gar nicht! Ich mein ja nur, als Annick damals gestorben ist, da hat Remus nur mit Cis gesprochen und ihm ging es danach viel besser. Wäre ja immerhin möglich, dass es jetzt auch so ist, was meinst du?"

"Ich weiß nicht recht." Erwiderte Wormtail zögernd. "Vielleicht möchte er im Augenblick einfach nur alleine sind. Zumindest erscheint mir das sinnvoller." Sirius nickte ihm zu. Ja. Das war ebenfalls eine Möglichkeit. Aber etwas musste doch getan werden, Remus konnte sich schließlich nicht für alle Zeiten auf seinem Zimmer verstecken, einmal musste er wieder zu ihnen kommen, mit ihnen reden.

"Mir reichts, ich geh spazieren. Vielleicht beruhigt sich unser Kleiner irgendwann mal wieder." Mit diesen Worten erhob sich Sirius und stapfte aus der Wohnung hinaus ins Freie. Triumphierend lächelnd schaute Peter ihm hinterher. Ganz offensichtlich waren ihm die Fotomontagen und die gefälschten Liebesbriefe ganz wunderbar gelungen. Nun musste nur noch Narcissa Malfoy ihrem Beschützerinstinkt nachgeben und Black einen warnenden Brief schreiben.

Dass Remus Sirius misstraute, hatte er immerhin schon geschafft. Und wenn sich Moony derartig benahm, würde es nicht mehr lange dauern, bis Sirius seinen Freund verdächtigen würde. Alles lief genau nach Plan. Stolz marschierte Peter zu dem Kamin im Wohnzimmer. Das musste er gleich seinem Meister erzählen. Er war eben doch der perfekte Spion und Intrigant. Die Potters würden sterben, er selbst würde seinen Tod vortäuschen, Sirius würde nach Azkaban wandern, während Remus als Letzter übrig bliebe und wohl verzweifelte.

Bestens.//

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"Sirius,

es tut mir Leid, aber es ist aus. Endgültig. Ich lasse unsere Ehe annullieren. Schließlich hatten wir nie Sex, das wirst du bestätigen können. Ich denke, das ist ganz in deinem Sinne. Immerhin waren wir beide nicht glücklich. Obwohl... ich hätte es werden können, ich habe dich einmal geliebt, auch, wenn es bereits etwas her ist. Behaupte jetzt ja nicht, du hättest für mich Liebe empfunden.

Du hast immer nur Narcissa geliebt. Leugne es, wenn du magst, doch wir wissen beide, dass es stimmt. Und ich bin dir deswegen ja auch gar nicht böse, aber solltest du es ihr nicht wenigstens sagen? Was ist? Wunderst du dich, dass ausgerechnet ich dir das vorschlage?

Ja, es mag seltsam klingen, ich wollte dich ja für mich haben, doch mir ist klar geworden, dass ich vor allem Liebe wollte, Egal, von wem. Und Narcissa wird nichts anderes wollen. Also sag ihr die Wahrheit. Jede Frau hat ein Recht darauf, glücklich zu werden. Und selbstverständlich auch jeder Mann.

Tu mir einen Gefallen. Denke nach, bevor du handelst! Du bist zu impulsiv, zu temperamentvoll- und dieses Temperament könnte dein Untergang sein! Erinnere dich meiner Worte, solltest du Severus Snape oder Lucius Malfoy einmal wieder sehen. Vielleicht ist Narcissa in ihrer Ehe nicht so unglücklich wie du denkst. Vielleicht brauch sie dich nicht mehr. Sollte sie dich überhaupt jemals nötig gehabt haben.

Nimm es mir nicht übel- doch ich denke, dass sie eine starke Frau ist, die ihr Leben zumindest im Prinzip alleine auf die Reihe bekommt. Solche Frauen brauchen nicht immer einen Mann. Ich habe dich nötig gehabt, das ist richtig. Verachte mich dafür nicht, nur, weil ich schwach war und es noch heute bin.

