Hallo Leute!

Hat etwas länger gedauert. Aber dafür gibt es auch ein etwas längeres Kapitel!!!!

Ich hoffe die Anzahl meiner Leser steigert sich, denn ich bin der Meinung es wird immer besser. ;-) *sichselbstaufdieschulterklopf*

Folglich hoffe ich auf viele Reviews.......

Der Lauf des Schicksals

Frodo stand etwas abseits, blickte ins Dunkel und seine Hand hatte den Ring umfasst, den er um den Hals trug. "Erst jetzt wird mir richtig klar, welche Bürde ich zu tragen habe.", murmelte Frodo. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und er sah auf. "Erya? Was soll ich tun?"

"Lass den Kopf nicht hängen, Frodo. Auch wenn dich wie jetzt Zweifel und Angst plagen, deine Freunde werden dir zur Seite stehen. Sieh dir Sam an. Einen Treueren wirst du wohl nicht finden und ganz gleich was du tun wirst. Er würde dir folgen, bis in den Tod."

Frodo sah in die eisblauen Augen seines Gegenübers und schluckte. "Du hast recht. Sie stehen mir zur Seite, was auch geschehen mag."

Das blonde Mädchen lächelte, als sie sah, wie die Gesichtszüge des Hobbits sich entspannten. Unvermittelt sagte Frodo plötzlich: "Erzähl mir etwas über dich, Erya. Solange Gandalf nach dem richtigen Weg sucht. Es wird uns die Wartezeit verkürzen."

"Also schön, wo soll ich anfangen? Wie du bereits weißt, stamme ich vom Volke der Beria. Wir führen ein Nomadenleben und beanspruchen kein Land für uns, ziehen in Mittelerde umher und nennen den frischbetretenen Boden zu unseren Füßen unser Heim. Das Wissen meines Volkes ist sehr alt und reicht weit zurück, deshalb kommen wir nur sehr wenig in Berührung mit anderen Völkern. Dennoch wissen wir immer Bescheid, was in Mittelerde geschieht. Denn es gibt immer welche, die Kontakt suchen zu anderen Völkern und so lassen wir sie ziehen. Doch kehren sie immer zu ihrem Volk zurück und berichten von neuen Geschehnissen."

Frodo hatte ihr zugehört und geschwiegen, dann sagte er: "Du magst eine derjenigen sein, die lernen wollen und bist losgezogen. Doch ich habe mich seit dem Tage unseres Aufbruches gefragt, weshalb du mitgekommen bist. Versteh mich bitte nicht falsch, doch Gandalfs Wissen ist sehr groß und es bedarf im Grunde keiner weiteren Person, die den Grund kennt. Aber nenn mich ruhig neugierig, denn es interessiert mich einfach. Also, auch wenn du Pippin bereits geantwortet hast, es steckt noch etwas anderes hinter deiner Begleitung. Warum bist du mitgekommen?"

Erya blickte ernst drein und Frodo befürchtete, er hätte zuviel gefragt. Doch sie antwortete ihm schließlich: "Ich bin nicht wegen dir hier, Frodo. Meine Aufgabe besteht darin, Selasa zu helfen. Sie hat es auch nicht leicht und das zweite Gesicht macht ihr zu schaffen."

"Bitte, was?"

"Ja, Frodo. So wie du deine Bürde trägst, hat sie die ihrige. Und eigentlich gehört sie nicht in unsere Welt. Ich habe es ihr vor ein paar Tagen erzählt und deshalb ist sie im Moment so in sich gekehrt."

Der Ringträger meinte, mit einem Blick zu Legolas und Selasa, die sich prächtig zu unterhalten schienen: "Allerdings scheint Legolas ihr wieder ein Lächeln abgewinnen zu können."

"Legolas ist ein guter Freund und der Umgang mit einem Elb tut ihr gut."

Erya lächelte gutmütig und lachte leise. Frodo sah sie etwas verwundert an.

