Hallo Leute!
Ich melde mich seit laaaaaanger Zeit mal wieder und hoffe, dass mich der ein oder andere doch noch in dunkler Erinnerung hat. Ich hoffe ihr lest trotzdem weiter! (Könntet ja zur Auffrischung noch mal alles von vorne lesen... ;-) )
Wäre superlieb von euch, wenn ihr ein kleines Statement abgeben würdet, damit ich weiß, dass es doch ein paar Leute gelesen haben. Also ich wünsche viel Vergnügen!
Ach ja, ehe ich's mal wieder vergesse, mir gehört rein gar nichts, nur jene Personen, die meiner Phantasie entsprungen sind. Auch das elbische Lied nicht, welches ich mir aus dem Soundtrack des zweiten Teiles einfach mal ausgeliehen habe. Ich hoffe man verzeiht mir.....
Vierzehntes Kapitel:
Es geht alles seinen Weg
Kräftig tauchte Erya das kunstvoll geschnitzte Paddel ins Wasser. Sie hatte Legolas abgelöst, obwohl der Elb es gewiss nicht nötig gehabt hätte. Sie war es nicht gewohnt nur herumzusitzen und nichts zu tun, außerdem war ihr auch gähnend langweilig.
Der Fluss wurde dunkler, tiefer und noch breiter, als er ohnehin schon war. Von weitem konnte sie bereits die gigantischen in Fels gehauenen Gestalten erkennen. Stetig kamen sie näher, bis sie direkt zu den Füßen der Argonath lagen.
Alle blickten ehrfürchtig zu den Königen der Altvorderen hinauf. Erya fühlte sich winzig und unbedeutsam im Vergleich zu den riesigen Figuren, die so mächtig und weise, aber auch bedrohlich wirkten. Selbst Boromir senkte respektvoll den Kopf. Aragorn hingegen saß stolz und aufrecht in seinem Boot und trotz der Waldläuferkleidung konnte man ihm sein Erbe an seinem Antlitz und seiner Haltung ansehen. Ja, so sah er aus. Der zukünftige König Gondors, stark und weise. Aber würde er es akzeptieren und sein Erbe annehmen?
*****
Langsam ließen sie die Argonath hinter sich und Aragorn schätzte, dass sie am nächsten Tag bereits die Rauros-Fälle erreichen würden.
Die Rauros-Fälle, der Punkt, an dem sie sich entscheiden mussten, wohin ihr Weg sie führen sollte. Noch waren sie sich nicht einig, in welche Richtung die Gemeinschaft gehen würde. Aber letztendlich musste Frodo diese Entscheidung treffen. Der Ringträger hatte nun einmal das letzte Wort, so undankbar es auch sein mochte.
Ihnen allen war klar, dass Selasa nach Minas Tirith gehen würde. Der Gemeinschaft stand es frei dem Hobbit zu folgen oder wieder seinen eigenen Weg zu gehen. Sie hatten keinen Schwur geleistet und hatten keine Verpflichtung Frodo zu unterstützen, doch nach allem was sie zusammen durchgemacht hatten, war es nicht abwegig, dass sie dem Ringträger beistehen würden, wenn sein Entschluss feststand.
Aber noch war nichts entschieden und sie legten, als der Tag sich dem Ende neigte, am Ufer an. Die letzte Nacht brach an, bevor sie die Rauros-Fälle erreichen sollte. Sie teilten die Nachtwache ein und Selasa übernahm die erste Schicht, da ihr bedrücktes Herz keine Ruhe fand. Doch sie war nicht die einzige, die wie so oft keinen Schlaf fand.
Gähnend rieb sich Erya die Augen. Sie war müde, aber es war zum verrückt werden, einschlafen konnte sie nicht. Ihr Sorgenkind hatte Nachtwache und Erya konnte sich gut vorstellen, dass Selasa wieder mit sich selbst haderte und bei dem Gedanken an Boromir ihr Herz entzwei brach. Es mochte sehr melancholisch und dramatisch klingen, aber diese Beschreibung passte absolut perfekt und es stimmte. Ja, es entsprach der Wahrheit. Selasa quälte sich, Stunde um Stunde, doch sie verbarg es geschickt genug vor den anderen, dass es nicht zu sehr auffiel.
