Kapitel 22 – Angriff

Am nächsten Morgen wachte er relativ normal auf und weckte Ron, das heißt, er versuchte es.

„Hey, Ron! Aufstehen, die Sonne scheint."

Keine Reaktion. Er schüttelte ihn, doch Ron drehte sich nur auf die andere Seite.

„Ey, Ron. Luna ist hier... sie ist nackt!" rief Harry frech.

Ron schoß hoch, wie ein geölter Blitz.

„Was? Wie?"

Harry lachte schallend, „Gut zu wissen, wie ich dich wach bekomme."

Ron knuffte ihn und blaffte ihn an, „Wenn du das noch mal machst, dann..."

„Was dann?"

„Dann sag ich Hermine, was du für Unterwäsche trägst." sagte Ron frech grinsend.

Harry sah ihn verblüfft an, „Meinst du, das weiß sie noch nicht?"

Jetzt war es an Ron, sprachlos zu sein.

Harry zwinkerte ihm zu und ging ins Bad. Ron folgte ihm etwas mürrisch, doch der Gedanke an Frühstück weckte ihn letztendlich.

Kurz darauf gingen sie hinunter in den Gemeinschaftsraum und warteten auf ihre Freunde. Gemeinsam gingen sie dann zum Frühstück.

Diesen Morgen machte Professor McGonagall eine Ankündigung.

„Werte Schüler. Es tut mir leid, ihnen mitteilen zu müssen, dass wir uns einer ernsten Situation gegenüber sehen. Der neuerliche Aufstieg Voldemorts hat zu einer Bedrohung der gesamten Zaubererwelt geführt und bedroht nun auch Hogwarts. Ich würde sie alle am liebsten nach Hause schicken, da wir einen Angriff auf die Schule erwarten. Die aktuellen Berichte aus der Zauberer- und der Muggelwelt zeigen jedoch sehr deutlich, dass sie auch draußen nicht sicher wären. Hier sind sie noch am besten geschützt. Wer dennoch die Schule verlassen möchte, meldet sich bitte bei seinem Hauslehrer.

Ich versichere ihnen jedoch, dass wir alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Dazu gehört, dass uns das Ministerium einige Auroren zur Verfügung stellt und dass uns weitere freiwillige Zauberer unterstützen.

Zu ihrer eigenen Sicherheit, sind nach Sonnenuntergang keine Schüler mehr auf den Fluren außerhalb ihrer Gemeinschaftsräume erlaubt. Sämtliche Fenster sind verschlossen zu halten. Alle außerhalb des Gebäudes stattfindenden Aktivitäten sind weiterhin ausgesetzt. Sämtliche Türen werden verschlossen und niemand ist befugt, sie zu öffnen.

Alle Zauberer und Schüler haben stets ihren Zauberstab mit sich zu tragen. Tagsüber werden alle Schüler nur in Begleitung der Lehrer zu den Klassenräumen gebracht.

Schüler ab dem fünften Schuljahr dürfen sich freiwillig zur Verteidigung und Sicherung der Schule melden. Sie werden in Gruppen in Begleitung der Auroren und Lehrer die Flure patrouillieren. Wer sich melden möchte, meldet sich nach dem Frühstück bei mir. Danke für eure Aufmerksamkeit."

Es war einige Minuten kein Wort in der großen Halle zu hören. Dann begann ein allgemeines Flüstern.

Neville fragte Harry: „Werdet ihr euch melden?"

Harry sah seine Freundin ernst und entschlossen an und sie nickte ihm unmerklich zu.

„Ja Neville, ich melde mich und Hermine sicher auch. Wie steht es mit dir? Ich meine, du wärest außerhalb der Schule bestimmt sicher."

„Ich werde auch helfen, die Schule zu verteidigen." sagte er fest entschlossen.

Ginny, Ron, Seamus und Dean stimmten ebenfalls zu und sie gingen in einer geschlossenen Gruppe zum Lehrertisch, um McGonagall ihre Bereitschaft zu bekunden. Sie sah sie mit einem sehr stolzen Blick an und schrieb ihre Namen auf eine Liste.

