Kapitel 7 – Noch mehr Training

Die Party ging noch ein paar Stunden und langsam verabschiedeten sich die ersten Gäste.

Als Harry Dumbledore verabschiedete, fragte er ihn: „Professor, ich habe mich in den Ferien mit Duellzaubern beschäftigt. Haben sie vielleicht jemanden frei, der mich sagen wir zwei Wochen trainieren könnte? Vielleicht einen Auror oder Professor Snape?"

Dumbledore sah ihn überrascht an: „Wieso Professor Snape? Ich dachte, er hätte dich nicht ordentlich ausgebildet?"

„Ja, seine Okklumentik-Lektionen wären effektiver gewesen, hätte er mir wenigstens die Theorie erklärt. Aber erstens besteht eine Art Hass zwischen uns, die etwas Härte in die Duelle bringen würde. Remus könnte aufpassen, dass nichts ernsthaftes geschieht. Zweitens war Snape ein Todesser. Was ist besser, als vom Gegner direkt zu lernen?" sagte Harry todernst.

„Du überrascht mich, Harry. Ich werde Professor Snape in der zweiten Woche schicken. Nächste Woche ist er ... beschäftigt. Ich rede mal mit Kingsley Shacklebolt. Der trainiert auch die Auroren. Ich schicke außerdem Professor McGonagall übermorgen vorbei. Gute Nacht, Harry." sagte er zwinkernd.

Gegen Mitternacht hatten auch die anderen Gäste das Haus verlassen und Remus war mit Harry allein.

„Danke für die Party, Remus. Wann ist eigentlich wieder Vollmond?"

„Keine Ursache. Die Party  war längst überfällig. Vollmond ist am 26. August. Jedenfalls die heiße Phase. Warum?"

„Ach nur so."

„Was du heute geleistet hast, war einzigartig, Harry. Deine Eltern wären stolz auf dich und Sirius natürlich auch. Ehrlich gesagt, mich würde selbst interessieren, wie du das geschafft hast." sagte Remus nachdenklich.

Harry holte Remus noch ein Butterbier und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch.

„Weißt du von der Prophezeiung?" fragte er Remus.

Remus nickte.

„Die ganze?" hakte Harry nach.

Remus sah ihn überrascht an, „Nein, nur den Teil, der auch Voldemort bekannt ist."

„Weißt du, ich kenne die ganze Prophezeiung. Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass Voldemort mich tötet, oder ich ihn. Ich habe lange darüber nachgedacht, was ich tun soll. Ehrlich gesagt, kam mir in den Sinn, mich einfach in die Muggelwelt zurückzuziehen und das alles hinter mir zu lassen. Ich meine, warum ich?"

Remus nickte nachdenklich.

„Aber dann habe ich mir ausgemalt, was es für alle meine Freunde bedeuten würde. Eine Schreckensherrschaft Voldemorts. Niemand wäre mehr sicher und Hermine wäre eine der ersten, die in Gefahr wäre."

„Sie bedeutet dir viel, nicht wahr?"

„Ja, sie ist meine beste Freundin." sagte Harry ernst.

Remus lächelte verschmitzt.

„Ich habe auch überlegt, was aus den Mitgliedern des Ordens werden würde. Ihr habt viel für mich getan und riskiert. Jedenfalls habe ich eine Entscheidung getroffen. Wenn es so ist, dass ich durch Voldemort sterben soll, dann nehme ich ihn mit mir. Ich werde kämpfen. Das war mein Entschluss. Als das feststand, habe ich begonnen, ernsthaft zu studieren. Ich habe alles über Okklumentik und Leglimens gelesen, was in Sirius' Bibliothek war und geübt. Dann habe ich viel über stablose Magie und Duellzauber gelesen und auch das geübt, soweit ich konnte. Dann habe ich überlegt, es wäre sinnvoll, wenn ich apparieren könnte und noch ein paar andere Dinge. Ich habe meine körperliche Fitness verbessert."

„Das alles hast du in nur einem Monat gelernt?" fragte Remus überrascht.

„Nun, ich kann noch nicht apparieren. Ich hatte gehofft, du würdest mir dabei helfen."