Und Boromir? Der war ebenso schlaflos wie Frodo und Selasa. Seine Augen suchten Frodo, wenn er sich unbeobachtet fühlte und dann war er wieder da, der beunruhigende Glanz in seinen graublauen Augen. Nicht ein einziges Mal seit Lórien glitt sein Blick zu Selasa hinüber, die in gewisser Weise dafür sehr dankbar war.
Die Nacht war sternenklar und keine einzige Wolke bedeckte den samtigen Himmel. Traurig lächelnd nahm Selasa wahr, dass sie die gleichen Sternenbilder aus ihrer Welt auch hier entdeckte. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und als sie aufsah, blickte sie in das sanfte Gesicht von Legolas.
„Leg dich schlafen. Ich bin an der Reihe!"
Sie schüttelte den Kopf und Legolas setzte sich, ohne den Blick von Selasa abzuwenden, neben sie.
„Was ist los? Deine Gedanken sind immer woanders, du schläfst nicht und das Essen rührst du kaum an."
Sie kämpfte mit den Tränen, doch ein kaum hörbarer Schluchzer entwich ihrer Kehle. Leicht erschrocken umfasste Legolas sie an den Schultern. „Halt mich fest, bitte!", flüsterte sie mit erstickter Stimme und drückte sich gegen seine Brust. „Ich fühle mich so..."Weiter kam sie nicht und nun rannen ihr die Tränen, wie zuvor in Lórien, über die Wangen. Der Elb war ein wenig überwältigt von dem plötzlichen Gefühlsausbruch, doch er stellte keine weiteren Frage und wusste, dass er jetzt einfach nur für sie da sein musste. Also nahm er sie in seine Arme und strich ihr über das weiche Haar.
Zu Legolas empfand Selasa ein tiefes Vertrauen, als sie nun bei ihm saß. In diesem Moment fühlte sie sich sicher und geborgen, aber sie sprach nicht über das was sie bedrückte. Langsam kamen die Schluchzer in immer längeren Abständen, doch er wiegte sie leicht in seinen Armen und fing leise an auf elbisch etwas zu singen. Es war ein langsames und anscheinend sehr trauriges Lied, aber seine Stimme war wundervoll und beruhigend.
Héo naefre wacode daegred Tó bisig mid daegeweorcum
Ac oft héo wacode sunnanwanung Thonne nihtciele créap geond móras
And on thaere hwile Héo dréag thá losinga Ealra thinga the héo forléas.
Héo swá oft dréag hire sáwle sincende
Héo ne cúthe hire heortan lust
Langsam fiel sie in einen leichten Schlummer und im Schlaf hielt sie sich noch immer wie eine Ertrinkende an ihm fest. Ihr gleichmäßiger warmer Atem strich sacht über seinen Hals und Legolas erschauerte für einen Augenblick.
Er hielt sie ein wenig von sich weg, um ihr entspanntes Gesicht im Schein des Feuers zu betrachten. Er hatte Arwen gesehen und die hohe Herrin Galadriel. Sie galten als die schönsten Geschöpfe Mittelerdes und das konnte Legolas nur bejahen. Doch wenn er Selasa betrachtete, dann musste er zugeben, dass sie ebenfalls sehr hübsch war. Zwar hatte sie nicht die feinen ebenmäßigen Züge der Elben, doch sie war schön auf ihre eigene Art und Weise. Leicht lächelnd gab er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Vorsichtig legte er sie hin und schob ihr seinen grauen Umhang unter den Kopf, als er sah, dass die nächste Schicht der Wache dran war. Aragorn sah ihn etwas irritiert an, sagte jedoch nichts. Legolas zuckte nur mit den Schultern und legte sich auch hin, um mit offenen Augen in elbische Träume zu gleiten.
*****
Selasa beobachtete wie die Sonne unerbittlich höher stieg. Nun war er angebrochen, der Tag an dem die Gemeinschaft sich trennen und der Sohn des Truchsessen sterben sollte. Aber sie schob diese Gedanken beiseite und suchte ihre Sache zusammen.
