Eine schlimme Vorhersage

Als Harry, Ron und Hermine gelandet waren, liefen sie ein bisschen weiter in den Wald hinein. Noch etwa 30 Metern sahen sie einen flackernden Schein auf einer Lichtung.

Ein Waldbrand!, wollte Ron rufen, aber als Hermine ihm einen warnenden Blick zuwarf, liess er es sein.

Da Harry so neugierig war, lief er ein paar Schritte näher zur Lichtung. Er erblickte ein kleinesLagerfeuer, neben dem ein Zelt stand. Da es nun doch kein Waldbrand war, rief Harry Ron und Hermine zu sich.

"Kommt", rief Hermine abenteuerlustig. Sie war schon bis zum Zelt gelaufen.

Harry und Ron folgten ihr. Vielleicht hatte dieser Jemand im Zelt ja den Schnatz gesehen, oder ihn sogar gefangen! Aber sie konnten sich noch keine Hoffnungen machen, solange sie nicht wussten, wer in diesem Zelt wohnte.

Inzwischen hatte Hermine schon beim Zelt angeklopft.

Harry sah, wie sich die Tücher teilten und ein bekannter Kopf zum Vorschein kam. Das war doch...

»Professor Trelawney!«, rief er.

»Harry... Ron... Hermine...«

»Oh nein«, murmelte Hermine, »ich dachte schon, hier sei jemand, der uns weiterhelfen könnte!«

Ron warf ihr einen tadelnden Blick zu, meinte es aber nicht wirklich so.

Darauf sagte Hermine überschwänglich: »Professor Trelawney! Ich bin sehr geehrt, Sie wieder zu sehen!« Sie machte eine kleine Verbeugung.

Ohne zu wollen, begann Harry zu kichern. Er wusste, dass Hermine Professor Trelawney nicht so mochte. Darum war ihm gleich klar geworden, dass Hermine es nicht ernst meinte. Aber Professor Trelawney schien das anscheinend nicht zu merken.

»Ja, ... Miss Granger... ich auch...«, sagte sie müde.

»Professor Trelawney! Wir sind auf der Suche nach dem Schnatz«, sagte Harry aufgeregt. »Haben Sie ihne gesehen... oder sogar ... gefangen?«

»Was ist ein Schnatz?«

Ron schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn und stöhnte: »Mit der ist wirklich nichts mehr anzufangen!«

Harry, Ron und Hermine legten sich ein Stück vom Zelt entfernt auf den Boden. Aus ihren Rucksäcken packten sie Schlafsäcke und Kissen aus. Am besten übernachteten sie hier, denn Professor Trelawney konnte ihnen wahrscheinlich morgen mehr Auskunft geben.

»Meint ihr, wir werden den Schnatz je finden?«, wisperte Ron.

»Ich weiss nicht«, antwortete Harry.

Da knackte es plötzlich hinter ihnen im Gebüsch. Harry, Ron und Hermine drehten sich ruckartig um. Es knackte erneut, aber dieses Mal war das Knacken lauter. Nun trat eine pferdeähnliche Gestalt in den Mondschein. Hermine unterdrückte einen Freudeschrei, als sie das Horn auf der Stirn sah. Das Tier war ein Einhorn.

Das Einhorn stiess einen Ruf aus und verschwand dann wieder im Gebüsch.

»Das war ein Einhorn!«, flüsterte Ron.

»Das haben wir auch gemerkt«, entgegnete Hermine.

In einem Wald, in dem Einhörner so nahe kamen, waren sie sicher. So schliefen sie ruhig ein.

Am anderen Morgen hatte Professor Trelawney schon Frühstück gemacht, als Harry, Ron und Hermine aufwachten. Sie sah einiges besser aus als am Tag zuvor. Die dunklen Ringe unter den Augen waren auch verschwunden.

Harry, Ron und Hermine schlurften zum Lagerfeuer von Professor Trelawney. Sie waren erschöpft vom langen Besenritt am letzten Tag.

Professor Trelawney begrüsste sie fröhlich.

»Eier, Toast?«, fragte sie Harry und Ron. Hermine würdigte sie keines Blickes.

»Ich hätte gern einen Toast«, sagte Hermine trotzig.

Professor Trelawney blickte sie finster an und gab ihr widerwillig einen Toast.

Plötzlich verdrehte Professor Trelawney die Augen und liess ihr Ei fallen.

»Schlimmes wird passieren«, sagte sie mit tiefer, zischender Stimme. »Harry Potter wird den dunklen Lord fast stürzen. Aber er schafft es nicht, denn Voldemort wird stärker, so stark, dass er es wieder mit allen aufnehmen kann.«

Professor Trelawney klappte zusammen und Harry, Ron und Hermine entdeckten etwas an ihrem Unterarm: Das dunkle Mal. Voldemort hatte durch sie gesprochen.

Hermine schnappte nach Luft. »Ich habe doch schon immer gewusst, dass mit der etwas nicht stimmt!«, sagte sie besserwissend.

Doch Harry und Ron achteten nicht auf ihren Kommentar. Sie starrten nur erschrocken auf das dunkle Mal an Professor Trelawneys Arm.

»Schon wieder ein Anhänger von Voldemort, der in Hogwarts als Lehrer arbeitet«, bemerkte Harry.

Inzwischen war Professor Trelawney wieder zu sich gekommen.

Ron zückte seinen Zauberstab. In Verteidigung gegen die dunklen Künst bei Professor Dumbledore hatten sie einen Zauberspruch gelernt, mit dem man einen Anhänger Voldemorts schwächen konnte und erst noch einen Fluch durch das dunkle Mal zu Voldemort senden konnte.

»Flondio!«, rief Ron.

Der Blitz aus seinem Zauberstab zischte direkt auf Professor Trelawney zu. Ein roter Strahl leuchtete auf und verschwand gleich darauf im dunklen Mal.

»Gut, Ron! Das war ein super Flondio-Zauber!«, gratulierte Hermine.

Ron war selbst erstaunt, dass der Zauber überhaupt funktioniert hatte. Aber er war noch erstaunter darüber, dass Hermine nicht auf diese Idee gekommen war.

»Wenn ich meinen Zauberstab nicht beim Schlafplatz liegen gelassen hätte, hätte ich das auch sofort getan«, sagte Hermine in diesem Moment.

Aha, dachte Ron, und war gleich ein bisschen weniger Stolz auf sich.

Harry war schon aufgestanden und hatte sich auf den Weg zu Professor Trelawneys Zelt gemacht.

Ron und Hermine standen nun auch auf und folgten ihm.

Im Zelt fanden sie allerlei Wissenswertes. Zum Beispiel einen alten Zauberstab. Sie hatten nämlich gar nicht gewusst, dass die Wahrsagerin überhaupt einen besass. Aber als Anhänger Voldemorts musste man das schon fast.

Ron entdeckte in einer Ecke eine ganze Schachtel Esswaren, die sie auf ihre Reise mitnahmen.

Beim Durchforschen des Zeltes kamen noch mehr nützliche Dinge zum Vorschein und die nützlichsten nahmen sie mit.

Mit dem Gepäck aus dem Zelt beladen, liefen Harry, Ron und Hermine zurück zu ihren Besen.

Harrys und Rons Besen wurden gleichmässig mit Gepäck beladen. Hermine durfte ohne Gepäck fliegen, da sie es noch nicht so gut konnte.

Als sie wieder in der Luft waren, hielten sie erneut Ausschau nach einem Wald.

Doch nun kam ein grosser See und sie mussten lange warten, bis endlich wieder Land kam. Aber nach dem See dehnte sich ein schöner, grosser Wald weit über die Ebene aus.