„Apparieren ist eine komplexe Angelegenheit, bei der viel schief gehen kann. Wie soll ich dir helfen?"

„Ich weiß das. Ich möchte nur, dass du in der Nähe bist, wenn ich es übe, falls ich mich zersplintere. Ich habe alles an Theorie gelernt, was ich konnte. Fehlt nur noch die Praxis."

„Gut ich helfe dir. Wann willst du anfangen?"

„Lass mal überlegen, übermorgen kommt McGonagall"

„Was will denn Minerva hier?"

„Ach, Dumbledore meinte, ich könnte etwas Hilfe bei meinen Transfigurations-Lektionen benötigen. Dann hoffe ich, Dumbledore schickt mir jemanden, mit dem ich mich duellieren kann. Ich brauche Praxis-Training. Übernächste Woche kommt Snape wahrscheinlich und eine Woche vor Schulbeginn treffe ich mich mit Hermine in der Winkelgasse. Ich hoffe, sie kommt dann mit hierher für den Rest der Zeit. Also bleibt morgen, würde ich sagen."

„Sehr engagiert. Du kannst trotzdem nicht an einem Tag lernen, wie man appariert." stellte Remus fest.

„Ich habe doch gesagt, ich kenne die ganze Theorie dahinter. Außerdem habe ich an den anderen Tagen auch noch etwas Zeit, denke ich. Aber ich würde morgen gern anfangen."

„Also gut. Ich passe auf. Ich würde sagen, da du schon so intensive Pläne für morgen hast, gehen wir jetzt ins Bett. Gute Nacht Harry."

„Nacht, Remus."

Sie begaben sich in ihre Zimmer und Harry fiel sofort in einen ruhigen albtraumlosen Schlaf.

Harry erwachte gegen sechs Uhr morgens. Er machte sich etwas frisch, zog sich seinen Trainingsanzug an und ging in seinen neuen Fitnessraum. Dumbledore und Remus hatten ihn gebeten, das Haus nicht ohne Begleitung zu verlassen und er wollte sie nicht enttäuschen. Er hatte aber, Gott sei dank, ein Laufband, auf dem er sein tägliches Laufpensum absolvieren konnte. Anschließend folgte sein täglicher Workout. Gegen acht war er dann frisch geduscht mit Remus am Frühstückstisch.

„Du bist früh auf, Harry."

„Jep, habe schon ein wenig trainiert."

„Wie lange?"

„Ab sechs Uhr, Jogging und Hanteln. Zum Schluss etwas Kickboxen."

„Ich bin beeindruckt."

Sie frühstückten, dann ging Remus mit ihm in die Empfangshalle. Dort hatten sie genug Raum zur Verfügung für das Apparationstraining.

Remus zeichnete zwei Kreise auf den Boden in etwa zehn Meter Entfernung.

„So, hier sind wenig Hindernisse, die dich stören könnten. Stell dich in den einen Kreis. Dann konzentrierst du dich und stellst dir den zweiten Kreis bildlich vor. Versuche genau in den Kreis zu apparieren." forderte Remus ihn auf.

„Gut, mach ich."

Harry stellte sich in den Kreis und leerte seinen Geist. Darin hatte er inzwischen wirklich viel Übung, seine Okklumentik wirkte sich hier positiv aus. Dann stellte er sich den Kreis bildlich vor und dazu die Umgebung um den Kreis. Er nahm seinen Zauberstab und murmelte den Zauberspruch. Er fühlte ein kurzes Ziehen, dann öffnete er die Augen. Er stand genau im Zentrum des zweiten Kreises. Er sah Remus an und sah in geweitete Augen.

Er runzelte die Stirn und sah an sich hinunter, aber es schien noch alles dran zu sein, es war auch nichts im ersten Kreis zurückgeblieben.

„Was ist, Remus?" fragte er irritiert.

„Erstens, du hast es auf Anhieb geschafft. Zweitens, normalerweise hört man beim Apparieren ein ‚Plopp'. Bei dir gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Ich weiß zwar nicht was das bedeutet, aber es erscheint, als würdest du mit viel Energie apparieren."

Harry zuckte mit den Schultern.