"Wenn ich es recht bedenke, so könnte man tatsächlich meinen, dass zwischen dem Elb und der schwarzhaarigen jungen Frau ein Band der Liebe entstehen könnte. Doch du hast noch nicht Boromir und Selasa angesehen. Zwischen den beiden liegt eine nahezu magische Anziehungskraft. Doch der stolze Krieger aus Gondor würde es niemals zugeben."

Frodo grinste breit: "Ich weiß nicht, Erya. Wenn Legolas bei Selasa ist, so wirkt sie viel fröhlicher. Er bringt sie auf andere Gedanken und sie lächelt ihn immerzu an. Boromir wechselt nicht allzu oft ein Wort mit ihr. Jedenfalls im Vergleich mit Legolas."

Er schwieg auf einmal und Erya ahnte, was in ihm vorging. "Ich kann mir denken, was dir durch den Kopf geht. Aber Boromir ist ein edler Mensch und er ist besorgt um das Wohl seines Volkes. Das mag eine Schwäche sein und die dunkle Macht des Rings nutzt dies aus. Destotrotz ist Boromir nicht böse."

Frodo nickte langsam, schwieg jedoch weiterhin. Erya erhob sich, legte dem Hobbit nochmals eine Hand auf die Schulter und überließ ihn seinen Gedanken.

'Sieh einer an. Selasas Schicksal scheint doch nicht so unbedeutend zu sein, wie es den Anschein hat.', dachte Gandalf. Der Zauberer mochte den Eindruck erwecken, dass er vollkommen in sein Problem vertieft war. Doch dem war nicht so. Gandalf war aufmerksam und beobachtete jeden der Gefährten. Ebenso wenig wie Boromirs innerlicher Kampf entging ihm Selasas geistige Abwesenheit in den letzten Tage nicht. Sie war unruhig in ihrem Schlaf, wenn sie überhaupt schlief. Meist lag sie wach und starrte in die Dunkelheit. Aber Gandalf wusste, dass er ihr nicht helfen konnte und vielleicht auch nicht sollte. Es war nicht seine Aufgabe und sicherlich auch nicht sein Schicksal. Aber nun war es an der Zeit den Weg fortzusetzen, denn sie hatten jetzt genug Zeit des Wartens, des Nachdenkens und der Gespräche hier an diesem finsteren Ort zugebracht.

"Oh, da geht es lang!", rief er aus.

"Gandalf erinnert sich!", frohlockte Pippin.

"Nicht ganz Peregrin Tuk. Aber die Luft ist hier nicht ganz so abgestanden.", lächelte Gandalf und ging auf die linke Abzweigung zu. "Und wenn du im Zweifel bist, so folge immer deiner Nase."

Rasch packten sie ihre wenigen Sachen und gingen hinter Gandalf her, die vielen Stufen hinab.

Sie waren nicht sehr lange gelaufen, als sie endlich den schmalen Gang hinter sich hatten und augenscheinlich in eine große Halle kamen. Gandalfs Stab leuchtete heller als zuvor und er sagte: "Dies ist die legendäre Stadt Zwergenbingen."

Das Licht des Stabes verdrängte die Dunkelheit und nun erkannten die Gefährten erst die wahren Ausmaße der in Stein gehauenen Halle. Das hohe Dach wurde getragen von unzähligen glattgeschliffenen, verzierten Säulen. Die Wände waren ebenso glatt und blank poliert, dass man hätte meinen können, es wäre das Werk eines großen Flusses gewesen, der durch jahrhundertlange Bewegungen alles glattgeschliffen hätte. Sie staunten über dieses gewaltige Werk der Zwerge und Gimli schwoll die Brust vor Stolz.

Plötzlich wandte sich Gimlis Blick zu einem kleinen Torbogen, durch dem man zu einem großen Raum gelangte. Gimli sah dort einen breiten hellen Lichtschein, der auf einen steinernen länglichen und rechteckigen Block fiel. Der Zwerg schrie erschrocken auf und lief sofort durch den Torbogen. Vor diesem Block fiel Gimli auf die Knie und rief nur noch in tiefer Trauer und Schmerz: "Nein, nein!" Die anderen folgten ihm schnell, sahen nach was los sei. Der Zauberer trat neben Gimli und besah sich die weiße marmorne Steinplatte, die sich auf dem Block befand. Runen waren darauf eingraviert und Gandalf las:

HIER RUHT BALIN, FUNDIN'S SOHN

DER HERR VON MORIA

Gimli schluchzte laut und schämte sich seiner Tränen nicht. Betroffen standen sie um das Grab herum. Frodo dachte an Bilbo, der ihm immer wieder gern von seinem Abenteuer mit den Zwergen erzählt hatte. Darunter war auch Balin gewesen.

