So... Ich hab' doch wieder den Bleistift gezückt und weiter geschrieben,
denn mich durchfuhr das Ende meiner Schreibblockade wie ein Blitz. :-)
Erstmal einen Dank an alle, die mir reviewt haben. Hat mich sehr aufgebaut,
dass es doch Leute gib, die meinen Kram lesen.
An dieser Stelle möchte ich mich bei Eleana für das Betalesen bedanken. (ich mag deine Klammern *g*... Ach ja, ich hab den Brief doch weggelassen. Und was Boromir angeht. Selasa hat beim 2. chap erwähnt, dass Orks die Stadt angegriffen haben.)
Drittes Kapitel: Begegnungen
Leise schloss Damarie die Tür von Selasas Zimmer. Erschöpft war das Mädchen eingeschlafen. Der Rat von Elrond und ihre schmerzlichen Erinnerungen hatten sie viel Kraft gekostet. Damarie seufzte und schüttelte den Kopf. Trotz dieser Erschöpfung konnte Damarie spüren welche Lebenskraft in Selasa steckte. Das war höchst ungewöhnlich für sterbliche Wesen, vielleicht hatte sie etwas elbisches Blut in den Adern. Denn von ihrer Vergangenheit hatten sie noch nichts erfahren.
Elrond wollte Selasa noch einmal alleine sprechen. Normalerweise ließ Elrond Verletzten die nötige Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen. Doch es gab so viele Dinge, die keinen Aufschub duldeten.
"Sie ist seltsam Elrond. Sehr seltsam. Im ihren Augen liegt etwas, dass ich nicht zu deuten vermag. Vielleicht unterliegt sie einem Zauber Sarumans oder sie steht im Dienst des dunklen Herrschers. Schon allein die Tatsache, wie sie den Einen Ring angestarrt hat und diese rasche Genesung. Es behagt mir nicht."
Elrond sah seinen ranghöchsten Berater und guten Freund nachdenklich an und ließ sich in einen Stuhl sinken.
"Du spielst auf die Schwäche der Menschen an, Erestor.", ertönte eine rauhe Stimme. Es war Gandalf: "Vermute nicht immer dort Böses, wo vielleicht Verbündete zu finden sind."
"Verbündete?", wiederholte Erestor und sah Gandalf fragend an, "Glaubst du Selasa? Findest du es nicht merkwürdig, dass sie dem Bösen nicht anheim gefallen ist? Und weshalb sprichst du von Verbündeten? Was kann ein Mädchen, eine einfache Bauerntochter, schon ausrichten?"
"Gandalf hat nicht unrecht, mein Freund. Es sind schwierige Zeiten und wir müssen mit Verrätern und Spionen rechnen. Das sehen wir an Saruman, in dem wir nun einen mächtigen Widersacher sehen müssen. Aber ich vertraue Beranthiel, wenn er Selasa beschützt und hierher gebracht hat, so wird er gewichtige Gründe gehabt haben. Noch gibt es Gutes in Mittelerde und die Hoffnung es möge immer bestehen. Ich möchte nicht daran glauben, dass sein Opfer umsonst gewesen ist oder womöglich der dunklem Seite gedient hat." Erestor seufzte. . "Verzeiht mein vielleicht übertriebenes Misstrauen, aber ich bin nicht der Einzige gewesen, der diesem Mädchen allzu viel Vertrauen entgegengebracht hat. Doch mir steht es nicht zu alleine Entscheidungen zu treffen.
Gandalf nickte schweigend.
"Dann", sprach Elrond und erhob sich, "wird morgen in der Mittagsstunde der Rat einberufen werden. Wollen wir hoffen, dass wir eine Lösung finden.
*******
Es ward nun Nacht und der Mond tauchte Bruchtal in ein sanftes ätherisches Licht.
Barfuss ging Selasa in den Gärten der Elben umher. Ihre Müdigkeit war verflogen und so hatte sie beschlossen, ein wenig spazieren zu gehen. Sie kam an den kleinen Bach, dessen Rauschen und Gluckern sie bereits in ihrem Zimmer vernommen hatte. Tief in Gedanken versunken saß sie nun an einem knorrigen altem Baum und bewunderte die strahlenden Sterne. Plötzlich hörte sie das leise Knacken eines Astes unter festem Schuhwerk. Erschrocken sprang sie auf die Füße und erblickte eine große Gestalt im Schutz der Dunkelheit.