Und vergib mir, dass ich zu feige bin, um unserer Ehe eine zweite Chance zu geben. Ich bin enttäuscht worden und habe nicht den Mut, es noch einmal zu versuchen. Ja, das hättest du nie gedacht, was? Ich habe dir alle Seiten meines Ichs, habe dir meine Seele gezeigt- nutze dieses Wissen nicht aus und zerstöre mein Vertrauen in dich nicht.

Ich werde immer etwas für dich empfinden, aber es ist besser, wir gehen getrennte Wege. Ansonsten würden wir uns nur in die Quere geraten.

Clarence"

Überrascht sah Sirius Black auf das zerknitterte Stück Pergament, das er in Händen hielt. Er hatte vieles erwartet- doch das nicht. Clarence gab ihn frei? Frei für Narcissa. Aber die hatte ihren Mann, war ja ganz offensichtlich glücklich, wenn man den Gerüchten Glauben schenken durfte. Sirius lachte leise auf. Es fiel ihm schwer zu glauben, dass diese Narcissa dieselbe war, die er damals kennen gelernt hatte.

Denn diese Cis hätte sich nie damit zufrieden gegeben, Hausfrau, Ehefrau und Mutter zu sein. Die Clara, die er gekannt hatte, die hatte singen und tanzen wollen, den ganzen Tag lang. Hatte ihre guten Laune allen zeigen wollen, komme was wolle.

Hatte Lucius Malfoy den Schwarm so vieler Hogwartsjungen verändert? Hatte er den wirren, blonden Lockenschopf gebändigt? Sirius konnte es nicht glauben. Es war doch bisher niemandem gelungen. Und dennoch... Narcissa war bei ihrem Mann geblieben, trotz Trennungsmöglichkeiten. Hatte ihm einen Sohn geboren und so das Band zwischen ihnen, zwischen Lucius und sich, noch verstärkt und vertieft. Und dafür dass zu Sirius zerschnitten.

Man musste Opfer bringen, nicht wahr? Hatte Narcissa tatsächlich ihre Liebe für ihre Ehe aufgegeben? Sirius schalt sich selbst. Er wusste doch nicht, ob sie ihn geliebt hatte. Ebenso wenig wie sie wissen konnte, was er wirklich empfand. Und jetzt- jetzt war er frei und sie gebunden, egal, was sie fühlten.

Erneut lachte der Schwarzhaarige leise auf, voller Spott und Sarkasmus. Ironie des Schicksals- er hatte Cis nicht behalten, als er die Möglichkeit gehabt hatte- nun zahlte man es ihm heim. Und irgendwo war es ja auch gerecht. Vom Schicksal bekam man nur selten eine zweite Chance.

Wie auch immer; Narcissa hin oder her- er war frei, ungebunden, konnte endlich wieder ungehemmt flirten. Um ehrlich zu sein, Sirius hatte es verdient. Sicher, die große Liebe zu finden, war schön; sie zu behalten, schier unmöglich; aber neue Frauen kennen zu lernen, das war toll.

Und genau das, was ihm gefehlt hatte. Irgendwie musste man sich ja abreagieren, vor allem, wenn sich so genannte Freunde so widerlich benahmen wie Remus seit kurzem. Sirius hätte nie gedacht, dass es mit ihnen beiden eines Tages so weit kommen würde- doch er hatte tatsächlich den Verdacht, dass Remus der Verräter war. Daher hatte er Lily und James ja auch vorgeschlagen, an seiner Stelle Peter zu ihrem Geheimniswahrer zu machen.

Ein perfektes Ablenkmanöver, denn Voldemort würde an denken, den starken Gryffindor, der für seine Freunde durchs Feuer ging. Niemals würde er Peter verdächtigen, den kleinen, schwachen, unbegabten Peter. Und Narcissas Brief hatte Sirius gezeigt, dass der Dunkle Lord bald zuschlagen würde. Es galt, ihn zu besiegen, damit die Welt endlich aufatmen konnte.

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"Tut mir leid, ihr zwei, aber ich bin so müde, ich geh schlafen." Entschuldigend lächelte die junge Frau ihre zwei Gegenüber an, wünschte "Gute Nacht!" und verschwand dann in ihrem Zimmer.