Gandalf bückte sich, hob ein verstaubtes Buch auf und schlug die letzten beschriebenen Seiten und las wieder: "Sie haben die Halle eingenommen und wir haben uns hier seit Tagen verschanzt. Wir sitzen fest. Trommeln erklingen in der Dunkelheit. Wir können nicht hinaus. Sie kommen."

Die Worte waren hastig geschrieben und die letzten Zeilen konnte man kaum lesen. In der Zwischenzeit übte ein Brunnen eine merkwürdige Anziehungskraft auf Pippin aus. Das Skelett eines Zwerges saß noch auf dem Rand. Pippin berührte leicht mit seinem Zeigefinger einen Pfeil, der noch darin steckte. Ob der federleichten Berührung neigte sich das Skelett zur Seite und fiel laut scheppernd in die Tiefe des Brunnens. Bei jedem Krachen und Scheppern, das auch noch unnatürlich laut widerhallte, kniff Pippin die Augen zusammen. Als der letzte Laut verklungen war, und das kam Pippin wie eine Ewigkeit vor, blaffte Gandalf ihn an: "Närrischer Tuk" werf dich nächstes Mal selbst hinein, dann sind wir dich und deine Dummheit los."

Beschämt senkte Pippin den Blick und Selasa hatte Mitleid mit dem Hobbit, ging zu ihm hin und legte tröstend den Arm um ihn. Doch mit einem Mal dröhnte stetiges Trommeln aus der Tiefe und alle horchten auf.

"Oh nein, die Orks kommen hierher und mit ihnen ein Höhlentroll.", murmelte Selasa leise und mehr zu sich selbst, doch der Widerhall verstärkte es zu einem heiseren Flüstern.

Legolas wandte den Kopf in ihre Richtung und sah sie fragend an, ebenso Gandalf nur mit dem Unterschied, dass er um ihre Gabe wusste. Erya trat näher an Selasa heran und flüsterte, sodass nur sie es hören konnte: "Ich habe das Gefühl etwas Dunkles und Mächtiges kommt auf uns zu. Pass auf dich auf!"

Die Gefährten hörten das entfernte Kreischen der Orks, welches schnell immer näher kam. Boromir lief zur Tür und schaute hinaus, doch Selasa, die ihm gefolgt war, packte ihn am Arm und riss ihn zurück. Gerade noch rechtzeitig, denn genau dort, wo er gestanden hatte, bohrten sich zwei Pfeile in die mächtige Holztür. Boromir schaute seiner Retterin tief in die Augen. Aber sie wandte sich schnell ab und zog in einer einzigen fließenden Bewegung ihr Schwert. Er schüttelte den Kopf und straffte die Schultern. Mit Hilfe von Legolas und Aragorn verbarrikadierte er die Tür, um ihnen noch etwas Zeit zu verschaffen. Reglos stand Erya da und zielte mit Pfeil und Bogen auf die Tür. Selasa hatte sich schützend vor die Hobbits gestellt und erwartete mit kaltem Blick die fürchterlichen Kreaturen.

Die Orks waren da und rammten die versperrte Holztür, als sie diese nicht durchbrachen, hackten die sich ihren Weg und die ersten Pfeile der drei Bogenschützen flogen in ihr Ziel. Wie eine graue Flutwelle stürzten die Orks mit lautem Kampfgeschrei in den großen Raum und die vordersten starben sofort durch die Pfeile ihrer Widersacher. Aber genügend Orks strömten ihnen entgegen und nun konnte Selasa ihre wirklichen Schwertkünste unter Beweis stellen. Sie hatte kein Erbarmen mit den Kreaturen des Bösen und schon nach kurzer Zeit triefte ihr Schwert von schwarzem Blut.