"Wer ist da?" Selasas Stimme klang angespannt.
"Verzeiht, ich wollte euch nicht erschrecken.", die Gestalt trat aus dem Schatten. "Mein Name ist Boromir, Sohn Denethors aus Gondor."
Selasa nickte: "Ich erkenne euch wieder, Sohn des Truchsess von Gondor. Wollt ihr mir nicht Gesellschaft leisten? Denn wie mir scheint, finden wir beide keinen Schlaf."
"Wie wahr", sagte Boromir, "so viel ist passiert, dass mich ins Grübeln bringt und mich keinen Schlaf finden lässt. Doch will ich nicht von den dunklen Dingen sprechen. Sagt mir, kommt ihr aus dem Süden? Euer Akzent verrät euch."
Sie lächelte und sprach: "Ja, ihr habt recht. Ich komme aus Lossarnach nahe der Quelle des Eruin. Also ebenso ein Kind Gondors. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich mit meinem Vater wegen seiner Geschäfte nach Minas Tirith kam. Wisst ihr Herr Boromir, ich habe euch dort gesehen, als ihr mit eurem Bruder Faramir Übungsstunden hattet bei eurem Waffenmeister. Es war faszinierend. Ihr seid ein ausgesprochen hervorragender Schwertkämpfer."
Boromir sah sie erstaunt an und das silberne Mondlicht ließ sein Antlitz viel weicher erscheinen, sodass man in ihm nicht den hart erprobten Kämpfer sah, sondern einen sanfte Mann mit zärtlichen Gefühlen. Bei diesem Anblick widerstand sie dem drang ihm über die Wange zu streicheln und ihm endlos lange in diese tiefen graublauen Augen zu blicken. Er riss sie aus diesen Gedanken als er erwiderte: "Wenn ihr mich mit meinem Bruder habt kämpfen sehen, so müsst ihr im Palast gewesen sein. Dennoch habe ich euch nicht gesehen."
"Das konntet ihr auch nicht, Herr Boromir. Ich stand etwas abseits und wollte euch nicht in eurer Konzentration stören."
"Lossarnach, an den Quellen des Flusses Eruin.", wiederholte Boromir für sich, "eine Stadt, die bekannt ist für die hohe Kunst des Waffenschmiedens und der ausgeprägten Kriegskultur. Euer Vater war gewiss ein Waffenschmied."
Selasa nickte traurig: "Ja, das war er. Sogar der Beste, ein Meister seines Handwerks. Seine Arbeiten waren den Waffen der Elben ebenbürtig und sein Ruf eilte ihm voraus nach Minas Tirith. So kam es, dass er Schwerter schmiedete für den Truchsess von Gondor."
"Kann es sein, dass mein Schwert..."
"Ja, ihr habt es erraten. Eine Arbeit meines Vaters, einer seiner Besten würde ich sagen."
Nun schwiegen sie beide. Wussten nicht was zu sagen war, ohne wieder auf Krieg und Tod zu kommen. In Boromir nagte ein leichtes Schuldgefühl und schließlich brach er die Stille: "Es ist bedauerlich, dass unsere Truppen nicht zu Hilfe kamen. Hätte mein Vater es gewusst, er hätte nicht gezögert und Lossarnach unterstützt so gut es gegangen wäre."
"Macht euch keine Vorwürfe. Minas Tirith liegt noch näher an Mordor und muss mit allen Kräften die dunklen Mächte aufhalten. Auch wenn es kein Überraschungsangriff gewesen wäre. Der Stadthalter wäre zu stolz gewesen, um Hilfe zu erbitten. Denn wir wiesen doch eine beträchtliche Anzahl von fähigen Kriegern auf. Aber es waren zu viele Orks und die Stadt fiel." Hier endete sie und Boromir sah den Schmerz in ihren dunkelbraunen, nahezu schwarzen Augen.
"Nun Herr Boromir. Entschuldigt mich jetzt, aber mein Körper scheint seinen Tribut zu fordern. Ich bin doch müde geworden und werde zurückgehen."