Am Abend erhielten sie einen Plan, zu welchen Zeiten sie zu patrouillieren hatten. Harry und Hermine waren von 20 bis 22 Uhr dran, Ron mit Luna von 22 bis 0 Uhr, Neville mit Ginny von 0 bis 2 Uhr. Die anderen Zeiten wurden scheinbar von anderen Schülern abgedeckt. Sie alle bekamen spezielle Marken. Ein Druck auf diese Marken würde sofort einen Alarm bei allen Lehrern, Auroren und anderen Schülern auslösen. Die Marken waren augenblicklich zu aktivieren, wenn etwas verdächtiges festgestellt wurde, sollte es noch so klein sein. McGonagall wollte kein Risiko eingehen.

Harry und Hermine waren pünktlich um 20 Uhr am Portrait, das den Eingang zu ihrem Gemeinschaftsraum kennzeichnete. Harry hatte sowohl die Karte der Rumtreiber dabei und bereits aktiviert, als auch seinen Unsichtbarkeitsumhang dabei.  Die Karte würde er Ron und Ginny zu ihren Schichten übergeben. Das würde ihnen sicher helfen.

Er wunderte sich, wer sie auf der Streife begleiten würde.

Harry schaute auf die Karte. Er sah, wie Lupin und Shacklebolt auf den Eingang zu kamen. Als sie davor waren, traten Harry und Hermine heraus.

„Woher wusstet... ah ich seh schon. Gute Idee, Harry. Das erleichtert uns die Sache." meinte Remus mit einem Blick auf die Karte.

Shacklebolt nickte ebenfalls anerkennend und sie machten sich auf den Weg.

„Remus, weißt du, ob irgendjemand nach Hause gefahren ist?" fragte Hermine.

„Ja, ausschließlich Slytherins, unter anderem Malfoy, Crabbe und Goyle. Als wüssten sie, was sie erwartet." meinte Remus abfällig.

Die Streife verlief ereignislos. Sie wurden am Gryffindor Gemeinschaftsraum von Ron, Luna, Moody und Flitwick abgelöst. Harry gab Ron die Karte.

Aufgrund der Restriktionen und des bevorstehenden Angriffes beschlossen Harry und Hermine, die Nächte im Gryffindor-Turm zu verbringen. Ihr Raum war somit vorerst verwaist. Sie verabschiedeten sich mit einem leidenschaftlichen Kuss.

„Schlaf schön, Hermine."

„Ja, du auch, Harry. Oh, wer hätte das gedacht, dass wir so schnell so intensiv zusammen finden." seufzte sie glücklich.

„Ich nicht." lachte Harry, „Ich bin mir erst im Sommer über meine Gefühle für dich klar geworden und wenn der Zwischenfall in der Winkelgasse nicht gewesen wäre, hätte ich sicher nicht so schnell den Mut aufgebracht, dich nach einem Date zu fragen. Und nun, nun ist es so, als wären meine innersten Träume wahr geworden."

„Mir geht es genau so, Harry."

„Jetzt bleibt nur noch Voldemort über den Jordan zu schicken, damit wir auch ein ruhiges und glückliches Leben führen können."

„Wenn es weiter nichts ist." scherzte Hermine, „Sag mal, Harry, möchtest du irgendwann heiraten?"

„Hmm... ich habe noch nie über meine Zukunft nachgedacht, Hermine. Ich hatte nie große Hoffnungen, meine Schulausbildung zu überleben und die Prophezeiung hat das alles noch schlimmer gemacht. ... Aber ja, ich denke, ich würde gern heiraten. Und du?"

Sie strahlte ihn an, „Ich auch. Und wie sieht es aus mit... Kindern? Könntest du dir vorstellen irgendwann Kinder zu bekommen?"

Harry sah sie überrascht an und dachte nach, „Kleine neunmalkluge Mädchen oder leichtsinnige draufgängerische Jungen, die Ärger magisch anziehen?"

Hermines Augen glitzerten belustigt, „Beides?"

„Ah, wie Ying und Jang. Ja, ich glaube schon. Wenn wir es geschafft haben, dass sie in einer sicheren Zukunft aufwachsen können, ja, dann würde ich gerne Kinder haben." sagte er verträumt, dann kehrte er in die Realität zurück, „Und wie sieht es mit dir aus?"

„Unter den selben Bedingungen, ja. Mindestens zwei, aber nicht so viele, wie die Weasleys." sagte sie und lachte und Harry stimmte ein.

„Es ist schön, mit dir zusammen zu sein, Hermine. Ich wünsche dir eine gute Nacht."

