Quelle:                            http:// www. schnoogle. com/ authorLinks/ Maya/ Amazing_Bouncing_Rat/

Autor:                             Maya (mayahearthwoman @ hotmail.com)

Übersetzung:                   MilenaLupin

Kategorie:                       Humor, Romance

Altersfreigabe:                 PG13, Dtsch.: Ab 12

Geschrieben nach:           HP und der Feuerkelch

Draco Malfoy wird in eine böse Ratte verwandelt. Wer ist das nur, bei dem die bösen Ratten am Ende immer als Haustiere landen, und wie lautet der Name des armen, armen Draco ? Zum Ende hin D/Hr, wenn auch hier erst mal höchstens Draco/Kaffee, um bei der Wahrheit zu bleiben  ...

Disclaimer:                      Draco, Hermione, Harry und Konsorten gehören JKR, einer Handvoll von Verlagen, Warner Bros. und Merchandising-Herstellern. Plot und Fluffy gehören Maya, vor der ich auf Knien am Boden liegen. Vor Kichern.
Mir gehört nur ein kiloschweres Übersetzerlexikon. Und mein ewiger Dank gehört meinen Betas Kathy, Heike und vor allem Kaya. *schmatz*

~*~

Draco Malfoy, Sagenhaft Hopsende... Ratte?

Kapitel 8  - Draco Redux

Lieber Vater,

Professor Dumbledore hat mich aufgefordert, dir zu schreiben, und dich über meine Sicherheit zu informieren, um die du dir zweifellos schreckliche Sorgen gemacht hast. Ich verstehe schon, dass dich lebenswichtige Angelegenheiten wie Todesser-Treffen und Cocktailparties  zu sehr beschäftigt haben, um nach mir zu suchen. Als dein Sohn und guter Malfoy würde ich deine Handlungen in dieser oder jeder anderen Lage auch nie in Frage stellen.

Ich wurde einem Zauber unterworfen, bin jetzt aber befreit, und dem Schuldigen auf heißer Spur. Furchtbare Qualen wurden mir auferlegt, aber ich ertrug sie wie ein Malfoy. Wüsstest du genau, was ich alles unternommen habe – ich denke, du wärest wahrhaftig erstaunt.

Richte dem Dunklen Lord meine Grüße aus, und auch Mutter.

Dein Sohn,

Draco Malfoy.

PS: In der ganzen Schule schwirren Gerüchte über meine schmutzige Affäre mit Ron Weasley umher. Schönen Tag noch.

Draco lehnte sich zurück und bewunderte seinen Brief. Er war der Meinung, seine Botschaft käme darin sehr schön zum Ausdruck.

Natürlich gäbe es da immer die Möglichkeit eines „Fick dich, Dad!" - Heulers. Aber Draco fand, dem mangelte es an Subtilität.

Der Brief tat ihm gut nach diesem Morgen. Er war um sechs aus dem Schlaf gerissen worden, und – tretend, schreiend und unzählige Kommentare über durch unfreiwillige sexuelle Enthaltsamkeit hervorgerufene Verstimmung murmelnd – in Dumbledores Büro gezerrt worden.

Eine extrem verärgerte Professor McGonagall hatte beide danach allein gelassen.

Dumbledore hatte seine Augen fest auf Draco gerichtet und ruhig gefragt:

„Haben Sie eine Erklärung für Ihre längere Abwesenheit?"

Draco war einen Moment lang still, schrecklich hin- und hergerissen zwischen zahlreichen Alternativen. Eine Seite von ihm schrie danach, Dumbledore zu erzählen, er sei entführt, gefesselt und gezwungen worden, jemandem als Sexsklave zu dienen. Ein anderer Teil schlug fröhlich vor, er solle vorgeben, seine Initiierung als Todesser habe stattgefunden, und er habe sein Dunkles Mal an einem unaussprechlichen Platz erhalten.

Ein nicht unbeträchtlicher Teil von ihm wollte gar behaupten, er habe auf Harry Potter-Art die Welt gerettet, weil es seine Pflicht sei, Unschuldige zu retten – nur um den alten Mann an Herzversagen sterben zu sehen.

Am Ende tat er etwas, das den Namen Malfoy für immer beschmutzen würde.

Er erzählte die reine Wahrheit.