„Ich gehe jetzt mal nach ganz oben und appariere hier runter. Mal sehen, ob es wieder klappt."

Remus nickte bestätigend.

Eine Minute später tippte Harry Remus von hinten auf die Schulter. Er zuckte vor Schreck zusammen.

„Was... du hast den Kreis verfehlt , aber du bist völlig geräuschlos appariert. Wie hast du das gemacht?"

„Ich habe mich darauf konzentriert, das Geräusch zu dämpfen.", dann grinste Harry diabolisch, „Und ich habe den Kreis nicht verfehlt, ich wollte dich einfach nur erschrecken."

„Typisch. Du kommst nach deinem Vater, Harry. Du wärst ein prima Rumtreiber geworden."

„Ich versuch jetzt mal zum Ligusterweg zu apparieren, Remus. Wenn ich in zehn Minuten nicht wieder da bin, solltest du die Kavallerie informieren."

„Ist das nicht ein wenig früh?"

„Irgendwann muss ich es probieren, über weite Strecken zu apparieren. Kurzstrecken klappen, also warum nicht?"

Remus schüttelte geschlagen seinen Kopf, „Zehn Minuten."

„Gut." und er war verschwunden.

„Er hat nicht mal einen Zauberspruch gesagt, geschweige denn sich konzentriert. Ich verlier noch den Verstand." murmelte Remus.

„Ich hoffe doch nicht." lachte Harry, der schon wieder da war, „Schöne Grüße von Dud. Er freut sich, dass mir dein Geburtstagsgeschenk gefallen hat."

„HARRY! Wenn du mich noch einmal erschreckst, dann..."

„Dann?" lachte Harry.

„Ach ich weiß auch nicht. Was nun?"

„Was hast du vor?"

„Ich muss Nachmittag zu einem Treffen des Ordens. Bis dahin habe ich noch Zeit."

„Gut, wie wäre es mit etwas Sparring?" fragte Harry.

Gesagt, getan. Sie gingen in den Fitnessraum und boxten miteinander. Remus achtete sorgfältig darauf, dass er seine Werwolfkräfte vorsichtig dosierte. Außerdem zeigte er Harry ein paar neue Kicks und merkte an, dass er Tai Chi gelernte, um sein Temperament unter Kontrolle zu bringen.

Nachmittag war Harry auf sich gestellt und er nutzte die Zeit, um sein Animagustraining fortzusetzen. Er hatte schon erfolgreich alle Körperteile transformiert, den Kopf, die Pfoten, die Flügel und den Schwanz. Nur die komplette Transformation hatte er noch nicht gewagt. Das wollte er für McGonagall aufheben. So transformierte er nacheinander alle Körperteile, so schnell wie möglich. Er schaffte es inzwischen reibungslos und die Schmerzen waren erträglich.

Abend beschäftigte er sich mit ein paar Büchern über Duellzauber. Er stolperte über einen interessanten Beschwörungszauber, mit dem man Metallkugeln beschwören konnte.

Zunächst beschwor er eine Kugel mit etwa neun Zentimeter Durchmesser. Sie sah aus, wie eine Kanonenkugel, na ja, dafür war der Zauber eigentlich auch gedacht. Die Zauberer hatten diesen Zauber im Mittelalter entwickelt, als einmal die Munition für Kanonen knapp wurde.

Dann versuchte er die Kugel zu levitieren und es klappte. Er übte weiter, bis er die Kugel zu einem Geschoss machte. Als der Einschlag ein Bücherregal zerstörte, tauchte Dobby auf.

„Harry Potter, was ist passiert?"

„Nichts, Dobby." lachte Harry, „Ich habe nur etwas probiert. Ich repariere das Regal gleich wieder."

Dobby verschwand wieder.

Harry verwandelte ein Regal in Sandsäcke, damit er weiter üben konnte. Er versuchte nun, die Levitation und die Beschwörung der Eisenkugel in einen Spruch zu kombinieren. Nach zwei Stunden hatte er es geschafft. Als nächstes probierte er, mehrere Kugeln hintereinander ‚abzuschießen'. Nach einer Weile klappte auch das und fünf Kugeln schlugen mit hoher Geschwindigkeit und einem dumpfen Aufschlag in die Sandsäcke ein. Danach war nicht mehr viel davon übrig.