Sie stand auf und taumelte plötzlich, doch er fing sie auf und sagte: "Lasst mich euch zu eurem Gemach begleiten. Ihr seid geschwächt."
Normalerweise hätte sie höflich abgelehnt und leicht trotzig gesagt, sie würde es allein schaffen. Aber sie war zu müde für eine Diskussion und nahm deshalb dankbar seinen Arm an, den er ihr galant anbot. Langsam schritten sie voran, um die Schönheit des Elbenreiches zu bewundern. Vor ihrer Tür blieben sie schließlich stehen.
"Vielen Dank für euer Geleit, edler Herr."
Boromir lächelte: "Ich habe zu danken. Für eure Gesellschaft. Angenehme Nachtruhe wünsche ich euch."
"Euch ebenso." Und leise schloss sie die Tür. Müde stolperte sie durch das Zimmer und setzte sich auf ihr Bett. Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und plötzlich sah sie durch das offene Fenster einen Schatten huschen. Ein erstickter Aufschrei kam über ihre Lippen: "Wer seid ihr? Zeigt euch!" Zwei große bersteinfarbene Augen starrten sie an und eine raue, wohlwollende Stimme antwortete: "Nicht so verkrampft. Hier in Bruchtal; Imladris oder wie man es auch nennen mag, droht dir keine Gefahr."
Die Gestalt hielt sich im Schutz der Dunkelheit und trotz der Worte misstraute Selasa dem Fremden.
"Dann zeigt euch, wenn ihr keine Gefahr sein wollt.!"
Die leuchtend gelben Augen kamen näher und schließlich sah Selasa mit wem oder was sie gerade sprach. "Ein Wolf" schoss es ihr durch den Kopf und ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen. Ein wunderschönes Tier, dass ein durch und durch schwarzes Fell hatte mit Ausnahme der rechten Hinterpfote, die einen weißen Fleck aufwies. Der Wolf war so groß, dass ein Kind auf ihm hätte reiten können.
Schließlich räusperte er sich: "Tja, wenn du damit fertig bist mich eingehend zu betrachten, dann würde ich mich gerne mit dir unterhalten."
Selasa löste sich aus ihrer Erstarrung und antwortete sichtlich verwirrt: "Äh, ja verzeiht. Ich bin nur ...nun ja ... etwas erstaunt. Für gewöhnlich spreche ich nicht mit Wölfen und sie nicht mit mir." Sie gestikulierte hilflos mit den Händen und fand offenbar keine Worte für diese Situation.
Der schwarze Wolf gluckste vergnügt: "Hat dir wohl die Sprache verschlagen? Aber mal ehrlich, du müsstest eigentlich daran gewöhnt sein. Mit den zu groß gewordenen Piepmätzen hast du auch geplaudert. Was soll's, Spaß beiseite. Jetzt sprechen wir mal über dich." Selasa sah ihn misstrauisch an: "Über mich? Warum über mich? Es wäre wohl angemessener zu erfahren mit wem ich rede. Also, wer seid ihr und was wollt ihr?"
Der Wolf sprang neben sie aufs Bett, um ihr direkt in die Augen schauen zu können. Selasa wich kein Stück zurück, sondern hielt dem klaren Blick der bernsteinfarbenen Augen stand.
"Zugegeben", antwortete er, "es war ein wenig unhöflich von mir mich nicht vorzustellen. Mein Name ist Tirion und um nicht lange um den heißen Brei zu reden: Ich bin ein Wächter."
Ihr Gesichtsausdruck, der aus einer Mischung von Verwirrung, Erstaunen und Misstrauen bestand, hatte sich nicht verändert.
"Ein ... Wächter?", fragte sie vollkommen verständnislos. "Wofür? Und von wem kommt ihr?
"Langsam, langsam", beschwichtigte Tirion sie, "dazu komm ich ja noch. Lass mich erst mal schwätzen ohne mich andauernd zu unterbrechen. Ich muss schließlich von Adam und Eva beginnen."
"Adam und Eva?"