„Ich war eine Ratte", bekannte er.

Der Ausdruck auf Dumbledores Gesicht war etwas, dass Draco für lange Zeit wertschätzen würde.

Und die Gryffindors dachten, dieser Mann sei unfehlbar... sogar obwohl er nachweislich eine Manie hatte, seine Schüler zu Zeiten ernster Bedrohung zu verlassen und die Mächte der Finsternis in die Hogwarts-Lehrerschaft aufzunehmen...

Draco erklärte alles, in voller Länge und allen Details, sowie mit zahlreichen ausschmückenden Gesten.

Nein, er hatte keine Ahnung, wer ihm das angetan hatte. Nein, er hatte keine Idee, wie der Vielsaft-Trank verändert worden sei, um diesen Effekt bei ihm auszulösen. Nein, er konnte das Tanzen wirklich nicht erklären.

Ja, er bestand darauf, diesen beleidigenden Tonfall beizubehalten.

Draco hatte keine Ahnung, wieso er dem Schulleiter all diese Dinge erzählte. Er hatte den Mann nie gemocht – und soweit Dumbledore seine Existenz bemerkte, beruhte das auf Gegenseitigkeit. Aber... er hatte niemanden sonst, dem er es erzählen konnte.

Es war ein gewisser Trost, dass seine ureigenen Malfoy-Manieren Dumbledores Augen während des ganzen Gesprächs verengt bleiben ließen.

Zum Abschluss sagte er: „Ich nehme an, Mr. Malfoy, dass Sie den Schuldigen unter den Gryffindors vermuten? Dass sich vielleicht Mr. Weasley an dem Zaubertrank zu schaffen gemacht habe?"

Dracos blonder Kopf schoss hoch.

„Das hat er verdammt noch mal nicht getan!"

„Oh?"

„Niemand von ihnen hatte irgend etwas damit zu tun!"

„Ist das so?"

Dracos Augen trafen Dumbledore. Die Augen des alten Mannes waren sehr, sehr weit geöffnet und unschuldig.

Draco hatte den plötzlichen Verdacht, dass er ausgetrickst worden sei.

Seine Lippe verzog sich.

„Glauben Sie wirklich, Weasley wäre intelligent genug, mit einem Zaubertrank herum zu pfuschen?" erkundigte er sich.

Dumbledore erhob sich und lächelte beglückt.

„Mr. Malfoy, es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu plaudern. Wenn Sie je das Bedürfnis verspüren sollten, wieder mit mir zu sprechen, nehmen Sie sich bitte die Freiheit. Darf ich sagen, dass Sie mich an einen Schüler erinnern, den ich einmal hatte?"

„Oh, der rührende Moment der Bindung", spottete Draco gedehnt. „Könnte es sich möglicherweise um den reformierten Todesser Professor Snape handeln? Meine Güte, welche Ehre. Ich sehe den Fehler in meinem Verhalten. Wollen Sie nicht meine neue Vaterfigur sein?"

Er hielt inne und verzog mürrisch das Gesicht.

„Und meine Körperhygiene ist einwandfrei, vielen Dank auch."

„Ich dachte eigentlich mehr an Mr. Black", sagte Dumbledore.

„Oh... was? Ich erinnere Sie an einen Massenmörder? Sowas dürfen Sie einem Schüler gar nicht sagen! Das ist wohl kaum ein Motivationsgespräch! Ich sehe eine leuchtende Zukunft für Sie, Mr. Malfoy – in Askaban! Das ist wieder mal so typisch für euch Gutmenschen. Ich spiele bloß beim Quidditch mal mit ein paar schmutzigen Tricks, und plötzlich schreit jeder ‚Betrüger, Betrüger, notorischer Todesser!' und ich bin..."

... gerade dabei aufzuspringen, den Schulleiter anzuschreien und wild rumzugestikulieren.

Auf dem besten Weg rauszufliegen.

„Äh... es tut mir fürchterlich leid, Sir. Diese ganze Rattensache ist... ein bisschen traumatisch für mich. Lassen Sie uns, äh – das einfach vergessen, ja? Äh –"

Draco ließ die Vorderseite von Dumbledores Robe los.

Dumbledore bot ihm die Hand.

