Kapitel 3b - Noch immer Tais POV

Jetzt war es so weit. Ich musste es ihm jetzt verraten, mein Geheimnis. Wie würde er damit umgehen? Ich dachte nicht, dass er sich ekeln oder mich dafür verachten würde; Da kannte ich ihn zu gut. Aber was, wenn er danach nicht mehr wusste, wie er sich in meiner Gegenwart verhalten sollte oder ständig die Sorge hatte, dass ich auf ihn stehen könnte? Im Grunde genommen war es ja auch so, aber ... "Matt?"

"Ja?"

"Versprichst du, dass sich nichts zwischen uns ändern wird, wenn ich es dir sage?"

Er sah mich erstaunt an. "Tai, was denkst du denn? Du machst mir jetzt echt Angst."

"Versprichst du's?"

Matts POV

Wieso fragte er mich das? Was wollte er mir nur sagen? Vielleicht würde er wirklich sterben. Vielleicht hatte er irgendeine schlimme Krankheit. Allein der Gedanke daran, ihn zu verlieren, tat mehr weh, als alles andere.

"Ich verspreche dir, dass du immer noch mein bester Freund sein wirst, wenn du es mir nur endlich sagst", sagte ich beinahe verzweifelt.

"Das ist gar nicht so einfach, Matt."

"Tai ..." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. So hatte er sich noch nie verhalten, so ernst.

"Okay, hör' zu! Ich war doch in der zehnten Klasse mit Sora zusammen, erinnerst du dich?"

"Ja, sicher. Sowas vergisst man doch nicht, Blödmann!"

"Wie auch immer ... also, das mit Sora ..."

"Sie ist doch nicht etwa schwanger, oder? Tai, wenn du ..."

"Nein, keine Panik. Hör' mir doch erstmal zu! Als ich mit ihr zusammen war, da hab' ich irgendwann bemerkt, dass ich gar nichts für sie empfand, sondern ..." Er brach ab.

"Sondern?", hakte ich vorsichtig nach und legte meine Hand auf seinen Arm. "Sag' es, dann geht's dir besser."

Er nickte. "Sondern für jemand anderen und zwar für einen Jungen." Es schnürrte mir fast die Kehle zu. Ich wollte so viel sagen; Dass es okay war. Dass ich damit keine Probleme hatte. Aber urplötzlich brach eine Angst über mich herein wie eine Flutwelle. Er liebte einen Jungen? Für einen kurzen Moment kam die Hoffnung in mir auch, dass er mich meinen könnte, doch ich verwarf diesen Gedanken schnell wieder. Es war sicherlich jemand anderes. Würde ich es ertragen, ihn mit einem anderen Jungen zu sehen? Er hatte schon oft Freundinnen gehabt. Das war nie ein Problem gewesen. Aber ihn mit einem Jungen zu sehen, das wäre wie ein Stich mitten ins Herz.

"Matt, sag doch 'was", flehte er ängstlich. "Du hast gesagt, es würde sich nichts ändern. Kannst du dein Versprechen jetzt halten?"

Ich war noch immer nicht in der Lage, etwas zu sagen. Stattdessen starrte ich ihn mit großen Augen an und begann, am ganzen Körper zu zittern.

"Matt, jetzt sag endlich 'was!", schrie er mich an und wollte kurz darauf aus dem Becken stürmen, doch ich zog ihn ins Wasser zurück und klammerte mich an ihn, als hätte ich Angst zu ertrinken, wenn ich losließe. In einem gewissen, übertragenen Sinne war es auch so. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Die Tränen flossen bächeweise aus meinen Augen und ich schluchzte unkontrolliert an seiner Schulter.

"Es tut mir leid, Matt", flüsterte er "Ich hätte dir das vielleicht nicht sagen sollen."

Statt einer Antwort drückte ich ihn nur fester an mich. Ich würde ihn nie mehr loslassen. Nie würde ich ihn einem anderen überlassen. Eher würde ich sterben.

Kapitel 4 - Tais POV

Ich wusste nicht, was ich von der ganzen Sache halten sollte. Als ich Matt gesagt hatte, dass ich mich in einen Jungen verliebt hatte, war er regelrecht zusammengebrochen. Was hatte das zu bedeuten? War es der Schock gewesen? Oder empfand er vielleicht doch mehr für mich, als ich dachte? Ich hätte ansonsten keine vernünftige Erklärung für sein Verhalten. Aber was war dann mit diesem Mädchen?

Seit diesem Abend am Pool hatte Matt nicht mehr geredet. Das war jetzt fast zwei Tage her. Wir hatten zwar wie immer zusammen ferngesehen, gegessen und 'rumgehangen, aber er hatte dabei nicht ein einziges Wort gesprochen. Desweiteren fiel mir auf, dass er mich öfter umarmte, als sonst. Als ich ihm gesagt hatte, ich sei müde und würde in mein Zimmer gehen, war er aufgestanden und hatte wortlos seine Arme um mich gelegt und mich für mindestens fünf Minuten so festgehalten. Es war wunderschön gewesen, mich so in seiner Umarmung zu wissen, doch angesichts der Tarsache, dass er immer noch nicht mit mir sprach, konnte ich diesen Moment nicht wirklich genießen. Es war fast so, als hätte er Angst; Angst, mich zu verlieren? War es das? Dachte er, wenn ich einen anderen Jungen liebte - was ja nichtmal der Fall war - würde ich ihn vergessen? Ich hatte wohl keine andere Wahl. Ich musste ihm sagen, dass ich ihn liebte, sonst gäbe es noch eine Katastrophe. Selbst wenn er meine Gefühle nicht erwidern würde, würde er vielleicht wenigstens wieder mit mir reden. Das war mir das Risiko wert.

Als wir am Abend zusammen vor dem Fernsehe saßen, sah ich meine Chance gekommen. Er war schon fast eingeschlafen, lehnte mit geschlossenen Augen am Bettgelender. Er sah so hübsch und verführerisch aus ... Ich hätte ohnehin nicht anders gekonnt, also setzte ich mich auf seine Beine und streichelte zärtlich über seine Wange.

Matts POV

Ich war schon beinahe eingeschlafen, als ich ein Gewicht auf meinen Beinen spürte. Als ich die Augen öffnete, erkannte ich zu meiner Verwunderung Tai, der sich zu mir vorbeugte und begann, mein Gesicht zu streicheln. 'Das kann nur ein Traum sein', dachte ich und schmiegte mich mit halbgeschlossenen Augen an seine warme Hand. Es fühlte sich so schön an, einfach nicht real. Doch mit dem, was danach kam, hätte ich nicht einmal in meinen kühnsten Träumen gerechnet. Er beugte sich noch ein Stückchen vor, so dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und setzte dann für einen kurzen Moment aus, als seine Lippen sich zärtlich an meine pressten und den Rest der Welt einfach aus meinem Gedächtnis verbannten.

*** Hi, Freaks! Ist heute 'n bisschen kurz geworden! Ich hoffe, ihr verzeiht mir nochmal. Bitte natürlich immer um Reviews. Schönen Sonntag euch allen. Byechen, Shou. ***