Kapitel 11 – Rückkehr nach Hogwarts

Viel zu schnell schon stand der letzte Ferientag vor der Tür. Ron, Luna und Ginny reisten über das Flohnetzwerk zum Fuchsbau. Hermine und Harry hatten schon am Abend davor ihre Sachen gepackt.

„Hermine, hast du Lust, noch mal schnell bei Dudley reinzuschauen und von dort aus zum Bahnhof zu apparieren?" fragte Harry.

Sie lächelte ihm zu, „Gern doch. Aber ich war noch nie bei dir und weiß nicht, wohin ich apparieren soll."

„Ich kann dich mitnehmen." meinte er.

Sie sah ihn überrascht an, „Bist du dir sicher?"

Er nickte und meinte: „Vertrau mir und entspann dich einfach."

Er umarmte sie, dass sie dicht beisammen standen und apparierte sie beide in sein Zimmer.

„Du weißt schon, dass in den Büchern steht, dass man niemanden mitnehmen kann?"

„Das fällt dir aber früh ein." zog er sie auf, „Aber vielleicht hat es nur noch niemand probiert."

Er führte sie herunter, wo Petunia fast einen Schock bekam.

„Po... ähh, Harry. Wo kommst du denn her?"

„Tante Petunia, das ist Hermine, meine Freundin. Und bevor du fragst, ihre Eltern sind Zahnärzte, aber ja, sie ist eine von ‚meiner Art'" sagte er bestimmt, aber sehr höflich.

Petunia rang sichtlich um Fassung, doch dann fing sie sich: „Freut mich sie kennen zu lernen, Miss Granger."

Plötzlich polterten Schritte aus dem Keller hinauf: „Mum, ich dachte ich hätte Harry gehört. Ah, hab ich's doch gewusst. Hi, Harry. Ich sehe, du hast dein Training fortgeführt." Und mit einem anerkennenden Blick auf Hermine, „Und es hat sich scheinbar ausgezahlt."

„Dud, das ist Hermine. Hermine, mein Cousin Dudley. Er hat mir beim Training geholfen. Wir wollten bloß mal rein schauen, um uns zu verabschieden."

„Cool. Find ich klasse von Euch. Habt ihr euch heut erst getroffen?"

„Nein, ich bin schon seit ich in Hogwarts bin mit Hermine befreundet. Gefunkt hat es allerdings erst letzte Woche zwischen uns. Seitdem hat sie mit bei mir gewohnt." sagte Harry nonchalant. Petunia wurde blass.

„Ihr habt in einem Haus geschlafen, ohne Erwachsene?" stammelte sie.

Hermine wurde rot.

„Also ein guter Freund war da. Er ist zwar ein Werwolf, aber er ist erwachsen, nicht dass wir Kinder wären. Und ja, wir haben in einem Haus geschlafen, genauer gesagt in einem Zimmer." sagte Harry diabolisch grinsend.

Petunia tat, als würde sie ohnmächtig werden, setzte sich aber nur stöhnend.

„Diese Jugend."

Dudley grinste nur doof. Harry schüttelte unmerklich den Kopf und zwinkerte ihm zu.

„War schön euch zu sehen, aber wir müssen jetzt los. Wir starten wieder von oben. Machts gut."

„Tschüss Harry und Hermine," meinte Dudley, „schreibt mal von Zeit zu Zeit."

„Machen wir."

Sie gingen wieder nach oben. Dort holte Harry seinen Unsichtbarkeitsumhang hervor und warf ihn über sich und Hermine.

„Lass mich apparieren, ich bin leiser." meinte er.

Sie gab ihm einen Kuss und nickte bestätigend. Eine Sekunde später waren sie auf dem Bahnsteig neundreiviertel. Ungesehen kamen sie unter dem Vorhang hervor. Harry vergrößerte ihre Truhen wieder und brachte sie in ein leeres Abteil.

Hermine küsste ihn noch mal bevor sie sich zum Vertrauensschüler-Abteil begab.

Harry wartete in dem Abteil, bis sich der Zug endlich in Bewegung setzte. Kurz darauf ging die Abteiltür auf und Ginny trat ein, gefolgt von Luna  und Dean.

„Hi Harry. Können wir uns zu dir setzen?"

„Klar, kommt rein. Wie war dein Sommer Dean?"

Dean setzte sich neben Ginny und erzählte von seinem Urlaub.

Plötzlich ging die Abteiltür auf und Malfoy stand in der Tür, flankiert von Crabbe und Goyle.

„Du wirst dafür bezahlen, Potter, dass du meinen Vater ins Gefängnis gebracht hast."

Harry hatte augenblicklich seinen Zauberstab in der Hand.

„Hi, Malfoy. Hast du diesen Sommer das dunkle Mal erhalten? Wie ist es, vor einem Halbblut zu knien und ihm die Füße zu küssen."