„Wie ich schon sagte – es war mir ein Vergnügen, Mr. Malfoy."

Dracos schnelles Zu-Kreuze-Kriechen verbesserte seine Laune nicht gerade. Er starrte die ausgestreckte Hand an und verschränkte die Arme absichtlich über seiner Brust.

Er richtete seine kalten grauen Augen auf Dumbledores Gesicht.

Der Mann lächelte immer noch!

Draco drehte sich um und stolzierte aus der Tür.

Einen Moment später öffnete sich die Tür wieder und ein zerzauster blonder Kopf erschien in ihr.

„Und ich habe Bilder von Black und seinen wirklich grässlichen Haaren gesehen", fügte Draco noch hinzu. „Sie absoluter Bastard!"

Als er Dumbledore lachen hörte, knallte er die Tür mit aller Wucht zu.

Draco wünschte sich, er könnte eine weitere Tür zuknallen, als er den Brief seinem Uhu, Rover, gab. (Er hatte einmal die Phrase ‚Töte, Rover, Töte!' gehört und fand sie absolut klasse!)

Genau in diesem Moment erschienen Crabbe und Goyle im Gemeinschaftsraum.

Draco sah mit einem Lächeln auf - so scharfkantig wie gesprungenes Glas.

„Jungs", sagte er. „Wahrhaftig exzellent, euch zu sehen."

Crabbe und Goyle waren einfach zu blöd.

Eigentlich war niemand blöd genug, einen Malfoy in einer Laune vorzufinden, in der dieser neue Foltermethoden erfand, und nicht das dringende Bedürfnis zu entwickeln, ganz woanders zu sein.

Draco stand auf, schlang seine Arme um ihre Hälse und begann, sie auf ihren Schlafsaal zuzuzerren.

Quetschte sie dabei in einer freundlichen, anhänglichen Weise, die sie blau anliefen und Gurgellaute von sich geben ließ.

„Lasst uns uns mal zusammen setzen, Jungs, und über Tierquälerei reden", drängte Draco sie mit seinem süßesten und charmantesten Lächeln, das viel zu sehr nach Satans Chorknaben aussah.

Er zerrte sie in den Schlafsaal und schloss die Tür.

Töte, Fluffy, Töte!

Sein Lächeln war hell und leuchtend wie eine Messerklinge.

‚Lasst uns plaudern."

*

„Schhhhh, Ron", sagte Hermione beruhigend. „Ich bin sicher, es war furchtbar, aber nimm dir doch ein nettes tröstendes Stück Toast und vergiss es einfach. Der böse Mann kann dich jetzt nicht holen."

Ron hob vorsichtig seinen roten Kopf von den Armen.

Draco Malfoy lehnte sich zwischen Lavender und Parvati, um an den Gryffindor-Tisch heran zu kommen.

Rons Kopf knallte wieder herunter und traf die Tischplatte.

„Du hast mich angelogen", informierte er Hermione in ersticktem und vorwurfsvollem Ton.

„Malfoy!", zischte Hermione zornig. „Verzieh dich!"

Er schenkte ihr ein bezauberndes, engelhaftes Lächeln.

„Ich hol mir nur meinen Kaffee."

„Du... dir ist doch klar, dass Seamus Finnigan mit Medikamenten ruhig gestellt werden musste?", fragte Hermione eindringlich.

Malfoy lachte, ein helles, unbekümmertes Lachen, das Lavender und Parvati ein kollektives Seufzen ausstießen ließ.

„Nein, wirklich?"

Hermione war an Malfoys golden-reines Aussehen gewöhnt, und sie wusste genau, wie fies dieser Schönling sein konnte. Sie rümpfte nur die Nase und sah weg.

Als Malfoy den Kaffee vom Tisch nahm, schoss Ron von seinem Stuhl hoch und packte ihn an der Robe.

Malfoy starrte ihn mit mildem Erstaunen und Geringschätzung an.

„Stört's dich?"

„Hast du mir etwa nichts zu sagen?", knurrte Ron.

Eine helle Augenbraue hob sich. „Nun ja. Als ich dir sagte, ich würde dich morgen noch respektieren, hab ich gelogen."

Der halbe Gryffindor-Tisch verschluckte sich.

Hermione ergriff Rons Arm.