Aragorn war ebenfalls auf den Beinen und weckte die Anderen.
Legolas kam zu Selasa und lächelte sie aufmunternd an. Elegant reichte er ihr eine Hand und half ihr auf.
„Danke, dass du gestern für mich da warst. Ich habe mich ein wenig gehen lassen.", sagte sie leise ohne ihn anzublicken.
„Sieh mich an.", erwiderte er und drückte ihr Kinn sanft nach oben, so dass sie ihn ansehen musste.
„Es gibt nichts wofür du dich schämen müsstest. Ich habe dir doch in Moria gesagt, dass ich dir helfen werde so gut ich kann. Und wenn du mit mir reden möchtest. Vergiss nicht, ich bin immer für dich da. Das verspreche ich dir."
Selasa stellte sich auf die Zehenspitzen, da der Elb doch um einiges größer war als sie selbst und umarmte ihn mit einem schweren Seufzer. „Ich danke dir."
Bald waren alle mit ihrem Frühstück fertig. Selasa hatte tatsächlich etwas mehr hinunterbekommen als üblich, als Legolas ihr einen bedeutenden Blick zugeworfen hatte. Die wenigen Sachen, die sie mit sich hatte, waren gepackt. Sie stiegen in ihre Boote und fuhren stetig weiter in Richtung der Rauros-Fälle.
Erya blickte unterdessen zu Boromir und fragte sich, wann wohl seine Stunde schlagen würde. Aus Selasas Gemütszustand konnte sie auch nicht schließen, ob Boromir in nächster Zeit fallen würde. Selasa wirkte nicht angespannt oder nervös eher im Gegenteil. Es schien, als hätte sie mit den Tränen, die gestern Nacht geflossen wären, auch ihre Ängste und Sorgen hinfort gespült. Sie war ruhig, äußerst gelassen und fing gerade mit Merry und Pippin ein Gespräch an.
Schließlich fiel ihr Blick auf Legolas, der vor ihr saß und das Boot steuerte. Natürlich war dem jungen Mädchen nicht entgangen, was sich gestern und heute zwischen den beiden abgespielt hatte. Selasa machte auf Erya den Eindruck, dass die junge Frau das Schicksal akzeptierte und alles hinnahm, so wie es nun einmal sein sollte. Aber dennoch ließ Erya Selasa nicht aus den Augen.
Es war unverkennbar, dass sie Legolas sehr mochte oder anders ausgedrückt, sogar sehr angetan von ihm war, aber vielleicht war es nur zu natürlich. Elben übten immer eine unglaubliche Faszination auf Menschen aus. Ihre nahezu überirdische Schönheit entzückte die Menschen immer wieder. Allerdings ging diese Faszination nicht nur von einer Seite aus. Legolas mochte Selasa ebenso, das war nicht zu übersehen, aber vielleicht war auch mehr vorhanden, als er vorgab. Der Elb war verwirrt, hatte Gimli eventuell doch recht und er war ernsthaft in Gefahr sein Herz an dieses wundervolle Geschöpf zu verlieren?
Selasa hatte Boromir anscheinend vergessen, dachte Erya. Aber, war es denn wirklich so?
Der Mann aus Gondor ließ keine Gefühle erkennen und verhielt sich ruhig und distanziert, auch wenn es in seinem Inneren drunter und drüber ging. Aber nicht wegen seinen Gefühlen zu Selasa. Seine Neigung zu dieser Frau hatte er abgelegt wie einen lästigen Mantel. Er verschwendete keine weiteren schmachtenden oder verzehrenden Gedanken an sie, nur noch sein Volk stand für ihn im Vordergrund und somit der Eine Ring, mit dem er Gondors Feinde zu schlagen gedachte.
Sein Blick streifte kurz die beiden Hobbits, die sich mit Selasa unterhielten und eine Übungsstunde aus seiner Jugend kam ihm wieder ins Gedächtnis.
**~***~**
Der blonde Junge starrte zu dem hübschen Mädchen hinüber, die sich gerade mit seinem jüngeren Bruder unterhielt und sich, nach ihrem leisen Lachen zu urteilen, wunderbar zu amüsieren schien. Der erfahrene Schwertmeister folgte dem Blick seines Schützlings und seufzte.