"Hast du keine Angst, dass sie wieder Alpträume bekommt?" wandte sich Severus an Luc. Der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Cis gehört zu den Menschen, die Träume zum Leben brauchen. Du weißt doch, wie sie ist! Sie liebt solch melancholische Sprüche über Träume und Freiheit. Ein einzelner Alptraum wird sie da nicht aus der Bahn werfen."

Severus murmelte etwas, das verdächtig nach "Wie du meinst" klang, woraufhin Lucius ihm einen seufzenden Blick zuwarf und weitersprach. "Du musst dir keine Sorgen um sie machen! Ich kenne sie, sie übersteht das. Glaub mir." Der Schwarzhaarige nickte langsam und bedächtig. "Was für Sprüche hast du gemeint?"

"Kennst du sie nicht?" fragte Luc überrascht. "Erst kürzlich haben Narcissa und ich uns einmal wieder darüber unterhalten und sie sagte etwas, was mich zutiefst berührt hat: `Wenn ich sterbe, soll mein Körper zu Asche werden. Und ich hoffe, dass der Wind sie weit fort trägt, vielleicht ans Meer. An einen Ort, an dem ich singen und tanzen kann.`(A/N: das war, ungefähr, das Zitat) So etwas meine ich."

"Ach so. Sprüche über Träume und Freiheit. Ja, die kenne ich von mir nur zu gut. `Wer träumt, dem wachsen Flügel.´ Und wollte Narcissa jemals etwas anderes als frei sein? Vielleicht ein wenig Glück und Liebe, doch ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der so sehr nach Freiheit strebte wie deine Frau."

Lucius setzte gerade zu einer Antwort an, als ihn etwas erstarren ließ. "Spürst du es auch?" flüsterte er Severus zu. Sein Freund nickte langsam. "Das Dunkle Mal. Es brennt, aber nicht so, als würde er uns rufen. Was hat es nur zu bedeuten?" "Ich weiß es nicht." Musste Luc sich und dem Schwarzhaarigen eingestehen. "Ich weiß es wirklich nicht."

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"James? Kommst du? Es ist schon spät, du kannst doch morgen noch darüber nachdenken, was es mit dem Brief, Remus und Sirius auf sich hat. Morgen ist auch noch ein Tag! Lass uns schlafen, ich bin so müde... Ein kleines Kind ist anstrengender als ich dachte." Bittend sah Lily Potter ihren Mann an.

"Gleich, mein Schatz, gedulde dich noch einen Moment." James stand auf dem kleinen Balkon ihres Hauses, schaute hinaus in die dunkle Nacht und ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter. "Irgendetwas geschieht heute Nacht... ich kann es fühlen, du nicht auch?"

Lily krabbelte aus ihrem großen Ehebett, stellte sich neben ihren Mann, legte einen Arm um seine Hüfte und schmiegte sich eng an ihn. "Doch, ich spüre es ebenfalls. Und ich fürchte mich vor dem namenlosen Grauen, das dort draußen herumschleicht. Mein Gefühl sagt mir, dass es für uns gefährlich wird."

Prüfend warf James einen letzten Blick ins Freie, bevor er seine Frau anlächelte und beruhigend meinte: "Komm, gehen wir schlafen. Solange wir zusammen sind, kann nichts Schlimmes geschehen. Ich liebe dich, Lily." "Und ich liebe dich." Flüsterte die rothaarige Frau. Arm in Arm schlenderten sie in ihr Schlafzimmer, schlossen die Balkontür und sahen noch einmal kurz nach ihrem Sohn.

BANG!

"Lil? Was ist los? Was ist passiert? Lily? Hörst du mich? Wo bist du?" Unruhig rannte James in der Wohnung hin und her. Es hatte laut gekracht, sämtliche Lichter waren ausgegangen und er war ins Erdgeschoss gestürmt um nachzuschauen, was los war.

Überstürzt aufgebrochen und in Windeseile, war es kein Wunder, dass er beinahe die Treppe hinunter fiel, fast vor die Füße einer schwarzgekleideten Gestalt. Kreidebleich hob James den Blick und verschiedene Gedanken rasten durch seinen Kopf. °Du hast deinen Zauberstab oben!° °Beschütze Lily und Harry!° °Voldemort!°

"JAMES!" Ein entsetzter Aufschrei gellte durch das Treppenhaus, veranlasste den Mann dazu, sich aufzurappeln und hochzuhetzen, seine Frau zu suchen. "Lily?" Unruhig durchforstete er sämtliche Zimmer des oberen Stockes, zuletzt das Kinderzimmer seines Sohnes, in dessen Mitte seine Gemahlin stand, in den Armen Harry. "James...", panisch sah sie ihn an, "was ist geschehen?"