„Bring ihn nicht um –"

„Ich bin so gerührt. Ich wusste gar nicht, dass es dir was ausmachen würde."

„Du wirst rausfliegen", fuhr Hermione eisern fort.

„Ich will eine Erklärung", schnauzte Ron. „Du bist doch sicher wegen irgendwas hier rüber gekommen –"

Malfoy schüttelte Rons Griff leicht ab.

„Nur hierfür", sagte er, gestikulierte mit dem Kaffee in der Hand, und – oh, wirklich nur ein Unfall – verspritzte ein paar strategisch platzierte und siedendheiße Tropfen. Er tätschelte Rons Gesicht mit einer schrecklich überheblichen Art. „Und um ‚Guten Morgen, mein Süßer' zu sagen."

Hermione klammerte sich mit ihrer ganzen Macht an Rons Arm.

Malfoy drehte sich immer noch lachend um.

Harry und Ginny betraten gerade die Halle und standen ihm Angesicht zu Angesicht gegenüber.

Harrys Augen blitzten und er stand aufrecht wie ein Held an seinem Platz, fest entschlossen, die Finsternis zu bekämpfen.

In Malfoys Augen tanzte ein funkelndes, unheilverkündendes Licht.

„Oh, es sind die Liebestäubchen", gurrte er. „Sag mal, Harry, hast du schon angefangen, Valentinsverse zu komponieren? Wie wär's mit ‚Ihre Augen, so braun wie nicht so ganz frisch gepökelte Kröte'?"

Ginny und Harry liefen in einem wunderbar zueinander passenden Scharlachton an.

‚Moment mal', dachte Hermione, ‚seit wann nennt Malfoy Harry bei seinem Vornamen?'

Malfoy wanderte unbekümmert hinüber zu seinem eigenen Tisch, wo ihm der Empfang eines wahren Helden gewiss war.

Der Prinz von Slytherin war zurückgekehrt.

Da war nur irgend etwas... das Hermione störte. Er war noch immer Malfoy, noch immer ein ätzender, großmäuliger Mistkerl, der herumstolzierte und glaubte, die Welt gehöre ihm. Er war noch immer ein nervtötendender Bastard mit einer Zunge wie einer Machete.

Da war... nur etwas, das fehlte.

Zum Beispiel... Bösartigkeit.

Malfoy lachte über etwas drüben an seinem Tisch, und sie erkannte das einfache Amüsement, das sein Lachen vorher schon hervorgerufen hatte.

Es war beinahe, als ob er jetzt ein Spielchen spielte.

Die Frage war, was für ein Spielchen?

Ein kühler grauer Blick traf ihren. Mit voller Absicht zwinkerte Malfoy.

Nerviger Bastard.

*

Dumbledore stand beim Abendessen dieses Tages auf und schilderte, was Draco Malfoy passiert war.

„Mr. Malfoy", sagte er, „war einem Zauber unterworfen. Es war ein ungeheuerlicher Akt und ein Versuch, ein unschuldiges Kind auszulöschen."

Alle Augen wandten sich zu dem unschuldigen Kind, das zur gegenwärtigen Zeit jeweils einen Arm um Pansy Parkinson und Blaise Zabini gelegt hatte, und lächelte, als hätte er gerade ‚Liebe Sünde' entdeckt und eine Menge Spaß damit.

Hermione war sich sicher, dass er das absichtlich machte.

„Es war die unverzeihliche Tat eines Dunklen Zauberers", verkündete Dumbledore weiter, „und dieser wird dafür bezahlen müssen. Ich werde keine Angriffe in meiner Schule dulden. Ich werde diese absolute, die Existenz einer anderen Person bedrohende Gewalt nicht dulden. Jeder, der Informationen über diese Angelegenheit besitzt, muss vorsprechen, oder teilt die Schuld an etwas Unverzeihlichem."

Dann lächelte er, während sie alle ernst waren, und zog ein Stück Papier aus seiner geräumigen Robe.