„Gleichfalls." und sie gab ihm noch mal einen leidenschaftlichen Abschiedskuss.

Die Patrouille zwei Tage später sollte jedoch nicht so glimpflich ablaufen.

Remus und Shacklebolt hatten Harry und Hermine wie üblich abgeholt und sie gingen halbwegs gemütlich die Flure entlang. Remus schwelgte in Erinnerungen, wie er damals mit James und Sirius durch die Flure gestreift war und erzählte zu verschiedenen Orten interessante Geschichten. Sie genossen diese Streife fast und selbst Shacklebolt schien belustigt zu sein.

Plötzlich hatte Harry das Gefühl, ein eisiger Windhauch hätte ihn gestreift und seine Nackenhaare stellten sich auf. Er schüttelte sich und drehte sich um. Er schien aus dem Augenwinkel eine schnelle Bewegung bemerkt zu haben und blieb abrupt stehen.

„Harry, was hast du?"

"Ich hab ein merkwürdiges Gefühl. Es liegt Unheil in der Luft. Und dich dachte, ich hätte etwas gesehen, doch ich bin mir nicht sicher."

Die vier sahen sich ernst an und hatten in einem Sekundenbruchteil ihre Zauberstäbe in der Hand.

Langsam und aufmerksam gingen sie weiter.

Kurz darauf kamen sie in die große Halle. Sie war schwach erleuchtet, von den Fackeln, die an den Wänden brannten.

Harry sah sich sorgfältig um und griff augenblicklich Remus am Arm.

„Was ist?"

Harry deutete auf die gegenüberliegende Wand, „Das Fenster, es ist offen."

Diesmal bildete er sich nicht ein, dass er etwas hörte, denn er sah Remus zusammenzucken. Augenblicklich hatte Harry seine Marke aktiviert und schlug damit Hermine um eine Zehntelsekunde.

„Wir ziehen uns in den Flur zurück!" bellte Kingsley.

Doch als sich Harry umdrehte, sah er am Flurende zwei Vampire auf ihn zukommen. Er reagierte ohne nachzudenken: „LUMOS SOLEM! REDUCTO!" bellte er und schleuderte die Flüche mit all seiner Macht auf die zwei Vampire.

Der Lichtstrahl, der aus seinem Zauberstab trat war gleißend hell und leuchtete den ganzen Flur aus. Beide Vampire standen sofort in Flammen und schrieen gotterbärmlich. Der Reduktorfluch, der dem Lichtstrahl folgte, zerpulverte die Überreste zu feiner Asche.

Seine Begleiter sahen ihn vor Ehrfurcht erstarrt an, doch er hatte sich schon wieder in Richtung der Halle gedreht und schoss einen weiteren Lumos Solem ab. Auch dieser traf sein Ziel und verwandelte einen Vampir in eine Fackel, die die Halle etwas mehr erleuchtete. Harry sah plötzlich mindestens dreißig Vampire.

Hermine hatte sich ebenfalls umgedreht und erstarrte. Sie blickte einem der Vampire starr in die Augen und rührte sich nicht weiter.

„Hermine! Sieh ihm nicht in die Augen!" rief Harry und schleuderte einen weiteren Reduktor auf einen anderen Vampir, der zerfetzt wurde, doch Hermine reagierte nicht. Der Vampir kam langsam aber bestimmt auf sie zu.

Remus und Kingsley feuerten unablässig Lichtstrahlen, Reduktorflüche und vereinzelt auch Impedimenta-Flüche, um die Vampire zu verlangsamen. Sie fällten viele Vampire, doch einige nicht für immer. Dennoch kamen die Vampire immer näher. Besonders Remus mit seinen Werwolfreflexen, verursachte viel Schaden.

Harry erschrak sich regelrecht, als ein Vampir sich von der Decke auf Remus fallen ließ und Remus mit einer Bewegung seines linken Armes dessen Genick brach. Ein hinterhergeschossener Reduktor verteilte die Überreste des Vampirs auf dem Boden.

Doch Hermine war immer noch in Gefahr und der Vampir hatte sie fast erreicht.

„LUMOS SOLEM!" rief Harry und schleuderte einen konzentrierten Lichtstrahl auf den Vampir, doch der schüttelte den Strahl einfach ab.

„Shit!" fluchte Harry.