„Boromir? Du hörst mir wieder nicht zu!"
„Hmm? Oh, doch, doch. Natürlich!"
„Für einen Krieger ist es nicht gut andauernd irgendwelchen Weibern hinterher zu laufen. Das macht sie schwach!"
Der Junge widersprach: „Aber es gibt so viele Erzählungen, die..."
Der ältere Mann machte eine abwertende Handbewegung und schnitt ihm das Wort ab: „Vergiss es! Heroische Geschichten, in denen der Held seine letzten Kräfte aus der Liebe zu seiner Angebeteten schöpft und glorreich in der Schlacht fällt. Erzählungen für Waschweiber, Träumer und Weichlinge! Das bist du doch nicht?"
Der zukünftige Truchsess schüttelte energisch den Kopf.
„Na bitte! Glaub mir, die Wirklichkeit sieht anders aus. Meist fallen tapfere Männer nicht für die Liebe, sondern wegen ihr. Sie sind unkonzentriert und lassen sich von ihren Gedanken ablenken. Das macht sie verwundbar und der Feind hat leichtes Spiel mit ihnen, wenn er sie in diesem Zustand sieht. Deshalb, junger Boromir, denk an meine Worte. Auch wenn du bereits mutig und kühn bist. Gefühle sind zweitrangig und Liebe ist vergänglich wie ein Funke im Wind. Nur deine Pflicht und deine Loyalität gegenüber dem Reich Gondor sind beständig."
**~***~**
Die Worte seines Schwertmeisters waren ihm immer im Gedächtnis geblieben und er hatte sich daran gehalten. Der Rat erschien ihm gut und logisch. Er war Heermeister des Weißen Turmes geworden und hatte gelernt Gefühle zu verbannen und sich auf seine Pflichten zu konzentrieren, so wie es ihm seit seiner Jugend gelehrt worden war.
Boromir konnte sich nicht erklären welcher Teufel in geritten hatte, als er sich bei Selasa Hoffnungen gemacht hatte. Wie ein liebestoller Narr hatte er sich verhalten. Vermutlich war er nicht ganz bei Verstand gewesen. Ja, wahrscheinlich hatte es etwas mit der seltsame Umgebung Lothlóriens zu tun gehabt. Wie hatte er nur sagen können, dass ihn niemand darüber aufgeklärt hatte, dass die größte Gefahr in der Zuneigung zu einer Frau lag? Er, Boromir der Sohn des Truchsessen, der seinen Soldaten immer wieder eingetrichtert hatte, dass man sich nicht von solchen Dingen überrollen lassen sollt. Seine Männer hätten ihn ob seines Verhaltens ausgelacht.
Schließlich hatte er genug Sorgen und schimpfte sich nun selbst, dass nicht während der ganzen Reise für ihn Gondor ihm Vordergrund gestanden hatte. Wie konnte ihm das nur passieren? Selasa hatte ihn schwach gemacht und das durfte er nie wieder zulassen!
Boromirs Gedanken wurden durch Aragorns Ruf unterbrochen.
„Wir halten an!"
Gehorsam fuhren sie die Boote an das breite sandige Ufer. Nicht weit von ihrem momentanen Standpunkt waren die Rauros-Fälle zu sehen und das laute Tosen des riesigen Wasserfalles war zu vernehmen.
Der zukünftige Truchsess hielt inne und umfasste rechts und links den Rand des Bootes und holte tief Luft. Die dunkle Macht des Ringes nahm ihn immer mehr mit und das machte sich gerade sehr deutlich bemerkbar.
Die Hände hinter dem Kopf verschränkt lag Selasa abseits von ihren Weggefährten und betrachtete die vorbeiziehenden Wolken. Sie fühlte sich regelrecht entspannt, doch in ihrem Innersten wusste sie, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm war. Die Zeit war gekommen. Jetzt mochte es nicht mehr lange dauern, höchstens eine halbe oder dreiviertel Stunde bis die Waffen ihrer Weggefährten von schwarzen Orkblut tropfen sollten.