„Mr. Malfoy hat darum ersucht, dass ich hier diese – äh – Darstellung seiner Gefühle vorlese. Es ist an seinen Angreifer adressiert und beginnt –

‚Oh, es wird dir noch Leid tun, dass du überhaupt geboren wurdest. Ich werde deine Innereien um einen Baum wickeln, bis sie wie Gummiband auseinanderreißen. Ich werde deine Männlichkeit entfernen, und sie dir gegrillt mit Barbecue-Sauce servieren. Ich werde dich Atom für Atom auseinander nehmen und den Klang deine Schreie aufnehmen, um sie deinen Eltern vorzuspielen, und schließlich bringe ich Blaise Zabini dazu, schmutzige Gerüchte über dich zu verbreiten. Ich kenne keine Gnade, und du wirst mir nicht entkommen. Verpfeif dich am besten gleich selbst und spar uns allen Zeit. Vielen Dank fürs Zuhören."

Hermione sah hoch und sah Schrecken und Belustigung.

Da war so eine merkwürdige, unignorierbare Eigenart an Draco Malfoy. Sie sollte es wissen – Harry hat jahrelang versucht, ihn zu ignorieren. Aber er weigerte sich einfach, Hintergrund zu sein, ein großer Spieler.

Mittlerweile kannte ihn jeder in Hogwarts, und immer noch fragten Erstklässler, wer er war. Es gab immer eine Antwort, und nie nur einen Namen – ob es nun hieß: „Das ist Draco Malfoy, ein absoluter Mistkerl" oder „Das ist Draco Malfoy. Ist er nicht hinreißend?"

Auf eine Weise zollten beide Antworten einem ungewöhnlichen Charakter Tribut.

Hermione fand ihn ungewöhnlich lästig, aber sie begriff jetzt, dass niemand in diesem Raum ihm gegenüber gleichgültig war, obwohl ihm so viele von ihnen gleichgültig waren.

Natürlich, dachte sie, war auch Hitler eine fesselnde und bemerkenswerte Persönlichkeit gewesen.

Das machte Malfoy nicht weniger schwarzherzig.

„Mr. Malfoy", fuhr Dumbledore fort und dabei zwinkerten seine Augen, wie sie es immer taten, als kenne er ein Geheimnis, das andere nicht kannten, „bat mich außerdem, den Gryffindors zu danken, die ihn mit großer Freundlichkeit behandelt haben, während er sich bei ihnen aufhielt."

Am Gryffindor-Tisch brach das Chaos aus.

Harry und Ginny fragten sich gegenseitig, was das wohl bedeuten solle. Dean hielt Ron davon ab, unter Mordabsichten zum Slytherin-Tisch hinüber zu jagen. Lavender und Parvati kicherten hilflos. Neville war unter dem Tisch verschwunden, offensichtlich in der Überzeugung, dies sei der Vorbote eines teuflischen Malfoy-Planes.

Hermione stand schweigend inmitten der ganzen hysterischen Leuten auf, um zum Slytherin-Tisch hinüber zu sehen.

Dort schrieen alle bis auf Malfoy.

Er saß in vollkommen gelassen da, seine Kopf zurück gelehnt, um der Welt die Stirn zu bieten und die Arme über der Brust verschränkt, blickte in die Welt mit absoluter Sicherheit und einem schwachen, selbstzufriedenen Grinsen.

Und ganz langsam, wurden alle in der Großen Halle still und starrten ihn an.

Malfoy stand auf und machte eine elegante Verbeugung.

Sein Blick schweifte über die erstaunten Gesichter, und er sah aus, als ob er ziemlich dringend lachen wollte, setzte aber stattdessen nur das traditionell unverschämte Malfoy-Grinsen auf und ging.

Dies bedurfte ganz bestimmt einigen Nachdenkens.

*

Dumbledores Rede erregte ein solches Aufsehen unter den Gryffindors, dass Hermione froh war, als am nächsten Tag endlich Arithmantik auf dem Stundenplan stand.

Arithmantik war das einzige Fach, dass sie nicht mit den anderen Gryffindors zusammen hatte, und wenn sie noch eine einzige weitere Variation des „Ich-hasse-diesen-Mistkerl-Malfoy"-Themas hören musste, würde sie schreien.

Natürlich nahm auch Malfoy an Arithmantik teil, aber er nahm immer den am weitesten von ihr entfernten Stuhl, und ein Meer von Ravenclaws trennte sie und unterband gewöhnlich alles bis auf die allergehässigsten Auseinandersetzungen.

Hermione erwartete ein wenig Erleichterung.