Harry hörte plötzlich ein Klatschen und fuhr blitzschnell mit gezogenem Zauberspruch herum. Es war Remus.

„Praktischer Zauber, Harry. Ich bin beeindruckt. Damit könntest du viel Verwirrung im Kampf stiften."

„Ja, vermutlich etwas mehr, als nur Verwirrung."

„Ich kenne diesen Zauber nicht."

„Ich habe einen Zauber zum Beschwören von Kanonenkugeln entdeckt. Den habe ich mit Levitation kombiniert."

„Das Talent für das Verstehen und variieren von Zaubersprüchen hast du sicher von Lily geerbt."

Harry nickte ernst und seine Augen blickten unendlich traurig, aber nur für einen kurzen Moment, dann hatte er sich wieder im Griff und eiserne Entschlossenheit brachte seine Augen zum Glühen. Er wusste so wenig über seine Eltern.

„Lass uns Abendessen gehen." sagte er und rief Dobby, damit er den Tisch vorbereitete.

Sie unterhielten sich noch lange über Duelltaktiken, bevor sie sich zur Ruhe legten.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück erschien McGonagall.

„Hallo Professor." begrüßte er sie.

„Hallo Mr. Potter, Remus."

"Bitte, nennen sie mich Harry. Mister macht mich so alt." sagte er lächelnd und auch die Mundwinkel von McGonagall zogen sich zu einem leichten Lächeln nach oben.

„Also Harry, Albus meinte, ich solle dir bei Transfiguration unter die Arme greifen?"

Harry sah bedeutsam auf Remus und antwortete dann, „Ja, Professor. Lassen sie uns in die Bibliothek gehen."

Sie gingen hinauf in die geräumige Bibliothek und Harry schloss die Doppeltür, schob mit einem Zauberspruch die Arbeitstische beiseite und versah den Raum mit einem Schallschutzzauber. McGonagall sah ihn überrascht an.

„Worum geht es eigentlich, Harry?"

„Sie meinen, Professor Dumbledore hat es ihnen nicht erzählt?"

„Nein."

„Ich habe ein Animagustraining angefangen." sagte Harry locker, als wäre es das normalste auf der Welt.

McGonagall sog überraschend die Luft ein, „Seit wann?"

„Seit Ferienbeginn."

„Ach so. Dann lass mal sehen."
"Wissen sie, ich habe bereits alle Körperteile transformiert, nur die komplette Transformation habe ich noch nicht versucht. Das wollte ich heute machen."

Sie sah ihn überrascht an und unfähig ein Wort zu sagen nickte sie nur.

Harry bedeutete ihr, an die Wand zu treten, damit er genug Platz hatte, denn seine Animagusform war nicht gerade die kleinste.

Dann stellte er sich in das Zentrum des Raumes und schloss die Augen. Er rief sich das Bild des Greifen ins Gedächtnis und studierte jedes Detail, die Form hatte er schon absolut verinnerlicht. Dann befahl er seinem Körper, sich von einem Menschen in den beeindruckenden königlichen Greifen zu verwandeln. Er spürte, wie sich seine Hände vergrößerten und in Pfoten verwandelten, wie sich seine Fingernägel in scharfe Krallen verwandelten. Er spürte, wie sich sein Rückgrat verlängerte und letztendlich einen Schwanz formte und sich sein gesamter Körper nach vorn bog. Dann fühlte er, wie sich seine Schulterknochen- und muskeln verformten und die großen goldenen Flügel bildeten. Er merkte, wie sich sein Sehvermögen änderte und er jetzt alles viel schärfer sah und einige farbige Muster erkennen konnte, von denen er durch seine Studien wusste, dass sie Magie zeigten. Als magisches Wesen konnte er Magie und Zaubersprüche ‚sehen'. Dann wusste er, die Transformation war vollbracht. Er drehte sich so, dass er McGonagall sehen konnte und sah in ein blasses Gesicht. Sie stammelte: „Ein Löwe!".