"Noch nichts, kleines Schlammblut, noch nichts!" Ein kaltes, grausames Lachen ertönte, die schwarzgekleidete Person tauchte in dem Türrahmen auf und sofort stellte sich James beschützend vor seine kleine Familie. "Hier!" wisperte Lily, drückte von hinten etwas Hölzernes an seinen Rücken und dankbar nahm ihr Mann seinen Zauberstab in die Hand, erhob sie und schaute seinem Widersacher furchtlos entgegen.

"Voldemort!" Die Stimme des Schwarzhaarigen war leise, aber fest; trotz allem rang sie dem Dunklen Lord erneut nur Gelächter ab. "Potter und Evans, wie lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet! Du kannst deinen Zauberstab auch gleich wegwerfen, er wird dir nichts nützen. Nicht im Kampf gegen mich!"

"Selbst du bist nicht unbesiegbar! Selbst du wirst deinen Meister finden!" Wütend bellte James ihm die Worte entgegen, vor Zorn nicht länger Herr seiner Gefühle. "Wie... wie hast du uns gefunden?" Als Lily sprach, war kein Zittern in ihrer Stimme zu hören, obgleich es für sie die Hölle sein musste. "Wer ist der Verräter?"

"Habt ihr es denn noch nicht erraten?" Wieder lachte Voldemort, diesmal voller Zynismus und als er redete, war seine Stimme abfallend. "So naiv, so gutgläubig, so vertrauensselig. Ja, seht der Wahrheit ins Auge... euer lieber Freund Pettigrew hat euch an mich ausgeliefert. Lupin und Black haben sich umsonst misstraut, umsonst ihre Freundschaft gefährdet. Alles hatte nur einen Sinn: dass sie Pettigrew nicht verdächtigen! Und das ist mir gelungen. Denn nun stehe ich hier vor euch und ihr seid mir hilflos ausgeliefert."

"Peter.." Hauchte James, warf Lily einen Blick zu, der seiner Frau beinahe das Blut in ihren Adern gefrieren ließ und hob dann entschlossen seinen Zauberstab noch höher, bereit, den Kampf zu beginnen. "Aber, aber, wer wird es denn so eilig haben zu sterben?" säuselte Voldemort erheitert. "Ich will meinen Sieg doch noch ein wenig genießen und euch dafür leiden sehen. Wer hätte schon gedacht, dass der kleine Peter Pettigrew seine großen Freunde verrät?"

"Niemand wird euch jetzt noch helfen", fuhr er fort, "weil niemand weiß, was gerade geschieht. Wenn Black Lunte riecht, ist es bereits zu spät. Dann wird er nur noch eure sterblichen Überreste finden, wenn überhaupt. Und er wird wahnsinnig werden, wahnsinnig vor Wut, doch vor allem eines: wahnsinnig vor Trauer. Ich will sehen, ob euer guter Freund so spielt, wie mein Plan es erfordert."

"Was hast du vor?" Wütend wollte sich James auf Voldemort stürzen, ihm, so unsinnig es auch war, mit aller Kraft in den Magen schlagen, aber Lily hielt ihn mit einer Hand mühsam zurück, während sie mit der anderen Harry festhielt. "Lass dich nicht provozieren." Flüsterte sie. "Genau das ist es doch, was er will." "Oh, das Schlammblut ist noch immer so schlau wie früher." Deutlich war der Hohn aus den Worten des Dunklen Lords herauszuhören. "Keine Sorge, ihr müsst nicht mitansehen, wie sich Black und Lupin gegenseitig erneut Vorwürfe machen, dass sie nicht auf Pettigrew kamen. Denn zu diesem Zeitpunkt werdet ihr tot sein."

