Matts POV:

Am nächsten Morgen wachte ich neben ihm auf. Er lag hinter mir und hatte die Arme um meine Taille geschlungen. Ein schönes Gefühl. Ich wollte gerade wieder eindösen und warf noch einen kurzen Blick auf den Wecker, als mich plötzlich der Schlag traf. 'Neun Uhr?!!' "Shit! Tai! Wach' auf! Wir haben verschlafen. Unser Flieger geht in zwei Stunden."

"Hum? Was?", knurrte er schläfrig neben mir. "Steh' endlich auf, Baka!", schrie ich und schlug ihn mit einem Kissen - natürlich nur leicht. "Is' ja gut. Was ist denn los?"

"Wir haben verschlafen, Tai! Der Flieger ..."

"Ah, verdammt!!!" Mit diesen Worten sprang er auf und suchte verzweifelt nach seinen Sachen. "Wo? Wo?"

"Tai, hier! Dein Hemd. Und deine Hose liegt ..."

"Hab' schon! Scheiße, meine Socken ..."

"Hast du meine Shorts gesehen?"

"Nein. Fuck ... Wo ist ...?"

Und so ähnlich ging das dann eine halbe Stunde weiter. Um zehn Uhr und dreißig Minuten waren wir letztendlich doch noch am Flughafen angekommen.

"Muss man nicht eigentlich zwei Stunden vorher einchecken?", fragte ich.

"Ist doch egal."

Von einer Stuardess wurden wir in unseren Flieger geleitet. Tai ließ mich diesmal freiwillig am Fenster sitzen!

"Mann, war das stressig", stöhnte Tai auf.

"Du sagst es!"

"Und? Freust du dich nach Hause zu kommen?"

"Klar, vermisst du die anderen denn nicht?"

"..."

"Tai?"

"Doch, sicher." Ich fand nicht, dass sich das sehr überzeugend angehört hatte, also hakte ich nach. "Was hast du?"

"Ach, gar nichts. Ich war nur in Gedanken", antwortete er und küsste mich auf die Stirn "Alles in Ordnung."

"Wirklich?", fragte ich unsicher.

"Ja. Ich liebe dich, Matt."

"Ich dich auch." Daraufhin küsste er mich zärtlich auf den Mund. Vom Sitz hinter uns hörten wir einen kleinen Jungen rufen: "Mami, die da vorne küssen sich!" Wir mussten beide kichern. Die Mutter des Jungen flüsterte so laut, dass man es hören konnte ein: "Ja, Schatz. Die haben sich ja auch lieb." Und wir mussten noch mehr grinsen, wissend, dass sie mehr als Recht hatte.

"Siehst du, Matt. Wenn die Frau das so einfach akzeptieren kann, werden unsere Freunde das erst recht tun."

"Klar, hab' ich 'was anderes behauptet?"

"N ... nein, ich musste nur gerade daran denken."

"Tai ... Du willst es doch immernoch öffentlich ...?"

"Klar."

"Okay."

"Okay", sagte auch er und lächelte unsicher. Hatte er etwa Angst davor, dass unsere Freunde uns nicht mehr akzeptieren würden? Zugegeben, ich hatte mich das auch im ersten Moment gefragt, aber ... sie würden uns wegen so etwas doch nicht weniger mögen, oder? Nein, ganz bestimmt nicht. Sie waren doch unsere Freunde.

Um sechs Uhr abends kamen wir am Flughafen in Japan an. Als ich den ersten Schritt auf die Gangway machte, sah ich sie schon. Mimi, Sora, T.K. und Kari winkten uns fröhlich zu. Neben ihnen standen mein Dad und Tais Eltern. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Was würden sie dazu sagen?

Tai hielt die ganze Zeit meine Hand. Als wir in Sichtweite waren blieb er plötzlich stehen.

"Matt ..."

Ein ungutes Gefühl überkam mich. Er wollte doch jetzt nicht etwa kneifen?!

"Tai, komm' schon. Sie warten alle."

"Matt, ich kann nicht", sagte er leise, ohne mir in die Augen zu sehen.

"Warum nicht?", fragte ich und schluckte einen großen Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, hinunter "Ich will es nicht geheimhalten, Tai. Ich liebe dich."

"Ich liebe dich doch auch, aber ..."

Hatte Tai wirklich so viel Angst davor? Was sollte ich jetzt tun. Ich wollte es nicht verheimlichen. Das würde nicht gutgehen. "Tai, bitte, komm' jetzt."

"Lass' es uns noch eine Weile geheimhalten, Matt. Bitte! Ich ..."

"Wie du willst", seufzte ich und ließ traurig seine Hand los, bevor ich niedergeschlagen in Richtung der anderen schlenderte; Tai hinter mir her.

"Hey, Matt, wieso so deprimiert?", fragte T.K. sofort, als ich vor ihm stand. Was sollte ich sagen? "Ach, es ist nichts. Ich bin nur etwas müde." Dämliche Ausrede. "Naja, Tai scheint ja bester Laune zu sein", lachte T.K. und deutete mit einem Finger auf Tai, der gerade stürmisch seine Eltern und dann Mimi und Sora umarmte. Machte ihm das alles überhaupt nichts aus? Wie sollte ich das nur deuten?

Ich konnte an diesem Abend nicht schlafen. Die ganze Zeit machte ich mir Gedanken um Tai und mich. Wenn es ihm so wenig ausmacht, mich verleugnen zu müssen ... Was bedeutete das für mich? Für uns? Liebte er mich vielleicht gar nicht? Das würde er nicht tun. Er würde mir, seinem besten Freund, nicht sagen, dass er mich liebte, wenn es gar nicht stimmte. Dafür kannte ich ihn zu gut.

Es war bereits drei Uhr nachts. Ob er noch wach war? Wahrscheinlich machte er sich gerade genauso Gedanke darüber wie ich.

Kurzentschlossen schnappte ich mir das Telefon auf meinem Nachttisch und wählte seine Nummer. Es tutete ein paar Mal, bis ich eine verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung hörte. "Yagami?"

"Tai, bist du das?"

"Yamato? Ja, ich bin's. Was willst du?"

"Ich ... Hab' ich dich geweckt?"

"Ja, könnte man so sagen."

"Tut ... tut mir leid", sagte ich, die Enttäuschung verbergend. Er hatte also nicht gerade wachgelegen, so wie ich, und sich den Kopf über unsere Beziehung zerbrochen.

"Wieso rufst du an, Matt? Stimmt irgendwas nicht?"

"Nein, ich konnte nur nicht schlafen."

"Achso ..."

"Dann lass' ich dich 'mal weiterschlafen."

"Nein, warte ..."

Ich tat einfach so, als hätte ich seine letzten Worte nicht gehört und legte auf, bevor ich mich an das Gelender meines Bettes lehnte und mit Tränen in den Augen in die dunkle Nacht starrte.

So wenig bedeutete ich ihm also ...

*** Sorry, ihr Süßen. Etwas kurz. Nächste 'mal wird länger ... vielleicht. Baba. Geh' jetzt ins Kino. ^^ ***