Und da war er. Der Höhlentroll, genau wie sie gesagt hatte. Selasa blickte umher und empfing einen höchst überraschten Blick von Legolas. Der riesenhafte Höhlentroll ließ ein markerschütterndes Brüllen vernehmen und verfolgte Frodo. Hastig rannte Selasa zu ihm hin und stellte sich vor ihn. Erya schoss zwei Pfeile ab. Dem Troll schienen diese Piekse unangenehm zu sein und so holte er aus und schlug Selasa zu Seite. Benommen blieb sie auf dem steinigen Boden liegen und kam erst langsam wieder zu sich. Auf allen Vieren tastete sie nach ihrem Schwert und bemerkte nicht den Ork, der hinter ihr stand und ihr eine stumpfe Waffe in den Rücken stoßen wollte. Doch bevor sie reagieren konnte, lag der Ork auch schon mit überrascht geweiteten Augen auf dem Boden. Ein Dolch ragte aus dessen Brust und ihr Blick wanderte zu Boromir, der sie anschaute. Sie nickte ihm kurz zu, um so ihre Dankbarkeit auszudrücken und wandte sich der nächsten stinkenden Kreatur zu.

Die Hobbits schlugen sich tapfer, doch plötzlich gab Frodo einen würgenden Schmerzenslaut von sich und fiel mit dem Gesicht zu Boden.

"Frodo!", schrie Aragorn und Sam starrte geschockt seinen zu Boden gesunkenen Herrn an.

Dennoch konnten sie nichts für ihn tun, denn der Höhlentroll wütete noch immer unter ihnen. Leichtfüßig sprang Legolas auf die Schultern des Ungetüms und ließ einen tödlichen Pfeil auf dessen Nacken niedersausen. Erya erledigte den Rest und schoss ihm in die Kehle. Der Troll wankte. Grunzende Schmerzenslaut drangen aus seiner Brust und mit einem dumpfen Aufprall fiel er zu Boden. Die letzten Orks waren getötet und nun blickten alle betroffen zu Frodo.

"Er ist nicht tot.", flüsterte Selasa. Nachdem Erya das gehört und ihr einen fragenden Blick zugeworfen hatte, regte sich Frodo, als Aragorn ihn auf den Rücken gedreht hatte.

"Mir geht es gut.", hustete Frodo und gab den Blick auf sein verborgenes Mithrilhemd frei, woraufhin Gimli einen ehrfurchtsvollen Laut von sich gab.

Unwillkürlich musste Erya schmunzeln. 'Tirion hat wahrlich Recht behalten. Frodo kommt sehr gut klar und bedarf meiner Hilfe nicht, die anderen sorgen gut für ihn.', dachte sie, als sie sich an ein Gespräch mit dem schwarzen Wolf erinnerte.

Legolas war unruhig und Selasa trat von einem Fuß auf den anderen. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Körper vollkommen angespannt. Sie hatte den Griff ihres Schwertes fest umschlossen, sodass die Knöchel weiß hervortraten.

"Wir müssen weiter, Gandalf.", sagte Selasa und öffnete wieder ihre Augen. Gandalf gab ihr recht und Aragorn und Sam halfen Frodo auf.

Rasch verließen sie den Raum und störten sich nicht weiter an den umherliegenden Orkleichen. Aus jeder Ecke schienen weitere Orks zu kommen und liefen den Flüchtenden hinterher. Wie Spinnen krochen sie die gigantischen Säulen herab und kreisten sie ein.

Es gab kein Entrinnen, sie waren gefangen.

Doch plötzlich ließen die Orks von ihnen ab und verschwanden mit ängstlichem Quietschen. Zutiefst beunruhigt blickte Gandalf umher, sie spürten das Beben unter ihren Füßen und fühlten eine dunkle Bedrohung, die immer näher kam.

"Was ist das für eine neue Teufelei?", fragte Boromir. Gandalf antwortete ihm nicht und starrte einige Sekunden auf den riesigen Eingang der Halle.