"Ich werde kämpfen, aber lass meine Familie aus dem Spiel! Lily, nimm Harry und lauf! Ich regle das alleine!" Lily sah ihn kopfschüttelnd an, wollte bei ihm bleiben, doch ihr Mann schrie erneut: "LAUF! Rette dich und unseren Sohn!" Lily warf James einen gequälten Blick zu, setze sich dennoch langsam in Bewegung, allerdings nicht ohne auch weiterhin das Geschehen zu beobachten.

"STU." begann ihr Mann, konnte jedoch seinen Fluch nicht zu Ende sprechen, weil ihn schon davor ein grüner Lichtstrahl, begleitet von einem grausam gesprochenen "Avada Kedavra", niederstreckte. "JAMES!" Lily rannte auf den Körper ihres Mannes zu, Harry eng an sich gepresst. Schluchzend streckte sie eine Hand aus, berührte damit sanft James` Wange, sah ein letztes Mal in seine toten Augen, küsste ihn zum Abschluss auf seine kalten Lippen, bevor sie sich erhob und umdrehte, einen eiskalten Ausdruck in den sonst so lebensfrohen, grünen Augen.

"Ach, das Schlammblut hat sich doch noch entschieden zu kämpfen? Nun, das muss nicht sein, weißt du. Gib mir das Kind!" Lily starrte ihn wortlos an, schüttelte demonstrativ ihren Kopf. "Du willst Harry?" Ihre Stimme klang rau, gebrochen. "Dann hol ihn dir doch! Kampflos gebe ich nicht auf! Und erst recht nicht ohne meine Liebe zu rächen!"

Voldemort machte einige Schritte auf sie zu. "Du musst nicht sterben. Es reicht, dass dein Mann tot ist, oder was meinst du? Willst du ihm unbedingt Gesellschaft leisten? Oder doch lieber leben? Dann GIB MIR DAS KIND! Komm schon, so sehr kannst du Potter nicht geliebt haben..." Wild und furchtlos sah Lily ihm entgegen.

"In guten wie in schlechten Zeiten, das hab ich James geschworen! Glaubst du, ich laufe weg? Überlasse mein Kind dir? Ich werde kämpfen und sollte ich dabei sterben, dann weiß ich wenigstens, dass ich nicht umsonst den Tod gefunden habe, sondern für Harry. Und ich werde den Tod willkommen heißen, ich habe keine Furcht vor ihm. Warum sollte ich? Er bringt mich zu meinem geliebten Mann."

Zu allem entschlossen kramte Lily ihren Zauberstab hervor, hob ihn hoch, zu allem bereit, aber nicht schnell genug. Leise krächzend bewegte sich das kleine Kind, als zum zweiten Mal in dieser Nacht ein hellgrüner Lichtblitz auf eine unschuldige Person niederraste und ihm nach dem Vater auch noch die Mutter nahm. "Dummes Mädchen! Doch getötet hätte ich dich sowieso." zischte Voldemort, warf einen verachtenden Blick auf die zwei Menschen, die er gerade getötet hatte und wandte sich dann dem letzten der Potters zu.

"Harry Potter... gestorben ohne richtig gelebt zu haben. Da wird es sein, was die Menschheit von dir in Erinnerung behalten wird." Hauchte der Dunkle Lord hingerissen, hob seinen Zauberstab, richtete ihn auf die Stelle zwischen den halb geöffneten Augen des kleinen Kindes und wisperte: "Sag dieser Welt `Auf Wiedersehen´ Harry Potter. Jetzt schicke ich dich zu deiner Schlammblutmutter und deinem muggelliebhabendem Vater! Avada Kedavra!"

Was dann geschah, kann man nicht beschreiben. Der sirrende grüne Lichtstrahl schoss auf das Kind zu, genau auf die Stelle, auf die der Zauberstab gedeutet hatte, doch dann prallte er ab, richtete sich gegen die Person, die den Fluch ausgesprochen hatte und mit einem lauten Schrei verschwand Lord Voldemorts sterbliche Hülle für eine Weile von dieser Welt.