"Pass auf, das ist ein alter!" rief Remus ihm zu.

‚Was nun?' dachte Harry.

Dann rannte er auf den Vampir zu, doch der schleuderte ihn einfach beiseite. Der Vampir beeilte sich nicht einmal, zu Hermine zu kommen.

Harry rappelte sich wieder auf. Was hatte Moody noch gesagt, wie Dracula ausgeschaltet wurde? DAS SCHWERT!

Schon hielt er das Schwert Gryffindors in der Hand und in einer blitzschnellen Bewegung hieb er dem Vampir erst den Kopf ab und stach ihm in der selben Bewegung das Schwert ins Herz. Gleichzeitig führte er blitzschnell hintereinander den LUMOS SOLEM und den Reduktorfluch aus. Der Vampir verbrannte in einer grellroten Flamme bevor er durch den Reduktorfluch pulverisiert wurde.

Hermine durchbrach endlich ihre Trance und feuerte nun selbst kräftige Reduktorflüche auf die Vampire. Harry hatte bereits mit dem Schwert den nächsten Vampir enthauptet, als er hinter sich Schritte auf sie zueilen hörte. Da Vampire nicht so viel Krach machten, konnte es nur die Verstärkung sein. Doch die Vampire zogen sich bereits zurück.

Harry enthauptete noch zwei weitere Vampire und tötete drei weitere fliehende Vampire mit Lumos Solem Flüchen, bevor keiner mehr in Sichtweite war. Hermine sank neben ihm erschöpft zu Boden. Harry jedoch ging herum und stach jedem auf dem Boden liegendem Vampir noch einmal das Schwert ins Herz. Zwei von denen gingen tatsächlich noch in Flammen auf, sie waren noch nicht tot gewesen.

McGonagall eilte völlig außer Atem auf die kleine Gruppe zu.

„Was ist passiert?"

„Das war der Angriff." meinte Remus trocken.

Harry checkte die Karte, doch er sah nur noch die Verteidiger. Er sah noch zwei rote namenlose Punkte über den Rand der Karte verschwinden.

„Sie sind weg, keiner mehr hier, soweit ich sehen kann." fügte Harry sachlich doch erschöpft hinzu.

McGonagall starrte Harry ehrfürchtig an, er war verschwitzt und sein Umhang war voller Blut.

Hermine schluchzte leise und Harry beugte sich zu ihr hinunter, „Sch...  es ist vorbei."

Er warf seinen Umhang weg und dann umarmte er sie herzlich.

„Er... er ... war in meinem Geist. Ich ... ich konnte mich nicht wehren."

„Ist schon gut, er wird dir nichts mehr tun."

Remus meinte plötzlich, „Das war ein sehr alter Vampir. Du hattest keine Chance, Hermine."

„Es war der Anführer des Clans, der aus meiner Vision." sagte Harry sicher.

„Wo ist er?" fragte McGonagall besorgt.

„Harry hat ihn ausgeschaltet. Er hat ihn geköpft, aufgespießt, mit dem LUMOS SOLEM verbrannt und mit einem Reduktor zerpulvert... so etwas habe ich noch nie zuvor gesehen und ich habe schon gegen einige Vampire gekämpft." sagte Kingsley ehrfürchtig.

Remus nickte, „Auch ich habe einige Erfahrung mit Vampiren, aber Harry... Ich hätte erwartet, dass wir selbst zu viert Probleme gehabt hätten diesen Vampir auszuschalten... du .... du hast nicht mal eine Sekunde gebraucht."

Harrys Blick wurde eisern, „Niemand bedroht meine Freunde, Niemand!" sagte er mit einer Stimme voller Autorität und Entschlossenheit und gleichzeitig voller Drohung, dass es allen Anwesenden einen Schauer über den Rücken jagte.

Plötzlich fuhr er sich mit seiner Hand an die Narbe. Sein Blick wurde kurz vernebelt, dann lächelte er grimmig.

„Was ist, Harry?" fragte Hermine besorgt.

„Voldemort! Er ist wieder aktiv und er ist sauer, dass der Angriff fehlgeschlagen ist und dass er ihn nicht mit den anderen Alliierten koordinieren konnte. Er hat einen Teil seiner Armee für nichts und wieder nichts verloren."