"Ein Balrog!", presste Selasa hervor und der Zauberer konnte nur nicken.

"Ja, Selasa, ein Wesen aus der alten dunklen Welt. Wir können nichts gegen ihn ausrichten.", erwiderte er, dabei sah er sie seltsam an. Schließlich rief er nur: "Lauft! Zur Brücke von Khazad-dûm."

Und sie rannten los und sahen nicht zurück. Die Herzen der Hobbits rasten, teils aus Furcht, teils aus Anstrengung den Anschluss nicht zu verlieren. Selasa bildete mit Erya den Schluss. Zuerst war Selasa wie erstarrt stehengeblieben, doch Erya hatte sie schnell mit sich gezogen.

"Bist du verrückt, Selasa? Wir müssen hier weg!"

Ihre Beine bewegten sich wie von selbst, aber Erya hatte immer noch fest ihr Handgelenk umschlossen und rannte unbeirrt den anderen hinterher. Von weitem konnten sie bereits die Brücke von Khazad-dûm erkennen. So schnell wie möglich liefen sie ihrem Ziel entgegen, bedacht darauf nicht in die tiefen Abgründe zu fallen, welche die Zwerge durch das viele Schürfen nach Mithril geschaffen hatten. Viele Treppen stiegen sie in Eile hinab. Plötzlich blieb Boromir abrupt stehen. Er ruderte mit den Armen in der Luft und kämpfte um sein Gleichgewicht. Schnell packte Legolas ihn von hinten und riss ihn zurück. Wäre der Elb nicht gewesen, Boromir wäre in den Abgrund gestürzt. Kurz und knapp bedankte sich Boromir und lief geschwind weiter.

Das dröhnende Getrommel verfolgte sie noch immer, jedoch aus nun größerer Entfernung.

Aber hinter ihnen sahen sie das rote Feuer. Der Boden bebte, die Wände erzitterten und die Luft wurde unsagbar heiß. Endlich standen sie vor der Brücke, die ihnen den Ausgang der Mine aufzeigte. Doch sie war gefährlich und schmal. Kein Geländer konnte einem Hinübereilenden die Sicherheit gewährleisten, nicht in den schwarzen Abgrund zu stürzen.

Gandalf blieb nun stehen und wies Gimli an, zuerst die Brücke zu überqueren. Die Anderen folgten dem Zwerg schnell und versuchten nicht hinunterzublicken. Selasa war die Letzte. Sie zögerte, doch Gandalf schob sie zur Brücke.

"Schwerter nützen hier nichts mehr, Kind.", murmelte Gandalf.

"Ich weiß es leider, Gandalf. Ich weiß es.", erwiderte sie mit heiserer Stimme, berührte ihn kurz am Arm und hastete dann hinüber.

In genau dem Augenblick, als Selasas Fuß die sichere Seite betreten hatte, raste eine riesige brennende Gestalt auf den Zauberer zu. Es hatte große, dunkle Schwingen, an denen dunkelrote Flammen hochzüngelten. In seinen Klauen hielt es ein Schwert und eine schwarze Peitsche. Die Gestalt glich einem rasendem Stier, dessen ganzer Leib in Flammen stand. Gandalf lief los und blieb in der Mitte der Brücke stehen. Er stützte sich auf seinen Stab, doch in der linke umklammerte er Glamdring. Der Balrog brüllte und ließ die glühende Klinge auf den Zauberer niedersausen, dieser hielt stand und das rote Schwert des Ungeheuers zerbarst in seinen Klauen. Gandalf taumelte etwas und trat einen Schritt zurück.

Selasa hatte sich von diesem Schauspiel abgewandt, doch trotzdem hatte sie es genau vor Augen. Sie hörte Gandalfs Ausrufe: "Du kannst nicht vorbei!"

Mit diesen Worten schlug er seinen Stab vor sich auf die Brücke. Die Peitsche des Balrogs sauste auf Gandalf zu, doch plötzlich hatte sich vor ihm eine weiße leuchtende Wand aufgebaut und mit lautem Krachen stürzte der Teil der Brücke auf dem der Balrog stand ein.