Ich melde mich seit laaaaaanger Zeit mal wieder und hoffe, dass mich der ein oder andere doch noch in dunkler Erinnerung hat. Ich hoffe ihr lest trotzdem weiter! (Könntet ja zur Auffrischung noch mal alles von vorne lesen... ;-) )
Wäre superlieb von euch, wenn ihr ein kleines Statement abgeben würdet, damit ich weiß, dass es doch ein paar Leute gelesen haben. Also ich wünsche viel Vergnügen!
Ach ja, ehe ich's mal wieder vergesse, mir gehört rein gar nichts, nur jene Personen, die meiner Phantasie entsprungen sind. Auch das elbische Lied nicht, welches ich mir aus dem Soundtrack des zweiten Teiles einfach mal ausgeliehen habe. Ich hoffe man verzeiht mir.....
Vierzehntes Kapitel:
Es geht alles seinen Weg
Kräftig tauchte Erya das kunstvoll geschnitzte Paddel ins Wasser. Sie hatte Legolas abgelöst, obwohl der Elb es gewiss nicht nötig gehabt hätte. Sie war es nicht gewohnt nur herumzusitzen und nichts zu tun, außerdem war ihr auch gähnend langweilig.
Der Fluss wurde dunkler, tiefer und noch breiter, als er ohnehin schon war. Von weitem konnte sie bereits die gigantischen in Fels gehauenen Gestalten erkennen. Stetig kamen sie näher, bis sie direkt zu den Füßen der Argonath lagen.
Alle blickten ehrfürchtig zu den Königen der Altvorderen hinauf. Erya fühlte sich winzig und unbedeutsam im Vergleich zu den riesigen Figuren, die so mächtig und weise, aber auch bedrohlich wirkten. Selbst Boromir senkte respektvoll den Kopf. Aragorn hingegen saß stolz und aufrecht in seinem Boot und trotz der Waldläuferkleidung konnte man ihm sein Erbe an seinem Antlitz und seiner Haltung ansehen. Ja, so sah er aus. Der zukünftige König Gondors, stark und weise. Aber würde er es akzeptieren und sein Erbe annehmen?
*****
Langsam ließen sie die Argonath hinter sich und Aragorn schätzte, dass sie am nächsten Tag bereits die Rauros-Fälle erreichen würden.
Die Rauros-Fälle, der Punkt, an dem sie sich entscheiden mussten, wohin ihr Weg sie führen sollte. Noch waren sie sich nicht einig, in welche Richtung die Gemeinschaft gehen würde. Aber letztendlich musste Frodo diese Entscheidung treffen. Der Ringträger hatte nun einmal das letzte Wort, so undankbar es auch sein mochte.
Ihnen allen war klar, dass Selasa nach Minas Tirith gehen würde. Der Gemeinschaft stand es frei dem Hobbit zu folgen oder wieder seinen eigenen Weg zu gehen. Sie hatten keinen Schwur geleistet und hatten keine Verpflichtung Frodo zu unterstützen, doch nach allem was sie zusammen durchgemacht hatten, war es nicht abwegig, dass sie dem Ringträger beistehen würden, wenn sein Entschluss feststand.
Aber noch war nichts entschieden und sie legten, als der Tag sich dem Ende neigte, am Ufer an. Die letzte Nacht brach an, bevor sie die Rauros-Fälle erreichen sollte. Sie teilten die Nachtwache ein und Selasa übernahm die erste Schicht, da ihr bedrücktes Herz keine Ruhe fand. Doch sie war nicht die einzige, die wie so oft keinen Schlaf fand.
Gähnend rieb sich Erya die Augen. Sie war müde, aber es war zum verrückt werden, einschlafen konnte sie nicht. Ihr Sorgenkind hatte Nachtwache und Erya konnte sich gut vorstellen, dass Selasa wieder mit sich selbst haderte und bei dem Gedanken an Boromir ihr Herz entzwei brach. Es mochte sehr melancholisch und dramatisch klingen, aber diese Beschreibung passte absolut perfekt und es stimmte. Ja, es entsprach der Wahrheit. Selasa quälte sich, Stunde um Stunde, doch sie verbarg es geschickt genug vor den anderen, dass es nicht zu sehr auffiel.