McGonagall schaute erleichtert und verlangte einen detaillierten Bericht. Die anderen Lehrer, Auroren und Schüler, die zur Unterstützung herbeigeeilt waren, hörten gespannt zu, als Remus, Harry, Kingsley und Hermine die Ereignisse aus ihrer jeweiligen Sicht schilderten.

„Ich bin sehr stolz auf euch. Merlin sei dank, ist diese Gefahr nun vorüber. Ich werde morgen verkünden, dass die Schule wieder normal fortgeführt wird." sagte McGonagall erleichtert.

„Professor, ich will nicht die Pferde scheu machen, aber irgendjemand muss sie hereingelassen haben. Das Fenster dort steht offen." sagte Harry ernst.

Ihr Kopf flog herum und Harry ging zum Fenster herüber um es zu schließen. Kurz vor dem Fenster jedoch blieb er stehen.

„Sie sollten mal her kommen." meinte er zu McGonagall.

Als sie neben ihm stand, stöhnte sie auf.

Unten neben dem Fenster im Schatten lag Theodor Nott in einer Lache von Blut. Seine Kehle war zerfetzt. Offensichtlich war er der Verräter, der das Fenster geöffnet hatte. Sie beschwor schnell eine Decke, die sie über die Leiche legte, dann bedeutete sie den Schülern, in ihre Quartiere zurückzugehen. Den Rest der Nacht würden die Auroren Wache halten und die Hauselfen beseitigten bis zum Morgen alle Überreste, die von den Vampiren geblieben waren. Sie wurden in einem großen Feuer verbrannt, nur um sicher zu gehen.

Harry und Hermine schliefen in dieser Nacht schnell und erschöpft ein, jeder in seiner Unterkunft selbstverständlich.

Harry erwachte relativ zeitig und duschte erst mal ausgiebig. Dann zog er sich an und ging in den Gemeinschaftsraum. Ron folgte ihm kurze Zeit später.

Sie brauchten nur fünf Minuten zu warten, dann kamen Hermine und Ginny und sie gingen in die große Halle zum Frühstücken.

Als Harry und Hermine eintraten, verstummten plötzlich alle Schüler und sahen sie ehrfürchtig an. Offenbar hatte sich ihr Einsatz in der Nacht herumgesprochen.

Kurz darauf bat McGonagall um die Aufmerksamkeit der Schüler.

„Werte Schüler. Wie ihr sicher schon gehört habt, fand diese Nacht der erwartete Angriff auf unsere Schule statt. Es ist hauptsächlich dem mutigen Einsatz der Streife zu verdanken, dass der Angriff abgewehrt wurde. Die Vampire wurden zurückgeschlagen, bevor die Verstärkung in Form der Auroren, Lehrer und Schüler am Ort des Geschehens eintrafen. Die Vier haben über dreißig Vampire in die Flucht geschlagen, beziehungsweise getötet. Auch ihr Anführer wurde eliminiert. Ich bitte um einen Applaus für die tapferen vier Verteidiger der Schule, Hermine Granger, Remus Lupin, Kingsley Shaklebolt und last but not least Harry Potter."

Die gesamte Halle brach in tosenden Applaus aus. Am lautesten waren die Gryffindors und Harry und Hermine wurden rot.

Als endlich wieder Ruhe eingekehrt war, fuhr McGonagall fort.

„Wir erwarten, dass das nicht der letzte Angriff von Voldemort und seinen Anhängern war. Dennoch werden die Sicherheitsvorkehrungen etwas gelockert. Die Streifen werden bis auf weiteres von den Lehrern und den Auroren fortgeführt, ich möchte die freiwilligen Schüler jedoch bitten, ihre Marken zu behalten und in Bereitschaft zu bleiben. Die Schüler können sich wieder frei auf den Korridoren bewegen, tagsüber.

Unterricht außerhalb des Gebäudes, Quidditch und Hogsmeade Wochenenden bleiben weiterhin gestrichen. Die Schüler dürfen sich jedoch tagsüber außerhalb des Schulgebäudes aufhalten. Auroren werden nachmittags Aufsicht auf dem Außengelände führen. Danke für eure Aufmerksamkeit."

Danach bombardierten die Gryffindors Harry und Hermine mit Fragen über das, was gestern Nacht geschehen war.