Doch Harry ließ ein tiefes Grollen ertönen und breitete seine Flügel aus. Ihre Augen weiteten sich entsetzt. „Ein königlicher Greif! Mr. Potter, sie ... sie haben sich in ein magisches Wesen verwandelt, eines der mächtigsten überhaupt. Bitte, verwandeln sie sich wieder zurück."

Harry tat, wie ihm geheißen. Die Rückverwandlung war eine Sache, von Sekunden.

Harry stöhnte vor Schmerzen und Erschöpfung.

„Wie haben sie das nur in so kurzer Zeit geschafft?" stöhnte McGonagall.

„Eine Frage der Notwendigkeit, nehme ich an." seufzte Harry.

„Mach dir keine Sorgen, die Schmerzen lassen mit zunehmender Übung nach, aber großer Merlin, ein magisches Tier? Weißt du eigentlich, wie selten es Animagi gibt, die sich in magische Tiere verwandeln können, noch dazu in so mächtige? Ich glaube, ich muss mich erst mal setzen."

Harry beschwor mit einem kurzen Schwung seines Zauberstabs einen Bequemen Sessel direkt hinter ihr. Sie sah ihn erst entsetzt an, dann schüttelte sie den Kopf, „Ich sehe schon, du hast endlich den Dreh für Transfiguration raus. Ich glaube ich sollte es aufgeben, mich über deine Fortschritte zu wundern, Harry." Sie setzte sich. „Warum sollte ich eigentlich überhaupt herkommen? So weit ich sehe, beherrscht du die Transformation fehlerlos."

„Ich habe, wie gesagt, noch nie die ganze Transformation durchgeführt. Ich wollte, dass jemand dabei ist, für den Fall, dass etwas schief geht. Ich wollte Remus nicht dabei haben, denn es war als Überraschung für ihn gedacht. Ich habe vor, ihm während des Vollmonds Gesellschaft zu leisten."

„Ah, sehr nobel, aber wir sind von dir auch nichts anderes gewohnt." sagte McGonagall mit einem stolzen Lächeln. „Ich schlage vor, du übst die Transformation mehrmals täglich, damit die Schmerzen verschwinden und du die Form länger halten kannst. Wenn du es schaffst, eine Nacht in der Greifenform durchzuschlafen, dann sehe ich nichts, was dagegen spricht. Weitere Besuche meinerseits sind wohl nicht nötig. Hast du etwas dagegen, dass ich Professor Dumbledore über deinen Erfolg unterrichte?"

Harry überlegte kurz, dann grinste er schelmisch, „Nein, doch ich möchte sie bitten, meine Form noch nicht zu offenbaren und auch nicht, dass es ein magisches Tier ist. Professor Dumbledore hat sicher nichts gegen eine kleine Überraschung einzuwenden."

McGonagall lächelte ebenfalls und meinte: „Akzeptiert. Bitte versprich mir, dass du dich nicht zu Remus begibst, wenn du deine Form nicht eine Nacht durchhalten kannst."

„Versprochen Professor." antwortete er ehrlich.

„Dann mache ich mich wieder auf den Weg. Einen schönen Sommer noch, Harry."

„Ebenfalls Professor."

Harry geleitete McGonagall zum Kamin wo sie Remus mit fragendem Blick erwartete.

„Ist die Lektion schon vorbei? Es ist doch gerade mal eine halbe Stunde vergangen."

„Sagen wir mal so, Remus. Sie war nicht nötig. Harry hat seine Hausaufgaben gemacht. Du kannst dich glücklich schätzen, einen so treuen Freund wie Harry zu haben, Remus. Und nun, auf Wiedersehen."

Sie reiste über das Flohnetzwerk zurück nach Hogwarts.

„Was hat sie damit gemeint, Harry?"

Harry zuckte mit den Schultern und tat so, als hätte er keine Ahnung.

Den Rest des Tages verbrachte Harry mit dem Studium von Duelltaktiken. Mehrmals zog er sich in die Bibliothek zurück, um sich in seine Animagusform zu verwandeln. Mit jedem mal gelang es ihm leichter. Abend schrieb er einen Brief an Hermine und dankte ihr für das Geschenk. Er erkundigte sich, wie es ihr ging und fragte zu ihrem jetzigen Verhältnis mit Ron nach. Er hoffte, seine Frage würde sich nicht negativ auf die Freundschaft auswirken, die die drei teilten.