Und Boromir? Der war ebenso schlaflos wie Frodo und Selasa. Seine Augen suchten Frodo, wenn er sich unbeobachtet fühlte und dann war er wieder da, der beunruhigende Glanz in seinen graublauen Augen. Nicht ein einziges Mal seit Lórien glitt sein Blick zu Selasa hinüber, die in gewisser Weise dafür sehr dankbar war.
Die Nacht war sternenklar und keine einzige Wolke bedeckte den samtigen Himmel. Traurig lächelnd nahm Selasa wahr, dass sie die gleichen Sternenbilder aus ihrer Welt auch hier entdeckte. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und als sie aufsah, blickte sie in das sanfte Gesicht von Legolas.
„Leg dich schlafen. Ich bin an der Reihe!"
Sie schüttelte den Kopf und Legolas setzte sich, ohne den Blick von Selasa abzuwenden, neben sie.
„Was ist los? Deine Gedanken sind immer woanders, du schläfst nicht und das Essen rührst du kaum an."
Sie kämpfte mit den Tränen, doch ein kaum hörbarer Schluchzer entwich ihrer Kehle. Leicht erschrocken umfasste Legolas sie an den Schultern. „Halt mich fest, bitte!", flüsterte sie mit erstickter Stimme und drückte sich gegen seine Brust. „Ich fühle mich so..."Weiter kam sie nicht und nun rannen ihr die Tränen, wie zuvor in Lórien, über die Wangen. Der Elb war ein wenig überwältigt von dem plötzlichen Gefühlsausbruch, doch er stellte keine weiteren Frage und wusste, dass er jetzt einfach nur für sie da sein musste. Also nahm er sie in seine Arme und strich ihr über das weiche Haar.
Zu Legolas empfand Selasa ein tiefes Vertrauen, als sie nun bei ihm saß. In diesem Moment fühlte sie sich sicher und geborgen, aber sie sprach nicht über das was sie bedrückte. Langsam kamen die Schluchzer in immer längeren Abständen, doch er wiegte sie leicht in seinen Armen und fing leise an auf elbisch etwas zu singen. Es war ein langsames und anscheinend sehr trauriges Lied, aber seine Stimme war wundervoll und beruhigend.
Héo naefre wacode daegred Tó bisig mid daegeweorcum
Ac oft héo wacode sunnanwanung Thonne nihtciele créap geond móras
And on thaere hwile Héo dréag thá losinga Ealra thinga the héo forléas.
Héo swá oft dréag hire sáwle sincende
Héo ne cúthe hire heortan lust
Langsam fiel sie in einen leichten Schlummer und im Schlaf hielt sie sich noch immer wie eine Ertrinkende an ihm fest. Ihr gleichmäßiger warmer Atem strich sacht über seinen Hals und Legolas erschauerte für einen Augenblick.
Er hielt sie ein wenig von sich weg, um ihr entspanntes Gesicht im Schein des Feuers zu betrachten. Er hatte Arwen gesehen und die hohe Herrin Galadriel. Sie galten als die schönsten Geschöpfe Mittelerdes und das konnte Legolas nur bejahen. Doch wenn er Selasa betrachtete, dann musste er zugeben, dass sie ebenfalls sehr hübsch war. Zwar hatte sie nicht die feinen ebenmäßigen Züge der Elben, doch sie war schön auf ihre eigene Art und Weise. Leicht lächelnd gab er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Vorsichtig legte er sie hin und schob ihr seinen grauen Umhang unter den Kopf, als er sah, dass die nächste Schicht der Wache dran war. Aragorn sah ihn etwas irritiert an, sagte jedoch nichts. Legolas zuckte nur mit den Schultern und legte sich auch hin, um mit offenen Augen in elbische Träume zu gleiten.
*****
Selasa beobachtete wie die Sonne unerbittlich höher stieg. Nun war er angebrochen, der Tag an dem die Gemeinschaft sich trennen und der Sohn des Truchsessen sterben sollte. Aber sie schob diese Gedanken beiseite und suchte ihre Sache zusammen.