"Ähm, eine Redewendung. Ich sollte wohl zu Beginn auf meine Wortwahl achten, um dich nicht allzu sehr zu verwirren. Also, jetzt hör mir mal zu. Wie ich bereits sagte, bin ich ein Wächter, doch dir jetzt zu erklären über was ich wache wirst du wohl jetzt noch nicht so recht begreifen. Aber du wirst es verstehen, eher als dir lieb ist. Doch der eigentliche Grund meines Hier seins ist noch nicht genannt. Meine Aufgabe ist es, dir deinen vorbestimmten Weg aufzuzeigen. Wie du ihn beschreitest, ist deine Sache, es sind deine Entscheidungen. Da mische ich mich auch nicht ein. Tja, das waren nicht so viele Neuigkeiten. Aber um dir alles zu sagen ist es noch zu früh... Ich weiß, ich müsste eigentlich noch Dinge sagen, die mich vertrauenswürdiger machen, aber es ist einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt. Nimm es erst einmal so hin. Also, hast du noch irgendwelche Fragen?"
Nachdenklich sah sie Tirion an. "Nein, habe ich nicht, denn ich würde Fragen stellen, die ihr mir noch nicht beantworten wollt." Sie wusste nicht, warum sie sich bereits mit seiner Erklärung zufrieden gab, aber sie vertraute Tirion einfach. Er hatte eine Aura um sich die nichts dunkles vermuten ließ. Mit der Zeit hatte sie gelernt ihrer Intuition zu folgen und die war meistens richtig gewesen. Selasa meinte den Wolf lächeln zu sehen und er antwortete: "Du bist um einiges klüger, als ich gedacht habe, Selasa." Er seufzte: "Das wird was geben"
Mit einem Satz war Tirion am Fenster, doch sie rief noch: "Wann werdet ihr mir alles erzählen?"
Tirion drehte den Kopf: "Sehr bald. Vielleicht schon morgen." Und somit war er so schnell verschwunden wie er gekommen war. Diese Nacht schlief Selasa tief und fest. Sie träumte, wie Tirion zurückkehrte und von gefährlichen Abenteuern erzählte, die vielleicht noch vor ihr lagen.
Ein paar Zimmer weiter schlief Boromir, ebenso tief und fest wie Selasa. Er träumte jedoch nicht von Abenteuern, nein, er träumte etwas ganz anderes...
Und? Wollt ihr wissen wie es weitergeht? Dann schreibt mir brav Reviews. Hab doch erst so wenige...*mitbettelaugenguck*
An dieser Stelle möchte ich mich bei Eleana für das Betalesen bedanken. (ich mag deine Klammern *g*... Ach ja, ich hab den Brief doch weggelassen. Und was Boromir angeht. Selasa hat beim 2. chap erwähnt, dass Orks die Stadt angegriffen haben.)
Drittes Kapitel: Begegnungen
Leise schloss Damarie die Tür von Selasas Zimmer. Erschöpft war das Mädchen eingeschlafen. Der Rat von Elrond und ihre schmerzlichen Erinnerungen hatten sie viel Kraft gekostet. Damarie seufzte und schüttelte den Kopf. Trotz dieser Erschöpfung konnte Damarie spüren welche Lebenskraft in Selasa steckte. Das war höchst ungewöhnlich für sterbliche Wesen, vielleicht hatte sie etwas elbisches Blut in den Adern. Denn von ihrer Vergangenheit hatten sie noch nichts erfahren.
Elrond wollte Selasa noch einmal alleine sprechen. Normalerweise ließ Elrond Verletzten die nötige Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen. Doch es gab so viele Dinge, die keinen Aufschub duldeten.
"Sie ist seltsam Elrond. Sehr seltsam. Im ihren Augen liegt etwas, dass ich nicht zu deuten vermag. Vielleicht unterliegt sie einem Zauber Sarumans oder sie steht im Dienst des dunklen Herrschers. Schon allein die Tatsache, wie sie den Einen Ring angestarrt hat und diese rasche Genesung. Es behagt mir nicht."
Elrond sah seinen ranghöchsten Berater und guten Freund nachdenklich an und ließ sich in einen Stuhl sinken.
"Du spielst auf die Schwäche der Menschen an, Erestor.", ertönte eine rauhe Stimme. Es war Gandalf: "Vermute nicht immer dort Böses, wo vielleicht Verbündete zu finden sind."