Malfoy sah ihn mit geweiteten Augen an, dann funkelten seine Augen vor Wut. Er hob seinen Zauberstab, doch Harry war schneller. Ein Seil schoss aus seinem Zauberstab und wickelte sich um Malfoys Füße. Das Ende hatte Harry in der Hand.

Malfoy schaute verwirrt nach unten, dann lachte er gehässig und lästerte: „Soll mich das aufhalten, Potter?"

„Du bist ein Idiot, Malfoy." Harry zog mit einem kurzen Ruck am Seil und Malfoy flog um sich schlagend nach hinten. Ginny und Dean lachten, selbst Crabbe und Goyle schienen Mühe zu haben, sich ein Lachen zu verkneifen. Sie halfen Draco auf die Beine und führten ihn durch den Gang.

„Dafür wirst du bezahlen, Potter!" schrie er.

„Ich setz es auf die Liste." meinte Harry trocken und wollte gerade die Tür schließen, als Ron und Hermine eintraten.

„Was ist denn mit Malfoy los?" fragte Ron.

„Oh, er hatte Probleme, sich auf den Füßen zu halten." antwortete Harry grinsend und Ginny fing wieder an zu kichern.

Dean erzählte ihm die Story und auch Ron lachte. Hermine meinte, nachdem sie sich neben Harry gesetzt hatte: „Du hast dich zurück gehalten. Warum?"

„Er ist den Ärger nicht wert. Außerdem ist es gut, nicht alle seine Karten zu zeigen. So unterschätzt er mich hoffentlich."

Sie nickte zustimmend und gab ihm einen verlangenden Blick, den außer Ginny niemand bemerkte.

Der Rest der Reise verlief ereignislos und sie kauften vom Wagen die üblichen Süßigkeiten.

Hermine berichtete, dass es nichts neues vom Treffen der Vertrauensschüler gab.

Sie zogen sich um, bevor sie Hogwarts erreichten.

Als sie aus dem Zug traten, wurden sie von Hagrids vertrauter Stimme begrüßt: „Erstklässler hier rüber!" Er winkte ihnen zu und Harrys Stimmung stieg etwas an. Er fühlte sich wieder zu Hause.

Sie begaben sich in die Große Halle und nahmen am Gryffindortisch Platz.

Lavender und Parvati warfen Harry bewundernde Blicke zu und Parvati flüsterte: „Wow, schau dir mal Harry an."

Lavender schaute verträumt zu ihm herüber und flüsterte zurück: „Ja, der Sommer hat ihm gut getan... und seine Augen... ohne seine Brille... einfach traumhaft." Sie seufzte.

Parvati bekam auch einen leicht glasigen Blick und auch sie seufzte: „Und seine Haare... er sieht so cool aus."

Auch andere Mädchen aus anderen Häusern und Jahrgängen warfen ihm verträumte oder eindeutig verführerische Blicke zu.

Hermine sah das alles und ihr wurde das Herz schwer. Was hatte sie Harry zu bieten, was nicht viele andere Mädchen auch hatten und noch mehr? Sie fand sich weder besonders schön, noch besonders sexy und was die Jungs, namentlich Ron und Harry von ihrer Intelligenz und Besserwisserei hielten, wusste sie nur zu gut.

Als alle Schüle Platz genommen hatten, öffnete sich die große Tür und Professor McGonagall trat ein, gefolgt von den Erstklässlern und sie hielt in ihren Händen den dreibeinigen Hocker und auf diesem lag der sprechende Hut.

Dumbledore begrüßte die alten und neuen Schüler und das Sortieren der Erstklässler in die einzelnen Häuser begann.

„Ich frag mich, wer der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste ist. Hoffentlich nicht wieder so ein Idiot wie Lockheart." murmelte Ron.

„Ron, achte auf deinen Ausdruck!" schalt ihn Hermine und Harry musste grinsen.

„Schlimmer als Lockheart oder Umbridge kann es wohl nicht werden, oder?" meinte er.

Nach dem Sortieren bat Dumbledore um Ruhe.

„Es gibt einiges zu sagen zu diesem neuen Schuljahr. Zunächst bedaure ich, dass so wenige Schüler für das erste Schuljahr zu uns gekommen sind, was jedoch hinsichtlich der schwierigen Lage, in der wir uns befinden, nicht verwunderlich ist. Das Ministerium hat nun endlich eingestanden, dass Voldemort zurückgekehrt ist." Ein Raunen ging durch die Menge, da sich die meisten Zauberer vor diesem Namen fürchteten, „Angesichts dieser Tatsache, ist es um so wichtiger, dass alle zusammen halten. Die Inquisitorische Gruppe ist hiermit aufgelöst. Ich weise darauf hin, dass alle Schüler bestraft werden, sollten sie sich noch einmal so niederträchtig gegen ihre Mitschüler verhalten. Die Schule Hogwarts wurde nach den Ereignissen im letzten Jahr für unabhängig vom Ministerium erklärt. Sie untersteht nun der alleinigen Entscheidung der Schulräte. Ich weise darauf hin, dass einige dieser Schulräte als Todesser entlarvt wurden und aus dem Schulrat entfernt wurden. Alle Sanktionen, die Mrs. Umbridge verhängt hat, wurden aufgehoben. Ich möchte euch euren neuen Lehrer für die Verteidigung gegen die dunklen Künste vorstellen, Mr. Moody."