Sie erwartete nicht, den Raum zu betreten und Draco Malfoy ganz beiläufig an ihrem Doppelschreibtisch sitzend vorzufinden, den Platz zu besetzen, den sie für ihre Notizen benötigte, den hellen Kopf über ein Arithmantik-Buch gebeugt, als habe er jedes Recht hätte, dort zu sein, wo doch jedermann wusste, dass dies ihr Platz war!

Er sah mit einem blitzenden Lächeln zu ihr hoch, als sie eintrat.

„Hey," sagte er. „Ich dachte, du könntest ein wenig Gesellschaft brauchen."

„Ich bin nicht blöd, Malfoy", sagte Hermione gleichmütig und legte ihre Bücher auf den Tisch. „Sag mir, was du hier wirklich willst, und dann verschwinde."

Malfoy blickte zu ihr auf. Seine grauen Augen waren beinahe genau wie Spiegel, schimmernd und silbrig, und warfen ihr einfach eine liebreizendere Version von sich selbst zurück.

Splitter des Spiegels Nerhegeb, wenn alles, worauf es einem ankam, Schönheit war.

„Ich versuche, deine Aufmerksamkeit zu gewinnen", antwortete er gelassen.

Hermione stand da und starrte ihn an, und dann kam Professor Vector herein und sie glitt schnell auf ihren Platz.

Erst danach begriff sie, dass sie jetzt neben Malfoy saß.

Verdammter, verdammter Mist.

„Du hast meine Aufmerksamkeit", zischte sie. „Du hast doch immer jedermanns Aufmerksamkeit bekommen, nicht wahr? Du hattest meine Aufmerksamkeit, als ich dir im dritten Jahr eine Ohrfeige verpasst habe – ist es das, was du willst?"

„Himmel, Granger, du verdrehtes Ding, du", murmelte Malfoy.

Hermione versuchte, den Unterricht nicht durch einen epileptischen Anfall zu stören.

Sie kämpfte darum, ihre Stimme leise und gleichmäßig zu halten.

„Malfoy. Was willst du wirklich?"

„Oh, weißt du. Ein wirklich männliches Aftershave. Ein Reich zum Beherrschen. Einen Harem voller knackiger östlicher Jungfern." Kurze Pause. Er grinste fies. „Oh, und Weltfrieden."

„Sei ernst!"

„Miss Granger, seien Sie ruhig", sagte Professor Vector scharf. „Sie und Mr. Malfoy können Ihr kuscheliges kleines Gespräch nach meinem Unterricht abhalten."

Hermione lief scharlachrot an. Malfoy öffnete sein Buch mit seinem seligsten Ausdruck.

Und das – zu Hermiones Empörung – war es. Malfoy machte keinen weiteren Versuch, sie zu ärgern, oder mit ihr zu reden – was natürlich genau das Gleiche war. Allem Anschein nach war er völlig in seine Arithmantik vertieft.

Und er war zu strahlend.

‚Er lenkt dich ab, wie etwas, das in der Landschaft aufblitzt.' Sie versuchte, sich auf ihre arithmantischen Rufsummen zu fokussieren, und sein zu blasses und ehrlich gesagt gar nicht so toll aussehendes Gesicht würde sich in seiner Konzentration verziehen, und plötzlich wurde die Summe zu Datensalat. 

Die einzige Sache, die er zu bemerken schien, war die Strähne glänzend hellen Haars, die immer wieder in sein Gesicht fiel. Er schob sie jedes Mal zurück, wenn das passierte, eine schnelle Bewegung, die zu ständig steigender Verärgerung führte.

Nach dem Ende der unproduktivsten Arithmantik-Stunde aller Zeiten stand er auf, und musste die Strähne zum fünfzehnmillionensten Mal wieder zurückschieben.

Er rollte die Augen.

„Ich lasse die abschneiden. Das ist einfach lächerlich."

„Oh, und ich nehme an, du fängst wieder an, sie mit Gel nach hinten zu kleistern? Das war lächerlich, wenn du mich fragst", motzte Hermione. „Sieht so viel besser aus."

Sie hätte sich die Zunge abbeißen können.

Malfoy hob die Augenbrauen.

„Ich werd's im Hinterkopf behalten, Granger. Und ich bin geschmeichelt."