In Godric`s Hollow war Chaos, Tod, Entsetzen und Schrecken eingekehrt. Die drei Todesflüche hatten nicht nur von drei Menschen ihren Tribut gefordert, sondern auch von dem Gebäude. Alles stand in Flammen, war zerstört, doch oben, im Schlafzimmer seiner Eltern, schlief ruhig und friedlich Harry Potter, ohne zu ahnen, was Grauenhaftes geschehen war.

Der Dunkle Lord war von der Erdoberfläche verschwunden, besiegt von einem kleinen Kind, das nur mit einer blitzartigen Narbe auf der Stirn überlebt hatte.

Harry Potter.

Der Junge, der lebte.

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"Remus?" Keine Antwort. Ach, zum Teufel mit diesem verfluchten, halsstarrigen Werwolf! Wenn er nicht mit seinem Freund reden wollte, selbst Schuld. Dann würde Sirius eben Peter besuchen gehen, der Einzige, der ihm zuhören würde. Schließlich war James mit Lily beschäftigt, Remus zog es vor zu schmollen, also blieb nur noch einer übrig. Peter.

Mürrisch zog sich der schwarzhaarige Mann einen dicken Wollschal an, vergrub seine Hände tief in den Hosentaschen und lief hinaus, verließ Remus` Wohnung und machte sich auf den Weg zu Peter. Nachdenklich hob er den Kopf, betrachtete den nachtschwarzen Himmel und überlegte gerade, wie er das mit Remus wohl wieder ins Reine bringen könnte, als ihn plötzlich eine seltsame Unruhe erfüllte.

Was war los? Was hatte ihn so erschreckt? Sirius konnte es nicht sagen, es war mehr ein unbestimmtes Gefühl als tatsächlich etwas "Richtiges", das ihm Kopfschmerzen bereitete. Irgendetwas hing in der Luft, verursachte ihm Magenschmerzen und veranlasste die feinen Härchen in seinem Nacken dazu, sich aufzurichten. Was beim Merlin ging hier vor?

Getrieben von Unsicherheit und dem unbändigen Verlangen danach, etwas zu erfahren, beeilte sich Sirius, rannte den ganzen Rest seines Weges zu Peters Wohnung und klingelte. Atemlos stand er vor einer verschlossenen Tür, wartete einige Momente, bevor er erneut auf die Klingel drückte. Nichts regte sich, alles war dunkel. Wo war Peter, wenn man ihn brauchte?

Aufgebracht ballte Sirius seine Hand zu einer Faust und trommelte gegen das Fenster im Erdgeschoss. "Peter! Peter, mach auf, verdammt! Es ist wichtig! Es geht um ..." An dieser Stelle des Satzes hielt er inne. Ja, worum ging es eigentlich? Sein Gefühl sagte ihm, dass etwas mit seinen Freunden nicht stimmte, sie in Gefahr waren, aber wer, den er kannte, konnte das sein?

Auf einmal schoss ein Gedanke durch seinen Kopf, so unwirklich, dass er ihn gleich wieder verwarf. So ein Unsinn, das konnte doch gar nicht sein. Peter war ihr Freund, Lilys und James` Geheimniswahrer, der perfekte Bluff. Oder etwa nicht? Zweifel beschlichen Sirius und veranlassten ihn dazu, sofort sein riesiges Motorrad herbeizuzaubern und damit nach Godric`s Hollow zu fahren.

~*~*~*

Entsetzt und fassungslos betrachtete Sirius Black die Trümmer und Aschehaufen vor ihm. "James und Lily... und Harry!" hauchte er geschockt. Waren sie etwa alle tot? Nein, das konnte doch gar nicht sein, so viel Unrecht an einem Platz... Unmöglich!

Wild schüttelte Sirius seinen Kopf in dem Versuch, einen klaren Gedanken zu fassen. Vielleicht lebten sie noch- wahrscheinlich nicht, aber genau das galt es herauszufinden. Vorsichtig stapfte er in das zerstörte Anwesen seiner Freunde, doch nicht ohne einen prüfenden Blick auf die umliegenden Muggelhäuser zu werfen, in denen noch alles ruhig schien.

Ein Bild des Grauens bot sich ihm, wie man es von außen nur hatte erahnen können. Überall Fetzen, von der Tapete, von Teppichen, Möbelstücken, Bildern, einfach von allem. Mit zusammengebissenen Zähnen bahnte sich Sirius seinen Weg in das obere Stockwerk, innerlich nicht vorbereitet auf das, was sich ihm gleich darbieten würde.