"Verbündete?", wiederholte Erestor und sah Gandalf fragend an, "Glaubst du Selasa? Findest du es nicht merkwürdig, dass sie dem Bösen nicht anheim gefallen ist? Und weshalb sprichst du von Verbündeten? Was kann ein Mädchen, eine einfache Bauerntochter, schon ausrichten?"
"Gandalf hat nicht unrecht, mein Freund. Es sind schwierige Zeiten und wir müssen mit Verrätern und Spionen rechnen. Das sehen wir an Saruman, in dem wir nun einen mächtigen Widersacher sehen müssen. Aber ich vertraue Beranthiel, wenn er Selasa beschützt und hierher gebracht hat, so wird er gewichtige Gründe gehabt haben. Noch gibt es Gutes in Mittelerde und die Hoffnung es möge immer bestehen. Ich möchte nicht daran glauben, dass sein Opfer umsonst gewesen ist oder womöglich der dunklem Seite gedient hat." Erestor seufzte. . "Verzeiht mein vielleicht übertriebenes Misstrauen, aber ich bin nicht der Einzige gewesen, der diesem Mädchen allzu viel Vertrauen entgegengebracht hat. Doch mir steht es nicht zu alleine Entscheidungen zu treffen.
Gandalf nickte schweigend.
"Dann", sprach Elrond und erhob sich, "wird morgen in der Mittagsstunde der Rat einberufen werden. Wollen wir hoffen, dass wir eine Lösung finden.
*******
Es ward nun Nacht und der Mond tauchte Bruchtal in ein sanftes ätherisches Licht.
Barfuss ging Selasa in den Gärten der Elben umher. Ihre Müdigkeit war verflogen und so hatte sie beschlossen, ein wenig spazieren zu gehen. Sie kam an den kleinen Bach, dessen Rauschen und Gluckern sie bereits in ihrem Zimmer vernommen hatte. Tief in Gedanken versunken saß sie nun an einem knorrigen altem Baum und bewunderte die strahlenden Sterne. Plötzlich hörte sie das leise Knacken eines Astes unter festem Schuhwerk. Erschrocken sprang sie auf die Füße und erblickte eine große Gestalt im Schutz der Dunkelheit.
"Wer ist da?" Selasas Stimme klang angespannt.
"Verzeiht, ich wollte euch nicht erschrecken.", die Gestalt trat aus dem Schatten. "Mein Name ist Boromir, Sohn Denethors aus Gondor."
Selasa nickte: "Ich erkenne euch wieder, Sohn des Truchsess von Gondor. Wollt ihr mir nicht Gesellschaft leisten? Denn wie mir scheint, finden wir beide keinen Schlaf."
"Wie wahr", sagte Boromir, "so viel ist passiert, dass mich ins Grübeln bringt und mich keinen Schlaf finden lässt. Doch will ich nicht von den dunklen Dingen sprechen. Sagt mir, kommt ihr aus dem Süden? Euer Akzent verrät euch."
Sie lächelte und sprach: "Ja, ihr habt recht. Ich komme aus Lossarnach nahe der Quelle des Eruin. Also ebenso ein Kind Gondors. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich mit meinem Vater wegen seiner Geschäfte nach Minas Tirith kam. Wisst ihr Herr Boromir, ich habe euch dort gesehen, als ihr mit eurem Bruder Faramir Übungsstunden hattet bei eurem Waffenmeister. Es war faszinierend. Ihr seid ein ausgesprochen hervorragender Schwertkämpfer."
Boromir sah sie erstaunt an und das silberne Mondlicht ließ sein Antlitz viel weicher erscheinen, sodass man in ihm nicht den hart erprobten Kämpfer sah, sondern einen sanfte Mann mit zärtlichen Gefühlen. Bei diesem Anblick widerstand sie dem drang ihm über die Wange zu streicheln und ihm endlos lange in diese tiefen graublauen Augen zu blicken. Er riss sie aus diesen Gedanken als er erwiderte: "Wenn ihr mich mit meinem Bruder habt kämpfen sehen, so müsst ihr im Palast gewesen sein. Dennoch habe ich euch nicht gesehen."
"Das konntet ihr auch nicht, Herr Boromir. Ich stand etwas abseits und wollte euch nicht in eurer Konzentration stören."