Der Teil der Brücke, auf dem Gandalf stand, blieb schwebend in der Luft stehen. Mit einem wütendem Aufschrei fiel der Balrog rücklings in den Abgrund. Gandalf seufzte tief und drehte sich zu den Gefährten um.

Plötzlich stürzte Selasa vor, dem Zauberer entgegen. Auf einmal schnalzte die Peitsche aus der Tiefe und schlang sich um Gandalfs Fuß. Vollkommen überrascht fiel er und hielt sich gerade noch mit einer Hand am Rand der halbierten Brücke fest.

Selasa sprang zu ihm hin und hielt ihn mit einer Hand fest.

"Gandalf!", schrie sie. Verzweifelt sah sie ihn aus dunkelbraunen Augen an.

"So flieht doch ihr Narren!", rief er.

Da erkante Selasa, dass sie das Schicksal des Zauberers nicht ändern durfte und sagte leise mit einem traurigen Blick: "Verzeih mir, Gandalf. Aber es muss geschehen. Verzeih mir."

Ihr krampfhafter Griff um Gandalfs Hand löste sich und ohne einen letzten Schrei fiel er. Mit weit geöffneten Augen starrte sie entsetzt in den schwarzen Abgrund.

Aragorn packte sie fest am Arm und riss sie mit sich. Selasa ließ Aragorn gewähren, trotz des harten Griffs, der ihren Arm umschloss.

Frodo schrie laut auf vor Verzweiflung und Gram, er wollte zu Gandalf, doch es war zu spät. Boromir hielt Frodo zurück und lief mit ihm hinter Gimli her.

Von Pfeilen verfolgt ließen sie die Minen von Moria hinter sich. Sie traten hinaus und atmeten die frische Luft. Weinend sanken die Hobbits zu Boden. Legolas stand Fassungslosigkeit und tiefer Gram in Gesicht geschrieben.

"Selasa?" Erya trat näher zu Selasa. Diese sah auf und blickte sie traurig an. Heiser flüsterte sie: "Ich hätte ihn retten können, Erya. Aber ich habe ihn in den Abgrund stürzen lassen."

Das junge Mädchen schwieg und Selasas Blick traf auf Aragorns blaue Augen, die sie eisig betrachteten. Dann drehte er sich um, wischte sein blutbeflecktes Schwert sauber und rief den Trauernden zu, sich aufzuraffen und weiterzugehen.

"So lass ihnen doch ein wenig Zeit!", rief Boromir, der selbst zutiefst getroffen war.

Aber Aragorn wand ein, dass es in ein paar Stunden nur so von Orks wimmeln würde . Also halfen Legolas und Boromir den Hobbits auf.

***

Ohne eine Rast erreichten sie die Grenzen Lothlóriens. Sie verlangsamten ihre Schritte und konnten sich dem seltsamen Zauber des Waldes nicht entziehen. Gimli jedoch blieb misstrauisch und warnte die Hobbits, die hinter ihm liefen: "Man sagt, hier lebt eine mächtige Zauberin, eine Elbenhexe. Aber mich wird sie nicht umgarnen können. Ich habe die Augen eines Habichts und die Augen eines Fuchses."

Kaum waren die Worte ausgesprochen, waren sie umzingelt, ehe Gimli sich versah. Ein blonder Elb bedachte Gimli mit einem abschätzendem und arroganten Blick und sagte: "Ihr atmet so laut wir hätten euch im Dunkeln erschießen können."

Erya musste sich ein Lachen verbeißen, dass war kein gewiss kein guter Zeitpunkt, um in Gelächter auszubrechen. Selasa trat neben Gimli, verneigte sich vor dem Elb und erwiderte: "Mae govannen, Haldir o Lórien. Rening cen ú or anim?" (Sei gegrüßt, Haldir aus Lórien. Erinnerst du dich nicht an mich?)

Haldir, der blonde Elb, neigte leicht den Kopf. "Mae govannen, Selasa. Es ist nicht soviel Zeit verstrichen, wie wir erwartet hatten, als wir uns das erste Mal begegneten. Ihr sollt uns wieder willkommen sein."