Ein gellender Schrei durchschnitt die nächtliche Ruhe, ein Schrei, wie ihn die Bewohner der Nachbarhäuser von Godric`s Hollow noch nie gehört hatten. Wild, wütend, traurig, von solch einer Vielzahl von überschwemmenden Gefühlen, das es einem beim Zuhören fast das Herz brach. Was mochte geschehen sein, dass ein Mensch so fühlte?

Denn im oberen Stockwerk hatte Sirius Black die Leichen zwei seiner besten Freunde gefunden und die Trauer raubte ihm beinahe den Atem. Mit tränenüberströmtem Gesicht saß er da, hielt die jeweils rechten Hände der beiden in seiner eigenen und ließ seinen Emotionen freien Lauf.

°Eines Tages werde ich euch rächen. Das schwöre ich euch, bei meinem Leben!° gelobte er grimmig, bevor er sich von den toten Körper trennte und auf Harry, seinen Patensohn, zuging, der mitten im Raum lag, einen blutigen, blitzförmigen Schnitt auf der Stirn, aber ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. "Harry!" raunte Sirius, fiel vor dem kleinen Kind auf die Knie und drückte es fest an sich.

Hätten Remus oder Narcissa ihn so gesehen, es hätte ihnen das Herz zerrissen, diesen starken Mann so leiden sehen zu müssen.

Einige Minuten lang saß Sirius einfach so da, das Kind seiner Freunde an seine Brust gedrückt und hemmungslos schluchzend. Erst danach schien es, als würde er seine Fassung wieder finden, als wäre er wieder in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.

Langsam erhob sich Sirius, Harry noch immer an sich gepresst und verließ, nach einem letzten Blick auf die Leichen, das fast vollständig zerstörte Haus. Was ihn unten erwartete, überraschte ihn.

"Hagrid! Was tust du hier?" Erstaunt sah der ehemalige Gryffindor Hogwarts Wildhüter an. "Befehl von Dumbledore. Ich soll Harry zu seinen Verwandten bringen. Armes Kerlchen. So ganz ohne Eltern aufzuwachsen is` kein Zuckerschlecken, sag ich dir. Sin` ihre Leichen noch oben?"

Sirius nickte. "Ja. Aber lass mir Harry. Ich bin doch sein Patenonkel." "Ne", erwiderte Hagrid, "Befehl is` Befehl. Und es is` besser, der Kleine wächst bei seinen richtigen Verwandten auf, ne?" Erneut nickte Sirius und übergab mit einem "Du hast Recht." Seinen Patensohn an den Halbriesen. "Du passt gut auf ihn auf, ja? Bring ihn heil zu Dumbledore. Und beeil dich, die Muggel werden bald nachschauen, was los ist."

Hagrid wurde leicht rot. "Äh, das is` so en Problem, ich kann doch nich apparieren..." Sirius dachte scharf nach. Er konnte sich jetzt nicht um Hagrid kümmern, sonst würde ihm Peter entwischen. "Nimm mein Motorrad!" schlug er kurzerhand vor. "Ich brauch es nicht mehr."

°Nein, das brauch ich tatsächlich nicht mehr! Nur noch meinen Zauberstab und Pettigrew, das genügt!°

Sirius verabschiedete sich schnell von Harry, rief Hagrid ein paar Grußworte hinzu und meinte leise: "Ich muss gehen. Auf mich wartet anderes." Und auf der Stelle war er verschwunden, hatte nur einen Zauberspruch gemurmelt und sich auf den Weg gemacht, seine Freunde zu rächen.

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"Wormtail! Bleib stehen, du dreckige Ratte! Oh ja, du hast deine Verwandlungsform gut gewählt, du warst der perfekte Spion, aber dennoch... dein mieses Spiel ist zu Ende!" spie Sirius Black wütend. Nach einer kleinen Hetzjagd, bei er auch einige Muggel etwas abbekommen hatten und ihnen mittlerweile bestimmt schon das Ministerium auf den Fersen war, hatte er es geschafft, seinen ehemaligen Freund in die Enge zu treiben.