Er grinste wieder selbstgefällig, und sie fühlte einen unglaublichen Drang, ihn zu schlagen.

Er schlenderte von dannen.

Sie würde jetzt ein paar Gryffindor finden gehen, und eine vernünftige Konversation mit ihnen führen.

Sie hasste diesen Mistkerl Malfoy.

*

Draco hatte einmal gehört, dass in jeder Person ein ständiger Kampf zwischen deren Gutem Selbst und Bösem Selbst herrschte.

Draco hatte diese Vorstellung aus allen Richtungen heraus betrachtet, und entschieden, dass es dabei eine Frage des Gradmessers sei. Harry Potters miteinander streitende Selbste waren zum Beispiel wahrscheinlich GuterHarry und UngezogeneWünscheWieGelegentlichKekseZuKlauenWollenHabenderHarry.

Draco hatte seine BöserDraco und KompletterBastardDraco getauft.

Gewöhnlich kamen die beiden ziemlich gut miteinander aus und verbündeten sich gegen andere Leute.

Jetzt gerade hatten sie eine kleine Meinungsverschiedenheit. Er vermutete, das lag an dem schlechten Einfluss dieser Gryffindors.

Er hatte BöserDraco gesagt, er dürfe nicht mit den Schmuddelkindern spielen.

Außerdem vermisste er es, jeden Gedanken laut von sich geben zu dürfen.

„Hallo Draco", gurrte Pansy, als er in den Gemeinschaft schritt.

„Geh weg, ich finde dich unattraktiv."

In Ordnung, in Ordnung, er verschloss sie auch so wohl kaum in sich. Aber trotzdem.

Draco knallte ins Bad seines Schlafsaales und öffnete seinen eigenen besonderen Schrank. Eine Lawine von Haarpflegeprodukten erschlug ihn beinahe.

Draco ließ sich zwischen all den Flaschen auf das Waschbecken nieder.

BöserDraco fragte: Was für eine Sorte Leute besitzt mehr als sein eigenes Körpergewicht an Haarpflegeprodukten?

KompletterBastardDraco betonte, dass es schließlich Wirkung zeige.

Ja, aber...

War das die ganze Zeit wert? Sein Haar hatte also eine winzigkleine Angewohnheit, sich an den Enden zu wellen. Na und? Wen interessiert das, verdammt?

Sieht so viel besser aus...

Draco Malfoy, du unübertrefflicher Idiot, was in Gottes Namen glaubst du eigentlich, tust du mit diesem Mädchen?

Draco drehte sich um und sah in den Spiegel.

„Hey da, Hübscher. Ich hab dich vermisst", sagte dieser.

Draco hatte diese ganze Seelenqual satt. Na, diese ganzen fünf Minuten Seelenqual. Slytherins arbeiteten einen bösen Plan aus und stürzten sich hinein.

Wohingegen Gryffindors einfach handeln.

Nicht, dass er sich jetzt genau so verhalten wollte, aber...

Es gab bestimmte Momente, in denen es einfach eine winzigkleine Erleichterung wäre.

Draco wog eine Flasche in der Hand.

Dann begann er damit, sie wegzuwerfen.

Er schmiss Flasche über Flasche in den Hof nicht viel weiter unten, warf mit bösartiger Betonung und wartete darauf, den befriedigenden Knacks der Flasche auf den Steinen zu hören.

Er hörte ein Jaulen und Argus Filchs gequälten Schrei.

„Jemand hat was auf meine Katze geworfen!"

Draco warf sich auf den Boden.

Crabbe kam herein und sah verständlicherweise verwirrt aus. Draco gestikulierte zum Fenster.

Crabbe ging hinüber und schaute hinaus.

„Du! Du warst das!", heulte Filch auf. „Ich werde dich umbringen!"

Crabbe sah verwirrt und verängstigt aus.

Draco kicherte boshaft und verließ das Bad auf seinen Ellenbogen robbend.

Dieses unerklärliche Seelenpein-Zeugs senkte sich wieder in sein Bewusstsein, als er raus und auf seinen Füßen war.

Er spazierte in den Gemeinschaftsraum.