"Lossarnach, an den Quellen des Flusses Eruin.", wiederholte Boromir für sich, "eine Stadt, die bekannt ist für die hohe Kunst des Waffenschmiedens und der ausgeprägten Kriegskultur. Euer Vater war gewiss ein Waffenschmied."
Selasa nickte traurig: "Ja, das war er. Sogar der Beste, ein Meister seines Handwerks. Seine Arbeiten waren den Waffen der Elben ebenbürtig und sein Ruf eilte ihm voraus nach Minas Tirith. So kam es, dass er Schwerter schmiedete für den Truchsess von Gondor."
"Kann es sein, dass mein Schwert..."
"Ja, ihr habt es erraten. Eine Arbeit meines Vaters, einer seiner Besten würde ich sagen."
Nun schwiegen sie beide. Wussten nicht was zu sagen war, ohne wieder auf Krieg und Tod zu kommen. In Boromir nagte ein leichtes Schuldgefühl und schließlich brach er die Stille: "Es ist bedauerlich, dass unsere Truppen nicht zu Hilfe kamen. Hätte mein Vater es gewusst, er hätte nicht gezögert und Lossarnach unterstützt so gut es gegangen wäre."
"Macht euch keine Vorwürfe. Minas Tirith liegt noch näher an Mordor und muss mit allen Kräften die dunklen Mächte aufhalten. Auch wenn es kein Überraschungsangriff gewesen wäre. Der Stadthalter wäre zu stolz gewesen, um Hilfe zu erbitten. Denn wir wiesen doch eine beträchtliche Anzahl von fähigen Kriegern auf. Aber es waren zu viele Orks und die Stadt fiel." Hier endete sie und Boromir sah den Schmerz in ihren dunkelbraunen, nahezu schwarzen Augen.
"Nun Herr Boromir. Entschuldigt mich jetzt, aber mein Körper scheint seinen Tribut zu fordern. Ich bin doch müde geworden und werde zurückgehen."
Sie stand auf und taumelte plötzlich, doch er fing sie auf und sagte: "Lasst mich euch zu eurem Gemach begleiten. Ihr seid geschwächt."
Normalerweise hätte sie höflich abgelehnt und leicht trotzig gesagt, sie würde es allein schaffen. Aber sie war zu müde für eine Diskussion und nahm deshalb dankbar seinen Arm an, den er ihr galant anbot. Langsam schritten sie voran, um die Schönheit des Elbenreiches zu bewundern. Vor ihrer Tür blieben sie schließlich stehen.
"Vielen Dank für euer Geleit, edler Herr."
Boromir lächelte: "Ich habe zu danken. Für eure Gesellschaft. Angenehme Nachtruhe wünsche ich euch."
"Euch ebenso." Und leise schloss sie die Tür. Müde stolperte sie durch das Zimmer und setzte sich auf ihr Bett. Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und plötzlich sah sie durch das offene Fenster einen Schatten huschen. Ein erstickter Aufschrei kam über ihre Lippen: "Wer seid ihr? Zeigt euch!" Zwei große bersteinfarbene Augen starrten sie an und eine raue, wohlwollende Stimme antwortete: "Nicht so verkrampft. Hier in Bruchtal; Imladris oder wie man es auch nennen mag, droht dir keine Gefahr."
Die Gestalt hielt sich im Schutz der Dunkelheit und trotz der Worte misstraute Selasa dem Fremden.
"Dann zeigt euch, wenn ihr keine Gefahr sein wollt.!"
Die leuchtend gelben Augen kamen näher und schließlich sah Selasa mit wem oder was sie gerade sprach. "Ein Wolf" schoss es ihr durch den Kopf und ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen. Ein wunderschönes Tier, dass ein durch und durch schwarzes Fell hatte mit Ausnahme der rechten Hinterpfote, die einen weißen Fleck aufwies. Der Wolf war so groß, dass ein Kind auf ihm hätte reiten können.
Schließlich räusperte er sich: "Tja, wenn du damit fertig bist mich eingehend zu betrachten, dann würde ich mich gerne mit dir unterhalten."