"Gut gemacht, Padfoot, hast ja lange genug gebraucht!" spottete Peter, "ich dachte, du wärst intelligenter, ehrlich! So einfach hatte ich es mir gar nicht vorgestellt. Doch scheinbar habt ihr euch alle von der wunderbaren Illusion des kleinen, ängstlichen Peter Pettigrews täuschen lassen. Sogar du, und dabei hatte ich schon Befürchten, du würdest mich durchschauen, darauf bestehen, Geheimniswahrer zu bleiben und somit unseren Plan zunichte machen. Auch, wenn der Sturz des Dunklen Lords nicht beabsichtigt war, ist uns dennoch gelungen, was wir wollten. Mit Ausnahme von Tode Harrys. Und das werden wir nachholen, das versprech ich dir."

Blass vor Wut stand Sirius vor ihm, sein Zauberstab hoch erhoben und einige Flüche lagen ihm auf der Zunge, warteten nur darauf ausgesprochen zu werden. Doch zuvor brauchte er noch eine Antwort. "Wie hast du Drecksstück es geschafft, dass Remus mir misstraut?"

"Ach das", lachte Pettigrew, nicht länger ängstlich und zitternd, "das war einfach. Ein paar gefälschte Liebesbriefe von dir an Annick und umgekehrt. Einige Fotomontagen von euch beiden, vertieft in innige Küsse. Glaub mir, das hat gereicht um Remus` Misstrauen zu erwecken. Und der Brief von Narcissa mit der Warnung an dich, der hat sein Übriges getan. Für so dumm hätte ich ihn nicht gehalten, aber die Liebe geht oft seltsame Wege."

"Narcissas Brief!" entfuhr es Black. "Der war auch fingiert?" "Oh nein, keine Sorge, der war echt." Spöttisch lächelnd bemerkte Peter, wie Sirius bei dieser Vorstellung zusammengefahren war. "Sie war ehrlich besorgt um dich, hat einiges aufs Spiel gesetzt um dir diese Warnung zukommen zu lassen. Nein, das war echt."

Sirius setzte gerade zu einem Fluch an, als er die Menschen hörte, die ganz offensichtlich auf sie zukamen. Ein Blick nach hinten zeigte ihm, dass es stimmte. Eine ganze Menschenmenge rannte auf ihn und Pettigrew zu, vermutlich aufgewacht durch die Hetzjagd.

Er wollte es beenden, ein für alle mal, aber Peter war schneller. "James und Lily, Sirius! James und Lily, deine beiden Freunde! Wie konntest du das tun?" Pettigrew schrie laut und überzeugend genug, dass es auch die Muggel mitbekamen und Sirius konnte ihre anklagenden Blicke direkt in seinem Rücken spüren. Es war hoffnungslos. Wer würde ihm glauben?

Mit der Kraft der Verzweifelten wollte er sich auf Peter stürzen, doch sein alter Freund grinste ihm kurz zu, biss sich, zu Sirius` Entsetzen, einen Finger ab, verwandelte sich in seine Animagusform und verschwand, gemeinsam mit den anderen Ratten im Abwasser.

Gehetzt sah Sirius sich um. Keine Chance, die Muggel kamen immer näher, sie alle hatten gehört, was Peter ihm, Sirius, vorwarf. Doch ein Gedanke setzte sich in Blacks Gehirn fest. °Pergament, Feder und Tinte! Du musst noch schreiben!° Und auf der Suche danach stürmte er kopflos in ein Haus.

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So. Das wars. Nicht vergessen zu reviewen, falls ihr bis hierher gelesen habt! Glückwunsch!

Ich hoffe, ich hab in dem Kapitel keine Unstimmigkeiten an sich, ansonsten: Sorry, ist eben wahnsinnig lang.

All die Fragen, die jetzt noch offen sind, wie beispielsweise: Findet Sirius wonach er sucht? Und: Wem schreibt er? Aber auch: Was ist mit Lucius, Severus und Narcissa an dem Abend? Klären sich im nächsten Kapitel. Es heißt also: Abwarten.

Hoffe, es hat euch gefallen. Teilts mir mit!

Maia