Aragorn war ebenfalls auf den Beinen und weckte die Anderen.
Legolas kam zu Selasa und lächelte sie aufmunternd an. Elegant reichte er ihr eine Hand und half ihr auf.
„Danke, dass du gestern für mich da warst. Ich habe mich ein wenig gehen lassen.", sagte sie leise ohne ihn anzublicken.
„Sieh mich an.", erwiderte er und drückte ihr Kinn sanft nach oben, so dass sie ihn ansehen musste.
„Es gibt nichts wofür du dich schämen müsstest. Ich habe dir doch in Moria gesagt, dass ich dir helfen werde so gut ich kann. Und wenn du mit mir reden möchtest. Vergiss nicht, ich bin immer für dich da. Das verspreche ich dir."
Selasa stellte sich auf die Zehenspitzen, da der Elb doch um einiges größer war als sie selbst und umarmte ihn mit einem schweren Seufzer. „Ich danke dir."
Bald waren alle mit ihrem Frühstück fertig. Selasa hatte tatsächlich etwas mehr hinunterbekommen als üblich, als Legolas ihr einen bedeutenden Blick zugeworfen hatte. Die wenigen Sachen, die sie mit sich hatte, waren gepackt. Sie stiegen in ihre Boote und fuhren stetig weiter in Richtung der Rauros-Fälle.
Erya blickte unterdessen zu Boromir und fragte sich, wann wohl seine Stunde schlagen würde. Aus Selasas Gemütszustand konnte sie auch nicht schließen, ob Boromir in nächster Zeit fallen würde. Selasa wirkte nicht angespannt oder nervös eher im Gegenteil. Es schien, als hätte sie mit den Tränen, die gestern Nacht geflossen wären, auch ihre Ängste und Sorgen hinfort gespült. Sie war ruhig, äußerst gelassen und fing gerade mit Merry und Pippin ein Gespräch an.
Schließlich fiel ihr Blick auf Legolas, der vor ihr saß und das Boot steuerte. Natürlich war dem jungen Mädchen nicht entgangen, was sich gestern und heute zwischen den beiden abgespielt hatte. Selasa machte auf Erya den Eindruck, dass die junge Frau das Schicksal akzeptierte und alles hinnahm, so wie es nun einmal sein sollte. Aber dennoch ließ Erya Selasa nicht aus den Augen.
Es war unverkennbar, dass sie Legolas sehr mochte oder anders ausgedrückt, sogar sehr angetan von ihm war, aber vielleicht war es nur zu natürlich. Elben übten immer eine unglaubliche Faszination auf Menschen aus. Ihre nahezu überirdische Schönheit entzückte die Menschen immer wieder. Allerdings ging diese Faszination nicht nur von einer Seite aus. Legolas mochte Selasa ebenso, das war nicht zu übersehen, aber vielleicht war auch mehr vorhanden, als er vorgab. Der Elb war verwirrt, hatte Gimli eventuell doch recht und er war ernsthaft in Gefahr sein Herz an dieses wundervolle Geschöpf zu verlieren?
Selasa hatte Boromir anscheinend vergessen, dachte Erya. Aber, war es denn wirklich so?
Der Mann aus Gondor ließ keine Gefühle erkennen und verhielt sich ruhig und distanziert, auch wenn es in seinem Inneren drunter und drüber ging. Aber nicht wegen seinen Gefühlen zu Selasa. Seine Neigung zu dieser Frau hatte er abgelegt wie einen lästigen Mantel. Er verschwendete keine weiteren schmachtenden oder verzehrenden Gedanken an sie, nur noch sein Volk stand für ihn im Vordergrund und somit der Eine Ring, mit dem er Gondors Feinde zu schlagen gedachte.
Sein Blick streifte kurz die beiden Hobbits, die sich mit Selasa unterhielten und eine Übungsstunde aus seiner Jugend kam ihm wieder ins Gedächtnis.
**~***~**
Der blonde Junge starrte zu dem hübschen Mädchen hinüber, die sich gerade mit seinem jüngeren Bruder unterhielt und sich, nach ihrem leisen Lachen zu urteilen, wunderbar zu amüsieren schien. Der erfahrene Schwertmeister folgte dem Blick seines Schützlings und seufzte.