Selasa löste sich aus ihrer Erstarrung und antwortete sichtlich verwirrt: "Äh, ja verzeiht. Ich bin nur ...nun ja ... etwas erstaunt. Für gewöhnlich spreche ich nicht mit Wölfen und sie nicht mit mir." Sie gestikulierte hilflos mit den Händen und fand offenbar keine Worte für diese Situation.
Der schwarze Wolf gluckste vergnügt: "Hat dir wohl die Sprache verschlagen? Aber mal ehrlich, du müsstest eigentlich daran gewöhnt sein. Mit den zu groß gewordenen Piepmätzen hast du auch geplaudert. Was soll's, Spaß beiseite. Jetzt sprechen wir mal über dich." Selasa sah ihn misstrauisch an: "Über mich? Warum über mich? Es wäre wohl angemessener zu erfahren mit wem ich rede. Also, wer seid ihr und was wollt ihr?"
Der Wolf sprang neben sie aufs Bett, um ihr direkt in die Augen schauen zu können. Selasa wich kein Stück zurück, sondern hielt dem klaren Blick der bernsteinfarbenen Augen stand.
"Zugegeben", antwortete er, "es war ein wenig unhöflich von mir mich nicht vorzustellen. Mein Name ist Tirion und um nicht lange um den heißen Brei zu reden: Ich bin ein Wächter."
Ihr Gesichtsausdruck, der aus einer Mischung von Verwirrung, Erstaunen und Misstrauen bestand, hatte sich nicht verändert.
"Ein ... Wächter?", fragte sie vollkommen verständnislos. "Wofür? Und von wem kommt ihr?
"Langsam, langsam", beschwichtigte Tirion sie, "dazu komm ich ja noch. Lass mich erst mal schwätzen ohne mich andauernd zu unterbrechen. Ich muss schließlich von Adam und Eva beginnen."
"Adam und Eva?"
"Ähm, eine Redewendung. Ich sollte wohl zu Beginn auf meine Wortwahl achten, um dich nicht allzu sehr zu verwirren. Also, jetzt hör mir mal zu. Wie ich bereits sagte, bin ich ein Wächter, doch dir jetzt zu erklären über was ich wache wirst du wohl jetzt noch nicht so recht begreifen. Aber du wirst es verstehen, eher als dir lieb ist. Doch der eigentliche Grund meines Hier seins ist noch nicht genannt. Meine Aufgabe ist es, dir deinen vorbestimmten Weg aufzuzeigen. Wie du ihn beschreitest, ist deine Sache, es sind deine Entscheidungen. Da mische ich mich auch nicht ein. Tja, das waren nicht so viele Neuigkeiten. Aber um dir alles zu sagen ist es noch zu früh... Ich weiß, ich müsste eigentlich noch Dinge sagen, die mich vertrauenswürdiger machen, aber es ist einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt. Nimm es erst einmal so hin. Also, hast du noch irgendwelche Fragen?"
Nachdenklich sah sie Tirion an. "Nein, habe ich nicht, denn ich würde Fragen stellen, die ihr mir noch nicht beantworten wollt." Sie wusste nicht, warum sie sich bereits mit seiner Erklärung zufrieden gab, aber sie vertraute Tirion einfach. Er hatte eine Aura um sich die nichts dunkles vermuten ließ. Mit der Zeit hatte sie gelernt ihrer Intuition zu folgen und die war meistens richtig gewesen. Selasa meinte den Wolf lächeln zu sehen und er antwortete: "Du bist um einiges klüger, als ich gedacht habe, Selasa." Er seufzte: "Das wird was geben"
Mit einem Satz war Tirion am Fenster, doch sie rief noch: "Wann werdet ihr mir alles erzählen?"
Tirion drehte den Kopf: "Sehr bald. Vielleicht schon morgen." Und somit war er so schnell verschwunden wie er gekommen war. Diese Nacht schlief Selasa tief und fest. Sie träumte, wie Tirion zurückkehrte und von gefährlichen Abenteuern erzählte, die vielleicht noch vor ihr lagen.
Ein paar Zimmer weiter schlief Boromir, ebenso tief und fest wie Selasa. Er träumte jedoch nicht von Abenteuern, nein, er träumte etwas ganz anderes...
Und? Wollt ihr wissen wie es weitergeht? Dann schreibt mir brav Reviews. Hab doch erst so wenige...*mitbettelaugenguck*
