Am Halloween-Abend kam Harry endlich aus dem Krankenflügel. Ron und Hermine begleiteten ihn in den Gemeinschaftsraum. Dann ging Harry mit Ron in den Schlafsaal und beide zogen sich um. Ron weil er zum Ball ging und Harry, weil er seine Festrobe nicht umsonst gekauft haben wollte und sich für Hermine schön machen wollte, auch wenn er nicht zum Ball gehen konnte.
Kurz darauf gingen sie hinunter in den Gemeinschaftsraum, um ihre Herzensdamen zu erwarten. Obwohl Ron seine Liebste erst vor der großen Halle treffen würde, aber er wollte zusammen mit Dean und seiner Schwester gehen.
Als Hermine die Treppe herunter kam, verschlug es Harry den Atem. Sie hatte ein bezauberndes silbernes Kleid an, das sich eng an ihren wohlgerundeten Körper schmiegte. Ihre Haare hatte sie etwas toupiert und ein leichtes Make-Up aufgelegt. Sie sah einfach umwerfend aus. Er ging zu ihr hinüber und umarmte sie herzlich. „Du siehst großartig aus." sagte er und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Das verursachte natürlich ermutigende Zurufe und Playboy-Pfiffe von den anderen Anwesenden. Hermines Wangen färbten sich rosa. Als Harry von ihr abließ, atmete sie heftig und gab Harry das Kompliment zurück. Er hatte sich von einem zu dünnen kleinen Jungen in einen gut aussehenden jungen Mann verwandelt. Seine Augen strahlten Zuneigung und Sicherheit aus und Hermine fühlte sich, als würde sie darin versinken. Sie war noch nie so glücklich, wie jetzt.
Ron, Ginny und die anderen verabschiedeten sich von den beiden und gingen zum Ball.
Harry und Hermine machten es sich auf einer Couch bequem. Sie küssten sie zärtlich und Hermine erzählte ihm leise, wie sehr sie ihn liebte. Gemeinsam erzählten sie einander, was sie am anderen so anziehend fanden und wie sie den anderen in den vergangenen Jahren mit ihren Augen gesehen hatten. Sie erinnerten sich an all die schönen und auch gefährlichen Momente und im Nachhinein betrachtet, hätten sie schon eher erkennen können, dass sie füreinander bestimmt waren. Sie hatte sich zwar immer mit Ron über irgendwelche Kleinigkeiten gestritten, aber es war immer Harry, dem sie sich geöffnet hatte, der sie getröstet hatte, wenn sie traurig war, der sich um sie gesorgt hatte. Sie waren glücklich miteinander.
„Oh, Harry. Ich vermisse es, neben dir einzuschlafen und morgens sanft von dir geweckt zu werden. Ich wünschte, wir hätten ein Zimmer nur für uns."
„Ja, ich wünschte mir das auch. Ich glaube, das würde mir etwas helfen." verdammt, das hätte er nicht sagen sollen.
Sie sah ihn besorgt an, „Helfen? Wobei denn?"
„Ach nichts." winkte Harry ab.
„Harry, sag es mir. Bitte." forderte sie ihn mit einem flehendem Blick auf.
Harr sah sie abschätzend an, dann gab er nach. Er konnte nichts mehr vor ihr verheimlichen. Seine Beziehung zu ihr machte das unmöglich.
„Weißt du, seitdem ich wieder aufgewacht bin, kann ich nicht mehr ruhig schlafen. Ich träume jede Nacht von der Tortur durch Voldemort. Es sind keine Träume von ihm, falls du das denkst, die Okklumentik funktioniert. Es sind einfach nur Albträume und ich wache schweißgebadet auf, dann kann ich nicht mehr einschlafen."
„Oh, Harry. Das tut mir leid."
„Madam Pomfrey hat mir einen Trank für traumlosen Schlaf gegeben, den kann man aber nicht mehr als zwei- oder dreimal hintereinander nehmen. Das Gehirn braucht die Träume, um Geschehenes zu verarbeiten. Ich kann ihn noch zweimal nehmen."
„Wenn sie nicht nachlassen, werden wir eine Lösung finden." sagte Hermine fest entschlossen.
Sie unterhielten sich weiter über etwas fröhlichere Themen und die Hauselfen brachten ein paar Snacks für die beiden.
„Harry, ich wollte dir noch etwas sagen."
„Was denn, Liebling."
„Ich möchte dich über die Weihnachtsferien zu uns einladen. Meine Eltern möchten dich näher kennen lernen und ich möchte, dass du mit mir ein richtiges Weihnachtsfest erlebst, im Kreis einer Familie."
Harry sah sie ernst an und eine einzelne Träne kullerte seine Wange hinab.
„Danke, Hermine. Das bedeutet mir sehr viel. Meinst du, Dumbledore ist einverstanden?"
„Er hat dem zugestimmt, allerdings war es vor dem Angriff auf dich. Ich würde sagen, wir fragen ihn nochmals."