„Boromir? Du hörst mir wieder nicht zu!"
„Hmm? Oh, doch, doch. Natürlich!"
„Für einen Krieger ist es nicht gut andauernd irgendwelchen Weibern hinterher zu laufen. Das macht sie schwach!"
Der Junge widersprach: „Aber es gibt so viele Erzählungen, die..."
Der ältere Mann machte eine abwertende Handbewegung und schnitt ihm das Wort ab: „Vergiss es! Heroische Geschichten, in denen der Held seine letzten Kräfte aus der Liebe zu seiner Angebeteten schöpft und glorreich in der Schlacht fällt. Erzählungen für Waschweiber, Träumer und Weichlinge! Das bist du doch nicht?"
Der zukünftige Truchsess schüttelte energisch den Kopf.
„Na bitte! Glaub mir, die Wirklichkeit sieht anders aus. Meist fallen tapfere Männer nicht für die Liebe, sondern wegen ihr. Sie sind unkonzentriert und lassen sich von ihren Gedanken ablenken. Das macht sie verwundbar und der Feind hat leichtes Spiel mit ihnen, wenn er sie in diesem Zustand sieht. Deshalb, junger Boromir, denk an meine Worte. Auch wenn du bereits mutig und kühn bist. Gefühle sind zweitrangig und Liebe ist vergänglich wie ein Funke im Wind. Nur deine Pflicht und deine Loyalität gegenüber dem Reich Gondor sind beständig."
**~***~**
Die Worte seines Schwertmeisters waren ihm immer im Gedächtnis geblieben und er hatte sich daran gehalten. Der Rat erschien ihm gut und logisch. Er war Heermeister des Weißen Turmes geworden und hatte gelernt Gefühle zu verbannen und sich auf seine Pflichten zu konzentrieren, so wie es ihm seit seiner Jugend gelehrt worden war.
Boromir konnte sich nicht erklären welcher Teufel in geritten hatte, als er sich bei Selasa Hoffnungen gemacht hatte. Wie ein liebestoller Narr hatte er sich verhalten. Vermutlich war er nicht ganz bei Verstand gewesen. Ja, wahrscheinlich hatte es etwas mit der seltsame Umgebung Lothlóriens zu tun gehabt. Wie hatte er nur sagen können, dass ihn niemand darüber aufgeklärt hatte, dass die größte Gefahr in der Zuneigung zu einer Frau lag? Er, Boromir der Sohn des Truchsessen, der seinen Soldaten immer wieder eingetrichtert hatte, dass man sich nicht von solchen Dingen überrollen lassen sollt. Seine Männer hätten ihn ob seines Verhaltens ausgelacht.
Schließlich hatte er genug Sorgen und schimpfte sich nun selbst, dass nicht während der ganzen Reise für ihn Gondor ihm Vordergrund gestanden hatte. Wie konnte ihm das nur passieren? Selasa hatte ihn schwach gemacht und das durfte er nie wieder zulassen!
Boromirs Gedanken wurden durch Aragorns Ruf unterbrochen.
„Wir halten an!"
Gehorsam fuhren sie die Boote an das breite sandige Ufer. Nicht weit von ihrem momentanen Standpunkt waren die Rauros-Fälle zu sehen und das laute Tosen des riesigen Wasserfalles war zu vernehmen.
Der zukünftige Truchsess hielt inne und umfasste rechts und links den Rand des Bootes und holte tief Luft. Die dunkle Macht des Ringes nahm ihn immer mehr mit und das machte sich gerade sehr deutlich bemerkbar.
Die Hände hinter dem Kopf verschränkt lag Selasa abseits von ihren Weggefährten und betrachtete die vorbeiziehenden Wolken. Sie fühlte sich regelrecht entspannt, doch in ihrem Innersten wusste sie, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm war. Die Zeit war gekommen. Jetzt mochte es nicht mehr lange dauern, höchstens eine halbe oder dreiviertel Stunde bis die Waffen ihrer Weggefährten von schwarzen Orkblut tropfen sollten.