Im Gegensatz zu dem, was die Gryffindors glaubten, verbrachten Slytherins ihre Freizeit nicht mit rituellen Opferungen kleiner Kuscheltiere für den Dunklen Lord. Blaise, Pansy und Goyle spielten Karten.

Okay, ja, es war Strip-Poker. Trotzdem.

Slytherins – auch wenn Draco sich selbst schmeichelte, eine ganz spezielle Ausnahme zu sein – waren nicht das Herz des reinen Bösen. Untereinander hielten sie alle eine erbitterte Loyalität. Sie wussten, dass die anderen Häuser alle gegen sie verbündet waren.

Man hörte schließlich das Geflüster. Dunkle Hexer. Besser jedes Haus als Slytherin. Fiese Bande.

Richtig, irgend jemand schuf ein Haus, um mörderische Gegner zu erschaffen. Muss der Sprechende Hut einfach vergessen haben zu erwähnen.

Draco mochte die meisten seiner Hausbewohner wirklich, und die, die er nicht mochte, konnte er immer noch ausnutzen. Er hatte sie alle vermisst, als er im Gryffindor-Turm war.

Aber...

Es war verdammt kalt in diesem Kerker.

Die geschnitzten Stühle waren unbequem.

Draco starrte ins Feuer.

Na schön. Wenigstens gebe ich einen sehr gutaussehenden düsteren Helden ab.

*

Hermione sah sich indigniert im Gemeinschaftsraum um.

Die Gryffindors waren am – ein anderes Wort dafür gab es einfach nicht – Durchhängen.

Harry und Ginny schienen sich in eine peinliche Konversationslücke verfahren zu haben, stolperten über Worte und erröteten. Seamus war immer noch leicht betäubt und wiegte sich ein bisschen zu sehr vor und zurück als gesund sein konnte.

Dean Thomas hatte seine Gitarre herausgeholt, und sah die Musikstücke durch, die er für Fluffys nächsten öffentlichen Auftritt geplant hatte. Er schien zu niedergeschmettert, um auch nur eine Note zu spielen.

Parvati und Lavender versuchten sich dem Anschein nach mit leeren Milchkartons zu trösten.

Neville hatte eine Tasse Kaffee gekocht und starrte sie jetzt in verständnisloser Verwirrung an, weil er Kaffee hasste.

Es musste wohl das Wetter sein, dachte Hermione. Es war fröstelig und neblig draußen, und sowas musste jedermanns Laune dämpfen. Das musste es sein, was den Gemeinschaftsraum so... so leer und so... lebensfunken-los wirken ließ.

Ron hatte seinen Kopf zwischen den Armen.

„Vielleicht solltest du ins Bett gehen", schlug Hermione zartfühlend vor.

„Nein!", Ron Gesicht wirkte gehetzt. „Ich werde nie wieder ins Bett gehen! Das Bett ist böse, das Bett wurde geschändet, das Bett muss verbrannt werden!"

„Um... okay."

Sie ließ zaghaft eine Hand auf Rons Schulter ruhen.

„Und ich kann diese Zaubertränke-Hausaufgabe nicht machen!", jaulte Ron. „Warum ist das plötzlich so schwer?"

„Das kann ich mir nicht vorstellen."

„Und warum ist alles so langweilig?", wollte Ron streitlustig wissen. „Was ist bloß los mit euch allen?"

Ron war einfach viel zu durchsichtig. Er ließ einen seine Gefühle sehen, wenn man es gerade schaffte, seine eigenen vor sich zu verbergen.

„Ron, niemand wusste es", beruhigte ihn Hermione. „Es ist okay, ihn zu vermiss-"

„Ihn zu vermissen?", brüllte Ron und reagierte damit viel heftiger, als wenn er das nicht glauben würde. „Diesen bösen Mistkerl vermissen? Diese... diese Schlange im Rattenkostüm vermissen? Ich vermisse ihn nicht, ich –"

Die Stille hinter Rons Stimme schien sich zu vertiefen, dichter zu werden, als ob jeder erstaunt auf einen Punkt hinter ihm starrte, verzweifelt sehen wollte, was als nächstes passierte.

Dem war tatsächlich so.

„Ihr Leutchen solltet wirklich öfter euer Passwort ändern", meinte Draco Malfoy gedehnt. „Jeder böse Mistkerl könnte hier einfach so reinspazieren."

*