Harry winkte ab und sagte nur: „Ich war zu beschäftigt, mich meiner Haut zu wehren. Wenn ihr genau wissen wollt, was geschehen ist, fragt Hermine. Sie kann es besser erklären." Er grinste sie an und sie schoss ihm einen bösen Blick zu, weil er die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt hatte.

„Wieviel Vampire hast du getötet Hermine?" fragte Ginny.

„Zwei."

„Und Harry?"

Harry zuckte nur mit den Schultern.

Ginny wandte sich neugierig an Hermine.

„Los sag schon, wie viele hat Harry getötet?"

Hermine dachte kurz nach, „Zehn inklusive des Anführers."

Ginny sah Harry mit Ehrfurcht an, genau wie alle anderen Schüler am Tisch.

„Und wie viele waren es insgesamt?" fragte Ginny baff.

„Zwischen dreißig und vierzig. Sie haben sich so schnell bewegt, dass man sie nicht genau zählen konnte."

„Wow." meinte Ginny nur, „Nun lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Erzähl uns was passiert ist, bitte."

Hermine sah Harry erwartungsvoll an, doch als er keine Anstalten machte, die Geschichte zu erzählen, seufzte sie geschlagen, „Also gut. Wir gingen gerade den Flur zur Großen Halle entlang, da hat Harry etwas gespürt...

.... dann hat er ihm mit Godric Gryffindors Schwert den Kopf abgeschlagen, sein Herz durchbohrt und ihn mit Lumos Solaem und Reducto belegt und das alles innerhalb eines Sekundebruchteils. Der Vampiranführer ging in einer roten Flamme auf, doch Harry hatte sich schon dem nächsten...."

Die Gryffindors hingen wie gebannt an Hermines Lippen und sogen jedes Wort in sich auf. Zwischendrin hörte man immer wieder ‚Ah' und ‚Oh' und alle sahen Harry und auch Hermine ehrfürchtig an.

Der Kampf war für die nächsten Tage Schulgespräch und langsam kehrte Normalität in die Schule ein. Harry und seine Freunde fieberten jedoch dem Ende der Woche entgegen. Dann würde endlich der Trank fertig sein. Harry und Hermine schlichen sich wieder in ihren Raum zum Schlafen und auf dem Weg dorthin schauten sie jeden Tag, ob der Trank noch in Ordnung war. Myrthe versicherte ihnen jedoch, dass niemand auch nur in der Nähe des Klos gewesen war.

Schließlich war es dann soweit. Es war Sonntag und der Trank war fertig. Er hatte eine kräftige goldgelbe Farbe, genau, wie es im Buch beschrieben wurde.

Sie füllten den Inhalt des Kessels in eine Glasflasche und Hermine machte sie mit einem Zauberspruch unzerbrechlich, nur für den Fall der Fälle.

Dann gingen holten sie McGonagall ab und gingen gemeinsam mit ihr in die Krankenstation, wo Albus Dumbledore in einem extra Zimmer zur Ruhe gebettet war.

„Seid ihr sicher, dass es wirkt?" fragte McGonagall skeptisch.

„Wir haben uns genau an die Anweisungen des Buches gehalten und Farbe und Geruch entsprechen der Beschreibung des Buches. Wir müssen es probieren, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Wie geht es eigentlich Professor Snape?" fragte Harry.

„Er ist noch nicht bei Bewusstsein, doch seine Verletzungen heilen langsam ab. Sie haben natürlich recht, wir müssen den Trank testen."

Madam Pomfrey nahm die Flasche von Harry und setzte sie an Dumbledores Lippen. Langsam ließ sie den Trank in seinen Mund fließen. Gleichzeitig massierte sie den Kehlkopf.

Man konnte förmlich sehen, wie die Farbe in das Gesicht von Dumbledore zurückkehrte. Plötzlich hustete er und schlug abrupt die Augen auf.

„Albus! Du bist wieder wach." rief McGonagall freudig aus.

„Minerva, was ist den geschehen? Eben war ich noch in meinem Büro. Warum bin ich jetzt in der Krankenstation?"

„Das ist eine lange Geschichte." meinte McGonagall freundlich lächelnd.

„Fürwahr. Und was macht ihr beide hier?" fragte Dumbledore an Hermine und Harry gewandt.

„Sie sind der wesentliche Grund, warum du überhaupt wieder aufgewacht bist, Albus." antwortete McGonagall stolz.