Er fiel erschöpft in einen traumlosen Schlaf.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück flog mit einem Krachen die Haustür aus den Angeln und Kingsley Shacklebolt stürmte herein und warf mit Flüchen um sich. Beim ersten Geräusch war Harry jedoch schon aus seinem Stuhl in Deckung gehechtet, hatte den Zauberstab gezogen und den Desilliusonierungsspruch auf sich angewandt. Er atmete flach und leise, um sich nicht durch Geräusche zu verraten.

Remus schien über Harrys Reflexe überrascht, jedoch nicht über Shacklebolts Auftauchen. Er blieb ruhig in seinem Stuhl sitzen während der Auror langsam durch das Zimmer schlich, den Zauberstab bereit. Als eine Fliege am gegenüberliegendem Ende des Raumes summend los flog, zuckte der Auror herum und rief ‚Finite Incatatem' doch der Zauber prallte wirkungslos gegen die Wand. Den Moment nutzte Harry und entwaffnete den Auror mit einem ‚Expilliarmus', der Shacklebolt quer durch den Raum schleuderte. Sein Zauberstab lag weit außerhalb seiner Reichweite.

„Nicht schlecht, Potter." Dann zog er blitzschnell einen Reserve-Zauberstab aus seinem Ärmel und rief ‚Stupor!'.

Harrys blitzschnelle Reflexe, die er sich als Sucher im Quidditch antrainiert hatte, retteten ihn und er sprang behände aus dem Weg des Zauberspruchs. Noch während des Fluges rief Harry eine schnelle Folge von Zaubersprüchen: ‚Expilliarmus!', Stupor!', ‚Petrificus Totalus!', ‚Accio Zauberstäbe'. Shacklebolt rollte sich aus dem Weg des ersten Zauberspruchs, wurde jedoch von dem Rest erbarmungslos festgenagelt. Als Harry auf dem Boden landete, hatte er vier Zauberstäbe von Shacklebolt in der Hand und dieser lag bewusstlos und bewegungsunfähig auf dem Boden. Remus sah ihn mit geweiteten Augen an.

„Wow, nicht mal die Hit-Wizards, die ich kenne, haben solche Reflexe und schleudern die Zaubersprüche in so schneller Folge von sich wie du."

Harry ging zu Shacklebolt und erweckte ihn.

„Anfängerglück, Potter. Deine Zaubersprüche sind mächtig, stärker, als alles, was ich bisher gesehen habe. Dennoch, du hast gezögert, nach deinem Entwaffnungszauber und du musst immer damit rechnen, dass Zauberer mehr als nur einen Zauberstab haben. Ich möchte bis morgen früh eine Analyse des gesamten Duells und eine Einschätzung, was du hättest besser machen können. Auf wiedersehen, morgen um neun."

So vergingen die zwei Wochen getreu nach Harrys Stundenplan und er lieferte sich täglich Duelle mit Shaklebolt und später mit Snape. Harry hatte die Situation richtig eingeschätzt, dass Snape wesentlich unfairer kämpfte, als Shacklebolt. Jeder Tag brachte eine neue Herausforderung und wurde schwerer zu meistern. Harry schaffte es erst am letzten Tag seines Trainings, Snape endlich zu besiegen. Der Ex-Todesser hatte immer noch einen letzten fiesen Trick im Ärmel gehabt, doch diesmal hatte Harry den Gegner nicht unterschätzt.

Was keiner seiner Ausbilder wusste, war, dass Harry nur einen Bruchteil seines Wissens einsetzte. Er benutzte nur Zaubersprüche, die er vor diesem Sommer gekannt hatte. Remus wusste das sehr wohl und fragte ihm nach dem Grund.

Harry antwortete ihm, dass er diese, nicht sehr fairen Zauber, für einen echten Kampf aufhob und dass diese Zauber seine Gegner sehr sicher verletzten würden und da er mit Snape und Shacklebolt auf einer Seite stand, wollte er das vermeiden. Remus sah ihn mit neuem Respekt in den Augen an.