Es war für sie ein schöner Abend. Und sie schmusten zärtlich miteinander und küssten sich leidenschaftlich.
„Du Harry,..."
„Hmm..." murmelte Harry verträumt.
„...ich... äh... ich glaube, ich bin langsam bereit... für etwas mehr."
Harry gab ihr strahlend einen Kuss. Dann sah er sie an und schüttelte tadelnd den Kopf.
„Hermine, du weißt doch, was Madam Pomfrey gesagt hat, ich soll ruhen, nicht mich anstrengen."
Sie wurde rot, dann lächelte sie, „Ich meinte ja auch nicht sofort, ich meinte, wenn sich die Situation ergibt. Es sollte aber mindestens ein schönes Bett in einem Zimmer sein, wo wir ungestört sind. Ich habe keine Lust unser erstes Mal in der Besenkammer zu verbringen, oder deswegen von der Schule zu fliegen. Es sollte schon ein wenig romantisch sein.
„Ich sehe das auch so, ich habe nur Spaß gemacht. Wir sollten nichts überstürzen. Selbst wenn ich wollte, Madam Pomfrey hat nicht ohne Grund gesagt, dass ich mich schonen soll. Ich könnte gar nicht." lachte er.
Etwas später gingen sie dann ins Bett. Harry merkte nicht mehr, wie Ron eine Stunde später ins Zimmer kam, er schlief tief und fest. Doch nicht für lange. Mit dem Schlaf kamen die Albträume. Er warf sich unruhig im Bett hin und her und war in kaltem Schweiß gebadet.
Er erwachte mit einem nervenzerfetzenden Schrei.
Ron war sofort an seiner
Seite.
"Harry, was... du siehst schrecklich aus. War es Voldemort?"
Harry schüttelte zitternd den Kopf, „Normale Albträume."
„Normale Albträume? Du bist leichenblass, deine Decke und dein Schlafanzug sind schweißgetränkt und du hast geschrieen, als würdest du aufgespießt. Wovon hast du geträumt?"
„Ron, ich möchte nicht darüber reden."
Ron sah ihn ernst an.
„Es war von dem was im Wald geschehen ist, nicht wahr?"
„Ron, geh wieder ins Bett. Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Trotzdem, danke."
Er legte sich wieder ins Bett und drehte Ron den Rücken zu.
Ron ging wieder ins Bett und brauchte eine Weile, bis er wieder einschlief.
Harry nahm unbemerkt seinen Schlaftrunk und schlief den Rest der Nacht ungestört.
Auch in der nächsten Nacht schlief er fest, da er den Trank diesmal sofort genommen hatte.
In der dritten Nacht, kamen die Albträume jedoch wieder. Immer wieder erlebte er neu, wie Voldemort ihn folterte. Ab und an sah er, wie statt ihm seine Freunde gefoltert wurden. Wieder erweckte er Ron mit seinem Schrei und wieder gab er ihm keine Erklärung.
Ab dieser Nacht, versah er sein Bett mit einem Schallschutzzauber, dass wenigstens seine Kameraden ungestört schlafen konnten. Er schlief keine Nacht mehr durch. Die Albträume waren auf ihre Art schlimmer, als die von Voldemort in seinem fünften Schuljahr.
Nun war es an Harry, seine Augenringe vor Hermine zu verbergen.
Ron stellte Hermine zur Rede, als er genug davon hatte, Harry leiden zu sehen.
„Hermine, ich mache mir Sorgen um Harry."
„Dir ist es auch aufgefallen?"
Er nickte.
„Er ist in letzter Zeit leicht reizbar und scheint sich nicht richtig zu konzentrieren. Ständig ist er abwesend." sagte Ron leise.
„Ja, und er hat sich in sich selbst zurück gezogen. Er ist immer noch lieb zu mir und so, doch er reagiert nur noch, er kommt nicht von selbst auf mich zu. Und seine Augen. Wenn ich mich mit ihm unterhalte, strahlen sie immer noch und zeigen seine Zuneigung zu mir, doch wenn er mal mich nicht direkt anschaut, und ich ihn sozusagen unbemerkt ansehe, dann machen mir seine Augen angst. Er wirkt verloren und voller Schmerzen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Hast du eine Ahnung, woher das kommt?"
„Er hat Albträume. Nachdem er zweimal das ganze Zimmer mit seinem Schrei aufgeweckt hat, ist es nicht wieder vorgekommen. Aber ich habe ihn letzte Nacht beobachtet. Er wirft sich genauso in seinem Bett herum, wie in der Nacht, wo er uns geweckt hat und er schreit immer noch. Er hat sein Bett mit einem Schallschutzzauber versehen. Ich vermute, er hat jede Nacht Albträume."
„Oh, Harry. Warum hat er mir nichts gesagt. Er hat mir gestanden, dass er Albträume hatte, aber nicht, dass er sie immer noch jede Nacht hat oder dass sie so schlimm sind. Ich werde mit ihm reden. Ich glaube, es wäre am besten, wenn ich mit ihm zusammen schlafen könnte."