„Ist das so? Dann danke ich euch." sagte er mit dem üblichen fröhlichen Funkeln seiner Augen.

„So, ich denke, es ist besser, ihr lasst Albus jetzt allein." scheuchte sie Madam Pomfrey hinaus und Harry kehrte mit seiner Freundin fröhlich und erleichtert in den Gemeinschaftsraum zurück.

„So, Minerva, erzähl mir doch mal, was eigentlich geschehen ist. Was habe ich verpasst?"

„Also zunächst einmal wurdest du mit dem Trank der lebenden Toten vergiftet. Harry und Hermine haben das Gegenmittel gefunden und auch die nötigen Zutaten. Dann hat Harry erfahren, dass Snape gefangengehalten wurde und gefoltert wurde und dass Voldemort einen Angriff mit Vampiren plante...."

Dumbledores Gesicht wurde immer ernster, doch auch Stolz spiegelte sich in seinen Augen. Stolz, dass Hogwarts auch ohne ihn einem so vernichtenden Angriff standgehalten hatte.

Hermine und Harry verbreiteten die Nachricht von Dumbledores Erwachen unter den Gryffindors und Luna würde die Verbreitung bei den Ravenclaws sorgen. Sie war seit einiger Zeit nicht mehr aus dem Gryffindor-Gemeinschaftsraum wegzudenken und verließ erst Abend den Turm in Richtung des Hauses Ravenclaw.

Die Gryffindors organisierten spontan eine Party und so wurde es eine lange angenehme Nacht. Hermine und Harry schafften es wieder einmal nicht, in ihren Raum zurückzukehren und so verabschiedeten sie sich mit einem leidenschaftlichen Kuss, bevor sie kurz vor Mitternacht ins Bett gingen.

Am nächsten Morgen, waren alle Gryffindors und viele Ravenclaws früh in der großen Halle, um zu sehen, ob Dumbledore wieder so weit genesen war, dass er am Essen in der großen Halle teilnehmen konnte.

Ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Rüstig und lächelnd, wie immer erschien er am Lehrertisch.

Sämtliche Schüler brachen in Jubel aus. Er hob die Arme, als Zeichen, das er etwas sagen wollte.

„Vielen Dank für euer herzliches Willkommen. Ihr habt gehört, ich wäre krank gewesen. Nun, das ist nicht ganz richtig. Vielmehr wurde ich mit dem Trank der lebenden Toten vergiftet."

Ein Raunen und Wispern ging durch die große Halle.

„So werdet ihr mir sicher verzeihen, dass ich diese letzten spannenden Tage verschlafen habe. Ich habe gestern erst von diesen schwerwiegenden Ereignissen erfahren. So danke ich euch heute für euren tapferen Einsatz und eure Bereitschaft, Hogwarts gegen die dunklen Mächte zu verteidigen. Jedes Haus erhält für diese Bereitschaft 50 Punkte und ich würde sagen, wir lassen die Jahresabschlussprüfungen ausfallen. Das betrifft jedoch nicht die ZAG und UTZ Prüfungen für die Fünft- und Siebenklässler."

Die Halle jubelte.

„Insbesondere möchte ich den Schülern Luna Lovegood, Neville Longbottom, Ginny und Ron Weasley, Hermine Granger und Harry Potter danken, ohne deren Einsatz ich noch immer friedlich schlummern würde. Sie waren es, die das Gegenmittel gefunden haben und den Trank gebraut haben. Dafür erhält jeder dieser Schüler 20 Punkte.

Mir ist zu Ohren gekommen, dass der Angriff der Vampire allein durch vier tapfere Streiter abgewehrt wurde wovon zwei Schüler waren, namentlich Hermine Granger und Harry Potter. Ich würde sagen, das ist noch mal 50 Punkte für Gryffindor wert. Ich muss schon sagen, das war eine reife Leistung. Und nun, genug der vielen Worte. Genießt das Frühstück."

Die Halle brach nochmals in tosenden Applaus aus und Hermine wurde ob der ganzen Aufmerksamkeit rot, genau wie Ginny, Neville und Ron, als die Gryffindors nur für sie applaudierten. Harry begann cool zu frühstücken, er hatte die ganze Aufmerksamkeit einfach ausgeblendet und ignorierte den ganzen Trubel. Schließlich war er es gewohnt, dass die Leute ihn anstarrten, wohin auch immer er kam.