Die Große Tür ging auf und ‚Mad Eye' Moody trat mit seinem Holzbein ein.

Einige der Gryffindors klatschten anerkennend. Der Rest sah Mad Eye mit gemischten Gefühlen entgegen.

„Und nun genug der langen Reden," fuhr Dumbledore fort, nachdem sich Moody gesetzt hatte, „Haut rein!"

Nach dem Festmahl führten Hermine und Ron die Erstklässler zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum und nannten ihnen das neue Passwort: „Feuerdrache".

Auf dem Weg dorthin, lief Parvati Harry voll in den Weg und als er sie versehentlich anrempelte, ‚fiel' sie hin.

Er half ihr auf und murmelte: „Sorry, Parvati. Ich hab dich nicht gesehen."

Sie bedachte ihn mit einem bezaubernden Lächeln und meinte: „Halb so wild, Harry. Aber du kannst es gern wieder gut machen."

Hermine beobachtete das misstrauisch, sie hatte genau gesehen, dass es Parvatis Schuld war und nicht Harrys, aber in seiner Gutmütigkeit erkannte er das nicht.

„Und was schwebt dir da vor?"

„Du könntest mich zum Halloween-Ball einladen."

Ein feuriger Schmerz durchfuhr Hermine. Wenn sie ihre Beziehung offiziell gemacht hätten, würde Harry dem natürlich nicht zustimmen, doch da sie ihre Beziehung geheim halten wollten...

Harry sah Parvati überrascht an und wie zufällig streifte sein Blick Hermine und als er den verzweifelten Ausdruck in ihren Augen bemerkte, wurde ihm gleichzeitig heiß und kalt.

Er wandte sich wieder Parvati zu, niemand hatte den kurzen Blickkontakt bemerkt.

„Ich halte das für keine gute Idee, Parvati. Ich weiß, dass ich während des Balles zumTrimagischen Turnier kein guter Partner war und ich fürchte, meine Gedanken wären wieder nicht bei dir. Es tut mir wirklich leid, aber ich würde mich selbst hassen, dir das anzutun. Du hast etwas besseres verdient, Parvati." sagte Harry ernst.

„Aber ich geb dir gern noch eine Chance, Harry." versuchte sie es verzweifelt.

„Parvati, es hat nicht geklappt und es wird auch nicht wieder klappen. Meine Gedanken und Gefühle sind einfach bei einer anderen Frau. Tut mir leid."

Sie sah ihn enttäuscht an und sagte bitter: „Du träumst immer noch Cho hinterher, nicht wahr? Reicht dir das Fiasko vom letzten Jahr nicht?" Sie warf ihm einen finsteren Blick zu und stürmte an ihm vorbei.

Ohne Hermine anzusehen, das hätte ihn ja verraten können, setzte er sich weiter in Richtung Gryffindor-Gemeinschaftsraum in Bewegung. So bemerkte er nicht den erleichterten Blick, voller tiefster Zuneigung, den ihm Hermine heimlich nachsandte.

Die meisten zogen sich schnell zurück, doch einige ältere Schüler blieben noch im Gemeinschaftsraum sitzen. Harry fiel auf, dass es alles Mitglieder von Dumbledores Armee waren.

Neville war es schließlich, der Harry fragte: „Harry, wirst du die DA dieses Jahr fortführen?"

Harry überlegte kurz: „Ursprünglich hatten wir die DA gegründet, weil Umbridge kein vernünftiger Lehrer für Verteidigung war. Moody dagegen ist mehr als fähig. Meint ihr die DA ist noch nötig?"

Hermine wollte etwas sagen, doch Harry hielt sie mit einem Blick zurück.

Wieder war es Neville, der antwortete: „'Du-weißt-schon-wer' ist zurück, daran gibt es keinen Zweifel. Es steht ein Krieg bevor, selbst meine Gran sagt das. Wir sollten tun, was wir können, um uns darauf vorzubereiten. Ich für meinen Teil würde es gern sehen, wenn die DA fortgeführt wird."

Harry nickte und lächelte Neville anerkennend zu, „Was meint der Rest von euch?"

Sie gaben alle ihre Zustimmung dazu.

„Also gut, aber ich werde erst Dumbledore fragen. Ohne seine Zustimmung werde ich die DA nicht fortführen."

Danach gingen alle Schüler ins Bett.