Ron wurde rot und sie tadelte ihn: „Nicht so Ron. Ich meine es ernst. Als wir in seinem Haus zusammen geschlafen haben, war er friedlich und ruhig. Er sagte mir, dass er sich geborgen gefühlt hat."
„Ihr habt schon in den Ferien..." Doch Hermine sandte ihm einen warnenden Blick zu, „Sorry. Ich meinte es nicht so. Vielleicht hast du recht, Hermine. Borg dir doch mal die Karte aus. Vielleicht findest du ja einen geheimen Raum, den du nutzen kannst."
„Das ist eine gute Idee, Ron. Danke."
Hermine nahm Harry beiseite und redete mit ihm. Nach anfänglichem Zögern gab er zu, dass ihn die Albträume noch immer plagten. Er tat es aber ab und sagte ihr, er müsse da durch und sie würden schon irgendwann aufhören.
Das bestärkte Hermine nur noch mehr in ihrem Entschluss und sie lieh sich von Harry die Karte aus. Sie fand tatsächlich einen Raum und zwar gab es ein geräumiges Zimmer , dessen einziger Eingang in dem eingestürzten Tunnel nach Hogsmeade lag. Der wurde von niemandem kontrolliert und der Raum war groß genug. Sie beschwor ein großes Bett, einen kleinen Schrank und eine Couch. Kurz gesagt, sie richtete ihn gemütlich ein. Dann versah sie die Tür mit einem komplexen Zauber, der nur sie und Harry hereinließ und durch ‚Alohomora' nicht durchbrochen werden konnte.
Diese Nacht würde Harry nicht allein schlafen.
Als sie spät abends im Gemeinschaftsraum saßen und die anderen ins Bett gehen wollten, nahm sie Harry wieder beiseite,
„Harry, kannst du mal bitte deinen Unsichtbarkeitsumhang holen?"
Er sah sie fragend an. Dann nickte er.
Kurz darauf kam er mit dem Umhang wieder.
„Komm mit." meinte sie nur.
„Wo willst du hin?"
„Wirst du schon sehen." lächelte sie.
Sie schlichen langsam durch die Korridore bis sie zum Tunneleingang kamen. Hermine öffnete die Geheimtür.
„Der Tunnel ist eingestürzt, Hermine."
„Ich weiß. Komm einfach mit."
Sie folgten dem Tunnel ein Stück, dann drehte sich Hermine zu der rechten Wand.
„Kingscrown." Murmelte sie leise und in der Wand öffnete sich eine weitere Geheimtür. Sie führte Harry in den Raum und meinte leise: „Es wird Zeit, dass wir etwas gegen deine Albträume unternehmen, Harry."
Er umarmte sie zärtlich und
flüsterte: „Ich liebe dich, Hermine. Vielen Dank."
"So und jetzt wird geschlafen." sagte sie entschlossen. Sie zog ihre Robe aus
und hatte darunter bereits ihr Nachthemd an. Harry zog seine Robe aus und
beschloss, in seinen Boxershorts zu schlafen. Er hatte natürlich keinen
Schlafanzug mitgenommen.
Hermine versank in dem Anblick von Harrys durchtrainiertem Körper.
„Wow." flüsterte sie verträumt.
„Hey, du hast darauf bestanden, zu schlafen." neckte Harry sie und sie wurde wieder rot.
Harry ging ins Bett und Hermine folgte ihm. Sie kuschelte sich von hinten an ihn heran und legte ihren Arm um ihn.
„Gute Nacht, mein Held."
„Gute Nacht, mein Engel."
Das war die erste von vielen Nächten, die Harry ruhig durchschlief. Seine Leistungen im Unterricht stieg wieder an. Und seine Lebensfreude kehrte langsam wieder zurück.
Der Unterricht verlief wieder wie gewohnt und sehr erfolgreich. Snape ließ Harry in Ruhe und seine Leistungen in Zaubertränke stieg stetig an und er gehörte nach Hermine und Draco nun zu den besten im Kurs. Weihnachten rückte immer näher und Hermine freute sich schon darauf, Harry endlich mit nach Hause zu nehmen. Harry hatte sich von Dumbledore nochmals bestätigen lassen, dass dem Besuch nichts im Wege stand.
Er hatte zusammen mit Hermine ein schönes Geschenk ausgesucht. Im Gegensatz zu Hermine war er jedoch sehr nervös, den Weihnachtsurlaub bei den Grangers zu verbringen.
Sie reisten mit einem Portschlüssel hin, damit niemand erfahren würde, wo sie ihren Urlaub verbrachten. Zurück zu würden sie mit dem Hogwarts-Express reisen, da sie ja offiziell noch nicht apparieren konnten und sie im Hogwarts-Express sicher sein sollten. Außerdem hatte Dumbledore über das Haus der Grangers einen Zauber gesprochen, der das Apparieren verhinderte.
